Hinter der irdischen Bühne - Philip José Farmer - E-Book

Hinter der irdischen Bühne E-Book

Philip José Farmer

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Beschreibung

Rückkehr zur Erde

Paul Janus Finnegan konnte die Invasion der Schwarzen Schneller, die die Welt der tausend Ebenen bedrohten, abwenden – doch die Gefahr ist noch nicht vorüber. Der letzte Überlebende der künstlichen Intelligenzen, die menschliche Gestalt annehmen können, hat einen Weg zu Finnegans Heimatwelt, der Erde, entdeckt. Wenn es dem Schwarzen Schneller gelingt, sich zu reproduzieren, ist das Universum erneut in Gefahr. Finnegan, der seit langem in der Welt der tausend Ebenen zu Hause ist, kehrt auf die Erde zurück, um ihn aufzuhalten – doch seine alte Heimat ist nicht mehr so, wie er sie in Erinnerung hat …

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PHILIP JOSÉ FARMER

 

 

 

HINTER DER IRDISCHEN BÜHNE

 

Die Welt der tausend Ebenen Band 4

 

Roman

 

 

 

 

WILHELM HEYNE VERLAG

MÜNCHEN

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

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Titel der Originalausgabe: Behind the Walls of Terra

Aus dem Amerikanischen von Walter Erev

Überarbeitete Neuausgabe

Copyright © 1970 by Philip José Farmer

Copyright © 2016 der deutschsprachigen Ausgabe by Wilhelm Heyne Verlag, München, in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München

Covergestaltung: Das Illustrat, München

Satz: Winfried Brand

ISBN 978-3-641-20268-2V002

www.penguin.de

 

Erstes Kapitel

Zweites Kapitel

Drittes Kapitel

Viertes Kapitel

Fünftes Kapitel

Sechstes Kapitel

Siebentes Kapitel

Achtes Kapitel

Neuntes Kapitel

Zehntes Kapitel

Elftes Kapitel

Zwölftes Kapitel

Dreizehntes Kapitel

Vierzehntes Kapitel

 

Das Buch

Paul Janus Finnegan konnte die Invasion der Schwarzen Schneller, die die Welt der tausend Ebenen bedrohten, abwenden – doch die Gefahr ist noch nicht vorüber. Der letzte Überlebende der künstlichen Intelligenzen, die menschliche Gestalt annehmen können, hat einen Weg zu Finnegans Heimatwelt, der Erde, entdeckt. Wenn es dem Schwarzen Schneller gelingt, sich zu reproduzieren, ist das Universum erneut in Gefahr. Finnegan, der seit langem in der Welt der tausend Ebenen zu Hause ist, kehrt auf die Erde zurück, um ihn aufzuhalten – doch seine alte Heimat ist nicht mehr so, wie er sie in Erinnerung hat …

 

 

 

 

Der Autor

Philip José Farmer wurde am 26. Januar 1918 in North Terre Haute, Indiana, geboren. Die Familie siedelte nach Illinois über, wo Philips Vater einen kleinen Betrieb hatte. Als dieser Mitte der 1930er Jahre pleiteging, musste Philip sein Collegestudium abbrechen und seine Familie mit allerhand Jobs finanziell unterstützen. Er studierte später neben dem Beruf und machte 1950 seinen Bachelor of Arts in Englisch. Danach arbeitete er als technischer Journalist für verschiedene Unternehmen, ehe er 1952 mit seiner Erzählung »Die Liebenden« schlagartig berühmt wurde. Die Story, die mit dem Hugo Award ausgezeichnet wurde, war zuvor von renommierten SF-Magazinen abgelehnt worden, weil sie von einer sexuellen Beziehung zwischen einem Menschen und einem Alien handelt, was im prüden Amerika der 1950er Jahre für einen Skandal sorgte. Mit Romanen wie »Fleisch« festigte Farmer sein Image als Tabubrecher; Reihen wie der Flusswelt-Zyklus, für die er seinen zweiten Hugo Award gewann, oder die »Welt der tausend Ebenen«-Saga befassen sich mit neomythologischen Themen. Philip José Farmer starb am 25. Februar 2009 in seinem Heim in Peoria, Illinois.

 

Eine Übersicht aller im Heyne Verlag lieferbaren Romane von Philip José Farmer finden Sie am Ende des Buches.

Dieses Abenteuer von Kickaha

ist Jack Cordes gewidmet,

der in den Taschenuniversen

von Peoria und Pekin lebt.

Erstes Kapitel

 

Vierundzwanzig Jahre lang war der Himmel grün gewesen. Nun plötzlich war er blau.

Kickaha blinzelte. Er war wieder daheim. Vielmehr, er befand sich wieder auf dem Planeten seiner Geburt. Achtundzwanzig Jahre hatte er auf der Erde verbracht, dann hatte er vierundzwanzig Jahre lang in jenem Taschenuniversum gelebt, das er die Schichtenwelt getauft hatte. Doch jetzt war er wieder »zu Hause«. Aber daran lag ihm eigentlich gar nichts.

Er stand im Schatten einer riesigen überhängenden Felswand. Der Steinboden war von dem Wind blankgefegt, der an der Klippe vorbeipfiff. Außerhalb der Halbhöhe befanden sich von Pinien und Fichten bewachsene Berge. Die Luft war noch kühl, doch sie würde sich erwärmen, denn es war ein Morgen an einem Julitag in Südkalifornien. Zumindest hätte es das seinen Berechnungen zufolge sein müssen.

Da er sich hoch an der Flanke eines Berges befand, konnte er weit nach Südwesten blicken. Hinter den kleineren Talern in der Nähe erstreckte sich ein gewaltiges tiefes Tal, von dem er vermutete, dass es nahe dem Einzugsgebiet von Los Angeles liegen müsse. Dies verblüffte und bestürzte ihn, denn damit hatte er überhaupt nicht gerechnet. Über dem Tal hing eine dichte, graue, giftige Wolke, die aussah, als setze sie sich aus vielen tausend Dämpfen zusammen, als sei die Talsohle unter der Wolke von Geysiren übersät, die kochend und blubbernd giftige Gase aus dem Erdinneren ausstießen.

Er konnte sich nicht vorstellen, was auf der Erde geschehen war, seitdem er in jener Nacht im Jahre 1946 zufällig aus diesem Universum in das Jadawins transferiert worden war. Vielleicht waren die großen Becken um Los Angeles von Giftgas erfüllt, das irgendeine feindliche Nation abgeworfen hatte. Er konnte sich nicht vorstellen, was für ein Feind dies hätte sein können, denn Deutschland und Japan waren ja vernichtend geschlagen worden, als er diese Welt verlassen hatte, und Russland hatte schmerzliche Wunden davongetragen.

Er zuckte die Achseln. Er würde das mit der Zeit schon erfahren. Die Datenspeicher unter dem großen Palast auf dem Gipfel des einzigen Planeten im Universum des grünen Himmels hatten angegeben, dass das Dimensionstor sich an einer Stelle in den Bergen in der Nähe eines Arrowhead genannten Sees öffnen würde.

Das Tor war ein Kreis aus unzerstörbarem Metall und lag ein paar Zentimeter unter dem Felsboden begraben. Nur ein schwach purpurn schimmernder Ring auf dem Fels verriet ihr Vorhandensein.

Kickaha – geboren als Paul Janus Finnegan – war einen Meter dreiundachtzig groß, wog sechsundachtzig Kilo, hatte breite Schultern, schmale Hüften und massive Schenkel. Das Haar war bronzerot, die Augenbrauen waren dicht, dunkel und geschwungen, die Augen vom Grün der Blätter, die Oberlippe war lang, und das Kinn hatte ein tiefes Grübchen. Er trug Wanderkleidung und auf dem Rücken einen Rucksack. In der Hand hielt er den Griff eines Koffers aus dunklem Leder, der aussah, als könne er ein Instrument enthalten, etwa ein Horn oder eine Trompete.

Das Haar fiel bis auf die Schultern. Eigentlich hatte er es abschneiden wollen, ehe er zur Erde zurückkehrte, um dort nicht aufzufallen. Aber die Zeit war knapp gewesen, und so hatte er beschlossen zu warten, bis er zum Friseur gehen konnte. Er würde einfach behaupten, er und Anana seien so lange in den Bergen gewesen, dass er keine Zeit gehabt habe, es schneiden zu lassen.

Die Frau neben ihm war so schön, wie eine Frau es nur sein konnte. Sie hatte langes, dunkles, welliges Haar, eine makellose weiße Haut, veilchenblaue Augen und eine wundervolle Figur. Auch sie trug Wanderkleidung: Stiefel, Jeans, ein kariertes Holzfällerhemd und eine Mütze mit langem Schirm. Auch sie hatte einen Rucksack, in dem Schuhe, ein Kleid, Unterwäsche und eine kleine Handtasche steckten – sowie mehrere Geräte, die einen Wissenschaftler von der Erde bestürzt oder schockiert haben würden. Das Haar trug sie nach der Mode von 1946, soweit Kickaha sich daran erinnerte. Sie hatte kein Make-up aufgelegt, und sie brauchte dies auch nicht zu tun, denn vor Tausenden von Jahren hatte sie sich für die Ewigkeit die Lippen gerötet, genau wie jeder andere weibliche Lord das getan hatte. Er küsste die Frau auf den Mund und sagte: »Du warst schon in recht vielen Welten, Anana, aber ich wette, keine war seltsamer als die Erde.«

»Ach, ich habe schon früher einen blauen Himmel gesehen«, sagte sie. »Wolff und Chryseis sind uns fünf Stunden voraus. Der Scheller hat weitere zwei Stunden Vorsprung. Und sie alle haben eine große Erde, um sich darauf zu verlieren.«

Er nickte. »Es bestand kein Grund, warum Wolff und Chryseis hierbleiben sollten, da das Tor ja nur einseitig funktioniert. Sie werden sich zum nächsten Zweiwegetor aufmachen, und das liegt bei Los Angeles, falls es überhaupt noch existiert. Wenn nicht, dann liegt das nächste in Kentucky oder auf Hawaii. Also wissen wir, wohin sie gehen müssen.«

Er schwieg, befeuchtete sich die Lippen und sagte dann: »Und der Scheller? Wer kann das wissen? Er kann überall hingegangen sein oder noch hier in der Gegend sein. Er befindet sich in einer absolut fremdartigen Welt, er weiß nichts über die Erde, und er kann keine der Sprachen sprechen.«

»Und wir wissen nicht, wie er aussieht. Aber wir werden ihn finden«, sagte sie. »Ich kenne die Scheller. Dieser da wird seine Schelle nicht verstecken, um unterzutauchen und später zurückzukehren. Ein Scheller kann den Gedanken nicht ertragen, sehr weit von seiner Schelle entfernt zu sein. Er wird sie mit sich herumschleppen, solange es geht. Und das ist für uns die einzige Möglichkeit, ihn zu identifizieren.«

»Ich weiß«, sagte Kickaha. Das Atmen fiel ihm schwer, die Augen begannen ihm zu schwimmen. Plötzlich weinte er.

Anana war einen Augenblick lang erschrocken. Dann sagte sie: »Weine ruhig! Ich habe das auch getan, als ich einmal auf meine Heimatwelt zurückkehrte. Ich hatte geglaubt, dass ich keine Tränen mehr hätte, dass sie nur für die Sterblichen sind. Aber die Heimkehr nach so langer Zeit machte mir meine Schwäche deutlich.«

Kickaha trocknete sich die Augen, hob die Feldflasche vom Gürtel, schraubte sie auf und trank ausgiebig.

»Ich liebe meine Welt, die Welt des grünen Himmels«, sagte er, »und ich mag die Erde nicht. Ich denke nicht mit viel Zuneigung an sie zurück. Aber vielleicht liebe ich sie insgeheim tiefer, als ich geglaubt habe. Ich gebe zu, hier und da empfand ich so etwas wie Sehnsucht, ein blasses Verlangen, sie wiederzusehen, die Menschen wiederzusehen, die ich gekannt habe. Doch …«

Unter ihnen, etwa dreihundert Meter tiefer, bog eine zweispurige Teerstraße um den Berghang und zog sich aufwärts, bis sie auf der anderen Hangseite verschwand. Ein Auto erschien auf der Bergstrecke, schoss unter ihnen vorbei und war dann mit der Straße verschwunden. Kickahas Augen weiteten sich vor Staunen, und er sagte: »Solch einen Wagen habe ich noch nie gesehen. Der sieht ja aus wie eine kleine Wanze. Wie ein Käfer!« Ein Habicht glitt in ihr Blickfeld, ritt auf den Luftströmen, schwebte kaum hundert Meter entfernt an ihnen vorüber. Kickaha freute sich. »Der erste Rotschwanz, den ich sehe, seit ich aus Indiana fortging!«

Er trat nach draußen an den Rand. Für eine Sekunde, aber wirklich nur eine Sekunde, vergaß er die Vorsicht. Dann sprang er unter den Schutz des Felsüberhanges zurück. Er gab Anana mit der Hand ein Signal; sie trat an das eine Ende des Simses, während er zum anderen Ende ging, und sie spähten hinaus.

Soweit er sehen konnte, befand sich niemand unter ihnen, allerdings hätten die vielen Bäume jedem Schutz geboten, der nicht gesehen werden wollte. Er trat noch ein wenig weiter hinaus und blickte nach oben, doch er konnte an dem Felshang nicht vorbeischauen. Der Abstieg war zunächst nicht erkennbar, aber nach genauerer Untersuchung erkannte er dicht unter der rechten Seite des Simses Vorsprünge im Fels. Für den Anfang würden sie genügen müssen, und sobald sie mit dem Abstieg begonnen haben würden, mussten sich weitere Haltepunkte für Hände und Füße zeigen.

Kickaha ließ sich bäuchlings über den Rand gleiten und suchte mit dem Fuß nach einem Halt. Dann zog er sich wieder nach oben, legte sich flach hin und untersuchte genau die Straße und das Waldgebiet dreihundert Meter weiter unten. Ein paar Blauhäher hatten irgendwo unter ihm zu schimpfen begonnen, und die Luft wirkte wie ein Trichter und trug die dünnen Schreie zu ihm herauf.

Er zog ein kleines Fernglas aus seiner Brusttasche und stellte die drei Skalen darauf ein. Dann holte er ein Hörgerät und einen feinen Draht mit Bananenstecker am einen Ende heraus und drückte den Stecker in die Buchse an der Seite des Fernglases. Er suchte den Wald drunten ab und ließ dann die Gläser auf jenen Fleck gerichtet ruhen, an dem die Häher ein solches Gezeter veranstalteten.

Durch die Hilfe des Apparates rückte der ferne Wald plötzlich ganz nahe heran, die schwachen Laute wurden scharf und deutlich. Etwas Dunkles bewegte sich dort, und nachdem er die Gläser genauer eingestellt hatte, sah er das Gesicht eines Mannes. Er schwenkte weiter, justierte erneut und erkannte nun Details von drei weiteren Männern. Jeder hatte ein Gewehr mit Zielfernrohr, zwei hatten Ferngläser.

Kickaha reichte den Apparat an Anana weiter, damit sie selbst sehen könne. Er sagte: »Soweit dir bekannt ist, ist Red Orc der einzige Lord auf der Erde?«

Sie ließ das Fernglas sinken und sagte: »Ja.«

»Dann muss er von diesen Toren wissen, und er hat sicher irgendeine Alarmvorrichtung angebracht, damit er erfährt, wenn sie aktiviert werden. Vielleicht sind seine Männer ganz in der Nähe stationiert, vielleicht weit weg. Vielleicht sind Wolff und Chryseis und der Scheller entwischt, ehe seine Männer hierherkommen konnten. Vielleicht auch nicht. Jedenfalls warten sie dort auf uns.«

Sie sagten nichts darüber, dass es hier an den Toren keine Dauerfallen oder Dauerwachen gab. Red Orc – oder welcher Lord auch immer für diese Männer da unten verantwortlich war – würde aus dem Eindringen anderer Lords in sein Heimatterritorium ein Spiel machen. Ein tödliches Spiel, aber eben doch ein Spiel.

Kickaha nahm die Beobachtung der vier Männer unter den Bäumen wieder auf. Plötzlich sagte er: »Sie haben ein Sprechfunkgerät.«

Dann hörte er das sirrende Geräusch über sich. Er rollte sich auf den Rücken, blickte empor und sah eine seltsame Flugmaschine, die gerade rechts über den Berg heruntergeflogen kam.

Er sagte: »Ein Autogyro!« Dann verschwand die Maschine hinter einem Bergvorsprung. Er sprang auf und rannte zurück in die Höhle. Anana war dicht hinter ihm.

Das hackende Geräusch der Rotorblätter der Flugmaschine wuchs zu einem Dröhnen an, und dann schwebte sie direkt vor dem Felssims. Es wurde Kickaha klar, dass diese Maschine kein echter Hubschrauber sein konnte, denn soweit ihm bekannt war, konnten die nicht still in der Luft schweben oder wie dieser von einer Seite zur anderen schaukeln oder sich auf der Stelle drehen.

Der Rumpf des Helikopters war durchsichtig. Er konnte im Innern den Piloten und drei Männer mit Gewehren sehen. Anana und er steckten in der Falle – es gab keine Stelle, an die sie hätten fliehen, keine, wo sie sich hätten verbergen können.

Zweifellos waren Orcs Männer ausgeschickt worden, um festzustellen, welche Waffen die Eindringlinge mitführten. Denn unter diesen Umständen würden sie ihre Waffen einsetzen müssen, es sei denn, sie zogen es vor, sich gefangen nehmen zu lassen. Dies taten sie keineswegs. Sie sagten das aktivierende Codewort, richteten die Ringe auf die Flugmaschine und sprachen dann das endgültige Wort.

Die nadelfeinen goldenen Strahlen spuckten nur einmal, als sie die volle Ladung des winzigen Energiepacks der Ringe abgaben. Der Rumpf riss an zwei Stellen auf, und die Flugmaschine stürzte ab. Kickaha rannte hinaus und schaute über den Felsrand, gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie die Trümmer unten auf dem Berghang aufschlugen. Eines der Bruchstücke explodierte in einem weißroten Feuerball, der sich zu einem Dutzend kleinerer Feuerkugeln spaltete. Schließlich fielen alle Trümmer nicht zu weit voneinander entfernt an den Fuß des Berges und brannten lodernd.

Die vier Männer unter den Bäumen waren kreidebleich, und der mit dem Sprechfunkgerät spuckte hastig in das Mikro. Kickaha bemühte sich, den Abfangstrahl zu verengen, um mithören zu können, doch der Lärm der brennenden Maschine störte.

Er war glücklich darüber, dass er zuerst zugeschlagen hatte, aber seine Freude war getrübt. Er wusste, der Lord hatte die Männer im Hubschrauber bewusst geopfert, um herauszufinden, wie gefährlich seine Gegner waren. Kickaha wäre viel lieber unentdeckt davongekommen. Außerdem würde es nun unmöglich sein, vor Einbruch der Nacht den Berghang hinunterzuklettern. Und inzwischen würde der Lord natürlich erneut angreifen.

Anana und er luden die Ringe wieder aus den winzigen Energiepacks auf. Er bewachte die Männer drunten, sie die beiden Flanken des Berges. Dann tauchte plötzlich ein rotes Cabrio von links auf, in Richtung Tal. Darin saßen ein Mann und eine Frau. Der Wagen hielt in der Nähe des brennenden Wracks, und die zwei stiegen aus, um den Unfall zu untersuchen. Sie standen da und redeten eine Weile, dann stiegen sie wieder in ihren Wagen und rasten davon.

Kickaha griente. Kein Zweifel, sie würden die Behörden alarmieren. Dies bedeutete, dass die vier Männer einfach nicht in der Lage sein würden, sie anzugreifen. Aber andererseits konnte ja die Polizei hier heraufklettern und ihn und Anana entdecken. Natürlich konnte er dann behaupten, sie seien nur Bergwanderer, dann konnte man sie nicht allzu lange festhalten. Aber selbst wenn sie nur kurz zum Verhör festgehalten würden, würde dies den Lord in die Lage versetzen, sie zu greifen, sobald sie auf freiem Fuß waren. Außerdem würde es ihm und Anana äußerst schwerfallen, ihre Identität nachzuweisen, also bestand auch die Möglichkeit, dass die Polizei sie festhalten würde, bis man sie identifizieren konnte.

Über Anana gab es selbstverständlich keine Unterlagen, aber wenn sie seine Fingerabdrücke überprüften, dann würden sie auf etwas stoßen, was er kaum zu erklären vermochte. Sie würden feststellen, dass er Paul Janus Finnegan war und 1918 in der Nähe von Terre Haute in Indiana geboren wurde; dass er in einem Panzerkorps der Achten Armee im Zweiten Weltkrieg gedient hatte; dass er 1946 aus seiner Wohnung in einem Haus in Bloomington unter geheimnisvollen Umständen verschwunden war, wo er als Student an der Universität von Indiana registriert war, und dass man seither nichts mehr von ihm gesehen hatte.

Sicher, er konnte sich immer auf Amnesie herausreden, doch wie sollte er erklären, dass er den Lebensdaten zufolge zweiundfünfzig, doch körperlich gesehen nur fünfundzwanzig Jahre alt war?

Und wie würde er erklären, woher diese seltsamen Apparate in seinem Rucksack stammten? Er fluchte leise in Tishquetmoac, in kentaurischem Lakotah, in dem Mittelhochdeutsch von Drachenland, in der Sprache der Lords und auf englisch. Und dann schaltete er ganz auf englisch um, denn er hatte die Sprache halb vergessen und musste sich wieder daran gewöhnen, sie zu sprechen. Wenn diese vier Männer sich dort unten festsetzten, bis die Polizei auftauchte …

Doch die vier sollten nicht bleiben. Nach langem Gerede und offensichtlich auf Befehle hin, die sie aus dem Sprechfunkgerät erhalten hatten, verschwanden sie. Sie kletterten zur Bergstraße herauf, und eine Minute später tauchte von rechts ein Auto auf. Es hielt an, die vier stiegen ein und fuhren davon.

Kickaha überlegte sich, dass dies eine Finte sein konnte, um ihn und Anana dazu zu bewegen, den Hang hinabzuklettern. Dann würde sie dort ein zweiter Hubschrauber abfangen, während sie in der Wand hingen, oder die Männer würden wiederkommen. Oder beides.

Doch wenn er wartete, bis die Polizei eintraf, dann konnte er erst in der Dunkelheit absteigen, und Orcs Männer würden unten auf sie warten, möglicherweise mit ein paar der fortschrittlicheren Waffen der Lords, weil sie sich nicht scheuen würden, sie in der Nacht und in diesem einsamen Gebiet einzusetzen.

»Komm!«, sagte er zu Anana auf englisch. »Wir steigen jetzt hinab. Wenn die Polizei uns anhält, sagen wir einfach, wir sind Autostopper. Du lässt mich reden. Ich sage ihnen, du bist aus Finnland und sprichst noch kein Englisch. Hoffen wir, dass sie keinen Finnen dabeihaben.«

»Wie?«, fragte Anana. Sie hatte zwar so um 1880 dreieinhalb Jahre auf der Erde verbracht und dabei Englisch und – etwas besser – Französisch gelernt, aber sie hatte das wenige inzwischen wieder vergessen.

Kickaha wiederholte alles, langsam dieses Mal.

»Es ist deine Welt«, sagte sie auf englisch. »Du bist der Boss!«

Er grinste über diesen Ausspruch, denn es gab nur sehr wenige Lords, die zugegeben hätten, dass es irgendeine Situation geben konnte, in denen ein Mensch ihnen überlegen war. Wieder ließ er sich über den Felsrand gleiten. Er begann zu schwitzen. Die Sonne kam jetzt über den Berg herauf, und sie standen nun voll in ihrem Licht, doch nicht das war der Grund für seine Transpiration. Er schwitzte, weil die Männer des Lord möglicherweise wieder auftauchen konnten.

Er und Anana hatten etwa ein Drittel des Abstiegs hinter sich gebracht, als der erste Polizeiwagen auftauchte. Es war eine schwarz-weiße Limousine mit einem großen Stern an der Tür. Zwei Männer stiegen aus. Ihre Uniformen sahen wie die der Staatspolizei aus, wie er sie aus dem Mittelwesten in Erinnerung hatte.

Einige Minuten darauf kamen ein weiterer Wagen und ein Krankenwagen. Dann hielten zwei weitere Polizeiwagen. Und nach einer Weile waren dort zehn Autos versammelt.

Kickaha entdeckte einen Pfad, der stellenweise gefährlich war, der jedoch im Winkel nach rechts den Hang hinabführte. Er und Anana waren so streckenweise den Blicken der Leute unten entzogen. Wenn sie entdeckt werden sollten, würden sie nicht stehenbleiben dürfen. Die Polizei könnte sie verfolgen, doch sie würden einen solchen Vorsprung haben, dass die Verfolgung hoffnungslos sein würde.

So jedenfalls hatte es den Anschein, bis ein weiterer Hubschrauber erschien. Er strich auf und ab, offenbar auf der Suche nach Leichen oder Überlebenden. Kickaha und Anana versteckten sich hinter einem großen Felsbrocken, bis die Flugmaschine neben der Landstraße gelandet war. Dann setzten sie den seitlichen Abstieg den Berghang hinunter fort.

Nachdem sie die Straße erreicht hatten, tranken sie einen Schluck Wasser und aßen von dem Nahrungskonzentrat, das sie aus der anderen Welt mitgebracht hatten. Kickaha erklärte der Frau, sie würden die Straße entlang abwärts wandern. Er erinnerte sie auch daran, dass Red Orcs Männer dort patrouillieren und nach ihnen Ausschau halten würden.

»Aber warum verstecken wir uns dann nicht bis zum Einbruch der Nacht?«, fragte sie.

»Weil ich tagsüber ein Auto ausmachen kann, das eindeutig keines von Orc ist. Von so einem mitgenommen zu werden, wäre eine Chance für uns. Und wenn Orcs Männer auftauchen und etwas unternehmen, dann haben wir unsere Strahler und können aufpassen. In der Nacht weiß man vorher nicht, wer anhält und einen mitnehmen will. Wir könnten natürlich die Straße ganz meiden und an ihr entlang durch die Wälder wandern, aber das geht zu langsam. Ich möchte nicht, dass Wolff oder der Scheller zuviel Vorsprung gewinnen.«

»Und woher wissen wir, dass sie nicht beide in die andere Richtung gegangen sind?«, fragte sie. »Oder dass Red Orc sie nicht erwischt hat?«

»Wir wissen es nicht«, sagte er. »Aber ich wette, dass dies die Richtung nach Los Angeles ist. Die Straße führt nach Westen und bergab. Wolff weiß das, und dem Scheller würde sein Instinkt befehlen, abwärts zu gehen, glaube ich. Natürlich kann ich mich irren. Aber ich kann auch nicht hier ewig herumstehen und mir überlegen, was passiert sein kann. Gehen wir also!«

Sie machten sich auf den Weg. Die Luft roch süß und sauber, Vögel sangen, ein Eichhörnchen lief den Ast einer hohen, halb abgestorbenen Pinie entlang und beobachtete sie mit seinen schimmernden Augen. Es gab eine ganze Reihe toter und absterbender Pinien. Wahrscheinlich hatte eine Baumkrankheit sie befallen. Die einzigen Anzeichen menschlicher Einflussnahme waren die skelettartigen Aluminiumtürme und Kabel einer Überlandleitung, die die Flanke eines Berges hinaufstiegen. Kickaha erklärte Anana, was sie darstellten; von jetzt ab würde er ihr ziemlich viel erklären müssen. Es störte ihn nicht. Es bot ihr die Möglichkeit, Englisch zu lernen, und ihm, sich die Sprache wieder ins Gedächtnis zurückzurufen.

Von hinten näherte sich ein Auto. Bei dem Geräusch traten Kickaha und Anana an den Straßenrand, bereit, entweder ihre Ringstrahler abzufeuern oder den Berghang hinunterzuspringen, falls dies nötig sein sollte. Er richtete den Daumen nach dem Auto, in dem ein Mann, eine Frau und zwei Kinder saßen. Der Wagen verlangsamte nicht einmal die Fahrt. Dann kam ein großer Laster mit Anhänger heran. Der Fahrer schien zunächst anhalten zu wollen, fuhr aber dann doch weiter.

Anana sagte: »Diese Fahrzeuge! So primitiv! So laut! Und wie sie stinken.«

»Ja. Aber wir haben schon Atomenergie«, antwortete Kickaha. »Jedenfalls hatten wir bereits Atombomben. Zumindest Amerika hatte sie. Ich hätte gedacht, dass sie inzwischen Autos mit atomarem Antrieb haben müssten. Sie hatten doch eine ganze Generation lang Zeit, das zu entwickeln.«

Ein cremefarbener Kombiwagen mit einem Mann, einer Frau und zwei Jugendlichen kam vorbei. Kickaha starrte den Jungen an. Sein Haar war genauso lang wie Kickahas, nur beträchtlich weniger gut gepflegt. Das Mädchen hatte langes gelbes Haar, das ihr weich über die Schultern fiel, ihr Gesicht war dick geschminkt. Wie bei einer Nutte, dachte er. Waren die Augenlider wirklich grün bemalt?

Die Eltern, ungefähr fünfzig, wirkten ganz normal. Allerdings trug die Mutter einen Haarstil, der 1946 eindeutig nicht Mode gewesen war. Und auch ihr Make-up war auffällig, wenn auch bei weitem nicht so dick aufgetragen wie bei dem Mädchen.

Er hatte bisher keine der Automarken identifizieren können. Einige trugen das MG-Zeichen, doch dies war auch das einzige, was ihm vertraut erschien. Damit hatte er natürlich rechnen müssen. Aber er war doch sehr erstaunt, als der nächste Wagen, der vorbeifuhr, wieder so ein Käfer war wie jener, den er gesehen hatte, als er zum ersten Mal über den Rand der Klippe hinuntergespäht hatte. Jedenfalls sah er ihm ziemlich ähnlich. VW? Was sollte das heißen? Kickaha hatte sich auf zahlreiche Veränderungen gefasst gemacht, auch darauf, dass er manche nicht so ganz leicht verstehen können würde. Aber er konnte sich nicht vorstellen, warum die Leute einen derartig hässlichen, qualvoll engen Wagen wie diesen »VW« kaufen sollten; allerdings erinnerte er sich an die kleinen »Willys« aus seiner Jugend. Er zuckte die Achseln. Es würde zu anstrengend sein und zuviel Zeit brauchen, wenn er für alles nach Erklärungen suchte, was er sah. Wenn er überleben wollte, musste er sich auf die unmittelbar drohende Gefahr konzentrieren: Red Orcs Männern zu entkommen. Sofern es Red Orcs Männer waren.

Er und Anana wanderten zügig, mit dem geschmeidigen Gang der Bergsteiger. Sie entspannte sich mehr und mehr und begann sich für die Schönheit der Gegend zu interessieren. Einmal lächelte sie, drückte seine Hand und sagte: »Ich liebe dich.«

Er küsste sie auf die Wange und sagte: »Ich dich auch.«

Mehr und mehr sprach und bewegte sie sich wie eine Frau von der Erde und nicht mehr wie ein superaristokratischer Lord.

Einige hundert Meter hinter sich hörte er einen Wagen um die Kurve kommen und drehte sich um. Es war ein schwarz-weißer Wagen der Staatspolizei mit zwei Männern, die goldene Helme trugen. Er blickte geradeaus, sagte aber aus dem Mundwinkel: »Wenn die anhalten, dann bleib ganz entspannt. Es ist die Polizei. Lass mich nur machen. Wenn ich zwei Finger hebe, dann renn los und spring den Hang runter. Nein! Wenn ich’s mir überlege … hör zu, wir fahren mit ihnen. Sie können uns in die Stadt bringen oder in die Nähe, und dann betäuben wir sie mit den Ringen. Klar?«

Aber der Wagen schoss vorbei, ohne dass man ihnen auch nur einen misstrauischen Blick zugeworfen hätte.

Kickaha stieß erleichtert die Luft aus und sagte: »Wir sehen also nicht so verdächtig aus, wie ich mich fühle.«

Zweites Kapitel

 

Sie wanderten weiter die Straße hinunter. Als sie auf eine gerade Strecke von fast einem Kilometer Länge stießen, hörten sie hinter sich ein schwaches Dröhnen. Das Geräusch wurde lauter, und plötzlich verzog Kickaha vor Freude grinsend das Gesicht. »Motorräder«, sagte er. »Eine ganze Meute.«

Das Röhren wurde jetzt sehr laut. Sie drehten sich um und sahen etwa zwanzig große schwarze Maschinen wie eine schwarze Wolke um den Bergvorsprung rasen. Kickaha war verblüfft. Nie zuvor hatte er Männer oder Frauen in solcher Kleidung gesehen. Manche unter ihnen lösten bei ihm einen Reflex aus, den er seit Kriegsende 1945, seit der Kapitulation, für tot gehalten hatte. Seine Hand zuckte zu dem Messergriff in der Scheide an seinem Gürtel, und er suchte nach einem Graben, um sich in ihn hineinzurollen.

Drei der Fahrer trugen die nachttopfartigen deutschen Stahlhelme und hatten große schwarze Hakenkreuze auf das graue Metall gemalt. Und sie trugen das Eiserne Kreuz oder Hakenkreuze aus Metall an Ketten um den Hals.

Alle trugen dunkle Schutzbrillen. Diese und die wie Fahrradlenker aussehenden Schnurrbärte, die Bärte der Männer überhaupt, die Mandrillbärte an den Wangen und das übertriebene Make-up der Frauen ließen ihre Gesichter insektenhaft erscheinen. Die Kleidung insgesamt war dunkel, ein paar der Männer allerdings trugen schmutzige, ehemals weiße T-Shirts. Fast alle trugen wadenhohe Kurzstiefel. Eine Frau gefiel sich darin, ein Käppi und die leuchtendrote Ulanka mit den gelben Litzen der Dragoner zur Schau zu stellen. Auf den schwarzen Lederjacken und den T-Shirts trugen sie Totenschädel und gekreuzte Knochen, die wie Phalli aussahen, und die Aufschrift: Luzifers Lümmel.

Die Kavalkade röhrte vorbei, ein paar ließen die Motoren aufheulen oder winkten den beiden zu, und mehrere fuhren mit gefalteten Armen auf der Straße in Schlangenlinie, wobei sie sich jeweils stark nach außen lehnten. Kickaha grinste dazu voll Anerkennung – auch er hatte ein Motorrad besessen und es geliebt, als er in Terre Haute auf die High-School ging.

Anana dagegen kräuselte die Nase. »Der Gestank des Treibstoffs ist schon schlimm genug«, sagte sie. »Aber hast du gemerkt, wie die selbst stanken? Die haben sich seit Wochen nicht gewaschen! Oder seit Monaten!«

»Der Lord dieser Welt war ziemlich nachlässig«, sagte Kickaha.

Er bezog sich damit auf die sanitären Verhaltensweisen der menschlichen Bewohner in den Taschenuniversen, die von anderen Lords beherrscht wurden. Zwar waren diese Lords ihrem menschlichen Sklavenbesitz gegenüber oft sehr grausam, doch sie legten Wert darauf, dass die Untertanen reinlich und schön waren. Sie hatten Gesetze und religiöse Vorschriften erlassen, die dafür sorgten, dass Sauberkeit ein fundamentaler Bestandteil jeder Kultur wurde.

Aber es gab auch Ausnahmen. Einige Lords hatten zugelassen, dass ihre menschlichen Gesellschaften zu Schmutz und zu Gleichgültigkeit dem Schmutz gegenüber degenerierten.

Anana hatte erklärt, der Lord der Erde sei eine einmalige Ausnahme. Red Orc regierte absolut geheim und anonym, obwohl er dies nicht immer getan hatte. In den frühen Tagen, in der Morgendämmerung des Menschen, hatte er sich oft als Gott aufgeführt. Doch hatte er diese Rolle aufgegeben und sich in die Anonymität zurückgezogen – sozusagen. Er hatte den Dingen einfach ihren Lauf gelassen. Dies sei die Ursache für den Sumpf, in dem die Erdlinge in der Vergangenheit, Gegenwart und wohl auch der Zukunft steckten und stecken würden.

Kickaha hatte wenig Zeit gehabt, viel über Red Orc in Erfahrung zu bringen, denn er hatte nicht einmal von seiner Existenz etwas gewusst und erst davon erfahren, kurz bevor er und Anana durch das Tor in dieses Universum übertraten.

»Und sie sahen alle so hässlich aus«, sagte Anana.

»Ich sagte dir doch, dass der Mensch hier verblüht ist«, sagte er. »Es gab keine genetische Auslese, weder bei einem Lord noch unter den Menschen selber.«

Und dann hörten sie wieder das gedämpfte Dröhnen der Motorräder, und eine Minute später sahen sie acht von ihnen die Straße zurückkommen. Es waren nur Männer.

Die Maschinen fuhren vorbei, bremsten ab, wendeten und kamen hinter ihnen hergefahren. Kickaha und Anana gingen einfach weiter. Drei Maschinen brausten so dicht an ihnen vorbei, dass Kickaha sie zu Fall hätte bringen können. Er fragte sich auch gleich, ob er das nicht hätte tun sollen, weil er damit die Überlegenheit der Typen vermindert hätte. Denn nun schien klar zu sein, dass diese sie belästigen würden, wenn nicht Schlimmeres im Busch war.

Einige der Männer pfiffen Anana zu und äußerten in verschiedenen obszönen Ausdrücken gewisse Aufforderungen und Wunschvorstellungen. Anana verstand zwar die Worte nicht, doch sie begriff ihren Ton und die Gesten und das Grinsen, die sie begleiteten. Sie zog finster die Augenbrauen zusammen und vollführte eine den Lords eigentümliche Handbewegung. Obwohl die Motorradfahrer sie nicht kannten, begriffen sie. Einer lachte dermaßen, dass er fast von der Maschine gefallen wäre. Andere hingegen bleckten halb grinsend, halb knurrend die Zähne.

Kickaha blieb stehen und stellte sich ihnen. Sie fuhren heran und bildeten einen engen Halbkreis um das Paar. Dann stellten sie die Motoren ab.

»Na schön«, sagte Kickaha. »Was wollt ihr?«

Ein dickwanstiger, stiernackiger junger Mann, dem dichtes, grobes schwarzes Haar aus dem offenen Hemd quoll und der einen Ziegenbart und einen Hut des Afrikakorps trug, redete: »Also schön, Roterchen, wenn wir Satans Sklaven wären, dann würden wir ja auf dich stehen. Aber wir sind keine Schwulen, also nehm’ mir uns deine la belle dame Fotze, voilà.«

»Mann, die Puppe is ’ne echte Wucht, wa!«, sagte ein großer, dünner Junge mit Aknenarben, einem enormen Adamsapfel und einem goldenen Ring im Ohrläppchen. Die langen schwarzen Haare hingen ihm über die Schultern und fielen ihm über die Augen.

»Super!«, sagte ein anderer, der einen struppigen Bart, Zahnlücken und Narben im Gesicht hatte.

Kickaha wusste, wann es besser war, den Mund zu halten, und wann zu sprechen, aber manchmal fiel es ihm doch sehr schwer, das zu tun, was er für das beste hielt. Er hatte jetzt weder Lust noch Zeit für eine Schlägerei; seine Aufgabe war eine ernste und wichtige Angelegenheit. Ja, sie war eigentlich lebenswichtig. Wenn der Scheller ausbrach und sich so gut an die Erde anpasste, dass es ihm gelang, weitere Schellen zu machen, dann würden er und seinesgleichen tatsächlich die ganze Erde unterjochen. Der Scheller war kein Ungeheuer aus einem Schauerroman, es gab ihn wirklich, und wenn er nicht getötet wurde, dann adieu, Erde! Oder adieu, Menschheit! Die Körper würden weiterleben, doch die Gehirne würden entleert sein, und eine fremde Vernunft würde sie ausfüllen.

Es war ein Unglück, dass die Rettung keine Unterschiede zuließ. Wenn andere gerettet würden, dann mit ihnen auch dieses asoziale Gesindel. In diesem Augenblick allerdings hatte es den Anschein, als bestünden einige Zweifel, ob es Kickaha gelingen könnte, auch nur sich selbst zu retten, von der Welt ganz zu schweigen. Die acht Männer waren von ihren Maschinen gestiegen und kamen nun mit den verschiedensten Waffen näher gerückt. Drei hatten lange Ketten, zwei schwangen Eisenrohre, einer hatte ein Schnappmesser, ein weiterer bronzene Schlagringe, der Letzte einen Eispickel.

»Ich nehme an, ihr wollt sie am helllichten Tag überfallen, obwohl die Bullen ganz in der Nähe sind?«, fragte er.

Der junge Mann mit dem Afrikakorpshut sagte: »Mann, normalerweise würden wir dich ja nich lausen. Aber wie ich die Puppe gesehn hab’, Mann! Das war zuviel! Was für ein Prachtstück! Ich hab’ noch nie ’n Weib wie die gesehn. Ehrlich, Mann! Die wirft ein einfach um! Und die müssen wa einfach haben. Biste dac?«

Kickaha begriff nicht, was das letzte Wort bedeuten sollte, doch das spielte keine Rolle. Es waren brutale Burschen, und sie würden zu bekommen versuchen, was sie haben wollten.

»Dann macht euch besser darauf gefasst zu sterben«, sagte er.

Sie wirkten erstaunt. Der Afrikakorpsjunge sagte: »Du hast ’ne ganze Wucht Klasse, Roter, das muss dir der Neid lassen. Hör zu, Mann, wir könnten dir deine Installation aus dem Bauch trampeln und echten Spaß dabei ham, ’ne echte Supershow, Mann, aber ich bewundere deinen Stil, Freund. Also lass uns die Puppe, und wir liefern sie dir inner Stunde oder so wieder ab.«

Dann griente Afrikakorps: »Allerdings, sie ist dann vielleicht nich mehr ganz in so guter Kondition wie jetzt, aber was macht das schon. Niemand is vollkommen, wa?!«

Kickaha sprach zu Anana in der Sprache der Lords.

»Wenn wir Glück haben, verschwinden wir mit einem von den Motorrädern. Damit kommen wir bis Los Angeles.«

»He, was issen das für ’ne Affensprache?«, fragte Afrikakorps. Er winkte den Männern mit den Ketten zu, die grinsend einen Schritt vor die anderen traten. Sie nahmen die Arme zurück, um mit ihren Ketten loszuschlagen, und Kickaha und Anana schossen die Strahlen aus ihren Ringen, die auf »Betäubungsstärke« eingestellt waren. Die drei ließen ihre Ketten fallen, krallten die Hände in den Bauch und krümmten sich vornüber. Die Strahlen trafen sie am Kopf, und sie fielen zu Boden. Ihre Gesichter waren von den plötzlich geborstenen Blutgefäßen ganz rot. Wenn sie sich wieder erholten, würden sie tagelang schwindlig krank sein, die Bäuche würden schmerzen und von den geplatzten Venen und Arterien gerötet sein.

Die anderen Männer erstarrten zu Bewegungslosigkeit und wurden kreidebleich vor Schreck.

Kickaha zog blitzschnell das Messer aus der Scheide und warf es gegen die Schulter von Afrikakorps. Der schrie und ließ seinen Eispickel fallen. Anana erledigte ihn mit ihrem Strahler; Kickaha brachte die restlichen Männer zu Fall.

Glücklicherweise kamen keine Autos die Straße herauf. Die beiden zogen die stöhnenden, nur halb bewusstlosen Männer an den Straßenrand und stießen sie hinunter. Sie rollten sechs, sieben Meter und blieben dann auf einem Felssims liegen.

Dann schoben sie die Motorräder, außer einem, an einer bequemen Stelle über den Rand. Sie hüpften und purzelten den steilen Hang hinab, weiter und weiter, zerbrachen zu Trümmern, und einige explodierten.

Kickaha bedauerte dies, denn er wollte nicht, dass der Qualm irgendjemanden aufmerksam machte.

Anana hatte er erklärt, was die Bande mit ihr im Sinn gehabt hatte. Sie kletterte zu den übereinanderliegenden Leibern hinunter. Sie stellte den Ring auf die niedrigste Verbrennungsfrequenz ein und brannte jedem Mann die Hosen und ein Gutteil der Haut fort. Sie würden Anana lange nicht vergessen. Und wenn sie sie hinterher verfluchen sollten, dann hätten sie Kickaha segnen müssen, denn er hielt sie davon ab, die Kerle umzubringen.

Kickaha nahm Afrikakorps die Brieftasche ab. Der Führerschein war auf den Namen Alfred Roger Goodrich ausgestellt, und das Foto war Kickaha überhaupt nicht ähnlich, doch das war nicht zu ändern. Unter anderem lagen da auch noch vierzig Dollar.

Er erklärte Anana, wie sie sich hinter ihm auf dem Motorrad festhalten sollte und was unterwegs zu erwarten sei. Und eine Minute später fuhren sie auf der Stecke in Richtung Los Angeles. Das Röhren des Motors erweckte die seligen Erinnerungen an seine Motorradfahrten in Indiana nicht zum Leben. Die Strecke beunruhigte ihn, der Gestank von Öl und Benzin missfiel ihm. Zu lange hatte er in einer ruhigen Welt voll milder Luft gelebt.

Anana hielt seine Hüften umklammert. Sie sagte lange kein Wort. Einmal blickte er kurz zurück und sah ihr schwarzes Haar im Fahrtwind fliegen. Ihre Augen hinter den Schutzbrillengläsern, die sie einem der Asozialen abgenommen hatte, waren halb geschlossen. Die Schatten machten sie undurchdringlich. Später rief sie etwas, aber der Wind und das Dröhnen der Maschine rissen ihre Worte davon.

Kickaha testete die Maschine durch und stellte fest, dass der frühere Besitzer eine Anzahl von Funktionen ausgebaut hatte, vor allem, um das Gewicht zu verringern. So fehlten etwa die Vorderradbremsen.

Sobald er die Stärke und die Nachteile der Maschine erkannt hatte, schoss er weiter voran, und seine Augen waren wachsam auf die Straße vor ihm gerichtet. Doch seine Gedanken schweiften immer wieder ab.

Drittes Kapitel

 

Er hatte eine weite, eine phantastische Strecke durchschritten – von jenem Campus der Universität von Indiana bis zu dieser Straße in den Bergen Südkaliforniens. Als er mit der Achten Armee in Deutschland war, hatte er diese halbmondförmige Sichel aus hartem, silbrigem Metall in den Ruinen eines Kleinstadtmuseums gefunden. Er nahm sie mit nach Hause, nach Bloomington, und dort erschien eines Nachts ein Mann namens Vannax und bot ihm eine phantastische Summe für die Sichel. Er hatte abgelehnt. Später in der gleichen Nacht erwachte er und stellte fest, dass Vannax in seine Wohnung eingebrochen war. Vannax legte gerade eine zweite Sichel neben die Kickahas, die so einen Kreis bildeten. Er griff Vannax an und trat dabei unabsichtlich in den Kreis. Und als nächstes fand er sich an einem sehr fremdartigen, seltsamen Ort wieder.

Die zwei Sicheln bildeten das Tor, ein Instrument der Lords, das eine Art Teleportation von einem Universum in ein anderes ermöglichte. Kickaha war in ein künstliches Universum versetzt worden, ein Taschenuniversum, das ein Lord namens Jadawin geschaffen hatte. Doch Jadawin weilte nicht länger in diesem Universum; ein anderer Lord hatte ihn verdrängt, ihn beraubt und auf die Erde geworfen. Jadawin hatte sein Erinnerungsvermögen verloren. Er war zu Robert Wolff geworden.

Die Geschichten von Wolff/Jadawin und Kickaha/Finnegan waren umfangreich und verwickelt. Kickaha hatte Wolff geholfen, in sein eigenes Universum zurückzukehren, und nach einer Vielzahl von Abenteuern hatte Wolff das Gedächtnis wiedererlangt. Er erlangte auch die Herrschaft über dieses seltsame, von ihm geschaffene Universum zurück. Dort ließ er sich mit Chryseis, seiner Geliebten, nieder und herrschte in dem Palast auf dem Gipfel eines dem Turm von Babel ähnlichen Planeten, der in der Mitte eines Universums hing, dessen »Wände« ein geringeres Volumen als das des irdischen Sonnensystems umschlossen.

Und vor kurzem waren Wolff und Chryseis auf mysteriöse Weise verschwunden – wahrscheinlich durch die Machinationen irgendeines Lords aus einem anderen Universum. Kickaha war Anana begegnet, die zusammen mit zwei weiteren Lords vor den Schwarzen Schellern auf der Flucht war. Die Scheller waren ursprünglich Instrumente gewesen, die in den Biolaboratorien der Lords erschaffen worden waren, um den Geist der Lords während der Übertragung des Geistes von einem Körper in einen anderen zu beherbergen. Doch die glockenförmigen, unzerstörbaren Maschinen hatten sich zu Wesen mit eigener Intelligenz entwickelt, denen es schließlich gelang, ihren Geist in die Körper der Lords zu übertragen, und die einen Geheimkrieg gegen die Lords anzettelten. Dies wurde entdeckt, und es begann ein hartes, langes und blutrünstiges Ringen, das dazu führte, dass alle Scheller – so glaubte man jedenfalls – gefangen und in einem eigens dafür erschaffenen Universum eingekerkert wurden. Aber man hatte einundfünfzig von ihnen übersehen, und nach zehntausend Jahren der Ruhe hatten sich diese wieder menschlicher Körper bemächtigt und waren wieder frei.

Kickaha hatte direkt oder indirekt alle außer einem getötet. Und dieser hatte mit seinem Geist den Körper eines Mannes namens Thabuuz besetzt und sich auf die Erde versetzt. Wolff und Chryseis waren gerade zu jener Zeit in ihren Palast zurückgekehrt, als die Scheller angriffen, und durch jenes Tor entkommen, das Thabuuz später ebenfalls benutzen sollte.

Nun waren Kickaha und Anana auf der Suche nach Wolff und Chryseis. Außerdem waren sie auch fest entschlossen, den letzten der Schwarzen Scheller zur Strecke zu bringen und zu töten. Wenn es Thabuuz gelang, ihnen zu entkommen, würde er mit der Zeit weitere Schellenglocken bauen und mit diesen einen Geheimkrieg gegen die Erdenmenschen beginnen und später in die privaten Universen der Lords eindringen, ihren Geist entladen und auch ihre Körper in Besitz nehmen. Die Lords hatten die Schwarzen Scheller niemals vergessen, und jeder von ihnen trug noch immer einen Ring, der die metallenen Schellen ihrer uralten Feinde entdecken und einen winzigen Warnschaltkreis im Gehirn eines jeden Lords aktivieren konnte.

Die Völker der Erde wussten nichts von den Schellern. Sie hatten keine Ahnung von den Lords. Kickaha war der einzige Erdenmensch, dem die Existenz der Lords und ihrer Taschenuniversen je bekanntgeworden war.

Die Völker der Erde wären dagegen wehrlos, eines nach dem anderen überwältigt zu werden; die menschlichen Gehirnsubstanzen würden durch die Antennen der Schellen entladen werden, und der Geist der Scheller würde die Gehirne in Besitz nehmen. Der Krieg würde so heimtückisch geführt werden, dass nur durch puren Zufall die Menschen jemals erfahren würden, dass sie überhaupt angegriffen worden waren.

Der Schwarze Scheller Thabuuz musste gefunden und vernichtet werden.

Inzwischen hatte der Lord der Erde, jener Lord namens Red Orc, erfahren, dass fünf Personen sich in sein Reich eingeschleust hatten. Allerdings würde er nicht wissen, dass eine davon der Schwarze Scheller war. Er würde alle fünf zu fangen versuchen. Und man konnte Red Orc nicht davon in Kenntnis setzen, dass ein Schwarzer Scheller frei auf der Erde herumlief, denn Red Orc war unauffindbar. Weder Anana noch Kickaha wussten, wo er lebte. Ja, bis vor wenigen Stunden hatte Kickaha nicht einmal gewusst, dass die Erde einen Lord hatte.

Fünfzehn Minuten später kamen sie von der Hangstraße auf ein Plateau. Das Dörfchen an der Kreuzung war ein hübscher Ort, allerdings höchst kommerzialisiert. Saubere, freundliche weiße Häuser und Bauten. Als sie durch die Hauptstraße brausten, kamen sie an einem großen Hamburger-Lokal vorbei, und dort fläzten sich die restlichen Luzifer-Lümmel an den Picknicktischen, fraßen Hamburger und soffen Coke oder Bier. Sie blickten auf, als sie das vertraute Motorengeräusch der Harley-Davidson hörten, und als sie die zwei auf der Maschine erkannten, schauten sie nochmals hin. Einer sprang auf seine Maschine, ließ den Motor mit Kickstarter aufheulen. Er war ein großer Junge mit verfilzten Haaren und einem langen Schnurrbart; er trug den Hut eines Kavallerieoffiziers der Südstaaten aus dem Bürgerkrieg, ein weißes Seidenhemd mit Rüschen an Hals und Ärmeln, enge, schimmernd schwarze Hosen mit roten Biesen und pelzbesetzte Stiefel.

Die anderen folgten ihm hastig. Kickaha glaubte nicht, dass sie zur Polizei gehen würden; irgendetwas an diesen Typen ließ erkennen, dass ihre Beziehungen zur Polizei nicht gerade die freundlichsten sein konnten. Sie würden die Rache in die eigenen schmutzigen Hände nehmen. Aber es war auch nicht wahrscheinlich, dass sie etwas unternehmen würden, solange man sich noch mitten im Ort befand.

Kickaha trieb die Maschine auf Spitzentempo hoch.

Nachdem sie eine Kurve genommen hatten, von der aus man sie vom Dorf aus nicht mehr sehen konnte, drehte Anana sich halb um. Sie wartete, bis der Anführer sie bis auf drei Meter eingeholt hatte. Er kauerte über der Lenkstange und griente wild. Anscheinend hoffte er, sie entweder zu überholen und zum Halten zu zwingen oder sie von der Straße zu drängen. Hinter ihm kam eine Kavalkade von fünf Maschinen mit jeweils nur einer Person, so dass zwei Maschinen auf der Gegenfahrbahn fuhren. Die mit zwei Personen besetzten Maschinen kamen in einem Abstand von einigen zwanzig Metern dahinter her.

Kickaha blickte nach hinten und schrie Anana etwas zu. Sie ließ den Strahl nur so lange wirken, dass er das Vorderrad des Anführers in zwei Teile schnitt. Das Vorderteil sackte auf die Straße, und der Fahrer flog über die Lenkstange. Sein Mund war zu einem Schrei aufgerissen, den niemand hören konnte. Er prallte auf den Asphalt und schlitterte ziemlich weit bäuchlings dahin. Die fünf Maschinen hinter ihm versuchten jene, die auf der Fahrbahn lag, zu umfahren. Sie schossen auseinander wie ein Schwarm Fische, doch Anana zerschnitt die Räder der vordersten Maschinen, und alle drei rasten ineinander, während die zwei Flankenmaschinen seitlich von der Bahn abkamen. Die restlichen Maschinen bremsten rechtzeitig ab und vermieden so, in die Wracks und ihre Fahrer zu prallen.

Kickaha grinste und schrie: »Prima Arbeit, Anana!«