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Es sind noch 10 Tagesmärsche, die die kriegerische Horde aus dem Norden von dem kleinen Dorf im Mayoni Tal trennt. Noch ahnen weder Majik noch die anderen Hukasi welche Gefahr ihnen droht. Bis eines Tages ein verletztes Mädchen am Fluss angeschwemmt wird. Wird es Majik, als Anführer des Dorfes gelingen, seine Familie und alle Bewohner des Dorfes zu beschützen? Dies ist das dritte Abenteuer rund um den Steinzeitjungen Majik, in dem es um den Kampf um das Feuer geht.
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Seitenzahl: 67
Veröffentlichungsjahr: 2013
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Hüter des Feuers
Andrea Hundsdorfer
Books on Demand
Für Dirk!
Noch 10 Tagesmärsche!
Noch 9 Tagesmärsche!
Noch 8 Tagesmärsche!
Noch 7 Tagesmärsche!
Noch 6 Tagesmärsche!
Noch 5 Tagesmärsche!
Noch 4 Tagesmärsche!
Noch 3 Tagesmärsche!
Noch 2 Tagesmärsche!
Noch 1 Tagesmarsch!
Ankunft im Dorf
Nächtlicher Überfall
Eine sinnlose Verschwendung
Aufbruch in eine ungewisse Zukunft
Vorweg ein paar Namen und Begriffe, die es euch etwas leichter machen:
Hukasi: ursprünglich ein Nomadenvolk, das östlich der Tagonga Berge im fruchtbaren Mayoni Tal lebt
Majonkis: friedlebendes Volk, lebt westlich der Tagonga Berge in der Ebene des Narunga Flusses
Majik: Titelheld der Geschichte, nach dem Tod seines Pflegevaters Anuk ist er der Anführer der Hukasi
Rania: Gefährtin von Majik
Maja und Muri: Zwillinge von Majik und Rania
Menea: Mutter von Rania, Schamanin (Heilerin) des Dorfes
Majora und Murin: die leiblichen Eltern von Majik, gehören zum Stamm der Majonkis
Majika: ist die Tochter von Arab und Mena, Freunde von Majik und Rania, gehören zum Stamm der Majonkis
Skala: die zahme Wolfshündin von Majik
Mea Duna: die „Große Braune“, die erste Kuh, die Majik gefangen hat, um die Zwillinge mit Milch zu versorgen
Brava Duna: der Leithengst der Herde, sein Name bedeutet „Mutiger Brauner“
Paddock: ein Paddock ist ein kleiner, eingezäunter Auslauf für Pferde (das Wort stammt aus dem Englischen)
Halfter: ein Zaumzeug für Pferde ohne Gebiss
Kruppe: das „Hinterteil“ eines Pferdes
Und nun viel Spaß!
Noch ahnte niemand etwas von der Gefahr, die den Hukasi drohte. Noch konnte man sie nicht sehen. Nicht hören. Nicht riechen. Doch die Horde aus dem Norden kam näher. Tag für Tag. Stunde um Stunde. Ihre großen, schweren, Körper hinterließen eine Spur der Verwüstung auf ihrem Weg zum Dorf. Es lagen nur noch 10 Tagesmärsche zwischen der Siedlung der friedlichen Hukasi und der Gefahr aus dem Norden.
„Maja? Muri?“ Wo steckten denn die beiden schon wieder? Kaum dass man sich umdrehte, schon waren sie wieder auf und davon. Rania schüttelte schmunzelnd den Kopf. Elf Jahre waren die Zwillinge jetzt alt und kaum zu bändigen. Immer musste sie nach ihnen suchen. Es gab rund um das Dorf einfach zu viel zu entdecken. Meist bekam Rania ihre beiden Kinder nur zu den Mahlzeiten zu Gesicht, wenn überhaupt. Und somit erging es Rania kaum besser als Ranula, der Mutter von Majik, die ihren Sohn tagsüber auch höchst selten zu Gesicht bekommen hatte.
Maja, das Mädchen des Zwillingspärchens von Majik und Rania, hatte sich neben der Weide einen kleinen Garten angelegt. Dort verbrachte sie fast ihre ganze Freizeit, wenn sie nicht mit den Tieren des Dorfes spielte. Die Wölfin Skala war schon sehr alt und Maja kümmerte sich liebevoll um sie. Falls Rania sie dort nicht antraf, war sie bei ihrer Oma Menea zu finden. Sie war die Schamanin des Dorfes und kümmerte sich um die kranken Bewohner. Von ihr lernte Maja alles über die Wirkungsweisen der verschiedenen Kräuter und wie man sie zubereitete. Maja war eine gelehrige Schülerin und Rania war sehr stolz auf ihre Tochter.
Muri, Majas Zwillingsbruder, hatte das handwerkliche Geschick seines Vaters geerbt. So wie damals Majik als Kind, war auch er mittlerweile stolzer Besitzer einer kleinen Hütte geworden. Dort bewahrte er alle seine Werkzeuge und Fundstücke auf. Und fast täglich kamen neue dazu.
Majik war, nach dem Tode seines Pflegevaters Anuk, zum Anführer des Dorfes ernannt worden. Und das trotz seines noch recht jungen Alters. Sein handwerkliches Geschick und seinen Erfindungsreichtum setzte er unermüdlich zum Wohle der ganzen Gemeinschaft ein, was ihm und seiner Familie ein hohes Ansehen eingebracht hatte. Nachdem er vor nunmehr elf Wintern, zunächst die erste Hütte für sich und seine Frau erbaut hatte, waren nach und nach die Zelte des ehemaligen Nomadenvolkes, den steinernen Hütten gewichen.
Bei einem starken Gewitter in genau dem Winter, war in einem alten, hohlen Baum der Blitz eingeschlagen und hatte den Stamm in Brand gesetzt. Majik hatte gelernt, dieses Feuer zu nutzen, um die Hütte zu heizen. Das ermöglichte den Bewohnern auch die kalte Jahreshälfte in diesem Tal zu verbringen. Die beschwerlichen Märsche für die Bewohner der Siedlung zwischen dem Sommer- und dem Winterlager hatten damit ein Ende gefunden. Sie waren sesshaft geworden. Nach und nach wurden alle Hütten mit Feuerstellen ausgestattet, die jedoch nicht immer alle entzündet waren.
Der Holzverbrauch wäre zu groß und die damit verbundene Arbeit zu schwer gewesen. Die Hukasi nutzten das Feuer, um die Hütten zu wärmen und zum Zubereiten der Nahrung. Auch nutzten sie es, um sich vor wilden Tieren zu schützen. Das Problem aber war, das sie nicht wussten, wie sie es selber entfachen sollten. Ein Erlöschen der Flammen hätte schwere Folgen für das ganze Dorf. Alle Vorteile des Feuers wären dann für die Bewohner für lange Zeit verloren gewesen. Sie hätten auf ein neues Gewitter oder einen Brand warten müssen. Weil für die Hukasi das Feuer so wichtig für das tägliche Überleben war, hatten die Bewohner entschieden, in einer der Hütten ständig ein kleines Feuer am brennen zu halten. Diese Aufgabe war dem Hüter des Feuers zugeteilt. Tag und Nacht hatte er die Glut des Feuers im Auge zu behalten.
Es dämmerte bereits, als Majik mit seinem Sohn Muri vom Bau der Wasserleitung zurückkam. Sie hatten vor, ihrem Dorf, das in der Nähe eines Flusses lag, einen direkten Zugang zum Wasser zu ermöglichen. Seit Tagen schon waren sie und einige andere junge, starke Männer des Dorfes mit der Arbeit beschäftigt.
Rania lächelte die beiden an, als sie auf dem Dorfplatz ankamen. Sie waren sich so ähnlich. Muri war eine kleine Ausgabe seines Vaters. Auch Majik lächelte, als er Rania vor der Tür seiner Hütte entdeckte. Zu ihren Füßen hatte es sich Skala, die zahme Wolfshündin bequem gemacht. Muri brachte die Werkzeuge in seine Hütte und kraulte Skala das graue, zottelige Fell.
Nach dem Abendessen unternahmen Majik und Rania, wie jeden Abend, einen kleinen Spaziergang hinunter zum Fluss. Majik zeigte Rania die Fortschritte, die sie im Laufe des vergangenen Tages gemacht hatten. Dann setzten sie sich gemeinsam auf einen Felsen und genossen die abendliche Ruhe, die über dem Dorf und der Umgebung lag. Oft saßen sie schweigend nebeneinander, jeder in seine Gedanken vertieft, bis es Zeit wurde zu Bett zu gehen.
„Vater, Vater!“ Muri war ganz außer Atem. „Vater, du hättest sie sehen müssen!“ Muri, kam erst kurz vor der Hütte zum Stehen. Er war völlig außer Atem. Auf seiner hochroten Stirn glänzten Schweißperlen. „Wen hätte ich sehen sollen? Eine Herde? Ist eine neue Herde im Tal?“ Muri nickte aufgeregt. Majik überlegte. „Wir sollten zwei bis drei kräftige Tiere auswählen und unsere Herde vergrößern. Vielleicht könnten wir auch einige der älteren Tiere schlachten.“ Begonnen hatte ihre Viehzucht damals mit Mea Duna, der Großen Braunen, einem Wildrind. Majik hatte sie samt ihrem Kalb eingefangen. Nun war die Herde auf stattliche zehn Tiere angewachsen, aber viele der Tiere waren schon älter. Und es wurden auch keine Kälbchen mehr geboren. Also wäre es gut für die Herde, wenn neue Tiere dazu kämen. „Aber Vater! Es sind ganz andere Tiere!“ „Wie meinst du das, andere Tiere?“ „Na ja, sie sehen anders aus.“ Majik blickte Muri fragend an.
„Also, sie haben auch vier Beine, einen langen Hals, und dickes Fell. Sie sind etwas kleiner als unsere Rinder, und nicht so kräftig gebaut. Aber sie bewegen sich viel schneller und sie sind wunderschön“, schloss Muri seinen Bericht. Majik war neugierig geworden. „Zeig sie mir“, forderte er seinen Sohn auf. Muri nickte aufgeregt und zu zweit machten sie sich auf den Weg. „Wartet, nehmt mich mit. Ich will sie auch sehen!“ Maja schoss hinter der Hütte hervor und rannte den beiden hinterher.