Hetty - Jane Gardam - E-Book

Hetty E-Book

Jane Gardam

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Beschreibung

Plötzlich steht er vor ihr, der Mann, den Hetty über alles geliebt hat, bevor sie heiratete und Kinder bekam. Er sieht noch genauso gut aus wie früher, ist inzwischen ein berühmter Künstler - und sie liebt ihn immer noch. Der irische Sommer ist ungewöhnlich heiß, auch ihre Kinder erliegen sofort der Anziehungskraft dieses Mannes, und Hetty erlebt die Tage, während sie auf den Vater ihrer Kinder wartet, der von Geschäften in London aufgehalten wird, wie in Trance... Frisch, klug, meisterlich verknappt erzählt Jane Gardam von leidenschaftlicher Aufregung und der Gelassenheit wahrer Liebe.

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Seitenzahl: 30

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Jane Gardam

Hetty

E-Book

Hanser Berlin

Hetty, schlafend

Als sie den langgestreckten Rücken des großen Mannes bemerkte, schwindelte ihr kurz, und sie dachte: »Sieht aus wie Henekers Rücken.« Dann drehte er sich um, und sie stellte fest, dass es Heneker war.

Er stand auf einem blassen Sandstreifen am Meer und blickte in das kalte Wasser hinab, still wie immer, friedvoll, unverkennbar.

»Wie kann das sein?«, dachte sie. »So ein Unsinn! Es kann ja gar nicht sein.«

Sie faltete weiter T-Shirts und Jeans, sammelte herumfliegende Sandalen ein, machte zwei ordentliche Stapel mit jeweils einem Handtuch zuoberst, für die Kinder, wenn sie aus dem Meer kamen. Sie zog die Strickjacke aus, fuhr sich mit den Händen durchs Haar, hielt das Gesicht für einen Moment in die Sonne und sah dann noch einmal hin.

Sie sah ihre beiden Kinder mit trommelnden Füßen über den harten, weißen Sand rennen, an dem Mann vorbei ins Meer planschen und sich quiekend in die Gischt werfen. Dann betrachtete sie wieder den Mann.

Lange, braune Beine, langer, brauner Rücken. Er beobachtete die Bewegungen des Wassers und die darin spielenden Kinder mit der Konzentration eines Malers. Er war zwanzig, dreißig Meter entfernt, aber das träge Lächeln war unverkennbar, die Anerkennung der Wunder der Welt, als er die Augen verengte und Linien und Ebenen und Schatten aufnahm.

Also doch Heneker. Zehn Jahre älter, aber eindeutig niemand anderes als Heneker.

Er drehte sich um, kam den Strand hoch, ließ sich neben sie fallen und sagte: »Hallo.« Er trug eine schwarze Badehose und hatte einen Bart. »Komisch«, dachte sie. »Ich muss über Bärte im Meer immer lachen, aber er sieht ganz gut aus. Er sah immer ganz gut aus, egal, wo er war.«

»Hallo«, sagte sie.

Er hatte sie nicht beim Namen genannt. Vielleicht hatte er ihn vergessen. Er hatte die Leute meistens nicht beim Namen genannt. Er war immer vorsichtig gewesen. Außer bei seiner Arbeit.

»Hallo, Hetty«, sagte er. »Lange her.«

»Komischer Ort«, sagte sie. Er lächelte und wandte den Blick nicht von ihrem Gesicht ab. »Um sich wiederzutreffen«, sagte sie. »Ziemlich weit weg von Earl’s Court. Connemara.«

»Urlaub«, sagte er sanft und ließ Sand durch seine Finger rinnen. Wieder schlingerte ihr Herz, als sie seine Finger sah. »Ich kenne jeden Nagel«, dachte sie. »Jede Linie darin, jeden Halbmond. Oh Gott!«

Aus dem Meer ertönte Gequieke, und er sah über seine gebräunte Schulter zu den Kindern. »Deine?«, fragte er.

»Ja.« Sie plapperte drauflos. »Sie sind acht und vier. Andy und Sophie. Wir sind für vierzehn Tage hier. Wir haben ein Haus gemietet.«

»Und ihr Papa?«

»Kommt nach. Eigentlich sollte er mit uns zusammen herkommen, aber dann gab es irgendeine Krise, und wir sind schon mal vorgefahren. Wir hatten das Haus ja schon gebucht. The Pin.«

»The Pin? Das Haus von Lord Dings? Ballinhead?«

»Ja. Das ist ein Fischerhaus …«

»Ich weiß.« Er drehte sich auf den Bauch, griff nach ihren nackten Füßen und hielt sie fest. »Hetty«, sagte er und betrachtete ihre Zehen genau. »Wunderschöne Füße«, sagte er. »Schon immer gewesen. Einmal habe ich deine Füße gemalt. Dann hast du Kohle geheiratet?«

»Nein«, sagte sie. »Als wir geheiratet haben, war noch keine Kohle da. Er ist schlau. Und gut. In seinem Job. Hervorragend, wenn du es genau wissen willst.«

»Hohes Tier?«

»Nein, Quatsch. Ich war Malerin, hätte ich ein hohes Tier geheiratet?«

»Wenn du die Gelegenheit hattest, wärst du ja blöd gewesen, es nicht zu tun. Colonel und Lady Hohestier, V.C., X.Y.Z. und sonstige Orden. Bist Du Lady Hohestier? Du siehst ein bisschen so aus, mit deiner weißen, weißen Haut.«