Neele und das Geheimnis der falschen Ikone - Andrea Hundsdorfer - E-Book

Neele und das Geheimnis der falschen Ikone E-Book

Andrea Hundsdorfer

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Beschreibung

Neele und ihre Freunde Motte und Joshua sind auf Klassenfahrt. Gleich am ersten Abend gehen sie auf Entdeckungstour durch den Keller ihrer Jugendherberge, die ein altes Kloster ist. Dort entdecken sie ein Mädchen, dass gefangen gehalten wird. Neele und ihren Freunden bleiben fünf Tage, um Anna Maria zu befreien und den dubiosen Kunstfälschern ins Handwerk zu pfuschen.

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Seitenzahl: 108

Veröffentlichungsjahr: 2013

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Neele und das Geheimnis der falschen Ikone

Andrea Hundsdorfer

Books on Demand

Für Otto und Uschi!

Inhaltsverzeichnis:

Montag

Dienstag

Mittwoch

Donnerstag

Freitag

Samstag

Montag

„NEELE! Nu´ mach hinne!“ Die Stimme meiner Mutter dröhnt durch den Flur. „Ich mach´ ja schon!“, rufe ich genervt zurück. Sie hat ja Recht, es wird jetzt echt Zeit. Wenn ich nicht langsam in die Puschen komme, fährt der Bus noch ohne mich ab. Das wäre eine Katastrophe!

Unsere erste Klassenfahrt und ich verpasse sie. Das ginge ja gar nicht!

Aber ich…

Stopp! Für alle, die mich noch nicht kennen, möchte ich mich trotzdem kurz vorstellen. Soviel Zeit muss sein! Also, ich heiße Neele, Neele Borghoff. Ich bin dreizehn Jahre alt und gehe in die 8 a des städtischen Gymnasiums in Hamburg. Denn dorthin sind meine Eltern und ich vor gut zwei Jahren gezogen. Vorher hatten wir in Wellenhorst, einem kleinen Dorf in der Nähe von Osnabrück gewohnt. Und dafür, dass ich ein richtiges Landei war, habe ich mich mittlerweile schon an die Großstadt gewöhnt. Und so nah an der Nordsee zu wohnen, ist natürlich klasse!

Mit meiner Schulkameradin Lotte, die wir alle nur Motte nennen, verstehe ich mich prima. Und mit Joshua, mit dem…

„NEELE!“ Meine Mutter steht in der Tür, die Hände in die Hüften gestemmt, ihre lockigen Haare mit einem bunten Tuch zusammengehalten.

Sie versucht sich eine widerspenstige Haarsträhne aus der Stirn zu pusten, was ihr nicht so richtig gelingt und urkomisch aussieht. Ich muss laut lachen. Doch meine Mutter lacht nicht mit. Heute Morgen ist ihr nicht danach zu Mute. Es ging aber wirklich alles schief!

Kevin, äh, hatte ich schon erwähnt, dass ich letztes Jahr noch ein Brüderchen bekommen habe? Also, Kevin hatte Papa irgendwie überlistet. Er hatte es geschafft, den Plastikteller mit dem Joghurt drin, vom Hochstuhl auf den Küchenboden zu befördern. Natürlich landete der Inhalt auf den Fliesen. Fröhlich glucksend hatte Kevin der Bescherung zugeschaut und lustig Beifall geklatscht, während Mama wieder alles aufwischte. Dann gab auch noch die Kaffeemaschine ihren Geist auf. Und wer meine Mutter kennt, der weiß: Ohne mindestens eine große, heiße Tasse Kaffee am Morgen läuft bei ihr gar nichts! Entsprechend „gut gelaunt“ verlief der Rest des Frühstücks. Ich habe mich dann schnell in mein Zimmer verdrückt, um noch die letzten Sachen in meine Tasche zu packen. Und über die Entscheidung, das weiße Top oder doch lieber das knallrote mitzunehmen, habe ich wohl irgendwie die Zeit vergessen.

„Neele, wirklich. Wir müssen los, bist du endlich soweit? Es kann doch nicht so schwierig sein, für sechs Tage Sachen einzupacken, oder?“ Wenn sie wüsste!

Okay, also: ene, mene, muh und mit kommst du. Mein Zeigefinger landet auf dem weißen Top und ich entscheide mich für das knallrote.

Meine Mutter schüttelt verständnislos den Kopf, aber ich meine, ein leichtes Zucken in ihrem Mundwinkel zu entdecken. Klappe zu, und los geht´s! Ich hieve meine prall gefüllte Reisetasche vom Bett und ziehe den Bügel heraus.

Auf leisen Rollen folgt mir die Tasche über den Flur, bis Papa sie an der Haustür entgegen nimmt und ins Auto packt. Die Schule ist eigentlich ganz in der Nähe, aber Mama hat darauf bestanden mich hinzubringen. Kevin sitzt bereits im Kindersitz und brabbelt vor sich hin. Ich setze mich lieber nach vorne. Wer weiß, ob der nicht noch Joghurt an den Fingern hat!

Mama hat sich schnell eine Jacke übergeworfen, eine Sonnenbrille ins Haar gesteckt und sieht, auch ohne Kaffee, ganz okay aus.

Ich hole mir noch einen dicken Schmatzer bei Papa ab und los geht’s.

Mama gibt mächtig Gas, um keine hundert Meter später wieder abrupt abzubremsen. Kevin und ich starren sie erschrocken an. „Mann, jetzt hätte ich doch beinahe vergessen, Joshua mitzunehmen!“

Sie legt den Rückwärtsgang ein und fährt gut zwanzig Meter zurück.

Sie hält an der Straßenecke mit dem kleinen Buchladen, den Joshuas Großeltern führen. Joshua! Richtig, von dem wollte ich euch ja auch noch erzählen. Joshua ist so alt wie ich und geht in meine Parallelklasse. Er lebt bei seinen Großeltern, da seine Eltern bei einem Autounfall ums Leben kamen, als er erst drei Jahre alt war. Joshua ist etwas größer als ich und hat kurze, braune Haare.

Seine goldene Nickelbrille hat er gegen Kontaktlinsen eingetauscht und seit fast einem Jahr geht er regelmäßig zur Logopädie (Sprachtherapie). Stottern muss er seitdem so gut wie gar nicht mehr.

Nur manchmal passiert es ihm noch, wenn er sehr nervös ist.

Es mag aber auch daran liegen, dass ich mit Hilfe von Tom, dem Besitzer von „Toms Muckibude“, der Bande, die Joshua damals das Leben echt schwer gemacht hatte, einen gehörigen Denkzettel verpasst habe. Seitdem herrscht Ruhe an unserer Schule und Joshua ist viel lockerer geworden, also meistens jedenfalls.

Dann sind Joshua und ich noch durch Zufall auf das Geheimnis eines alten Puzzles gestoßen, das ich im Kleiderschrank meines neuen Zimmers entdeckt hatte. Das war echt spannend gewesen. Tja, und seit dem sind wir echt gute Freunde.

„Hi Neele, alles klar?“ „Sicher, und bei dir auch?“ Joshua nickt. Er hat seine Tasche in den Kofferraum gepackt und auf der Rückbank neben Kevin Platz genommen. Mama gibt wieder Gas und wir sind ruckzuck an der Schule.

Auf dem Parkplatz herrscht ein großes Durcheinander. Es grenzt an ein Wunder, (oder ist es einfach nur der unerschütterlichen Gelassenheit unseres Busfahrers zu verdanken?), dass schließlich alle Koffer in unserem Reisebus verstaut sind und die Sitzreihen sich allmählich füllen.

Nachdem ich alle Ermahnungen meiner Mutter und die, wie immer, etwas klebrigen Küsschen von Kevin über mich habe ergehen lassen, schaffe ich es endlich, mich loszueisen.

Von der Tür aus winke ich den beiden ein letztes Mal zu und lasse mich dann erschöpft neben Motte in den Sitz fallen. Jetzt heißt es erst einmal vier Stunden auf der Autobahn gen Süden.

Unser Zielort ist ein kleines Dorf am Rande des Sauerlandes mit dem witzigen Namen Sichtigvor. So wie vorsichtig, nur umgekehrt. Den Ort gibt es schon seit über 350 Jahren. Und in diesem Ort gibt es ein Kloster, das früher den Ordensrittern gehörte. Erst vor einigen Jahren ist es in eine Jugendherberge umgebaut worden. Und dorthin wird uns unsere Reise führen.

Und endlich, nach insgesamt fünf langen Stunden biegen wir schließlich auf den Vorhof zum Kloster ein. Die Reifen des Busses knirschen über den Schotter.

Wow! Ich hatte mir unter einem Kloster eher ein sehr dunkles und schlichtes Gemäuer vorgestellt. Aber dieses sieht eher aus wie ein Schloss! Es ist wirklich ein wunderschönes, großes Gebäude mit einer imposanten Mitteltreppe. Hohe Sprossenfenster säumen die dreistöckige Front und eine Heiligenfigur wacht über der Treppe. Das große Walmdach ist mit Schiefer gedeckt.

Nachdem auch die letzte Reihe des Busses geleert ist und alle Koffer und Taschen aus den Laderäumen gezerrt wurden, versammeln wir uns vor der Empore. Mein Klassenlehrer Herr Janssen ist die Treppe hochgegangen und hält von dort aus seine Ansprache. Er tut gerade so, als wäre er höchstpersönlich der Besitzer!

„Bevor ihr auf eure Zimmer gehen dürft, möchte ich euch noch etwas mitteilen. Morgen früh werden wir etwas über das Kloster und seine Geschichte erfahren. Den heutigen Nachmittag könnt ihr nutzen, um euch den Ort und die Umgebung etwas genauer anzuschauen.

Um 16.00 Uhr treffen wir uns in der Pfarrkirche zu einer Besichtigung mit dem Küster. Und noch etwas. Nicht das ganze Kloster wird als Herberge genutzt. Im Untergeschoss befinden sich große Räume, die für Ausstellungen angemietet werden. Dort befindet sich zurzeit eine Sammlung sehr wertvoller, alter Heiligenbilder. Diese Bilder, nennt man Ikonen. Die Ausstellung wird bis Ende dieser Woche dauern. Anschließend gehen die Bilder an die entsprechenden Museen zurück. Die Räume sind für euch außerhalb der Öffnungszeiten absolut tabu. Wir werden voraussichtlich am Mittwoch die Gelegenheit zu einer exklusiven Führung zur Besichtigung dieser Ikonen bekommen. So das war´s erst einmal und nicht vergessen, um 16.00 Uhr an der Kirche.“

Die Zimmer, in denen wir Mädchen untergebracht sind, haben hohe Decken und große Fenster zur Westseite. So haben wir einen tollen Blick in den Klostergarten. Motte und ich werden natürlich gemeinsam ein Zimmer belegen. Zu uns gesellen sich noch Lea und Julia und damit ist unser Vierbettzimmer komplett.

Motte und ich ermitteln durch Schnick-Schnack-Schnuck, wer das obere Etagenbett belegen darf. Leider verliere ich. Als Motte meine Enttäuschung bemerkt, bietet sie mir an, ab Mittwoch zu tauschen.

Das finde ich klasse. Motte ist eben eine echt gute Freundin!

Schleunigst packen wir unsere Taschen aus und vergleichen unsere Klamotten. Wir hatten uns größtenteils abgesprochen, was wir mitnehmen wollten. Aber die eine oder andere Überraschung sollte noch dabei sein.

Upps! Wir haben dann doch wohl etwas länger gebraucht als gedacht.

Denn als wir schließlich auf dem Vorhof des Klosters auf Joshua treffen, schüttelt der nur den Kopf und deutet auf seine Armbanduhr.

Das Wort „Weiber“ verkneift er sich gerade noch. Dafür ist er zu höflich und zu gut erzogen. Aber denken tut er es sicher!

Wir gehen um das Kloster herum auf die Rückseite. Geschützt von einer hohen Steinmauer, ist hier ein großer Garten angelegt. In der linken Ecke liegt ein kleiner Gemüse- und Kräutergarten, umgeben von einer niedrigen Buchsbaumhecke.

Der Rest der Fläche ist mit verschiedenen Sträuchern und kleinen Bäumen bepflanzt. Schmale Kieswege laden zum Spaziergang und die vielen verschiedenen Bänke zum Ausruhen ein. Es gibt wahnsinnig viele verschiedene Blumen. Der Garten ist einfach wunderschön. Er verleiht mir das Gefühl, als wäre hier auf diesem kleinen Stückchen Land, die Zeit einfach stehengeblieben. Und auch ich würde hier einfach nur gerne stehenbleiben und die Ruhe genießen.

Doch vor allem Joshuas Neugier treibt Motte und mich an, die gesamte Umgebung zu erkunden. Einige kleinere Gebäude sind rund um das Kloster gebaut. Ein flacherer Bau grenzt direkt an dessen Südseite. Man kann gar nicht erkennen, ob diese Gebäude noch genutzt werden oder nicht. Ob hier Nonnen oder Mönche gewohnt haben? Tja, wir werden es wohl erst morgen erfahren. Denn schon läutet die Glocke der Pfarrkirche vier Uhr. Zeit für unsere Besichtigungstour!

„Wie wäre es, wollen wir heute Abend noch einmal um das Kloster streifen? Ich denke hinter diesen dicken, alten Mauern könnte noch das ein oder andere Geheimnis verborgen liegen? Na, was meint ihr?“, fragt uns Joshua auf dem Weg zurück zum Kloster. „Wir sollten uns nur nicht gleich am ersten Abend erwischen lassen.

Denn dann wird Herr Janssen bestimmt ein besonderes Auge auf uns haben“, findet Motte. „Genau“, stimme ich ihr zu, „und dann klebt er uns an den Fersen wie Hundekacke an der Schuhsohle!“

„Na gut, dann ziehe ich eben alleine los. Ihr könnt ja brav im Bett liegen.“ Joshua zuckt die Schultern und legt einen Schritt zu.

„Hey, hey! So war das doch nicht gemeint. Natürlich sind wir dabei, oder Motte?“ „Aber sicher doch!“ Joshua grinst. „Okay, sagen wir um zehn an der Treppe?“ „Wenn wir bis dahin nicht eingeschlafen sind“, meint Motte. „Ach Quatsch“, zerstreue ich ihre Bedenken, „dazu sind wir bestimmt zu aufgeregt!“

Punkt zehn schlüpfen wir uns aus dem Zimmer. Julia und Lea wissen Bescheid und werden uns nicht verpfeifen. Vielmehr werden sie uns „ansimsen“, falls wir vermisst werden. Wir schleichen uns leise die Treppe hinunter, in die Küche und durch das Fenster im Lagerraum nach draußen. Diese „Fluchtmöglichkeit“ hatte Joshua beim abendlichen Küchendienst entdeckt.

Geduckt und im Schatten der Mauer rennen wir zur Südseite des Klosters. Joshua will wohl unbedingt mehr über den alten Anbau erfahren. Mir ist schon ein bisschen mulmig zu Mute, da dieser sehr still und vor allem sehr dunkel vor uns liegt.

Ganz am Ende des Gebäudes findet Joshua eine alte hölzerne Luke, die nicht verriegelt zu sein scheint. Er hält sie für uns hoch und wir klettern in einen dunklen Gang hinab.

Joshua ist, wie eigentlich immer, gut vorbereitet und zaubert eine LED Taschenlampe aus seiner Hosentasche hervor. Der schmale Strahl ist nicht so auffällig, bietet uns aber genau die Lichtmenge, die wir benötigen, um nicht in Spinnweben zu tappen, in vergessene Mäusefallen zu treten, oder sonstige kleine Kellerbewohner mit, für meinen Geschmack, viel zu vielen Beinen aufzuschrecken.

Der Boden vor unseren Füßen ist, soweit ich das sehen kann, erstaunlich sauber. Fast so, als habe ihn erst neulich jemand gefegt.

Große Holzkisten stehen ordentlich gestapelt an den Wänden. Und Spinnweben hängen auch nur wenige von der niedrigen Decke.

Wir sind erst einige Schritte den Gang entlang geschlichen, als Joshua plötzlich stehenbleibt.

„Hört ihr das auch?“ Wir lauschen angestrengt. „Es hört sich an, als ob jemand weinen würde.“ „Oder der Wind fegt durch die kalten Mauern des Klosters und rüttelt dabei an den Gebeinen der verstorbenen Ordensritter. Uuuaaah.“ „Mensch Motte, hör auf!“

„Pst! Jetzt hat es aufgehört. Aber dort unter der Tür ist ein schwacher Lichtstrahl zu sehen. Meint ihr, wir sollten einmal anklopfen?“, fragt uns Joshua. „Na klar!“ Ich bin viel zu neugierig um Angst zu haben.