Ich kämpfe um dich - Ruth Gogoll - E-Book

Ich kämpfe um dich E-Book

Ruth Gogoll

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Beschreibung

Eva hat sich mit ihren 45 Jahren in ihrem ruhigen, ereignislosen Leben eingerichtet und erwartet nicht mehr viel davon. Da taucht Sina auf: 25 Jahre alt und ganz das Gegenteil von Eva. Eva hält ihr Verhältnis zu Anfang für eine reine Bettgeschichte, denn sie glaubt, der Altersunterschied würde Liebe verhindern. Sie will sich auf diese aussichtslose Beziehung erst gar nicht einlassen. Doch da erscheint mit einem Mal Jeanne auf der Bildfläche, Sinas Ex-Freundin ...

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Ruth Gogoll

ICH KÄMPFE UM DICH

Roman

Originalausgabe: © 1997 ePUB-Edition: © 2013édition el!es

www.elles.de [email protected]

Alle Rechte vorbehalten.

»Das geht nicht«, sagte ich.

»Warum?« Sie kam verführerisch langsam auf mich zu.

»Ich bin fünfundvierzig, und du bist fünfundzwanzig. Ich könnte deine Mutter sein!«

Schon, dass sie nicht von selbst darauf kam, zeigte, was für ein Kind sie noch war.

»Und deshalb dürfen wir nicht miteinander schlafen?«

Es war, als hätte ich gegen eine Wand gesprochen. Das, was ich sagte, und das, was bei ihr ankam, waren zwei völlig verschiedene Dinge.

»Ja.« Ich blieb stur. Ich handelte gegen meine eigenen Interessen, ich wusste es. Wenn ich ihren Körper vor mir sah und mir vorstellte, wie er sich anfühlen würde, wurde mir ganz anders. Sie war fast bei mir angekommen. »Bitte«, bat ich sie, »bleib stehen.«

Sie lachte. »Was wirst du machen, wenn ich es nicht tue?«

Dich an mich reißen und küssen, dachte ich. Laut sagte ich: »Weglaufen.«

»Das glaube ich nicht«, lächelte sie kopfschüttelnd. Sie stand jetzt genau vor mir. Sie stemmte ihre Hände links und rechts von meinem Kopf gegen die Wand und betrachtete mein Gesicht.

Ich drehte meinen Kopf zur Seite. »Nicht«, flüsterte ich.

Zwanzig Jahre mehr, die ihre Spuren eingegraben hatten. Reichte es nicht, wenn ich mir das morgens im Spiegel betrachten musste? Mein Selbstbewusstsein war noch nie das beste gewesen – und schon gar nicht in solchen Situationen.

Als sie sich vor mich hinstellte, hatte ich ihr glattes Gesicht gesehen. Sie war so jung, ihre Haut musste sich anfühlen wie ein frischer Pfirsich. Meine Fingerspitzen kribbelten.

Obwohl ich mich so sehr danach sehnte, sie zu berühren, hielt ich mich zurück. Ich erwartete, dass sie gleich, wenn sie meine Falten gezählt hatte, gehen würde. Der Altersunterschied war vielleicht von weitem durchaus reizvoll, aber aus der Nähe würde sie nicht mehr so begeistert sein.

Sie beugte sich vor und küsste mich auf den Hals.

Ich zitterte. Es war so lange her, dass mich eine Frau dort geküsst hatte, zumal in erotischer Absicht.

Ihre Lippen wanderten weiter hinunter zu meinem Schlüsselbein. Sie wurde vom Stoff des Hemdes aufgehalten und wechselte die Richtung. Sie strich mit ihrem Mund über meine Haut bis zu meiner Kehle und lachte leise und amüsiert. »Du läufst ja gar nicht weg!«

»Ich kann nicht«, erwiderte ich matt, und das war die volle Wahrheit. Der Pudding in meinen Knien hätte mich keinen Schritt weit getragen.

»Und du willst es auch gar nicht.«

War ich in meiner Jugend auch so überzeugt von mir selbst gewesen? Nein, sicher nicht. Im Gegenteil. Daran erinnerte ich mich noch sehr genau, so lang es auch her sein mochte.

– Tja, im Alter lässt das Kurzzeitgedächtnis nach, dafür erinnert man sich um so besser an seine Kindheit! –

– Du hast gerade Grund, dich jetzt zu melden, du blöder Hinterkopf, du! Ich bin selbst schon verunsichert genug! Da musst du nicht noch eins draufsetzen! –

Die Diskussion mit meinem Verstand hatte mich für einen Moment abgelenkt. Plötzlich jedoch spürte ich wieder ihre Gegenwart.

Sie wanderte mit ihren Lippen jetzt aufwärts über mein Kinn und suchte meinen Mund.

Ich hatte keine Kraft in den Beinen, keine Kraft mehr in den Armen, und selbst mein Kopf verweigerte mir den Dienst. Wie von selbst drehte er sich sehnsüchtig ihrem Mund entgegen.

Ihr Kuss war ein einziges brennendes Verlangen. Ich gab meine Versuche auf, ihrer Leidenschaft zu folgen. Ich ließ mich von ihr küssen und merkte, wie sie kraftvoll immer tiefer in mich eindrang.

Wie konnte das ihre Zunge sein? Und wenn das ihre Zunge war, wie musste sich das an einem anderen Ort erst anfühlen? Die Vorstellung brachte mich zusammen mit den wilden Reizen in meinem Mund zum Stöhnen.

»Ja«, raunte sie sinnlich. »Komm, stöhn für mich!«

Ich kannte keine Frau, die so etwas zu mir sagen würde. Keine, die so wenig Rücksicht auf mich nahm und mich dennoch so erregte.

Ihre Hand glitt zwischen meine Beine und über den Stoff meiner Hose. Sie fuhr immer wieder darüber.

Ich hob meine Hüften an und stöhnte wieder. Sie ließ meinen Mund nicht frei, und ich bekam kaum noch Luft. Es erstickte mich fast. Ich warf meinen Kopf zur Seite, um atmen zu können. Einen Moment war ich frei. Ich keuchte.

Im nächsten Augenblick hatte sie meinen Mund wieder eingefangen und presste ihre Lippen auf meine. Sie fuhr mit beiden Händen an meinem Körper hinauf und streifte meine Brüste.

Ich wand mich und stöhnte in lustvoller Qual auf.

»Mmm«, machte sie an meinem Mund. »So eine bist du.«

»Was meinst du?«

Sie verunsicherte mich. Wie konnte sie Schlussfolgerungen aus meinem Verhalten ziehen? Wir kannten uns doch kaum!

»Eine Brustfrau«, erklärte sie bereitwillig. »Du bist eine Brustfrau.«

»Jede Frau hat doch Brüste«, bemerkte ich irritiert.

Es entschlüpfte mir einfach. Wahrscheinlich war es nur das Alter. Ich war eben nicht mehr auf dem Stand der Zeit. Wer konnte wissen, was die Jugend heutzutage wie bezeichnete und meinte?

»Ja«, bestätigte sie großzügig, während sie mir ein wenig Luft ließ. »Aber nicht jede ist so empfindlich wie du.«

»Ach nein?« Ich kam mir vor wie eine hundertjährige Jungfrau.

»Nein«, bestätigte sie noch einmal wohlwollend. Dann fuhr sie – ganz die erfahrene Liebhaberin – fort: »Ich wette, du kriegst schon einen Orgasmus, wenn eine Frau dich dort nur berührt.«

Das konnte ja wohl nicht ihr Ernst sein! »Du machst Witze«, sagte ich.

»Sag bloß, du hast das noch nie erlebt?« fragte sie ungläubig. »Du bist doch eben schon fast in die Luft gegangen!«

»Ja«, gab ich etwas verlegen zu. »Das ist immer so. Aber das ist doch nur das Vorspiel.«

Sie grinste. »Du meinst, die richtige Musik spielt woanders?«

So hätte ich es nicht ausgedrückt, aber . . . »Ja«, sagte ich. »Natürlich.«

»Wir werden sehen.« Sie öffnete den obersten Knopf meines Hemdes.

Ich versuchte noch einmal sie davon abzuhalten. »Ich möchte nicht, dass du mich ausziehst«, verlangte ich. Ich hoffte, es klang einigermaßen glaubhaft. Angezogen fühlte ich mich ihren Blicken ja noch relativ gewachsen, aber nackt?

Sie lachte. »Sollen wir ins Schlafzimmer gehen und das Licht ausmachen?«

Genau, das wär’s! »Bitte«, bat ich ohne viel Hoffnung, »tu es nicht.«

Ich wollte nicht sehen, wie sie sich abwandte, wenn sie feststellte, dass mein Körper es nicht mit dem einer Fünfundzwanzigjährigen aufnehmen konnte. In dem Alter waren sicher die Frauen, mit denen sie normalerweise schlief. Sie war nichts anderes gewöhnt und erwartete auch nichts anderes.

Sie wurde plötzlich ganz sanft. Sie hob ihren Kopf und sah mich an. Ihre Hand lag auf meiner Hüfte und streichelte sie leicht. »Hab keine Angst«, sagte sie leise.

Sie beugte sich wieder zu mir vor und küsste mich, diesmal sehr zärtlich. Ich konnte nicht anders, ich musste ihr antworten. Ich suchte ihre Zungenspitze und spielte damit. Sie tat nur so viel, wie nötig war, um mein Vergnügen zu steigern. Ich genoss es immer mehr.

»Und das magst du auch«, sagte sie lächelnd, als sie meinen Mund verlassen hatte.

»Ja, sehr«, gestand ich etwas beschämt.

Ihre Reaktion überraschte mich. »Hör auf, dich für Selbstverständlichkeiten zu entschuldigen«, herrschte sie mich an. Sie sprach zwar leise, aber eindeutig gereizt.

Das machte die Situation für mich nicht einfacher. Sofort hatte ich das Gefühl, mich rechtfertigen zu müssen. »Ich habe nicht die Erfahrung gemacht, dass die meisten Frauen das selbstverständlich finden«, erwiderte ich abwehrend.

Ihr kurzer Ausbruch war vorüber. Jetzt lachte sie wieder. »Die meisten Frauen in deinem Alter, meinst du?« Sie schüttelte missbilligend den Kopf. »Diese genital fixierten Mittvierzigerinnen!«

»Diese sexbesessenen Mittzwanzigerinnen!« gab ich – nun ebenfalls leicht gereizt – zurück.

Sie umarmte mich heftig und zog mich an sich heran, während sie gleichzeitig den Kopf in den Nacken warf und laut lachte. »Womit wir die Vorurteile abgehakt hätten!« Ihr Blick glitt wieder hinunter auf meine Brüste, die immer noch das Hemd bedeckte. »Ich möchte sie sehen.« Sie blickte mich verlangend an.

Ich wurde steif. »Ich kann nicht.«

Ihr Gesichtsdruck wechselte zu Neugier. »Wie schläfst du normalerweise mit einer Frau? Angezogen?«

Sie wollte mich provozieren, aber ich fühlte mich nur ertappt und zu einer Erklärung gezwungen.

Ich senkte den Kopf. »Ich habe schon lange mit keiner Frau mehr geschlafen«, sagte ich leise.

Das schien sie nicht zu beeindrucken. Sie lachte über meine Bedenken hinweg. »Aber nicht so lange, dass du nicht mehr weißt, wie es geht, oder?«

»Nein.« Jetzt war ich verärgert. »Aber lange genug, um zu wissen, wie alt ich bin.«

»Dreh dich um«, verlangte sie plötzlich und unerwartet.

Ich stand stocksteif da und reagierte nicht.

Sie küsste mich leicht auf die Lippen. »Vertrau mir doch«, sagte sie jetzt einfühlsam. »Ich verspreche, mich ganz nach dir zu richten. Ich höre sofort auf, wenn du es mir sagst.«

Sie nahm meine Schultern und drehte mich langsam um. Als ich mit dem Gesicht zur Wand stand, legte sie von hinten ihre Arme um mich und zog mich an sich. Sie küsste mich auf den Nacken.

Ich zuckte zusammen.

Sie fuhr mit ihren Lippen an meinem Hals entlang. »Lass mich dich ausziehen«, flüsterte sie an meinem Ohr. »Ich werde sie nicht sehen, bevor du es mir nicht erlaubst.«

Ich wünschte mir so sehr, dass sie weitermachen würde. Und ich hatte solche Angst . . . Ich legte meinen Kopf zurück an ihre Schulter und lehnte mich an sie.

Sie nahm es als Zustimmung und ließ ihre Hände hinauf zu meinem Kragen wandern. Auf dem Weg dorthin strich sie noch einmal über meine vom Stoff bedeckten Brüste.

Ich stöhnte sofort auf. Ein Blitz fuhr direkt zwischen meine Beine. Ich wünschte mir sehnlichst, sie würde niemals aufhören.

Sie war offenbar mit meiner Reaktion zufrieden und suchte den nächsten Knopf an meinem Hemd. Sie öffnete ihn und auch den folgenden.

Ich war wirklich beruhigt, dass sie hinter mir stand. Hätte sie jetzt vor mir gestanden, hätte ich nicht gewusst, was ich tun sollte. So konnte ich mich noch eine Weile ihren streichelnden Händen hingeben.

Sie fuhr unter das Hemd und bremste überrascht. »Du trägst einen BH!« sagte sie.

Das war schon wieder so eine Sache . . . »Die meisten Frauen in meinem Alter tun das«, bemerkte ich leicht resigniert. »Das hat auch seine Gründe.«

Sie fuhr darüber und tastete ihn ab. Ich biss mir auf die Lippen, um nicht laut aufzuschreien.

»Das ist interessant«, stellte sie fest. »Ich hätte nicht gedacht, dass das so reizvoll ist.«

Sie war wirklich wie ein Kind, das ein neues Spielzeug entdeckt.

»Findest du?« fragte ich gepresst. Sie ließ mir keine andere Wahl. Ich stöhnte.

»Du anscheinend auch«, bemerkte sie neckend.

Sie zog mein Hemd aus der Hose und öffnete den letzten Knopf. Ich war kaum mehr imstande zu denken. Sie ließ ihre Hände wieder hochwandern. Am Rande des BHs machte sie eine Pause. Dann schob sie langsam ihre Finger darunter.

»Oh nein!« stöhnte ich.

Sie hielt sofort inne. »Ist das unangenehm für dich?« fragte sie.

Im Gegenteil. Ich schüttelte mit zusammengebissenen Zähnen den Kopf.

»Ach so!« Sie lachte verstehend. Ihre Finger begannen sich weiter unter den BH zu schieben. »Wie hältst du das aus?« fragte sie. »Das ist ja furchtbar eng.«

Gleich würde ich es überhaupt nicht mehr aushalten . . . »Man gewöhnt sich daran«, antwortete ich mühsam.

»Aber das muss doch nicht sein«, sagte sie.

Ich fühlte ihr Kopfschütteln an meinem Rücken.

»Bei mir schon«, beharrte ich noch eine Spur mühsamer.

Sie drang immer weiter vor und verstärkte dadurch den Druck von vorn wie von hinten. Sie berührte die Brustwarzen.

Ich keuchte.

»Mein Gott, sind die weich!« Sie schwelgte offensichtlich in neuen Dimensionen. Noch gefiel es ihr. Sie schob den BH mit ihren Handrücken nach oben, bis nur noch ihre Hände meine Brüste bedeckten.

Es war warm und angenehm, aber mir wurde es dennoch ungemütlich. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass ihre Faszination anhalten würde. Immer waren mir diese Brüste als lästiges Übel erschienen, und nie hatte ich verstanden, dass eine Frau sie attraktiv finden konnte.

Aber bislang war das in meinen eher wenigen Beziehungen auch noch nie Thema gewesen. Und ich war stillschweigend davon ausgegangen, dass alle Frauen es immer nur taktvoll vermieden hatten, die mangelnde Attraktivität meiner Brüste zu erwähnen.

Obwohl: Es waren einige dabeigewesen, bei denen man diese Art von Taktgefühl nicht voraussetzen konnte. Wenn überhaupt. Also vielleicht doch . . .?

Sina fuhr mit ihren Daumen über die hervorstehenden Brustwarzen, bis ich alles vergaß und wieder stöhnte. Sie wog die Brüste in ihren Händen. »So schwer!« sagte sie. Sie ließ sie los und löste sich von mir.

Ich hob meine Arme, stützte mich an der Wand ab und atmete schwer.

Sie berührte meinen Nacken, zog das Hemd über meine Schultern herunter und ließ es fallen.

Dann spürte ich ihre Hände an meinem Rücken.

»Was machst du da?« fragte ich.

Sie lachte fasziniert. »Willst du ihn anbehalten?« fragte sie.

Sie wartete meine Antwort nicht ab. Sie hatte den Verschluss gefunden und geöffnet, streifte die Träger nach vorn über meine Arme abwärts und folgte dem Weg mit ihren Händen. Dann ließ sie das Teil einfach vor mich auf den Boden fallen.

Jetzt war mein Oberkörper nackt, während ich unten immer noch vollständig angezogen war. Ich hatte das Gefühl, ich müsste das sofort wieder ändern. Ich fühlte mich wehrlos und ausgeliefert.

Sie fuhr mit ihren Händen über meinen Rücken und zu meiner Taille hinab.

Ich schauderte. Ich sah die Gänsehaut auf meinen Armen.

Ihre Hände glitten nach vorn, aber sie öffnete nicht meine Hose, wie ich erwartet hatte. Sie glitten wieder nach oben zu meinen Brüsten. Sie wog sie erneut. »Sie sind wunderbar!« flüsterte sie. Sie ließ sie nicht los, aber sie legte ihren Kopf an meinen Rücken. »Bitte«, sagte sie sehnsuchtsvoll, »lass sie mich sehen.«

Ich hatte Angst. Bis jetzt war es so schön gewesen, und ich wollte das so lange wie möglich ausdehnen. Aber ich meinte zu wissen, dass es nicht so bleiben würde. Ich schüttelte den Kopf.

»Ich werde die Augen zumachen«, drängte sie weiter. »Bitte!«

Ich konnte es ihr doch nicht immer und immer wieder abschlagen. Einmal musste es ja sein. Ich seufzte.

Sie nahm das als Erlaubnis. Ihr Mund wanderte an meinem Rücken entlang und unter meinem Arm hindurch seitlich zu meiner Brust. Sie rückte langsam nach.

Ich blickte hinunter und sah, dass sie die Augen tatsächlich geschlossen hatte.

Sie drehte sich unter meinem Arm hindurch und suchte mit ihren Lippen die Brustwarze. Mit ihren Händen hob sie sich selbst beide Brüste entgegen.

Ich blickte nach oben an die Decke. Wie lange würde das noch gutgehen?

Sie saugte abwechselnd an den Brüsten.

Wie ein Baby, dachte ich, nur ein bisschen größer.

Die Gefühle, die sie in mir auslöste, waren unglaublich. Mein ganzer Körper war ein einziges Kribbeln und Sehnen. Ich würde mich bald nicht mehr auf den Beinen halten können.

»Ich kann nicht mehr«, sagte sie. Sie öffnete die Augen. »Himmel!« Sie blickte mir ins Gesicht und dann wieder auf meine Brüste. Sie konnte ihren Blick nicht von meinen Brüsten wenden. Sie blickte von einer zur anderen und wieder zurück. Sie versuchte sie zusammenzuschieben, aber das ging kaum. Sie küsste sie und rieb ihr Gesicht daran. »Wie kannst du so etwas Schönes verstecken?« fragte sie schwärmerisch.

»Schön?« bemerkte ich verständnislos. »Lästig vor allem.«

»Schön«, widersprach sie. »Sie sind wunderschön. Ich möchte sie nie mehr loslassen.« Sie schob ihr Gesicht dazwischen und versank darin.

Ich musste lachen. »Das wird kaum gehen.«

Sie tauchte wieder auf. »Kein Wunder, dass du so empfindlich bist. Das wäre ich auch, wenn ich solche Brüste hätte.«

»Wenn es deine eigenen wären, würdest du sie sicher nicht mögen«, seufzte ich.

»Doch«, widersprach sie, schon wieder versinkend. »Doch, ganz bestimmt.«

Ihre Begeisterung tat mir gut. Meine Ängste verflogen. Ich begann ihre Berührungen wieder zu genießen.

Sie konzentrierte sich jetzt auf eine Brust und saugte so viel, wie sie konnte, in sich hinein.

Ich spürte, wie mir das Blut durch die Adern schoss. Zwischen meinen Beinen brannte ein Höllenfeuer. Ich musste mich wieder an der Wand abstützen, sonst wäre ich jetzt schon umgefallen. Aber lange konnte es ohnehin nicht mehr dauern, wenn sie so weitermachte.

Sie hörte plötzlich auf und sah von unten zu mir hoch. »Hast du Kinder?« fragte sie.

Und das mir, die ich schon immer das Recht auf freies Ur-Lesbentum verteidigt hatte! Gerade kürzlich hatte ich eine nette Bezeichnung für Frauen wie mich gelesen: Amazon Virgin. Obwohl: Wie eine Amazone fühlte ich mich nicht gerade, und mich eine Jungfrau zu nennen war wohl auch etwas übertrieben . . . »Nein«, antwortete ich. »Ich habe keine.«

Sie runzelte die Stirn. »Ich dachte immer, nur Frauen, die gestillt haben, haben solche Brüste.«

Ich seufzte. »Wie du siehst, geht es auch ohne. Die Natur beschenkt uns manchmal äußerst großzügig.« Ohne dass wir es wollen, fügte ich in Gedanken hinzu.

»Mm«, machte sie genießerisch und fing wieder an, an meiner Brust zu saugen. Sie legte ihre Hände darum und begann sie leicht zu kneten. Sie schloss die Augen.

Sie hatte mich auf einen Gedanken gebracht. Ich schaute auf ihr Gesicht hinab, das von einem seligen Lächeln erhellt wurde. Was, wenn sie wirklich meine Tochter wäre? Was, wenn ich sie wirklich gestillt hätte? Wenn ich sie jetzt gerade stillen würde?

Die Erregung zuckte wieder mit voller Macht hinunter zwischen meine Beine. Ich legte meine Hände auf ihr Haar und streichelte sie. »Mein Baby«, flüsterte ich.

Sie saugte stärker, als ob meine Brust wirklich mit Milch gefüllt wäre.

Ich konnte den Reiz kaum noch ertragen.

Sie wechselte die Brust und strich mit dem Daumen weiterhin über die Brustwarze, die sie gerade noch mit ihrer Zunge gereizt hatte.

Ich spürte die Hitze in meinem Unterleib. Sie staute sich an, sie verbrannte mich. Das Feuer zwischen meinen Beinen loderte auf und breitete sich über meinen ganzen Bauch aus. Ich verkrampfte mich, ich ließ los, sie fuhr noch einmal mit ihrer ganzen Zunge über die Brustwarze, ich verkrampfte mich wieder und wieder, bei jedem ihrer Zungenschläge.

Endlich hörte sie auf.

Ich ließ die Wellen ein letztes Mal über mich hinwegbranden und schrie, krallte meine Hände in ihren Rücken und fiel auf sie nieder.

Sie richtete sich langsam auf und ließ mich von ihrem Rücken in ihre Arme gleiten. Sie hielt mich, bis ich mich wieder einigermaßen erholt hatte, lächelte und strich mir die Haare aus dem Gesicht. »Es geht, oder?« sagte sie. »Die Brüste sind dein empfindlichster Punkt.«

Ich musste ihr recht geben. Einen solchen Orgasmus hatte ich noch nie erlebt. Selbst wenn ich berücksichtigte, dass sich die Lust lange Zeit in mir angestaut hatte.

Sie nahm meine Brüste noch einmal in ihre Hände und betrachtete sie hingerissen. »Ich habe das schon immer geliebt«, sagte sie. »Schon, als meine Mutter mich noch gestillt hat, war das ein erotisches Erlebnis für mich.«

Ich lachte. »Daran kannst du dich doch gar nicht mehr erinnern!«

»Oh doch«, sagte sie grinsend. »Ich war entschieden frühreif.«

Das war sie in meinen Augen immer noch. »Und ich bin jetzt spätreif«, seufzte ich. »Ich kann nicht mehr stehen. Möglicherweise ist Sex im Stehen mit fünfundzwanzig ein reines Vergnügen, mit fünfundvierzig ist es äußerst anstrengend.«

Sie lachte. »Aber mit fünfundzwanzig hast du das auch gern gemacht?«

»Das ist zwanzig Jahre her«, erwiderte ich ausweichend. »Damals waren wir noch nicht so aufgeschlossen wie ihr heute. Und wir hatten auch nicht so viele Möglichkeiten.«

»Zwanzig Jahre«, sagte sie sinnierend.

»Ja, richtig«, bestätigte ich ein wenig schadenfroh. »Da warst du noch nicht einmal in der Schule.«

»Doch!« Sie widersprach vehement. »Ich bin schon mit fünf eingeschult worden.«

»Ach ja«, folgerte ich, indem ich die Worte in die Länge zog, jetzt auch ein wenig grinsend, »du warst ja äußerst frühreif.« Ich blickte auf ihre Hände, die noch immer meine Brüste hielten. »Ich hasse es wirklich, einem Kind das Spielzeug wegzunehmen, aber ich fühle mich so halb entblößt äußerst unwohl«, sagte ich.

»Sag nicht noch einmal Kind zu mir!« Sie ließ meine Brüste vorsichtig los. Ihr drohender Tonfall war nicht ernst gemeint gewesen. Sie grinste. »Würdest du dich ganz entblößt wohler fühlen?« Ihre Hände schoben sich unter meinen Hosenbund.

»Nein!« protestierte ich leicht mitgenommen und trat etwas zurück. »Nicht noch einmal.«

»Och!« machte sie gespielt enttäuscht. »Du willst nicht mehr?« Sie kam mir nach. Der Glanz in ihren Augen verhieß nichts Gutes – oder gerade das . . .

Ich zog mich langsam in Richtung Schlafzimmertür zurück. »Das habe ich nicht gesagt.« Meine Hände berührten hinter mir den Türrahmen. »Nur nicht so. Und hier.«

»Du kannst dich ja hinlegen.« Ihre Stimme klang heiser.

»Hier auf den Boden? Fünfundzwanzig muss wirklich ein tolles Alter sein.« Ich schob mich langsam in die Tür hinein.

Sie bemerkte es zu spät. Als sie sah, wo ich stand, machte sie sich zum Sprung bereit wie eine große Katze.

Ich drehte mich um die Tür herum und drückte sie von innen zu. Ich schloss ab.

»He!« rief sie von außen. »Habe ich dir irgend etwas getan?«

Na ja, wie man es nimmt!

Sie klopfte.

Ich lehnte mich mit dem Rücken gegen die Tür. Wie konnte ich ihr erklären, dass ihre erotische Intensität mich schwindlig machte? Dass ich Angst hatte, den Boden unter den Füßen zu verlieren? Dass ich Angst hatte, dass diese Nacht zu Ende gehen würde?

Sie war fünfundzwanzig. Sie hatte ein sexuelles Abenteuer gesucht. Nach dieser Nacht würde es für sie vorbei sein. Junge Frauen wie sie, die zudem noch so gut aussahen, waren so. Sie stieg wahrscheinlich jede Nacht mit einer anderen Frau ins Bett. Das war ja auch ihr gutes Recht in ihrem Alter.

Aber ich? Ich suchte etwas anderes. Sicher, die sexuelle Befriedigung hatte mir gefehlt. Aber wenn sie nicht so aggressiv gewesen wäre und mich verführt hätte, hätte ich auch weiterhin darauf verzichten können, ohne sie ernsthaft zu vermissen. Ich hatte mich so daran gewöhnt.

Sie klopfte wieder. »Machst du die Tür heute noch einmal auf?« Sie wartete eine Antwort ab, die nicht kam. »Oder soll ich lieber gehen?« Sie fragte es ganz ruhig.

Nein! schrie alles in mir. Aber für sie war es sicher kein Problem. Wahrscheinlich würde sie sogar heute Nacht noch eine Frau finden, die ihr die Befriedigung verschaffte, die ich ihr noch nicht gegeben hatte.

Ich knipste meine Leselampe an und löschte das große Licht. Ich zog mich aus. Dann drehte ich leise den Schlüssel um und schlüpfte schnell unter die Decke.

»Komm rein«, sagte ich.

Einen Moment dachte ich, sie wäre schon gegangen. Dann senkte sich die Türklinke langsam nach unten. Zuerst sah ich nur die Tür auf mich zukommen. Dann schob sich vorsichtig ihr Kopf um die Tür herum.

Sie sah mich im Bett liegen und grinste. »Darf ich wirklich?« fragte sie.

Ich nickte.

Sie kam ganz herein. Sie stand vor dem Bett und stemmte die Hände in die Hüften. Sie blickte zu meiner Nachttischlampe hin. »Wenigstens hast du das Licht nicht ganz ausgemacht«, bemerkte sie spöttisch.

»Komm du erst mal in mein Alter«, wehrte ich ab. »Und dann spotte weiter.«

»Wenn ich in dein Alter komme, bekomme ich dann auch solche Brüste wie du?« fragte sie schon wieder erregt.

»Kaum, wenn du sie nicht jetzt schon hast.« Ich versuchte zu antworten, als ob sie mir eine ganz normale Frage gestellt hätte. »Ich habe deine ja noch nicht gesehen.«

»Willst du?« fragte sie.

Was für eine Frage! Ich lag nackt im Bett, und sie war immer noch vollständig angezogen. Ich sah sie nur an.

Sie lächelte, knöpfte langsam ihre Manschetten auf und öffnete dann einen Knopf nach dem anderen an ihrem Hemd. Mit ihren Augen hielt sie meinen Blick fest, öffnete ihre Hose und schlüpfte hinaus. Das Hemd hing locker bis auf ihre Oberschenkel hinunter. Eigentlich war immer noch nichts von ihr zu sehen. »Zieh es mir aus«, sagte sie lockend.

Darauf fiel ich nicht herein. »Du willst nur, dass ich aus dem Bett aufstehe.«

Sie lachte ertappt, aber selbstbewusst. »Richtig«, sagte sie. Sie schob das Hemd über ihre Schultern zurück und ließ es locker herunterrutschen. Sie stand völlig unbeeindruckt von ihrer Nacktheit da.

Warum sollte sie auch nicht? Sie hatte einen jungen, fünfundzwanzigjährigen, perfekten Körper.

Ich bewunderte ihn. Ich begehrte ihn. Ihren Körper? Wirklich nur ihren Körper? Ich versuchte nicht darüber nachzudenken. Es war zu lange her, dass ich so etwas gespürt hatte, und die Aussichten, mehr als ihren Körper für mich gewinnen zu können, denkbar schlecht. Lieber nicht weiter.

Diese Nacht war ein Geschenk, die unerwartete, unverhoffte Erfüllung eines Traumes, den ich nicht einmal gewagt hatte zu träumen. Dafür sollte ich dankbar sein und nicht noch mehr erwarten, das ohnehin jenseits aller Vorstellung lag.

Sina trat näher ans Bett. »Da ich die Hoffnung aufgegeben habe, dass du zu mir kommst, werde ich zu dir kommen«, frotzelte sie. Sie schlüpfte unter die Decke.

Ihre nackte Haut berührte mich. Ich begann wieder zu zittern.

Als sie neben mir lag, hob ich die Hand und streichelte ihr Gesicht. Ihre Haut war wirklich frisch und glatt wie ein Pfirsich.

Sie schmiegte ihr Gesicht in meine Hand und schnappte nach meinen Fingern. Ich überließ sie ihr. Sie lutschte daran.

Ich lächelte. »Du bist wirklich ein Baby«, sagte ich zärtlich.

»Ich habe eben eine lebenslange orale Phase«, meinte sie – diesmal gar nicht böse über ihre Einstufung in den Nicht-Erwachsenenstand. Jetzt lächelte sie ein wenig provozierend. »Du nicht?«

Eigentlich hatte sie ja recht. Vielleicht konnte ich von ihr lernen? Ich sah sie an und begehrte sie schrecklich. Es zerriss mir fast den Bauch, so zog er sich vor Verlangen zusammen.

Ich richtete mich ein wenig auf und streichelte von ihrem Gesicht über ihren Hals auf ihre Schulter hinab. Ihre Haut brachte mich um den Verstand. Ich streichelte weiter über ihren Arm.

Sie streckte sich auf dem Rücken aus.

Ich führte meine Hand zurück über ihren Arm nach oben und dann hinunter auf ihre Brust. Die Brustwarze richtete sich auf, aber sonst zeigte sie keine Reaktion. Ich blickte in ihr Gesicht.

Sie lächelte. »Ich bin da nicht so empfindlich wie du«, erklärte sie. Sie kiekste. »Ich hab’ ja auch nicht so viel wie du.«

Ich betrachtete ihre Brüste, die mir einfach perfekt erschienen. »Du hast genug.« Mein Begehren wuchs. Sie hatte genau die Brüste, die ich mir immer gewünscht hatte. »Nicht zu viel und nicht zu wenig«, fuhr ich fort.

Sie zuckte leicht die Schultern. »Das sieht jede Frau anders«, behauptete sie erfahren.

Mit wie vielen Frauen sie wohl schon geschlafen hatte? Obwohl sie so viel jünger war als ich, war ich fest davon überzeugt, dass es wesentlich mehr gewesen waren als bei mir.

Ich streichelte wieder ihre Brust, beugte mich hinunter und nahm die Brustwarze in den Mund. Sie reagierte wirklich kaum. Ich wechselte zu ihrer anderen Brust und genoss es noch ein bisschen.

Hier atmete sie etwas schneller, aber wenn ich daran dachte, was solche Berührungen bei mir auslösten, musste ich zugeben, dass das ein großer Unterschied war.

Ich glitt mit meiner Hand an ihrer Seite hinab bis zu ihrem Schenkel. Ich konnte mich nicht sattfühlen an ihr. Es war wunderbar, über ihre Haut zu streichen. Meine Fingerspitzen fühlten sich an, als würden sie in Samt getaucht.

Sie lag immer noch relativ ruhig da.

Ich kehrte mit meiner Hand von ihrem Bein zurück und strich über ihren Bauch.

Sie zuckte zusammen.

Aha!

Ich beugte mich zu ihr hinunter und küsste sie.

Sie öffnete ihre Lippen und spielte mit meiner Zunge. Diesmal ließ sie mich tun, was ich wollte.

Ich erforschte ihren Mund, der genauso samtig und süß war wie ihre Haut. Sie erlaubte mir, in jede hinterste Ecke zu dringen. Ich knabberte an ihren Lippen. Meine Brüste brannten schon wieder.

Ich strich noch einmal über ihren Bauch.

Sie zog scharf die Luft ein.

»Sag mir, was du magst«, flüsterte ich an ihrem Mund.

Sie atmete aus. »Ich mag es, wie du mich streichelst«, sagte sie. »Ich möchte, dass du noch lange nicht damit aufhörst.«

Ich strich mit meinen Lippen über ihre und dann zu ihrem Ohr. »Und danach?« fragte ich. Meine Hand wanderte wieder zu ihrem Schenkel. Ich strich an ihrer Leiste entlang nach innen. Sie stöhnte. Da war sie jedenfalls sehr empfindlich!

»Alles, was du willst«, sagte sie mühsam.

»Ich würde lieber genau das tun, was du am liebsten hast.«

Schließlich hatten wir nur eine Nacht. Die wollte ich nicht mit Ausprobieren verschwenden.

Sie griff nach meinem Kopf und zog ihn zu sich herunter. Sie küsste mich wild.

Ich dachte schon, sie wollte gar nicht mehr aufhören. Als sie sich von meinem Mund löste, atmeten wir beide schwer.

»Ich möchte deine Zunge in mir spüren«, stieß sie abgerissen hervor. »Ganz tief.«

Als sie es aussprach, lief ein Schauer durch meinen Körper. Meine Erregung stieg sprunghaft an.

Sie ließ meinen Kopf los und nahm eine Brust in ihre Hände. »Und dann . . .«, sagte sie.

Ich musste mich sehr beherrschen. Sie hatte schon wieder die Brustwarze in den Mund genommen und streichelte sie mit ihrer Zunge. Sie ließ sie los und betrachtete sie liebevoll.

»Und dann . . .?« fragte ich etwas gepresst.

»Und dann möchte ich deine Brüste zwischen meinen Beinen spüren. Sie in mich aufnehmen.« Sie fuhr mit ihrer Zunge über ihre Lippen, beugte sich noch einmal vor und küsste meine Brust, ohne die Brustwarze zu berühren.

Ich stöhnte trotzdem.

Sie legte sich wieder zurück. »Das muss wunderbar sein«, sagte sie träumerisch.

»Das geht doch nicht«, protestierte ich ungläubig.

»Lass es uns ausprobieren«, forderte sie mich mit erregt glänzenden Augen auf.

Sie war ein Kind. Sie war wirklich noch ein Kind!

»Wenn du willst.« Ich gab nach, wenn auch wenig zuversichtlich.

Ich fing wieder an, sie zu streicheln, fuhr mit meinen Händen über ihren ganzen Körper, immer und immer wieder. Ich schwelgte in ihren Formen, in der weichen Festigkeit ihres Fleisches.

Mir wurde erneut bewusst, wie jung sie war. Einen solchen Körper hatte man nur einmal im Leben.

Sie griff immer wieder nach meinen Brüsten und streichelte sie, saugte daran.

Ich musste mich diesem Reiz entziehen. Ich wanderte mit meinem Mund über ihren Körper, so wie ich es zuvor mit meinen Händen getan hatte, ließ eine Hand zwischen ihre Beine gleiten und suchte die Mitte. Ich fuhr darüber. Sie stöhnte tief auf. Ich wiederholte es noch einmal. Sie hob ihre Hüften an. Ich ließ meine Hand liegen. Sie fing an, sich dagegen zu bewegen. Sie rieb und stieß immer heftiger. Ihr Atem kam keuchend.

Ich zog meine Hand weg.

Sie erstarrte. Dann ließ sie sich zurück in die Laken fallen. »Oh, bitte, nicht aufhören«, flehte sie.

»Ich höre nicht auf«, besänftigte ich sie. Gleichzeitig fuhr ich mit meinem Mund über ihren Bauchnabel und wanderte tiefer.

Sie begann wieder zu keuchen. Sie warf sich erregt herum, zuerst ihren Kopf, dann ihren ganzen Oberkörper.

Ich musste sie festhalten. Gleichzeitig streichelte ich die Innenseiten ihrer Oberschenkel mit meiner Zunge. Sie war kaum noch zu halten. Vor allem hatte ich nicht die Kraft dazu. Sie war jünger als ich und stärker.

Ich rutschte zwischen ihre Beine und kniete mich hin. Ich krallte meine Finger in ihre Pobacken, senkte meinen Mund langsam zwischen ihre Beine und berührte sie.

»Ja!« Sie stöhnte laut auf.

Ich hob ihre Beine auf meine Hüften. Sie hob sich mir entgegen. Ich drang mit meiner Zunge in sie ein.

Sie stöhnte noch einmal »Ja!«, aber es klang kaum wie ein menschlicher Laut.

Ich stieß in sie hinein, bis sie sich nur noch wand. Dann spielte ich mit meiner Zungenspitze hinter ihrem Eingang herum.

»Du bringst mich um!« stöhnte sie.

Ich wollte sie jetzt schreien hören. Alles in mir sehnte sich danach, sie auf den höchsten Gipfel der Lust zu treiben. Ich glitt mit meiner Zunge weiter nach oben und über ihre Perle.

Beim zweiten Mal explodierte sie förmlich. Sie schrie wirklich laut. Ihre Lungen waren eben auch noch jung.

Ihr Schrei hallte von den Wänden wieder und klang noch ein wenig nach. Dann war es still bis auf ihre schweren Atemzüge. Sie beruhigte sich nur langsam.

Ich schob mein Bein zwischen ihre Schenkel und legte mich vorsichtig auf sie. Ich küsste sie sanft.

Sie griff mit einer Hand in meine Haare und hielt mich fest. »Warte«, sagte sie.

Sie atmete immer noch stoßweise. Als sie sich wieder in der Gewalt hatte, fuhr sie mit ihrer Zunge über meine Lippen und leckte sie ab.

»Das schmeckt so gut«, sagte sie. »Kannst du mir noch mehr geben?«

Ich war völlig verdutzt. Das hatte noch nie eine Frau von mir verlangt. »Ja«, sagte ich gedehnt. »Du bist nass genug.«

Sie lachte, als sie meine Reaktion bemerkte. »Hast du das noch nie gemacht?«

»Nein«, bestätigte ich.

»Dann weißt du ja gar nicht, wie du schmeckst!« bemerkte sie ganz erstaunt.

»Nein«, bestätigte ich wieder, etwas peinlich berührt. Sie war so viel jünger, und ich kam mir vor wie ein Kind.

»Das musst du mal probieren«, schlug sie ganz locker vor. »Jede Frau schmeckt anders.« Sie zog meinen Kopf zu sich herab und leckte noch einmal über meine Lippen. »Komm«, flüsterte sie, »gib mir was.«

Schon allein ihre Stimme erzeugte ein erregtes Kitzeln zwischen meinen Beinen. Ich griff zwischen ihre Schenkel und drang mit zwei Fingern in sie ein. Sie stöhnte ein wenig. Ich zog die Finger wieder heraus und gab sie ihr.

Sie schloss ihre Lippen darum und leckte sie sorgfältig ab. »Hm!« machte sie genießerisch. »Das ist gut!« Als sie alles abgeleckt hatte, lächelte sie mich an. »Ich bin gespannt, wie du schmeckst«, flüsterte sie erwartungsvoll.

Sie war so direkt. Sie schien keine Tabus zu kennen. Ich merkte, wie ich rot wurde.

Sie sah es trotz des schlechten Lichts und streichelte mein Gesicht. »Schockiere ich dich?« fragte sie weich.

»Nein – ja – nein.« Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. »Du bist . . . ich bin das nicht gewöhnt. Diese Direktheit.«

»Unterhältst du dich denn mit anderen Frauen nie über eure Vorlieben?« fragte sie. »Du hast mich doch auch gefragt.«

»Doch . . . schon.« Wie sollte ich ihr beschreiben, was der Unterschied war? »Aber eben nicht so . . . direkt.«

Sie lachte fröhlich. »Du meinst, ihr umschreibt es eher?«

»Ja, lach mich ruhig aus!« sagte ich gereizt. »Ihr Jungen habt es leicht. Aber wir Älteren sind anders erzogen worden. Damals war das alles noch nicht so selbstverständlich.«

Sie wurde ernst. »Ich lache dich nicht aus. Das würde ich nie tun. Für mich ist das eben etwas fremd, so wie umgekehrt für dich auch.«

Sie war vielleicht doch reifer, als ich gedacht hatte.

Ich lächelte auf sie hinunter. »Es muss ja nicht fremd bleiben«, sagte ich geradezu abenteuerlustig.

»Nein, das muss es nicht.« Sie zog wieder meinen Kopf zu sich herunter, küsste mich und rollte sich mit mir herum.

Als sie auf mir lag, fühlte ich mich wunderbar. Nicht nur, weil sie so jung und ihr Körper so begehrenswert war. Ich mochte sie wirklich. Ich mochte sie sogar sehr. Ich dachte darüber nach, wie sehr. Lieber nicht, schalt ich mich selbst. Das führt doch zu nichts. Ihr ging es nur um diese Nacht, und darum sollte es mir einzig und allein auch gehen. Ich seufzte.

»Was hast du?« Sie stemmte sich hoch. »Bin ich dir zu schwer?«

»Nein.« Ich schüttelte den Kopf und legte meine Arme um ihren Rücken. Sie ließ sich vorsichtig herunter. Ich hatte plötzlich Lust, sie aufzuziehen. »Du bist doch noch ein Baby«, sagte ich lächelnd.

»Du . . .!« warnte sie zärtlich drohend.

Sie sah süß aus, wenn sie ihre Nase so ganz runzlig zusammenzog. Ich merkte, wie ich mir wünschte, dass ich das öfter sehen könnte. Nicht! Ich schloss meine Arme fester um sie und drückte sie an mich. Ich wollte sie nie mehr loslassen.

Aber sie wollte etwas anderes. »Ich habe Lust auf deine Brüste«, flüsterte sie mir ins Ohr. »Und auf dich. Ich will endlich wissen, wie du schmeckst.«

Ich erschauerte unter ihr. Es war sehr sinnlich, sie diese Dinge aussprechen zu hören. Ich öffnete meine Arme und überließ mich völlig ihren Liebkosungen.

Sie war zärtlich und leidenschaftlich. Sie trieb mich allein durch ihre Berührungen an meinen Brüsten fast in einen neuen Orgasmus.

Kurz davor hörte sie auf und ließ ihre Hand zwischen meine

Beine gleiten. »Du bist aber auch ganz schön nass«, flüsterte sie erregt. Sie drang kurz und schnell mit einem Finger in mich ein, während sie noch einmal meine Brüste küsste.

Ich stöhnte und bewegte mich ihrer Hand entgegen.

»Magst du es so?« fragte sie.

»Ja«, antwortete ich zögernd. Ich mochte es auch so. Aber im Moment wünschte ich mir etwas anderes.

Sie lachte. »Möchtest du es umschreiben?«

»Nein!« sagte ich wütend. »Ich möchte deine Zunge. Ist das jetzt direkt genug?« Sie konnte mich wirklich ärgern, wenn sie wollte.

Sie streichelte mich noch einmal mit der Hand, dann glitt sie schnell an mir abwärts und drang ohne Übergang mit ihrer Zunge in mich ein.

Ich stöhnte mindestens so laut wie sie vorhin, als ich dasselbe bei ihr getan hatte. Ihre Zunge war länger als meine, das hatte ich ja schon beim Küssen bemerkt. Wieviel länger, bemerkte ich jetzt. Sie trieb mich schneller hoch, als mir lieb war.

»Langsam«, keuchte ich.

Sie reduzierte ihr Tempo. Dann fing sie wieder an. Das tat sie ein paar Mal, bis ich das Gefühl hatte zu verbrennen. Mein Bauch flatterte vor Anstrengung. Ich war am Rande des Abgrunds.

»Jetzt!« stöhnte ich.

Sie verschlang mich ganz und reizte alle Stellen auf einmal, so intensiv spürte ich sie.

Ich kam und brach zusammen. Ich hatte keine Kraft mehr zu schreien.

Sie blieb zwischen meinen Beinen liegen, bis ich wieder ruhiger atmete. Währenddessen strich sie ab und zu leicht mit ihrer Zunge über meine Mitte. Sie wollte mich nicht erregen. Sie kitzelte mich nur.

Es war ein sanft beruhigendes Gefühl.

Sie schob sich an mir hoch. Dann küsste sie mich auf den Mund und legte ihren Kopf neben meiner Schulter auf das Kissen.

»Komm noch mal zurück«, sagte ich.

Sie richtete sich auf einem Arm auf.

Ich küsste sie leicht und begann ihre Lippen abzulecken, genau wie sie vorhin bei mir. Es war das erste Mal, dass ich mich selbst schmeckte. Ich schmeckte mir gut.

Sie fuhr mit ihrer Hand zwischen meine Beine und gab mir mehr. Sie strich meine Lippen damit ein und dann noch einmal ihre. Wir leckten uns gegenseitig ab. Das erregte uns so, dass wir beide laut stöhnten.

Sie beugte sich vor zu meinem Ohr. »Ich möchte so gern deine Brüste bei mir unten spüren.« Sie sah mir kurz ins Gesicht. »Bist du zu müde?«

Das hätte ich eigentlich wirklich sein müssen. Ich wusste nicht, wie es kam, aber ich hatte mich noch nie weniger müde gefühlt. Vielleicht hatte sie mir ja auf geheimnisvolle Weise zehn Jahre abgenommen?

»Nein«, antwortete ich.

Sie rollte sich auf den Rücken, und ich legte mich zwischen ihre Beine. Sie umschlang mich, als ich meine Brüste zwischen ihre Schenkel schob. Sie rieb sich daran. Sie stöhnte.

»Du glaubst nicht, was für ein Gefühl das ist«, flüsterte sie völlig entrückt. »So weich und voll.«

Ich konnte das nicht nachempfinden, aber ich wollte es für sie so schön wie möglich machen. Ich reizte sie ein wenig mit meinem Finger.

»Oh mein Gott!« stöhnte sie.

Es dauerte nicht lange, bis sie kam. Allein die Vorstellung meiner Brüste zwischen ihren Beinen trieb sie anscheinend hoch. Sie wirklich zu spüren löste fast sofort einen Orgasmus bei ihr aus.

Sie lag mit einem seligen Lächeln da.

»Du bist aber auch eine Brustfrau«, neckte ich sie.

»Ja«, erwiderte sie mit geschlossenen Augen. »Wenn du es so betrachtest, stimmt das. Ich liebe sie.« Sie öffnete die Augen und sah mich an. »Und deine besonders.«

Ich ließ mich neben sie fallen, damit sie mein Gesicht nicht sehen konnte. Sie löste äußerst verwirrende Gefühle in mir aus. Es ist nur Sex, beschwor ich mich. Sie ist jung. Sie sagt das sicher oft. Sie kann schließlich nicht zu jeder Frau etwas anderes sagen. Und morgen wird sie es schon wieder vergessen haben. Morgen geht sie mit einer anderen Frau ins Bett.

Ich biss mir auf die Lippen. Ich merkte, dass ich das nicht wollte. Woher nahm ich das Recht? Ich drehte ihr den Rücken zu.

»Du bist müde.« Sie reagierte verständnisvoll auf mein eigentlich unangebrachtes Verhalten. Sanft strich sie über meine Schultern und küsste sie.

»Ja«, behauptete ich und kam mir schäbig dabei vor.

Sie zog die Decke über uns und schob sich hinter mich. Oh Gott! Wie sollte ich das aushalten? Sie kuschelte sich an.

Ich hörte, wie ihre Atemzüge gleichmäßiger wurden. Sie schlief ein.

Ich lag noch lange wach und war mir ihres Körpers an meinem Rücken bewusst. Ihre Brüste an meinen Schulterblättern, ihr Schoß an meinem Po, ihre Hand locker auf meinem Bauch.

Ich versuchte mir das Gefühl einzuprägen.

Ab morgen würde ich nichts mehr haben als die Erinnerung.

~*~*~*~

Als ich aufwachte, war sie nicht mehr da, wie ich es schon halb erwartet hatte. Die sonst unbenutzte Seite des Bettes war immer noch zerwühlt. Deshalb wusste ich, dass es kein Traum gewesen war. Dass sie tatsächlich dagewesen war.

Wahrscheinlich machte sie das immer so. Warum sollte sie mehr Zeit verschwenden als unbedingt nötig? Sie hatte bekommen, was sie wollte. Eine weitere Nacht und eine weitere Frau, die sie abhaken konnte. Alles andere hatte ich mir nur eingeredet.

Und auf mich wartete ein weiterer dieser furchtbaren öden Sonntage. Diese Sonntage, an denen alle spazierengingen oder sich um ihre Familien oder Beziehungen kümmern mussten. Alle bis auf die, die keine hatten – so wie ich.

Ich seufzte. Die Hausarbeit musste sowieso erledigt werden. In der Woche kam ich ja nicht dazu. Und dann würde dieser Sonntag auch wieder vorbei sein.

Das Telefon klingelte.

Oh nein, nicht schon wieder meine Mutter! Sie hatte sicher schon seit Stunden darauf gewartet, dass es spät genug wurde, um mich anzurufen. Sie wusste, dass ich eine Langschläferin war.

Das Telefon klingelte unaufhörlich. Es klang mit jedem Mal fordernder.

Ich stand seufzend auf und hob ab. »Ja?«

»Ich bin’s.«

Ich konnte die Stimme nicht einordnen. Sie kam mir irgendwie bekannt vor, aber . . .

»Wer: ich?« Warum konnten sich die Leute nicht angewöhnen, sich mit ihrem Namen zu melden? Das würde vieles erleichtern.

»Sina«, sagte sie. »Guten Morgen.«

»Ach, du«, erwiderte ich überrascht. Damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet.

»Du scheinst nicht sehr begeistert zu sein.« Der zärtliche Tonfall, der noch in ihrem ersten Gruß gelegen hatte, machte einer neutralen Färbung Platz.

»Doch«, behauptete ich schnell. »Natürlich.«

»Schon gut«, sagte sie. »Ich wollte nur Guten Morgen sagen und mich dafür entschuldigen, dass ich gegangen bin, ohne mich zu verabschieden. Das ist sonst nicht meine Art. Aber ich hatte eine Verabredung, und du hast so tief geschlafen.«

Kein Wunder, nach dieser Nacht! Eher war es ein Wunder, dass ich überhaupt wieder aufgewacht war!

»Macht ja nichts«, sagte ich.

Die Leitung war still.

Wir wussten wohl beide nicht mehr, was wir noch sagen sollten.

So war das eben mit diesen rein sexuellen Begegnungen. Der Nachgeschmack war immer schal. Ich wusste schon, warum ich lieber darauf verzichtete.

»Wie geht es dir?« fragte sie.

Wie sollte es mir schon gehen?

»Gut«, behauptete ich nicht ganz wahrheitsgemäß. Dann musste ich doch an die vergangene Nacht denken und grinsen. »Ein paar Körperteile tun mir noch ein bisschen weh.«

»Das tut mir leid.« Zuerst klang es wie eine stereotype Antwort, doch sie zögerte. »Ein paar?« fragte sie dann neugierig. »Welche?«

»Das werde ich dir gerade am Telefon aufzählen!« Oh, diese Jugend!

»Warum nicht?« erkundigte sie sich genauso naiv, wie ich es schon von ihr kannte.

»Überleg das selbst einmal«, schwadronierte ich lehrerinnenhaft. Warum versuchte ich sie zu erziehen?

»Ich werde darüber nachdenken.« Sie antwortete äußerst brav. Erziehung musste wirklich etwas Wunderbares sein.

Das Gespräch wurde immer mühsamer. Warum legte sie nicht auf? Sie hatte sich doch ganz korrekt ihrer Verpflichtung entledigt. Wenn wir uns noch einmal wiedersehen sollten, würde keine der anderen etwas vorzuwerfen haben.

Ich stellte mir ihr Gesicht vor. Ich merkte, dass ich mich nach ihr sehnte. Das waren nur die Nachwehen der Nacht. Ich hatte so lange keine Frau mehr gehabt, dass ich mich nach jeder gesehnt hätte. Danach wieder ein leeres Bett zu haben war schlimmer, als ich mir vorgestellt hatte.

Aber es hatte nichts mit ihr persönlich zu tun. Sie kannte diese Probleme sicher nicht. Und Sehnsucht war ein Fremdwort für sie.

Ob sie überhaupt wusste, wie das aussah, ein leeres Bett? Meine Gedanken wurden bösartig. Was unterstellte ich ihr denn da? Ich musste das beenden.

»Also dann«, lenkte ich ein. »Einen schönen Sonntag noch.«

»Ja«, antwortete sie ein wenig zögernd. »Dir auch.«

Sie legte immer noch nicht auf. Also tat ich es.

Ich blickte auf den stummen Apparat hinab und dachte, was für ein armseliger Ersatz das für richtige menschliche Kommunikation war. Es war eine teuflische Erfindung.

Man bildete sich ein, dass man miteinander sprach, dass man sich nahe war, so wie sich die Stimmen in den Hörern nahe waren. Aber genau das Gegenteil war der Fall.

Eine wortlose Berührung, ein liebevoller Blick waren tausendmal mehr wert.

Hör auf, dich in eine Depression hineinzureden! Ich beschloss, sofort mit der Hausarbeit anzufangen, damit die Ablenkung die trüben Gedanken vertreiben würde.

Ich war etwa eine Stunde später gerade beim Wäscheaufhängen, als das Telefon erneut klingelte. Ich bereitete mich innerlich darauf vor, die Erzähltiraden meiner Mutter über mich ergehen zu lassen. Opferbereit nahm ich den Hörer ab.

»Hast du heute Nachmittag schon etwas vor?« fragte Sina.

Ich war völlig verdattert. Dann fing ich mich wieder. »Hast du auch einen Namen, der möglicherweise dazu geeignet wäre, dich am Telefon zu melden?« fragte ich schroffer als beabsichtigt.

»Entschuldige.« Sie klang verlegen. »Ich dachte, du wüsstest, wer ich bin.«

»Das weiß ich, aber ich fände es ganz reizend, wenn ich mir nicht immer so überfallen vorkommen müsste.« Warum war ich so aggressiv? Sie hörte sich nicht so an, als ob sie es in böser Absicht getan hätte.

»Es tut mir leid«, wiederholte sie noch einmal. »Ich werde das nächste Mal daran denken.«

»Wie oft gedenkst du mich denn heute noch anzurufen?« Mein Gott, was war nur mit mir los? Sie hatte mir doch nichts getan!

»Du willst nicht mit mir reden«, stellte sie ruhig fest.

Jetzt wäre es an mir gewesen, mich zu entschuldigen, aber ich konnte nicht. »Was willst du denn?« fragte ich statt dessen. Sie würde gleich zuviel haben von mir.

Sie blieb erstaunlicherweise gelassen. »Ich wollte dich eigentlich fragen, ob du mit mir Kaffeetrinken gehst oder spazieren. Falls du Lust hast.«

Ich hatte Lust, das konnte ich mit Fug und Recht behaupten – aber auf etwas anderes. Ich räusperte mich. Ich konnte sie nicht noch einmal so barsch anfahren ohne jeden Grund.

»Vielen Dank für die Einladung«, sagte ich förmlich. »Das ist sehr nett von dir, aber . . .«

». . . aber du hast schon etwas anderes vor. Ich verstehe.« Sie schien so etwas erwartet zu haben. Sie war nicht eingeschnappt.

»Nein«, widersprach ich schnell. »Nur . . ., ich mache am Wochenende immer den Haushalt, und damit habe ich gerade erst angefangen.«

»Ich könnte dir helfen«, bot sie an. »Dann wärst du schneller fertig, und wir hätten Zeit für einen Kaffee.«

Sie schien es sich irgendwie in den Kopf gesetzt zu haben.

Ich stellte mir vor, wie sie in einer Schürze aussehen würde, und musste grinsen.

»Das möchte ich nicht.« So gern ich ihren Vorschlag auch angenommen hätte, ich hatte Angst vor einer Begegnung bei Tageslicht. Alles, was abends und nachts noch akzeptabel erschien, war tagsüber vielleicht nicht mehr so.

»Schade.« Sie bedauerte meine Ablehnung wirklich, das konnte ich selbst aus diesem einen kleinen Wort heraushören.

Warum schickte ich sie in die Wüste? Sie zeigte eindeutig Interesse.

Aber welcher Art?

Das eben war es. Sie konnte kein Interesse an mir als Person haben. Da waren die zwanzig Jahre Altersunterschied und all das. Ihr Leben musste sich von meinem unterscheiden wie der Tag von der Nacht.

Aber woran sie Interesse hatte, hatte ich in der vergangenen Nacht eindeutig gemerkt.

Sie würde mit mir schlafen wollen, sie würde meine Brüste wollen.

Es durchfuhr mich wie glühende Lava. Ich spürte das Begehren in mir aufsteigen. Ich sah wieder ihren nackten Körper vor mir, wie sie neben dem Bett gestanden und sich ausgezogen hatte.

Wenn sie nur deshalb kam, wenn sie nur das wollte, war das nicht genug? Konnte ich mich nicht damit zufriedengeben?

Nein, konnte ich nicht, entschied ich.

Aber vielleicht noch einmal mit ihr schlafen? Nur so zum Abgewöhnen?

Wer war ich denn? Hatte ich darauf jemals Wert gelegt?

– Tu doch nicht so empört! Als ob du keine sexuellen Bedürfnisse hättest! –

– Ja, sicher, schon, aber doch nicht so separat, nur Sex, so ganz ohne Liebe. –

Ohne Liebe?

Ich erschrak. Meine Gedanken hatten mich dahin geführt, wo ich nicht hingewollt hatte, was ich gestern schon gemerkt hatte. Wenn ich sie nicht ganz weit von mir weghielt, würde ich mich in sie verlieben.

Ich war schon auf dem Wege, mich in sie zu verlieben.

Und das war einfach absurd. Eine Frau, die meine Tochter sein konnte!

Aber ich könnte sie vielleicht sehen? Sie nur sehen an einem so öden Sonntag, an dem ich eh nichts anderes zu tun hatte?

»Ich schaffe das schon allein«, sagte ich. »Heute Nachmittag bin ich bestimmt fertig, und dann könnten wir uns im Eiscafé treffen. Isst du gern Eis?«

Sie war so ein Kind. Sicher würde sie gern Eis essen.

»Ja«, sagte sie.

Offenbar konnte sie sich nicht entscheiden, ob sie sich freuen sollte oder nicht. Sie wusste genauso gut wie ich, was es bedeutete, dass ich sie nicht in meine Wohnung einlud.

»Wann sollen wir uns treffen?« fragte ich munter. Ich blickte auf die Berge von Wäsche, die des Waschens und des Bügelns harrten. Ich seufzte. »Um vier Uhr?« schlug ich vor.

»Gut«, sagte sie. »Um vier.«

Es klang nicht gerade ausgesprochen begeistert. Wenn sie sah, dass ich mich auf nichts einließ, würde das vielleicht unser letztes Treffen sein.

»Also dann bis um vier«, verabschiedete ich mich und legte auf.

Ich musste mich tatsächlich etwas auf dem Telefontisch abstützen. Das Gespräch hatte mich doch mehr mitgenommen, als ich gedacht hatte.

Aber ich nahm fest an, dass ich sie nach diesem Nachmittag nicht mehr wiedersehen würde. Ihre sexuellen Bedürfnisse wurden von einem jungen Körper gelenkt, der Befriedigung forderte. Wenn er die nicht bekam, würde ihr Interesse erlahmen.

Ich wandte mich wieder meinen Wäschebergen zu. Sie schienen mir auf einmal geschrumpft zu sein. Überhaupt hatten sie viel mehr Farbe. Es würde Spaß machen, diese schönen Stücke zu bügeln.

War ich denn verrückt geworden? Wenn ich irgend etwas an Hausarbeit hasste, dann war es Bügeln! Ich drückte mich darum, wo ich nur konnte. Deshalb wuchsen die Berge ja so an.

Ich wusste, was der Grund war, aber ich wollte es nicht wahrhaben.

Ich ging zum Radio und stellte es an. Irgendein Schlager klang heraus. Ich hatte ihn schon einmal gehört. Ich fing an, ihn mitzupfeifen.

Beim nächsten sang ich sogar lauthals mit, während das Bügeleisen flott über eines meiner Hemden glitt.

Ich war verliebt, ich wusste es.

Wenigstens heute wollte ich mir das Gefühl nicht nehmen lassen.

Verliebt für einen Tag!

Morgen konnte mich der graue Alltag wiederhaben!

~*~*~*~

Sie saß schon im Eiscafé, als ich kam, obwohl ich für meine Verhältnisse relativ pünktlich war.

Ich konnte sie von draußen durch die Scheibe sehen. Sie sah nicht besonders glücklich aus. Tatsächlich war meine Reaktion bei unserem Telefongespräch ja auch nicht sehr ermutigend gewesen. Ich schämte mich ein bisschen.

Aber das war mir jetzt auch egal. Ich hatte bemerkt, wie mein Herz anfing zu klopfen, als ich sie sah. Vielleicht war es das letzte Mal in meinem Leben, dass ich mich verliebt hatte. Dafür wollte ich das Gefühl so lange genießen, wie ich nur irgend konnte.

Ich stieß die Tür auf und ging zu ihr an den Tisch.

Sie sprang auf, als sie mich sah.

Wie ein wohlerzogener, höflicher junger Mann, dachte ich.

Sie hatte nicht sehr viel Ähnlichkeit mit einem Mann, beileibe nicht, aber die Assoziation ließ sie in meinen Augen noch begehrenswerter erscheinen, ich wusste auch nicht, warum.

»Hallo«, grüßte ich.

Sie stand da und wusste nicht, was sie mit ihren Händen anfangen sollte. Sie ließ ihre Arme baumeln. Sie erschienen viel zu lang. Sie wirkte noch viel jünger als das letzte Mal.

»Willst du dich nicht wieder setzen?« fragte ich. Ich versuchte meine Erheiterung zu verbergen.

»Hallo«, antwortete sie mit Verspätung.

Ich setzte mich. Sie auch. Ich blickte auf den Tisch. Sie hatte einen Cappuccino getrunken. Sie musste schon länger dagewesen sein.

Ich griff nach der Eiskarte und deutete auf ihre Tasse. »Isst du doch kein Eis?«

»D-doch, ja«, sagte sie. Ich hatte noch nie bemerkt, dass sie stotterte.

Der flinke italienische Kellner stand schon neben mir. »Signora?«

Dass die immer so angeben mussten! Er konnte besser deutsch als italienisch, aber man hätte meinen können, er wäre frisch importiert.

»Was nimmst du?« fragte ich Sina, während ich noch die Karte studierte.

»Ich?«

Wenn ich sie nicht vor mir gesehen hätte, hätte ich annehmen müssen, dass sie gar nicht anwesend war.

»Magst du Bananen-Split?« fragte ich.

»Bananen-Split?« wiederholte sie, als hätte sie das Wort noch nie gehört.

Ich lachte. »Gesetzte ältere Damen wie ich mögen so was, weißt du. Aber ihr Youngster habt sicher andere Favoriten.«

Sie sah nicht aus, als ob sie überhaupt wüsste, was Eis ist.

»Soll ich etwas für dich bestellen?«

Sie schien wirklich nicht dazu in der Lage zu sein.

»Magst du lieber Frucht- oder Milcheis?«

»Frucht«, erwiderte sie automatisch.

Ich dachte sofort: Pfirsich. Aber das war ein anderes Thema.