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Erneut ermittelt die Kommissarin Ivonne Holtkämper und der Pathologe Florian Häusler gemeinsam. Durch einen anonymer Hinweis werden sie auf die hohe Sterblichkeitsrate auf der Intensivpatienten der St. Ursula Klinik aufmerksam gemacht. Ist die nur purer Zufall oder sind die wehrlosen Patienten Opfer eines Todesengels? Die ist der zweite Fall dieses ungewöhnlichen Ermittlerduos.
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Seitenzahl: 123
Veröffentlichungsjahr: 2022
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31.12.2019 China meldet eine unbekannte Lungenkrankheit an die WHO
07.01.2020 Neuartiges Corona Virus wird entdeckt
11.01.2020 Erstes Todesopfer in China
27.01.2020 Virus kommt nach Deutschland
11.02.2020 Virus erhält einen Namen
08.03.2020 erstes Todesopfer in Deutschland
11.03.2020 WHO spricht von Pandemie
02.04.2020 über 1. Mill. Corona Fälle weltweit
15.01.2021 mehr als 2 Mill. Corona Fälle
22.01.2021 mehr als 50.000 Menschen an oder in Verbindung mit Sars-CoV-2 Infektion gestorben
1997
Erstes Kapitel
2000
Zweites Kapitel
2004
Drittes Kapitel
2009 Abschluss
Viertes Kapitel
2011
Fünftes Kapitel
2016 Kinderwunsch
Sechstes Kapitel
2018
Siebtes Kapitel
2020 Krankheit
Achtes Kapitel
2021
Neuntes Kapitel
2021
Zehntes Kapitel
2021
Elftes Kapitel
2021
Zwölftes Kapitel
2021
Dreizehntes Kapitel
2021
Vierzehntes Kapitel
2021
Fünfzehntes Kapitel
2021
Sechzehntes Kapitel
Heute
Siebzehntes Kapitel
Jetzt
Achtzehntes Kapitel
»Der traut sich eh nicht!«
Mike stieß ein höhnisches Lachen aus und wandte sich um. Gemeinsam mit seinen Kumpeln Carsten und Bernd, wie immer in seinem Schlepptau, verließ er den Raum, ohne sich noch einmal umzudrehen. Allein die Darbietung seines Rückens signalisierte Verachtung pur. Ich blieb allein im Klassenzimmer zurück. Die Handtasche unserer Lehrerin stand, wie in jeder großen Pause, auf der Sitzfläche des Stuhls an ihrem Pult. Frau Keberling führte Pausenaufsicht und würde den Raum erst kurz vor Beginn der nächsten Stunde wieder betreten. Ich hatte also gut zwanzig Minuten Zeit, die von Mike gestellte Mutprobe zu erfüllen, um endlich in seine Clique aufgenommen zu werden. Doch noch immer zögerte ich. Ich wollte unbedingt dazugehören, aber war die Sache es wirklich wert, dafür die Geldbörse von Frau Keberling zu stehlen? Was, wenn sie unerwartet zurückkam? Ich schlich hinüber zu den Fenstern und spähte, hinter der Gardine versteckt, auf den asphaltierten Schulhof unserer Grundschule. Dort stand sie und ließ ihren aufmerksamen Blick über die ihr anvertrauten Schüler schweifen. Plötzlich richtete meine Lehrerin ihren Blick hinauf zu den Klassenzimmern. Ich schnellte erschrocken zurück. Hatte sie mich gesehen?
»Der traut sich eh nicht!«, hallten Mikes Worte in meinen Ohren. Wie ferngesteuert stakste ich Richtung Pult und öffnete die Handtasche. Ich entnahm das Portemonnaie, riss, ohne darauf zu achten, um wie viel Geld es sich handelte, alle Scheine heraus und stopfte sie mir tief in die Tasche meiner alten Jeans.
Den Rest der Pause verbrachte ich auf dem Klo. Mein Magen rumorte und ich hatte das Gefühl, mich jeden Moment übergeben zu müssen. Die Geldscheine glühten förmlich in meiner Hosentasche. Ich wollte sie so schnell wie möglich loswerden. Ich würde sie Mike zeigen und in der nächsten Pause wieder zurückbringen. Damit sollte ich meine Mutprobe doch wohl bestanden haben, oder?
Mit dem ersten Klingeln verließ ich die Toilette und rannte auf den Hof.
»Harald, alles in Ordnung mit dir?« Die Stimme von Frau Keberling ließ mich erstarren. Schon spürte ich ihre Hand auf meiner Schulter.
»Hey, du bist ja ganz blass. Geht es dir nicht gut?«
»D... doch«, stammelte ich.
In diesem Moment tauchten Mike und seine Kumpanen hinter ihr auf.
»Alles in Ordnung, wirklich«, stieß ich hervor und bekam sogar ein Lächeln zustande.
»Gut, dann ab mit dir in die Klasse.«
Ich nickte und spurtete los. Die ganze Stunde über musste ich an die leere Geldbörse in der Handtasche meiner Lehrerin denken.
»Lass sehen!«, forderte Mike mich in der nächsten großen Pause auf, die ich mir sehnlichst herbei gewünscht hatte. Ich zerrte die zerknitterten Geldscheine aus der Hosentasche hervor und hielt sie ihm hin. Ohne diese näher in Augenschein zu nehmen, stopfte er sie umgehend in seine Tasche.
»I... ich wollte sie jetzt gleich zurückbringen, bevor ...«
»Zurückbringen?« Mike schaute Carsten und Bernd an, die hämisch grinsten.
»E... es sollte do... doch nur eine Mutprobe sein.«
»Du solltest das ganze Portemonnaie stehlen. Wie kann ich sicher sein, dass das Geld tatsächlich von Frau Keberling stammt?«
Mike baute sich breitbeinig vor mir auf. Carsten und Bernd bezogen rechts und links neben ihm Stellung, die Arme vor der Brust verschränkt.
»Ich... es... ist nicht meins.«
»Gut, dann warten wir ab.«
»WAS?«
»Nun, wenn du die Wahrheit sagst, werden wir das ja wohl ziemlich bald erfahren.«
»Da... das war so nicht abgemacht«, nahm ich all meinen Mut zusammen.
Schon bekam ich Mikes Zeigefinger zu spüren, dessen Kuppe er mir bei jedem Wort mit voller Wucht gegen das Brustbein stieß.
»Die Regeln bestimme immer noch ich! Ist das klar?«
Ich nickte. Was sonst hätte ich tun können?
Mike verpasste mir eine derbe Kopfnuss, dann ließ er mich einfach stehen. Die letzten beiden Schulstunden an diesem Freitag verbrachte ich in einer Art Schockstarre, die sich erst mit dem Ertönen der Schulglocke am Ende der sechsten Stunde löste.
Die Glocke unserer Haustür riss mich am frühen Samstagmorgen aus dem Schlaf. Eine mir wohlbekannte Stimme erfüllte den Flur. Nicht leise und wohlwollend, wie ich sie aus dem Unterricht kannte, sondern schrill und ungehalten schallte sie die Treppe hinauf bis an die Tür meines Kinderzimmers. Dann hörte ich die polternden Schritte meines Vaters auf den Stufen und kurz darauf sein forderndes Klopfen.
Ich war vor Panik wie erstarrt. Wie hatte meine Klassenlehrerin es herausgefunden? Hatte Frau Keberling mich doch am Fenster entdeckt und eins und eins zusammengezählt? Oder hatte Mike mich verpfiffen?
Niemals werde ich den Gesichtsausdruck meiner Eltern vergessen. Die Wut meines Vaters, die Scham und das Unverständnis meiner Mutter. Ich weiß nicht, was mich mehr kränkte. Ihr Schweigen und ihre stillen Tränen oder das Brüllen meines Vaters und das Brennen seiner Ohrfeige auf meiner Wange. Ich hatte beides nicht verdient. Doch jegliche Erklärungsversuche meinerseits wurden abgeblockt und im Keim erstickt. Statt Verständnis und Unterstützung erfuhr ich Ablehnung. Statt eines klärenden Gesprächs, hagelte es Vorhaltungen und Strafen.
Mein Martyrium beschränkte sich natürlich nicht nur auf mein Elternhaus. Frau Keberling sorgte dafür, dass, mit Beginn der neuen Woche, alle an der Schule über meine vermeintliche Missetat informiert waren. Von diesem Montag an war jeder Schultag ein Spießrutenlauf für mich. Niemand wollte mehr neben mir sitzen oder etwas mit mir zu tun haben. Auf dem Schulhof machten alle einen großen Bogen um mich, beim Sport wählte mich keiner in seine Mannschaft. Mein letztes Grundschuljahr war die Hölle.
Ivonne Holtkämper hatte sich infiziert. Das E-Bike Virus hatte die junge Kommissarin voll erwischt. Es hatte lediglich drei weitere Radtouren mit dem befreundeten Pathologen Florian Häusler gebraucht, um sie davon zu überzeugen, sich ebenfalls ein Pedelec anzuschaffen. Florian, der ihr dies bereits nach der ersten Probefahrt prophezeit hatte, grinste breit, verkniff sich aber ein: »Hab ich´s doch gewusst!« Gemeinsam hatten sie ein geeignetes Tourenrad in passender Rahmenhöhe und bequemer Federung ausgesucht, das nun in einer kleiner Holzhütte im Vorgarten der alten Stadtvilla untergebracht war, in dessen zweiten Etage Ivonne wohnte. Lothar und Heinrich – ebenfalls Bewohner des Hauses – hatten diesen Fahrradunterstand einer Scheune nachempfunden und ihr gesamtes handwerkliches Geschick in dieses Projekt gesteckt. »So ´ne neumoderne 08/15Metallbox kommt uns jedenfalls nicht in unseren schönen Vorgarten«, hatten sie beide einhellig gemeint und sich nicht von ihrer Idee abbringen lassen. Zu Recht, wie auch Ivonne als jüngste Bewohnerin des ausschließlich von Rentnern bewohnten Stadthauses fand. Ein einfacher grauer Metallquader hätte zwar den gleichen Zweck erfüllt, dabei aber den liebevoll gestalteten Vorgarten verschandelt und das ästhetische Straßenbild der aneinandergereihten Stadtvillen aus der Gründerzeit komplett ruiniert.
Die beiden Nachbarn wollten sogar eine Steckdose zum Laden des Akkus installieren, aber Florian konnte die beiden Herren davon überzeugen, dass dies nicht notwendig wäre.
Den Akku des E-Bikes würde Ivonne ohnehin immer mit in ihre Wohnung nehmen, damit dieser nicht allzu großen Temperaturschwankungen ausgesetzt war und damit an Lebensdauer einbüßte.
Der Clou der Fahrradhütte war unangefochten die Gleitschiene, die Heinrich, der ewige Tüftler, aus einem alten Dachträger konstruiert hatte. So blieb Ivonne ein umständliches rein- und rauskrabbeln in den Unterstand erspart, denn sie konnte das E-Bike samt Schiene hineinschieben oder hervorziehen.
Ivonne war den beiden Pensionären dankbar. Und das bei weitem nicht nur, weil ihr durch den Einsatz der beiden das tägliche Rauf- und Runtertragen des schweren E-Bikes aus dem Keller erspart blieb. Ihr letzter Fall hatte die Ermittlerin in eine lebensgefährliche Situation gebracht, aus der sie nur aufgrund der Hartnäckigkeit und des beherzten Eingreifens ihrer Nachbarn gerettet werden konnte. Für den Pathologen Florian, mit dem Ivonne durch puren Zufall gemeinsam an diesem Fall gearbeitet hatte, wäre es ebenfalls fast zu spät gewesen, denn auch er geriet in die Hände des Täters. Das alles lag nun schon gut fünf Monate zurück. Doch noch immer suchten Ivonne Alpträume heim und ließen sie schweißgebadet aufwachen, aufgeschreckt durch ihre eigenen Schreie.
Diese Träume drehten sich sonderbarerweise nie um ihre eigenen Erlebnisse, denn diese schlummerten tief verborgen in Ivonnes Unterbewusstsein, verdrängt und geschützt durch den Schutzschild einer kurzzeitigen Amnesie. Sie hatte von dem Überfall auf sich und den Vorfällen in ihrer Wohnung keine wirkliche Erinnerung behalten. Diese Minuten waren aus ihrem Gedächtnis gelöscht.
Was Ivonne dagegen immer wieder durchlebte, waren die Ereignisse, die sich in der alten Lagerhalle abgespielt hatten, in der es letztendlich zum Showdown zwischen der Polizei und dem Täter gekommen war. Nach erfolgreicher Beendigung ihres ersten Cold Cases war Ivonne mit ihrem Vorgesetzten übereingekommen, dass sie weiterhin in diesem Bereich tätig sein würde, sofern sie nicht für aktuelle Fälle angefordert wurde. Gerade die Bearbeitung alter Fälle reizte Ivonne.
Ihr Antrieb war, den Hinterbliebenen der Opfer Gewissheit zu verschaffen, damit diese zumindest ihren Frieden finden konnten. Kein Mord, kein Verbrechen sollte nach Ivonnes Auffassung ungesühnt bleiben. Da Mord niemals verjährte, würde sie die Täter zur Verantwortung ziehen, und sei es auch erst Jahre später.
Heute Morgen hatte ihr Vorgesetzter sie in sein Büro gerufen und ihr eine Aufstellung mit Namen überreicht. Diese Liste war anonym bei der Polizei abgegeben worden und hatte ihren Weg ins Morddezernat gefunden. Das Dokument war eine einzige DIN A4 Seite mit dem Briefkopf der St. Ursula Klinik. Deshalb ging man davon aus, dass es sich um Patienten der Kliniken handelte.
Die Aufstellung umfasste den Namen, das Geschlecht, das Alter sowie das jeweilige Datum des Todes. Diese lagen alle relativ nahe zusammen in einem Zeitraum von nur wenigen Wochen. In den letzten drei Spalten der Tabelle waren jeweils unterschiedliche Kürzel vermerkt: I, II, III, Cov, ECMO. Ivonne runzelte die Stirn. Was hatten diese Abkürzungen zu bedeuten? Was sollte sie mit diesen dürftigen Informationen anfangen? Wem hatten sie diese Information zu verdanken? Wer hatte sie ihnen zukommen lassen und warum auf diesem anonymen Weg?
War es ein Whistleblower aus der Klinik, der auf Missstände hinweisen wollte? Ein Angehöriger eines der Verstorbenen? Oder vielleicht der Täter selbst? Was beabsichtigte oder erhoffte sich der Absender? Auf diese Fragen galt es Antworten zu finden, um das Rätsel der Namensliste zu lösen.
Fünf Minuten später verließ Ivonne das Büro ihres Chefs mit der Aufgabenstellung, sich der Sache anzunehmen und zu recherchieren, ob es sich bei dem anonymen Hinweis um eine brisante Information handelte. Danach würde man entscheiden, ob man der Spur nachging und entsprechende Ermittlungen aufnahm oder nicht.
Aufgrund meines miserablen Abschlusszeugnisses blieb mir der Zugang zum Gymnasium verwehrt und ich landete auf der Hauptschule, der Resterampe des deutschen Bildungssystems. Das allein wäre nicht so schlimm gewesen, doch der Makel des vermeintlichen Diebstahls klebte an mir, wie frische Hundekacke an einer Schuhsohle. Auf welchem Wege auch immer, hatte diese Information mit mir zusammen die Schule gewechselt. Es war, als klebe ein Zettel mit dem Wort »Dieb« für alle sichtbar auf meiner Stirn.
Bereits vom ersten Schultag an erlebte ich auch an der neuen Schule das gleiche Spiel, sah mich derselben Ablehnung, demselben Misstrauen gegenüber, bis ich beschloss, etwas zu ändern. Wenn mich ohnehin alle – Lehrer wie Klassenkameraden – für einen Dieb hielten, dann sollten sie verdammt nochmal Recht behalten.
Ich ließ alles mitgehen, was nicht niet– und nagelfest war, unabhängig davon, ob ich es gebrauchen konnte oder nicht. Der Nervenkitzel, den ich jedes Mal dabei empfand, gab mir den Kick, berauschte mich wie eine Droge. Ich wurde süchtig nach der Anspannung, die ich dabei empfand und meine Taten zunehmend dreister.
Doch bald reichte mir auch das nicht mehr, um meine Ohnmacht gegenüber der Ungerechtigkeit, die ich erfahren hatte, zu betäuben. Ich begann, Dinge zu beschmieren oder sinnlos zu zerstören. Ich zerkratzte wahllos Kotflügel und schmiss die Scheiben von Bushaltestellen ein. Kein Mülleimer, keine Parkbank war vor meiner Zerstörungswut sicher. Ich legte eine steile Karriere hin.
Natürlich nicht so wie sich meine mittlerweile völlig überforderten und desillusionierten Eltern es sich gewünscht hätten, aber diesen Schuh sollten die beiden sich gefälligst selbst anziehen.
Im sogenannten Y2K, dem Jahr des Jahrtausendwechsels, schmeckte ich zum ersten Mal den metallenen Geschmack von frischem Blut auf meinen Lippen und spürte das heftige Pulsieren meiner Halsschlagader. Ansonsten nahm ich nicht wahr, was um mich herum geschah. Hörte keine Polizeisirene, keine Hilfeschreie, nichts. Ich war gefangen in einem Tunnelblick mit rotem Schleier. Das Adrenalin, das in diesem Moment durch meinen Körper rauschte, betäubte jedwede Angst, vertrieb jegliches Gewissen und machte mich unempfindlich gegenüber Schmerzen.
Denn auch ich hatte Schläge einstecken müssen, bei der Prügelei, die hinter der Turnhalle der Hauptschule stattfand, die ich seit mittlerweile drei Jahren mehr oder weniger regelmäßig besuchte.
Doch jetzt teilte ich nur noch aus. Meine Fäuste hieben unaufhörlich auf meinen bereits völlig wehrlosen Gegner ein. Ich war wie von Sinnen, nicht in der Lage, von selber aufzuhören, bis zwei kräftige Hände mich an den Schultern packten und mich endlich von meinem am Boden liegenden Opfer zerrten. Noch ein Fausthieb, ein weiterer Tritt und aus schwerer Körperverletzung wäre vielleicht Totschlag geworden.
Als erstes ließ Ivonne die zehn Namen, die auf dem anonymen Hinweis aufgeführt waren, durch den Polizeicomputer laufen. Keiner der Toten war aktenkundig, trotzdem war diese Überprüfung keine Zeitverschwendung für die Kommissarin. Galt es doch herauszufinden, ob es zwischen den Toten irgendeine Verbindung oder Gemeinsamkeiten gab. Die Aufstellung umfasste vier Frauen und sechs Männer zwischen fünfundvierzig und fünfundsiebzig Jahren. Alle wohnten im Umkreis von hundert Kilometern rund um die Klinik. Auf den ersten Blick hatten sie ansonsten nichts gemein. Ivonne scannte die Aufstellung, speicherte sie in einem neuen Ordner auf ihrem Laptop und machte sich auf den Heimweg. Morgen würde sie sich weiter mit den Namen beschäftigen und zu jeder Person auf der Liste ein Dossier erstellen. Vielleicht fanden sich so Parallelen zwischen den Toten, die auch den ersten Blick nicht zu erkennen waren.
»Hast du einen neuen Fall?« Florian beugte sich kurz über die Rücklehne des Sofas, auf dem Ivonne es sich mit dem Laptop auf dem Schoß gemütlich gemacht hatte. Er gab Ivonne einen flüchtigen Begrüßungskuss auf die Wange, bevor er sich auf den Weg in die Küche machte, um die mitgebrachten Einkäufe auszupacken.
»Ist noch nichts Konkretes, nur eine auffällige Häufung von Todesfällen in einer Klinik.«