Ich würd's wieder tun - Anna Bell - E-Book
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Ich würd's wieder tun E-Book

Anna Bell

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Beschreibung

Wenn Sie Hochzeiten und alles rund um das Thema Liebe und Romantik mögen und vielleicht schon heimlich Ihre eigene Traumhochzeit geplant haben, dann ist die neue Serie um Penny Robinson genau das Richtige für Sie. Im dritten Teil 3 der Serie macht Penny sich selbstständig und hat als Expertin für Low-Budget-Hochzeiten, denen man das »Low« aber nicht anmerkt, bald alle Hände voll zu tun. Als sie feststellt, dass sie schwanger ist, scheint ihr Glück perfekt. Doch dann taucht eine hinterhältige Konkurrentin auf, die vor nichts zurückschreckt, um Pennys Ruf als Hochzeits-Planerin zu ruinieren. Für die schönste Zeit des Jahres: humorvolle Hochzeits-Romantik mit originellen DIY-Tipps. Lockerleichte, witzig-romantische Frauenunterhaltung aus England rund um das Thema Heiraten für die Fans von Mhairi McFarlane. Die Engländerin Anna Bell ist verheiratet und Mutter von zwei Kindern. Sie sagt von sich selbst, sie sei eine hoffnungslose Romantikerin und liebe nichts so sehr wie ein gut gemachtes Happy End. Mittlerweile lebt sie mit ihrer Familie in Frankreich in einem wildromantischen Haus.

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MOBI

Seitenzahl: 435

Veröffentlichungsjahr: 2017

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Anna Bell

Ich würd’s wieder tun

Roman

Aus dem Englischen von Silvia Kinkel

Verlagsgruppe Droemer Knaur GmbH & Co. KG.

Über dieses Buch

Penny hat es tatsächlich gewagt: Sie hat ihren alten Job gekündigt und will jetzt als selbstständige Hochzeitsplanerin voll durchstarten. Als Expertin für Low-Budget-Hochzeiten, die trotzdem viel hermachen, hat Penny bald alle Hände voll zu tun. Zwar ist es nicht immer einfach, die ausgefallenen Wünsche der Bräute zu erfüllen, aber sie hat eine Menge kreativer Ideen und bisher noch jede Herausforderung gemeistert. Als sie auch noch feststellt, dass sie schwanger ist, scheint ihr Glück perfekt. Doch dann taucht eine hinterhältige Konkurrentin auf, die vor nichts zurückschreckt, um Pennys Karriere als Hochzeitsplanerin zu zerstören.

Inhaltsübersicht

Widmung

Kapitel eins

Kapitel zwei

Kapitel drei

Kapitel vier

Kapitel fünf

Kapitel sechs

Kapitel sieben

Kapitel acht

Kapitel neun

Kapitel zehn

Kapitel elf

Kapitel zwölf

Kapitel dreizehn

Kapitel vierzehn

Kapitel fünfzehn

Kapitel sechzehn

Kapitel siebzehn

Kapitel achtzehn

Kapitel neunzehn

Kapitel zwanzig

Kapitel einundzwanzig

Kapitel zweiundzwanzig

Kapitel dreiundzwanzig

Kapitel vierundzwanzig

Kapitel fünfundzwanzig

Kapitel sechsundzwanzig

Kapitel siebenundzwanzig

Epilog

Danksagung

Pennys Top Fünf der ungewöhnlichen Locations

Pennys Top Fünf der Hochzeitsblogs

Pennys Top Fünf der Kaufhäuser

Für Ivy Scott

Kapitel eins

Olivia Miller @livi_girl

Ich werde heiraten … habe gerade mein Kleid abgeholt und bin auf dem Weg zum Flughafen! Bis bald @prinzessin_auf_sparkurs #aufgeregt

Als ich den Mittelgang entlangschaue, überkommt mich ein wohliges Zittern. Es ist wie eine Szene aus einem Märchen. Am verwitterten Mauerwerk des alten Hotels rankt sich Efeu in die Höhe. Die an ein Disneyschloss erinnernden Türme recken ihre Köpfe über die Festungsmauer, und die strahlende, aber nicht glühend heiße Sonne taucht die mit weißen Hussen bedeckten Stühle in ein warmes Licht.

Das Streichquartett spielt »Adagio for Strings«, und obwohl ich nur ungern auf die Synthesizerklänge der William-Orbit-Version verzichte, bringt es mich in dieser Atmosphäre zum Weinen.

Meine von der Wärme geschwollenen Füße fühlen sich an, als wären sie mit Gewalt in meine Louboutins gezwängt worden, dennoch schwebe ich geradezu den Gang entlang. Das Pochen meiner absterbenden Zehen ignoriere ich energisch und streiche stattdessen mein fließendes Seidenkleid glatt. Endlich fühle ich mich wie die Prinzessin, die ich in meinen Träumen immer sein wollte.

»Ein bisschen weiter nach links, Penny.«

Elegant mache ich einen Schritt nach links, ohne dass mein Lächeln davon beeinflusst wird.

»Wieder ein bisschen mehr nach rechts.«

Ich lasse mich von ihm auf keinen Fall aus dem Takt bringen. Graziös bewege ich mich unbeirrbar auf das Ziel meiner Wünsche zu.

»Jetzt langsamer werden.«

Mein Lächeln hat langsam doch etwas von einem Schmollmund. Er macht mir das hier echt noch kaputt.

»Stopp! Geh zurück, und dann noch mal vom Anfang.«

Ich hole tief Luft und versuche, die innerlich ruhige Frau heraufzubeschwören, die irgendwo in mir stecken muss. Ich streiche über das Kleid und versuche, auf diese Weise meinen Frust wegzuwischen.

Als ich mich umdrehe, sehe ich, dass sich die ersten Gäste im Innenhof versammeln. Ein Blick auf meine Armbanduhr lässt mich schlucken, weil es schon so spät ist.

»Patrick, wir müssen zum Abschluss kommen. Die Braut dürfte mittlerweile fertig angezogen sein, und dir bleibt nicht mehr viel Zeit, um die Fotos von ihr vor der Festung zu schießen.«

Einen flüchtigen Moment lang wünschte ich mir, selbst diejenige zu sein, die durch diesen Gang auf ihren Bräutigam zuschreitet, während die Leute mir zulächeln, als sei ich die schönste Braut der Welt.

»Okay, noch höchstens zwei Minuten. Bitte …«, fleht er.

Ich seufze vernehmlich. Zwei sind okay, aber er soll ruhig denken, dass ich ihm einen riesigen Gefallen tue. Ich bin erst seit ein paar Monaten Vollzeit-Hochzeitsplanerin, habe aber bereits gelernt, dass dies die beste Methode ist, das künstlerische Temperament eines Hochzeitsfotografen zu bändigen.

Langsam schreite ich den Gang entlang, dieses Mal nicht mit meiner Prinzessinnenfantasie im Kopf, sondern mit den klaren Gedanken der Hochzeitsplanerin. Endlich darf ich die Stelle erreichen, die jetzt noch leer ist, an der ich aber später auf meinen Bräutigam treffen werde. Wenn doch nur mein Mann Mark hier wäre! Es würde ihm gefallen. Vielleicht sollten wir an diesem Ort unsere Ehegelübde erneuern, wenn die Zeit gekommen ist. Anderthalb Jahre nach der Trauung ist es aber wohl noch zu früh für eine weitere Zeremonie. Glauben Sie mir, gefragt habe ich ihn. Und er hat geantwortet, dass ich ihn nicht jedes Mal fragen soll, wenn ich von einer Hochzeit nach Hause komme. Aber ich kann einfach nichts dagegen tun. Ich liebe Hochzeiten, und ich liebe die Vorstellung, noch einmal die Braut zu sein. Als ich es das letzte Mal erwähnte, erwiderte Mark, dass er es mich wissen lassen werde, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen sei, und er hat mich vorgewarnt, dass wir dann beide graue Haare haben werden. Ich werde die einzige Frau auf dieser Welt sein, die vor Freude Luftsprünge macht, wenn ihr die ersten grauen Haare sprießen.

»Perfekt – bleib einen Moment so«, sagt Patrick. »Super, geschafft. Danke, Penny. Du bist Kult. Und jetzt lass uns die Braut ansehen.«

Die Musiker sind dazu übergegangen, den Kanon in D-Dur von Pachelbel zu spielen, und ich signalisiere ihnen meine Zufriedenheit, indem ich den Daumen hebe. Die bereits eingetroffenen Gäste schwirren sorglos umher, einen Drink in der Hand, die Sonnenbrille auf der Nase, und ich würde mich sogar damit begnügen, einer von ihnen zu sein. Denn für mich hat jetzt die Dämonenstunde begonnen – jene Stunde vor der Trauung, in der am ehesten etwas schiefgeht. Bisher habe ich erst fünf Hochzeiten organisiert – drei davon nach der offiziellen Gründung meiner Firma Prinzessin-auf-Sparkurs.

Seither konnte ich die Erfahrung machen, dass ich einem Nervenzusammenbruch nahe und total erschöpft in irgendeiner Ecke auf einen Stuhl sinke, sobald die Braut durch den Mittelgang schreitet, und jedes Mal versuche, mich bis zum Empfang wieder zu sammeln.

Irgendein Problem taucht immer auf: eine Braut, die ausflippt, weil eine Haarsträhne nicht richtig liegt, ein Vater der Braut, der plötzlich verschwunden ist, eine Brautjungfer, die schnell noch zur Toilette muss, weil sie das zu Hause nicht mehr erledigt hat. Dafür zu sorgen, dass Braut und Bräutigam – fast – pünktlich vor dem Altar stehen, ist unterm Strich der wichtigste und manchmal der schwierigste Teil meines Jobs.

Ich hatte nicht vor, den Beruf zu wechseln und Hochzeitsplanerin zu werden. Alles fing damit an, dass ich einen Blog für Hochzeiten mit kleinem Budget ins Leben gerufen habe. Damit wollte ich die entstandene Leere füllen, nachdem die Planung meiner eigenen Hochzeit vorbei war. Eine meiner Leserinnen bat mich, ihre Hochzeit zu organisieren, was ich auch tat. Und dann übernahm ich auch die Planung der Feier einer ihrer Kolleginnen, und damit kommen wir zu dem Punkt, der mein Leben veränderte. Wie sich herausstellte, war der Vater der Braut mein neuer Chef, der mich beinahe wegen meines Nebenjobs gefeuert hätte. In der Situation ist mir klargeworden, dass mein Herz der Hochzeitsplanung gehört, und auch wenn das bedeutet, dass Mark und ich nicht so schnell aus unserem kleinen Reihenhaus ausziehen können, war die Gründung meiner eigenen Firma die Sache wert.

Patrick und ich betreten das Hotel und steigen die Treppe hinauf zur Hochzeitssuite, wo ich Olivia vor einer halben Stunde in einem Zustand innerer Ruhe und Gelassenheit zurückgelassen habe. Ihr Haar floss in perfekten Wellen über eine Schulter, das Make-up war makellos, und sie brauchte nur noch in ihr Kleid zu schlüpfen. Wenn das Kleid eine Korsage hat, bin ich normalerweise diejenige, die die Braut in die Seide einschnürt. Es ist eine erschreckende Erfahrung, weil man das Gefühl hat, aus der Braut mit ihrem Wunsch nach einer Wespentaille und einem umwerfenden Dekolleté das Leben hinauszuquetschen. Zum Glück muss ich mir darüber heute keine Gedanken machen, da sich Olivia für ein die Figur umschmeichelndes Kleid im Mermaid-Stil mit Reißverschluss entschieden hat. Und den wird ja wohl eine ihrer fünf Brautjungfern hochziehen können.

»Penny!«, schreit Olivia, als ich die Tür öffne. »Penny, ich werde eine Prinzessin sein! Eine Prinzessin!«

Und warum steckt sie dann immer noch in dem hoteleigenen, kuscheligen Bademantel? Wieso trägt sie nicht ihr teures, maßgeschneidertes Brautkleid? Ich drehe mich zu Patrick um, der nichts tut, um seinen Schock zu verbergen, was mir verrät, dass das hier übel ist. Ganz übel.

»Eine Prinzessin!«

»Okay!« Ich hebe die Hände, um Brautzilla in Schach zu halten, die ihren hässlichen Kopf aufrichten will, und sehe mich hektisch um – nicht um herauszufinden, was hier los ist, sondern auf der Suche nach Alkohol, den ich herunterstürzen kann, bevor ich die neueste Krise in Angriff nehme. »Was auch immer passiert ist, alles wird gut. Und jetzt atmest du tief durch und erzählst mir alles.«

»Eine … Prinzessin«, wiederholt Olivia stotternd und lässt sich auf den Stuhl vor der verschnörkelten Frisierkommode fallen.

Fragend sehe ich die anderen im Zimmer an, in der Hoffnung, dass eine der Brautjungfern mir weiterhelfen kann.

»Der Reißverschluss klemmt«, sagt ihre Mutter.

Ich betrachte die Champagnerflöte in ihrer Hand und frage mich, wo sie den herhat und ob es davon noch mehr gibt. Aber dann fällt mir ein, dass es meine Aufgabe ist, das Problem zu lösen. Wie sehr kann denn so ein Reißverschluss bitte schön klemmen?

»Lass mich mal«, sage ich, als ginge es um das Schwert im Felsblock und als könne ich den Reißverschluss auf magische Weise in Bewegung setzen.

Das Kleid, das mehr kostet als einige meiner zuvor organisierten Hochzeiten insgesamt, hängt an der Innenseite der Kleiderschranktür. Es ist so wunderschön mit seiner elfenbeinfarbenen Dupionseide und der antiken Spitze, dass ich mich fast nicht traue, es anzufassen.

»Ich helfe dir«, sagt Patrick.

Seine Miene signalisiert, dass das hier eine schwerwiegende Angelegenheit ist. Schließlich muss er sein Superfoto von Olivia im Brautkleid mit der Festung im Hintergrund schießen, bevor sie sagt: »Ich will.«

Ich ziehe am Reißverschluss, aber er bewegt sich keinen Millimeter.

»Lass mich mal versuchen«, sagt Patrick.

Ich zögere, ihn Hand an dieses empfindliche Kleid legen zu lassen, aber wenn es unbedingt sein muss …

»Gab es bei der letzten Anprobe auch Probleme?«, frage ich.

»Es war alles in Ordnung, aber dann meinte Delia, dass sie noch eine kleine Änderung vornehmen will, damit der Reißverschluss weniger aufträgt, und jetzt ist es ruiniert. Ruiniert.«

Innerhalb einer halben Stunde hat sich die ruhige Olivia in ein Monster verwandelt. Nicht, dass ich ihr Vorwürfe mache, aber ich bin diejenige, die das Biest zähmen und die Braut nach unten schaffen muss, wo sie Jeremy in – ich schaue auf die Uhr – genau zweiundfünfzig Minuten treffen soll.

»Tut mir leid«, sagt Patrick, lässt das Kleid los und schüttelt resigniert den Kopf.

Ich habe insgeheim darauf gesetzt, dass er mit ein bisschen männlicher Brutalität Erfolg haben würde.

»Okay«, sage ich. Mein Herz rast, und mein Kopf hämmert von den unvermeidlichen Kopfschmerzen, die bereits einsetzen. »Es muss eine Lösung geben. Ich nehme an, jeder hier hat es bereits versucht?«, frage ich in der Hoffnung, dass jemand mit Zauberkräften unter uns weilt, aber der – tödliche – Blick von Olivia besagt, dass jeder hier es vermutlich eine Million Mal versucht hat.

Denk nach, Penny, denk nach! Was kann ich tun?

Leider trage ich keinen Notfallgürtel wie die Hochzeitsplanerin JLo in dem Film Wedding Planner – Verliebt, verlobt, verplant. Und nähen kann ich auch nicht. Ich wusste doch, dass es einen Grund geben würde, warum ich in der Mittelstufe Hauswirtschaft oder Handarbeiten statt Religion hätte nehmen sollen. Du musst so gut wie nie aus dem Stegreif einen Vortrag über den christlichen Glauben halten, aber es kommt durchaus vor, dass man genötigt ist, rasch einen Rock zu flicken oder nach der Arbeit ein schnelles Abendessen zuzubereiten.

»Prinzessin, Prinzessin!«, schreit Olivia auf eine Weise, die nicht dazu beträgt, dass mein Gehirn schneller arbeitet.

Ich lasse den Blick durchs Hotelzimmer schweifen. Auf der Suche nach irgendetwas Nützlichem öffne ich den Schrank und gehe den Inhalt durch: Hosenbügler, Bügelbrett, Schmutzwäschebeutel. Kein Zauberstab zum Reparieren von Reißverschlüssen. Was für eine Art von Hotel ist das eigentlich? Das Hotel. Aber natürlich! Es ist eines dieser schicken Hotels, in dem es einen Concierge und sicher auch eine Schneiderin oder zumindest ein Zimmermädchen gibt, das nähen kann. Ich fliege zum Telefon, flehe die Rezeption um Hilfe an und erhalte das Versprechen, dass man jemanden hochschicken wird.

Wenn doch nur alle meine Hochzeiten in einem Hotel stattfinden würden, in dem es eine Durchwahl für Hilfe im Katastrophenfall gibt! Normalerweise organisiere ich keine teuren Hochzeiten wie diese, aber ich habe kürzlich herausgefunden, dass nicht nur Leute mit wenig Geld preiswertere Lösungen für das finden müssen, was sie gern hätten. Wie groß das Budget der Braut auch immer sein mag, sie scheint immer mehr zu wollen, als es hergibt. Und so bin ich bei Olivia gelandet.

Ich bin ihr bei der Taufe der Tochter von Marks bestem Freund Phil begegnet. Sie hat mir ihr Leid darüber geklagt, wie sie es schaffen soll, die perfekte Märchenhochzeit in einem Schloss zu feiern. Und nachdem sie mir ein paar Details genannt hat, wusste ich, dass ich helfen kann. Es war eine kurzfristig anberaumte Hochzeit, da ihr Jeremy nach New York versetzt wird und alles für die beiden als Ehepaar rechtlich einfacher ist. Ich konnte sie überzeugen, dass eine Hochzeit in Carcassonne, Frankreich, preiswerter ist, als das teure Schloss in Northumberland zu mieten, das ihre Hochzeitsplanerin vorgeschlagen hat. Hinfliegen mussten ihre Gäste in jedem Fall, aber auf diese Weise konnten sie einen netten Kurzurlaub im Ausland daraus machen. Und so kam es dazu, dass Olivia ihre Hochzeit in einem entzückenden Hotel in der mittelalterlichen Festungsanlage Carcassonne feiert, die komplett mit Türmen und Festungsmauer daherkommt, damit sich die Braut wie eine Prinzessin fühlen kann. Und zum Glück gab es Angebote für Kurzentschlossene.

»Es kommt alles in Ordnung«, versichere ich und nicke Olivia auf eine Weise zu, die sie hoffentlich beruhigt.

»Aber was ist mit meinen Fotos? Ich schaffe es niemals pünktlich zur Trauung, und dann denkt Jeremy, dass ich nicht will.«

»Bestimmt nicht.«

Ich hatte schon nervöse Bräutigame. Bei Hochzeit Nummer drei wäre der Bräutigam beinahe aus der Kirche geflüchtet, als seine Zukünftige nicht um Punkt 14.00 Uhr auftauchte. Seither versuche ich immer, möglichst beide Parteien bis zur Zeremonie im Auge zu behalten.

Ein Klopfen an der Tür unterbricht uns, und ich lasse eine Frau herein, die einen Holzkasten mit großem Griff trägt.

»Bonjour!«, ruft sie, stürmt ins Zimmer und direkt auf das Kleid zu. »Je m’appelle Céline. Oh là là«, lautet ihr Kommentar, als sie versucht, den Reißverschluss zu öffnen.

Als sie einen Nahttrenner aus ihrer Kiste zieht, zucke ich zusammen. Laut meiner Uhr muss Olivia in sechsundvierzig Minuten durch den Mittelgang schreiten. Ich kenne mich mit Nähen nicht aus, bin mir aber ziemlich sicher, dass man mehr Zeit braucht, um einen kompletten Reißverschluss auszutauschen.

»Sind Sie sicher …« Ich bringe den Satz nicht zu Ende, denn Céline wirft mir einen Blick zu, der an Tödlichkeit mit dem von Olivia konkurrieren kann. Sie ist sich sicher. Dann beginnt sie, etwas auf Französisch herunterzurasseln, und ich konzentriere mich auf die Begutachtung meiner Nägel.

»Hoffentlich bringe ich dieser Hochzeit kein Pech«, sagt Patrick zu einer der Brautjungfern. »Die letzte Hochzeit, auf der ich war, wurde nur Minuten vor der Zeremonie abgesagt. Der Bräutigam hatte kalte Füße bekommen.«

»Echt?«, fragt die Brautjungfer. Sie tritt einen Schritt näher an ihn heran und zieht ihr Kleid straff herunter, um etwas mehr Dekolleté zu zeigen, als würde ihn das gesprächiger machen. »Erzählen Sie mal.«

»Nun ja, die Braut hat sich verspätet und –«

»Patrick«, falle ich ihm ins Wort, weil ich sehe, wie Olivia das Gesicht verzieht. Sie kämpft mühsam gegen die Tränen an, schließlich will sie ihr Make-up nicht ruinieren. »Geh doch schon mal runter und schieß ein paar Fotos von den Gästen. Wenn das Kleid rechtzeitig fertig wird und du vor der Trauung noch Fotos von der Braut machen kannst, komme ich dich holen.«

»Klar doch. Ich erzähle Ihnen die Geschichte später«, verabschiedet er sich von der Brautjungfer und zwinkert ihr zu.

Nachdem er fort ist, gebe ich mein Bestes, um die Brautjungfern zu beschäftigen, lasse sie die Suite aufräumen und für die Hochzeitsnacht dekorieren – Hauptsache, ich lenke sie von dem ab, was dort in der Ecke passiert.

Als uns nur noch zehn Minuten bis zur Trauung bleiben, ist die Anspannung auf dem Siedepunkt.

»Penny, ich komme zu spät«, flüstert Olivia, den Blick weiter auf Céline geheftet, die dabei ist, den Reißverschluss wieder festzunähen.

»Alle Bräute verspäten sich, das ist das Gesetz der Trauungen.«

»Ich habe noch nicht einmal mein Kleid an«, zischt sie.

Ich hole tief Luft und schleiche zu Céline. »Entschuldigen Sie bitte die Störung. Ich frage mich nur …«

Irgendetwas an ihrem Blick verrät mir, dass ich mich das auch weiterhin fragen werde. Rasch ziehe ich mich wieder auf die andere Seite des Raums zurück.

»Penny, ich werde mehr als nur ein paar Minuten zu spät kommen. Jeremy flippt aus! Und wenn er nun denkt, dass ich meine Meinung geändert habe?«

Ich hätte beinahe gelacht und verkneife mir den Kommentar, dass es keine Rolle spielt, weil sie nach der gestrigen Trauung im Standesamt schon verheiratet sind. Heute findet statt der Trauung in der Kirche eine feierliche Zeremonie statt, die juristisch gesehen nichts zu bedeuten hat, für Olivia aber sehr wichtig ist.

»Das denkt er garantiert nicht. Aber sicherheitshalber gehe ich und sage ihm Bescheid. Dann weiß er, dass es eine kurze Verzögerung gibt.«

»Ja gut.« Olivia nickt. »Sag ihm, dass mich nichts davon abhalten wird, ihn zu heiraten.«

Unten im Hof ist es mittlerweile ziemlich voll.

»Hi, Penny!« Jane kommt auf mich zugetänzelt. Sie ist die Frau von Marks bestem Freund Phil. Und sie ist der ultimative Snob, trieft nur so vor Designerlabels und gibt mir immer das Gefühl, underdressed zu sein. Aber heute kann ich ihrem abschätzenden Blick entspannt entgegensehen: Ich trage ein zitronengelbes Kleid von Karen Millen und – ganz wichtig – meine Louboutins, ein Geschenk von Mark zur Gründung meiner Firma. Ich würde so gern die Füße anheben, damit Jane die roten Sohlen sieht, aber ich will sie auch nicht mit der Nase darauf stoßen, wie gern ich sie beeindrucken möchte.

»Jane, wie schön, dich zu sehen«, antworte ich und hauche ihr Luftküsschen auf die Wangen. Da wir in Frankreich sind, wirkt das weniger prätentiös als sonst. Ich lächle ihre Tochter Imogen an, die wie eine Puppe im Rüschenkleid vorbildlich in ihrem iCandy Buggy schläft, verspüre einen kurzen Stich und wünschte, Mark und ich würden immer noch versuchen, schwanger zu werden. Wir haben es ein Jahr lang probiert und dann entschieden, das Thema erst einmal auf Eis zu legen, damit ich meine Firma aufbauen kann. Aber leider hat niemand meinen Hormonen Bescheid gesagt, und jedes Mal, wenn ich ein süßes Baby sehe, möchte ich auch ein Kind.

»Das hier ist umwerfend, Penny. Ich kann gar nicht glauben, dass du das organisiert hast.«

Ich ziehe die Mundwinkel noch ein bisschen höher, um zu verbergen, dass mir die Betonung des Wortes du nicht entgangen ist. Ich weiß, was sie denkt: Wie kann eine Frau wie ich, die ihre Lebensmittel nicht bei M&S kauft und für gewöhnlich herumläuft, als wolle sie Hausputz machen, eine so piekfeine Hochzeit auf die Beine stellen?

»Ja, es ist hübsch, nicht wahr?« In dem Moment erhasche ich über ihre Schulter hinweg einen Blick auf den Bräutigam, und mir fällt wieder ein, weswegen ich nach unten gegangen bin. »Ich muss kurz mit Jeremy reden – aber wir sehen uns später.«

Als ich auf ihn zugehe, schaut Jeremy hoch und lächelt mich an. Ich bete innerlich, dass er auch noch lächelt, wenn ich ihn wieder verlasse.

»Pennnnnny!« Er zieht meinen Namen derart in die Länge, dass ich mich frage, ob er je zum Ende kommt.

»Jeeeerremy«, versuche ich es ihm gleichzutun.

»Das ist das Nonplusultra, Penny. Einfach perfekt! Ich hätte mir nicht mehr wünschen können. Soll ich dafür sorgen, dass die Gäste Platz nehmen?«

»Also, ähm, was das betrifft, wollte ich dich wissen lassen, dass es vielleicht eine kleine Verzögerung geben könnte.«

»Was für eine Art von Verzögerung?« Sein Lächeln fällt in sich zusammen, und die Fröhlichkeit ist aus seiner Stimme verschwunden. »Ist es wegen diesem Tony? Ist er hier? Ich bringe ihn um! Ich bringe ihn um. Ich werde nicht wie der letzte Trottel dastehen.«

Ich strecke die Arme aus, um ihn davon abzuhalten, zum Hoteleingang zu stürmen. »Es geht nicht um Tony«, versichere ich und frage mich, wer das überhaupt ist. Es klingt nach einer fetten Klatschgeschichte – aber leider ist dafür jetzt keine Zeit. »Es gibt ein kleines Problem mit dem Kleid, das aber bereits behoben wird. Olivia kommt ein kleines bisschen später. Ich lasse das Streichquartett noch ein paar Stücke spielen.«

Jeremy fixiert mich mit zusammengekniffenen Augen.

»Entspann dich, Jeremy. Warte noch zehn Minuten, bevor du dem Zeremonienmeister Bescheid gibst, dass alle ihre Plätze einnehmen sollen. Auf diese Weise wird niemand etwas von der Verspätung merken.«

»Sorg dafür, dass sie um Viertel nach hier ist. Nicht später. Und falls ich davon Wind bekommen sollte, dass es mit diesem Tony zusammenhängt –«

»Versprochen.« Beruhigend tätschele ich ihm den Arm. »Es ist nur wegen des Kleides. Ich soll dir von ihr sagen, dass nichts sie davon abhalten könnte, dich zu heiraten.« Langsam entferne ich mich von Jeremy und lächle unterwegs den Gästen zu. Ein paar von ihnen sehen mich mit einem Blick an, als würden sie ahnen, dass etwas nicht stimmt. Aber ich lasse mir nichts anmerken.

Mit dem Rücken stoße ich die Tür zur Lobby auf. Sobald ich außerhalb der Sichtweite neugieriger Blicke bin, drehe ich mich um und schieße die Treppe hoch zur Hochzeitssuite, um mich nach dem Stand des Reißverschlussproblems zu erkundigen. Wenn das hier vorbei ist, werde ich nie wieder die Nase darüber rümpfen, ein Korsett schnüren zu müssen.

Ich schließe die Augen und schicke ein Stoßgebet zur Göttin der Märchenhochzeiten, dass mich dort drinnen lächelnde Gesichter erwarten. Langsam öffne ich die Tür, und mir wogen Lachen und schrilles Geplapper entgegen. Ich öffne die Augen und atme hörbar ein. Vor mir steht eine Meerjungfrau. Olivias kastanienbraunes Haar fällt ihr in lockeren Wellen vorn über eine Schulter. Das trägerlose Kleid umschließt ihre schlanke, aber weibliche Figur, fließt hinab zu einer Fishtail-Schleppe, die sogar Ariel Konkurrenz machen würde. Ein schlichter, muschelförmiger Kamm hält ihr Haar am Hinterkopf an einer Seite hoch und vervollständigt den Meerjungfrauen-Look. Kurz gesagt: Sie sieht umwerfend aus.

»Penny«, sagt Olivia. Es ist echt angenehm, wenn mein Name in der normalen Lautstärke ausgesprochen wird. »Hat Céline nicht hervorragende Arbeit geleistet?«

»Hat sie«, antworte ich und strahle Céline zufrieden an, die gerade ihre Utensilien einpackt. »Unten ist alles in Ordnung. Das Streichquartett spielt ein paar zusätzliche Stücke, und dir bleiben noch sieben Minuten, um die Treppe nach unten zu gehen.«

Ich schaue auf ihre Schleppe und das hautenge Kleid. Hoffentlich lässt ihr der Schnitt mehr Gehfreiheit, als man denkt.

Die Visagistin legt Olivia ein Papiertuch zwischen die Lippen, um überflüssigen Lippenstift aufzusaugen. »Fertig!«, verkündet sie dann.

»Na, dann los!«, rufe ich.

Die fünf Brautjungfern in ihren fliederfarbenen Kleidern und mit Blumensträußen gerüstet stellen sich auf, und ich führe alle hinunter in den Hof.

»Sie sollten besser hereinkommen«, flüstere ich dem Vater der Braut zu, der uns am Eingang erwartet und ein bisschen nervös wirkt angesichts des aufgeregten, schrillen Geschnatters, das ihm entgegenschlägt. »Und Sie, meine Damen, nehmen bitte die Positionen ein, die wir gestern Abend geprobt haben.«

Ich staune, dass die Frauen tatsächlich gehorchen.

Ich lächle Olivia ein letztes Mal zu. Sie streckt die Hand aus und drückt liebevoll meinen Arm. »Danke, Penny, dass du all das ermöglicht hast.«

»Gern geschehen«, antworte ich strahlend und ergötze mich an dem Gedanken, dass ich wohl den wunderbarsten Job der Welt habe, als mich die Stille plötzlich daran erinnert, dass dies mein »Stichwort« ist, den Musikern ein Zeichen zu geben.

Ich betrachte die Szene und könnte weinen, so perfekt sieht es aus. Diese Feier kommt in jedem Fall in das Buch über Hochzeiten für kleines Budget, das ich gerade schreibe. Sie ist perfekt geeignet für das Kapitel »Heiraten im Ausland«, da das Ambiente wie einem Urlaubsprospekt entsprungen wirkt.

Das Quartett stimmt den Hochzeitsmarsch an, und während ich Olivia durch den Mittelgang auf Jeremy zuschreiten sehe, spüre ich schon wieder ein neidisches Stechen. Dies ist meine fünfte Feier als Hochzeitsplanerin, aber die erste, bei der ich die Braut beneide. Vermutlich liegt das daran, dass diese Hochzeit meiner eigenen Traumhochzeit, nach der ich jahrelang gegiert habe, am nächsten kommt. Das Verfolgen dieses Ziels hätte mich beinahe meinen Verlobten gekostet. (Ganz zu schweigen von den zehntausend Pfund, die ich die metaphorische Glücksspieltoilette hinuntergespült habe. Aber das ist eine andere Geschichte!) Das hier zu sehen, lässt mich wieder danach schmachten. Nicht etwa, dass ich an meiner Hochzeit irgendetwas hätte anders haben wollen. Aber wenn ich Mark vielleicht doch überreden könnte, unser Ehegelübde zu erneuern …

Apropos Mark, der Kellner dort hinten in der Ecke sieht ihm unglaublich ähnlich. Vielleicht führt das Drama der vergangenen Stunde zusammen mit der Hitze dazu, dass ich halluziniere.

Jetzt habe ich nämlich die Wahnvorstellung, dass er auf mich zukommt und mit jeder Sekunde mehr aussieht wie Mark …

»Sind Sie öfter hier?«, fragt Mark und küsst mich auf die Lippen.

»Das wäre ich, wenn ich wüsste, dass Sie hier sind«, antworte ich mit so wollüstiger Stimme wie nur möglich.

Dann müssen wir beide lachen. Wir wären so etwas von schlecht bei diesem Spiel, bei dem man so tut, als würde man sich nicht kennen!

»Was machst du hier?« Ich kann nicht glauben, dass er es wirklich ist. »Wie bist du hergekommen?«

»Überraschung.«

Und was für eine. Aber eine wunderschöne. »Unfassbar«, sage ich grinsend. »Ich meine, wie? Und wann?«

»Ich habe letzte Woche mit Phil telefoniert, und der erzählte mir, wie sehr er sich darauf freut, nach Carcassonne zu fliegen, und wie romantisch es hier sei. Und dann dachte ich daran, dass du hier ganz allein bist, und habe mich entschieden, mit Phil und Jane herzufliegen.«

»Du bist also heute Morgen angekommen?«

»Yep. Und ich habe mich bisher in ihrem Zimmer versteckt.«

»Ganz schön raffiniert.« Ich hauche ihm noch einen Kuss auf die Lippen.

»Ich weiß. Also, wann bist du mit der Hochzeit fertig?«

»Das wird noch ein bisschen dauern. Vielleicht so gegen acht oder neun. Nach der Trauung muss ich dabei bleiben, wenn die Reden gehalten werden, das Hochzeitsmenü serviert, die Torte angeschnitten und der Tanz eröffnet wird …«

Enttäuscht stelle ich fest, dass mir kaum Zeit für Mark bleibt.

»Okay. Ich suche mir eine Bar, wo ich das Rugbyspiel ansehen kann, und sobald du fertig bist, gehen wir zusammen zu einem späten Abendessen.«

»Bist du sicher, dass es für dich okay ist? Du bist extra hergekommen, und wir haben nur ein paar Stunden für uns.«

»In dem Punkt liegst du falsch, Mrs Robinson. Ich habe deinen Rückreisetermin umgebucht. Wir fliegen Montag zusammen zurück, ich habe mir den Tag freigenommen. Nach meiner Uhr bleiben uns also sechsunddreißig Stunden.«

»Das klingt wunderbar.« Seit ich diese Firma gegründet habe und anderen dabei helfe, den romantischsten Tag ihres Lebens zu verbringen, bin ich so darauf fokussiert, dass ich gar nicht mehr weiß, wann ich das letzte Mal Zeit für ein bisschen eigene Romantik hatte. Und ganz bestimmt nicht sechsunddreißig Stunden lang. Sofort tauche ich in unanständige Fantasien ab, was wir in dieser Zeit alles tun können.

»Bis dann.« Mark küsst mich noch einmal, und ich sehe ihm nach. Mein ganzer Neid auf Olivias Hochzeitsfeier löst sich in Luft auf. Mark hat mich daran erinnert, dass ich an jedem Tag der Woche eine Prinzessin sein kann, wenn er nur da ist.

Ich zwicke mich, um sicherzugehen, dass ich nicht träume. Ich habe nicht nur einen unglaublichen Ehemann, sondern ich verdiene zudem mein Geld damit, diese unglaublichen Hochzeiten auf die Beine zu stellen. Ich sehe, wie sich Jeremy hinabbeugt und Olivia küsst, und ein wohliges Gefühl durchströmt mich. Genau darum geht es: die Romantik, das Funkeln. Das ist die chaotischen einsamen Tage in meinem provisorischen Homeoffice allemal wert.

Kapitel zwei

Olivia Gold @livi_girl

Zurück in der Heimat – die Flitterwochen sind offiziell vorbei ☹ Jetzt muss ich den Umzug nach New York vorbereiten.

Penny Robinson @prinzessin_auf_sparkurs

@livi_girl Ist es tatsächlich schon zwei Wochen her? Hoffe, du hattest eine tolle Zeit auf Mauritius. PS Hast du den Blogpost zu deinem großen Tag gesehen?

Olivia Gold @livi_girl

@prinzessin_auf_sparkurs Gerade gelesen. Musste weinen. Möchte am liebsten noch mal heiraten, um wieder so einen Tag zu verbringen. #verrateesnichtJeremy

Ich habe eine Menge über das Arbeiten von zu Hause aus gelernt. Erstens ist es völlig egal, wie entschlossen ich bin, in meinem Büro – alias unserem Gästezimmer – zu arbeiten, am Ende lande ich mit meinem Computer doch wieder in der Küche. Hier ist es nicht nur warm und gemütlich, sondern ich spare mir auch das Rauf- und Runterlaufen zur Keksdose und dem Teekessel.

Keine Sorge, ich bekomme trotzdem genügend Bewegung, wenn ich nach oben renne, bevor Mark von der Arbeit kommt. Er soll nämlich nicht wissen, dass ich mein »Büro« gar nicht nutze. Er hat eine Ewigkeit gebraucht, um das Gästebett abzubauen und auf dem Speicher zu verstauen. Ganz davon zu schweigen, dass er sich fast einen Bruch gehoben hat. Ich bringe es einfach nicht fertig, ihm die Wahrheit zu sagen.

Zweitens habe ich herausgefunden, dass ich ein Gewohnheitsmensch bin. Nehmen wir nur mal heute – der Postbote ist bereits zehn Minuten über die Zeit. Das klingt nicht dramatisch und wäre mir früher gar nicht aufgefallen, aber seit ich es mir zur Regel gemacht habe, zu meinem Kaffee einen zweiten Jaffa Cake zu essen, während ich die Post öffne, kommen mir zehn Minuten vor wie eine Ewigkeit.

Mein Telefon klingelt. Für einen Moment vergesse ich die Kekskrise und gehe ran.

»Hallo, Prinzessin-auf-Sparkurs«, melde ich mich mit meiner vornehmsten Stimme.

»Hallo, Penny. Hier ist Cathy.«

»Hi, Cathy.«

Cathy ist die Kuratorin vom Surrey Militärmuseum, in dem ich eine Weile ehrenamtlich gearbeitet habe. In letzter Zeit haben wir oft miteinander gesprochen, da ich dort nächste Woche eine Hochzeitsmesse veranstalten werde.

»Ich wollte nur mal nachhören, ob du die Auftritte der Bands schon klären konntest, da mir plötzlich eingefallen ist, dass sich die Musik mit dem Läuten der Museumsglocken überschneiden könnte.«

»Keine Sorge, ich habe bereits mit den Bands gesprochen und den Zeitplan entsprechend angepasst. Bleib mal bitte kurz dran«, sage ich und schließe das PDF eines Dokuments. »Ich schicke dir den neuen Zeitplan rüber.«

Ich drücke auf »Senden« und höre das leise Sausen, als die E-Mail meinen Postausgang verlässt.

»Danke, Penny. Klingt so, als hättest du alles im Griff. Dann sehen wir uns nächste Woche.«

»Genau«, sage ich und denke, dass jetzt definitiv Kekszeit ist.

»Ach, eine Sache noch – eine Dame hat angerufen und gefragt, ob sie auf der Messe einen Stand haben kann. Ich habe ihr gesagt, dass du sie zurückrufen würdest. Wo habe ich nur ihren Namen … da ist er ja … Georgina Peasbody.«

Ich wiederhole den Namen im Kopf. Ich bin sicher, ihn schon mal gehört zu haben. »Hast du ihre Nummer?«

»Ja.«

Cathy liest die Nummer vor, und ich schreibe sie auf einen Block, den ich während des Telefonierens immer benutze, um mir Notizen zu machen und herumzukritzeln. Während dieses kurzen Gesprächs ist es mir gelungen, erstaunlich viele Herzen zu malen.

Es klingelt an der Tür. Endlich – der Postbote.

»Okay, dann bis bald, Penny.«

Ich lege auf und rase los. Dass ich sogar ein Lächeln im Gesicht habe, zeigt mir, wie aufgeregt ich bin, nur weil die Post kommt. Ist das nicht traurig? Verstehen Sie mich nicht falsch – es ist toll, eine eigene Firma zu haben. Es ist so viel angenehmer, morgens aufzustehen, wenn man nur zu Hause arbeitet. Man friert sich nicht die Finger ab, weil man Eis von den Autoscheiben kratzen muss, und zittert nicht vor sich hin, während die beschlagene Frontscheibe langsam frei wird. Aber es gibt auch Tage, da sehe ich niemanden außer Mark, und darauf war ich nicht vorbereitet. An solchen Tagen muss ich mich echt anstrengen, mir richtige Klamotten anzuziehen und nicht in meinem kuscheligen Tiger-Jumpsuit herumzulaufen. Ich habe festgestellt, dass es schwierig ist, bei einem Telefonat mit einer potenziellen Kundin professionell zu klingen, während man versucht, sich trotz des Plüsch-Schwanzes bequem hinzusetzen.

Bis zum Sommer habe ich als HR-Assistentin in einem multinationalen Großunternehmen gearbeitet. Ich würde nicht behaupten, dass ich die Arbeit vermisse, da das Planen einer Hochzeit sehr viel mehr Spaß macht, aber ich vermisse die Menschen und den Trubel im Büro. Ich würde allerdings nicht so weit gehen zu sagen, dass mir auch Shelly fehlt, meine Rivalin beim Kopf-an-Kopf-Rennen um die Beförderung. Offenbar wächst ihr Ego ins Unermessliche, seit sie HR-Supervisor ist.

Ich bin an der Haustür angelangt, reiße sie auf und lächle Adrian an, den Postmann, dessen Informationen mir den Büroklatsch noch am ehesten ersetzen.

»Morgen, Mrs Robinson.« Er grinst mich an.

»Morgen, Adrian. Irgendwelche Post?« Das ist unser morgendlicher Scherz, nachdem er letzten Monat einmal bei mir geklingelt und erst dann gemerkt hat, dass gar keine Post für mich dabei war.

»Ja, der Packen hier.«

Die paar Briefe hätten auch problemlos in den Briefkasten gepasst, aber zu meinem Glück unterhält sich Adrian gern. Ich streife das Gummiband ab und gehe die Briefe rasch durch. Wirklich erstaunlich, wie viele branchenbezogene Werbesendungen ich schon bekomme, obwohl meine Firma offiziell erst seit August existiert.

»Sie wissen ja, dass ich nicht tratsche, aber Sie würden nicht glauben, was Ihre Nachbarin aus Nummer 74 bestellt hat.«

Ich schiebe mir die Briefe unter den Arm und bin ganz Ohr. Vor diesen Plaudereien mit dem Briefträger hatte ich ja keine Ahnung, was für ein schillerndes Leben einige meiner Nachbarn führen! Fifty Shades of Grey hat viel dazu beigetragen.

»Also …«, beginnt er, senkt die Stimme und schaut sich um, was mir verrät, dass er etwas besonders Pikantes auf Lager hat.

Hinter mir klingelt das Telefon, und ich blicke seufzend über meine Schulter.

»Ich fürchte, das muss bis morgen warten«, sage ich.

»Okay«, antwortet er, winkt mir zu und macht kehrt.

Ich rase durch den Flur zurück, werfe die Post auf den Tisch und schnappe mir das Telefon. »Hallo, Prinzessin-auf-Sparkurs.«

»Hey, Pen, ich bin’s.«

Normalerweise freue ich mich, wenn Mark anruft, aber heute bin ich doch ein bisschen sauer, dass ich deswegen eine saftige Klatschgeschichte verpasst habe. Mark und ich telefonieren jeden Tag drei- bis viermal, deshalb muss es natürlich so kommen, dass er in den seltenen Momenten anruft, in denen ich gerade einem realen Menschen gegenüberstehe.

Die Anrufe sind nie wichtig, nur Routinekram wie die Überlegung, was wir abends essen, oder die Erinnerung, die Gasrechnung zu bezahlen. Meistens rufe ich an, denn im Grunde will ich nur sichergehen, dass meine Stimme noch funktioniert, wenn sie seit Stunden nicht mehr benutzt wurde.

»Hi, Schatz, alles okay?«

»Ja, alles bestens. Ich wollte dich nur fragen, ob wir heute essen gehen sollen.«

»Supergern«, antworte ich, ohne überhaupt erst nachzudenken. Ich würde so ziemlich alles tun, um nicht kochen zu müssen. »Gibt es einen Anlass?«, frage ich und gehe im Kopf meine Rotationskartei mit wichtigen Terminen wie Jahrestag unserer ersten Verabredung, Hochzeitstag, Marks Geburtstag und so weiter durch.

Nichts, Entwarnung.

»Ich dachte, wir könnten einen romantischen Abend gebrauchen. In Carcassonne haben wir uns doch vorgenommen, wieder mehr Zeit für uns einzuplanen.«

Früher hatten wir jede Woche einen festen Abend nur für uns beide. Aber seit ich die Firma gegründet habe, ist das anders. Ich bin zu sehr damit beschäftigt, Bräute zu treffen und mit potenziellen Kunden zu telefonieren.

»Das stimmt.« Ich erinnere mich gut an das magische Wochenende in Frankreich letzten Monat. Letzten Monat? Ich kann nicht glauben, dass es wirklich schon gut zwei Wochen her ist.

»In Fleet hat ein neues französisches Restaurant eröffnet. Sollen wir das mal ausprobieren? Du weißt schon, ein paar Erinnerungen an Carcassonne heraufbeschwören …«

Ich denke zurück an jene Stunden. »Ich glaube nicht, dass wir uns in einem Restaurant so aufführen dürfen.« Ich fächle mir mit einem Blatt Papier Luft zu. Liegt das an mir, oder ist es hier drin plötzlich ziemlich warm?

»Dann eben hinterher, wenn wir wieder zu Hause sind.«

»Klingt gut. Reservier einen Tisch, und wir sehen uns später.«

Unser Wochenende in Carcassonne war ein ziemlich heißes Erlebnis. Als wollten wir unsere zweiwöchigen Flitterwochen in sechsunddreißig Stunden wieder aufleben lassen. Plötzlich freue ich mich auf das, was bisher wie ein langweiliger Abend vor dem Fernseher aussah. Wenn Mark und ich doch nur immer noch versuchen würden, schwanger zu werden. Diese glühende Leidenschaft kommt mir vor wie Verschwendung. Na ja, keine totale Verschwendung.

»Eine Sache noch«, sagt Mark, »ich habe vorhin mit Nanny Violet telefoniert, und sie klang ein bisschen seltsam. Könntest du kurz bei ihr vorbeischauen, falls du sowieso etwas zu erledigen hast?«

Ich schaue auf meine To-do-Liste, die heute immer länger statt kürzer wird. Ich muss den Probekapiteln meines Buches den letzten Schliff verpassen, und heute Nachmittag treffe ich mich mit einer meiner Bräute, Ellie, die im Dezember heiraten wird, bei ihrer Floristin. Doch ich bringe es nicht übers Herz, Mark zu sagen, dass mir die Stippvisite bei Nanny Violet lästig ist, denn seine Oma bedeutet ihm unendlich viel, und sie ist neunundachtzig. Sieht so aus, als würde ich ab jetzt durcharbeiten, bis wir heute Abend ausgehen.

»Sicher, ich kann heute Nachmittag vorbeischauen.«

»Danke, Pen. Ich buche den Tisch für acht Uhr.«

Ich lege auf, widme meine Aufmerksamkeit wieder der To-do-Liste und setze Nanny Violet darauf. Dann fällt mir ein, dass ich diese Frau anrufen sollte, die Cathy erwähnt hat. Ich nehme den Hörer in die Hand, aber bevor ich die Nummer wählen kann, klingelt es an der Haustür.

Ein Blick auf die Armbanduhr verrät mir, dass es bereits halb zwölf ist. Nicht nur, dass ich noch keine Kaffeepause hatte, ich habe es auch noch nicht geschafft, das Zimmer aufzuräumen, bevor meine Kunden hier auftauchen. Ich versuche eigentlich, keine Termine zu Hause zu vereinbaren, da ein tristes Reihenhaus in einem Randbezirk von Farnborough nicht die professionellste Umgebung ist. Hinzu kommt, dass ich sogar für ein kurzes Treffen lächerlich viel Zeit in die Putzerei investieren muss.

Rasch schiebe ich die Blätter auf dem Küchentisch zusammen und stapele die Hochzeitsmagazine ordentlich, stelle mein Frühstücksgeschirr in die Spülmaschine und nehme mir vor, nicht zu vergessen, es nachher richtig einzuräumen.

Dann sause ich zur Haustür und öffne. »Hi, Josh, Mel«, begrüße ich die beiden beim Eintreten und verteile Luftküsschen.

Zu meinem Glück kenne ich diese potenziellen Kunden und muss mir nicht zu viele Gedanken über den Zustand des Hauses machen.

Josh ist mein Mentor in der Gruppe der anonymen Spieler, und Mel ist sein langjähriger Lebenspartner. Nachdem ich mir endlich eingestanden hatte, dass ich unter Spielsucht leide, habe ich diese Gruppe aufgesucht und kam mit Josh zusammen. Er hat mir nicht nur dabei geholfen, mit dem Spielen aufzuhören, sondern auch, meine Hochzeit zu retten.

»Kommt mit«, sage ich und führe die beiden in die Küche, wo ich endlich den Wasserkessel aufsetze. »Tee, Kaffee?«, frage ich und eile geschäftig hin und her. Ich bin nervös, obwohl das lächerlich ist. Neue Klienten machen mich zwar immer nervös, aber Josh kenne ich bald zwei Jahre, und er hat mir durch verdammt schwierige Zeiten geholfen. Ich hätte nie gedacht, dass mich bei ihm diese Neukunden-Anspannung überkommt.

»Für mich bitte Kaffee«, sagt Mel und lächelt.

»Für mich nichts, danke«, sagt Josh.

Während ich darauf warte, dass das Wasser kocht, bereite ich die Kanne vor und beobachte Josh aus den Augenwinkeln. Er rutscht nervös auf dem Stuhl herum, als fühle er sich unwohl, stützt den Ellenbogen ungelenk auf den Tisch, legt den Kopf in die Hand, rutscht mit dem Ellenbogen ab und reißt die Hochzeitsmagazine mit sich. Als sei das reines Gift, lehnt er sich erschrocken nach hinten, während der Stapel Magazine auf seinem Schoß landet.

Anscheinend bin nicht nur ich nervös.

»Wie aufregend, dass ihr beide nun also heiratet«, sage ich und versuche mich an die Verkaufssprüche zu erinnern, die ich normalerweise bei neuen Kunden anwende.

»Ja«, antwortet Mel. »Kannst du das glauben? Wir hätten auch nie gedacht, dass dieser Tag mal kommt.«

»Das kannst du laut sagen«, murmelt Josh.

Er schaut zu Boden, und Mel wirft ihm einen Blick zu, wie ich ihn von Mark ernten würde, wenn ich in der Öffentlichkeit etwas Peinliches gesagt hätte.

»Hoffentlich gelingt es mir, für euch etwas ganz Besonderes auf die Beine zu stellen«, sage ich.

Ich gieße heißes Wasser in die wartende Stempelkanne und trage sie zum Tisch, zusammen mit Tassen, Milch und Zucker. Zum Glück habe ich eine Tasse mehr genommen, denn Josh hat anscheinend vergessen, dass er keinen Kaffee wollte. Er gießt sich eine Tasse ein, rührt energisch darin herum und wippt im gleichen Tempo mit den Knien.

Als ich Josh kennenlernte, hielt er nichts vom Heiraten, und doch ist er jetzt hier, damit ich seine Hochzeit plane.

»Habt ihr euch schon Gedanken über den Rahmen gemacht?«, frage ich und schaue zwischen den Männern hin und her.

»Nur enge Freunde und die Familie«, antwortet Mel. »Nichts Protziges.«

»Ja, etwas ganz Kleines und Intimes«, stimmt Josh zu.

Es erleichtert mir meinen Job, wenn beide Parteien sich einig sind. »Gut. Was ist mit dem Wann und Wo?«

»So weit sind wir noch nicht«, sagt Mel. »Als die Homo-Ehe legalisiert wurde, gab es keinen Grund mehr, nicht in den Hafen der Ehe einzulaufen, und als Josh endlich einverstanden war, habe ich sofort gesagt, dass du die Hochzeit planen musst. Weiter sind wir noch nicht.«

»Das ist ein guter Start«, versichere ich lächelnd.

Josh rutscht immer noch unbehaglich auf seinem Stuhl herum, und mich überkommt so eine Ahnung, dass er mit dieser Sache weitaus weniger einverstanden ist, als Mel denkt.

»Ich könnte mir gut eine Motto-Hochzeit vorstellen«, sagt Mel und zuckt dann kaum merklich zusammen, weil Josh bei dieser Bemerkung sämtliche Muskeln angespannt hat. Das ist kaum zu übersehen, da er ziemlich viele hat.

»Was für eine Art von Motto?« Mir schießen die fürchterlichsten Stereotype durch den Kopf, Dragqueens mit Tiaren und Federboas.

»Keine Ahnung«, antwortet Mel und sieht Josh fragend an. »Irgendetwas Klassisches.«

»Vielleicht sollten wir erst einmal das Grundsätzliche klären«, sagt Josh und räuspert sich.

»Natürlich«, stimme ich zu. Aber meine Gedanken sind jetzt im Moulin Rouge, und ich trage ein Cancan-Outfit. »Erster Punkt: Habt ihr ein Budget festgelegt?«

»Noch nicht«, antwortet Mel.

»Nun, damit müsst ihr anfangen. Wie viel ihr ausgeben wollt, was für einen Ort ihr euch vorstellt, Landhotel, etwas Ausgefallenes … und natürlich, am wichtigsten, der Termin.«

»Wir schaffen das, nicht wahr, J?«, fragt Mel.

So blass, wie Josh geworden ist, bin ich mir da nicht so sicher.

»Perfekt«, überbrücke ich die Stille, da Josh nicht antwortet. »Wenn ihr diese Punkte geklärt habt, setzen wir uns wieder zusammen.«

Mel grinst, und Josh verzieht das Gesicht.

Das ist eines der schrägsten Eingangsgespräche einer Hochzeitsplanung, die ich je hatte. Nicht, dass ich schon viele hatte, aber die bisherigen fanden alle mit begeisterten Bräuten und Bräutigamen statt.

»Danke, Penny. Mit dir am Steuer ist alles unter Kontrolle.«

»Das ist lieb von dir, Mel.«

»Gut, dann sollten wir nicht noch mehr von deiner Zeit in Anspruch nehmen«, sagt Josh und springt förmlich auf. »Wir wollen nach London, ein bisschen shoppen.«

»Dann habt ihr sicher einen schöneren Tag als ich«, sage ich.

»Du warst noch nie mit Josh shoppen«, erwidert Mel lachend.

»He! Pass auf! Wer von uns hat denn letztes Mal drei Stunden in der Herrenabteilung von Harvey Nicks verbracht?« Josh grinst Mel an, und plötzlich ist er wieder der, den ich kenne.

»Geschah dir ganz recht, nach deiner Jagd auf Budapester.«

Die beiden marschieren aus der Küche und zanken sich den ganzen Weg bis zur Haustür, wer von ihnen beim Shoppen schlimmer ist.

»Wir melden uns«, sagt Mel zum Abschied. »Und zwar bald. Der Bursche hier ist so nervös, dass er seine Meinung wieder ändern wird, wenn wir es nicht schnell durchziehen.«

Ich lächle und kann nicht umhin, mich zu fragen, ob er das nicht bereits getan hat.

»Super, ich sehe dich dann in der Gruppe«, verabschiede ich mich von Josh. Ich sollte da wirklich wieder regelmäßiger hingehen. Seit der Gründung von Prinzessin-auf-Sparkurs habe ich ein paar Mal geschwänzt. Aber das muss sich ändern. Schließlich weiß ich jetzt, dass eine Sucht nie ausheilt und man lernen kann, damit umzugehen. Der beste Weg dahin führt über die Gruppensitzungen, die dich daran erinnern, gegen was du dich behaupten musst.

»Bis dann.«

Ich winke den beiden nach und frage mich, ob es je einen zweiten Termin geben wird. Durch Hochzeitsplanungen bekomme ich tiefe Einblicke in die Dynamik einer Beziehung. Es gibt Leute, bei denen könnte ich schwören, dass sie es nicht einmal bis zum Ende der Flitterwochen schaffen, geschweige denn »bis das der Tod uns scheidet«.

Ich behaupte nicht, dass Josh und Mel nicht kompatibel sind – das sind sie meiner Meinung nach schon –, ich befürchte nur, dass Josh nicht so gern heiraten möchte wie Mel. Aber vielleicht liege ich ja falsch. Möglicherweise erwärmt sich Josh noch für die Idee. Ich hoffe es sehr. Von all meinen Klienten würde ich gerade ihm so gern einen wunderschönen Tag planen und mich für alles revanchieren, was er für mich getan hat.

Apropos seltsame Paare, ich sollte mich auf den Weg zur Floristin machen. Es geht um die Hochzeit von Ellie und dem stummen Blake. Ich gebe normalerweise meinen Bräuten einen Spitznamen, damit ich sie mir besser merken kann, aber in diesem Fall hat der Bräutigam einen bekommen, da er – wie soll ich sagen – sehr speziell ist. Ich bin ihm mittlerweile dreimal begegnet, und er hat nie mehr als »Hallo« gesagt. Das ist schon allein deshalb bemerkenswert, da ich Ellie seit Jahren kenne und weiß, wie sie ist. Ellie ist eine Arbeitskollegin meiner besten Freundin Lou, und unsere Bekanntschaft ist im Laufe der Zeit bei etlichen Flaschen Wein entstanden. Sie gehört zu den Menschen, die jedem das Gefühl geben, ein enger Freund zu sein. Ellie ist herzlich und quirlig und damit das krasse Gegenteil von Blake, der das personifizierte Schweigen darstellt. Aber Gegensätze ziehen sich ja angeblich an.

Ich schnappe mir meine Handtasche und darf auf keinen Fall meinen neuen Filofax vergessen, den ich mir zur Firmengründung gegönnt habe. Das ist zwar 1990er-Jahre-mäßig, aber viel praktischer, als alles in den iPhone-Kalender zu tippen, was bei meinen ungelenken Daumen ganz schön knifflig sein kann.

Ich fahre ein bisschen früher los, weil ich Mark ja versprochen habe, bei seiner Großmutter vorbeizuschauen. Und da es jetzt Mittagszeit ist, stehen meine Chancen gut, dass ich einen Käsetoast abstaube. Das mag zwar das einfachste Mittagessen der Welt sein, aber niemand macht es so perfekt wie Nanny V.  Sie schneidet den Toast sogar in appetitliche Viertel.

Es muss mindestens einen Monat her sein, dass ich sie gesehen habe. Sofort bekomme ich ein schlechtes Gewissen. Hochzeiten zu planen ist kein Job, den man ausschließlich während der üblichen Bürozeiten erledigen kann. Trauungen und die damit in Verbindung stehenden Ereignisse finden oft am Wochenende statt, und berufstätige Bräute haben meistens nur samstags Zeit für Termine. Deshalb sind meine Besuche bei Marks Großmutter ziemlich selten geworden. Ich muss mir mehr Mühe geben, wenigstens einen freien Nachmittag pro Woche für sie einzuplanen.

Momentan betreue ich zwar nicht so viele Hochzeiten, aber dank harter Arbeit habe ich für nächstes Jahr bereits einige Vormerkungen. Es läuft gut, ich habe bisher fünfzehn Buchungen. Mit ein bisschen Glück mache ich dann sogar Gewinn, und Mark bekommt nicht mehr jedes Mal fast einen Herzinfarkt, wenn er unsere Kontoauszüge sieht. Zum Glück hat er einen guten, sicheren Job und kann damit fast unsere gesamten Lebenshaltungskosten abdecken. Die Firmengründung hat jedoch unsere mageren Ersparnisse gefressen, und bis mein Geschäft Gewinn abwirft, haben wir keine Chance, die wieder aufzustocken.

Ich parke vor Nanny Violets Bungalow und sehe Teds Wagen. Wir haben uns in dem Militärmuseum kennengelernt, wo er mein Kollege bei den ehrenamtlichen Mitarbeitern war. Nur zu gern würde ich ihn und Nanny Violet verkuppeln. Die beiden wären während des Krieges beinahe ein Paar geworden, doch es war die tragische Geschichte einer verlorenen Liebe, die dazu führte, dass sie beide jemand anderen heirateten. Und nun, gut siebzig Jahre später, haben sie sich doch noch gefunden.

Mark sagt immer, ich solle aufhören, den beiden zu einem Happy End verhelfen zu wollen, und mich damit zufriedengeben, dass Nanny sehr viel glücklicher ist, seit die beiden sich vor etwa anderthalb Jahren wiedergetroffen haben. Seither sagt sie uns nämlich nicht mehr ständig, dass sie bald den Löffel abgeben wird. Aber da ich nun mal eine hoffnungslose Romantikerin bin, werde ich erst zufrieden sein, wenn ich für die beiden eine ganz tolle Hochzeit geplant habe.

Als ich durch den Vorgarten auf den Bungalow zugehe, wird die Haustür schwungvoll aufgerissen. Was für eine freudige Begrüßung, denke ich lächelnd, aber Nanny Violet tritt gefolgt von Ted aus dem Haus.

»Penelope!« Dicht vor mir bleibt Violet ruckartig stehen. Sie sieht mich an, als sei ich ein Gespenst. Ich war zwar lange nicht hier, aber dass mein Anblick sie derartig erschreckt, hätte ich nicht gedacht.

»Hallo. Ungünstiger Zeitpunkt?«, frage ich.

»Wir wollten gerade gehen«, antwortet Ted freundlich.

Ich widerstehe der Versuchung, ihn zu drücken. So geht es mir jedes Mal, wenn ich ihn sehe. Zu gern würde ich ihn als Opa »adoptieren«.

»Habt ihr etwas Schönes vor?«, frage ich. Immerhin ist Mittagessenszeit. Vielleicht könnte ich mich ihnen anschließen und auf die Schnelle einen Happen verdrücken.

»Wir gehen in die Kirche«, antwortet Nanny Violet. »Ähm … Beerdigung eines alten Freundes.«

Ich betrachte erst Ted in seinen für einen alten Mann ziemlich trendigen Chinos, und dann Violet, die ebenfalls eine Hose und dazu eine fuchsiafarbene Strickjacke trägt. Die beiden sind ungewöhnlich angezogen für eine Beerdigung. Vor allem, da Violet es bei solchen Veranstaltungen immer sehr genau nimmt mit der schwarzen Kleidung.

»Oh, das ist schade«, antworte ich und frage mich, was die beiden tatsächlich vorhaben.

»Möchtest du etwas Bestimmtes?«, fragt Violet.

»Nein«, erwidere ich und denke an den Käsetoast. »Ich muss zu einer Floristin ganz in der Nähe und wollte die Gelegenheit nutzen, um zu sehen, wie es dir geht.«

»Wie aufmerksam. Es wäre nett gewesen, ein bisschen zu plaudern, da wir uns lange nicht gesehen haben. Komm doch am Wochenende mal vorbei. Zusammen mit Mark?«

»Gern.« Ich versuche ihr in die Augen zu sehen, aber sie weicht meinem Blick aus.

»Und wir sehen uns ja auch nächste Woche«, sagt Ted.

Nanny Violet wirft ihm einen seltsamen Blick zu.

»Auf der Hochzeitsmesse, meine ich«, fügt er rasch hinzu.

»Auf alle Fälle«, versichere ich und sehe zu, wie die beiden in seinen Micra steigen.

Sie winken kurz, Ted lässt den Motor an, und sie fahren davon.

Was für eine seltsame Begegnung. So komisch hat sich Nanny Violet nicht mehr verhalten, seit sie mich des Fremdgehens verdächtigte und beinahe meine Hochzeit platzenließ.

Ich steige wieder in meinen Wagen und sehe den Filofax aus meiner Tasche ragen. Das erinnert mich daran, wie viel ich noch zu tun habe. Wenn ich Ted nächste Woche im Museum treffe, werde ich ihn ausquetschen, was mit Nanny Violet los ist.

Kapitel drei

Sally Jessop @Jessoplady

Hoffe, heute auf der Hochzeitsmesse @prinzessin_auf_sparkurs zu treffen! Brauche unbedingt Hilfe beim Planen meiner Hochzeit. Bin so clueless wie Alicia Silverstone.

Penny Robinson @prinzessin_auf_sparkurs

Sprich mich einfach an, @Jessoplady! Ich helfe dir gern bei deinem großen Tag. ☺

Penny, du hast unsere Erwartungen noch übertroffen. Du kannst sehr zufrieden mit dir sein«, lobt mich Cathy.

Das erinnert mich daran, wie es war, in der Schule ein Sternchen zu bekommen. Als ich von der Galerie hinunter auf die große Halle schaue, erfüllt mich der Anblick mit Stolz. Meine organisatorischen Fähigkeiten scheinen echt grenzenlos zu sein.

Als mich Cathy, die Kuratorin des Surrey Militärmuseums, fragte, ob ich eine Hochzeitsmesse organisieren könne, war ich mehr als nur ein bisschen nervös. Ich habe noch nie ein Event organisiert, bei dem nicht jemand anderer die Gäste einlädt und die Zu- und Absagen verwaltet.

Das Warten heute Morgen war schrecklich. Nachdem alle Aussteller ihre Stände aufgebaut hatten, fehlten nur noch die zukünftigen Bräute. Aber erstaunlicherweise kamen sie, und es wurden immer mehr, und mittlerweile sind sie in Scharen da.

»Danke, Cathy.«

»Es gab sogar schon die ersten Interessenten, die hier ihre Hochzeit feiern möchten.«

»Wunderbar. Und ich habe mit ein paar Bräuten gesprochen, die gern ihre Hochzeit von Prinzessin-auf-Sparkurs planen lassen möchten, und etlichen anderen, die meinen Blog lesen.«

»Super. Wir sollten so etwas regelmäßig veranstalten.«