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Jede Nacht wenn wir träumen tauchen wir ein in eine Welt, die neben unserer existiert. In den Träumen erscheint uns alles möglich zu sein. Wir können fliegen,leben, lieben und alles einfach nur genießen. Manchmal haben wir das Gefühl, das die Realität und unsere Träume miteinander verschmelzen. Magst du ein Geheimnis wissen? Deine schönsten Träume sind real! Willkommen in der Welt vom Project1o1! Träume zusammen mit den Freundinnen Soelve und Lilly um herauszufinden was wirklich wirklich ist.
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Seitenzahl: 153
Veröffentlichungsjahr: 2018
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Es gab da diesen einen Tag.
Dieser Tag, der alles verändert hat.
Dieser Tag, den ich niemals vergessen werde.
Dieser Tag, an dem du in mein Leben gesprungen bist.
Dieses Buch ist für dich!
Sassette Meissonier
Im Licht des Glühwürmchens
Unsere Träume enden nie!
Bereits erschienen:
Die Lichtströmungen des Glühwürmchens (2015)
ISBN: 978–3–7347-9423-0
Cicindelae Spelunca
Longae Noctis
Tempus conticescere
Tanzend durch die Nacht
Das Geheimnis der drei Flocken
Ignis Vulpes
Suma no Mori
Der Stern des Sommers
Gedankenspiele
Glossar
An einem Tag im Sommer hatte Lilly ihre Freundin Sœlve überredet, mit ihr eine kleine Fahrradtour zu unternehmen. Sie hatten Proviant mitgenommen und wollten sich einen gemütlichen Ort suchen, um ein Picknick zu machen. Am Abend zuvor hatten sie sich bereits getroffen und gemeinsam einen Kuchen gebacken, der für die beiden alleine viel zu viel gewesen wäre... Wie es bei ihnen üblich war, vergaßen sie die Zeit und aus der kleinen Tour wurden schließlich einige Stunden, die sie durch die Gegend fuhren.
Ihre Tour startete wie so oft an Lillys Wohnung. Einst stand hier eine gefühlt unendlich lange Allee mit schönen alten Bäumen. Ein Kleinwüchsiger war nach einem heftigen Gewitter wie bekloppt durch die Gegend gerannt und hatte einen Baum nach dem anderen gefällt. Nur ein einziger Baum hatte diesen Tag mehr oder weniger überlebt. Beim Gedanken an die einst wirklich wunderschöne Straße wurden die beiden Freundinnen immer wieder ein wenig traurig. Nach einigen Tagen hatten sie sich ein Herz genommen und kleine Bäume angepflanzt. Vielleicht würden diese ja auch nach einiger Zeit wieder zu stattlichen Beschützern heranwachsen.
Sie hatten sich zwar vorher auf einer Karte angeschaut, wohin sie ungefähr wollten, hatten aber Lust, noch ein wenig die Stadt zu erkunden. So fuhren sie kreuz und quer durch die Straßen und erreichten nach einiger Zeit den großen Fluss, der die Stadt in der Mitte teilte. Gemütlich fuhren sie die Promenade entlang und an der Brücke vorbei, über die sie bereits einmal auf die andere Seite des Flusses gekommen waren. Schließlich wurden die Häuser auf dieser Seite des Flusses immer vereinzelter und sie verließen endgültig die Großstadt. Mit den letzten Häusern endete zu ihrem Bedauern auch die so gut ausgebaute Promenade, die sich in zwei kleine, nicht so gut ausgebaute, Feldwege teilte. Sie folgten ihren Nasen und bogen einfach ab und schon kurze Zeit später war der Fluss hinter ihnen verschwunden. Vereinzelt kamen ihnen Fußgänger und andere Fahrradfahrer entgegen oder überholten sie gar. Da das Wetter so schön war, wollten sie sich auch definitiv von niemanden hetzen lassen. Als irgendwann ein junger Mann auf seinem Rennrad das dritte Mal an ihnen vorbeifuhr und ihnen zurief, dass er sie nun schon wieder überholt hatte, mussten die beiden einfach nur lachen. Irritiert fuhr er schließlich weiter und verschwand hinter dem nächsten Hügel.
Der Weg schlängelte sich durch Felder und kleine Wälder, vorbei an kleinen Koppeln mit Pferden oder Kühen und einmal sogar pechschwarzen Schafen. Mehrfach gabelte sich der Weg, bis sie schließlich an einem Schild ankamen, das den Weg in Richtung der Kalkgrube zeigte. Laut dem Schild sollte es auch nicht mehr so weit sein.
"Ich glaube hier müssen wir rein", rief Lilly Sœlve zu, als sie an eine weitere kleine Abzweigung kamen. Den Weg konnte man eigentlich nur als festgetretenen Sand bezeichnen, doch mit ihren Fahrrädern war das kein Problem.
Auf der einen Seite des Weges erstreckte sich ein weites Feld, auf dem einige Kühe friedlich grasten, und auf der anderen Seite ein dichter Wald.
Einige Zeit folgten sie dem Weg, bis sich auf einmal eine kleine Lichtung unter den Bäumen auftat. Und da bestätigte sich, was ihr Gefühl ihnen schon länger sagte... sie waren eine Straße zu früh abgebogen. Dafür wurden sie jedoch mit einer wunderschönen Aussicht belohnt. Die kleine Lichtung war angelegt worden, um eine gemütliche Pause machen zu können. Sie stiegen von ihren Rädern, um sich in Ruhe umschauen zu können.
Zwei Bänke standen auf der künstlichen Lichtung und luden zum Verweilen ein. Dank dem recht hohen und stabil wirkenden Holzzaun konnte man auch nicht aus Versehen in die Tiefe stürzen, denn es ging mindestens 40 Meter hinab. Die Aussicht war einfach nur herrlich, da sich der komplette Steinbruch vor ihnen erstreckte. Zu ihrer großen Freude war nicht eine einzige Menschenseele zu sehen. Ganz entspannt lehnten sie sich an den Zaun und alberten etwas herum, bis sie dann weiter fuhren. Der Weg teilte sich wieder. Geradeaus ging er genau so weiter wie schon die ganze Strecke, aber nach links führte ein schmaler Pfad in den Wald hinein. Sie überlegten nicht lange und bogen einfach auf den Pfad ein. Dieser war leider so schmal, dass sie nicht mehr nebeneinander, sondern nur noch hintereinanderfahren, konnten. Immer wieder waren einige Zweige im Weg und sie mussten sich darunter hinweg ducken.
Der Pfad war zwar dicht gesäumt mit Bäumen, aber an vereinzelten Stellen lichteten sich die Baumgruppen und boten ihnen einen tollen Blick auf den Steinbruch. Lilly rief auf einmal, dass sie ein Reh gesehen hätte. Leider war Sœlve zu langsam und es war verschwunden bevor sie es sehen konnte. Es wunderte Sœlve aber auch nicht, dass Lilly mit ihren Vampiraugen deutlich mehr sehen konnte. Immer wenn sie ihre Kräfte aktivierte, bekamen ihre Augen das Aussehen von violetten Katzenaugen, welche Sœlve so sehr liebte. Jedes einzelne Mal, wenn Lilly dies tat, hätte sie in diesen Augen versinken können. Doch während der Fahrt konnte sie es leider nicht riskieren, länger neben ihrer Freundin zu fahren und ihr in die Augen zu schauen, da der Weg einfach zu uneben war. Je weiter sie fuhren, desto holpriger wurde der Weg. Es schien, als ob die Strecke nicht sehr oft befahren wurde.
Während sie dem Weg folgten, erstreckte sich auf einmal eine riesige Blumenwiese zu beiden Seiten des Weges, deren weiße Blüten ihnen bis zur Brust gingen. Ein zarter, süßlicher Geruch erfüllte das Feld, das im Lichte der Sonne erstrahlte. Wieder gabelte sich der Weg, wobei einer der Wege genau durch das Feld führte. Ohne zu überlegen fuhren die beiden in das Feld hinein. Die Blumen waren hier etwas höher als sie vorher noch waren. Von weitem hätte man höchstens die roten und violetten Haare der Mädchen sehen können.
Das Blumenmeer erstreckte sich immer weiter und der Geruch war nun allgegenwärtig bis sie einen kleinen Holzsteg erreichten, der zwischen großen Bäumen befestigt war. Dieser kleine Steg war an der Seite mit einem Zaun abgesichert, da er direkt an der höchsten Stelle des Steinbruches vorbeiführte.
Der Ausblick war so schön, dass die beiden eine kleine Pause machten. Von oben war zu erkennen, dass am Fuße des Steinbruches ein kleiner, etwas versteckter Platz war, an dem sie bestimmt gut picknicken konnten. Da sie schnell dorthin kommen wollten, bestiegen sie wieder ihre Räder und folgten dem Weg, der sich abermals durch das Blumenmeer schlängelte. Immer wieder wuchsen unbekannte Sträucher mit riesigen Blättern zwischen den Blumen, so als ob sie ein wenig natürliches Chaos in die Schönheit der Blumen bringen wollten.
Zwischendurch konnten sie auch immer wieder bunte Libellen entdecken, die ihre Kreise über dem Feld zogen. Eine knallgrüne Libelle flog auf Lillys Kopf und fuhr einige Meter als "blinde Passagierin" mit. Sœlve, die auf diesem schmalen Weg hinter ihrer Freundin fuhr, dachte sich, nicht zum ersten Mal, wie erstaunlich zutraulich die Tiere doch zu ihrer Freundin waren.
Bevor sie jedoch weiter in ihren Gedanken versinken konnte, führte der Weg auf einmal steil mit scharfen Kurven nach unten. Für Fahrräder war dieser Weg sicherlich nicht angelegt worden. Nur wenige Augenblicke später erstreckte sich der Steinbruch vor ihnen. Ein großes Schild wies darauf hin, dass Fahrräder nicht gestattet waren. Sie schlossen ihre Räder an einen Zaun an und begaben sich in den Steinbruch. Ein mit Kies und Schotter bedeckter Weg führte immer weiter nach unten. Kleine Schilder an den Seiten zeigten auf, in welcher zeitlichen Epoche sie sich gerade von der Tiefe her befanden und welche Tiere zu der Zeit gelebt haben. Ein kleiner See befand sich am Fuß der Grube in dem sich Felsbrocken zu kleinen mit Gras, Moos und Rosen bewachsenen Inseln geformt hatten.
Nach einigem Suchen hatten sie endlich den kleinen Platz gefunden, den sie bereits von hoch oben gesehen hatten. Sie breiteten eine Decke aus und aßen ihr selbst gemachtes Essen. Nach der doch recht langen Fahrt tat es gut, ihre ausgehungerten Mägen mit Pizza-Muffins, Erdbeertorte und Mandel-Oliven zu füllen. Sobald die beiden den Steinbruch betreten hatten, waren beinahe schlagartig sämtliche Tiergeräusche verebbt, so als ob die Tiere misstrauisch auf Sœlve reagierten. Je länger die Mädchen aber dort saßen und friedlich ihren Proviant verzehrten, desto mehr erfüllte sich die Luft wieder mit dem Gesang der Vögel und dem rhythmischen Quaken der Frösche, die sich einen Wettstreit mit der gefiederten Konkurrenz zu liefern schienen. Anscheinend war den Tieren klargeworden, dass keine Gefahr von dem Rotschopf ausging. So alberten sie viel herum und genossen die gemeinsame Zeit ohne eine andere Menschenseele weit und breit.
Als die Sonne unterging und das Licht die Umgebung in ein zartes Rosa tauchte, fingen Grillen in der Ferne an zu zirpen und gaben der Situation eine romantische Note. Es war langsam an der Zeit, die Sachen wieder einzupacken, als Lilly wieder das Reh entdeckte, das sie früher am Tag schon gesehen hatte. Vorsichtig stupste sie Sœlve an, die sich nun sehr freute, es auch zu sehen. Das Tier stand ganz ruhig da und schaute so in ihre Richtung, als ob es sie direkt anschauen wollte. Mit ganz langsamen Schritten kam es auf sie zu, blieb nur wenige Meter von ihnen entfernt stehen und schaute sie einfach nur an. Genau so langsam wie es auf sie zugekommen war, ging es nun Schritt für Schritt rückwärts.
"Ich glaube es will, dass wir ihm folgen", meinte Sœlve leicht gedankenverloren. Ohne weitere Worte standen sie von ihrem gemütlichen Baumstamm auf und folgten dem Reh in einen Bereich des Steinbruchs, an dem nur Büsche und Sträucher wuchsen. Ein von außen unsichtbarer Pfad schlängelte sich durch das Dickicht, bis vor ihnen eine Höhle auftauchte, die sie vorher gar nicht wahrgenommen hatten. Ehe sie sich versahen, war das Reh auch schon darin verschwunden. Da ihre Neugier geweckt war, betraten sie langsam die düstere Grotte. Nach einigen Schritten wurde es so dunkel, dass sie nicht einmal die Hand vor Augen sehen konnten. Wobei dies natürlich nur für Sœlve galt, da Lilly mit ihren Vampiraugen auch in der Dunkelheit alles problemlos erkennen konnte.
"Du wirst lieben, was du gleich sehen wirst!", flüsterte sie ihrer Freundin ins Ohr. Wenn Sœlve jemanden vollkommen vertrauen konnte, dann ihrer Freundin Lilly.
Nach einigen Schritten konnte auch Sœlve in der Ferne ein schwaches Schimmern erkennen, das stärker wurde, je näher sie kamen. Als ob sich ein Fenster in das Universum vor ihnen geöffnet hatte, leuchteten grüne und violette Punkte, wie Sterne am Himmelszelt, an der Wand vor ihnen auf. Immer wieder flammten neue Punkte auf und andere erloschen in unregelmäßigen Abständen. Es dauerte etwas, bis Sœlve begriff, dass die Wand mit unzähligen Glühwürmchen übersät war. Auch wenn sie schon öfters Glühwürmchen gesehen hatte, so war es für sie jedes einzelne Mal so, als ob sie diese das erste Mal in ihrem Leben sehen würde. Lilly hielt nach wie vor ihre Hand und legte ihr einen Finger auf den Mund, damit sie keinen Laut von sich gab. Die beiden setzten sich auf den Boden und genossen den Augenblick.
Sie lehnten sich an die Wand hinter ihnen und kuschelten sich aneinander. Als Lilly ihren Kopf auf Sœlves Schulter legte, begann diese sie leicht zu streicheln.
"Ich hab dich sehr doll lieb!", hauchte Sœlve ihrer Freundin in die Haare, die sich daraufhin noch etwas enger an sie kuschelte.
Beide genossen die vollkommene Stille, die sie nun miteinander schweigend verbrachten, bis plötzlich ein lautes Krachen die Luft erfüllte. Durch das einsetzende Echo war nicht mehr erkennbar, woher das Geräusch gekommen war. Als sich wieder Stille in der Höhle ausbreitete, waren die Glühwürmchen verschwunden. Trotzdem leuchtete es noch sanft grün und leicht golden an der Wand, wo eben noch die Insekten ihr Licht verbreiteten hatten.
Sœlve und Lilly erhoben sich und schauten sich das Glimmen näher an. Eine Art leuchtender Staub bedeckte die Felsen mit einer zarten Schicht. Neugierig berührte Lilly den Staub mit dem Zeigefinger, der sofort grün leuchtete. Sofort griff sie mit beiden Händen nach der Wand und drückte diese dann Sœlve ins Gesicht, das auch sofort anfing zu leuchten. Diese war den Hauch eines Momentes etwas verwirrt, bis sie ihre Hände auch einfach gegen die Wand drückte und Lilly lachend den Staub ins Gesicht wischte. Es dauerte nicht lange, bis die beiden vollkommen vom grün und golden leuchtenden Staub bedeckt waren. Ihr Lachen erfüllte die ganze Höhle, das durch das Echo nur noch mehr verstärkt wurde.
Wieder krachte es, jedoch noch viel lauter als zuvor. Erst füllte Staub die Luft und dann schoss auf einmal ein gewaltiger Strahl Wasser auf sie zu, der immer stärker wurde, so dass sie sich nicht mehr auf ihren Beinen halten konnten. Lilly schaffte es noch Sœlves Hand zu ergreifen und sich an ihr festzuhalten als sie vom Strom mitgerissen wurden. Außer dass sie sich im eiskalten, pechschwarzem Wasser befanden, wussten sie bald nicht mehr wo oben und unten war. Das Wasser riss sie immer weiter in die Tiefe der Höhle. Immer wieder prallten sie gegen die Wände und scharfe Kanten. Zwar konnte Sœlve noch ihr grün leuchtendes Schutzschild um die beiden entstehen lassen, doch die Aufpralle an den Wänden waren einfach zu heftig. Nur mit letzter Mühe konnten die beiden sich an den Händen festklammern. So schnell wie der Strom auf sie zugekommen war, so schnell war dieser auf einmal auch verschwunden.
Als das Wasser mit einem Schlag weg war, waren sie noch in der Luft. Sœlve konnte nicht mehr rechtzeitig reagieren und so schlugen sie mit einem gewaltigen Knall auf dem Boden auf. Zwar hatte ihr magisches Schild, das sich mit grünem Licht wie Flügel um sie gelegt hatte, die beiden recht gut geschützt, doch war es nun wieder um sie herum erloschen. Mühsam versuchten sie, trotz der Schmerzen, aufzustehen und sich umzuschauen.
Vor ihnen erstreckte sich eine riesige Grotte, in die von irgendwoher Licht einfiel. Gigantische Stalaktiten hingen von der Decke herab und ebenso mächtige Stalagmiten wuchsen in die Höhe empor. Alles war von einem feuchten Film bedeckt.
Das Loch, durch das sie in diese Höhle gespült worden waren, war nun von einem gewaltigen Holzstamm versperrt. Es schien keinen Ausgang zu geben, der für sie erreichbar war. Einzelne Tropfen fielen in unregelmäßigen Abständen von der Decke hinab und machten kleine Platsch-Geräusche als sie auf dem feuchten Boden aufkamen.
Obwohl irgendwoher Licht kam, sahen die beiden keine Möglichkeit, aus der Höhle zu entkommen. Ein leises zischendes Geräusch war kurz zu hören und dann krachte auf einmal ein Stalaktit mitten zwischen sie. Nur Lillys blitzschnellen Reflexen war es zu verdanken, dass keine von beiden davon getroffen wurde. Lilly schrie auf, schubste Sœlve weg und sprang selbst in die andere Richtung als das Gestein abbrach. Nur um wenige Millimeter verfehlte das Geschoss die beiden. Doch bevor sie wussten, was überhaupt geschehen war, krachte auch schon der nächste Stalaktit nach unten und auch dieser verfehlte Lilly nur um Haaresbreite. Als Sœlve den roten Nebel entdeckte, der an der Decke waberte, schrie sie laut auf.
"Was willst du hier?! Verschwinde!"
Der Nebel sank gemächlich auf den Boden herab und nahm eine feste beinahe menschliche Gestalt an. Auch wenn sie nach wie vor nur aus rotem Nebel bestand, war eindeutig zu erkennen, dass sie eine Frau und etwas kleiner als die beiden war. Mit zielsicheren Schritten bewegte sie sich auf Sœlve zu und ein Funkeln leuchtete in ihren Augen auf.
"Gib mir deinen Kristall und ich lasse euch beide am Leben. Ihr wisst, dass ihr eh keine Chance gegen mich habt!", sagte sie mit einer zuckersüßen Stimme.
"Vergiss es! Der Kristall gehört mir und du wirst ihn niemals bekommen!", zischte Sœlve zurück.
Wieder erklang die zuckersüße Stimme der Nebelfrau: "Ach, wenn du wüsstest, was du mir noch alles geben wirst..."
Suma, wie das Wesen aus dem roten Nebel hieß, hatte den Fehler gemacht, sich nur auf Sœlve zu konzentrieren und Lilly vollkommen zu vergessen. Diese hatte in der Zwischenzeit ihre Kampffächer aus Atlantis erscheinen lassen und schlich sich lautlos von hinten an den Nebel heran.
"... du würdest dankbar sein, mir nur den Kristall zu geben."
In dem Augenblick, in dem sie ihren Satz beendet hatte, sprang Lilly mit einem gewaltigen Satz auf sie zu und stieß die aufgefächerten Waffen in den Nebel, der sofort seine Kontur verlor.
Ein wütender Schrei gellte durch die Höhle, als der Nebel wieder zur Decke hinaufstieg. Sofort krachten wieder Stalaktiten auf die beiden herab. Dieses Mal war Sœlve aber darauf vorbereitet und ergriff Lillys Hand, um ihr grün leuchtendes Schutzschild um sie erscheinen zu lassen. Gemeinsam schafften sie es irgendwie den fallenden Steinen auszuweichen. Bereits nach kurzer Zeit sank der Nebel erneut von der Decke herab und baute sich in seiner Frauenform wieder vor ihnen auf.
"Ich gebe euch beiden eine letzte Chance, mir den Kristall zu geben! Sonst...", den Satz vervollständigte sie nicht. Ihre eben noch so liebliche Stimme war nun ein leicht verzerrtes Fauchen geworden. Funkelten eben die Augen nur ein wenig, loderte nun ein Feuer, welches aus den Tiefen der Hölle hätte stammen können, in den Augenhöhlen.
Doch bevor sie ausreden konnten, hatte auch Sœlve ihr Katana aus Atlantis gerufen, das in ihrer Hand erschien. Die roten Kristalle auf den Waffen schienen vor Freude auf einen kommenden Kampf aufzuleuchten und dann passierte es: Suma versuchte nach Sœlves Herzkette zu greifen, um den Kristall zu bekommen. Lilly riss einen Fächer hoch und Sœlve schwang im selben Moment ihr Katana, um die Hand abzuwehren. Als sich das Katana und die Fächer berührten, passierte etwas, was zuvor noch nie geschehen war: ein helles rotes Leuchten strahlte aus den Kristallen, die direkt auf den Nebel von Suma zuschossen und sie in winzige Wassertröpfchen verwandelten.
Leider schien das den Nebel aber nicht aufhalten zu können, da sich die Wassertröpfchen wieder zusammensetzten und der Nebel erneut die Konturen einer Frau annahm.
"Ihr habt es ja nicht anders gewollt!", brüllte sie nun hasserfüllter und lauter als zuvor. Ehe sich die beiden versahen, war der Nebel verschwunden.