In den Wäldern Sibiriens - Sylvain Tesson - E-Book

In den Wäldern Sibiriens E-Book

Sylvain Tesson

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Beschreibung

Einfach mal weg sein: Die Einladung, ein anderes Leben zu führen.

„Fünf Tagesmärsche vom nächsten Dorf entfernt, inmitten einer unendlich weiten Natur, habe ich mich sechs Monate lang bemüht, glücklich zu sein. Zwei Hunde, ein Holzofen, ein Fenster mit Blick auf den See genügen.“ Sylvain Tessons Aufzeichnungen handeln vom Versuch, durch Weltabgeschiedenheit und Einsamkeit frei über die eigene Zeit verfügen zu können. „Ein Buch von magnetischer Anziehungskraft“ (Le Monde Des Livres), das in Frankreich Hunderttausende begeistert hat und international von Lesern und Kritik gefeiert wird.

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Seitenzahl: 315

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Sylvain Tesson

IN DEN WÄLDERN

SIBIRIENS

Tagebuch aus der

Einsamkeit

Aus dem Französischen

von Claudia Kalscheuer

Knaus

Das Original erschien 2011 unter dem Titel

Dans les forêts de Sibérie bei Gallimard, Paris.

Dieses Buch erhielt eine Förderung des französischen Außenministeriums,

vertreten durch die Kulturabteilung der französischen Botschaft in Berlin.

1. Auflage

Copyright der Originalausgabe © Éditions Gallimard, Paris, 2011

Copyright der deutschsprachigen Ausgabe © 2014

beim Albrecht Knaus Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Lektorat: Bernd Degner

Gesetzt aus der Stempel Garamond von

Buch-Werkstatt GmbH, Bad Aibling

ISBN 978-3-641-12600-1

www.knaus-verlag.de

Für Arnaud Humann

Denn ich gehöre den Wäldern und der Einsamkeit.

Knut Hamsun, Pan

Die Freiheit gibt es immer. Man muss nur den Preis

für sie entrichten.

Henry de Montherlant, Tagebücher 1930–1944

Inhalt

Randnotiz

FEBRUAR · Der Wald

MÄRZ · Die Zeit

APRIL · Der See

MAI · Die Tiere

JUNI · Die Tränen

JULI · Der Frieden

Dank

Randnotiz

Ich hatte mir vorgenommen, vor meinem 40. Lebensjahr als Eremit in den Wäldern zu leben.

Ich zog für sechs Monate in eine sibirische Hütte am Ufer des Baikalsees, an der Spitze des Nördlichen Zedernkaps. Das nächste Dorf 120 Kilometer entfernt, keine Nachbarn, keine Zugangsstraßen, gelegentlich ein Besuch. Im Winter Temperaturen um die minus 30 Grad, im Sommer Bären an den Ufern. Kurz, das Paradies.

Ich nahm Bücher mit, Zigarren und Wodka. Alles Übrige– die Weite, die Stille und die Einsamkeit– war schon da.

In dieser Wildnis schuf ich mir ein schlichtes und schönes Leben, ich machte die Erfahrung eines aus einfachen Handlungen bestehenden Daseins. Im Angesicht von See und Wald betrachtete ich das Vorüberziehen der Tage. Ich hackte Holz, angelte mein Abendessen, las viel, wanderte durch die Berge und trank am Fenster Wodka. Die Blockhütte war ein idealer Beobachtungsposten, um noch die kleinste Bewegung der Natur zu erfassen.

Ich erlebte den Winter und den Frühling, das Glück, die Verzweiflung und am Ende den Frieden.

In der tiefsten Taiga verwandelte ich mich. Die Bewegungslosigkeit gab mir, was das Reisen mir nicht mehr verschaffen konnte. Der Geist des Ortes half mir, die Zeit zu zähmen. Meine Einsiedelei wurde zum Laboratorium dieser Wandlungen.

Jeden Tag verzeichnete ich meine Gedanken in einem Heft.

Dieses Tagebuch eines Einsiedlerlebens halten Sie in Händen.

S. T.

FEBRUAR · Der Wald

Die Marke Heinz vermarktet etwa fünfzehn verschiedene Saucen. Der Supermarkt von Irkutsk führt sie alle, und ich kann mich nicht entscheiden. Ich habe schon sechs Einkaufswagen mit Nudeln und Tabasco beladen. Der blaue Lastwagen wartet auf mich. Mischa, der Fahrer, hat den Motor nicht abgestellt, draußen herrschen minus 32 Grad. Morgen verlassen wir Irkutsk. In drei Tagen werden wir die Blockhütte am Ostufer des Sees erreichen. Ich muss heute mit den Einkäufen fertig werden. Ich wähle die »Super Hot Tapas« aus dem Heinz-Sortiment. Ich nehme 18 Flaschen davon: pro Monat drei.

Fünfzehn Sorten Ketchup. Wegen solcher Dinge wollte ich dieser Welt den Rücken kehren.

9. Februar

Ich liege auf meinem Bett in Ninas Haus, in der Straße der Proletarier. Ich liebe die russischen Straßennamen. In den Dörfern findet man die »Straße der Arbeit«, die »Straße der Oktoberrevolution«, die »Straße der Partisanen« und manchmal eine »Straße des Enthusiasmus«, auf der graue alte Slawinnen träge ihrer Wege gehen.

Nina ist die beste Zimmerwirtin von Irkutsk. Früher war sie Pianistin und trat in den Konzertsälen der Sowjetunion auf. Jetzt führt sie eine Pension. Gestern hat sie mich gefragt: »Wer hätte gedacht, dass ich mich eines Tages in eine Pfannkuchenfabrik verwandeln würde?« Ninas Kater schnurrt auf meinem Bauch. Wenn ich ein Kater wäre, wüsste ich, auf welchem Bauch ich mich wärmen würde.

Ich stehe kurz vor der Erfüllung eines sieben Jahre alten Traumes. 2003 war ich zum ersten Mal am Baikalsee. Ich wanderte am Ufer entlang und entdeckte in regelmäßigen Abständen Blockhütten, bewohnt von seltsam glücklichen Einsiedlern. Die Vorstellung, mich unter dem Blätterdach der Hochwälder zu verkriechen, allein, in der Stille, setzte sich in mir fest. Sieben Jahre später bin ich nun hier.

Ich muss die Kraft finden, den Kater wegzustoßen. Aus dem Bett aufzustehen verlangt eine ungeheure Energie. Vor allem, um ein neues Leben zu beginnen. Dieser Drang kehrtzumachen, wenn das, was man ersehnt, zum Greifen nah ist. Manche Menschen machen im entscheidenden Moment eine Kehrtwende. Ich habe Angst, zu dieser Sorte zu gehören.

Mischas Lastwagen ist vollgepackt bis obenhin. Bis zum See sind es fünf Stunden Fahrt durch vereiste Steppen: eine Seefahrt durch Wellenberge und -täler einer versteinerten Dünung. Am Fuß der Hügel rauchen Dörfer, auf Untiefen gestrandete Schwaden. Angesichts solcher Bilder schrieb Malewitsch: Wer je Sibirien durchquert hat, wird nie wieder nach Glück streben können. Als wir die Kuppe eines Hügels erreichen, liegt der See plötzlich vor uns. Wir halten an, um zu trinken. Nach vier Gläsern Wodka die Frage: Durch welches Wunder schmiegt sich die Küstenlinie so vollkommen den Konturen des Wassers an?

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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