Ich, Helena von Troja - Margaret George - E-Book
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Ich, Helena von Troja E-Book

Margaret George

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Beschreibung

Ihre Schönheit ist legendär – ihre ganze Geschichte kennen nur die wenigsten … Der fesselnde Roman »Ich, Helena von Troja« von Margaret George jetzt als eBook bei dotbooks. Helena, Tochter des mächtigen Zeus und der Leda, gilt schon mit jungen Jahren als die schönste Frau ihrer Zeit. Jeder Mann, der sie ansieht, will sie besitzen, doch es ist schließlich Menelaos, König von Sparta, dem ihre Hand versprochen wird. Die Schicksalsgöttinnen jedoch haben andere Pläne für Helena und führen sie mit dem trojanischen Prinzen Paris zusammen: Für beide ist es Liebe auf den ersten Blick und als Paris sie bittet, mit ihm zu fliehen, willigt Helena ein – nicht ahnend, dass sie damit den größten Krieg auslösen wird, den die Menschheit je gesehen hat … Doch während vor den Mauern Trojas Männer wie Achilles und Hektor um Ehre und Ruhm kämpfen, muss Helena eine ganz andere Schlacht austragen: Zerrissen zwischen ihrer Liebe zu Paris und ihrer Tochter, die sie in Sparta zurückließ, spürt sie, dass es Zeit ist, ihr eigenes Schicksal zu in die Hand zu nehmen … Für alle Fans der feministischen Neuinterpretationen der klassischen griechischen Mythen von Madeline Miller, Jennifer Saint und Natalie Haynes: »Für Leserinnen und Leser, die sich an einen anderen Ort und in eine andere Zeit versetzen lassen wollen, bleiben hier keine Wünsche offen.« Publishers Weekly Jetzt als eBook kaufen und genießen: Der historische Roman »Ich, Helena von Troja« von Bestsellerautorin Margaret George. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.

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Seitenzahl: 1351

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Über dieses Buch:

Helena, Tochter des mächtigen Zeus und der Leda, gilt schon mit jungen Jahren als die schönste Frau ihrer Zeit. Jeder Mann, der sie ansieht, will sie besitzen, doch es ist schließlich Menelaos, König von Sparta, dem ihre Hand versprochen wird. Die Schicksalsgöttinnen jedoch haben andere Pläne für Helena und führen sie mit dem trojanischen Prinzen Paris zusammen: Für beide ist es Liebe auf den ersten Blick und als Paris sie bittet, mit ihm zu fliehen, willigt Helena ein – nicht ahnend, dass sie damit den größten Krieg auslösen wird, den die Menschheit je gesehen hat … Doch während vor den Mauern Trojas Männer wie Achilles und Hektor um Ehre und Ruhm kämpfen, muss Helena eine ganz andere Schlacht austragen: Zerrissen zwischen ihrer Liebe zu Paris und ihrer Tochter, die sie in Sparta zurückließ, spürt sie, dass es Zeit ist, ihr eigenes Schicksal zu in die Hand zu nehmen …

Über die Autorin:

Margaret George verbrachte als Tochter eines amerikanischen Diplomaten einen Großteil ihrer Kindheit auf Reisen nach Tel Aviv, Ägypten, Taiwan u.a. So wurde erstmals ihre Leidenschaft für die Geschichte fremder Kulturen geweckt.George studierte englische Literatur und Biologie in Massachusetts, sowie Ökologie in Stanford und arbeitete schließlich als Wissenschaftsautorin. Ihre Liebe zur Geschichte hat sie jedoch nie losgelassen, weshalb sie 1986 ihren ersten historischen Roman »Henry VIII« veröffentlichte. Bis heute schreibt Margaret George Romanbiografien über faszinierende Persönlichkeiten der Vergangenheit, mit welchen sie immer wieder auf der Bestsellerliste der New York Times steht. Sie lebt heute mit ihrem Mann in Wisconsin.

Die Website der Autorin: margaretgeorge.com/

Bei dotbooks veröffentlichte die Autorin die historischen Romane »Maria Stuart – Der Roman ihres Lebens«, »Kleopatra – Der Roman ihres Lebens«, »Maria Magdalena – Der Roman ihres Lebens« »Ich, Helena von Troja« und »Heinrich VIII. – Mein Leben«.

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eBook-Neuausgabe September 2023

Die amerikanische Originalausgabe erschien erstmals 2006 unter dem Originaltitel »Helen of Troy« bei Viking, Penguin Puntam Inc., New York. Die deutsche Erstausgabe erschien 2007 unter dem Titel »Helena, genannt die Schöne« bei Lübbe, Bergisch Gladbach.

Copyright © der amerikanischen Originalausgabe 2006 by Margaret George

Copyright © der deutschen Erstausgabe 2007 by Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG, Bergisch Gladbach

Copyright © der Neuausgabe 2023 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Kristin Pang, unter Verwendung von Motiven von AdobeStock (LUCIA, ayaidu) und shutterstock.com (Supza)

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (ah)

ISBN 978-3-98690-834-8

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Margaret George

Ich, Helena von Troja

Roman

Aus dem Amerikanischen von Rainer Schmidt

dotbooks.

Für meine Tochter Aloson Rachel,der lieben Freundin und Kameradin,

und für ihre Großmutter,meine Mutter Margaret Dean,eine der letzten großenSchönheiten des Südens

PROLOG

Ich flog zurück nach Troja. Nein, es war eher ein Schweben, denn mein Flug war gleichmäßig, ohne jedes Auf und Ab. Ich hatte keine Flügel; meine Arme waren ausgestreckt, aber sie lenkten mich und trieben mich nicht voran. Ich spürte, wie der Wind durch meine Finger strich. Ich war versunken im Erstaunen darüber, dass ich nach Troja reisen konnte, noch dazu so mühelos.

Ich sah das strahlende, singende Blau des Meeres, als ich so über die funkelnden, weiß schäumenden Wellen hinwegzog, über die Inseln, die wie kahle Rücken großer Tiere aus dem Wasser ragten. Braun waren sie, und man sah ihre Knochen in den Bergen, die ihr Rückgrat bildeten.

Wo waren die, auf denen Paris und ich auf unserem Weg nach Troja gewesen waren – unsere Trittsteine? Aus dieser Höhe war es nicht zu erkennen.

Eine Möwe stieß neben mir herab, und der Wind ihrer flatternden Flügel störte meinen Flug. Einen Augenblick lang spürte ich, dass ich fiel, doch dann fing ich mich wieder und schwebte gelassen weiter. Mein Gewand glättete sich und umwehte mich wie Rauch.

Tief unter mir waren Schiffe. Wohin wollten sie? Wer fuhr darauf? Unmöglich zu wissen. Und eigentlich war es auch gleichgültig. So sahen die Götter uns – als belanglose Erheiterung. Jetzt verstand ich es. Endlich, endlich verstand ich es.

Die Gestade von Troja tauchten auf – so bald schon! Ich hatte nur einen Wunsch, ein einziges, brennendes Verlangen: Ich wollte Troja wiedersehen. Noch einmal durch seine Tore schreiten, durch seine Straßen gehen, seine Gebäude berühren, ja, sogar die Gebäude, an denen mir nie etwas gelegen hatte. Jetzt waren sie alle kostbar. Ich richtete mich auf und sank sanft vor dem Südtor zu Boden, dem großartigsten von allen. Als ich das erste Mal nach Troja gekommen war und es sah, dachte ich, seine Spitze berühre den Himmel, aber jetzt, da ich es von oben betrachtet hatte, wusste ich, dass es weit unter den Wolken endete.

Seltsam: Als meine Füße den Boden berührten, wirbelten sie keinen Staub auf. Aber ich war benommen von der schwindelerregenden Freude, wieder in Troja zu sein. Ich hörte die Vögel auf der Wiese um mich herum, roch den schlaftrunkenen Duft der Felder zur Mittagsstunde. Zur Rechten sah ich eine Herde brauner Pferde grasen, die berühmten Pferde der trojanischen Ebene. Alles wirkte friedlich und wohlgeordnet. In der Ferne erblickte ich ein kleines Bauernhaus mit steinernen Mauern und schindelgedecktem Dach inmitten einiger Bäume. Ich wollte hingehen und an die Tür klopfen. Aber es war weit weg, und ich wandte mich wieder nach Troja.

Troja! Der Zauber Trojas erhob sich vor meinen Augen, tanzend vor dem blauen Himmel. Seine Türme waren so hoch, wie Menschenhand sie nur bauen konnte, seine Mauern die stärksten und schönsten, und dahinter ... Ah, dahinter lagen alle Herrlichkeiten der Welt. Troja flirrte wie eine Luftspiegelung, schimmerte lockend über der Erde, wisperte mir seine Geheimnisse zu und winkte mich zu sich.

Ich ging auf das Tor zu. Zu meiner Überraschung stand es offen. Die dicken bronzeverkleideten Flügel klafften weit auseinander, und dahinter lag breit und lockend der Weg hinauf zur Zitadelle. Ich trat durch das sonst immer bewachte Tor und fragte mich nicht, warum jetzt keine Wächter, keine Soldaten da waren. Drinnen fand ich alles still – keine ächzenden Karren, kein Gelächter, überhaupt keine Stimmen.

Ich wanderte die Straße zur Zitadelle hinauf, zu der Ansammlung von Tempeln und Palästen, die den Gipfel der Stadt Troja krönt. Sie schimmerten in der Ferne. Die weißen Steine winkten wie die Hand einer Göttin.

Die Stadt war völlig verlassen, und jetzt lauschte ich auf die Echos in den leeren Häusern, an denen ich vorüberkam. Wo waren die Leute?

Ich strebte der Zitadelle zu, wo all die Meinen sein würden. Priamos und Hekuba in ihrem Palast. Hektor und Andromache in ihren Gemächern und die vielen Söhne Priamos’ und Hekubas in ihren eigenen Wohnungen hinter dem königlichen Palast – fünfzig Söhne und zwölf Töchter, alle in eigenen Quartieren. Und zwischen dem Tempel der Athene und dem Palast Hektors stände der von mir und Paris hoch und stolz.

Da war er. Er war vollkommen, so vollkommen, wie Paris und ich ihn uns ausgemalt hatten, lange bevor der erste Stein vermauert worden war. Damals, als wir auf unserem duftenden Bett beieinandergelegen und uns damit unterhalten hatten, uns unseren Palast vorzustellen. Da war er. Wie er nie gewesen war. Wir hatten die roten aus Phrygien nicht bekommen können und uns mit den dunkleren von Lesbos begnügen müssen. Aber hier waren rote an Ort und Stelle fest vermauert. Einen Augenblick lang war ich verwirrt und riss die Augen auf. Nein, so war er nicht – außer in unseren Köpfen, murmelte ich, als würden die Steine auf meine Worte hin anfangen zu flimmern und sich neu ordnen. Doch sie blieben hartnäckig, wie sie waren.

Ich zuckte die Achseln. Was tat das schon? Ich betrat den Palast, durchquerte das geräumige Megaron und ging die Treppe hinauf in unsere Privatgemächer, in die Räume, in die Paris und ich uns zurückzogen, wenn die Geschäfte des Tages beendet waren und wir allein sein durften.

Meine Schritte hallten durch die Räume. Warum war alles so leer? Es war, als liege ein Zauberbann auf dem Palast. Nichts regte sich, keine Stimme war zu hören.

Auf der Schwelle unseres Gemaches blieb ich stehen. Paris musste hier sein. Er wartete auf mich. Er war von den Feldern zurückgekehrt, wo er mit den wilderen Pferden gearbeitet hatte, wie er es so gern tat, und jetzt würde er einen Becher Wein trinken und sich die blauen Flecken reiben, die sein Tagwerk hinterlassen hatte. Er würde aufblicken und sagen: Helena, der Schimmel, von dem ich dir erzählt habe ...

Entschlossen stieß ich die Tür auf. Im Zimmer war es furchtbar still. Und es sah dunkel aus.

Ich ging hinein, und das Wispern meines Gewandes an meinen Beinen war das lauteste Geräusch, das ich hörte. »Paris?«, sagte ich – das erste Wort, das ich laut gesprochen hatte.

In Geschichten werden Menschen in Stein verwandelt. Aber hier waren sie verschwunden. Ich wandte mich hin und her und durchsuchte alle Räume, aber da war niemand. Troja war noch da, seine Paläste und Mauern und Straßen, aber es war eine Hülse ohne das, was es wahrhaft groß gemacht hatte: seine Menschen.

Und Paris ... Wo bist du, Paris? Wenn du nicht hier bist, in unserem Heim, wo bist du dann?

Ich sah Sonnenlicht und war dankbar, dass jemand die Blendläden geöffnet hatte. Jetzt könnte Troja wieder anfangen zu leben; jetzt würde der Sonnenschein es durchfluten. Die Straßen würden sich wieder mit Menschen füllen und zu neuem Leben erwachen. Die Stadt war nicht verschwunden, sie hatte nur geschlafen. Nun konnte sie erwachen.

»Herrin, es ist Zeit.« Jemand berührte mich an der Schulter. »Du hast verschlafen.«

Ich klammerte mich immer noch an Troja und blieb im Schlafgemach meines Palastes stehen. Paris würde gleich da sein. Ganz sicher! Er würde kommen!

»Ich weiß, es ist schwer, aber du musst dich aufraffen.« Es war die Stimme der Kammerzofe. »Menelaos kann nur einmal bestattet werden. Und heute ist der Tag. Mein Beileid, Herrin. Sei stark!«

Menelaos! Ich schlug die Augen auf und starrte wild umher. Dieses Zimmer – es war nicht mein Zimmer in Troja. O ihr Götter! Ich war in Sparta, und Menelaos war tot.

Mein spartanischer Ehemann Menelaos war tot. Der Trojaner Paris war nicht hier. Er war seit über dreißig Jahren nicht mehr da. Troja war untergegangen. Nicht einmal eine rauchende Ruine konnte ich es noch nennen, denn der Rauch war längst am Himmel verweht. Troja war schon so lange tot, dass selbst seine Asche in alle Winde verstreut war.

Dieser Besuch war ein Traum gewesen. Selbst das, was in dem barmherzigen Traum noch da gewesen war – die Mauern, die Türme, die Straßen und die Häuser –, all das gab es nicht mehr. Ich weinte.

Eine sanfte Hand auf meiner Schulter. »Ich weiß, du trauerst um ihn«, sagte die Zofe. »Aber trotzdem musst du ...«

Ich schwenkte die Füße aus dem Bett. »Ich weiß schon. Ich muss bei der Beerdigung dabei sein. Nein, mehr noch, ich muss sie anführen.« Ich stand auf. Mir war ein wenig schwindlig. »Ich kenne meine Pflicht.«

»Herrin, ich wollte nicht sagen ...«

»Natürlich nicht. Bitte geh und leg mir meine Gewänder heraus!« So – damit war ich sie los.

Ich presste die Fingerspitzen an die Schläfen. Menelaos tot. Ja. So war es. Sein Geständnis vor mir, seine inständigen Bitten – das alles war jetzt einerlei. Ich hatte ihm vergeben. Es war so lange her. Und Paris: Menschen, die noch nicht geboren sind, werden Lieder über uns singen, hatte ich zu ihm gesagt. Wie jung und töricht ich gewesen war! Er war verschwunden. Er war nirgends in meinem Traum – und jetzt wusste ich, dass es ein Traum gewesen war. Paris und mich gab es nicht mehr.

Gleichviel. Der Traum hatte mir den Weg gewiesen. Nach dem Begräbnis, nachdem in Sparta alles geordnet wäre, würde ich nach Troja zurückkehren. Ich musste es wiedersehen, auch wenn es eine leere Ruine war. Denn dort hatte ich mein Leben in vollen Zügen gelebt wie nirgendwo sonst, und dort hatte Helena wirklich Gestalt als Helena angenommen, war Helena von Troja geworden.

In meinem Leben war ich geflogen, wenn auch nur für kurze Zeit: Darin hatte der Traum die Wahrheit gesagt. Einst gab es eine Helena, und in Troja hatte sie ganz und gar gelebt. Macht daraus, was ihr wollt! Zu meiner Zeit habe ich Hass, Krieg und Tod hervorgerufen. Es hieß, ich sei die Frau, deren Antlitz von einem Kranz aus Bronzeschwertern statt aus Blumen umrahmt sei.

Aber das war niemals durch mein Zutun so, nie durch meine Absicht. Diese Schuld lege ich den Männern zu Füßen, die mir nachgestellt haben.

Ich rede von Helena, als wüsstet ihr alles. Aber wer ist Helena?

Hört zu, und ich werde es euch erzählen. Haltet den Atem an, und ihr hört sie sprechen.

ERSTER TEIL:Sparta

Kapitel I

Helena. Bevor ich sprechen konnte, hörte ich meinen Namen und verstand, dass ich Helena war. Meine Mutter flüsterte ihn, aber nicht liebkosend; sie flüsterte ihn, als sei er ein hässliches Geheimnis. Manchmal zischte sie ihn dicht an meinem Ohr, und ihr heißer Atem kitzelte meine Haut. Niemals murmelte sie ihn, und niemals schrie sie ihn. Murmeln war für Zärtlichkeiten, und Schreien war eine Warnung an andere. Solche Aufmerksamkeit wollte sie nicht auf mich lenken.

Sie hatte einen anderen Kosenamen für mich – Schwänchen –, und wenn sie ihn benutzte, lächelte sie, als mache es ihr Freude. Er war unser kleines privates Geheimnis, denn sie benutzte ihn nie, wenn andere dabei waren.

Ganz so, wie die festen Formen von Felsen und Wäldern erscheinen, wenn die Nebelschleier, die an den Bergen hängen, sich allmählich auflösen und verschwinden, gewinnt auch ein Leben seine Gestalt aus frühen Erinnerungen, die nach und nach verdunsten. In den Wirbeln wirrer Erinnerungen und Gefühle aus meiner Kindheit sehe ich mich in einem Palast, in dem die Familie meiner Mutter wohnte und in dem sie aufgewachsen war. Meine Großeltern lebten noch, aber wenn ich mich an ihre Gesichter zu erinnern versuche, gelingt es mir nicht. Wir alle waren dorthin gegangen – geflüchtet vor den Unruhen um den Thron meines Vaters in Sparta. Er war gestürzt worden, und jetzt war er ein König im Exil und lebte bei der Familie seiner Gemahlin.

Heute weiß ich, dass wir in Ätolien waren, aber damals wusste ich natürlich nichts von Gegenden, Orten und Namen. Ich wusste nur, dass unser Palast in Sparta, hoch oben auf dem Hügel, für Sonne und Wind offener gewesen war als dieser hier, der eher ein dunkler Kasten war. Er gefiel mir nicht, und ich wäre gern in mein altes Zimmer zurückgekehrt. Ich fragte meine Mutter, wann das sein könnte, wann wir wieder nach Hause gehen würden.

»Nach Hause?«, fragte sie. »Wir sind doch zu Hause.«

Das verstand ich nicht, und ich schüttelte den Kopf.

»Hier war ich zu Hause, als ich aufgewachsen bin. Sparta war nie mein Zuhause.«

»Aber meins«, sagte ich, und ich versuchte, nicht zu weinen bei dem Gedanken, dass ich vielleicht niemals dorthin zurückkehren würde. Die Tränen in meinen Augenwinkeln konnte ich aufhalten, aber meine zitternde Unterlippe verriet mich.

»Jetzt weine nicht, du Säugling!« Sie packte mich beim Arm. »Prinzessinnen weinen nicht, nicht einmal vor ihrer Mutter.« Sie beugte sich zu mir herab; ihr Gesicht war dicht vor mir, und es gefiel mir nicht. Es war lang und schmal, und als sie die Stirn runzelte, schien es sich zu strecken wie das eines Tieres mit spitzer Schnauze. »Wir werden bald wissen, wie lange wir hier sein und wohin wir dann gehen werden. Delphi wird es uns sagen. Das Orakel wird es offenbaren.«

Wir holperten auf einem Karren durch wildes Waldland. Es sah nicht aus wie das Land rings um Sparta, das sich in ein sanftes grünes Tal schmiegte. Die rauen Hügel, bedeckt von Gestrüpp und dürren Bäumen, machten die Reise beschwerlich. Als wir uns dem Berg näherten, wo die heilige Stätte von Delphi sich verbarg, mussten wir absteigen und zu Fuß auf einem zerfurchten Pfad den Hang hinaufstapfen. Zu beiden Seiten ragten dünne Bäume wie Nadeln in den Himmel, ohne Schatten zu spenden, und wir mussten Felsblöcke umrunden und über allerlei Hindernisse klettern.

»So ist es etwas Besonderes, dort anzukommen«, erklärte einer meiner Brüder, Kastor. Er war fünf Jahre älter als ich, dunkelhaarig wie Mutter, aber von freundlichem und unbeschwertem Wesen. Er war mir der Liebste unter meinen Geschwistern, fröhlich und aufmunternd, unterhaltsam, aber stets rücksichtsvoll und fürsorglich gegen mich, die Jüngste. »Wäre es leicht zu erreichen, wäre es nicht so kostbar, wie es ist.«

»Kostbar?« Pustend und mit schweren Schritten trat Kastors Zwillingsbruder Polydeukes neben uns. Er war so blond und hellhäutig, wie Kastor dunkel war, aber er lebte unter einem Schatten von Vorsicht und Zweifel, der sein Aussehen Lügen strafte. »Ich sehe nichts Kostbares – nur einen trockenen, staubigen, steilen Weg hinauf auf den Parnass. Und wozu? Damit eine Seherin uns sagt, was wir tun sollen? Ihr wisst doch, wenn Mutter nicht gefällt, was sie hört, wird sie es einfach ignorieren.

Warum also dieser mühselige Marsch hierher, wenn sie einfach in ihren Gemächern bleiben und einen Seher kommen lassen könnte, damit er sein Weissagungsritual dort veranstaltet?«

»Vater ist derjenige, der entscheiden muss«, sagte Kastor. »Er wird dem Orakelspruch Gewicht beimessen, auch wenn Mutter es nicht tut. Es geht schließlich um seinen Thron.«

»Und es war sein Bruder, der ihn davon vertrieben hat. Und jetzt, mein Bruder, wollen wir uns die Hand reichen und geloben, solchem Streit aus dem Weg zu gehen.«

»Wir können gemeinsam regieren. Ich wüsste nicht, was uns daran hindern sollte.« Kastor lachte.

»Wenn Vater seinen Thron nicht zurückgewinnt, werden wir ihm wohl kaum nachfolgen«, sagte Polydeukes.

»Na, dann werden wir unseren Weg als Faustkämpfer und Ringer machen. Wir werden sämtliche Preise gewinnen und viele Rinder und Frauen haben ...«

»Ihr werdet immer euren Weg machen, da bin ich sicher.« Plötzlich war die Älteste bei uns, unsere Schwester Klytämnestra. »Das ist eine große Gabe.« Sie sah mich an. »Bist du müde?«

Das war ich, aber ich hätte es niemals zugegeben. »Nein, überhaupt nicht!« Und ich beschleunigte den Schritt, um es zu beweisen.

Bei Sonnenuntergang hatten wir Delphi endlich erreicht. Wir waren geklettert und geklettert, bis zu einer Quelle, an der andere – die scheinbar aus dem Nichts gekommen waren – sich erfrischten: Sie spritzten sich Wasser ins Gesicht und füllten ihre Schläuche. Die Quelle floss in einen Teich im Schatten überhängender Bäume. Sonnentüpfel funkelten auf seiner Oberfläche. Es war sehr ruhig dort, sehr erholsam, und ich tauchte meine Hände in das überraschend kalte Wasser und ließ mich davon beleben.

Es war zu spät, um noch zum Orakel zu gehen; deshalb verbrachten wir die Nacht auf dem Feld unterhalb der heiligen Gebäude. Noch viele andere schliefen dort in der klaren Luft im Freien. Die Sterne über uns leuchteten hell und kalt. Ich betrachtete sie und nahm mir vor, meine Brüder zu bitten, mir Geschichten über sie zu erzählen. Aber an diesem Abend waren wir so erschöpft, dass wir auf der Stelle einschliefen.

Die Sonne schien mir ins Gesicht und weckte mich in aller Frühe. Sie brauchte nicht über einen Berg hinwegzuspähen wie in Sparta; sie überflutete den Himmel mit ihrem Licht, sobald sie aufgegangen war. Ringsumher regten sich andere, sie falteten ihre Decken zusammen und streckten sich, begierig darauf, die Geheimnisse von Delphi zu empfangen.

Vater war nicht er selbst. Das erkannte ich daran, wie er die Pilger um uns herum begrüßte. Er sprach mit ihnen, aber er schien nicht zu hören, was sie sagten, und seine Antworten klangen unbestimmt und nicht zur Sache gehörig.

»Wir müssen uns beeilen, damit wir die Ersten beim Orakel sind.« Er sah sich um und taxierte die anderen. »Ihre Sorgen sind alltäglich, bei ihnen geht es nicht um die Zukunft eines Throns.« Er drängte uns zum Aufbruch.

Das Orakel. Die Zukunft. Omen. Prophezeiungen. Bis dahin war ich frei. Ich war ein Kind ohne Bedeutung – das glaubte ich wenigstens. Danach beherrschten sie mein Leben, die Wahrsager, die festgelegten Grenzen der Götter, die Parameter, die mich definierten.

Vater eilte dem Orakel entgegen, er stemmte sich gegen den Wind in seiner Hast, als Erster einzutreffen – als plötzlich ein Schrei von einem Felsen auf unserem Weg heruntergellte. Ein altes Weib hockte dort oben. In ihrem dunklen Kapuzengewand sah sie aus wie ein Geier oder ein Rabe, nicht wie ein Mensch.

»Du! Du!« Sie krächzte wie eine Krähe – ich schwöre es.

Vater blieb stehen. Wir alle blieben stehen. Dann ging er zu ihr und reckte sich auf die Zehenspitzen, um sie zu hören, als sie sich auf ihrem Felsen herunterbeugte und mit ihm sprach. Er zog die Stirn kraus, und dann schüttelte er den Kopf. Er stritt mit ihr! Ich sah, wie er gestikulierte. Dann kam er zu mir und schleifte mich zu ihr.

Ich wollte nicht mitkommen. Warum zwang er mich? Ich wand mich und wollte mich losreißen.

»Kind, Kind!«, schrie sie mit ihrer hässlichen schrillen Stimme. Vater hob mich hoch; ich zappelte immer noch, aber er hielt mich fest. Er streckte mich zu ihr hinauf. Sie beugte sich vor und ergriff meinen Kopf, und ihre Stimme veränderte sich. Sie fing an, seltsame, unirdische Schreie auszustoßen. Ihre Hände fühlten sich an wie Klauen; sie umfassten meinen Kopf so fest, dass ich fürchtete, er könne zerplatzen.

»Dann ziehe sie nur in Sparta groß!« Ihre Stimme war jetzt ein Geräusch wie das Wasser der Quelle, an der wir unterwegs vorbeigekommen waren, fern und dumpf. »Aber sie wird der Untergang Asiens sein, der Untergang Europas. Ihretwegen wird ein furchtbarer Krieg geführt werden, und viele Griechen werden sterben!«

»Lass mich los, lass mich los!«, schrie ich. Doch Vater hielt mich fest, und die Frau atmete rau ein und aus – ein grässliches Geräusch, halb keuchend, halb brüllend. Auch Mutter stand wie angewurzelt da und rührte sich nicht. Die Hilflosigkeit meiner Eltern war es, was mich am meisten ängstigte. Es war, als habe die Alte sie durch Zaubermacht gelähmt.

»Troja«, murmelte sie. »Troja ...«

Dann plötzlich war der Bann gebrochen. Das krampfhafte Atmen hörte auf, und sie ließ meinen Kopf los. Meine Kopfhaut kribbelte, und ich sank in die Arme meines Vaters zurück.

Wir wanderten weiter den Pfad zum Orakel hinauf, zu der berühmten Seherin, die an einem geheimen Ort saß und Dämpfe einatmete – oder mit dem Gott Apollo sprach –, und Vater ging zu ihr. Aber was sie sagte, weiß ich nicht. Ich zitterte noch immer nach dem Überfall der alten Frau.

»Der Sibylle«, verbesserte Klytämnestra. »Sie ist die Sibylle Herophile; sie streift umher und gibt Prophezeiungen ab. Sie ist älter als das Orakel und wichtiger.« Klytämnestra wusste solche Dinge. Sie war sechs Jahre älter als ich und sorgte dafür, dass sie so etwas wusste. »Was sie sagt, wird immer wahr. Während das, was das Orakel sagt – na ja, da sind Haken und Ösen dabei. Es geschieht nicht immer so, wie die Leute glauben.«

»Und warum hat sie sich Helena geschnappt?«, fragte Polydeukes.

Klytämnestra schaute ihn an. »Du weißt, warum.«

»Aber ich weiß es nicht«, sagte ich. »Bitte, bitte sag’s mir!«

»Es steht mir nicht zu, dir das zu sagen«, antwortete sie. »Frag Mutter!« Dann lachte sie wild, und es klang fast so erschreckend wie bei der Sibylle.

Eilig – so kam es mir vor – kehrten wir in den Palast meiner Großeltern zurück. Mutter und Vater zogen sich zurück, um sich mit dem alten König und der Königin zu beraten, und ich irrte allein durch meine trostlosen Zimmer. Oh, es gefiel mir dort nicht, und noch immer schmerzte mein Kopf vom Griff der Sibylle. Vorsichtig betastete ich ihn, und ich fühlte die scharfen Ränder von Krusten.

Ein furchtbarer Krieg ... Viele Griechen werden sterben ... Troja ... Ich wusste nicht, was das alles bedeutete, aber ich wusste, es hatte Vater und Mutter in Schrecken versetzt – ja, sogar Klytämnestra, die sonst immer furchtlos war und als Erste einen Wagen mit widerspenstigen Pferden lenkte, als Erste gegen jede Regel verstieß.

Ich nahm einen Spiegel und versuchte, die Verletzung an meinem Kopf anzuschauen. Ich drehte den Spiegel hin und her, aber die Stelle war zu weit hinten, und ich konnte sie nicht sehen. Dann war Klytämnestra da und riss mir den Spiegel aus der Hand.

»Nein!«, rief sie, und echter Schrecken lag in ihrer Stimme.

»Kannst du oben auf meinen Kopf schauen?«, fragte ich. »Ich kann es nicht. Aber mehr will ich auch gar nicht.«

Sie teilte mein Haar. »Da sind Furchen, aber sie sind nicht tief.« Sie behielt den Spiegel fest in der Hand.

Kapitel II

Und so erfuhr ich, dass es mir nicht erlaubt war, einen Spiegel zu benutzen. Er war ein so einfaches Ding – eine blank polierte Bronzefläche, die ohnehin nur ein verschwommenes Bild reflektierte. Ich hatte wenig gesehen, als ich den Spiegel über meinen Kopf gehalten hatte. Aber das Gesicht, das ich flüchtig erblickt hatte, war nicht das Gesicht gewesen, das ich mir vorgestellt hatte.

Können wir uns unser eigenes Gesicht vorstellen? Ich glaube nicht. Ich glaube, wir stellen uns vor, dass wir unsichtbar sind, ganz ohne Gesicht, und ganz spurlos mit allem um uns herum verschmelzen können.

Mutter schaute sich oft genug im Spiegel an. Mir schien, dass sie immer, wenn ich in ihr Zimmer kam, gerade in den Spiegel spähte, die Brauen hochzog, den Kopf hin und her drehte, um ihre Wange aus einem anderen Winkel zu betrachten, und sich mit der Zunge über die Lippen fuhr. Manchmal lächelte sie dann, aber meistens runzelte sie seufzend die Stirn. Und immer legte sie den Spiegel aus der Hand, wenn sie mich sah. Einmal ging sie sogar so weit, sich darauf zu setzen, damit ich ihn nicht nehmen konnte.

War meine Mutter hübsch? Attraktiv? Reizvoll? Anmutig? Bezaubernd? Schön? Wir haben so viele Wörter, um genau zu beschreiben, in welchem Maß ein Mensch unsere Sinne erfreut. Ja, ich würde sagen, sie war all das. Sie hatte, wie ich schon gesagt habe, ein langes, schmales Gesicht, und das machte sie ungewöhnlich: In unserer Familie waren die Gesichter rund oder oval. Ihre Nase war wie eine makellose schmale Klinge, die ihre weit auseinanderliegenden schrägen Augen betonte – und die waren es, die man bemerkte, wenn man sie anschaute: diese großen, schrägen Augen, die dich niemals direkt anschauten. Sie beherrschten ihr Gesicht. Das Faszinierendste an ihr war ihre lebhafte Färbung: Sie hatte eine sehr weiße Haut, sehr dunkles Haar und Wangen, die stets rot glühten. Und einen langen, schlanken Hals hatte sie, sehr elegant. Ich hätte gedacht, sie sei stolz darauf, aber als einmal jemand sagte, sie habe einen Schwanenhals, schickte sie die Person aus dem Zimmer.

Ihr Name war Leda, ein hübscher Name, fand ich. Er bedeutete »Dame«, und sie war immer zierlich und anmutig. So hatten meine Großeltern ihr mit diesem Namen etwas gegeben, in das sie hineinwachsen konnte.

Bei meinem eigenen Namen war ich nicht so sicher. Einmal – als ich meine Mutter wieder einmal dabei ertappt hatte, wie sie sich im Spiegel betrachtete und sie ihn hastig versteckte – fragte ich sie, warum ich so hieße und was der Name bedeute.

»Ich weiß, dass Klytämnestra ›löbliche Brautwerbung‹ bedeutet, und da sie deine Erstgeborene ist, dachte ich, Vater habe dich mit seinem Werben gewonnen.«

Sie warf den Kopf in den Nacken und lachte leise und amüsiert. »Das Werben deines Vaters war so, wie er selbst ist: politisch.« Sie sah mein verständnisloses Gesicht und fügte hinzu: »Damit will ich sagen, er war im Exil – wieder einmal! – und hatte Zuflucht bei meinen Eltern gefunden. Sie hatten eine heiratsfähige Tochter, er war darauf erpicht zu heiraten – so erpicht, dass er ihnen große Geschenke versprach, wenn er mich bekäme. Und so bekam er mich.«

»Aber wie dachtest du über ihn, als du ihn das erste Mal zu Gesicht bekommen hast?«

Sie zuckte die Achseln. »Dass er nicht unsympathisch ist und dass ich ihn ertragen könnte.«

»Ist das alles, was eine Frau erwarten kann?«, fragte ich zögernd und ein wenig erschrocken.

»Ja.« Sie blickte mich eindringlich an. »Obgleich ich glaube, dass wir in deinem Fall mehr erwarten können. Härter verhandeln. Was nun die Namen der anderen angeht: Kastor bedeutet ›Biber‹ – und tatsächlich ist er zu einem sehr fleißigen Menschen herangewachsen. Polydeukes bedeutet ›viel süßer Wein‹. Dein Bruder könnte ein bisschen davon vertragen; es würde seine Lebensgeister aufhellen.«

»Aber mein Name! Mein Name!« Kinder interessieren sich am meisten für sich selbst. Ich brannte darauf, meine eigene Geschichte zu hören, die Geschichte aus der Zeit vor meinen Erinnerungen, das Geheimnis, zu dem nur Mutter und Vater den Schlüssel besaßen.

»Helena.« Sie holte tief Luft. »Es war schwer, einen Namen für dich zu wählen. Er musste ja ... Er musste widerspiegeln ...« Nervös begann sie, eine Locke zwischen den Fingern zu zwirbeln, eine Gewohnheit, in die sie immer verfiel, wenn sie unsicher oder aufgeregt war, wie ich wohl wusste. »Er bedeutet vieles. ›Mond‹, weil es schien, als habe die Göttin dich berührt. ›Fackel‹, weil du Licht gebracht hast.«

»Ich war ein neugeborenes Kind. Wie konnte ich Licht bringen?«

»Dein Haar war hell und leuchtete wie die Sonne«, sagte sie.

»Mond, Sonne – ich kann doch nicht beides sein!« Warum war das so verwirrend?

»Aber du bist es«, sagte sie. »Ihr Licht unterscheidet sich, aber es ist doch möglich, beides zu sein. Die Eigenschaften beider zu besitzen.«

»Aber du nennst mich auch ›Schwänchen‹. Warum das?« Jetzt wollte ich alle meine Namen erklärt haben.

»Weil du klein warst wie ein gerade geschlüpftes Schwanenküken.«

»Aber warum habe ich dich daran erinnert? Du magst Schwäne doch gar nicht?« Einmal waren wir bei meinen Großeltern am See entlanggegangen, und eine Schar Schwäne war auf uns zugekommen. Meine Mutter hatte sich umgedreht und war weggelaufen, und Vater hatte geschrien und die Schwäne mit Steinen beworfen. Er war rot im Gesicht gewesen. »Verschwindet, ihr schmutzigen Ungeheuer!«

»Oh, ich mochte sie durchaus«, sagte sie. »Sie waren meine Lieblingsvögel, als ich klein war und hier mit meinen Eltern lebte. Damals ging ich immer an den See, um sie zu füttern. Ich sah es gern, wie sie auf dem Wasser schwebten mit ihren wunderschön geschwungenen Hälsen und dem weißen Gefieder.«

»Und warum hat sich das geändert?«

»Weil ich mehr über sie erfahren habe, als ich erwachsen war. Da ist mir das Staunen vergangen.« Plötzlich beugte sie sich herab und nahm mein Gesicht zwischen ihre langen, schmalen Hände – lang und schmal wie ihr Gesicht. »Du darfst nichts zu genau anschauen, nicht allzu nah kommen, sonst verlierst du deine Fähigkeit zum Staunen. Das unterscheidet Kinder von Erwachsenen.« Sie streichelte meine Wange. »Glaube an alles! Später kannst du es nicht mehr.« Sie lächelte ihr strahlendes Lächeln. »Früher habe ich sie geliebt, und den Schwan in dir liebe ich noch heute.«

»Dann werde ich jeden Tag zu den Schwänen gehen und sie anschauen«, erklärte ich entschlossen. »Solange ich sie noch mögen kann und bevor ich herausfinde, was immer deine Meinung über sie geändert hat.«

»Dann musst du dich beeilen. Wir werden bald von hier fortgehen. Dein Vater hat seinen Thron zurückbekommen, und wir kehren nach Sparta zurück. Dort finden die Schwäne nur selten hin. Sie leben nicht dort, und sie landen nicht oft.«

Oh, es war schön, wieder zu Hause zu sein! Zu Hause in unserem schönen, weitläufigen Palast hoch oben auf dem Hügel über dem Tal des Flusses Eurotas und der Stadt Sparta in der Ebene. Ich hatte ihn so sehr vermisst. Ich liebte mein Zimmer mit den weißen Wänden, die mit Vögeln und Blumen bemalt waren, und den alten Birnbaum vor meinem Fenster. Und all mein Spielzeug war noch wohlbehalten in der Truhe, wo ich es zurückgelassen hatte, als wir so hastig geflohen waren.

Natürlich stahl niemand Spielzeug. Die größte Sorge meines Vaters war es, seine Kammern zu inspizieren und zu sehen, was geplündert worden war, als sein Bruder ihm den Thron geraubt und in seinem Palast gelebt hatte. Die Schatzkammer hatte Vater eigenhändig geleert und ihre Kostbarkeiten versteckt; er hatte sie am Fuße der nahen Berge vergraben.

»Aber vor allem kann man sich nicht schützen«, sagte er. »Und ich betrachte jede Kachel, die beschädigt wurde, als einen Gräuel, jeden Mantel, der gestohlen wurde, als Frevel! Er hat hier gewohnt, er hat es gewagt, in meinen Palast einzudringen!« Wieder lief er rot an, und Mutter versuchte ihn zu beruhigen.

»Tyndareos, das sind doch Kleinigkeiten. Wichtig ist nur dein Thron. Und er ist hier. Du hast ihn zurückerobert.«

»Mein Bruder – dieses Schwein ...«

»Dein Bruder ist tot«, sagte Mutter nüchtern.

»Ich hasse ihn trotzdem.«

Als ich das alles hörte, fragte ich mich, wie ein Bruder dem anderen so viel Unrecht antun konnte, dass er so für ihn empfand. Aber ach, ich sollte noch lernen, zu welchen Abscheulichkeiten Verwandte untereinander fähig waren! Damals verstand ich es nicht, denn ich liebte meine Geschwister, und sie liebten mich. Unvorstellbar, dass es anders sein könnte.

Mein Leben dort war erfüllt von Sonne und Wind und fröhlichem Lachen. Der ganze Palast war mein Reich, und ich konnte haben, was ich wollte. Ich sang und spielte und lernte bei dem liebenswerten alten Lehrer, den sie für mich angestellt hatten. Es fehlte mir an nichts, und was immer ich ersehnen konnte, war auch da. Wenn ich zurückschaue, war diese Zeit die unschuldigste und glücklichste meines Lebens – wenn Glück die Freiheit von Wünschen und Sorgen ist, ein traumloses Schweben.

Aber wie es so geht: Eines Tages, als meine Augen und mein Herz älter und kritischer geworden waren, blickte ich auf und sah die hohe Mauer, die unseren Palast umgab und mir alles versperrte, was dahinter lag. Ich bat immer öfter darum, mit hinausgenommen zu werden, damit ich sehen könne, was es in den Wiesen, in den Bergen und in der Stadt gab. Ich stieß auf strenge Ablehnung.

»Du musst hier im Palast bleiben und hinter den Mauern«, sagte Vater in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete.

Natürlich fragen Kinder immer, warum, aber darauf wollte er mir nicht antworten. »Weil ich es sage«, knurrte er, und das war alles.

Ich fragte meine Brüder, aber sie wehrten ab, anders als sonst. Kastor, der immer so abenteuerlustig war, erklärte, ich müsse die Wünsche unseres Vaters respektieren, und Polydeukes raunte düster, es habe schon seine Gründe.

Ich fand es grässlich, die Jüngste zu sein! Die anderen durften kommen und gehen, wie sie wollten, Helena hingegen musste im Palast bleiben wie eine Gefangene! Würde ich nie erlöst, nie befreit werden?

Ich beschloss zu fordern, dass man mich hinauslasse. Ich musste doch das Jagen lernen, ich wollte mit einem Bogen in die Berge ziehen können – es war peinlich, dass ich mit sieben Jahren noch nie einen Bogen in der Hand gehabt hatte! Ich marschierte zu den Gemächern meines Vaters und schob die Wachen zu beiden Seiten des Megaron beiseite. Es war ein merkwürdiges Gefühl, sie wegzustoßen, denn ich reichte ihnen nur bis zur Hüfte. Aber ich war eine Prinzessin, und sie mussten mir gehorchen.

Heute war das Megaron – die große Halle mit dem offenen Kamin und den polierten Säulen, wo man wichtige Gäste willkommen hieß – dunkel und leer. Die Privatgemächer des Königs – anders als die der Königin, die im oberen Stockwerk in der Nähe des Megarons lagen – befanden sich in einem Seitenflügel des Palastes, den Gemächern der Kinder gegenüber. Weitere Wachen tauchten vor mir auf, als ich mich den inneren Gemächern näherte, und ich schob auch sie beiseite.

Ich hörte Vaters Stimme. Er war da! Jetzt würde ich mit ihm sprechen! Ich würde ihm erzählen, wie sehr ich mich danach sehnte, den Palast zu verlassen.

Doch dann hörte ich meinen Namen. Ich blieb stehen und spitzte die Ohren.

»Helena«, sagte er. »Können wir das tun?«

Was tun? Das Herz blieb mir stehen, und dann pochte es heftig.

»Es wird bedeuten, dass du es zugibst.« Das war Mutters Stimme. »Wirst du das können? Denn sie ist viel mehr wert, wenn –«

»Ich weiß, ich weiß!«, rief Vater. »Das ist mir klar.« Jetzt hörte ich den Schmerz in seiner Stimme. »Aber können wir – kannst du – es zweifelsfrei beweisen? Sie werden Beweise haben wollen –«

»Sieh sie doch an!« Meine Mutter klang triumphierend.

»Aber da ist nichts Endgültiges. Ich meine, Schönheit, ja, aber du, meine Liebe, bist auch schön ...«

Ich hörte, wie sie wegwerfend schnaubte. »Ihr Haar«, sagte sie. »Die Farbe ihres Haars.«

Was war damit? Ich verstand es nicht.

»Da muss noch mehr sein«, sagte Vater. »Hast du sonst nichts vorzuweisen?«

Die Stille verriet mir, dass ihre Antwort ein Nein war.

»Wie konntest du so töricht sein?«, rief er. »Du hättest fragen sollen, ob du nicht mehr bekommen kannst.«

»Wenn du jemals ein solches Erlebnis gehabt hättest, wüsstest du, wie dumm du dich anhörst.«

»Ach, ich bin also dumm!«

Und dann nahm es den gleichen Weg wie ihre üblichen Streitereien, und ich wusste, dass ich nichts weiter erfahren würde. Munter betrat ich das Zimmer und erklärte, ich wolle den Palast verlassen und sehen, was sich hinter seinen Mauern befand. Beide schlugen mir den Wunsch ab. Vater sagte, ich sei noch zu jung, und Mutter behauptete, alles, was ich bräuchte hätte ich hier.

Ich wurde älter. Ich war acht, dann neun. Ich blieb im Palast, aber ich gewöhnte mir an, einen Holzklotz zu einem Mauerabschnitt zu schleifen, hinaufzuklettern und in das Tal am Fuße des Palasthügels hinauszuspähen.

Und endlich errang ich einen kleinen Sieg: Ich überredete Mutter und Vater, mich mit meinen Brüdern auf die Jagd gehen zu lassen. Sie erlaubten mir, in das königliche Jagdrevier im Taygetos-Gebirge hinter uns zu gehen, das kein Fremder betreten durfte.

»Wir werden mit Hasen anfangen«, sagte Kastor. »Die können dich nicht angreifen, aber sie sind schnell, und es ist eine Herausforderung, sie mit Pfeil und Bogen zu treffen.«

Waldlichtungen und Bergtäler wurden zu meiner Welt. An der Jagd lag mir weniger als daran, das Wild zu verfolgen. Zu gern rannte ich durch den Wald. Ich war flink, so flink, dass meine Brüder mich bald Atalanta nannten, nach der Frau, die schneller laufen konnte als irgendjemand sonst. Nach der Sage traten viele Freier zu einem Wettlauf gegen sie an, aber sie besiegte sie alle. Erst eine List der Göttin Aphrodite machte es möglich, dass ein Mann vor ihr durch das Ziel lief.

»Diese Aphrodite«, hatte Kastor gesagt, als er mich wegen meiner Schnelligkeit aufzog. »Sie wird dafür sorgen, dass du stolperst.«

»Aber, meine liebe Schwester, vielleicht wäre ein Wettlauf der Freier keine so schlechte Idee«, meinte Polydeukes. »Die ersten paar Runden wirst du sicher gewinnen und damit das Unvermeidliche hinauszögern.«

Seufzend lehnte ich mich an eine Eiche. Die Rinde drückte sich in meine Haut. Vater hatte angefangen, von Klytämnestras Heirat zu reden; er sagte, es sei bald Zeit, sie zu vermählen. Alle heiratsfähigen jungen Männer aus der Umgebung und noch aus Kreta und Rhodos würden sich um sie bewerben, denn mit Klytämnestras Hand war eine Krone verbunden: Ihr Ehemann würde Vaters Nachfolger als König von Sparta werden – es sei denn, er wäre selbst König und würde Klytämnestra in sein Reich holen.

»Mussten die Verlierer in alten Zeiten nicht sterben?«, fragte ich.

»So heißt es in den Legenden«, sagte Polydeukes. »In Wahrheit sind Männer viel vorsichtiger, glaube ich.«

»Wenn ich das dann zu einer Bedingung für meinen Wettlauf machen würde ... Könnte das die Männer abschrecken?« Meine Frage war scherzhaft gemeint, aber plötzlich kamen mir die Worte der Sibylle in den Sinn: Viele Griechen werden sterben. »Nein, ich hab’s nicht so gemeint«, fügte ich hastig hinzu.

Als ich geschickter wurde, ließen meine Brüder mich auch allein durch die Wälder streifen und beschatteten mich nicht mehr überall. Oft, wenn ich irgendeinem Wild nachstellte, ließ ich es laufen und verweilte in den grünen Lichtungen am Fuße der hohen Taygetos-Berge. Dort gab es dunstige Täler mit einem Teppich aus Moos, wo nur fahle Sonnenstrahlen bis auf den Boden drangen. Dort war ich zu gern, weil es so abgeschieden war.

Dort vergaß ich auch die Streitigkeiten, die ich immer öfter hörte, wenn ich unverhofft bei meinen Eltern erschien – ihre scharfen Stimmen, wenn sie miteinander haderten. Die Tiere im Wald verhöhnten einander nicht, und die Bäume bereiteten mir kein Unbehagen. Man wusste, welche Tiere gefährlich waren und angreifen konnten. Im Wald gab es keine heimlichen Feinde.

Kapitel III

Neun Winter waren vergangen, seit ich zur Welt gekommen war, und jetzt war ich fast so groß wie meine Mutter. Seit einer Weile bestand sie darauf, dass wir uns Rücken an Rücken gegeneinanderstellten, damit sie sehen könne, wie viel ich gewachsen sei. Sie ließ eine Latte auf unsere Köpfe legen und fragte ihre Dienerin: »Ich bin immer noch größer, nicht wahr?« Und die Dienerin nickte pflichtschuldig. Ich fragte mich, was an dem Tag geschehen würde, da die Latte sich in die andere Richtung neigte und ich größer war. Ich wünschte mir, dieser Tag würde niemals kommen, denn ich wusste, dass es ihr missfallen würde. Ich wusste nur nicht, warum.

Wenn sie mich in ihre Gemächer rief, tat sie es oft unter dem Vorwand, mich zu fragen, was mein Lehrer mir beigebracht habe. Wenn ich ihr erzählte, dass wir über die Familie der Götter gesprochen hätten, stellte sie mir Fragen. Anfangs waren sie leicht: »Nenne mir die olympischen Götter«, forderte sie mich auf. »Nur die zwölf, die auf dem Olymp wohnen, keine anderen.« Dann zählte ich sie auf. Aber dann wurden die Fragen viel schwerer. Eines Tages sollte ich ihr alle Nachkommen Zeus’ nennen.

»Meinst du die unsterblichen, oder meinst du alle?«

Sie lächelte sonderbar. »Du kannst mit den Unsterblichen anfangen.«

Ich nannte sie ihr – Athene und Persephone, Apollo und Artemis, Ares und Hermes. Hera, fügte ich hinzu, sei seine Gattin, und Aphrodite sei nicht seine Tochter, sondern die seines Großvaters Uranos.

»Aphrodite wurde nicht geboren, genau genommen«, sagte Mutter mit trockenem, kurzem Lachen. »Aber Zeus hat dafür gesorgt, dass es auf dem Olymp von seinen Kindern nur so wimmelt. Da er niemals sterben oder seinen Thron aufgeben wird, braucht er sich nicht den Kopf darüber zu zerbrechen, wer ihm nachfolgen soll. Sie können nach Herzenslust zanken und streiten – es ändert nichts. Keiner von ihnen wird sterben, und keiner wird ins Exil gehen müssen.« Sie schwieg einen Augenblick, ließ sich auf einer Bank nieder und streckte die langen Beine in ihrem zarten Leinengewand aus. Ich konnte sie durch den Stoff sehen: Die Haut färbte das weiße Leinen rosig.

Sie sah meinen Blick und strich das Gewand über ihren Schenkeln glatt. »Das Beste, aus Ägypten«, sagte sie. »Blau wäre es mir lieber gewesen, aber wir sind hier die Letzten, die alles bekommen. Die Waren gehen zuerst nach Mykene, nachdem sie vorher durch Troja und Kreta gewandert sind – und die Götter wissen, wo sie noch überall waren.«

Jetzt würde sie wieder ihr Klagelied über die Abgelegenheit Spartas anstimmen. »Aber es ist trotzdem sehr hübsches Leinen«, versicherte ich ihr.

»Und jetzt die sterblichen Kinder«, sagte sie unvermittelt. »Wie heißen sie?«

»Die Kinder, die Zeus mit irdischen Frauen hat? Oh, Mutter, wie könnte ich sie zählen?« Ich lachte. Mein Lehrer hatte mir die wichtigsten genannt: Perseus, Minos und natürlich Herakles. Aber einige waren unbekannt.

»Aber jemand hat sie gezählt. Zeus hat einhundertfünfzehn Frauen ausersehen, denen er seine ... Aufmerksamkeit geschenkt hat.«

»Und natürlich haben sie allesamt Kinder geboren«, sagte ich. Die Götter konnten sich mit niemandem, ob sterblich oder unsterblich, abgeben, ohne einen Beweis zu hinterlassen.

»Ja, alle«, sagte Mutter.

»Aber es ist so – so – eigenartig, dass die Frauen den Gott nicht anschauen können, zumindest nicht in seiner göttlichen Gestalt. Gut, wenn er als Stier erscheint oder als goldener Regen –«

»Das tut er zu ihrem Schutz! Du weißt, was mit der törichten Semele passiert ist, die einen Blick auf seine göttliche Erscheinung werfen wollte.«

Ja, keine geringere Frau als die Mutter des Dionysos hatte Zeus in seiner Göttergestalt gesehen und war augenblicklich zu Asche verbrannt. »Das war sehr traurig«, sagte ich zustimmend. Mutter wirkte erregt, als sei es sehr wichtig, was der Lehrer mir beigebracht hatte. Ich wollte sie beruhigen. »Anscheinend kann Neugier gefährlich sein«, sagte ich.

Sie holte tief Luft. »So ist es. Und was ist jetzt mit den anderen – neben Herakles und Dionysos?«

Ich versuchte mich zu erinnern. »Sie sind die berühmtesten, weil sie selbst zu Göttern wurden, was sehr ungewöhnlich ist. Die übrigen sterben wie alle anderen. Da wäre Perseus; er hat hier in der Nähe gelebt, in Argos. Dann Niobe, Zeus’ erste sterbliche Frau, und ihr Sohn Argos, und ... Ach, Mutter, es sind so viele! Zeus war überall, so scheint es, und ... Nein, ich kann sie nicht alle aufzählen.« Es war hoffnungslos. Selbst mein Lehrer würde es wahrscheinlich nicht können. »Alkmene, die Mutter Herakles’, war die Letzte«, sagte ich. »Zeus kommt nicht mehr unter die Menschen.« Dafür war ich dankbar – keine weiteren Zugänge, die ich mir merken musste.

Sie lachte auf, und es war das Lachen, das ich nicht ausstehen konnte. »Das hat er dir erzählt?«

»Ja.« Ich wich einen oder zwei Schritte zurück. Sie machte mir Angst, wenn sie so lachte. »Er hat gesagt, dass Zeus ... dass diese Zeit zu Ende ist.«

»Nicht ganz.« Es sah aus, als wolle sie noch mehr sagen, aber dann seufzte sie resigniert. »Jetzt ist sie es. Jetzt ja. Aber nicht bei Herakles. Es gibt jüngere Kinder Zeus’. Hat denn dein Lehrer dich auf irgendetwas Merkwürdiges an Zeus’ Nachkommen aufmerksam gemacht?«

Ich konnte mir nicht denken, was sie meinte. »Nein«, sagte ich schließlich. »Natürlich sind sie alle wundervoll, groß und stark, und sie besitzen eine ... wie sagt man? ... eine ›mehr als sterbliche Schönheit‹, aber sonst ...? Ich weiß es nicht. Jeder ist anders.«

»Es sind lauter Männer!«, rief sie, und sie sprang so schnell von ihrem Sofa auf, dass mein Blick ihr kaum folgen konnte. »Männer! Lauter Männer!«

»Vielleicht hat er Töchter und erkennt sie nicht an«, erwog ich. »Vielleicht findet er, es ziemt sich nicht, Töchter zu zeugen, und deshalb erhebt er keinen Anspruch auf sie.« Mir schien, als könne Zeus die Sache so sehen.

»Unsinn!« Sie zitterte. »Er hat Töchter, göttliche Töchter auf dem Olymp, und er ist stolz auf sie! Vielleicht haben sterbliche Frauen ihm keine Töchter geschenkt, die seiner würdig sind. Wenn sie es getan hätten, wäre er auch stolz auf sie, da kannst du sicher sein. Wenn er von ihnen weiß. Wenn er von ihnen weiß!«

»Ich dachte, er weiß alles?«

Wieder das furchtbare Lachen. »Oh, Hera täuscht ihn doch immer wieder! Nein, es ist durchaus möglich, dass er seine sterbliche Tochter übersehen hat, wenn man sie irgendwo versteckt hat, wohin niemand geht, wo niemand sie sieht.«

Ihre Worte gellten in meinen Ohren, und ich hatte ein entsetzliches Gefühl. Irgendwo versteckt, wohin niemand geht, wo niemand sie sieht. Sie hatten mich verborgen gehalten, und nur wenige Besucher fanden nach Sparta. Mutter und Vater tuschelten so oft über mich ... Und da waren die verbotenen Spiegel. Und Mutter war so wütend auf Zeus, so unerbittlich. Aber nein, das waren alberne Phantasien! Alle Kinder möchten sich für etwas Besonderes halten, ja, für einzigartig.

Plötzlich fiel mir etwas ein. Vielleicht war es das, was sie hatte andeuten wollen. »Ich stamme von Zeus ab!«, rief ich. »Ja, Vater hat mir erzählt, dass Zeus und eine Bergnymphe, Taygete, ein Kind namens Lakedämon hatten, und dieses Kind ist sein Vorfahre.« Ich erwartete, dass sie mich jetzt lobte, dass sie in die Hände klatschte und rief: Ja! Ja!

Aber sie schüttelte den Kopf. »Das ist sehr lange her, und ich sehe an deinem Vater nichts Göttliches. Das Blut dieser Verwandtschaft ist sehr dünn geworden, falls es überhaupt je bis zum Olymp zurückgereicht hat.«

Sie zitterte immer noch. Ich berührte ihre Schulter und hätte sie gern umarmt, aber ich wusste, sie würde mich wegstoßen. »Das macht doch nichts«, sagte ich. »Ich wüsste nicht, wie uns das heute noch betreffen sollte.« Was vor langer Zeit in einer Sage geschehen war, hatte keine Bedeutung.

Sie sah mich durchdringend an. »Es wird Zeit, dass wir zu den Mysterien gehen«, sagte sie. »Die Göttinnen Demeter und Persephone sind mit unserer Familie verbunden. Du bist jetzt alt genug. Wir werden alle zusammen zu ihrem Tempel auf dem Berg gehen. Dort wirst du alles über unsere Schutzgöttin erfahren. Und sie kann dir viel offenbaren, wenn es ihr beliebt.«

Es wurde beschlossen, das Heiligtum zur Zeit der Größeren Mysterien aufzusuchen, im Herbst. Ich konnte sofort mit der Einführung beginnen, damit ich die geheimen Riten bei der Ankunft in vollem Maße erleben könnte. Nur diejenigen, die so ausgebildet und von den Göttinnen angenommen worden waren, waren in der Lage, sie in ihrer geheimen Natur zu erblicken.

Eine alte Frau, die meiner Mutter schon in Kindertagen gedient hatte, unterwies mich im Geheimen. Wir dürfen niemals offenbaren, was wir gelernt haben, aber ich kann von dem berichten, was jedermann weiß. Mutters Freundin Agave wanderte als Erstes mit mir durch die frisch bepflanzten Felder und erzählte mir die Geschichte mit singender Stimme. Ich musste mein Gesicht hinter einem Schleier verbergen, damit keiner der Feldarbeiter mich sehen konnte. So erschien der klare Tag mir bewölkt. Neben uns stapften zwei mit breiten Schwertern bewaffnete Wachen her. Auch sie waren Initianden.

Meine Sicht war getrübt, aber ich konnte gut hören, und der Gesang der Vögel und die Rufe menschlicher Stimmen verrieten mir, dass dies die überschwängliche Jahreszeit war, in der die Erde sich freudig wieder erwärmt. Ich roch den muffigen Duft der frisch gepflügten Scholle, und ich hörte das Schnauben und das dunkle Murren der Ochsen vor dem Pflug. Hinter der gebogenen Pflugschar ging der Bauer und streute die Saat in die Furche, und ein Junge mit einer Hacke deckte sie wieder zu. Krächzend kreisten die Krähen über ihnen und hofften auf ein Festmahl. Selbst ihre rauen Stimmen klangen fröhlich in meinen Ohren. Der Junge wedelte schreiend mit seiner Mütze, um sie zu verscheuchen, und lachte die ganze Zeit.

»Die Erde frohlockt – und warum?« Agave blieb plötzlich stehen, so unerwartet, dass ich gegen sie prallte. Sie drehte sich um und schaute mich an, aber durch den Schleier konnte sie mein Gesicht nicht sehen.

»Weil Persephone aus der Unterwelt zurückgekehrt ist«, antwortete ich gehorsam. Das wusste jeder; dazu brauchte man keine Initiandin zu sein.

»Und?«

»Und jetzt wird ihre trauernde Mutter Demeter, die alles hat welken lassen, was blüht und wächst, es wieder zum Leben erwecken. Darum säen wir jetzt, und die Obstbäume blühen.«

Sie nickte. »Gut. Ja. Und könnten wir Demeter sehen und hören? Wie sie hier unter uns wandelt?«

Ich war verwirrt. »Das weiß ich nicht genau. Wenn wir es könnten, wäre sie wahrscheinlich verkleidet. Sie hat sich verkleidet, als sie sich auf die Suche nach Persephone machte, nicht wahr?«

»Ja.« Agave nahm mich bei der Hand und ging weiter, mitten zwischen zwei Feldern hindurch; auf dem einen war Gerste, auf dem anderen Weizen. Jetzt sprossen aus den Furchen nur feine grüne Härchen, die sehr verletzlich aussahen. »Solange die Tochter bei ihr ist, wird die Mutter gnädig zu uns allen sein«, sagte sie. »Aber wenn sie wieder fortgeht, sind wir es, die bestraft werden. Die Weinstöcke welken, und die Kälte tötet die Blumen. Das nennen wir Winter.«

»Und den können wir nicht leiden!«, knurrte einer der Wächter. »Blaue Zehen, steife Finger – und doch erwartet man, dass wir kämpfen wie im Sommer. Die Felder dürfen ruhen, die Bären können schlafen, aber ein spartanischer Soldat muss weitermachen.«

Agave lachte. »Im Winter werden keine Kriege geführt. Du hast also keinen Grund zum Jammern.«

»Aber Könige müssen auch im Winter bewacht werden. Und Prinzessinnen.« Er zwinkerte mir zu. »Ja, und wo waren Persephones Wachen, als Hades sie holte? Wenn Demeter eine gute Mutter gewesen wäre, hätte sie sie nicht schutzlos gelassen.«

»Schmähe sie nicht, sonst verflucht sie diese Felder, und du, mein Freund, wirst nichts zu essen haben!«, warnte Agave.

»Es besteht keine Gefahr, dass irgendjemand mit Helena hier verschwindet. Der König hält sie ständig unter Bewachung, obwohl sie auf dem Palastgelände eingesperrt ist. Weshalb macht er sich solche Sorgen, frage ich mich?«

»Am besten fragst du nicht«, sagte Agave, und ihr Ton veränderte sich. »Demeter ist vielleicht auf diesem Feld hier; also hütet eure Zunge«, ermahnte sie uns alle, und zu mir gewandt fuhr sie fort: »Aber genau das ist die richtige Antwort auf meine Frage: Es könnte sein, dass wir sie hier sehen. Doch bei den Größeren Mysterien wirst du sie sicher sehen. Das verspreche ich dir.«

Ich erbebte vor Aufregung bei diesem Gedanken. Aber vor allem wollte ich Persephone sehen. Sie war jung wie ich.

Für ihr Kommen und Gehen hatte Persephone sich die Zeit der Tagundnachtgleiche erwählt, und der Schauplatz war eine besondere Höhle an einem Ort namens Eleusis. Aber das lag weit entfernt von Sparta, jenseits der Berge und nahe bei Athen. Da niemand aus unserer Familie von dort stammte, fragte ich mich, warum die Göttin und ihre Mutter gerade uns als ihre Schützlinge ausersehen hatten.

Mutter sagte, weil Demeter die Göttin der Ernte und der Fülle sei, habe sie naturgemäß Sparta bevorzugt, denn unser Tal sei reich und fruchtbar. Wir waren zu beiden Seiten von hohen Bergen geschützt, und durch unser Tal floss der Fluss Eurotas, breit und reißend, und bewässerte unsere Felder. Getreide wuchs dort, die Äste der Bäume bogen sich unter der Last von Äpfeln, Granatäpfeln, Oliven und Feigen, und Wein, schwer von Trauben, rankte sich um Eichen. Und das alles sei Demeter wohlgefällig und künde von ihrer Macht in unserem Leben.

»Du hast gesehen, wie karg es in Ätolien war«, sagte sie. »Oder vielleicht erinnerst du dich auch nicht; du warst noch so klein. Aber nirgends gibt es fruchtbareres Land als in Sparta und in unserem Tal, mögen Argos und Tiryns und Mykene sich noch so sehr aufspielen. Nicht einmal Pylos kann uns das Wasser reichen.« Unüberhörbarer Stolz lag in ihrer Stimme. »Deswegen liebt Demeter uns.«

»Oder geht es uns so, weil Demeter uns liebt?«, fragte ich. »Was ist zuerst gekommen?«

Sie runzelte die Stirn. »Wirklich, Helena, du bist streitsüchtig und eigensinnig.«

»Aber so habe ich es nicht gemeint.«

»Gleichwohl hört es sich oft so an. Ich weiß nicht, warum das Tal des Eurotas so fruchtbar ist oder was zuerst gekommen ist, und ich glaube auch nicht, dass es wichtig ist. Wichtig ist, dass Demeter unsere Göttin ist. Sie hat das Land gesegnet, über das wir herrschen, und damit hat sie uns gesegnet.«

»Aber wenn wir dieses Land nicht hätten? Würde sie uns weiterhin segnen?« Wenn ich einmal heiraten und Sparta verlassen sollte, würde ich schließlich nicht mehr in diesem fruchtbaren Land leben. Würde Demeter mich dann im Stich lassen?

Mutter senkte den Kopf und schloss die Augen. War sie zornig? Hatte ich sie verärgert? Sie atmete tief, fast so, als sei sie eingeschlafen. Aber als sie sprach, klang ihre Stimme leise und zögernd. »An dem, was du sagst, ist etwas Wahres. Es geschieht oft, dass Könige von ihrem Thron verjagt werden und ihr Königreich verlieren. Dein Vater hätte seines beinahe verloren, sogar zweimal schon. Könige haben sich im Eurotas ertränkt. Auf der Familie von Mykene liegt ein Fluch, weil die Brüder dort um den Thron gekämpft haben. Gräueltaten wurden begangen ...« Ein Schauder überlief sie. »Mag sein, dass uns die Götter dann verlassen. Sie verstricken sich nicht gern in unsere Streitigkeiten.«

Wir saßen im hellen Hof des Palastes, liebkost von den Strahlen der Sonne. Im Sommer raschelte hier das Laub der zierlichen Bäume ringsum, und Vögel hüpften von Ast zu Ast und hofften auf Futter. Sie waren so zahm, dass sie herabflatterten und zu unseren Füßen umherstelzten, und dann hüpften sie auf unsere Zehen zu, um den einen oder anderen Krumen zu ergattern. Sie zwitscherten, hüpften zurück und flogen flink über das Dach des Palastes davon. Wenn Mutter sie fliegen sah, lachte sie, ein leises, vibrierendes Lachen, und dann konnte ich sehen, dass sie schön war. Ihre dunklen Augen folgten dem Flug der Vögel, und ich konnte ihm folgen, indem ich sie anschaute.

»Komm mit, Helena!«, sagte sie plötzlich. »Ich möchte dir etwas zeigen.« Sie stand auf und streckte die schmale Hand mit den schweren Ringen aus. Als sie meine Hand fest umfasste, gruben sich die Ringe schmerzhaft in meine Finger. Gehorsam folgte ich ihr in ihre Gemächer.

Jetzt, da ich älter wurde, erkannte ich, dass ihre Gemächer reicher ausgestattet waren als der Rest des Palastes. Meistens standen in den Zimmern nur ein paar Schemel, und die Tische waren schlichte dreibeinige Möbel mit kahler Platte. Aber in Mutters Zimmern gab es Stühle mit Armlehnen, mit weichen Decken überzogene Sofas, auf denen man tagsüber liegen konnte, Tische mit Elfenbeinintarsien, zierlich geschnitzte Truhen, auf denen Alabastervasen standen. Riesige Vorhänge schützten die Räume vor der stechenden Mittagssonne und milderten ihr Licht, wenn sie sanft im Wind wehten. So hoch auf dem Hügel hatten wir immer einen guten Wind, und Mutters Gemächer mit ihrem gedämpften Licht waren eine kühle Zufluchtsstätte.

Auf einem Tisch an einer Wand bewahrte sie ihre liebsten Kostbarkeiten auf: Ich sah immer mehrere Becher und runde Dosen aus reinstem Gold, und auch ihr Spiegel mit dem Elfenbeingriff lag dort, die blanke Seite nach unten gekehrt. Dazwischen, Seite an Seite, waren etliche lange Bronzenadeln mit kristallenen Spitzen angeordnet. Es drängte mich, nach dem Spiegel zu greifen und mein Gesicht zu betrachten, lange und eingehend.

Sie sah meinen Blick und schüttelte den Kopf. »Ich weiß, was du denkst«, sagte sie. »Du sehnst dich danach, selbst zu sehen, was für so viele der Gegenstand großer Neugier ist. Nun, am Tag deiner Verlobung, wenn wir wissen, dass du in Sicherheit bist, darfst du dich anschauen. Bis dahin ... Ich habe etwas für dich.« Sie öffnete einen länglichen Kasten und nahm etwas heraus, was aussah wie eine schimmernde Wolke. Aber es war an einem goldenen Diadem befestigt. Sie schwenkte es hin und her, sodass der Stoff tanzte und das Sonnenlicht spielerisch hindurchschien. Kleine Regenbogen flirrten darüber hin und verschwanden im nächsten Augenblick. Sie legte mir das Diadem auf den Kopf und drückte es fest. »Es wird Zeit, dass du einen richtigen Schleier trägst«, sagte sie, während vor meinen Augen alles verschwamm.

Ich riss ihn herunter. »Den trage ich nicht! Das ist doch nicht nötig hier im Palast – alle kennen mich! Das ertrage ich nicht!« Ich zerknüllte den Stoff in meinen Händen und versuchte ihn zu ruinieren. Aber so sehr ich auch presste, er wollte sich nicht zerknüllen lassen. Ein abscheulich feines Gewebe.

»Wie kannst du es wagen?« Sie riss mir den Schleier aus den Händen. »Er hat ein Vermögen gekostet. Ich habe ihn eigens weben lassen, und aus dem goldenen Diadem hätte man einen herrlichen Becher machen können!«

»Ich will das nicht mehr. Ich verstecke mich nicht hinter einem Schleier. Offenbar stimmt irgendetwas nicht mit mir. Du tust so, als wäre ich schön, aber ich muss ein Ungeheuer sein, das man vor aller Augen verbergen muss. Darum darf ich nicht in den Spiegel schauen. Aber jetzt werde ich es tun!«