Ich liebe dich, Prinzessin - Nicola Marsh - E-Book

Ich liebe dich, Prinzessin E-Book

NICOLA MARSH

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Beschreibung

Prinzessin Samantha will nicht länger in einem goldenen Käfig leben! Deshalb reist sie unter falschem Namen nach Melbourne. Drei Monate wird sie hier für den vermögenden Dylan Harmon arbeiten, um sich und ihren Eltern ihre Selbständigkeit zu beweisen. Als sie dem australischen Unternehmer zum ersten Mal gegenübersteht, spürt sie sofort die Anziehungskraft, die zwischen ihnen herrscht. Aber wie wird Dylan reagieren, wenn sie ihm verrät, wer sie in Wirklichkeit ist?

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Seitenzahl: 176

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IMPRESSUM

Ich liebe dich, Prinzessin erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Thomas BeckmannRedaktionsleitung:Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)Produktion:Jennifer GalkaGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2004 by Nicola Marsh Originaltitel: „Hired by Mr. Right“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe ROMANABand 1599 - 2005 by CORA Verlag GmbH, Hamburg Übersetzung: Dr. Susanne Hartmann

Umschlagsmotive: ThinkstockPhotos_diignat

Veröffentlicht im ePub Format in 06/2017 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733778613

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY

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1. KAPITEL

Samantha Piper hatte in ihren ganzen fünfundzwanzig Jahren noch nie irgendetwas so nötig gehabt wie diesen Job. Okay, sie hatte es mit der Wahrheit nicht so genau genommen, ihren Nachnamen geändert und einen Crashkurs in Unterwürfigkeit gemacht, aber das war es ihr wert. Tatsächlich hätte sie noch viel Schlimmeres getan, um als Dylan Harmons Butler eingestellt zu werden.

„Also? Was meinst du?“ Sam drehte vor ihrer besten Freundin Ebony eine Pirouette.

„Ehrlich? Ich meine, du bist verrückt.“

„Warum? Passt die Uniform nicht? Lässt sie meinen Po zu groß aussehen?“

Ebony verdrehte die Augen und schnaufte verächtlich. „O ja, als könnte dich irgendetwas gewaltig aussehen lassen! Hilfe, Polizei!“

„Du hast wahrscheinlich Recht. Ich bin verrückt. Aber ich will das durchziehen, und du solltest mich dabei zumindest unterstützen.“

Ebony legte ihr den Arm um die Schultern und drückte Sam an sich. „He, wer ist all die Jahre dein größter Fan gewesen? Und bei wem hast du den Crashkurs ‚Katzbuckeln wie ein Butler‘ gemacht? Ganz zu schweigen von meiner überschwänglichen Empfehlung.“

„Da ist etwas dran.“ Sam lächelte. „Hoffen wir, dass ich mich an deine Tipps erinnere, wenn es darauf ankommt.“

„Wann ist das? Wenn der flotte Dylan die Tür der Duschkabine aufschiebt und dich bittet, das angewärmte Handtuch zu halten? Wasser strömt über seinen herrlichen Körper, von den breiten Schultern zu seinen …“

„Stopp!“, rief Sam. „Ich war schon nervös, und jetzt bin ich wie gelähmt vor Angst.“

„Wann hat dich jemals ein Mann einschüchtern können? Superfrau Sam, die großspurige Kerle und deren Macken mit links schafft.“

„Wenn du meinen altmodischen Vater und seine Kletten meinst, ja, mit denen werde ich normalerweise fertig. Ich hoffe, Dylan Harmon ist ebenso unkompliziert.“

Ebony lachte. „Deine fünf sexy Brüder würden sicher begeistert sein, als Kletten bezeichnet zu werden.“

Sam rümpfte die Nase. „Du findest sie sexy. Mir gehen sie auf den Geist.“

„Wie auch immer.“ Ebony sah auf ihre Armbanduhr. „Wird es nicht Zeit, dass du losfährst? Du willst doch wohl nicht deinen Flug verpassen und gleich an deinem ersten Tag zu spät kommen.“

Sam warf einen Blick auf den Nachttischwecker und verzog das Gesicht. „Wünsch mir Glück. Ich werde es brauchen.“

„Du schaffst das schon. Denk einfach an das, was ich dir beigebracht habe, dann ist es ein Kinderspiel.“

„Genau davor habe ich Angst.“ Wann war ihr Leben jemals einfach gewesen? Sam hatte sich von klein auf gegen das System aufgelehnt. Sie hatte die altmodischen Ansichten ihrer Eltern ignoriert, die noch immer in dem alten Märchen gefangen waren, sie seien von fürstlichem Geblüt. Je mehr ihre Familie sie aber wie eine Prinzessin behandelte, desto mehr wollte sie rebellieren. Als sich ihre fünf älteren Brüder mit ihren Eltern zusammengetan und alle auf Sams „Pflichten“ als einzige Prinzessin in der Familie verwiesen hatten, waren sie zu weit gegangen. Und die Folge? Ein Dreimonatsvertrag als Dylan Harmons Butler in Melbourne, weit weg von Queensland, Familienzwängen und den Erwartungen ihrer Eltern.

Konnte sie ihre Selbstständigkeit nicht am besten unter Beweis stellen, indem sie als Hausangestellte eines reichen Mannes arbeitete? Nicht, dass sie ihnen das gesagt hätte. Stattdessen hatte sie ihnen eine ziemlich lahme Geschichte über einen potenziellen Ehemann erzählt, den sie durch ihre Freundin Ebony kennen gelernt hätte. Ihre Eltern hatten es geglaubt. Sie hatten sie fast aus dem Haus gedrängt, als sie gehört hatten, dass Sam möglicherweise einen so einflussreichen Mann wie Dylan Harmon heiraten würde. Ihre Tochter, die Prinzessin, mit dem König der australischen Grundbesitzer zu verheiraten war schließlich der beste Weg, fürstliche Erben sicherzustellen.

„Viel Glück, du wirst gut zurechtkommen. Ruf mich an, wenn du irgendetwas brauchst.“ Ebony warf ihr eine Kusshand zu, bevor sie hinausging und Sam mit ihren Gedanken allein ließ.

Sam nahm ihre Tasche und sah sich ein letztes Mal im Zimmer um. Hoffentlich hatte ihre beste Freundin Recht. Alles würde in Ordnung sein, solange sie sich auf den Job konzentrierte und Dylan Harmon sie nicht wie die übrigen Frauen in seiner Umgebung behandelte. Sie hatte für den Rest ihres Lebens genug von egozentrischen, herrschsüchtigen Männern, und sie wusste aus verlässlicher Quelle, dass Dylan Harmon einer der besten war. Ihren Brüdern zu trotzen war eine Sache, die Oberhand über einen der begehrtesten Junggesellen Australiens zu gewinnen würde eine ganz andere sein. Nicht, dass sein gutes Aussehen sie einschüchterte. Sie liebte Herausforderungen, und mit so einem Typ wie Dylan Harmon fertig zu werden sollte kein Problem sein.

Jetzt musste sie es nur noch glauben.

Dylan Harmon trat aus der Duschkabine, wickelte sich ein Handtuch um die Taille und griff nach dem Rasierapparat. Während er sich rasierte, hörte er die Schlafzimmertür zuschlagen und nahm an, dass es der Butler war, den seine Mutter eingestellt hatte. Nicht, dass er einen brauchte, aber Liz schien neuerdings ganz versessen darauf zu sein, ihm das Leben leichter zu machen.

„Sind Sie das, Sam? Ich komme gleich.“ Während er sich After Shave aufs Gesicht spritzte, fragte sich Dylan, was für einen Mann seine Mutter wohl als geeignet betrachtete. Sam Piper musste ein Hansdampf in allen Gassen sein, da seine Mutter glaubte, er würde jemand brauchen, der ihm bei allen Angelegenheiten half. Wenn er nicht so dickköpfig gewesen wäre, hätte sie schon vor langer Zeit einen Butler eingestellt. Sie hatten sich dauernd über sein Arbeitspensum gestritten, und schließlich hatte Dylan nachgegeben. Er wusste, dass sich seine Mutter aus Sorge um ihn einmischte und nicht, weil sie das dringende Bedürfnis hatte, über sein Leben zu bestimmen.

Er ging ins Schlafzimmer und sah sich einer zierlichen Frau gegenüber, die eine dunkelblaue Uniform trug, auf der über der linken Brust das Wappen der Harmons prangte. Es fiel ihm schwer, den Blick wieder von ihrem Oberkörper loszureißen, da dieser jedoch in einer Dienstkleidung steckte, konnte es nur eins bedeuten.

„Hallo. Ich bin Sam Piper. Freut mich, Sie kennen zu lernen.“ Sie streckte die Hand aus.

Dylan nahm die schulterlangen blonden Locken in sich auf, die großen grünen Augen und das herzförmige Gesicht. Er würde die junge Frau nicht als schön bezeichnen, aber sie hatte Klasse. Er schüttelte ihr die Hand und war überrascht über ihren festen Händedruck. „Sie sind der neue Butler?“

Sie machte eine seltsame kleine Verbeugung. „Zu Ihren Diensten … Sir.“

Die demonstrative Pause und das Funkeln ihrer Augen entgingen ihm nicht. „Nennen Sie mich Dylan. Auch wenn es nicht für lange ist.“

„Und warum nicht?“

„Weil Sie entlassen sind.“ Er wandte sich ab und steuerte auf den Kleiderschrank zu. Was war nur in seine Mutter gefahren, dass sie so eine Nummer abzog?

„Der dunkelgraue Anzug, ein weißes Seidenhemd und die kastanienbraune Krawatte hängen an der Rückseite der Tür.“

Dylan blieb stehen und drehte sich um. Das schnelle Ende ihrer Anstellung hatte sie anscheinend nicht erschüttert. Sie hatte sich nicht vom Fleck gerührt und wirkte völlig gelassen. Die meisten Frauen, die er kannte, hätten sich angesichts des berühmten Harmon-Zorns ängstlich geduckt. „Woher wussten Sie es?“

„Sie sind ein Gewohnheitsmensch. Mittwochs tragen Sie immer diese Kombination.“

Er kniff die Augen zusammen. „Sie haben mich studiert.“

„Nennen Sie es Forschung. Das gehört zum Job, Sir.“

„Reden Sie mich nicht damit an!“, brauste er auf. Er durchquerte das Zimmer und nahm die Sachen. Seit wann war er so leicht auszumachen? „Wieso stehen Sie da noch rum? Haben Sie mich nicht verstanden?“

„Ich habe Sie verstanden, aber ich gehe nirgendwohin.“

Dylan blickte die zierliche junge Frau erstaunt an. Die meisten Leute waren in seiner Gegenwart eingeschüchtert, doch sie erwiderte seinen Blick direkt und wich nicht zurück, als er sich ihr näherte. „Möchten Sie das vielleicht wiederholen?“

Sam straffte die Schultern und wünschte sich, einige Zentimeter größer zu sein. Es war schwierig, drohend dreinzublicken, wenn man den Kopf zurückneigen musste, um seinem neuen Arbeitgeber ins Gesicht sehen zu können. Immerhin konnte sie jetzt aufhören, seinen fast nackten Körper zu beäugen. Sie hatte seinem Handtuch mehr Aufmerksamkeit geschenkt, als ihr lieb war, und sie brauchte irgendetwas, was sie ablenkte. „Sie können mich nicht entlassen. Ich habe einen Vertrag für drei Monate unterschrieben.“

„Verträge lassen sich aufheben.“ Dylan machte noch einen Schritt auf sie zu.

Seine breite, nackte Brust war jetzt dicht vor ihrer. Sam widerstand dem Drang, die Hände auszustrecken und zu überprüfen, ob seine Muskeln so hart waren, wie sie aussahen. „Ich hatte ein intensives Einstellungsgespräch, und Ihre Mutter kann bestätigen, dass ich alle nötigen Voraussetzungen für diesen Job mitbringe.“

Dylan musterte sie von oben bis unten und ließ sie nicht im Zweifel darüber, welche Voraussetzungen sie seiner Meinung nach mitbrachte. „Also Sie glauben über alle Fähigkeiten zu verfügen, um mein Butler zu sein?“ Er zog die Augenbrauen hoch, als sollte sie es nur nicht wagen, das zu bestätigen.

Sam unterdrückte ein Lächeln. Nachdem sie zig Jahre lang den Verhören ihrer Brüder getrotzt hatte, würde es ein Kinderspiel sein, mit Dylan Harmon fertig zu werden. „Wenn Sie jemand mit der richtigen Einstellung, den richtigen Qualifikationen und echter Liebe zum Beruf haben wollen, ja, dann bin ich Ihre Frau.“ Sie hielt den Atem an, als Dylan Harmon sie anlächelte. Warum fühlte sie sich plötzlich ganz hilflos und nervös? Sie hatte noch nie so auf einen Mann reagiert, besonders nicht auf einen, der seinen Charme spielen ließ, wenn es ihm passte.

„Okay, Miss Piper, Sie sind für die nächsten drei Monate auf Probe eingestellt.“ Dylan hob ihr Kinn an und sah ihr in die Augen. „Wenn Sie einen einzigen Fehler machen, sind Sie draußen.“

Nur mit Mühe hielt sie seinem hypnotischen Blick stand und wünschte, ihr unregelmäßiger Herzschlag würde sich beruhigen. Als ihr sein teures After Shave in die Nase stieg, biss sie die Zähne zusammen. Wenn doch nur ihre verräterischen Sinne aufhören würden, so ungezogen zu sein. Dylan Harmon hatte in der Tat einen herrlichen Körper, einen seelenvollen Blick und roch zum Anbeißen. Aber sie war schon mit besseren Typen ausgegangen und immer heil davongekommen.

Warum war sie dann so entsetzlich nervös? „Nennen Sie mich Sam.“ Sie wandte sich ab, bevor sie noch irgendetwas Dummes tat. Wie zum Beispiel gleich am ersten Arbeitstag über ihren Boss herzufallen.

„Samantha.“

Sie kannte diesen Ton von den meisten Männern, wenn sie besiegt worden waren und nicht bereit waren, allzu schnell nachzugeben. Dylan Harmon wollte sich also durchsetzen, indem er sie Samantha nannte? Keine große Sache. Zumindest hatte sie seinen Versuch überlebt, sie zu entlassen. Und es war viel einfacher gewesen, als sie erwartet hatte.

„Kann ich irgendetwas für Sie tun?“ Sie fummelte an dem Anzug herum, den Dylan aufs Bett gelegt hatte. Hoffentlich musste sie für ihn Besorgungen machen, die sie so weit weg wie möglich von ihm und seinem knappen Handtuch führten.

„Ja, tatsächlich. Ihre erste Aufgabe wird es sein, meine Wäscheschublade umzuräumen. Ich möchte meine Slips nach Farben sortiert haben, ordentlich übereinander gestapelt.“ Dylan stand lässig da und lächelte sie spöttisch an.

Sam war sich völlig darüber im Klaren, dass er sie dazu bringen wollte, sich vor Verlegenheit zu winden. Und genau das tat sie bei dem Gedanken, seine Slips anzufassen. Ihr brannte das Gesicht, doch sie verkniff es sich, ihm zu sagen, was er mit seiner Wäsche machen könne. „In Ordnung.“

„Ach, und während Sie dabei sind, suchen Sie mir bitte heraus, was für heute passend ist. Unter dem dunkelgrauen Anzug, meine ich.“

Sam riskierte einen Blick über die Schulter. Sie hätte schwören können, dass Dylan über sie lachte, auch wenn er sein Bestes tat, unschuldig auszusehen. Mit hoch erhobenem Kopf ging sie zur Kommode, öffnete die oberste Schublade und wühlte darin herum. Zu ihrem Erstaunen bekam sie als Erstes einen Stringtanga zu fassen. Mit Leopardenmuster! Sie hängte ihn an ihren Zeigefinger und hielt ihn Dylan hin. „Vielleicht wäre der für heute passend?“

Er sah völlig schockiert aus. „Aber der gehört mir nicht!“

„Oh? Er hat aber in Ihrer Schublade gelegen.“ Um Sams Mundwinkel zuckte es, während sie sich abmühte, die Fassung zu wahren.

„Nennen Sie mich etwa einen Lügner?“ Dylan stemmte die Hände in die Seiten und blickte Sam finster an, während das Handtuch um seine Taille ins Rutschen kam.

Einen schrecklichen und gleichzeitig erregenden Moment lang dachte Sam, es würde vielleicht zu Boden fallen, zusammen mit dem, was dann noch von der Würde ihres Arbeitgebers übrig war.

Bevor sie jedoch antworten konnte, zog er das Handtuch hoch, kam zu ihr und entriss ihr den Stringtanga. „Geben Sie her! Meg hat wieder Mätzchen gemacht.“

Meg war wahrscheinlich einen Meter fünfundsiebzig groß, hatte eine perfekte Figur und war superelegant. „Eine von Ihren Eroberungen?“, fragte Sam, obwohl es sie nicht im Geringsten interessieren sollte, was ihr Chef in seinem Privatleben anstellte. Seltsamerweise tat es das jedoch.

„Meine ungeratene Nichte!“, brauste er auf. „Sie hat großen Spaß daran, mich zu quälen.“

„Weiter so, Meg“, murmelte Sam, die hellauf davon begeistert war, dass irgendeine Frau die Oberhand über ihren zuvorkommenden Chef gewann.

„Wie bitte?“

Sam verkniff es sich gerade noch, seinen empörten Ton nachzuahmen. „Nichts. Soll ich jetzt mit meiner ersten Aufgabe beginnen?“ Sie blickte demonstrativ auf den Stringtanga in seiner Hand.

„Vergessen Sie’s.“ Er knüllte ihn zusammen und schleuderte ihn in die Ecke, wo er sauber im Papierkorb landete. „Von jetzt an werden Sie sich nur um geschäftliche Angelegenheiten kümmern. Ich kann sehr gut für mich selbst sorgen. Das Betreten dieses Zimmers ist für Sie ab sofort verboten.“

Das war Sam recht. Je weniger Zeit sie in der Nähe des halb nackten Tyrannen verbrachte, desto besser. Bisher war alles zu ihren Gunsten gelaufen, und sie hoffte, dass ihr Glück anhalten würde. Sie lächelte besänftigend. „Gewiss. Womit soll ich anfangen?“

Er blickte sie einen Moment lang an, bevor er aufs Badezimmer zusteuerte. „Kommen Sie in fünfzehn Minuten ins Arbeitszimmer, dann besprechen wir die Tagesordnung für heute.“

Sam salutierte spöttisch hinter seinem Rücken und ging zur Tür.

„Ach, Samantha, eins noch.“

Sein Befehlston veranlasste sie, stehen zu bleiben und sich umzudrehen.

„Ziehen Sie die Uniform aus.“

„Sofort?“, konnte sie sich nicht verkneifen zu fragen.

Doch statt zu antworten, kam er auf sie zu und versperrte ihr den Fluchtweg, indem er sich an die Tür lehnte. „Seit wann sind Angestellte so aufreizend?“ Er ließ den Blick über ihr Gesicht und dann tiefer gleiten.

Sams Herz fing an zu rasen. „Seit wann glauben Arbeitgeber, dass sie solche Fragen stellen dürfen?“, konterte sie und hielt den Atem an, als Dylan ihre Wange zu streicheln begann.

„Hat Ihre Mutter Ihnen nicht beigebracht, dass man eine Frage nicht mit einer Gegenfrage beantwortet?“

Er ließ die Hand sinken, und seltsamerweise wünschte sich Sam, dass er sie weiter berührte. „Nein, aber sie hat mich gelehrt, mich von Männern wie Ihnen fern zu halten.“ Sie hob herausfordernd das Kinn, fest entschlossen, ihm nicht zu zeigen, wie stark er auf sie wirkte.

„Männer wie ich?“ Dylan verschränkte die Arme.

Dadurch wurde ihre Aufmerksamkeit auf seine breite, nackte Brust gelenkt. Mühsam riss Sam den Blick von den beeindruckenden Muskeln los und sah Dylan in die Augen. Sie hoffte nur, dass ihr das Interesse nicht anzumerken war. „Sie wissen schon. Egozentrische, ungeheuer selbstsichere Siegertypen, daran gewöhnt, dass sie immer bekommen, was sie wollen, und ihnen nichts und niemand im Weg ist.“

Dylan lächelte so selbstzufrieden wie eine Katze, die mit einer Maus spielte. „Ich hatte keine Ahnung, dass ich so leicht zu durchschauen bin. Was für ein Glück, dass mein Butler sowohl Psychologie als auch Unterwürfigkeit studiert hat. Welche anderen Talente haben Sie außerdem noch?“

Sam verkniff sich eine schlagfertige Antwort. Ihr Mund und ihr Verstand hatten endlich beschlossen, wieder synchron zu funktionieren. „Keine. Soll ich jetzt, da wir Sie eingeordnet haben, mit dem Unterwürfigkeitskram beginnen und Frühstück für unsere Besprechung im Arbeitszimmer organisieren?“ Sie musste entkommen, und zwar schnell. Ihren sexy, halb nackten Boss so dicht vor sich zu haben weckte seltsame Empfindungen in ihr und machte sie völlig konfus.

Sein Lächeln verschwand. „In Ordnung. Wir sehen uns dort.“ Er öffnete die Tür.

Sam streifte ihn, als sie an ihm vorbei nach draußen ging, und sie wünschte, er würde nicht so gut aussehen und riechen. Wirklich Pech, dass ihr Chef ein Traummann um die dreißig war und nicht so altersschwach wie die meisten reichen Grundbesitzer Australiens.

„Eins noch, Samantha.“

„Ja?“ Sie drehte sich um. Dylan stand selbstsicher da und wirkte wie der perfekte Millionär, auch wenn er nur ein Handtuch trug.

„Willkommen in der Welt der Harmons.“ Dann schloss er die Tür.

Sam hatte das Gefühl, dass er sie in seiner Welt willkommen geheißen und dabei ihre auf den Kopf gestellt hatte.

Dylan klopfte kurz an und betrat das Wohnzimmer seiner Mutter.

Liz Harmon sah von der Zeitung auf, die sie auf dem Tisch ausgebreitet hatte. „Guten Morgen, Darling. Hast du gut geschlafen?“

Er nickte und setzte sich ihr gegenüber. „Ich habe den neuen Butler kennen gelernt.“

Das Gesicht seiner Mutter hellte sich auf. „Ist Sam nicht wundervoll? Sie ist mir wärmstens empfohlen worden.“

„Von wem? Butlers ’R’ Us?“

„Sprich nicht in diesem Ton mit mir, Junge. Wo liegt das Problem?“

Dylan strich die messerscharfe Bügelfalte seiner Hose glatt. „Sie ist völlig ungeeignet. Zu jung, zu lebhaft, zu …“

„Schön?“, unterbrach ihn seine Mutter. „Du hast es doch bemerkt? Oder hat dich ‚Nur die Arbeit und kein Vergnügen‘ stumpfsinnig gemacht?“

Dylan sah im Geiste Sam vor sich, wie diese faszinierenden grünen Augen groß geworden waren vor Überraschung, als er ihre Wange gestreichelt hatte. Zum Glück hatte Sam ihm ins Gesicht geblickt und nicht dorthin, wo sie deutlich hätte erkennen können, wie er auf sie reagiert hatte. „Ich habe es bemerkt“, erwiderte er und überlegte, ob das wie die Untertreibung des Jahres klang. „Aber ich verstehe nicht, was ihr Aussehen damit zu tun hat. Mich interessieren ihre Qualifikationen.“

Seine Mutter nickte und warf ihm dieses wissende Lächeln zu, mit dem sie ihn bedachte, seit er mit vier Jahren trotz ihres Verbots einen Käfer gegessen und sich übergeben hatte.

„Ich habe mit Ebony Larkin gesprochen. Sie hat mir Sam wärmstens empfohlen.“

Dylan zog die Augenbrauen hoch. „Sie hat für die Larkins gearbeitet?“

„Vertrau mir, Darling. Ich hätte nicht einfach irgendjemand als deinen Butler eingestellt. Ich weiß doch, wie sehr du die Hilfe brauchst.“

„Ich komme gut allein zurecht, Mom.“

„Nein, tust du nicht. Du leitest das Unternehmen, kontrollierst die Ländereien um ‚Budgeree‘ und kümmerst dich um die Familie. Zwischen all den Aufgaben wirst du aufgerieben.“

Dylan wartete auf die unvermeidliche Bemerkung über sein Junggesellendasein. Wie vorherzusehen war, enttäuschte ihn seine Mutter nicht.

„Außerdem hast du überhaupt keine Zeit mehr fürs Vergnügen. Wann willst du endlich eine nette junge Frau kennen lernen, die dein Leben komplett macht?“

„Mein Leben ist komplett, und mir gefällt es genau so, wie es ist, herzlichen Dank.“ Dylan ignorierte die Verbitterung, die immer schnell in ihm aufstieg, wenn sie auf das Thema „Frauen“ zu sprechen kamen. Er hatte das Beziehungskarussell getestet und war abgesprungen, nachdem dabei auf seinen Gefühlen herumgetrampelt worden war. Frauen und eine feste Bindung gehörten einfach nicht zusammen, besonders nicht, wenn es um Frauen ging, die bildschön waren und aus guter Familie stammten, aber logen, um zu bekommen, was sie wollten. Was in seinem Fall der berühmte Name und das Geld der Harmons waren. Und er hatte zu hart gearbeitet, um das Familienvermögen in skrupellose Hände fallen zu lassen.

„Du musst niemandem irgendetwas beweisen, Dylan. Du hast das Unternehmen ganz ohne fremde Hilfe noch erfolgreicher gemacht.“

„Dad hätte mehr gewollt.“ Verdammt, sein ehrgeiziger Vater hätte erst aufgehört, wenn er den ganzen Bundesstaat Victoria besessen hätte. Und noch einiges mehr.

„Er hätte gewollt, dass du glücklich bist. Nicht, dass du dich zu Tode arbeitest.“ Wie er es getan hatte. Aber das musste seine Mutter nicht aussprechen.

Dylans Vater war ein Workaholic gewesen, der dem Wort „Arbeit“ einen neuen Sinn gegeben hatte. Er hatte die Gewinnspannen in die Höhe getrieben und sich dabei vorzeitig ins Grab gebracht. Nach zehn Jahren vermisste Dylan ihn immer noch.

„Und meinst du nicht, dass du die Rolle des Beschützers der Familie ein bisschen zu ernst nimmst?“, fragte seine Mutter. „Die meisten von uns können auf sich selbst aufpassen.“