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Du kannst alles verlieren, deinen Hausschlüssel oder deine Lederhandschuhe, deine Hornbrille oder deinen Lottoschein, nur nicht deinen Humor und dein Lachen. Sie sind Balsam für die Seele. Denn wer sich kranklacht, lebt am gesündesten. Jede Minute, die man lacht, verlängert das Leben um eine Stunde. Immer, wenn wir lachen, stirbt irgendwo ein Problem. Und wir lachen alle in derselben Sprache. Das ist besser als jede Medizin, kostenlos und ohne Nebenwirkungen. Schmunzeln Sie über merkwürdige Marotten der Zeitgenossen, betrogene Betrüger wie listige, lustige, lebensfrohe Mitmenschen. Lehnen Sie sich zufrieden im Sessel zurück, genießen Sie die Geschichten dieses Buches und lächeln süffisant. Dann bleiben Sie gesund und brauchen keine bitteren Pillen zu schlucken.
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Seitenzahl: 330
Veröffentlichungsjahr: 2020
Geh frhlich lachend auf dich zu!
Humorvoll
Der kann was erleben
Richtig ansprechen
Ich habe ihn gesehen
Im Wildgehege
Zu teuer
Verständnisvoller Bischof
Yes, we can - yes, we kämm
Auf die Sichtweise kommt es an
Deutsche in Deutschland
Der zerstreute Professor
Nicht erstunken und erlogen
Wie kommt man darauf?
Eine Strafe Gottes
Deutsche Sprache, schwere Sprache
Galgenhumor als Lichtschimmer
Beziehungstechnisch
Vom Unglück verfolgt
Spontanvortrag
Steinigt sie!
Zu viele Akademiker
Ein kleiner Buchstabe mit großen Folgen
Das Leben ist wunderbar
Reicht völlig
Die Ewigkeit dauert länger
Angezählt
Wunderbar
Kindermund tut Wahrheit kund
Integration ist schwer
Valentinstag
Familie Pfiffikus
Männer
Ausgetrickst
Fürs Leben lernen wir
Clevere Blondine
Fasten ist wichtig
Rheinischer Humor
Gerecht aufteilen
Quotengleichheit nicht realisierbar
Wie gewonnen, so zerronnen
Eine Runde für alle
Reliquien - ein gutes Geschäft
Wohl bekomm’s
Dem Teufel entkommen
Schlagfertig
Herr im Schneckenhaus
Vom Regen in die Traufe
Nicht verbessert
Professoren haben es schwer
Anekdotisch
Musterschüler
Was ist real?
Geistesgegenwärtige Einladung
Abgewiesen
Nicht unrichtig
Ein kluger Schachzug
So wird man ein großer Staatsmann
Sarkasmus pur
Eine todernst gemeinte Bitte
Keine gehobene Stellung
Friedrich der Zweite
Immerhin
Der herzliche Glückwunsch gilt wem?
Gut gelaunt
Genau hinsehen
Gekonnt gekontert
Ein Staatsgeheimnis
Schlagkräftig
Man muss nur nachschlagen
Menschlich
Langfristig planen
Spontanheilung
Verwechslung mit schlimmen Folgen
Nichts ausgefressen
Muntermacher
Wie die Zeit vergeht
Oh mein Gott
Respektvolle Diebe
Die Zeiten ändern sich
Genaue Anweisungen, bitte!
Ganz kostenlos
Mach uns keine Schande
Liebe Gertrud
Nur der Augenblick zählt
Ein untrügliches Zeichen
Sie folgen ihm unauffällig
Unverblümt
Geradeheraus gesagt
Sieh’s mal so!
Die Engel auf Erden
Kein Trinkgeld
Das musste gesagt werden
Dezenter Hinweis
Das weiß der Himmel
Sinnvolle Tätigkeiten
Ehemänner muss man erziehen
Ein Einstellungsgespräch
Die Etiketten sind wichtig
Verleih verhindert
Mit dem Leben davongekommen
Sich besser kennenlernen
Greifen Sie zu!
Undenkbar
Gott hat gut lachen
Vertrauensvoll
Keine große Sache
Die Erbsünde
Arbeitsüberlastung
Nicht daran gedacht
Andere Länder, andere Namen
Etwas falsch verstanden
Waschweiber
Welch eine Freude
Das kann keiner stehlen
Wortgetreu ausgeführt
Sehr gut!
Mit Stolz
Liebe ist
Geheimnisse wahren
Après-Ski
Verkalkuliert
Gelehriger Papagei
Heimarbeit
Man sieht sich immer zweimal
Gerechte Strafe
Ganz offensichtlich
Mir gelingt nichts
Alter Hut
Liebe geht durch den Magen
Ideen muss man haben
Beim Barte des Propheten
Draufgänger und Datenschutzbesessene
Richtige Lösung
Gleichgewicht der Kräfte
Ein Vergleich lohnt sich
Das Gelächter der Hölle
Wie denn?
Ganz offensichtlich eine Strafe Gottes
Listig
Umstrittene Rechtschreibung
In den Spiegel schauen
Man kann nicht immer gewinnen
Rache ist süß
Unmissverständlich
Klare Sache
Problem gelöst
Unverändert
Vertrauenspersonen
Jägerlatein
Die beste Lösung
Reine Notwehr
Ein unvergessliches Wochenende
Kein Vergleich
Unterschiedliches Balzverhalten
Spitzbübisch
Streng und gerecht
Glück gehabt
Zeitgenossen gibt’s
Ein viel größerer Künstler
Der erste Anästhesist
Nicht nur Kleider machen Leute
Pack verträgt sich
Gelungene Aufnahmen
Jeder sammelt etwas anderes
Heute ist es sehr kalt
Gewusst wie
Hilfreiche Anweisungen
Leicht zu unterscheiden
Der Schein trügt
Wladimir auf der Zielgeraden
Richtig, doch falsch verstanden
Clever
Die Stirn bieten
Leicht zu erraten
Glasklare Sache
Eine Unterrichtsstunde für den Lehrer
Besuch macht immer Freude
Das Vertrauensverhältnis
Wer den Pfennig nicht ehrt
Aus einer Predigt viel gelernt
Ein gutes Gefühl
Ausdauer an den Tag legen
In der Ruhe liegt die Kraft
Schmerzhafte Wahrheit
Ein kleines Dankeschön
Sehr geehrte Frau Pastorin
Ein Platz an der Sonne
Spöttisch
Gleich zwei Tote
Schneller geht es nicht
Seltsame Logik
Ärztliche Hilfe dringend erforderlich
Krieg der Geschlechter
Unerschütterlich: unser Glaube
Nur einschalten
Nicht listig genug
Nicht umsonst
Gott sei Dank
Riesengroß
Ein kranker Kommilitone
Ich bin nicht Aikodo
Äußerst tierliebend
Beinahe zu früh gestorben
Die Flugschau
Der wirkliche Beginn der Menschheit
Der Gerichtssaal ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Zur Verhandlung steht ein bewaffneter Überfall auf eine Familie in der Reihenhaussiedlung Nordweg an. Der Prozess ist darum von großem Interesse, weil ein solch schreckliches Ereignis jeden Bürger treffen kann, jeden der Anwesenden, auch den friedlichsten, den Nachbarn von nebenan, den Bäcker in der Hauptstraße, sogar den Anwalt des Klägers, der ihn hier vor Gericht vertritt. Dieser ruft eine ältere Dame, die zu der betroffenen Familie gehört und den Vorgang miterlebt hat, in den Zeugenstand.
Er fragt sie: „Gnädige Frau, kennen Sie mich?“ Er hofft zu hören, dass er zu den vielen unbescholtenen, ehrlichen, rechtschaffenen Bürgern dieser Republik gehört, dem Ähnliches zustoßen kann und das Urteil für jedermann von immensem Interesse sein muss.
Die Antwort des Großmütterchens aber trifft ihn unvorbereitet: „Oh ja, ich kenne Sie gut, seit Sie ein Schulbub waren. Sie haben sich ständig mit Ihren Klassenkameraden geprügelt, alle und jeden verpetzt und hinter deren Rücken üble Gerüchte verbreitet. In Ihrer Studienzeit benahmen Sie sich auch nicht viel besser. Statt zu lernen sind Sie den Weibern nachgestiegen, haben sie sitzengelassen, wann es Ihnen passte und - weil Sie sich nicht aufs Lernen konzentrierten - ein schlechtes Examen abgelegt, was sich bis heute auf Ihre Arbeit auswirkt. Zudem betrügen Sie Ihre Frau mit Ihrer Sekretärin.“
Der Anwalt, der diese Aussage nicht erwartet hat, schaut sich verlegen im Saal um und steuert auf den Kollegen der Verteidigung zu, sieht ihn an und stellt der lebenserfahrenen Dame diesbezüglich dieselbe Frage. Auch jetzt antwortet sie mit viel Sachkenntnis.
„Oh ja“, sagt sie, „auch der ist mir wohlbekannt. Der war schon als kleiner Junge scheinheilig, verlogen und hinterhältig. In seiner Faulheit stand er Ihnen in nichts nach. Sie legte er in seiner gesamten Studienzeit auch nicht ab. Mit Fleiß und Eifer erledigte er nie etwas. Seine Kanzlei ist die schlechteste im ganzen Bezirk. Aber im Fremdgehen ist er noch besser als Sie, hierin übertrifft er Sie bei Weitem. Er betrügt seine Frau gleich mit drei Weibern.“
Der Richter unterbricht ihren Redeschwall, lässt die Anwälte vortreten und droht ihnen: „Wenn jetzt einer von euch Idioten fragt, ob sie auch mich kennt, schicke ich ihn wegen Richterbeleidigung für vier Wochen in den Knast.“
Die Anreden bei Verliebten sind einfach. Die Turteltäubchen benutzen mit Vorliebe Tiernamen, um den Zukünftigen oder die Zukünftige anzusprechen. Sie nennen sich gerne „süßer Spatz“, „liebes Mäuschen“ oder einfach „mein Häschen“. Im Laufe der Ehe stellt man sich um. Aus den Kleintieren werden ausgewachsene Viecher, die von Jahr zu Jahr an Größe zunehmen. Aus dem begehrten Lämmchen wird ein „dummes Schaf“, dann ein „alter Esel“ oder manchmal - und das nicht selten - ein „großes Rindvieh“ oder ein „blödes Kamel“.
In der Politik ist es einfach, man redet sich je nach der Tätigkeit des Angesprochenen an mit „Herr Staatssekretär“, „Herr Minister“ oder „Herr Bundeskanzler“. Es darf auch, wenn es eine Frau in die von Männern dominierte Riege geschafft hat, die weibliche Form sein.
Mit den Anreden in der Kirche ist das bedeutend schwieriger. Drei Skatbrüder saßen an ihrem Stammtisch und prahlten. Es unterliefen ihnen aber dabei keine Fehler, denn sie ordneten die passende Anrede der jeweiligen Person korrekt zu. Der erste, der gerade die Karten gegeben hatte, sagte: „Mein Bruder ist Pfarrer. Alle sagen ‚Hochwürden‘ zu ihm.“
„Mein Onkel ist Bischof“, meinte der zweite, „alle sagen ‚Seine Exzellenz‘ zu ihm.“
Die beiden sahen den dritten im Bunde an. Dieser meinte: „Zu meinem Vetter sagt keiner ‚Euer Gnaden‘ oder ‚Eure Eminenz‘. Man befördert ihn gleich in himmlische Sphären. Er ist von stattlicher Figur, hat eine Größe von zwei Metern und ein Gewicht von über drei Zentnern. Er ist nur Küster, in der Hierarchie der Kirche ganz unten. Aber wenn er durch das Kirchenportal schreitet, heben die versammelten Gläubigen ihre Hände, nicht zum Gebet, sondern sie schlagen sie vor ihr Gesicht und sagen: „Allmächtiger!“
„Aufgabe eines Gerichtsvollziehers ist die Beitreibung titulierter Geldforderungen“ heißt es im Beamtendeutsch. Er ist Beamter und wie manche Staatsdiener bei der Bevölkerung nicht sehr beliebt, noch weniger als die vom Finanz- oder Zollamt. Er steht an erster Stelle. Er darf bewegliches Vermögen wie Bargeld, Schmuck, Kraftfahrzeuge kennzeichnen, indem er die ausgesuchten Gegenstände mit einem Pfandsiegel versieht, im Volksmund „Kuckuck“ genannt, und gegebenenfalls zu einem späteren Zeitpunkt konfiszieren.
Ehepaar Sparbier sieht beim Blick aus dem Fenster einen solchen Herrn forschen Schrittes auf sein Reihenhäuschen zusteuern. Es kennt ihn, denn er war schon mehrmals da; weiß, das bedeutet nichts Gutes. Alle Personen dieser Gattung, durchaus Erwachsene, benehmen sich nämlich wie Kleinkinder, zeichnen sich durch kleinbürgerliches Raffgehabe aus. Was sie sehen, wollen sie haben. Anpumpen kann man sie auch nicht, obwohl man ein bisschen Geld bitter nötig hätte.
Als die Frau des Hauses die Tür öffnet, sagt der Pfändungsbeauftragte nach einem kurzen Guten Morgen in barschem, sehr bestimmtem Ton: „Gnädige Frau, ich möchte Ihren Mann sprechen! Und zwar sofort! Ich muss ihm eine eidesstattliche Versicherung abnehmen.“
Frau Sparbier antwortet ihm mutig und mit fester Stimme: „Er ist nicht im Haus.“
„Das kann nicht sein, ich habe ihn durchs Fenster gesehen“, erwidert schroff und herausfordernd der Gerichtsvollzieher.
Frau Sparbier: „Er Sie auch!“
In einer Firma haben Tiere normalerweise nichts zu suchen. Unser Betrieb aber ist Tierhandlung, Zoologischer Garten und Wildgehege zugleich.
Mein Chef erinnert mich an ein Walross: auftauchen, Maul aufreißen, abtauchen. Er glaubt, er sei das beste Pferd im Stall. Ist er auch, denn er macht den meisten Mist, erinnert darum eher an einen Esel. Meine Kollegen gleichen Schmeißfliegen, lachen devot, wenn er banale, geistlose, frivole Witze reißt, klopfen sich dabei wie die Affen an die Brust, Freude und Begeisterung heuchelnd.
Seine Sekretärin ist ein munteres Rehlein, setzt bei jedem Betriebsfest ihrem Mann Hörner auf. Er trägt mittlerweile ein stolzes Geweih. Unser Betriebsleiter bettelt ständig beim Chef um eine Gehaltserhöhung wie ein räudiger Hund. Denn er braucht viel Geld, weil seine Frau wie ein eitler Pfau in ihrem Freundeskreis herumstolzieren muss.
Die Dame in der Buchhaltung ist eine giftige Schlange, eine neugierige Ziege, die überall ihre Nase hineinsteckt, im Glauben, dass sie mit ihrem Tratsch sich bei der Firmenleitung eine goldene Nase verdienen kann. Nur wie sieht ein eitler Gockel, der sie nun einmal ist, mit einem solchen Zinken im Gesicht aus?
Den Neuen hat der Chef mit dem Kopf auf dem Tisch eingenickt, nein, tief schlafend wie ein Murmeltier, vorgefunden. Er sagte zu ihm: „Alle Achtung! Sie haben sich aber bei uns schnell eingearbeitet.“
In der Pause werde ich zum Faultier, liege abseits von allen und jedem in der Sonne, weil ich mich von ihnen erholen muss und um Abstand von so viel Gewürm zu gewinnen.
Als ich einmal erschöpft nach Hause kam, behauptete meine Frau: „Das größte Schaf in dem Stall bist du. Du arbeitest wie ein Pferd, bist fleißig wie eine Biene und abends müde wie ein Hund.“ Dann riet sie mir: „Geh doch mal zum Arzt! Am besten zum Tierarzt! Der wird feststellen, dass du ein Kamel bist.“
Herr Kneip wollte sich einen Herzenswunsch erfüllen. Im Schaufenster eines Kaufhauses sah er ein Kaffeeservice, das sein Herz mit Freude erfüllte, seinen Blick begehrlich werden ließ. Als er im Geschäft vor der ausgestellten Ware stand, wurde ihm bei der Ansicht des Preises schlecht.
Doch der Verkäufer des Hauses war geschickt. Er schlug vor, auf die Zuckerdose zu verzichten, man könne Würfel auf einen Teller legen, Eierbecher aus dem Angebot zu nehmen, nur Rühr- oder Spiegeleier servieren, auf Tellern, die zum Sortiment gehören. Die Kanne ist bei den heutigen Kaffeeautomaten auch überflüssig.
Der eifrige Angestellte nahm einen Stift, rechnete, der Preis senkte sich erheblich. Kneips Mundwinkel aber auch, seine Miene erhellte sich nicht im Geringsten, denn die Kosten überstiegen nach wie vor bei Weitem seine Möglichkeiten. Ein guter Service ist ein guter, wenn immer noch weitere Optionen in Betracht gezogen werden können. Und das tat der Verkäufer. Er schlug vor, die Teetassen auf zwei zu reduzieren, denn Tee würde nicht von vielen Gästen getrunken.
Als dies immer noch kein Lächeln in Kneips Gesicht zauberte, holte er zum letzten Rundumschlag aus und erklärte das Milchkännchen, die Müslischalen und das Stövchen zu überflüssigem Ballast.
Jetzt stimmte der Preis, kein Wunder!
Auf dem Heimweg kam der Glückliche an einer Feldküche vorbei, die Erbsensuppe anbot. Jetzt ritt ihn der Teufel, saß ihm der Schalk im Nacken. Er fragte den Koch: „Was kostet eine Terrine Suppe?“
Dieser antwortete: „Mit Einlage 4,50 € “
„Und wenn ich auf das Würstchen verzichte?“
„3 Euro!“
„Und wenn ich die Erbsen weglasse?“
In der Bibel heißt es, dass Jesus zu den Pharisäern sagte: „Wer ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein…“
Es gibt aber auch heute solche Pharisäer, Gläubige, die Fehler, Schuld und Vergehen auf ihre Schultern geladen haben und dennoch nicht davor zurückschrecken, ihren Pfarrer, der um ihr Seelenheil unentwegt besorgt ist, beim Bischof anzuschwärzen.
Pastor Reiner Rosenbauer ahnte nichts Gutes, als ihn sein Vorgesetzter in den Bischofssitz bestellte. Von stillen Gebeten begleitet und der Bitte an den Allmächtigen, das Schlimmste von ihm abzuwenden, betrat er demütig den prachtvollen Bau.
Seine Exzellenz stand mit seiner roten Soutane, der roten Knopfleiste, dem roten Saum sowie dem roten Zingulum und dem roten Scheitelkäppchen würdevoll vor ihm. Ohne Umschweife kam er mit mahnender Stimme gleich zur Sache.
„Mir ist zu Ohren gekommen“, sagte er, „dass Sie einen Hund getauft haben. Der Pfarrgemeinderat glaubt fest, dass Sie damit Ihre Kompetenz überschritten und zweifellos ein heiliges Sakrament missbraucht haben.“
Dann fügte er gebieterisch, ein wenig pathetisch hinzu: „Ich schließe mich dieser Meinung voll und ganz an.“
Der Seelsorger verteidigte sich so: „Unser Gemeindemitglied Herr Neubauer meinte, sein Hund gehöre zur Familie, wird von allen heiß geliebt und als solcher müsste er durch die Taufe in die Gemeinschaft aufgenommen werden.“
Er machte eine kurze Pause und fuhr dann fort: „Als ich zögerte, meine Bedenken äußerte, drückte er mir zweitausend Euro in die Hand. Bei diesem sehr großzügigen Argument verschwanden all meine Zweifel, lösten sich wie ein Wunder in Luft auf.“
Der Bischof antwortete auch ohne Bedenken: „Haben Sie Ihren Herrn Neubauer auch gefragt, ob sein Hund nicht auch christlich beerdigt werden soll?“
Dann fügte er mit einem süffisanten Lächeln hinzu: „Eine Beerdigung ist kein Sakrament und darum kann kein Gläubiger an einer solchen Anstoß nehmen.“
Dann klopfte er seinem Bruder anerkennend auf die Schulter und gab ihm noch diesen Rat mit auf den Weg: „Bedenken Sie, lieber Pfarrer, ein solcher Akt ist viel aufwendiger als eine Taufe, dauert seine Zeit!“
Dann nickte er zur Bestätigung: „Zeit kostet Geld auf Erden, denn sie ist hier begrenzt.“
Manchmal ist es gut, entstaubt die Seele, wenn man die Dinge nicht zu ernst nimmt, morgens vor dem Spiegel steht und sich ermutigt, sich selbst auf die Schüppe zu nehmen, wie der Berliner sagen würde.
Frau Schöngeist ist eine waschechte Sächsin, wohnt jetzt in der Hauptstadt. Sie kennt sich aus im Großstadtdschungel. Weiß, dass jeder in dieser Stadt versucht aufzufallen, nicht nur die einfachen Bürger mit aufreizend gefärbten Haaren, bestechenden Piercings, extravaganter Kleidung, vor allem die Geschäftsleute, die ständig bemüht sind, die Aufmerksamkeit ihrer Kunden auf sich zu lenken. Es ist darum wichtig, ihre Werbung mit Humor zu ertragen, sie nicht zu ernst zu nehmen, sie tut es manchmal selber nicht.
Frau Schöngeist, eine Liebhaberin der guten Frisur, ist auf dem Weg zum Hairstylisten. Zunächst kommt sie an einem Supermarkt vorbei und schmunzelt über die Reklame: „Frisch reingekommen! Salamis für Vegetarier!“ Abgebildet sind Schlangengurken. Der Imbissladen, der auf ihrem Weg liegt, macht auf sich aufmerksam, indem er dieses Sonderangebot offeriert: „Nehmen Sie zwei Pizzen und bezahlen Sie beide!“
Weiter schreitet sie auf dem Bürgersteig vorbei an der Kochschule „In a la Munde“ und der Fahrschule „B-Standen“. Sie geht dann über einen blau-weißen Zebrastreifen, bleibt vor dem Haarstudio „Yes we kämm“ stehen, betrachtet die Auslage des Schaufensters, in der ein kleiner Löwe mit gut frisierter Mähne hockt, die Haare nach oben gekämmt, zu einem Knoten zusammengebunden.
Es ist nun einmal so: Humorvolle Werbung sorgt für eine positive Stimmung den ganzen Tag, auch bei Frau Schöngeist. Darum betritt sie das Geschäft und bittet die Frisöse: „Kämm Se mir de Spitzen schneden?“
Die junge Dame lässt sich nicht aus der Ruhe bringen und antwortet: „Of course! Yes, we kämm.“
Das Bittgebet steht in der Rangfolge der Gebete an erster Stelle. Die Menschen beschwören den Allmächtigen und die himmlischen Heerscharen um Beistand, wenn sie in großer Not sind. Je größer die Not, desto flehender das Rufen nach Hilfe.
Ein Witz parodiert dies so. Ein Busfahrer und ein Pfarrer kommen an die himmlische Pforte. Während Petrus dem ersteren sofort Einlass gewährt, muss der Geistliche sich zunächst in das Fegefeuer begeben, um Sühne zu tun. Seine heftigen Proteste nutzen ihm wenig, denn der Apostel begründet seine Entscheidung damit: „Während du gepredigt hast, haben die Menschen geschlafen. Wenn der Busfahrer fuhr, waren alle hellwach und beteten inständig, schickten unentwegt Hilferufe zum Himmel.“
Auch im Konfirmandenunterricht ist Beten ein Thema. Die Pastorin weist daraufhin, dass das tägliche Gebet, Morgen- wie Abendgebet, zum christlichen Alltag gehören sollte. In vielen Familien ist es sogar gute Sitte, dass auch stets ein Tischgebet gesprochen wird.
Einer der Konfirmanden meint: „Das machen wir nicht mehr. Meine Mutter hat inzwischen einen Kochkurs besucht, und was sie jetzt am Herd zaubert, ist sehr bekömmlich.“ Er lächelt, schaut die Pastorin verschmitzt an und sagt: „Manchmal helfen Kenntnisse mehr als Gebete.“
Die Geistliche antwortet ein wenig pikiert: „Das ist die Auffassung eingefleischter Atheisten, die behaupten: ‚Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott‘.“
„Vielleicht auch die Überzeugung aktiver Christen“, erwidert der Schüler nicht ohne einen belehrenden Unterton, „wenn wir selber zupacken, können wir uns Gottes Beistand sicher sein.“
Auch in Glaubensfragen kann man manches so, aber auch so sehen.
Wenn ein Gastgeber zu seinem Gast sagt: „Heute gibt es Herrgott’s Bescheißerle, dann wird dieser nicht gerade hocherfreut sein. Dabei serviert ihm der Hausherr ein durchaus schmackhaftes Essen und in seiner Region sehr beliebtes Gericht, nämlich Maultaschen. Sie werden in Schwaben so genannt, weil viele Gläubige mit ihnen das Freitagsgebot der Kirche, kein Fleisch zu essen, umgehen. Denn dieses wurde im Nudelteig versteckt, so dass es der himmlische Vater nicht sehen, der hungrige Sünder das Gericht sich dennoch munden lassen konnte. Sie haben den Allmächtigen be---trogen, man kann es auch anders ausdrücken. Dann erklärt es die Bezeichnung.
Wenn einem Besucher Leipziger Allerlei angeboten wird, hofft der Optimist auf ein abwechslungsreiches Gericht. Der Pessimist befürchtet, Abfallreste der Küche zu bekommen. In Wirklichkeit gehören in dieses Essen nicht etwa Übergebliebenes, sondern viel frisches Gemüse wie Erbsen, Karotten, Sellerie, Morcheln, Spargelköpfe und grüne Bohnen, häufig werden auch Blumenkohl oder Kohlrabi hinzugefügt. Zum klassischen Leipziger Allerlei kommen noch Flusskrebsschwänze und Grießklößchen hinzu.
Frau Werner, eine waschechte Hamburgerin, besucht ihre Tochter und deren Mann, ihren Schwiegersohn, einen alteingesessenen Leipziger, in der Messestadt. Sie hat, um das verkrampfte Verhältnis zum Ehemann ihrer Tochter zu entkrampfen, einige Flaschen Wein mitgebracht. Doch dieser dankt ihr freundliches Entgegenkommen nicht. Wenigstens glaubt sie das. Er umarmt sie zwar liebevoll und drückt sie herzlich. Er sagt dann zu ihr: „Liebe Schwiegermama, heute gibt es zum Kaffee Strumpfsohlen und danach reiche ich dir Gose und Allasch.“ Die Stimmung ist auf dem Tiefpunkt. Die Schwiegermutter sieht ihren Gastgeber wütend an und meint: „Zeigst du mir dein Missfallen so, dass du mir durchgeschwitzte Socken vorsetzt und dann noch, ich mag es gar nicht auszusprechen, servierst?“
Jetzt muss selbst die Tochter laut lachen und nimmt ihren Schatz schützend in den Arm: „Mutti“, erklärt sie, „Strumpfsohlen ist die Bezeichnung für ein leckeres Hefegebäck mit Pflaumen und Streuseln. Ich habe es selber gebacken. Das dunkle Obst darauf sieht aus wie Löcher in den Socken. Darum nennen wir es so. Gose ist ein süffiges, säuerliches Weizenbier aus unserer Gegend und Allasch ein fast vierzigprozentiger einheimischer Likör, den man bei uns sehr, sehr gerne trinkt.“
Deutsche in Deutschland haben es schwer.
Dass gelehrte Professoren manchmal sehr zerstreut sind, weiß jeder. Eine von vielen kleinen Anekdoten nennt dieses Beispiel: Ein Hochschullehrer kommt in ein Optikergeschäft und verlangt drei Brillen. Auf die Frage, wozu er denn gleich drei benötige, antwortet dieser: „Eine für die Nähe, eine für die Ferne und eine, um die beiden anderen zu suchen.“
Der deutsche Arzt und Anatom Carl Friedrich Wilhelm Ludwig, Begründer der modernen Physiologie, braucht sich hinter diesem nicht zu verstecken. Er wollte seinen Studenten und Studentinnen ein Experiment mit einem Laubfrosch zeigen. Dem Tier hatte der Professor zuvor das Großhirn größtenteils entfernt, um die reflektorischen Leistungen des vom Gehirn abgetrennten Rückenmarkes zu beweisen.
Er legte ein kleines Paket vor sich auf den Tisch und sagte: „Um meine Thesen besser belegen zu können, habe ich hier in diesem Paket einen präparierten Frosch mitgebracht. Schauen Sie bitte genau hin!“
Er öffnete die Schachtel und zum Vorschein kamen: zwei belegte Butterbrote, ein roter Apfel und ein gekochtes Ei.
Nachdem er eine ganze Weile mit sichtlicher Überraschung den Inhalt betrachtet hatte, sagte er nachdenklich: „Ich hätte schwören können, dass ich mein Frühstück gegessen habe.“
Es war die Zeit, als der Winter noch ein richtiger Winter war. Als die Wälder und Felder ein weißes Kleid trugen, als eine dicke Eisschicht die Flüsse und Seen bedeckte und die Menschen abends bei Kerzenlicht oder im Schein der Öllampen zusammensaßen, die Frauen dicke Pullover strickten und die Männer spannende Geschichten erzählten. Wahre Geschichten, die sie selbst erlebt hatten! Als die ganze Familie noch nicht vor der Flimmerkiste hockte bei Tatort, SOKO oder Kommissar Neunmalklug, sondern bei flackerndem Kaminfeuer spannenden Ausführungen gebannt lauschte.
Der Erzähler war stets bereit, die Hand dafür ins Feuer zu legen, dass sich alles so, genau so zugetragen hatte. Er schwor darauf Stein und Bein! Gab sein Ehrenwort! Nicht alles war erstunken und erlogen wie in den Krimis des Fernsehens. Oft gab es bei diesen Erzählungen auch Tote, manchmal mehr als in einem Thriller.
Graf Balduin von Weitershausen hatte gerade seine Lieblingslektüre „Baron von Münchhausen“ beiseite gelegt, als er vom bedeutsamsten Erlebnis in seinem Leben seinen Gästen berichtete. Er erzählte: „Hier oben in Norddeutschland sind im Winter die Tage kurz, die Nächte lang. In unserem kleinen Örtchen ist in dieser Zeit nichts los, überall herrscht gähnende Stille. Die Fensterläden werden früh geschlossen, die Türen fest verriegelt und die Bordsteine hochgeklappt.
Vor zwei Jahren hatten wir Besuch aus Süddeutschland. Mein Bruder, seine Frau und ihre drei Kinder waren gekommen. In kürzester Zeit hatte ich ihnen alles gezeigt, was es an Sehenswürdigkeiten in dieser Jahreszeit zu besichtigen gab. Wir hatten uns mit Schneebällen beworfen, Schneemänner und Schneefrauen gebaut, sogar Plätzchen und Kuchen gebacken.
Als uns nichts mehr einfiel, was wir noch unternehmen konnten, schlug ich vor, eine Schlittenfahrt zu machen. Die Begeisterung aller war riesengroß. Mein Bruder nahm seine Frau in die Arme, die Kinder klatschten vor Freude in die Hände, hüpften durch die Küche und warfen dabei ihre Mützen in die Luft.
Frühmorgens spannte ich die Pferde vor unsere große Schlittenkutsche und wir setzten uns, bekleidet mit dicken Pelzjacken und wärmenden Hosen, eingemummt in mehrere Decken, in die Kutsche. Die Kinder und meine Schwägerin nahmen hinten, mein Bruder und ich vorn Platz.
Auf ging die Fahrt! Erst durch das verschneite Feld und den weißen Winterwald, dann hinaus auf das spiegelblanke Eis des großen Sees. Pfeilschnell ging es über die glatte Fläche.“
Er schaute die gespannten Zuhörer an, die ahnten, es würde etwas Furchtbares passieren.
„Und dann!“, fuhr er fort und faltete die Hände. „Es knackte und krachte unter uns. Alles ging jetzt blitzschnell. Der Schlitten brach ein und versank mit Mann und Maus im eiskalten Wasser. Keiner entkam den Fluten!“
„Sind Sie zur Beerdigung gegangen?“, fragte ein Tiefbetroffener.
„Das ist doch Ehrensache“, meinte der Graf, „und geweint und gebetet haben alle und Blumen und Kränze niedergelegt.“
Stilblüten sind Formulierungen, die durch einen Missgriff in der Wortwahl oder Wortstellung, auch durch einen Versprecher oder durch eine Mehrdeutigkeit ungewollt komisch wirken. Es kann auch eine unkorrekte Schreibweise vorliegen. Bevor der Mann seine Angel in den See warf, machte er am Haken einen dicken Köter fest (statt: Köder). Oder der Bezug ist falsch: Wenn meine Mutter große Wäsche macht, helfen wir ihr, indem wir sie in einen Korb legen, auf den Speicher tragen und aufhängen. Der inhaltliche Satzbezug mag nicht stimmen: Für solch faule Ausreden können Sie sich einen Dümmeren suchen. Aber den werden Sie kaum finden.
Sehr beliebt sind auch Fehler, die Schüler machen. Die ganze Welt horchte auf, als Martin Luther 1642 seine 95 Prothesen an die Schlosskirche zu Wittenberg schlug.
Oberstudienrat Wasmuth las ein paar weitere Stilblüten. In einem Aufsatz über das Klosterleben katholischer Nonnen fand er diesen Satz: Eine katholische Schwester kann nicht austreten, weil sie zeitlebens im Kloster leben muss. Ein Schüler schrieb: Mit starkem, großem Strahl geben die Feuerwehrleute ihr Wasser ab. Er las bei einem anderen: Der Drang des Wassers war so stark, dass selbst der stärkste Mann ihn nicht halten konnte. In ihrem Referat hatte eine Schülerin festgestellt: Graf Zeppelin war der erste, der in verschiedene Richtungen schiffte.
Der Pädagoge lehnte sich zufrieden zurück, schmunzelte, als ihm der Satz eines Fernsehreporters einfiel, den er bei einem Skirennen über die Zuschauer sagte: Sie standen an den Hängen und Pisten. Er hatte diesen Satz gesprochen, nicht zu Papier gebracht. Gesprochen hört man nicht, ob ein Wort klein oder groß geschrieben wird.
Der Lehrer stand auf, ging zu seinem Schreibtisch und bereitete die nächste Unterrichtsstunde vor. Sein Thema: „Urin, ein Lebenssaft!“
Wie kam der Herr Oberstudienrat bloß darauf?
Im Mittelalter prägte die Kirche das Leben der Menschen. Nur sie konnte den Weg aus dem irdischen Jammertal ins himmlische Jenseits weisen. Der Klerus beschrieb dem Laien immer und immer wieder in erschreckenden Bildern die Qualen, die er einmal in der ewigen Verdammnis erleiden würde und zwar für immer, ein Leben lang, wenn er nicht seine Sünden bereue, Buße tue, als frommes und untertäniges Schäflein der Mutter Kirche lebe und nicht versuche, sich durch den Kauf von vielen Ablässen oder großzügigen Spenden der höllischen Pein und Weh, den unermesslichen Leiden und Schmerzen zu entziehen.
Krankheit wurde als Strafe Gottes angesehen. Es gibt Geistliche, die tun es noch heute, behaupten wie im Mittelalter, die Betroffenen werden einmal in der Hölle „schmoren“.
Pfarrer Lehmann war in das Haus Wertheim gerufen worden, um der Seniorin, die im Sterben lag, die Krankensalbung zu spenden. Ihr Sohn Reinhold öffnete ihm die Tür und führte ihn ins Wohnzimmer, in dem die alte Dame auf dem Sofa lag. Er selbst setzte sich wieder in seinen Lehnstuhl, neben dem auf einem Beistelltischchen eine Flasche Bier und ein Gläschen Korn standen. Die Krücken, die er benutzt hatte, weil sein linkes Bein eingegipst war, legte er beiseite. Er hatte es sich während der Arbeit gebrochen. Auf die Frage des Pfarrers, ob er sich zum Vaterunser-Gebet zu ihnen gesellen möchte, sagte er: „Nein, Hochwürden, tun Sie Ihre Pflicht! Ich halte nicht viel von solchen Zeremonien.“
Der Priester stellte das Weihwasser und das Krankenöl, die Watte und die Kerze ab und wandte sich dem Herrn des Hauses zu, der seit seiner Scheidung wieder bei seiner Mutter untergekommen war, und meinte: „Ihr gebrochenes Bein ist eine Strafe Gottes für Ihr sündiges Leben. Ich sehe Sie nie im sonntäglichen Gottesdienst, nie in einer Andacht oder zu irgendeiner Gebetsstunde.“
Reinhold hatte schweigend diese Predigt über sich ergehen lassen. Pfarrer Lehmann machte einige Schritte auf ihn zu und zürnte ihm: „Ich weiß, dass Sie sich lieber stundenlang in Kneipen oder zwielichtigen Einrichtungen herumtreiben, dort Ihr Geld mit viel Alkohol und leichten Weibern durchbringen. Mir ist sogar zu Ohren gekommen, dass Sie gelegentlich Bordelle aufsuchen.“
Reinhold hob abwehrend seine Hand und erwiderte: „Ich bin schließlich ein Mann und habe meine Bedürfnisse. Gott hat mich so erschaffen.“
Der Seelsorger entgegnete: „Sie hätten bei Ihrer Frau bleiben sollen, wie Sie vor dem Traualtar gelobt haben: ‚Bis dass der Tod euch scheidet‘.“
Der Angeklagte schüttelte seinen Kopf und verteidigte sich: „Das schaffen die meisten nicht. Ich bin da in bester Gesellschaft.“
Der Geistliche drohte ihm: „Sie haben Gott den Rücken gekehrt und er wird Sie schon hier auf Erden für Ihre Sauferei und Hurerei, Ihr gottloses Leben bestrafen. Ihr gebrochenes Bein ist erst der Anfang. Der himmlische Vater wird Ihnen weitere Krankheiten schicken, möglicherweise eine schmerzvolle Leberzirrhose, fürchterliche Gallenkoliken oder qualvolles Leiden und endloses Siechtum durch Krebs.“
Der Gescholtene lächelte, brach dann in schallendes Gelächter aus.
„Ihnen wird das Lachen schon vergehen. Das können Sie mir glauben.“
„Hochwürden“, sagte Wertheim, „ich habe gestern in Ihrem Kirchenblättchen, das meine Mutter bezieht, gelesen, dass Ihr Erzbischof über eine Stufe am Altar während des Gottesdienstes gestolpert ist und sich die Nase und beide Arme gebrochen hat, darum gefüttert werden muss und auch sonst kein Geschäft - nicht das kleine, nicht das große - ohne fremde Hilfe verrichten kann.“
Eric Kibali hat sich gerade auf seinem Sofa niedergelassen, sich ein Glas Wein eingeschenkt, die Beine hochgelegt, als es an seiner Haustür schellt.
Sein Freund Sebastian besucht ihn. Er freut sich darüber und bietet ihm einen Feierabendschluck an. Dieser nimmt dankend an. Eric darf im Gegensatz zu vielen anderen Bürgern seines afrikanischen Kontinents Alkohol trinken. Er ist Christ.
„Geschafft?“, fragt er seinen Freund. „Du siehst müde aus.“
Dieser nickt und klagt: „Ein anstrengender Tag liegt hinter mir.“ Dabei sieht Sebastian seinen Freund erschöpft an und meint: „Die Regierung hat recht, wenn sie von den Flüchtlingen verlangt, die zu Tausenden - einer von ihnen warst du - in unser Land strömen und hier eine Heimat finden wollen, unsere Gesetze zu akzeptieren, unsere Lebensgewohnheiten zu respektieren, vor allem unsere Sprache zu lernen.“
Eric weiß, Sebastian unterrichtet einen solchen Deutschkurs. Er hat ihn dort als Schüler kennengelernt.
„Hast du wieder mit Mark Twain begonnen, aus seinem Aufsatz über ‚die schreckliche deutsche Sprache‘ zitiert: ‚Es gibt ganz gewiss keine andere Sprache, die so unordentlich und systemlos daherkommt und dermaßen jedem Zugriff entschlüpft‘. Damit hast du uns Neuankömmlingen, auch mir, gleich jeglichen Mut zum eifrigen Lernen genommen.“
„Hast dennoch ganz gut die deutsche Sprache gelernt“, lobt ihn der Herr Lehrer.
„Ich war am Boden zerstört, als du erklärtest, der Amerikaner hat recht mit seiner Feststellung. Für du, dich, dir, ihr, euch, Sie und Ihnen benötigt die englische Sprache nur ein Wort ‚you‘ “, erinnert sich Eric.
Sie genehmigen sich einen Schluck und Sebastian entschuldigt sich zum zigsten Mal bei seinem Freund: „Mein Twain-Zitat war pädagogisch unklug. Aber die Sprache der Dichter und Denker ist nun einmal nicht die Sprache der Flüchtlinge und Vertriebenen.“
Er berichtet dann von seinem heutigen Erlebnis: „Ich habe meinen Schülern erklärt, es heißt ‚die Moschee‘. Richtig ist: Ich gehe in die Moschee. Einer meinte, er habe das verstanden und sagte: ‚Ich bete in die Moschee‘.
‚Falsch‘!, sagte ich und korrigierte ihn. Und jetzt begann ein Martyrium. Ich musste dem Armen nämlich vorsichtig, ganz behutsam beibringen, dass unsere Sprache Maskulinum, Femininum, Neutrum kennt und nicht nur das, auch noch den Plural. Und zu allem Überfluss deklinieren wir auch noch die Substantive.“
Er machte eine Pause und fuhr mit seinem Wehklagen fort: „Mark Twain hat es gut. Im Englischen werden fast alle Wörter klein geschrieben, bei uns nicht. Was sehr sinnvoll ist. In einem Zoo war ‚ihr‘ groß geschrieben und löste bei den Besuchern staunendes Entsetzen aus: ‚Sehr geehrte Gäste, unsere Löwin ist nicht mehr zu besichtigen. Aufgrund Ihres hohen Alters ist sie leider verstorben‘.“
Eric erinnert sich: „Dein Beispiel damals war, ‚der gefangene Floh‘. Das hat jemand falsch geschrieben, denn er meinte ‚der Gefangene floh‘.“
Sebastian rauft sich die Haare: „Wie soll ich den bereitwillig Zuhörenden nur erklären, dass ein und dasselbe Wort unterschiedliche Bedeutung hat, je nachdem wie ich es betone. Es kann sowohl ‚sich ausruhen‘ als auch das Gegenteil ‚übertriebene Hast‘ meinen, wie in diesem Satz: ‚Anstatt zu rasten, rasten sie.‘ Oder etwas als ‚sehr aktuell‘, gleichzeitig auch ‚total veraltet‘ bezeichnet.“ Als Beispiel nannte er: „Die Kleidungsstücke modern im Keller, weil sie nicht modern sind.“
Galgenhumor ist, wenn man in einer verzweifelten Lage Haltung und Contenance bewahrt. Ein zum Tode durch den Strang Verurteilter ist in einer solchen, ganz bestimmt. Zur Vollstreckung wird ein Gerüst aufgebaut mit einem Pfahl und einem Querbalken, an dem ein Strick baumelt zum Erhängen des Delinquenten. Dieser Vorgang fand in der Regel in der Öffentlichkeit statt, zumeist als Schauprozess, an dem viele Sensationsgierige teilnahmen. Daher der Ursprung des Wortes, das heute aber auch synonym verwendet wird für schlimme, arge, ausweglose Situationen, in denen sich ein Mensch befinden kann und sich selbst verlacht oder verspottet.
Die Verurteilten klopften oft Sprüche, die Heiterkeit, Gelassenheit und Selbstbeherrschung vortäuschen sollten.
Josef und Augustus gehörten zu den letzten Straftätern in Deutschland, an denen ein solches Urteil vollstreckt wurde. Im 19. Jahrhundert wurde diese Art der Exekution durch Enthauptung abgelöst. Es nimmt darum nicht wunder, dass sich gerade um diese beiden viele solcher Aussprüche und Kalauer ranken. Ob sie alle der Wahrheit entsprechen, sei dahingestellt.
Sie teilten sich eine Zelle. Stunden vor ihrer Hinrichtung betraten des Öfteren Bedienstete diese mit Fragen oder Aufträgen.
Einer erkundigte sich nach Josefs Befinden. Dieser antwortete: „Ich möchte gern ein Moorbad nehmen.“
„Warum?“, wollte der Wärter wissen, „meinen Sie, das hilft Ihnen irgendwie?“
„Nein“, antwortete der Gefragte, „aber ich kann mich schon einmal an die feuchte Erde gewöhnen.“
Dann betrat ein Mann in Schwarz den Raum. August begrüßte ihn mit den Worten: „Gut, dass Sie gekommen sind, Herr Pfarrer, um uns auf dem Weg ins Jenseits zu begleiten.“
„Dafür bin ich nicht zuständig“, erwiderte der Eingetretene, „ich kümmere mich um Ihr irdisches Wohl. Ich bin Schreiner und möchte wissen, wie groß Sie sind.“
„Das ist ja noch besser“, frohlockte August. „Es ist gut, wenn wir uns im Sarg an den Wänden nicht ständig den Kopf stoßen oder die Beine quetschen, nicht so eng und ungemütlich liegen wie in den Betten hier.“
Wie immer fragte man die Verbrecher, wie ihre Henkersmahlzeit zubereitet sein sollte. Josef wünschte sich Diätkost, weil er Diabetiker war. August wollte nichts Fettiges zu sich nehmen, das läge seiner Meinung nach nachts immer so schwer im Magen.
Auf dem Weg zum Galgen meinte Josef zu seinem Leidensgenossen: „Der Tag fängt gut an.“ Angekommen beim Henker klagte Augustus seinem Schicksalsbruder: „Es ist eine peinliche Situation. Es ist für mich das erste Mal, dass ich das erlebe. Ich weiß gar nicht, wie viel Trinkgeld man dem Henker gibt.“
Vielleicht ist für uns nicht zum Tode Verurteilten Galgenhumor ein Mittel, Unvermeidliches erträglicher zu machen, an tristen Tagen nicht den Lichtschimmer am Horizont zu übersehen. Denn wenn die Nacht am dunkelsten ist, beginnt ein neuer Tag.
Ein Unglück kommt selten allein, sagt man. Das musste auch Werner Wunderlich erfahren.
Auch nach seiner Hochzeit war er zunächst noch ein wohlhabender Mann, obwohl seine Frau sein Geld mit vollen Händen ausgab, ständig ihrer Lieblingsbeschäftigung nachging, dem Shopping. Denn der Umsatz in seinem Unternehmen steigerte sich jährlich, die Gewinne waren entsprechend. Wie alle Frauen liebte, vergötterte seine bessere Hälfte Schuhe. Mit den unbenutzten allein hätte man ein entsprechendes Geschäft in einer Kleinstadt eröffnen können und mit ihren kaum getragenen Klamotten fünf Klassen einer Mädchenoberschule glücklich gemacht.
Wie sooft im Leben folgten auf gute Zeiten auch schlechte. Eine wirtschaftliche Rezession traf auch Wunderlichs Betrieb. Wen wundert’s? Nicht nur die Auftragslage war miserabel, die Zahlungsmoral anderer Unternehmer verschlechterte sich zudem zusehends. Rechnungen wurden auch nach wiederholten Mahnungen nicht beglichen. Darum steuerte Herr Wunderlich auf eine Insolvenz zu.
Dies alles hatte auch Auswirkungen auf das Wohlbefinden seiner Frau. Sie musste ihr ausschweifendes Leben einschränken, Abschied nehmen von ihren Großeinkäufen. Ohne Beschäftigung war sie unausgefüllt und gelangweilt. Sie legte sich darum ein neues Hobby zu, weniger kostspielig, einen Liebhaber.
Dem Ehemann dämmerte es allmählich, dass er nur wegen seines Geldes geheiratet worden war. Es kam zur Scheidung. Madame legte keinen Wert auf das große Haus, ließ sich dafür lieber auszahlen, war dabei keineswegs zurückhaltend, bescheiden, zimperlich. Den 12-jährigen Sohn überließ sie großzügig ihrem Mann. Sie hatte keinen Bock darauf, sich mit einem Pubertierenden herumzuärgern.
Als Vater und Sohn über beide Ohren in Arbeit steckten, beschäftigt waren mit Aufräumen, Umräumen, klar Schiff machen, klingelte es an der Haustür. „Geh und öffne, bitte!“, bat Herr Wunderlich seinen Zögling. Nach kurzer Zeit kam dieser zurück und berichtete: „Ein Mann mit Anzug, Schlips und Aktenkoffer steht vor der Tür.“
„Bitte ihn herein und biete ihm einen Stuhl an!“, war die Anweisung des Vaters. Der Sohn tat wie ihm geheißen wurde, kam aber wenige Minuten später unverrichteter Dinge zurück und meldete: „Der Mann will keinen Stuhl, sondern das Sofa, die Teppiche und die Bilder an der Wand.“
Wie gesagt: Ein Unglück kommt selten allein.
Friedhelm Fröhlich sitzt wie jeden Freitag mit seinen Bekannten, Kollegen und Freunden am Stammtisch. Ihre Frauen würden sagen, er verbringt wertvolle Zeit mit seinen Saufkumpanen. Die einen trinken ein paar Bierchen, die anderen einige Gläser Wein, alle ein Dutzend Schnäpse. Ihre Frauen würden sagen, sie halten ein Trinkgelage ab.
Die von Weltschmerzen Übermannten haben aber auch viele Probleme zu bewältigen. Diese reichen von den Unruhen im Nahen Osten über die Unmengen Plastikmüll in den Weltmeeren bis zur Ungerechtigkeit der Videobeweise beim Fußball. Darum wird es immer Mitternacht, bis alle ihren Heimweg antreten können.
Mit zittrigen Händen versucht Friedhelm Fröhlich das Schloss an seinem Fahrrad aufzuschließen. Ein Polizeiwagen stoppt neben ihm. Ein Beamter steigt aus und fragt sehr höflich, aber verwundert: „Wollen Sie in Ihrem Zustand noch fahren?“
„Ja, natürlich!“, war die selbstbewusste Antwort. Wie alle Angeheiterten ist er von seiner Fahrtüchtigkeit überzeugt.
„Lassen Sie Ihr Rad stehen und seien Sie froh, wenn Sie aufrecht gehend Ihr Zuhause erreichen!“, ist der gut gemeinte Rat des Polizisten, „andernfalls müsste ich sogar Ihren Führerschein einziehen.“
„Ich muss aber rechtzeitig zu meinem Vortrag kommen“, ist der zaghafte Einwurf des Beschwipsten.
„Halten Sie um Mitternacht noch nirgendwo einen Vortrag?“, die erstaunte Frage des Polizisten.
„Nicht ich, meine Frau!“
„Worüber redet sie?“
„Über die zerstörende Wirkung des Alkohols. Jeden Freitagabend! Man sagt: Jeder Vortrag sollte eine Übung für den nächsten sein. Trifft bei ihr voll und ganz zu. Er muss zudem gut vorbereitet sein. Der Einstieg ist das Wichtigste. Der meiner Frau ist kurz, denn sie kommt gleich auf den Punkt. Rhetorisch sollte er gut ausgearbeitet sein. Ihrer ist ohne Manuskript. Die Sätze müssen kurz und knapp sein, das sind ihre, sie gleichen einem Trommelfeuer.