Imperium USA - Daniele Ganser - E-Book

Imperium USA E-Book

Daniele Ganser

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Beschreibung

Viele betrachten die USA als die größte Gefahr für den Weltfrieden. Woran liegt das? Ein Buch über Hintergründe, Motive und Mittel der Weltmacht USA. Nach Ansicht vieler haben die USA den stärksten destabilisierenden Einfluss auf das Weltgeschehen und stellen somit die größte Bedrohung für den Weltfrieden dar (Allensbach 2019). Diese traurige Spitzenstellung hat sich die Weltmacht Nr. 1 nicht von ungefähr erworben. Keine andere Nation hat seit 1945 so viele andere Länder bombardiert und so viele Regierungen gestürzt wie die USA. Sie unterhalten die meisten Militärstützpunkte, exportieren die meisten Waffen und haben den höchsten Rüstungsetat der Welt. Daniele Ganser beschreibt eindrücklich, wie die USA Weltmachtpolitik betreiben, in der Gewalt ein zentrales Element darstellt.

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Seitenzahl: 607

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Inhalt

Titel

Dank

Einleitung

1. Die USA sind die größte Gefahr für den Weltfrieden

Gallup befragt 67 000 Menschen in 65 Ländern

Die USA haben nach 1945 am meisten Länder bombardiert

Eisenhower warnt vor dem militärisch-­industriellen Komplex

Die US-­Militärausgaben sind Weltrekord

Lockheed Martin ist der größte Rüstungskonzern der Welt

Die USA sind eine Atommacht

Die USA haben über 700 Militärstützpunkte in fremden Ländern

Die USA haben mehr als 200 000 Soldaten im Ausland stationiert

Die besetzten Länder wehren sich

2. Die USA sind eine Oligarchie

300 000 Superreiche lenken das Imperium

Es gibt 100 Millionen Arme in den USA

Es gibt 540 Milliardäre in den USA

Das Ende des amerikanischen Traums

Die Superreichen bestimmen die Politik

US-­Wähler haben kaum Einfluss auf die Politik

3. Die Indianerkriege

Die europäischen Großmächte teilen Amerika unter sich auf

Die Engländer gründen 1607 Jamestown

Der Export von Tabak nach London

Die dreizehn Kolonien am Atlantik

Die Unabhängigkeitserklärung von 1776

Der Kampf gegen das britische Imperium

Der Krieg gegen Mexiko 1846

Die Vernichtung der Indianer

Das Massaker bei Wounded Knee 1890

Vier Millionen tote Indianer

4. Die Ausbeutung der Sklaven

Die Verschleppung von 12 Millionen Afrikanern

Bürgerkrieg und Abschaffung der Sklaverei 1865

Der Ku-­Klux-­Klan will die Vorherrschaft der Weißen

Martin Luther King stärkt die Bürgerrechtsbewegung

5. Nordamerika ist nicht genug

Die Explosion der Maine 1898

Die Eroberung von Kuba und Puerto Rico 1898

Der Putsch in Hawaii 1893

Die Eroberung der Philippinen 1898

Die Warnung von Generalmajor Smedley Butler

6. Die USA und der Erste Weltkrieg

Der Beginn des Ersten Weltkriegs 1914

Die Händler des Todes profitieren vom Krieg

Der Federal Reserve Act 1913

Die Versenkung der Lusitania 1915

Der Eintritt der USA in den Ersten Weltkrieg 1917

US-­Kriegspropaganda gegen Deutschland

Die Reparationen und der Vertrag von Versailles 1919

7. Die USA und der Zweite Weltkrieg

Der Reichstagsbrand 1933

Das Prinzip Menschheitsfamilie wird verraten

Die USA beliefern Adolf Hitler mit Erdöl

Henry Ford beliefert die Wehrmacht mit Armeefahrzeugen

Die Wiederwahl von Präsident Roosevelt 1940

Die USA unterbrechen die Erdöllieferungen an Japan 1941

Die USA überwachen den Funkverkehr der Japaner

Der Angriff von Japan auf Pearl Harbor 1941

Der US-­Kongress erklärt Japan und Deutschland den Krieg

Admiral Kimmel und Generalleutnant Short werden entlassen

Die andauernde Debatte über Pearl Harbor

Die USA werfen Atombomben auf Japan

Die USA eröffnen die Zweite Front erst 1944

8. Verdeckte Kriegsführung

Die USA gründen den Nationalen Sicherheitsrat 1947

Die CIA manipuliert die Wahlen in Italien 1948

Die CIA stürzt die Regierung im Iran 1953

Die CIA stürzt die Regierung in Guatemala 1954

Die CIA ermordet Premierminister Lumumba im Kongo 1961

Die Ermordung von Trujillo in der Dominikanischen Republik 1961

Die Ermordung von Präsident Diem in Vietnam 1963

Die Ermordung von General Schneider in Chile 1970

Che Guevara wird in Bolivien erschossen 1967

Die Mordanschläge der CIA auf Fidel Castro 1961

CIA-­Direktor Allen Dulles lenkt die Mörder

Der illegale Angriff der CIA auf Kuba 1961

Kennedy feuert CIA-­Direktor Allen Dulles 1961

9. Die Ermordung von Präsident Kennedy

Tatort Dallas, 22. November 1963

Das Märchen vom verrückten Einzeltäter Lee Harvey Oswald

Der Bericht der Warren-­Kommission 1964

Jim Garrison rollt den Fall 1967 neu auf

Die CIA behauptet, es gab keine Verschwörung

Die Rache von CIA-­Direktor Allen Dulles

10. Der Vietnamkrieg

Frankreich verliert seine Kolonie Indochina 1954

Vietnam wird in zwei Teile gespalten

Die Lüge vom Tonkin-­Zwischenfall 1964

Die USA werfen Napalm auf Babys und Buddhisten

Die Friedensbewegung und das Kent-­State-­Massaker 1970

Die USA stürzen Präsident Sukarno in Indonesien 1965

Das Massaker von My Lai wird aufgedeckt

Der geheime Krieg gegen Kambodscha und Laos

Die Briten und die USA bewaffnen die Roten Khmer in Thailand

11. Die Iran-­Contra-­Affäre

Der geheime Krieg der USA gegen Nicaragua 1981

Der Kongress verbietet einen Putsch in Nicaragua

Der NSC eröffnet ein geheimes Bankkonto in der Schweiz

Die CIA und der Kokainhandel

Saddam Hussein überfällt Iran und setzt Giftgas ein

Die USA verkaufen trotz Embargo Waffen an den Iran

Die Iran-­Contra Affäre erschüttert das Vertrauen der Bevölkerung

Die Verschwörer müssen nicht ins Gefängnis

Die Brutkastenlüge und der Krieg gegen Kuwait 1991

12. Die Anschläge vom 11. September

Ein neues Pearl Harbor

Die gescheiterte Untersuchung von Kean und Hamilton 2004

Totalausfall der US-­Luftabwehr

Millionengewinne mit Put-­Optionen

Die Sprengung von WTC7

Im Staub der Zwillingstürme wird Sprengstoff gefunden

Die Türme waren mit Asbest belastet

13. Der sogenannte »Krieg gegen den Terror«

Der Angriff auf Afghanistan 2001

Kampfdrohnen revolutionieren die Kriegsführung

Der illegale Angriff auf den Irak 2003

Wie Leitmedien Kriegspropaganda verbreiten

Die USA produzieren die größte Show der Welt

Alternative Medien stärken die Friedensbewegung

14. Das digitale Imperium

Der Fichenskandal in der Schweiz 1990

Die Überwachung der Bürger in China

Die Überwachung der Bürger in den USA

Das Internet revolutioniert die Welt 1994

Google verdiente 30 Milliarden Dollar in 2018

Facebook verdrängt auf Papier gedruckte Zeitungen

Facebook und die Wahl von Donald Trump 2016

Der Cambridge-­Analytica-­Skandal wird aufgedeckt

Cambridge Analytica und der Brexit 2016

Mikrotargeting beeinflusst Abstimmungen in der Schweiz

Die Gründung des Online-­Lexikons Wikipedia 2001

Die dunkle Seite der Wikipedia

15. Der Kampf um Eurasien

»Teile und herrsche«

Russland ist nur eine Regionalmacht

Die NATO-­Osterweiterung verärgert Russland

Der Putsch der USA in der Ukraine 2014

Die USA bombardieren Syrien 2014

Die Demütigung von China im Opiumkrieg 1839

China hat die größte Armee der Welt

China hat die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt

Die neue Seidenstraße 2013

16. Fazit

Chronologie

Ausgewählte Daten zur Geschichte der USA

1492 Der italienische Seefahrer Christoph Kolumbus überquert im Auftrag von Spanien den Atlantik und landet auf den Bahamas.

1607 Die Engländer gründen mit Jamestown die erste ständig bewohnte englische Kolonie in Nordamerika.

1619 Die erste Lieferung von 20 afrikanischen Sklaven an die britische Kolonie Virginia erfolgt durch holländische Händler.

1646 Für die Powhatan-­Indianer endet der Kontakt mit den Engländern in einer Katastrophe. Sie werden verdrängt und zu Tributzahlungen an Virginia in Form von Pelzen verpflichtet.

1776 In der Boston Tea Party vernichten die »Patrioten« englischen Tee und demonstrieren so ihren Widerstand gegen die britische Kolonialmacht.

1776 Die dreizehn britischen Kolonien in Nordamerika erklären am 4. Juli ihre Loslösung von Großbritannien und gründen den neuen Staat »Vereinigte Staaten von Amerika«.

1783 Das britische Imperium muss nach verlustreichen Kämpfen im Vertrag von Paris die dreizehn Kolonien in die Unabhängigkeit entlassen.

1788 Die Verfassung der USA tritt in Kraft.

1789 George Washington wird zum ersten Präsidenten der USA gewählt.

1803 Frankreich verkauft seine große Kolonie Louisiana für nur 15 Millionen Dollar an die USA, die dadurch ihr Staatsgebiet verdoppeln. Die Ansprüche der Indianer werden ignoriert.

1823 Die Monroe-­Doktrin verbietet den Europäern, in Amerika zu intervenieren, während die USA versprechen, dies auch in Europa nicht zu tun.

1831 In Virginia wird der Sklavenaufstand von Nat Turner niedergeschlagen.

1845 Die USA erobern die mexikanische Provinz Texas und vergrößern dadurch ihr Staatsgebiet.

1846 Die USA inszenieren einen Zwischenfall am Rio Grande und erklären Mexiko den Krieg.

1848 Im Diktatfrieden von Guadalupe Hidalgo muss Mexiko die Hälfte seines Landes inklusive Kalifornien an die USA abgeben. Damit ist die Ausdehnung der USA bis an den Pazifik abgeschlossen.

1860 Abraham Lincoln wird zum Präsidenten gewählt.

1861 Die sklavenhaltenden Südstaaten treten aus den USA aus und gründen ihr eigenes Land, das sie die »Konföderierten Staaten von Amerika« nennen. Ein blutiger Bürgerkrieg bricht aus.

1865 Der Bürgerkrieg endet mit der Kapitulation der Südstaaten. Die Sklaverei wird in den USA verboten. Präsident Abraham Lincoln wird erschossen.

1867 Russland verkauft Alaska für sieben Millionen Dollar an die USA.

1870 Der Afroamerikaner Hiram Revels aus Mississippi zieht als erster schwarzer Senator in den Kongress ein.

1890 Mit dem Massaker bei Wounded Knee enden die Indianerkriege. Von den ursprünglich fünf Millionen leben nur noch 250 000 Indianer, die in Reservate eingesperrt werden.

1893 Im Königreich Hawaii stürzen die USA Königin Liliuokalani und übernehmen die Regierung.

1895 In Kuba unterstützen die USA den Aufstand der lokalen Bevölkerung gegen die Kolonialmacht Spanien.

1898 Das Kriegsschiff USS Maine explodiert im Hafen von Havanna. Obschon Spanien dafür nicht verantwortlich ist, erklären die USA Spanien den Krieg.

1898 Im Frieden von Paris muss Spanien Kuba, die Philippinen, Puerto Rico und Guam an die USA abtreten. Die USA werden zur imperialistischen Macht.

1913 Mit der Verabschiedung des Federal Reserve Act durch den Kongress und der Unterschrift von Präsident Wilson überträgt die Regierung den US-­Banken die Macht zur privaten Geldschöpfung.

1914 In Europa bricht nach einem Mord in Sarajevo der Erste Weltkrieg aus.

1915 Präsident Wilson erlaubt US-­Banken die Vergabe von Krediten an die europäischen Kriegsparteien. Nach dem Krieg schuldete Großbritannien den USA mehr als vier Milliarden Dollar.

1915 Ein deutsches U-­Boot versenkt das britische Passagierschiff Lusitania vor der Südküste Irlands, das heimlich Kriegsmaterial von den USA nach Großbritannien transportierte.

1917 Die USA erklären Deutschland den Krieg, landen erstmals mit Truppen in Europa und verhelfen Großbritannien und Frankreich zum Sieg im Ersten Weltkrieg.

1919 In Versailles wird Deutschland die Alleinschuld für den Ersten Weltkrieg aufgebürdet und zu Reparationszahlungen in Milliardenhöhe verpflichtet, die über Frankreich und Großbritannien zurück in die USA fließen.

1920 In den USA erhalten Frauen das Wahlrecht.

1921 Frankreich besetzt Düsseldorf, nachdem Deutschland die Reparationszahlungen aussetzte. Deutschland verspricht, die Reparationszahlungen weiterzuführen.

1933 In Deutschland wird nach dem Reichstagsbrand von Adolf Hitler das Recht auf freie Meinungsäußerung sowie das Presse- und Versammlungsrecht abgeschafft.

1937 Japan greift China an und löst den Zweiten Japanisch-­Chinesischen Krieg aus.

1939 Mit dem Angriff von Hitler auf Polen beginnt der Zweite Weltkrieg. Deutschland wird weiterhin von den USA mit Erdöl versorgt.

1940 Präsident Roosevelt kandidiert erfolgreich für eine dritte Amtszeit.

1941 Die USA als größtes Erdölförderland stoppen im Juli alle Erdölexporte nach Japan.

1941 Der japanische Angriff am 7. Dezember auf Pearl Harbour ist für Präsident Roosevelt keine Überraschung, schockt aber die Bevölkerung und führt zum Kriegseintritt der USA.

1944 Die USA eröffnen die Zweite Front und landen mit Soldaten in der Normandie in Frankreich.

1945 US-­Präsident Truman lässt Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki abwerfen.

1945 Das UNO-­Gewaltverbot tritt in Kraft und verbietet Krieg weltweit.

1947 Die USA gründen den Nationalen Sicherheitsrat und die CIA und statten den Geheimdienst mit umfassenden Kompetenzen im Bereich der verdeckten Kriegsführung aus.

1948 Die CIA manipuliert die Wahlen in Italien und verhindert einen Sieg der Sozialisten und Kommunisten.

1949 Die USA gründen zusammen mit europäischen Staaten das Militärbündnis NATO und versichern, dass dieses rein defensiven Charakter hat.

1953 Im Iran stürzt die CIA zusammen mit dem britischen Geheimdienst MI6 Premierminister Mohammad Mossadegh in einem illegalen Putsch.

1954 In Guatemala stürzt die CIA Präsident Jacobo Arbenz in einem illegalen Putsch.

1959 Hawaii wird als 50. Bundesstaat in die USA eingegliedert.

1961 Der scheidende Präsident Eisenhower warnt vor der Macht des militärisch- industriellen Komplexes.

1961 Im Kongo lässt die CIA Premierminister Patrice Lumumba ermorden, der das Land in die Unabhängigkeit führte, und installiert Diktator Joseph Mobutu.

1961 In der Dominikanischen Republik ermorden von der CIA unterstützte Rebellen Diktator Rafael Trujillo.

1961 In Kuba versucht die CIA mit der illegalen Invasion in der Schweinebucht ohne Erfolg Präsident Fidel Castro zu stürzen.

1961 Die CIA gibt der Mafia den Auftrag, den kubanischen Präsidenten Fidel Castro zu ermorden.

1963 Martin Luther King spricht in Washington vor dem Lincoln Memorial über seinen Traum von Gleichberechtigung und Frieden.

1963 In Südvietnam unterstützen die USA einen Putsch gegen Präsident Diem, der gestürzt und ermodet wird.

1963 In Texas wird US-­Präsident John F. Kennedy erschossen, vermutlich im Auftrag des früheren CIA-­Direktors Allen Dulles.

1964 Vietnam wird in einem illegalen Krieg von den USA angegriffen, nachdem US-Präsident Lyndon Johnson die eigene Bevölkerung mit einer Lüge über einen Zwischenfall im Golf von Tonkin täuschte.

1965 In Indonesien ergreift General Mohamed Suharto in einem blutigen Putsch, unterstützt durch die USA, die Macht.

1967 In Bolivien wird Che Guevara festgenommen und von der bolivianischen Armee auf Anweisung der CIA erschossen.

1968 In den USA wird Martin Luther King in Memphis, Tennessee erschossen.

1969 Kambodscha wird von den USA in einem illegalen Krieg bombardiert.

1970 In Chile bewaffnet die CIA Rebellen, die General René Schneider entführen und töten.

1970 Die Nationalgarde erschießt bei Antikriegsprotesten an der Kent State Universität in Ohio vier Studenten.

1973 In Chile wird Präsident Salvador Allende durch General Augusto Pinochet mit Unterstützung der CIA in einem illegalen Putsch gestürzt.

1980 In Thailand bewaffnet und trainiert die CIA die kommunistischen Roten Khmer, die zuvor in Kambodscha einen Genozid durchgeführt hatten.

1981 In Nicaragua unterstützt die CIA die Contra-­Rebellen und versucht in einem illegalen Krieg vergeblich die Regierung zu stürzen.

1987 In den USA werden die Anhörungen über den Iran-­Contra-­Skandal im Fernsehen übertragen und erschüttern das Vertrauen der Bürger in ihre Regierung.

1989 US-­Präsident George Bush senior marschiert ohne UNO-­Mandat und daher illegal in Panama ein.

1990 Der irakische Diktator Saddam Hussein überfällt in einem illegalen Angriffskrieg das Nachbarland Kuwait, nachdem US-­Botschafterin April Glaspie ihm versichert hatte, er könne den Konflikt so lösen, wie er es für richtig halte.

1991 US-­Präsident George Bush senior vertreibt Saddam Hussein aus Kuwait und errichtet am Golf erstmals einen permanenten US-­Militärstützpunkt.

1994 In den USA kommt der Webbrowser Netscape Navigator auf den Markt. Das Internetzeitalter beginnt und revolutioniert den Informationsaustausch.

2001 Die Terroranschläge vom 11. September verbreiten in New York und Washington Angst und Schrecken. Das Gebäude WTC7 wird gesprengt.

2001 Die USA rufen den sogenannten »Krieg gegen den Terror« aus und bombardieren Afghanistan und Pakistan in einem illegalen Angriffskrieg ohne UNO-­Mandat.

2003 Der Irak wird von US-­Präsident George Bush junior und dem britischen Premierminister Tony Blair in einem illegalen Krieg angegriffen.

2008 Mit Barack Obama wird erstmals ein Afroamerikaner zum US-­Präsidenten gewählt.

2011 Libyen wird von Präsident Obama in einem illegalen Angriffskrieg bombardiert.

2011 In Syrien bricht ein Krieg aus. Die Briten und die USA bewaffnen die Rebellen und versuchen ohne Erfolg Präsident Baschar al-­Assad zu stürzen.

2013 In China startet Präsident Xi Jinping das Megaprojekt »Neue Seidenstraße«, das den Warentransport in Eurasien revolutionieren soll.

2013 Der Whistleblower Edward Snowden enhüllt den Überwachungsstaat der NSA und flieht nach Russland.

2013 In einer weltweiten Umfrage von Gallup werden die USA als die größte Gefahr für den Weltfrieden eingestuft.

2014 In der Ukraine stürzt die CIA Präsident Wiktor Janukowytsch und Ministerpräsident Nikolai Asarow, worauf Russland die Krim besetzt und nach einer Abstimmung in das russische Territorium integriert.

2017 In den USA zieht Präsident Donald Trump ins Weiße Haus ein.

2018 In China entscheidet der Nationale Volkskongress, dass Xi Jinping bis an sein Lebensende Präsident bleiben darf.

2019 Präsident Trump beschließt den Abzug der US-­Truppen aus Syrien.

2020 Präsident Trump lässt den iranischen General Qasem Soleimani mit einer Drohne in Bagdad ermorden.

Literatur

Empfohlene Bücher zur weiteren Vertiefung

Index

Anmerkungen

Orientierungspunkte

Titel

Inhaltsverzeichnis

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

ISBN: 978-3-98791-015-9

© Westend Verlag, Frankfurt/Main 2022

© Orell Füssli Sicherheitsdruck AG. Zürich 2020

Umschlaggestaltung und Motiv: Hauptmann & Kompanie Werbeagentur, Zürich

Dieses Buch widme ich allen Menschen, die Krieg, Terror, Folter und Kriegspropaganda aus tiefstem Herzen ablehnen und sich mit Ausdauer und Freude für den Frieden engagieren.

Dank

Dieses Buch wäre nicht möglich gewesen ohne die Forschung vieler anderer Menschen, von denen ich lernen durfte. Mein Dank geht zuerst an den US-­Linguisten Noam Chomsky, der den US-­Imperialismus seit Jahrzehnten kritisch beleuchtet und den ich in den USA getroffen habe. »Verlass dich nicht einfach auf die herkömmlichen Geschichtsdarstellungen und politwissenschaftlichen Schulbücher – greif zurück auf Monographien von Spezialisten und auf die originalen Quellen: Memoranden zur Nationalen Sicherheit und ähnliche Dokumente«, hat Chomsky in seinen Büchern geraten und dies auch bei unserem persönlichen Treffen in seinem Büro in Boston betont. Diesen Rat habe ich befolgt und sehr davon profitiert.1

Danken möchte ich auch dem leider kürzlich verstorbenen US-­Journalisten William Blum, der die verdeckten Operationen der CIA kritisch aufgearbeitet hat und den ich in Washington und London getroffen habe. Mein Dank geht auch an die US-­Amerikaner John Prados, Richard Gage und David Ray Griffin, welche sich kritisch mit der Geschichte der USA auseinandergesetzt haben und die ich in der Schweiz und in den USA getroffen habe. In Deutschland, wo ich in den letzten Jahren viele Vorträge zur internationalen Politik gehalten habe, möchte ich den Publizisten Dirk Müller, Mathias Bröckers, Jürgen Todenhöfer, Rainer Mausfeld, Ken Jebsen, Jens Wernicke und Michael Lüders danken, weil sie sich nie gescheut haben, den US-­Imperialismus offen zu kritisieren.

In Europa wird wenig über den US-­Imperialismus gesprochen, obwohl dieser einen gewaltigen Einfluss auf die internationale Politik hat. Viele wissen wohl, dass es ihn gibt, trauen sich aber nicht, darüber zu sprechen, weil sie persönliche Nachteile befürchten. Auch an Schulen und Universitäten wird selten über den US-­Imperialismus gelehrt und diskutiert. Dieses Buch habe ich daher auch für junge Menschen zwischen 15 und 25 Jahren geschrieben, die sich zum Thema US-­Imperialismus informieren möchten. Mein Anspruch war, so zu schreiben, dass jeder ohne Vorwissen das Buch verstehen kann. Alle zitierten englischen Texte habe ich selbst ins Deutsche übersetzt. Immer wenn ich ein Zitat oder eine Zahl angeführt habe, verweise ich am Ende des entsprechenden Abschnitts durch eine Anmerkung auf die verwendete Quelle, damit jeder alle Angaben in diesem Buch nachprüfen kann.

Über die USA ist schon viel geschrieben worden. Auch dieses Buch ist nur eine Perspektive unter vielen möglichen Perspektiven. Einige Menschen, von denen ich viel gelernt habe, konnte ich nie persönlich treffen, weil sie schon verstorben waren. Zu diesen gehört US-­Senator Frank Church aus Idaho, der eine sehr wichtige Untersuchung zu den Mordanschlägen der CIA veröffentlicht hat. Danken möchte ich auch dem jüdischen Pazifisten Murray Polner, der die Stimmen der US-­Friedensbewegung gesammelt und publiziert hat. Mein Dank geht auch an den US-­Fotografen Robert Stinnett, der mit seiner Forschung ein ganz neues Licht auf Pearl Harbor und den Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg geworfen hat. Danken möchte ich auch dem mutigen und scharfsinnigen US-­Bezirksstaatsanwalt Jim Garrison aus New Orleans, der die Ermordung von Präsident John F. Kennedy untersucht hat. Auch wenn diese Autoren nicht mehr unter uns weilen, lebt ihre Arbeit in ihren Texten weiter.

Mein Dank geht auch an mein Heimatland, die Schweiz, wo ich 1972 geboren wurde und immer in Frieden leben durfte. In der Schweiz konnte ich ausgezeichnete Schulen besuchen, wurde von engagierten Lehrern inspiriert und durfte viele spannende Menschen treffen. Bei Wanderungen in den wunderschönen Bergen und in ruhigen Momenten an einem glitzernden See habe ich Kraft und Inspiration getankt. Meiner wundervollen Frau Bea möchte ich danken, weil sie mich immer darin bestärkt hat, nach bestem Wissen und Gewissen meinen Weg zu gehen – auch dann, als ich Dozent an der Universität war und wegen der Brisanz meiner Forschungsresultate zum US-­Imperialismus unter Druck geriet. Unseren zwei Kindern Julia und Noah möchte ich danken, weil sie mit ihrer Lebensfreude aufzeigen, wie wunderbar das Leben ist. Danken möchte ich auch meiner Mutter Jeannette Ganser, meiner Schwester Tea Ganser und meinem 2014 in Lugano verstorbenen Vater Gottfried Ganser sowie den Eltern meiner Frau, Hans und Käthy Schwarz. Durch den Rückhalt meiner wunderbaren Familie wird meine Friedensforschung entscheidend gestärkt.

Ein großes Dankeschön geht an Dominik und Yvonne Graf, weil sie meine Forschung großzügig unterstützt haben und durch ihren Mut eine Inspiration für andere Menschen sind. Mein großer Dank gilt auch meinen langjährigen Freunden Sherpa Hänggi, Tobi Portmann, Marcel Schwendener, Däne Aebischer, Yves Pierre Wirz, Philipp Schweighauser, Laurenz Bolliger, Nick Beglinger, Raymond Schärer, Andreas Zimmermann, Tobi Sutter, Urs Beyeler und Dani Morf. Uns allen liegt der Friede sehr am Herzen, was immer wieder die Grundlage für spannende Gespräche bildet. Mein Dank geht auch an Alexandre Robaulx de Beaurieux und Dirk Wächter für das Erstellen der Grafiken. Meinem Verleger Stephan Meyer danke ich für die Unterstützung bei der Produktion und dem Vertrieb des Buches, und meinem Lektor Alwin Letzkus gebührt mein Dank für die sorgfältige Durchsicht des Manuskriptes. Dem Orell Füssli Verlag in Zürich, der auch meine Bücher »NATO-­Geheimarmeen« (2008), »Europa im Erdölrausch« (2012) und »Illegale Kriege« (2016) publiziert hat, danke ich für die langjährige und gute Zusammenarbeit.

Dr. Daniele Ganser

Swiss Institute for Peace and Energy Research (SIPER)

Basel, 1. April 2020

Einleitung

Ich habe dieses Buch geschrieben, um die Friedensbewegung zu stärken. Zur Friedensbewegung gehören alle Menschen, die Krieg und Terror ablehnen und auch keine Lügen und keine Kriegspropaganda wollen. Die Friedensbewegung hat es in allen Ländern der Welt immer gegeben, auch in den USA. Um dies zu belegen, zitiere ich in diesem Buch immer wieder Stimmen der US-­Friedensbewegung. Darunter auch diejenige des afroamerikanischen Bürgerrechtlers und Pfarrers Martin Luther King, der in klaren Worten zum gewaltfreien Widerstand gegen die Unterdrückung der Afroamerikaner und den illegalen Vietnamkrieg aufgerufen hat. Oder die Frauenrechtlerin Jeannette Rankin aus Montana, die als Abgeordnete im Kongress gegen die Teilnahme der USA am Ersten und am Zweiten Weltkrieg gestimmt hat. Oder den früheren NSA-­Mitarbeiter Edward Snowden, der die Überwachung der Bürger aufdeckte. Die Mitglieder der Friedensbewegung haben sich immer an ihrem Gewissen orientiert und sind nie mit dem Strom geschwommen. Sie haben Krieg und Kriegslügen auch dann abgelehnt und das öffentlich gesagt, wenn sie in der Minderheit waren. Einige Mitglieder der Friedensbewegung wurden erschossen, wie Martin Luther King. Andere wurden als »Verräter« und »Hure« diffamiert, wie Jeannette Rankin. Andere wiederum mussten die USA verlassen, wie Edward Snowden, der nun in Moskau lebt. Mit ihrem Beispiel haben sie andere Menschen inspiriert, auch dann gegen Krieg, Terror und Kriegspropaganda Stellung zu beziehen, wenn es schwierig ist und Mut braucht.

Die USA sind die größte Gefahr für den Weltfrieden. Aber bei aller Kritik an den 300 000 superreichen US-­Amerikanern, die das US-­Imperium lenken, darf es der Friedensbewegung nie darum gehen, den Hass zwischen den Nationen zu stärken. Unter den 330 Millionen Bewohnern der USA gibt es viele, die sich für den Frieden engagieren und den Imperialismus ablehnen. Sie sind zwar nicht in führenden Positionen im Weißen Haus und dominieren auch nicht den Kongress. Aber sie engagieren sich mit Herzblut für eine bessere und friedlichere Welt und arbeiten als Lehrerinnen, Künstler, Umweltschützer, Bürgerrechtler, Yogalehrerinnen, Schriftstellerinnen, Gärtner und vieles mehr. Man kennt sie kaum, aber jeder in der Friedensbewegung hat Einfluss, denn alles ist mit allem verbunden.

In meiner Forschung orientiere ich mich an folgenden drei Prinzipien: UNO-­Gewaltverbot, Achtsamkeit und Menschheitsfamilie. Das UNO-­Gewaltverbot wurde 1945 erlassen und verbietet die Androhung oder Anwendung von Gewalt in der internationalen Politik. Es ist leider in Vergessenheit geraten, und viele Menschen haben noch nie davon gehört. Daher erwähne ich es oft in meinen Büchern und Vorträgen, weil es ein ganz wichtiges Instrument der Friedensbewegung ist. Auch das Prinzip Achtsamkeit ist für die Friedensbewegung ein Juwel. Denn zu oft schon wurden wir Menschen durch Kriegspropaganda getäuscht und verwirrt. Doch das wäre nicht nötig. Wenn wir durch Achtsamkeit lernen, unsere eigenen Gedanken und Gefühle aus einer ruhigen Distanz zu beobachten, stärken wir unsere Klarheit. Wir müssen nicht alles glauben, was uns von den Medien erzählt wird. Durch Achtsamkeit erkennen wir, dass wir nicht unsere Gedanken und Gefühle sind, sondern das klare Bewusstsein, in dem sie aufsteigen und wie Wolken auch wieder vergehen.

Besonders wichtig beim Schreiben dieses Buches war mir das Prinzip Menschheitsfamilie. Denn leider ist es in der Geschichte immer wieder vorgekommen, dass wir als Menschheitsfamilie einzelne Mitglieder ausgeschlossen und getötet haben. Wir haben uns entlang von Nationalität, Religion, Hautfarbe, Geschlecht und Einkommen gespalten und abgewertet. Bei der Hexenverfolgung wurden Frauen der »Zauberei« beschuldigt, aus der Menschheitsfamilie ausgeschlossen und verbrannt. Bei den Indianerkriegen wurden Indianer als »Wilde« aus der Menschheitsfamilie ausgeschlossen, vertrieben und getötet. Beim Sklavenhandel wurden Afrikaner als »Tiere« aus der Menschheitsfamilie ausgeschlossen, diffamiert und ausgebeutet. Im Zweiten Weltkrieg wurden Juden als »lebensunwert« aus der Menschheitsfamilie ausgeschlossen und in Konzen­tra­tionslagern vergast. Im Vietnamkrieg wurden Vietnamesen von US-­Soldaten als »Termiten« bezeichnet, aus der Menschheitsfamilie ausgeschlossen und mit Napalm bombardiert. Im sogenannten »Krieg gegen den Terror« wurden Afghanen als »Terroristen« bezeichnet, aus der Menschheitsfamilie ausgeschlossen und getötet.

Das sich wiederholende Muster ist deutlich: Das Prinzip Menschheitsfamilie wird verletzt, indem eine Gruppe aus der Menschheitsfamilie ausgeschlossen, abgewertet und dann getötet wird. Natürlich sehen wir alle ganz unterschiedlich aus. Auch bezüglich Glaube, Nationalität, Ausbildung, Sprache und Einkommen sind wir nicht gleich und werden es nie sein. Doch das ist noch kein Grund, Gewalt einzusetzen. »Wir haben in der Welt ganz sicher ein Problem mit Feindseligkeiten, die außer Kontrolle geraten. Der Mensch ist geradezu ein Spezialist darin, andere auszugrenzen«, erklärt der holländische Zoologe Frans de Waal. »Der Mensch dämonisiert Menschen anderer Nationalität oder Religion, erzeugt Ängste und Wut. Diese Gruppen nennen wir dann schnell Unmenschen oder Tiere. Schon ist es leicht, die Unmenschen zu eliminieren, weil man kein Mitgefühl mehr mit ihnen haben muss.«2

Im April 2004 wurde publik, dass US-­Soldaten im irakischen Abu-­Ghraib-­Gefängnis Iraker gefoltert hatten. Die US-­Kriegspropaganda hatte den US-­Soldaten eingetrichtert, die Iraker seien schlechte Menschen, dadurch wurden sie aus der Menschheitsfamilie ausgeschlossen. Das hatte konkrete Folgen. Die US-­Soldatin Lynndie England führte in Abu-­Ghraib einen nackten irakischen Gefangenen an einer Hundeleine durchs Gefängnis. Ein anderer irakischer Gefangener musste mit schwarzer Kapuze auf einer Kiste balancieren, während an seinem Körper Drähte befestigt waren. Ihm wurde von den US-­Soldaten angedroht, dass ihm tödliche Stromschläge zugefügt würden, wenn er von der Kiste fiele. »Für Europa waren die Horrorbilder aus Sex, Folter und Erniedrigung schlichtweg ein Schock«, kommentierte Die Welt. Der Abu-­Ghraib-­Skandal zeigte drastisch, was passieren kann, wenn die Menschen einer ganzen Nation, in diesem Falle die Iraker, aus der Menschheitsfamilie ausgeschlossen werden.3

Man darf angesichts dieser Gewalt und Brutalität nicht zu dem Schluss kommen, dass wir Menschen nicht fähig sind, friedlich zusammenzuleben. Wir können es sehr wohl und tun es jeden Tag, an Millionen verschiedenen Orten. »Lassen sie uns zunächst unsere Haltung gegenüber dem Frieden selbst überprüfen. Zu viele von uns halten ihn für unmöglich«, erklärte US-­Präsident John F. Kennedy in einer seiner Reden. »Zu viele von uns halten ihn für nicht zu verwirklichen. Aber das ist ein gefährlicher, defätistischer Glaube. Er führt zu der Schlussfolgerung, dass der Krieg unvermeidlich ist, dass die Menschheit zum Untergang verurteilt ist, dass wir uns in der Gewalt von Kräften befinden, die wir nicht kontrollieren können.« Doch dies stimmt nicht, das wusste auch Kennedy. »Unsere Pro­bleme sind von Menschen geschaffen, deshalb können sie auch von Menschen gelöst werden. Die Größe, die der menschliche Geist erreichen kann, bestimmt der Mensch selbst.«4

Auch außerhalb der USA haben inspirierende Persönlichkeiten die Friedensbewegung geprägt. In Indien hat der Rechtsanwalt und Pazifist Mahatma Gandhi, der für mich ein großes Vorbild ist, immer wieder das Prinzip Menschheitsfamilie betont. »Die ganze Menschheit ist eine Familie«, sagte Gandhi. Er setzte bei seinem Protest stets auf einen gelassenen und freundlichen Ton, frei von Wut und Hass. Trotz ihres brutalen Vorgehens bezeichnete Gandhi weder die indische Polizei noch die indische Regierung oder die britische Kolonialmacht als Feinde. »Ich betrachte niemanden als meinen Feind«, erklärte Gandhi. »Alle sind meine Freunde. Ich möchte aufklären und die Herzen verändern.«5

Ich bin fest davon überzeugt, dass die Friedensbewegung im 21. Jahrhundert stärker wird, wenn sie sich an den Prinzipen Menschheitsfamilie, Achtsamkeit und UNO-­Gewaltverbot orientiert. Die Spaltung nach Nation, Religion, Hautfarbe, Geschlecht, Schulabschluss oder Einkommen sollte im 21. Jahrhundert durch die Einsicht ersetzt werden, dass alle Menschen zur Menschheitsfamilie gehören. Sie als Leserin und Leser gehören zur Menschheitsfamilie, egal wo Sie dieses Buch in den Händen halten und unabhängig davon, was Ihre Geschichte ist. Und ich als Autor gehöre auch zur Menschheitsfamilie, ebenso wie alle Personen, die in diesem Buch erwähnt werden, Opfer wie Täter. Zusammen sollten wir lernen, uns nicht zu töten, weil alles Leben heilig ist.

1. Die USA sind die größte Gefahr für den Weltfrieden

Die USA sind seit 1945 das Imperium. Als Imperium bezeichnet man das militärisch, wirtschaftlich und politisch mächtigste Land einer gegebenen Zeit. Die USA drucken den Dollar, die derzeit wichtigste Weltreservewährung. Sie sind eine Atommacht, haben die höchsten Militärausgaben, die größten Rüstungskonzerne und die meisten Militärstützpunkte in fremden Ländern. Die USA sind Vetomacht im UNO-­Sicherheitsrat und können dadurch verhindern, dass sie durch den UNO-­Sicherheitsrat verurteilt werden, wenn sie andere Länder illegal bombardieren und das UNO-­Gewaltverbot verletzen. Zudem dominieren die USA die NATO, das größte Militärbündnis der Welt mit derzeit 29 europäischen und nordamerikanischen Mitgliedsstaaten.

Wer sich für internationale Politik, Geschichte und Frieden interessiert, darf das Imperium nicht ignorieren, denn die USA hatten direkt oder indirekt Einfluss auf fast alle großen Konflikte der letzten 100 Jahre und prägen die Kriege der Gegenwart. Ein Imperium ist leicht zu erkennen, man muss nur die Flugzeugträger zählen. Die USA haben elf atomar angetriebene Flugzeugträger, mehr als jedes andere Land der Welt. Auf dem Titelbild dieses Buches ist die USS George Washington abgebildet, ein Symbol für die militärische Vorherrschaft der USA. Der neueste US-­Flug­zeugträger, die USS Gerald Ford, wurde von US-­Präsident Donald Trump 2017 eingeweiht und kann dank Antrieb mit Atomkraft jahrzehntelang auf See bleiben, ohne Brennstoff nachladen zu müssen. Die USS Gerald Ford ist mit 13 Milliarden Dollar das teuerste Kriegsschiff aller Zeiten. China hingegen hat derzeit erst zwei Flugzeugträger. Frankreich, Großbritannien und Russland nur je einen.6

Imperien steigen auf und zerfallen wieder. Imperien sind nicht von Dauer. Das römische Imperium, das spanische Imperium, das osmanische Imperium, das französische Imperium und das britische Imperium waren einst groß und furchteinflößend. Doch heute existieren sie nicht mehr. Auch das US-­Imperium wird eines Tages zerfallen und von einer anderen Machtstruktur abgelöst werden. Wann und wie das geschehen wird, ist derzeit unbekannt. Wenn Nationen zu viel für Rüstung ausgeben, »dann überanstrengen sie sich wahrscheinlich«, warnt der britische Historiker Paul Kennedy. »Eine Nation ist dann wie ein alter Mann, der eine Arbeit verrichten will, die seine Kraft übersteigt.«7

Gallup befragt 67 000 Menschen in 65 Ländern

»Welches Land ist heute die größte Gefahr für den Weltfrieden?« Diese spannende Frage stellte das US-­amerikanische Meinungsforschungsinstitut Gallup mit Hauptsitz in Washington bei einer globalen Umfrage im Jahre 2013. Gallup hatte schon seit 1977 jedes Jahr eine globale Umfrage zum Zustand der Welt durchgeführt. Doch erst im neuen Jahrtausend wagten die US-­Meinungsforscher, diese brisante Frage zu stellen, nachdem Radiohörer danach verlangt hatten. Im Rahmen der Umfrage wurden, während der Amtszeit von Präsident Barack Obama, zwischen September und Dezember 2013 mehr als 67 000 Menschen in 65 Ländern befragt. Die Frage wurde also weltweit gestellt. Und das Resultat war eindeutig.

Von den Befragten bezeichneten 24 Prozent oder rund ein Viertel der Weltbevölkerung die USA als die größte Gefahr für den Weltfrieden. Die BBC kommentierte, dass dies »schlechte, aber nicht völlig überraschende Nachrichten für die USA« seien. Auf Platz zwei der gefährlichsten Länder rangierte die muslimische Atommacht Pakistan, mit 8 Prozent der Stimmen weit hinter den USA. Auf Platz drei der gefährlichsten Länder liegt China. Das bevölkerungsreichste Land der Welt wurde von 5 Prozent der Befragten als gefährlichstes Land eingestuft. Das von der kommunistischen Partei kon­trollierte China teilte sich den dritten Rang mit Israel (5 %), Nordkorea (5 %), Afghanistan (5 %) und dem Iran (5 %). Auf den danach folgenden Plätzen wurden noch diese Länder als große Gefahr für den Weltfrieden genannt: Indien (4 %), der Irak (4 %), Japan (4 %), Syrien (3 %), Russland (2 %), Australien (1 %), Deutschland (1 %), Palästina (1 %), Somalia (1 %), Südkorea (1 %) und Großbritannien (1 %).8

Dieselbe Gallup-­Umfrage wollte auch Folgendes wissen: »Wenn es keine Grenzen gäbe, in welchem Land würden Sie am liebsten leben?« Mit 38 Prozent hat die klare Mehrheit der Befragten geantwortet, dass sie am liebsten in dem Land leben, wo sie schon sind. Die Mehrheit der Menschen will nicht auswandern, sondern im Kreise ihrer Familie leben, fast alle Menschen fühlen sich der Kultur, Sprache, Landschaft und dem Essen ihres Heimatlandes verbunden. Aber für jene Menschen, welche auswandern möchten, waren die USA mit 9 Prozent das begehrteste Zielland, gefolgt von Australien (7 %), Kanada (7 %), der Schweiz (6 %), Frankreich (4 %), Deutschland (4 %), Großbritannien (4 %) und Italien (3 %).

Dass die USA 2013 als größte Gefahr für den Weltfrieden eingestuft wurden, war keine gänzlich neue Entwicklung. »Ich glaube, den meisten Europäern erscheint Amerika derzeit als das gefährlichste Land der Welt«, hatte der britische Historiker Arnold Toynbee schon 1971 gesagt, ohne dass er auf empirische Daten aus einer Umfrage zurückgreifen konnte. »Nachdem Amerika fraglos das mächtigste Land ist, hat die Wandlung des Amerikabildes in den letzten dreißig Jahren etwas sehr Erschreckendes«, so Toynbee, der vor dem Hintergrund des laufenden Vietnamkrieges schrieb. »Wahrscheinlich noch erschreckender ist es für die große Mehrheit der menschlichen Bevölkerung, die weder Europäer noch Nordamerikaner sind, sondern Lateinamerikaner, Asiaten und Afrikaner.« Denn immer wieder habe die USA mit rücksichtsloser Gewalt in die inneren Angelegenheiten anderer Länder eingegriffen. Daher, so Toynbee, seien die USA »der Alptraum«.9

Nach dem Amtsantritt von US-­Präsident Donald Trump im Ja­nuar 2017 wurden die Werte für die USA nicht besser. »Die Besorgnis über die Macht und den Einfluss der USA ist in vielen Ländern weltweit angestiegen, während das Vertrauen in den US-­Präsidenten stark eingebrochen ist«, erklärte das US-­Meinungsforschungsinstitut Pew im ­August 2017. Pew befragte Menschen in 30 verschiedenen Ländern aus Nordamerika, Südamerika, Europa, Afrika, Asien und Australien. Diese globale Umfrage wurde erstmals 2013 während der Präsidentschaft von Obama durchgeführt, und dann nochmals 2017, als Präsident Trump im Weißen Haus regierte. Schon unter Präsident Obama wurden die USA als große Gefahr für die Welt eingestuft, doch nachdem Präsident Trump ins Weiße Haus eingezogen war, nahm das Misstrauen gegenüber den USA noch weiter zu.

»In 21 der befragten 30 Länder hat die Anzahl der Menschen zugenommen, welche die USA als eine ernste Gefahr für ihr Land einstufen«, fand Pew im Jahre 2017. Die Nachbarn Mexiko und Kanada stuften die USA als eine größere Gefahr ein als China oder Russland. Auch in den NATO-­Staaten Großbritannien, Deutschland, Frankreich und Holland wurden die USA in der Umfrage von 2017 als gefährlicher eingestuft als noch in der Umfrage von 2013. Zudem fand Pew heraus, dass Frauen in Australien, Kanada, Japan, Großbritannien und Frankreich die USA als größere Gefahr einstufen als die befragten Männer im selben Land. Ebenso ergab die Umfrage, dass Menschen, die linke Parteien wählen, in Großbritannien, Schweden, Südkorea und Australien die USA als größere Gefahr einstufen als Menschen, die in denselben Staaten rechte Parteien wählen.10

Aktuelle Untersuchungen aus Deutschland bestätigen diese kritische Sicht auf die USA. Nach einer im Jahre 2018 publizierten Studie der Forsa Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analysen »geht für 79 Prozent der Deutschen die größte Gefährdung des Weltfriedens vom US-­Präsidenten Donald Trump aus. Nur für 13 Prozent ist Putin eine Gefahr für die Welt, für acht Prozent sind beide gleichermaßen furchteinflößend.« Das Ansehen der USA ist in Deutschland in den letzten Jahren kontinuierlich gesunken. »Die USA, die nach dem verlorenen Zweiten Weltkrieg erstaunlich schnell von einer Sieger- zur bewunderten, ja verehrten Schutzmacht wurden, werden von den Deutschen immer kritischer gesehen«, kommentierte die Augsburger Allgemeine Zeitung die Forsa-­Studie. Einen Bruch in der Beurteilung der USA habe es nach dem Einzug von George W. Bush ins Weiße Haus im Jahr 2001 gegeben, so der deutsche Studienleiter Manfred Güllner. »Er galt spätestens nach dem Irak-­Krieg als im Vergleich zu Putin weit gefährlicherer Kriegstreiber. Bushs Vorgänger Bill Clinton haben die Deutschen noch vertraut.«11

Immer neue Umfragen erhärten dieses Bild. »Die Deutschen sehen die USA als größte Bedrohung für den Frieden, vor Nordkorea, der Türkei und Russland«, vermeldete der »Sicherheitsreport 2019«, der seit 2011 jährlich erhoben wird. In der repräsentativen Bevölkerungsumfrage wurden über 1200 Deutsche ab 16 Jahren durch das Centrum für Strategie und Höhere Führung in Köln befragt. Fast die Hälfte der Befragten gab an, sie habe das Gefühl in besonders unsicheren Zeiten zu leben. »Der Sicherheitsreport 2019 zeigt deutlich: Für die Bundesbürger gibt es einen zentralen Unsicherheitsfaktor, der ihnen Angst macht. Und der heißt USA unter der Führung von Donald Trump«, kommentierte Studienleiter Klaus Schweinsberg das Ergebnis.12

Die Umfrage ergab, dass mehr als 56 Prozent der Deutschen die USA als größte Gefahr für den Weltfrieden sehen. Im Vorjahr 2018 waren es noch 40 Prozent gewesen. Damals hatte die Mehrheit Nordkorea als größte Bedrohung gesehen. Den Marsch der USA an die Spitze der größten Bedrohungen und die Verdrängung von Nordkorea bezeichnete Studienleiter Schweinsberg als »traurige Karriere«. Beobachter erklärten, diese Entwicklung sei nicht völlig überraschend. »Es gab auch in Deutschland schon immer eine kritische Betrachtung der amerikanischen Politik und Gesellschaft. Die dortige Kultur wird oft als oberflächlich empfunden, die Außenpolitik als egoistisch«, kommentierte RTL. »Im Osten Deutschlands ist dieser Eindruck sogar noch stärker zu spüren als im Westen.«13

Die USA haben nach 1945 am meisten Länder bombardiert

Warum werden die USA von tausenden Menschen in ganz verschiedenen Ländern als die mit Abstand größte Gefahr für den Weltfrieden eingestuft? Die Antwort liegt auf der Hand: Die USA sind das Imperium. Und der Aufstieg zur imperialen Vorherrschaft beruhte in der Geschichte immer auf Gewalt. Der Glaube an Gewalt zeigt sich darin, dass, im Gegensatz zu fast allen anderen westlichen Staaten, in den USA noch immer die Todesstrafe vollstreckt wird. Vor allem aber hat kein anderes Land seit 1945 so viele andere Länder bombardiert wie die USA. Kein anderes Land hat seit 1945 in so vielen anderen Ländern der Welt die Regierung gestürzt wie die USA. Kein anderes Land der Welt hat seit 1945 so viele verdeckte Kriege geführt wie die USA. Kein anderes Land der Welt unterhält in so vielen anderen Ländern Militärstützpunkte, die oft von den besetzten Ländern abgelehnt werden. »Es ist peinlich geworden, ein Amerikaner zu sein«, kommentierte der US-­Amerikaner Paul Craig Roberts, der in der Administration von Ronald Reagan als stellvertretender Finanzminister diente und nach seinem Ausscheiden aus der Politik zu einem scharfen Kritiker des Weißen Hauses wurde. »Unser Land hatte vier kriminelle Präsidenten in Folge: Clinton, Bush, Obama und Trump.«14

Der US-­Historiker Gabriel Kolko, der an der York University in Toronto in Kanada lehrte, sagt richtig, dass die USA »das Land sind, welches in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts am meisten Kriege geführt hat.« Es ist dieser wiederholte und ständige Einsatz von Gewalt, weshalb die USA heute als größte Gefahr für den Weltfrieden eingestuft werden. Wer die historischen Quellen studiert, erkennt, dass die USA gegen die folgenden Länder nach 1945 offen oder verdeckt Gewalt eingesetzt haben, wobei angemerkt werden muss, dass dies keine vollständige Liste ist: Griechenland 1946, Korea 1950, Iran 1953, Guatemala 1954, Kongo 1961, Kuba 1961, Vietnam 1964, Indonesien 1965, Kambodscha 1969, Laos 1970, Chile 1973, Grenada 1983, Libyen 1986, Nicaragua 1981, Panama 1989, Kuwait 1991, Sudan 1998, Serbien 1999, Afghanistan 2001, Pakistan 2001, Irak 2003, Libyen 2011, Syrien 2014, Ukraine 2014.

Grafik 1: Die USA haben nach 1945 am meisten Kriege gegen andere Länder geführt.

Der frühere US-­Präsident Jimmy Carter hat recht, als er 2019 mit Bedauern sagte, dass die Vereinigten Staaten von Amerika »die kriegerischste Nation in der Geschichte der Welt« sind. Nur gerade 16 Jahre von ihren 242 Jahren als Nation habe die USA ohne Krieg verbracht, kritisierte der 94 Jahre alte Carter während eines Gottesdienstes in Georgia.15

Eisenhower warnt vor dem militärisch-­industriellen Komplex

Krieg ist ein Geschäft. Unter Militärausgaben versteht man alle Ausgaben, die anfallen, wenn ein Land bewaffnete Streitkräfte unterhält und Kriege führt. Dazu gehören Beschaffung und Unterhalt von Waffen wie Flugzeugträger, Panzer und Landminen. Von diesen Ausgaben profitiert die Rüstungsindustrie, weil sie die Produkte herstellt. Zu den Militärausgaben zählen auch die Aufwendungen für militärische Forschung und Entwicklung. Zudem die Ausgaben der Geheimdienste zur Überwachung fremder Militärs und zunehmend auch der eigenen Bevölkerung. Und natürlich zählen zu den Militärausgaben auch die Aufwendungen für Kriegsoperationen in fremden Ländern sowie das Trainieren und Ausrüsten von fremden Soldaten in Kriegsgebieten.

Einen großen Teil der Militärausgaben betreffen die Personalkosten, also der Lohn und die Rente für das militärische Personal. Noch zur Zeit des Vietnamkriegs unterstanden in den USA alle Männer zwischen 18 und 25 Jahren der Wehrpflicht und mussten sich registrieren lassen. Viele junge Männer demonstrierten, weil sie nicht in den Vietnamkrieg wollten. Um diese Proteste zu schwächen, wurde 1973 in den USA die Wehrpflicht ausgesetzt und eine Berufsarmee auf freiwilliger Basis eingeführt. Ähnlich wie die Mitarbeiter von Ikea einen Vertrag mit dem Möbelhaus haben, sind US-­Soldaten heute bezahlte Lohnarbeiter des Pentagons, was das Aufkommen von Protesten stark reduziert hat.

Dwight Eisenhower, der im Zweiten Weltkrieg als General die US-­Streitkräfte in Europa gegen Adolf Hitler angeführt hatte und 1953 als Präsident ins Weiße Haus einzog, kannte sowohl das Militär als auch die Politik und die Rüstungsindustrie aus erster Hand. Als Insider warnte er in seiner Abschiedsrede vor dem sogenannten »militärisch-­industriellen Komplex«. Eisenhower meinte damit das enge Geflecht zwischen Rüstungsindustrie, Geheimdiensten, Pentagon, Lobbys, Medien und Politik. Die Rüstungsindustrie werde stets versuchen, die Politik zu beeinflussen, um Rüstungsaufträge zu erhalten und ihre Produkte abzusetzen. Auch die Mitarbeiter des Pentagons haben ein Interesse am Krieg, weil ohne Krieg sind sie ohne Arbeit. Doch seine Warnung wurde nicht gehört. »Jobs, jobs, jobs«, twitterte US-­Präsident Donald Trump, als er 2017 in Saudi-­Arabien ein umfangreiches Abkommen über Waffenlieferungen im Wert von rund 350 Milliarden Dollar unterzeichnet hatte. Und als die USA dem Emirat Katar im selben Jahr F-­15-Kampfjets für 12 Milliarden Dollar verkauften, twitterte der katarische Botschafter in den USA begeistert, dies schaffe »60 000 neue Jobs in 42 Bundesstaaten der USA.«16

Die USA verfügen über »eine permanente Rüstungsindustrie von gewaltigen Größenordnungen«, warnte Eisenhower in seiner Abschiedsrede am 17. April 1961. »Diese Verbindung eines gewaltigen Militärapparates mit einer großen Rüstungsindustrie stellt eine neue Erfahrung in den USA dar«, betonte der abtretende Präsident und warnte, dass die Rüstungsindustrie einen dominanten Einfluss auf die Politik gewinnen könnte. »In den Gremien der Regierung müssen wir uns verwahren gegen die Inbesitznahme einer unbefugten Einmischung, ob angefragt oder nicht, durch den militärisch-­industriellen Komplex. Das Potenzial für die katastrophale Zunahme deplatzierter Macht existiert und wird weiter bestehen bleiben«, so Eisenhower. Abrüstung in gegenseitigem Respekt und Vertrauen sei ein »immer noch gültiges Gebot«, so der frühere General. »Zusammen müssen wir lernen, wie wir Meinungsverschiedenheiten beilegen, nicht mit Waffen, sondern mit Verstand und in ehrlicher Absicht.«17

Die Warnung war richtig, aber sie wurde ignoriert. Als Eisenhower Präsident war, lag das Pentagon-­Budget bei 50 Milliarden Dollar pro Jahr. Das Pentagon-­Budget stieg auch nach der Abschiedsrede von Eisenhower von Jahr zu Jahr. Die Verbindungen zwischen dem US-­Militär und der US-­Rüstungsindustrie wurden immer enger. Viele hochrangige US-­Offiziere wechselten nach ihrer Pensionierung als Berater in die US-­Rüstungsindustrie. Immer neue Kriege verlangten nach immer neuen Produkten. Am Ende des Vietnamkriegs, den die USA 1975 als Verlierer beendeten, lagen die US-­Militärausgaben schon bei 100 Milliarden Dollar pro Jahr und hatten sich somit seit der Warnung von Eisenhower verdoppelt.

Während der Präsidentschaft von Ronald Reagan überschritten die Militärausgaben vor der illegalen Invasion der kleinen Karibikinsel Grenada 1983 erstmals die Marke von 200 Milliarden Dollar pro Jahr. Damit hatte sich das Pentagon-­Budget gegenüber der Zeit von Eisenhower vervierfacht. Und es wurde weiter kräftig erhöht. Schon 1986 erreichte es die schwindelerregende Höhe von 300 Milliarden Dollar pro Jahr, sechsmal mehr als zur Zeit von Eisenhower. Präsident Ronald Reagan erfüllte die kühnsten Träume der Rüstungsindustrie und stärkte dadurch den militärisch-­industriellen Komplex. »Durch die amerikanische Weltmachtpolitik und ihren Rüstungbedarf wurde das Pentagon als Wirtschaftsfaktor erheblich aufgewertet«, erklärt der deutsche Politikwissenschaftler Hartmut Wasser. »Es ist nicht nur selbst Arbeitgeber, sondern auch Auftraggeber und Beschäftigungsgarant für die an der Rüstung beteiligten Unternehmen.«18

Die US-­Militärausgaben sind Weltrekord

Nach dem Fall der Berliner Mauer und der Auflösung der kommunistischen Sowjetunion hofften Millionen von Menschen in der Friedensbewegung auf eine sogenannte »Friedensdividende«, also auf eine Reduzierung der Streitkräfte und einen Rückgang der Verteidigungsausgaben. Immerhin war der langjährige Feind des Pentagons nun eingebrochen, eine Reduktion der US-­Militärausgaben von 300 Millarden auf 200 Milliarden pro Jahr war zumindest denkbar. Denn US-­Präsident John F. Kennedy hatte einst weise gefordert: »Die Menschheit muss dem Krieg ein Ende setzen, oder der Krieg setzt der Menscheit ein Ende.«19

Doch der militärisch-­industrielle Komplex wollte auch nach dem Ende des Kalten Krieges keine Budgetkürzung, und die USA traten sogar noch aggressiver auf. »In der Dekade nach dem Fall der Berliner Mauer ... haben die USA ihre militärische Macht nicht nur dafür eingesetzt, um auf Krisen zu reagieren«, so der US-­Historiker Andrew Bacevich. »Das Militär wurde eingesetzt, um vorzubeugen, einzuschüchtern ... und zu kontrollieren. Und zwar routinemäßig und andauernd. Im Zeitalter der Globalisierung hat sich das Verteidigungsministerium endgültig in ein Ministerium der Machtprojektion verwandelt.« Das Pentagon wurde zum Angriffsministerium. Das Ziel der USA, so erkannte Bacevich, bestehe darin, »ein militärisch, politisch, ökonomisch und kulturelles Imperium von globaler Reichweite zu errichten.«20

Es ist wenig bekannt, dass die Pentagon-­Buchhaltung mitunter ­äußerst undurchsichtig ist, was auf Korruption hinweist. Am 10. September 2001 erklärte US-­Verteidigungsminister Donald Rumsfeld in einer bemerkenswerten Rede im Pentagon, dass die Bürokratie im Ver­teidigungs­ministerium zu groß sei, und dass zu viel Geld verschwendet werde. »In diesem Gebäude verschwindet das Geld in Aufgaben, die doppelt ausgeführt werden, und einer aufgeblähten Bürokratie«, kritisierte Rumsfeld. Das Verteidigungsministerium habe 660 000 zivile Angestellte und 1,4 Mil­lionen Soldaten im Aktivdienst, dazu noch eine Million Milizsoldaten in der Nationalgarde. Jeder Dollar, der in der Bürokratie verschwinde, fehle den Soldaten an der Front, klagte Rumsfeld. Einsparungen von 18 Milliarden pro Jahr seien durchaus möglich, aber das Umsetzen eines Sparprogramms sei schwierig. »Eine Institution, die mit Billionen von Dollars über die lange Zeit von mehreren Dekaden aufgebaut wurde, lässt sich nicht im Handumdrehen verändern«, mahnte Rumsfeld. »Einige sagen, das sei, wie wenn man ein Kriegsschiff wendet. Ich glaube, es ist noch schwieriger.«21

In einem Bericht der BBC über die Rede von Rumsfeld steht der erstaunliche Satz, dass »Transaktionen im Umfang von 2,3 Billionen Dollar nicht nachverfolgt werden können«. Das ist eine sehr große Summe und hätte weltweit für Schlagzeilen sorgen müssen. Wer sich die Rumsfeld-­Rede im Internet anhört, stellt fest, dass Rumsfeld auf Englisch von unauffindbaren »2,3 Trillions« sprach. Das sind im Deutschen 2,3 Billionen oder 2300 Milliarden Dollar, was dem mehrfachen Jahresbudget des Pentagons entspricht. Rumsfeld meinte vermutlich nicht, dass sich dieses Geld in Luft aufgelöst hatte, aber dass gemäß einer internen Buchprüfung im Pentagon viele Transaktionen nicht den Standards einer sauberen Buchhaltung genügen. Rumsfeld klagte: »Wir können in diesem Gebäude nicht einmal Informationen zwischen den Stockwerken austauschen, weil die Informationen auf dutzenden verschiedenen technischen Systemen gespeichert sind, die untereinander nicht kompatibel sind. Wir haben etwa 20 Prozent zu viel Infrastruktur für das, was wir brauchen, um unsere Streitkräfte zu unterstützen, was den Steuerzahler etwa drei bis vier Milliarden Dollar pro Jahr kostet.«22

Am Tag nach der Rumsfeld-­Rede ereigneten sich die Terroranschläge vom 11. September. Von Budgetkürzungen war plötzlich keine Rede mehr. Auch wurde nie geklärt, was mit den 2300 Milliarden geschehen war. Vielmehr wurden die Militärausgaben mit der neuen Begründung »Terrorbekämpfung« weiter erhöht. 2001, im Jahr der Terroranschläge, betrugen die Militärausgaben 316 Milliarden Dollar. Im Jahr 2002 kletterten sie auf 345 Milliarden Dollar. Im Jahr 2003, als die USA den Irak angriffen, überstieg das Pentagon-­Budget erstmals die Marke von 400 Milliarden Dollar. 2005 schließlich lagen die Militärausgaben bei 478 Milliarden Dollar. Jedes Jahr kamen einige Milliarden dazu. Die Begründung lautete stets: Krieg gegen den Terror. Im Jahr 2006 lagen die Ausgaben schon bei 534 Milliarden, und im Jahr 2007 wurde erstmals die magische Marke von 600 Milliarden Dollar erreicht. In den sechs Jahren nach 9/ 11 hatte sich das Pentagon-­Budget verdoppelt. Für den militärisch-­industriellen Komplex war 9/ 11 ein Glücksfall.23

Es ist interessant, genauer hinzuschauen, für was das US-­Imperium im Jahr 2015 die große Summe von 600 Milliarden Dollar ausgab. Für den sogenannten »Krieg gegen den Terror« im Irak, in Syrien und Afghanistan wurden 64 Milliarden Dollar oder rund zehn Prozent des Jahresbudgets ausgegeben. Gleich viel wurde in Forschung und Entwicklung investiert. Für fast 100 Milliarden wurden neue Waffensysteme für die Luftwaffe gekauft, darunter 38 neue Kampfjets des Typs F-­35 von der Firma Lockheed Martin, 86 Black-­Hawk-­Helikopter von der Firma Sikorsky und 9 Jagdflugzeuge des Typs P-­8 Poseidon von der Firma Boeing, welche für die Jagd auf U-­Boote eingesetzt werden können. Eingekauft wurden auch zwei nuklear getriebene Angriffs-­U-­Boote der Virginia-­Klasse für 6 Milliarden Dollar. Sowie neue Raketen, Abwehrsysteme und Munition im Wert von 17 Milliarden Dollar. Knapp 6 Milliarden wurden für Informations- und Überwachungssysteme ausgegeben. In Satelliten und andere Weltraumsysteme wurden gut 7 Milliarden investiert. Für die Bezahlung und den Unterhalt des militärischen Personals schlugen 135 Milliarden zu Buche. Und den großen Betrag von 195 Milliarden Dollar verbuchten die Pentagon-­Bürokraten für Betrieb und Instandhaltung.24

Die Friedensbewegung weiß, dass man mit 600 Milliarden Dollar pro Jahr viel Gutes bewirken könnte. Statt in Krieg und Waffen könnte das Geld in Bildung und Aufklärung über Kriegsursachen fließen, oder in den Ausbau der erneuerbaren Energien, oder in Projekte, um das Plastik aus den Meeren zu holen, oder zur Linderung des Hungers in armen Ländern, oder in alternative Medien, die Kriegslügen aufdecken, oder in die Bewältigung von Angst und Trauma, oder in Achtsamkeits-­Seminare. All diese Investitionen würden den Frieden und eine intakte Umwelt stärken und wären ein wertvoller Beitrag für eine enkelgerechte Welt. Gerade für junge Menschen ist es eine Gewissensnot zu sehen, dass tausende Menschen täglich an Hunger sterben, obgleich dieser »mit einem kleinen Teil der Mittel behoben werden könnte, die für immer noch mehr militärische Aufwendungen in Anspruch genommen werden«, so der frühere deutsche Bundeskanzler Willy Brandt; dies sei »organisierter Wahnsinn«.25

Aber das Geld fließt noch immer in die falsche Richtung. Immer wieder erhalten dieselben Rüstungskonzerne den Zuschlag, obwohl sie die Waffensysteme selten zum abgemachten Zeitpunkt liefern, und auch nicht zu den Kosten und dem Leistungsumfang, der versprochen wurde. Auch Präsident Donald Trump erhöhte die Militärausgaben. Gemäß dem Stockholmer Friedensforschungsinstitut SIPRI lagen die US-­Militärausgaben im Jahr 2018 bei 649 Milliarden Dollar. Die USA gaben mehr Geld fürs Militär aus als die nächsten acht Länder auf der Top-­Ten-­Liste zusammen. Auf Platz zwei folgte China mit 250 Milliarden Dollar. Danach Saudi-­Arabien mit 68 Milliarden Dollar, gefolgt von Indien mit 67 Milliarden Dollar und Frankreich mit 64 Milliarden Dollar. Russland auf Platz sechs gab im selben Jahr 61 Millilarden und damit nur gut ein Zehntel so viel aus wie die USA. Auf den weiteren Plätzen folgten Großbritannien und Deutschland mit je 50 Milliarden Dollar pro Jahr. Derzeit wird Deutschland von den USA bedrängt, die Militärausgaben in den kommenden Jahren auf 80 Milliarden pro Jahr zu erhöhen, was die Steuerzahler enorm belasten würde.26

Grafik 2: Die zehn Länder mit den weltweit höchsten Militärausgaben (2018).

Eine Trendwende ist nicht in Sicht. Präsident Donald Trump erhöhte das Pentagon-­Budget für das Jahr 2019 erstmals auf 716 Milliarden Dollar. Dies entspricht fast 2 Milliarden Dollar pro Tag. »Wie der Himmel, die Erde und das Meer ist der Weltraum zum Schlachtfeld geworden«, erklärte Trump bei der Unterzeichnung des Budgets auf einer Militärbasis im Bundesstaat New York. Um die Vorherrschaft im Weltraum für die USA zu sichern, seien entsprechend hohe Militärausgaben notwendig. Das Pentagon und der militärisch-­industrielle Komplex waren begeistert. Als Trump am 17. Januar 2019 im Pentagon weitere Rüstungsausgaben versprach, erhielt er tosenden Applaus. »Sie machen das nur, weil ich Ihnen das größte und umfassendste Militärbudget in unserer ganzen Geschichte gegeben habe«, erwiderte Trump, als er sich für den Applaus der Militärs bedankte.27 Im Dezember 2019 stimmte sowohl die Mehrheit der Demokraten wie auch der Republikaner im Senat und im Repräsentantenhaus einer nochmaligen Erhöhung der Militärausgaben auf 738 Millarden Dollar für das Jahr 2020 zu. Nie zuvor in ihrer Geschichte haben die USA mehr Geld für Krieg und Rüstung ausgegeben.

Kritiker des militärisch-­industriellen Komplexes haben die enorm hohen US-­Rüstungsausgaben wiederholt angeprangert. Der Republikaner David Stockman, der von 1977 bis 1981 den Bundesstaat Michigan im US-­Repräsentantenhaus vertrat, bezeichnet den militärisch-­industriellen Komplex in Washington als den »Sumpf«. Ein reduziertes Militärbudget von 250 Milliarden Dollar pro Jahr reiche, um die USA zu verteidigen, so Stockman, mehr brauche es nicht. Doch der Sumpf in Washington, bestehend aus »Waffenhändlern, Geheimdienstmitarbeitern, Bürokraten für nationale Sicherheit, NGOs, Denkfabriken, Lobbyisten und Rechtsanwälten«, wolle keine Sparrunde. »Es ist ganz klar, dass die Befürworter des Imperiums wollen, dass dieser fahrende Zug nicht anhält«, so Stockman. »Daher werden stets Bedrohungen für das amerikanische Land erfunden und übertrieben. Zudem werden scheußliche Kriege gegen weit entfernte Länder vom Zaun gebrochen, um die globale Hegemonie von Washington abzusichern.«28

Lockheed Martin ist der größte Rüstungskonzern der Welt

Weil die USA mit Abstand die höchsten Militärausgaben haben, erstaunt es nicht, dass die größten Rüstungskonzerne ihren Hauptsitz in den USA haben. US-­Rüstungskonzerne profitieren vom großen Heimatmarkt. Die Rüstungsunternehmen sind in allen Bundesstaaten vertreten, weil die Kongressabgeordneten nur dann für ein neues Rüstungsprogramm stimmen, wenn ihr Wahlkreis Aufträge erhält.

Das Stockholmer Friedensforschungsinstitut SIPRI publiziert jedes Jahr eine Liste mit den 100 größten Rüstungskonzernen der Welt. Diese zeigt, dass 42 oder fast die Hälfte der größten Rüstungskonzerne der Welt ihren Hauptsitz in den USA haben. Diese US-­Rüstungsgiganten haben im Jahr 2017, mit einem Umsatz von 226 Milliarden Dollar, 57 Prozent aller Waffenverkäufe der 100 größten Waffenkonzerne abgewickelt. Insgesamt hatten die 100 größten Rüstungskonzerne der Welt im untersuchten Jahr fast 400 Milliarden Dollar mit dem Verkauf von Waffen eingenommen. Krieg ist ein Geschäft. Und kein anderes Land der Welt dominiert den globalen Waffenhandel so stark wie die USA. »Die US-­Unternehmen profitieren direkt von der anhaltenden Nachfrage des US-­Verteidi­gungs­minis­teriums nach Waffen«, kommentiert SIPRI-­Expertin Aude Fleurant.29

Der mit Abstand größte Waffenhersteller der Welt ist der US-­Rüs­tungs­gigant Lockheed Martin mit 100 000 Angestellten und Waffenverkäufen im Wert von 45 Milliarden Dollar im Jahr 2017. Auf Platz zwei folgte der US-­Flugzeugbauer Boeing, der mit über 140 000 Mitarbeitern Waffen im Wert von 26 Milliarden Dollar verkauft hat. Der US-­Konzern Raytheon mit über 60 000 Mitarbeitern lag mit Waffenverkäufen im Wert von 23 Milliarden Dollar auf Platz drei der Liste. Die Medaillen Gold, Silber und Bronze gingen also beim Ranking der weltweit größten Rüstungskonzerne im Jahr 2017 alle an die USA, wie schon in den Jahren zuvor. Auf Platz vier folgte der größte europäische Rüstungskonzern BAE Systems aus Großbritannien mit Verkäufen im Umfang von 23 Milliarden. Auf den Plätzen fünf und sechs der größten Rüstungskonzerne der Welt folgten mit Northrop Grumman (22 Milliarden) und General Dynamics (19 Milliarden) wieder US-­Konzerne.30

Die Dominanz der US-­Rüstungskonzerne in den Top 100 ist erdrückend. Zum Vergleich: Rüstungsfirmen aus Deutschland hatten im selben Jahr nur einen Anteil von 2 Prozent am globalen Waffengeschäft der hundert größten Konzerne. Die größten deutschen Rüstungskonzerne waren, gemessen am Umsatz, Rheinmetall (Platz 25), Thyssen-­Krupp (Platz 53), Krauss-­Maffei Wegmann (Platz 56) und Hensoldt (Platz 74). Vor allem der Panzerbauer Krauss-­Maffei Wegmann konnte seinen Umsatz steigern. »Neben Lieferungen an die Bundeswehr stecken hinter dieser Zahl vor allem Waffenexporte nach Katar«, kommentierte die TAZ. Aus der Schweiz zählte nur der Rüstungskonzern RUAG (Platz 95) zu den 100 weltweit größten Rüstungskonzernen. Insgesamt verkauften die USA und die europäischen Staaten am meisten Waffen. Dieselben Staaten sind auch die Zielländer für Flüchtlinge, obschon dieser Zusammenhang selten diskutiert wird.31

Die USA sind eine Atommacht

Das vermutlich bekannteste Produkt der US-­Rüstungsindustrie ist die zerstörerische Atombombe. Unter dem Codenamen »Dreifaltigkeit« (Trinity) wurde am 16. Juli 1945 im US-­Bundesstaat New Mexiko vom US-­Militär erstmals in der Menschheitsgeschichte eine Atombombe gezündet. Der Test zeigte, dass mit einer Atombombe eine unglaublich große Verwüstung angerichtet werden kann. Als oberster Befehlshaber ließ US-­Präsident Harry Truman am 6. August 1945 die vom US-­Militär als »Little Boy« bezeichnete Atombombe über Hiroshima abwerfen. Am 9. August warfen die USA die Atombombe »Fat Man« auf Nagasaki. Beide Städte wurden völlig zerstört. In Hiroshima starben in den Sekunden nach der Explosion mindestens 140 000 und in Nagasaki 70 000 Menschen, darunter viele Frauen und Kinder. Weitere 130 000 Einwohner der beiden Städte starben in den darauffolgenden fünf Jahren an der Strahlenkrankheit, so der US-­Historiker Howard Zinn. Die Friedensbewegung hat den Abwurf der beiden Atombomben immer abgelehnt. Die britische Philosophin Elizabeth Anscombe, Dozentin für Ethik an der Universität Oxford, bezeichnete Truman wegen des Abwurfes der zwei Atombomben auf Zivilisten zu Recht als Kriegsverbrecher.32

Sofort wollten auch andere Länder Atombomben. Die Sowjetunion war ab 1949 in der Lage, Atombomben zu zünden. Großbritannien verfügt seit 1952 über Atombomben, Frankreich seit 1960, während China 1964 seine erste Atombombe zündete. Diese fünf ständigen Mitglieder des UNO-­Sicherheitsrates sind die bekannten Atommächte, und hätten am liebsten jede weitere Ausbreitung von Atombomben verhindert. Der Atomwaffensperrvertrag, der 1970 in Kraft getreten ist und von fast allen Ländern der Welt unterzeichnet wurde, verbietet allen Vertragsstaaten, Atomwaffen zu bauen. Doch Indien, Israel und Pakistan haben den Atomwaffensperrvertrag nie unterzeichnet und verfügen heute auch über Atombomben. Genauso wie Nordkorea, das 2003 aus dem Vertrag ausgetreten ist und Atombomben baute, was die Zahl der Atommächte auf heute insgesamt neun Länder erhöht hat.33

Vertreter der Friedensbewegung wie die Gruppe »Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges« (IPPNW) verlangen seit Jahren die Abschaffung aller Atomwaffen weltweit, denn einen internationalen Atomkrieg kann niemand wollen. Der Atomwaffensperrvertrag verpflichtet alle Staaten, die Atombomben haben, zur Abrüstung. Artikel sechs verlangt, dass sie »in naher Zukunft« Verhandlungen aufnehmen, welche zur »vollständigen Abrüstung« führen. Doch diese Verpflichtung wurde nicht eingehalten. Kein einziges Land hat sich von seinen Atomwaffen getrennt. Gegenwärtig lagern rund 14 000 Atombomben auf der Welt, die meisten davon in Russland und den USA, die beide über mehr als 6000 Atombomben verfügen. Das Arsenal der Zerstörung ist riesig. Die Atommächte Frankreich, China, Großbritannien, Pakistan, Indien, Israel und Nordkorea haben alle einen Bestand, der kleiner als 300 Atombomben ist.34

Die USA haben über 700 Militärstützpunkte in fremden Ländern

Neben den vielen Atombomben, den höchsten Militärausgaben und den größten Rüstungskonzernen hat das US-­Imperium auch mehr Militärstützpunkte als jedes andere Land. Auf Militärstützpunkten sind US-­Truppen stationiert, die jederzeit aktiviert werden können. Zivilisten ist der Zugang zu einem Militärstützpunkt verboten. In Katar bin ich vor Jahren mit dem Taxi zur US-­Militärbasis gefahren, nur um zu testen, ob ich sie besichtigen darf, was mir verwehrt wurde. Zählt man nur die großen Militärstützpunkte mit einem Wert von mindestens 10 Millionen Dollar, dann hat das Pentagon gemäß seinen eigenen Angaben mehr als 4000 Militärstützpunkte in den USA und dazu noch über 500 Militärstützpunkte im Ausland, insgesamt also weltweit 4500 Militärstützpunkte.

Grafik 3: Die USA unterhalten mehr als 700 Militärstützpunkte in den grau markierten Ländern.

Im Ausland ist Deutschland mit 194 Militärstützpunkten das am stärksten mit US-­Militärstützpunkten überzogene Land, gefolgt von Japan mit 121 und Südkorea mit 83 Militärstützpunkten. Die USA unterhalten auch Militärstützpunkte in Australien, auf den Bahamas, in Bahrain, Belgien, Bulgarien, Kambodscha, Kanada, Kolumbien, Costa Rica, Djibouti, Ägypten, El Salvador, Griechenland, Kuba, Honduras, Island, Italien, Kenia, Kuwait, Holland, Norwegen, Oman, Peru, Portugal, Katar, Rumänien, Singapur, Spanien, der Türkei, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Großbritannien und anderen Ländern.35

Wer die Weltkarte mit den US-­Militärstützpunkten studiert, erkennt leicht, dass China, Russland, Indien, die Schweiz, Österreich, Iran und andere Länder keine US-­Militärstützpukte auf ihrem Boden erlauben. Aber viele andere Länder sind besetzt. Wenn man nicht nur die großen Militärstützpunkte mit einem Wert von 10 Millionen Dollar oder mehr zählt, gibt es außerhalb der USA weit mehr als 500 US-­Militärstützpunkte. Der US-­Politikwissenschaftler Chalmers Johnson, der an der University of California in San Diego lehrte, hat die Militärstützpunkte der USA gezählt und kommt zu dem Ergebnis, dass die USA im Jahre 2005 737 Militärstützpunkte außerhalb der USA unterhielten. Aber das Pentagon manipuliere die Daten. »Wenn man ehrlich zählen würde«, erklärt Johnson, »würde die Größe unseres militärischen Imperiums vermutlich 1000 verschiedene Militärstützpunkte im Ausland übertreffen. Aber niemand – vermutlich nicht einmal das Pentagon – kennt die genauen Zahlen mit Sicherheit.« Chalmers Johnson hat erkannt, dass diese Militärstützpunkte die militärische Vorherrschaft der USA aufzeigen. »Es gab einmal eine Zeit, da konnte man die Ausbreitung des Imperialismus