Ich dachte, zu zweit muss man nicht alles selber machen - Heike Abidi - E-Book
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Ich dachte, zu zweit muss man nicht alles selber machen E-Book

Heike Abidi

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Beschreibung

Wenn frau nicht alles selber macht...

»Die Ehe ist ein Versuch, zu zweit mit den Problemen fertig zu werden, die man allein niemals gehabt hätte«, sagte einst der amerikanische Komiker und Schriftsteller Eddie Cantor. Falls er damit die liebe Wäsche, die Geburtstagsgeschenke für die Schwiegereltern und das Laternenbasteln im Kindergarten meinte, ist seine Formulierung »zu zweit« allerdings recht optimistisch – denn nicht selten bleiben diese Aufgaben an den Frauen hängen. Vor allem aber das Drandenken! Von wegen: »Ihr könnt doch Multitasking … « Nein, auch unsere Kapazitäten sind begrenzt, und wer Arbeit, Familie, Haushalt, Hobbys, Urlaub, Freizeit mit allen Aufgaben und Herausforderungen parallel jonglieren will, kommt früher oder später ins Straucheln. Versuchen wir doch einfach mal, ein bisschen Last abzugeben! Zum Beispiel an das »starke Geschlecht«. Und was machen wir mit der Freizeit? Na, lesen natürlich! Und lachen. Denn mit Humor geht bekanntlich alles leichter ...

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LUCINDE HUTZENLAUB wurde in Stuttgart geboren, wo sie nach mehreren Auslandsaufenthalten wieder lebt. Sie ist Heilpraktikerin und Coach, verheiratet und hat drei Töchter und einen Sohn. Lucinde arbeitet als Kolumnistin und Autorin, selbstverständlich nebenher. Hauptberuflich ist sie Mutter. Nein, Moment: Ehefrau. Oder vielleicht doch … Nun ja. Alles eben. Obwohl sie es eigentlich besser wissen müsste.

www.lucinde-hutzenlaub.de

HEIKE ABIDI lebt zusammen mit ihrer Familie in der Pfalz bei Kaiserslautern. Sie arbeitet als Werbetexterin und Autorin von Unterhaltungsromanen, unterhaltenden Sachbüchern sowie Jugend- und Kinderbüchern. Sie versucht, ihren familiären Alltagsstress auf ein Minimum zu reduzieren, indem sie sich alles Belastende mit ihrem Mann teilt – wobei er vermutlich den größeren Anteil schultert …

www.AbidiBooks.de

Außerdem von Lucinde Hutzenlaub und Heike Abidi lieferbar:

Ich dachte, älter werden dauert länger.

Ich dachte, sie ziehen nie aus

Ich dachte, wir schenken uns nichts

Ich dachte, ich bin schon perfekt

www.penguin-verlag.de

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Copyright © 2022 Penguin Verlag

in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,

Neumarkter Straße 28, 81673 München

Redaktion: Katharina Rottenbacher

Umschlaggestaltung: bürosüd, München

Umschlagabbildung[en]: bürosüd, München

Umsetzung eBook: Greiner & Reichel GmbH

ISBN 978-3-641-29354-3V001

www.penguin-verlag.de

Inhalt

Vorwort Lucinde: Wer bin ich – und wenn ja, wie viele? Mit Steckbrief: Mein Mental-Load-Status

Vorwort Heike: Nicht ohne meine bessere Hälfte Mit Steckbrief: Mein Mental-Load-Status

Teil 1: Von wegen Multitasking …

Wie wir es schaffen, uns zu überlasten und dabei zu glauben, wir hätten kaum was geleistet

Alles gleichzeitig – Konfuzius und ich (Lucinde)

Wenn ich nicht alles selber mache … (Heike)

Ohne Männer ist es noch komplizierter! (Lucinde)

Wenn das Drandenken nicht so anstrengend wäre! (Heike)

»Du bist doch eh da!« – Stolperfalle Homeoffice (Heike)

Selbsttest: Woran Sie merken, dass Sie vielleicht ein klein wenig überlastet sind

Teil 2: Not my circus, not my monkeys

Wie wir uns Freiräume schaffen, indem wir nicht permanent die Welt zu retten versuchen

Wer hilft wem und wenn ja, warum? (Heike)

All the single ladies (Lucinde)

Nein, nein, ich will keine Laterne basteln! (Heike)

Der Anspruch (Lucinde)

Last abladen – aber wohin? (Heike)

Warum tun wir das einander an? Momshaming (Heike)

Bullshit-Bingo: Sprüche, die uns geradewegs in die Mental-Load-Falle führen

Teil 3: Und wer kümmert sich um mich?

Wie wir es lernen, uns nicht immer an die letzte Stelle zu setzen

Cogito, ergo sum (Lucinde)

Und plötzlich ist alles anders: Pflegelast (Lucinde)

Let’s talk about money! (Heike)

Morgens bin ich immer müde, aber abends bin ich wach (Lucinde)

Der Sinn des Lebens (Lucinde)

Als hätte ich nicht schon genug am Hals (Heike)

Neu hier? Über das Fremdsein, Neuanfänge und Orientierungsschwierigkeiten (Lucinde)

Die furchtbar schönsten Tage des Jahres: Familienfeste, Urlaube und andere Nervenkrisen (Heike)

Ideensammlung Selbstfürsorge: Dinge, die uns guttun!

Nachwort Lucinde: Wer bin ich denn nun?

Nachwort Heike: Haben wir eigentlich ein Geschenk?

Danke

Literatur

Vorwort Lucinde: Wer bin ich – und wenn ja, wie viele?

Steckbrief

Mental-Load-Status: Ich arbeite daran 😊

Stressfaktor: Auf einer Skala von 1 bis 10, wobei 10 absolut megasupergestresst ist? Schwankend zwischen 2 und 8. Beides täglich und völlig unbeeinflussbar durch gute Planung. Peak zum Beispiel, wenn alle Familienmitglieder gleichzeitig zur Arbeit/Schule/ins Leben aufbrechen wollen.

Lieblings-Entlastungs-Trick: Hm … uh … tja … Ich überlege noch ein bisschen, okay?

Lieblingssong zum Thema Mental Load:ILOVEIT, Icona Pop (featuring Charli XCX)

Lieblingssong zum Thema Partnerschaft (je nach Bedarf und Situation): Lucky (Jason Mraz), More Than Words (Extreme), Let’s Call the Whole Thing Off (George Gershwin)

Lieblings Anti-Mental-Load-Vorbild-Film:Bad Moms. Ja gut: Der Blockbuster mit Mila Kunis, Amy Mitchell und Kristen Bell ist ein bisschen schlicht, ein bisschen prollig und auch ein bisschen übertrieben. Aber der großartige Soundtrack (siehe mein Lieblingssong) und all die lustigen und mutigen »Na unds?« in der Story machen einfach gute Laune – und Lust, mal so richtig alle (selbstauferlegten) Regeln zu brechen und ordentlich Spaß zu haben.

Mental-Load-Notfalltrick: Joggen. Spazierengehen. Ganz egal. Wenn mein Kopf alles gleichzeitig denkt und mein Leben auch noch alles zur selben Zeit will, hilft nur: Laufschuhe an und raus. Irgendwie fällt dann gedanklich alles an seinen Platz, und wenn ich nach Hause komme, merke ich oft, dass sich die Welt auch ohne mein Eingreifen weitergedreht hat. Sehr erleichternd.

Schlauer Spruch, auf den ich frühmorgens gut verzichten kann: »Es ist, was es ist, aber es wird, was du daraus machst.« Danke auch.

Verheiratet seit: 24 Jahren

Bilanz: WHAT? 24 Jahre? Beinahe ein Vierteljahrhundert? Vier mehr oder weniger große Kinder? Wann ist das denn passiert? Kann ich noch mal zurück? Ich müsste da dringend noch ein wenig … Nein? Schade.

Es ist nicht so, als hätte ich früher auf die Frage, was ich mal werden will, mit »Krankenschwester, Coach, Köchin, Taxifahrerin, Psychologin, Anwältin, bitte alles gleichzeitig, und wenn Ihnen noch was einfällt, auch das noch« geantwortet. Es ist auch nicht so, als wäre eine umfangreiche Mutterschaft mein großes Ziel gewesen, als ich einst Abitur gemacht und meine Koffer gepackt habe, um fernab der Heimat Grafikdesign zu studieren. Mutter zu werden stand zu dieser Zeit schon irgendwo auf meiner Prioritätenliste, aber sehr weit hinten. Emotional und zeitlich gesehen. Dabei hatte ich den zukünftigen Vater meiner ersten Tochter schon in der Grundschule kennengelernt, allerdings, ohne das damals schon zu wissen. Ich fand ihn ziemlich doof. Und er mich vermutlich auch, wenn er mich überhaupt wahrgenommen hat. Das muss sich wohl ein paar Jahre später geändert haben, spätestens, als ich in den Semesterferien überraschend schwanger wurde.

Wie gesagt, es stand nicht oben auf meinem Plan, aber im selben Moment, in dem der zweite blaue Strich auf dem Schwangerschaftstest erschien, fühlte ich es: Diese unglaubliche bedingungslose Liebe und unendliche Kraft, die man als Mutter in sich trägt. Und braucht. O ja. Und zwar für all die durchwachten Nächte, die Auseinandersetzungen bei den Hausaufgaben, mit den Lehrern, während der Pubertät und schließlich, wenn sie ausziehen und einer Mutter mitteilen, dass sie nun nicht mehr ganz so wichtig ist. Das hat die Natur sehr schlau eingefädelt.

Meine Vorstellung vom Muttersein war damals stark von einer gewissen Windelwerbung und den darin gezeigten glücklichen und gesunden Müttern, Vätern und Babys geprägt. Ich stellte mir also vor, wie ich mit einem seligen Lächeln meine Tochter bewundern und fortan mit ihr über zauberhafte Wege aus Sonnenstrahlen wandeln würde. All diese Hormone trüben einfach das Bewusstsein und – nur ganz nebenbei bemerkt – wenn man sie in Flaschen abfüllen und in der Apotheke verkaufen könnte, rezeptfrei natürlich, würde es der Welt sehr viel besser gehen.

Aber zeitgleich mit dem enormen Glücksempfinden kamen auch die Grübeleien. Wenn ich mir bis zu diesem Zeitpunkt maximal über meine Wochenendgestaltung Gedanken gemacht hatte, über meine Semesterarbeit und darüber, was es wohl am Abend zu Essen geben könnte, so war mein Kopf plötzlich voll von all diesen »Was, wenns«:

Was, wenn ich das alles gar nicht kann?

Was, wenn ich eine schlechte Mutter bin?

Was, wenn wir als Paar scheitern?

Was, wenn mein Kind krank ist?

Ich konnte nicht mehr schlafen. Stellte mir die schlimmsten Szenarien vor und war ständig erschöpft vom vielen Denken. Aber irgendwie gewöhnte ich mich daran, lernte, die Gedanken zur Seite zu schieben, und präsentierte sogar noch mein Vordiplom am Tag vor Paulinas Geburt. Vermutlich war das eine der wichtigsten Lerneinheiten überhaupt, denn das Grübeln und das rechtzeitige Beiseiteschieben begleiten mich bis heute.

Paulina kam mit einem Herzfehler auf die Welt und verbrachte erst mal ein paar Wochen auf der Intensivstation, wurde zweimal operiert und hatte zwischendurch keine besonders gute Prognose. Von wegen Windelwerbung, Sonnenstrahlen und ewiges Lächeln. Aber ziemlich schnell durfte ich sie mit all ihren Kabeln und Pflastern und Piepsern aus ihrem Bettchen nehmen und halten. Und immer, wenn sie mich ansah, spürte ich dieses Vertrauen, dass sie all das, was sie gerade durchmachte und was noch vor ihr lag, schaffen würde. Vielmehr noch, dass ich es schaffen würde. Und egal, was ihr, mir und meiner ständig wachsenden Familie in den nächsten Jahren und Jahrzehnten passiert ist, egal, wie groß das Chaos ist, das in meinem Kopf manchmal tobt, dieses Vertrauen ist geblieben, wenn ich mir meine Kinder so ansehe. Was auch immer es ist, ich schaffe das. Wir schaffen das. Meistens macht es sogar Spaß.

Einen so vielfältigen Job wie den einer Mutter muss man erst mal erfinden. Klar, die Bezahlung und die Arbeitszeiten sind verbesserungswürdig. Die Anerkennung von außen sowieso. Aber diese Momente, in denen meine mittlerweile vier Kinder gemeinsam am Tisch sitzen und lachen (meist über mich, über Geheimnisse, die sie vor mir haben oder über Dinge in den sozialen Medien, die ich vermutlich nie verstehen werde), sind die besten. Und außerdem habe ich seit ein paar Jahren ja noch einen Nebenjob als Autorin und als Systemische Coach. Nicht dass ich mich irgendwann mal langweile … 😊

Vorwort Heike: Nicht ohne meine bessere Hälfte

Steckbrief

Mental-Load-Status: Sehr entspannt

Stressfaktor: Wenn gerade kein Abgabetermin ansteht: welcher Stress?

Lieblings-Entlastungs-Trick: Überall, wo für einen Kuchenbasar gesammelt wird, die Behauptung verbreiten, ich könne nicht backen.

Lieblingssong zum Thema Mental Load:RESPECT von Aretha Franklin

Lieblingssongs zum Thema Partnerschaft:People Need Love und I Still Have Faith In You (ABBA)

Aha-Lese-Erlebnis:Memoiren einer Tochter aus gutem Hause von Simone de Beauvoir

Schmunzel-Aha-Moment: Rendezvous unterm Nierentisch. Die Wirtschaftswunderrolle – eine Sammlung von Werbespots aus den Fünfzigern mit unfreiwillig komischen, aber leider noch nicht völlig überholten Rollenklischees.

Verheiratet seit: 33 Jahren

Bilanz: Mann, hab ich ein Glück!

Als ich anno 1989 meiner Familie meinen Zukünftigen vorstellte, war die Begeisterung erst mal nur so mittelgroß. Damals war gerade das Buch Nicht ohne meine Tochter erschienen, und was macht das Töchterlein? Heiratet einen Araber. Wollte ich mich etwa unterdrücken lassen? Schleier tragen? Ihn rund um die Uhr bedienen? Immer sieben Schritte hinter ihm gehen?

Tja, Überraschung: Mein Mann ist der emanzipierteste Kerl, den ich kenne. Von wegen 50:50-Arbeitsaufteilung: Wir haben beide das Gefühl, der oder die andere tut mehr … Wobei ich sicher bin, mein Mann irrt sich da gewaltig. Sein Anteil ist definitiv deutlich größer.

Insofern hat mein Leben nicht bloß keinerlei Parallele zu dem von Betty Mahmoody, die von ihrem iranischen Gatten quasi wie eine Gefangene gehalten wurde und unter allergrößter Gefahr aus Teheran fliehen musste, sondern ich komme auch im Vergleich zu den meisten europäischen Frauen richtig gut weg in Sachen Mental Load. Also wenn es um Stress und psychische Belastung durch die Organisation von tausenderlei Alltagsdingen geht – allen voran die unbezahlte Sorgearbeit.

Vor allem jetzt, im gesetzten Alter von Mitte fünfzig. Mit einem erwachsenen und schon immer sehr selbstständigen Sohn, einer noch superfitten Mutter, einem extrem engagierten Ehemann und einem Job, der mir riesengroße Freude macht, kann ich von Belastung wirklich nicht reden. Ein bisschen ehrenamtliches Engagement fühlt sich auch nicht nach Mental Load an.

Und der Haushalt? Da bleibt für mich nicht sehr viel zu tun, wenn mein Mann einkauft, kocht, wäscht, bügelt, den Müll rausbringt, die Blumen gießt, die Abflüsse reinigt, Kleinreparaturen erledigt und renoviert, den Garten in Schuss hält, die Fenster putzt, die Kaffeemaschine regelmäßig entkalkt, den Sperrmüll entsorgt … Dass ich samstags mal durchsauge und wische, die nicht zu bügelnde Wäsche zusammenlege und mich im Allgemeinen um Papierkram und Geschenke kümmere, ist im Vergleich kaum erwähnenswert. Und wenn ich es hier so schwarz auf weiß geschrieben sehe, bekomme ich fast ein schlechtes Gewissen deswegen.

Okay, es gab Zeiten, da empfand ich die Belastung als deutlich höher. Mit Anfang dreißig war meine Selbstständigkeit gerade im Aufbau, ich hatte ein Kleinkind, mit dem allein schon das Schuhekaufen zur schweißtreibenden Herausforderung geriet, wir lebten mit meiner kranken Oma zusammen, und mein Mann hatte extrem familienunfreundliche Arbeitszeiten. In dieser Lebensphase konnte ich von Quality Time für mich selbst bloß träumen. Einfach mal in Ruhe ein Buch lesen? Undenkbar. Spontan mit einer Freundin ausgehen? Genauso wenig. Mein wöchentliches Highlight war die Chorprobe. Und selbst dafür musste erst einmal die Kinderbetreuung organisiert werden.

Ich kann mich also sehr gut in die Situation vollkommen überlasteter Frauen hineinversetzen. Aber ich weiß auch, dass es anders geht. Wenn man beispielsweise als Paar Kompromisse macht und sich als echtes Team begreift.

Natürlich wird mit den Jahren alles einfacher, allein schon wenn die Kinder größer werden.

In unserem Fall machte es einen Riesenunterschied, dass mein Mann seinen Job wechselte – weg von einem Hotelrestaurant, hin zu einem Job in einer Art Kantine.

Ich weiß sehr gut, dass das für ihn kein leichter Schritt war. Tolle Menüs für Hochzeiten oder aufwendige Buffets für Silvesterpartys zu kreieren, das ist für einen Koch natürlich eine ganz andere Herausforderung, als wöchentliche Speisepläne für die Gastronomie eines Möbelhauses zu planen. Aber freie Abende, Wochenenden und Feiertage waren nun mal ein unschlagbares Argument. Von dem nicht nur ich profitierte, sondern auch er selbst. Denn natürlich war es sein eigener Wunsch, mehr Zeit mit seinem Sohn zu verbringen und ihn nicht überwiegend dann zu sehen, wenn er schon oder noch schlief.

Mit anderen Worten: Je gleichmäßiger die Belastung verteilt ist, desto besser ist es für die ganze Familie. Nicht nur für Sie selbst!

Es hat also überhaupt nicht das Geringste mit Egoismus zu tun, wenn Sie versuchen, Ihren Mental Load zu reduzieren. Nein, Sie tun es für alle Familienmitglieder!

Und werden gleichzeitig leuchtendes Vorbild für die nachfolgende Generation Frauen und Männer sein. Die sich hoffentlich irgendwann gar nicht mehr vorstellen können, was Frauen in früheren Zeiten alles alleine schultern mussten. Als könnten Männer nicht genauso gut die Betten beziehen, aufräumen, an Geburtstage denken, den Nachwuchs beim Liebeskummer trösten, Arzttermine vereinbaren oder sich ums Wohlbefinden der Angehörigen kümmern. Denn natürlich können sie das!

Genau wie wir Frauen es schaffen können, Last abzugeben und mehr für uns selbst einzufordern. Mehr Zeit, mehr Geld, mehr Wertschätzung, mehr Spaß. Das haben wir uns verdient!

Teil 1: Von wegen Multitasking …

WIE WIR ES SCHAFFEN, UNS ZU ÜBERLASTEN UND DABEI ZU GLAUBEN, WIR HÄTTEN KAUM WAS GELEISTET

»Die Ehe ist ein Versuch, zu zweit mit den Problemen fertigzuwerden, die man allein niemals gehabt hätte«, sagte einst der amerikanische Komiker und Schriftsteller Eddie Cantor. Falls er damit die liebe Wäsche, die Geburtstagsgeschenke für die Schwiegereltern und das Laternenbasteln im Kindergarten meinte, ist seine Formulierung »zu zweit« allerdings recht optimistisch – denn nicht selten bleiben diese Aufgaben an den Frauen hängen. Vor allem aber das Drandenken! Von wegen: »Ihr könnt doch Multitasking« …

Nein, das ist ein Mythos – auch unsere Kapazitäten sind begrenzt, und wer Arbeit, Familie, Haushalt, Hobbys, Urlaub, Freizeit mit allen Aufgaben und Herausforderungen parallel jonglieren will, kommt früher oder später ins Straucheln. Auf Dauer führt das nämlich zu Stress pur und damit zu Überlastung und Unzufriedenheit. Das nennt man dann »Mental Load«.

Schalten wir einen Gang herunter – eins nach dem anderen. Geht übrigens viel schneller!

Lucinde

Alles gleichzeitig – Konfuzius und ich

Ich bin ein großer Fan von Sprichwörtern, Küchenweisheiten und schlauen Sätzen, die einem zur rechten Zeit klarmachen, wie die Dinge laufen sollten. Was nicht unbedingt bedeutet, dass ich ihren Inhalt auch umsetzen kann.

»Wenn du es eilig hast, geh langsam«, sagt beispielsweise der chinesische Philosoph Konfuzius (551–479 v. Chr.), womit er natürlich recht hat. Theoretisch. Praktisch bin ich trotzdem ständig zu spät für alles. Hektik ist mein Spezialgebiet. An tausend Orten (zumindest gedanklich) gleichzeitig zu sein, ist meine Kernkompetenz.

Aber es hilft natürlich nichts, wenn ich William zum Kieferorthopäden fahre, während ich darüber nachdenke, was ich noch fürs Abendessen einkaufen muss, und zwar am besten in der Zeit, in der ich sonst im Wartezimmer sitzen würde, weil ich es sonst nicht schaffe, Maria, seine Schwester, rechtzeitig von der Bahn abzuholen, was nicht gut wäre, weil sie wiederum zwanzig Minuten später schon wieder ebenfalls ins Training aufbrechen will, weshalb ich eigentlich schon gekocht haben sollte, das aber nun wirklich nicht möglich ist. Wir sind ein bisschen spät dran, weil die Hausaufgaben länger gebraucht haben, die Katze eine zu Recht hysterische Maus mit in die Küche gebracht hat und ich die Wäsche noch aufhängen wollte. Die ich – wie mir jetzt gerade einfällt – vor lauter Maus zwar in den Wäschekorb gepackt, aber dann, nach Lillis (Kind Nummer drei) spitzem Schrei, in der Waschküche habe stehen lassen, wo sie den Nachmittag über vor sich hin trocknen wird. Oder auch nicht. Ich hoffe, ich denke daran, sie aufzuhängen, wenn wir wieder zu Hause sind, und muss mich nicht morgen oder übermorgen fragen, wie die feuchte und mittlerweile muffige Wäsche dorthin kam, weil ich die Maus und alles, was sich danach ereignete, bis dahin vor lauter anderen unvorhergesehenen Dingen längst vergessen haben werde. Stressbedingte partielle Amnesie ist mein zweiter Vorname. Es könnte auch durchaus sein, dass ich mich furchtbar über diese Wäsche aufrege und meine Kinder verdächtige, wieder einmal nachlässig und gleichgültig gewesen zu sein.

Und warum das Ganze? Weil ich keine Zeit habe. Für nichts. Dem Terminkalender immer hinterher bin, egal, wie gut ich plane. Dass ich arbeite und vier Kinder mit viertausend Terminen habe, ist keine Entschuldigung und nur bedingt eine Erklärung dafür, denn angeblich gibt es ja da draußen Mütter, die das alles hinkriegen. Auch wenn ich noch nie eine kennengelernt habe.

Aber all die Puffer, die ich mir abends in die Planung für den nächsten Tag einbaue, sind auf magische Weise spätestens bis zum Mittagessen aufgebraucht. Wenn morgens etwas fünf Minuten länger dauert, schiebt sich alles nach hinten. Spätestens um die Mittagszeit ist aus den fünf Minuten eine Viertelstunde geworden, um sich bis abends dann zu einer ganzen Stunde entwickelt zu haben.

Warum passiert mir das? Wie? Und geht es wenigstens ein paar anderen auch so?

»Mama! Du bist am Parkhaus vorbeigefahren!«, ruft William da vom Rücksitz mitten in meine inneren Fragen hinein. Und er hat recht. Bis ich einmal um den Block gefahren bin, um wieder dort zu landen, wo ich schon vorhin hätte sein sollen, und unterwegs an drei Ampeln halten musste, sind schon wieder zehn Minuten vergangen.

Aber immerhin habe ich jetzt eine Antwort gefunden: Es passiert mir, weil ich viel zu viele Dinge gleichzeitig im Kopf habe.

Ich habe aus ähnlichen Gründen Arzttermine auch schon verpasst, Kinder an Bushaltestellen stehen lassen, Kuchen im Backofen vergessen oder gar nicht erst gebacken, Geburtstage verschwitzt, ganze Tage mit dem furchtbaren Gefühl verbracht, dass ich etwas Wichtiges vergessen habe – ohne mich daran erinnern zu können, was es ist.

Oder – das ist fast mein Favorit – ich habe Dinge in meinen Kalender eingetragen, die ich später nicht mehr entziffern konnte. Das passiert mir wirklich ständig. Allein einen Kalender zu besitzen, hilft wenig bis gar nichts. Ich schreibe meine Termine zwar fast immer auf, zumindest, wenn ich einen Stift und den Kalender zur Hand habe, aber nicht selten an Tagen, an denen sie nicht stattfinden, oder in den falschen Monaten. Von Uhrzeiten sprechen wir am besten gar nicht. Ich kann auch Verabredungen ausmachen und die dann so eintragen, dass ich später keine Ahnung mehr habe, mit wem. Denn wenn beispielsweise die Zahnarzt-Sprechstundenhilfe am Telefon verkündet: »Hutzenlaub, 10. September, 16.00 Uhr«, dann steht es genauso in meinem Kalender. Wäre allerdings hilfreich, da würde nun nicht »Hutzenlaub« stehen, sondern der Name des Arztes, mit dem ich mich verabredet habe. Wie ich selbst heiße, weiß ich nämlich noch.

Beinahe erstaunlich. Während ich manches ab und zu vielleicht richtig notieren würde, klingelt bei mir aber schon wieder das Telefon, jemand an der Tür, ein Kind braucht sofort Hilfe bei einer Aufgabe, die unlösbar ist, aber die Mutter, die alles kann, außer korrekte Kalendereinträge zu erstellen, soll doch bitte jetzt, bitte gleich. Und schon habe ich mich verblättert, nicht richtig gelesen und … Jaja, immer sind die anderen schuld, schon klar. Konzentration heißt das Zauberwort.

Wenn ich wieder eine Verabredung vermasselt habe, fühle ich mich grässlich, entschuldige mich blumenreich und schwöre mir und meinem Gegenüber, dass das nie wieder vorkommen wird. Nun. Es wird. So viel ist schon mal klar. Verschlimmernd kommt noch hinzu, dass ich meine eigene Schrift nicht lesen kann. Nächstes Wochenende steht zum Beispiel am Samstag etwas drin, das ich bestenfalls als »STOMS« identifizieren kann. In meiner eigenen Handschrift. Nun ist es ja nicht so, dass ich mir selbst geheime Nachrichten schicken müsste, nein, ich könnte die Dinge einfach so aufschreiben, wie sie sind. Aber ich mache es nicht. STOMS könnte eine Abkürzung sein. Ein nicht zu Ende geschriebenes Wort. Eine Zahlenkombination von … irgendetwas, das nur aus Versehen so ähnlich aussieht wie Buchstaben. In meiner Not habe ich STOMS sogar gegoogelt. Nicht hilfreich. STOMS steht für Space Telescope Observatory Management System.

Eine hinweisgebende Uhrzeit war nirgends zu entdecken. Ich weiß also noch nicht einmal, ob es sich bei STOMS um eine Abendveranstaltung oder ein Frühstück handelt. Meinem Bruder, der sich an diesem Tag mit mir treffen wollte, habe ich jedenfalls prophylaktisch abgesagt.

Natürlich würde mir all das nicht passieren, wenn ich, wie von Konfuzius empfohlen, alles schön der Reihe nach, achtsam und mit meiner Aufmerksamkeit hundertprozentig im Moment tun würde. Aber jetzt mal unter uns: Das kann jemand?

In meiner Vorstellung ist Konfuzius ein korpulenter Chinese, der unbeweglich in einem Tempel sitzt und keine weiteren Aufgaben hat, als schlaue Dinge zu denken und zu sagen, während weitere kluge Menschen an seinen Lippen hängen, zustimmend nicken und seine Erkenntnisse für die Nachwelt notieren. Von hilfsbereiten Anhängern bekommt er mehrmals täglich eine asketische Suppe gereicht, bevor er sich zu einer Meditation zurückzieht und mit der einbrechenden Dämmerung schlafen geht. Toll. Könnte ich die knapp 2500 Jahre in der Zeit zurück und auf dem Globus frei herumreisen, würde ich gerne mal einen Realtalk mit dem Kerl führen. Ich meine, was macht er denn schon – außer denken? Wie viele Kinder hat er gehabt? Wie viele Millionen Essen gekocht? Kindergeburtstage gefeiert? Wie viele Katzen samt Mäusen hat er aus Küchen gejagt? Wie viele Zahnspangen, Socken, Turnbeutel hat er gesucht?

Ich kann mir schon vorstellen, wie er auf meine Empörung reagiert hätte: Gar nicht. Vielleicht würde ein sanftes Lächeln seine klugen Mundwinkel umspielen und er würde mich ein wenig mitleidig ansehen, um dann etwas sehr Schlaues zu sagen, was mir klarmachen würde, dass er das Leben begriffen hat – und ich nur so halb. Etwas wie: dass eine Maus in der Küche ein Wunder der Natur ist, das man bestaunen und daraus lernen kann. Nämlich zum Beispiel, wie wenig Einfluss wir darauf haben, was uns an Herausforderungen begegnet, aber durchaus darauf, wie wir damit umgehen.

Was das bedeuten soll? Keine Ahnung. Ich bin ja nicht Konfuzius, sondern nur die Mutter hier. Ach ja, apropos: Konfuzius hat auch Folgendes gesagt: »Wähle einen Beruf, den du liebst, dann brauchst du keinen Tag mehr zu arbeiten.«

Ich bin mir wirklich nicht sicher, ob er eine glückliche Mutter gewesen wäre.

Übrigens: An diesem einen Samstag mit dem STOMS-Eintrag ist rein gar nichts passiert. Keiner hat angerufen, um mich an eine »STOMS«-Verabredung zu erinnern. Niemand war beleidigt, weil ich nicht zum Stomsen erschienen bin, oder hat gefragt, was man wohl dazu anzieht. Ganz ehrlich: Da war ich beinahe ein bisschen enttäuscht.

Trotzdem versuche ich natürlich, mich weiterzuentwickeln, meinen Stresslevel und Mental Load zu verringern. Zeitmanagement ist das Zauberwort, hat man mir gesagt. Manches hilft, manches nur so halb. »So fließt alles dahin wie der Fluss ohne Aufhalten Tag und Nacht«, sagt Konfuzius. Klingt ein bisschen, als hätte ich wenig Einfluss darauf. Aber die Verantwortung abgeben zu dürfen, weil ich manches sowieso nicht ändern kann, entspannt mich doch auch sehr. Vielleicht weiß der alte Chinese ja doch, wovon er spricht.

Drei spannende Zeitmanagement-Methoden:

Not-to-do-Liste

Klingt merkwürdig, ist aber toll. Zumindest, wenn man sich daran hält. Ich unterbreche alles sofort, wenn das verführerische »Pling« ertönt, das eine neue Nachricht oder Mail auf meinem Handy ankündigt. Es hat etwas von einem pawlowschen Reflex, mit dem ich mein Smartphone in die Hand nehme und nachsehe, wer da was geschrieben hat. Meist ist es nicht so dringend, dass es nicht ein paar Minuten, Stunden oder gar bis zum Abend hätte warten können. Selbst wenn ich dann feststelle, dass es irrelevant war, ist meine Konzentration doch unterbrochen und ich habe kostbare Minuten verschwendet, die mir später fehlen. Ähnlich geht es mir, wenn das Telefon klingelt, und es tut meiner Fokussierung überhaupt nicht gut, wenn ich etwas zu essen oder einen Kaffee auf meinem Schreibtisch stehen habe. Dank meiner Not-to-do-Liste ist mein Smartphone in der Küche, damit mich kein »Pling« herausreißen kann. Ich esse in meinen selbstgewählten Pausen (dazu gleich die Pomodoro-Technik) und schaue mir da auch meine Nachrichten an. Außerdem steht auf meiner Not-to-do-Liste, mich beim Recherchieren auf keinen Fall in die unendlichen Jagdgründe des www hineinziehen zu lassen, selbst wenn die Themen, die sich dort anbieten, noch so spannend klingen. Meistens gelingt es mir. Und wenn nicht, habe ich bei meinem Ausflug in die virtuelle Welt garantiert etwas besonders Schönes, Aufregendes und Inspirierendes entdeckt.

Das Pomodoro-Prinzip

Benannt nach einem Küchenwecker, mit dem der Italiener Francesco Cirillo seine Zeit in Intervalle von 25 Minuten unterteilt hat. In dieser Zeit arbeitet er konzentriert und lässt sich auch von nichts anderem (schon gleich gar nicht von einem »Pling«) ablenken. Nach 25 Minuten gönnt er sich fünf Minuten Pause, um dann wieder durchzustarten. Durch die kurze Zeiteinheit fühlt sich der zu bearbeitende Berg nicht ganz so hoch an und lässt sich effektiver angehen. (Um den mentalen und emotionalen Berg zu bezwingen, gibt es auch noch andere tolle Methoden – siehe auch »Kaizen« im Kapitel »Ohne Männer ist es noch komplizierter!«) Durch die Pausen wird das Arbeitsintervall effektiver und durch das ausgeschaltete Smartphone sowieso alles besser. Ja, ich weiß, das Pomodoro-Prinzip habe ich auch schon in »Ich dachte, ich bin schon perfekt« beschrieben – aber es funktioniert eben auch einfach spitze – und das Rad nicht immer wieder neu erfinden zu müssen, erspart übrigens auch Zeit. Ganz sicher.

Die ALPEN-Methode

Dazu schreibt man abends die Aufgaben für den nächsten Tag auf (A) und versucht, ungefähr einzuschätzen, wie lange (L) man dafür braucht, und baut Puffer (P) ein, falls Unvorhergesehenes geschieht. In meinem Leben jedenfalls immer. Das Verhältnis von A zu P sollte ungefähr bei 60 zu 40 liegen. Es folgt (E) für die Entscheidung, die man bezüglich der Reihenfolge oder auch der Priorisierung trifft, und dann legt man am nächsten Morgen los.

Am Abend schaut man sich das Ganze an und zieht Bilanz. (N wie Nachkontrolle). Nach und nach übt man auf diese Weise, seine Zeit besser einzuschätzen und noch effektiver zu nutzen. Leider hat die ALPEN-Methode von Lothar J. Seifert mit den Bergen nichts zu tun. Und für mich ist das auch nur halb geeignet. Denn in der Zeit, in der ich mir das alles aufschreibe, kann ich doch auch im Internet recherchieren. Zum Beispiel weitere interessante Zeitmanagement-Tools wie die Kanban-Tafel, die ABC-Regel, die Eisenhower-Matrix, das Pareo-Prinzip, »Eat the Frog« und die 10–10–10 Regel.

Moment! Huch?! Schon wieder eine halbe Stunde vorbei?!

Heike

Wenn ich nicht alles selber mache …

Kennen Sie diesen Satz? Er ist ein Klassiker. Und leider hochgefährlich. Jedenfalls wenn es um das Thema Mental Load geht. Denn er führt bloß dazu, dass man es auch tatsächlich tut: alles selbst.

Meist wird er mit einem leichten Seufzen ausgesprochen. Und ohne den dazugehörigen Hauptsatz. Den kann man getrost weglassen, denn alle wissen ja, was gemeint ist. Nämlich: »Wenn ich nicht alles selber mache, dann wird es eh nicht gut, sondern endet im Chaos.«

Sie haben es sicher schon oft genug erlebt. Die anderen kriegen es einfach nicht hin! Jedenfalls nicht so perfekt wie Sie selbst. Und das, obwohl das Erklären schon länger gedauert hat, als wenn Sie es gleich erledigt hätten.

Wir kennen das alle: Da sind noch Tropfen in der Spüle. Und die Ecken wurden nicht gewischt. Und sooo legt man doch keine T-Shirts zusammen!

Ja, es ist wirklich schwierig, sich in solchen Situationen zu bremsen. Aber es lohnt sich, es zu lernen: aushalten, wenn etwas nicht perfekt ist. Denn wenn man es nicht tut, bleibt einem nichts anderes übrig, als wirklich alles selbst zu machen. Dabei sehnen wir uns doch eigentlich nach Entlastung …

Okay, ich kenne auch leidenschaftliche Hausfrauen, die es gar nicht dulden würden, wenn sich ein Partner oder eins der Kinder an »ihrem« Haushalt vergreifen würde. Und falls doch, wird nachpoliert, hinterhergewischt, noch mal drübergesaugt oder -gebügelt.

Kein Wunder, wenn die Bereitschaft der anderen Familienmitglieder, sich an den anfallenden Aufgaben zu beteiligen, rasch schwindet.

In solchen Fällen ist »Wenn ich nicht alles selber mache« eher ein verkapptes Eigenlob und bedeutet: »Niemand ist so gut wie ich.«

Wer keine Hilfe möchte, dem sollte man sie auch nicht aufdrängen. Falls Sie jedoch anders ticken und sich wirklich mehr Unterstützung wünschen, habe ich hier ein famoses Positivbeispiel für Sie:

Meine Freundin Henny hat nicht nur einen Mann und fünf Kinder, sondern leitet auch eine Grundschule. Als ihre Haushaltshilfe kündigte, beschloss sie: Die Wäsche ist ab sofort der Job des Nachwuchses.

Der älteste Sohn war damals neunzehn, die Jüngste acht. Furchtbar begeistert waren sie allesamt nicht von der neuen Aufgabe, aber sie haben eingesehen, dass Henny die Wäsche nicht auch noch übernehmen konnte. »Außerdem war das Ganze eher ein Angebot«, erklärt sie. »Statt die Haushaltshilfe zu bezahlen, bekamen die Kinder zusätzliches Taschengeld. Das kam grundsätzlich gut an.«

Die fünf hatten also einen neuen Job – und das mit allen Konsequenzen. Wenn sie die Wäsche nicht erledigten, war eben nichts Sauberes zum Anziehen da.

»Ich habe die Verantwortung für das Projekt Wäsche zwar abgegeben, aber gesteuert«, erzählt Henny. »Damit nichts verfärbte oder einlief, habe ich vorsortiert und mich um gute Wollpullis und dergleichen selbst gekümmert. Und es war klar festgelegt, wer wofür zuständig war. Natürlich habe ich die Aufgaben altersgerecht verteilt.«