It's Complicated - Liebe leicht gemacht - Eden Finley - E-Book

It's Complicated - Liebe leicht gemacht E-Book

Eden Finley

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Beschreibung

Schon seit vielen Jahren ist Max in seinen besten Freund Ash verliebt. Warum er ihm das verheimlicht hat? Weil Ash zufällig auch der Ex-Freund von Max' Bruder ist. Komplizierter geht es kaum, oder? Und was wird Max' Bruder Ollie dazu sagen? Eine Begleitgeschichte zu »Deke - Was sich liebt, das checkt sich«.

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Eden Finley

IT’S COMPLICATED – LIEBE LEICHT GEMACHT

EIN FAKE-BOYFRIENDS-KURZROMAN

 

 

Aus dem Englischen von Anne Hügel

 

Über das Buch

Schon seit vielen Jahren ist Max in seinen besten Freund Ash verliebt. Warum er ihm das verheimlicht hat? Weil Ash zufällig auch der Ex-Freund von Max’ Bruder ist. Komplizierter geht es kaum, oder? Und was wird Max’ Bruder Ollie dazu sagen?

Eine Begleitgeschichte zu »Deke – Was sich liebt, das checkt sich«.

Über die Autorin

Eden Finley schreibt heitere Liebesromane voller Herz, die sich wunderbar für kleine Fluchten aus dem Alltag eignen. Ihre Bücher entstehen meist aus einer originellen Idee. Ursprünglich schrieb Eden auch in vielen anderen Genres, doch seit 2018 hat sie in der queeren Romance ihr Zuhause gefunden.

Eden lebt mit ihrem Ehemann und ihrem Sohn in Australien.

Die englische Ausgabe erschien 2019 unter dem Titel »It’s Complicated«.

 

Deutsche Erstausgabe März 2021

 

© der Originalausgabe 2019: Eden Finley

© für die deutschsprachige Ausgabe 2021:

Second Chances Verlag

Inh. Jeannette Bauroth, Steinbach-Hallenberg

 

Alle Rechte, einschließlich des Rechts zur vollständigen oder auszugsweisen Wiedergabe in jeglicher Form, sind vorbehalten.

Alle handelnden Personen sind frei erfunden, Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

 

Umschlaggestaltung: Reese Dante

Umschlagmotiv: iStock

(Das Cover dient nur zu Darstellungszwecken, die abgebildete Person ist ein Model.)

 

Lektorat: Emily Bähr

Korrektorat: Julia Funcke

Satz & Layout: Second Chances Verlag

 

ISBN: 978-3-948457-19-8

 

www.second-chances-verlag.de

 

Inhaltsverzeichnis

Titel

Über die Autorin

Impressum

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Weitere Bücher von Eden Finley

PROLOG

ASH

Als Max Strömberg mir zum ersten Mal das Herz gebrochen hat, war ich vierzehn. Mir war bereits seit drei Jahren klar gewesen, dass ich restlos in den Jungen von nebenan verliebt war. Während er von Mädchen redete, dachte ich nur an ihn.

Insgeheim hoffte ich immer, er meinte es genauso wenig ernst wie ich, wenn ich ein Mädchen aus unserer Klasse als süß bezeichnete. Aber um ehrlich zu sein, wusste ich, dass das nur Wunschdenken war.

Niemand ahnte, dass ich auf Jungs stand, vermutlich, weil ich in der Schule immer mit den Sportlern rumhing. Obwohl ich klein und dünn war, wurde nie auf mir rumgehackt. Das hatte ich den Strömberg-Brüdern zu verdanken. Allen fünfen. Selbst Ollie, der jüngste der Strömbergs, war drei Jahre jünger als ich und trotzdem größer.

Keine Ahnung, was mich geritten hat, dass ich mich an jenem Tag meinem besten Freund gegenüber geoutet habe. Vielleicht war ich es leid, ein Geheimnis, das ich mit mir herumtrug, seit ich elf war, noch länger für mich zu behalten. Vielleicht wollte ich auch, dass er aufhörte, über die Mädchen auf der anderen Seite der Cafeteria zu reden, die flüsternd zu uns rüberstarrten.

»Wenn du dir eine aussuchen müsstest, mit welcher würdest du ausgehen?« Diese Frage hatte er mir mittlerweile fünf Mal gestellt.

Meine Antworten – »Mir egal«, »Irgendeine« und »Keine Ahnung, ich kann mich nicht entscheiden« – reichten ihm nicht, bis ich schließlich sagte: »Keine von denen.« Ich senkte die Stimme und starrte auf meinen Teller Mac and Cheese. »Ich glaub, ich steh auf Jungs.«

Okay, ich wusste, dass ich auf Jungs stand, also auf ihn. Warum ich das so herunterspielte, als wäre ich mir nicht sicher, war mir nicht klar. Vielleicht hatte ich gehofft, er würde mir gestehen, dass er ebenso verwirrt war, denn das war zumindest wahrscheinlicher, als dass er auch die ganze Zeit heimlich von mir geträumt hatte.

»Okay, cool.« Max zuckte die Achseln. »Wir müssen nicht über Mädchen reden.«

»Was? Dann lieber über Kerle?«, fragte ich spöttisch, als hingen nicht all meine Hoffnungen von seiner Antwort ab.

»Das nicht, aber du bist trotzdem mein bester Freund, Ash. Daran wird sich nichts ändern.« Dann bewarf mich der Idiot mit Mac and Cheese.

Dass daraus eine Essensschlacht wurde, für die wir später ziemlichen Ärger bekamen, spielt keine Rolle. Jedenfalls mussten wir nach der Schule länger bleiben, um die Cafeteria zu putzen. Während wir das taten, wartete ich die ganze Zeit darauf, dass ich eine Veränderung zwischen uns bemerken würde, aber nichts passierte.

Und genau das brach mir das Herz.

Zwischen uns änderte sich nichts, weil da auf seiner Seite nicht mehr als Freundschaft war.

Ich wünschte mir augenblicklich, ich hätte ihm nichts gesagt.

Ungewissheit und Hoffnung waren weniger schmerzhaft, als unerwidert in meinen besten Freund verliebt zu sein.

Also zwang ich mich, darüber hinwegzukommen.

Und schaffte es auch. Irgendwann.

Es dauerte einige Jahre, aber als wir schließlich aufs College gingen, konnte mich nichts mehr aufhalten.

Max war immer noch ein wichtiger Teil meines Lebens, meiner Gedanken, meines Herzens … und meines Zimmers. Wir teilten uns die gesamten vier Jahre lang eine Unterkunft.

Als er mir zum zweiten Mal das Herz brach, waren wir im dritten Jahr. Seine Freundin hieß Laura und war perfekt. Die beiden waren zusammen perfekt in ihrer perfekten Beziehung.

Auch vorher war er schon mit Frauen zusammen gewesen, weshalb ich unzählige Male aus dem Zimmer verbannt worden war, wenn er jemanden mit nach Hause gebracht hatte. Aber das war anders.

Wir waren in der Mensa auf dem Campus, als er die Worte aussprach, die er bisher noch nie gesagt hatte.

»Ich liebe sie.«

Ausdruckslos starrte ich ihn an. »Wow.«

Er betrachtete mich, als erwartete er, dass noch mehr käme.

»Ich meine … Glückwunsch? Ich weiß nicht genau, was ich jetzt sagen soll.« Ich entwickelte plötzlich einen Hass auf die Cafeteria.

Max sah mich forschend an, sodass ich mir Sorgen machte, etwas falsch gemacht zu haben.

»Mehr fällt dir dazu nicht ein?«

»Ich mag sie. Sie ist … nett.« Das stimmte, bedeutete aber nicht, dass ich sie deswegen weniger hasste.

»Das ist alles?«

Daraufhin gab ich mich geschlagen. »Dann verrat mir doch, was genau du von mir hören willst!«

»Ich dachte, vielleicht sagst du über diesen Arsch Jordan, mit dem du zusammen bist, dasselbe.«

»Jordan ist kein Arsch.« Vielleicht ein bisschen, aber eher süß arrogant, nicht wirklich fies.

»Liebst du ihn?«

Die Antwort war ein lautes und sehr deutliches »Nein«, denn bisher hatte ich nur eine einzige Person in meinem Leben geliebt – den Typen, der mir gegenübersaß.

»Ich glaube, wir sollten lieber Freunde sein. Wir … passen nicht zusammen.« Was auch stimmte.

In den Jahren, die ich genutzt hatte, um alles Mögliche auszuprobieren, hatte ich eine Sache mit Sicherheit festgestellt: Ich war nicht gerne der passive Part. Für mich bedeutete es zu viel Arbeit und Vorbereitung für zu wenig Befriedigung. Jordan und ich waren in der Hinsicht wohl nicht einfallsreich genug. Wenn wir uns geliebt hätten und uns eine gemeinsame Zukunft hätten vorstellen können, wäre das nicht so schlimm gewesen. Ich kannte eine Menge Schwule, die keinen Analsex hatten. Aber meine Gefühle für Jordan waren eben nicht so stark, dass ich zu Kompromissen in dem Bereich bereit gewesen wäre. Je länger wir zusammen waren, desto mehr wurde mir bewusst, dass wir als beste Freunde besser zusammenpassten denn als Paar. Vielleicht nicht beste Freunde wie Max und ich, aber fast.

»Oh.« Max runzelte die Stirn. »Ich dachte …«

»Was?«

»Ich dachte, mit ihm wäre es anders. Ihr wirkt so … eng miteinander.«

Die Eifersucht, die ich spürte, musste ich mir wohl einbilden. Obwohl … »Hast du Angst, dass dir Jordan den Platz als mein bester Freund streitig macht? Du weißt doch, dass das niemals passieren wird. Du hast versprochen, dass wir für immer zusammenbleiben.«

Max nickte. »Ich weiß. Für immer und ewig. Vergiss es. Wir werden immer beste Freunde sein. Das kann uns keiner nehmen.«

Wieder eine Erinnerung daran, dass wir nie mehr sein würden als das.

Und genau dieser Moment kam mir achtzehn Monate später wieder in den Sinn, als Max‘ kleiner Bruder mich fragte, ob ich mit ihm ausgehen wolle.

Aus Max und mir konnte nie etwas werden.

Aber aus Ollie und mir schon.

KAPITEL 1

MAX

Als ich nach der Mittagspause ins Tattoo-Studio zurückkehre, habe ich wie immer das Gefühl, nach Hause zu kommen. Ash und ich haben den Laden zusammen aufgebaut, der inzwischen wie ein Zuhause für mich ist. Wir gehören hierher.

Kinder träumen davon, Polizist, Superheld oder Eishockey-Star zu werden, wie mein dämlicher Bruder, aber Ash und ich wollten immer genau das hier. Und nicht nur sind wir erfolgreich damit – es könnte gar nicht besser laufen. Wir haben unglaublich viel zu tun, während unsere Social-Media-Kanäle täglich Follower dazugewinnen.

Wir sind ausgebucht, und der Laden wird immer bekannter. Auch wenn wir noch für eine halbe Ewigkeit unsere Studien- und Gründungskredite abstottern werden, haben wir seit unserem Start vor fünf Jahren schon eine ganze Stange Geld abbezahlt.

Als ich noch einmal meine Termine für den Rest des Tages durchgehe, lässt mich ein komplett geschwärzter Block am Nachmittag stutzen. Bei Ash sieht es genauso aus. Das war heute Morgen noch nicht so.

»Ash?«, rufe ich.

Keine Antwort. Vielleicht ist er noch mit seinem letzten Kunden beschäftigt. Dabei war er fast fertig, bevor ich Essen holen gegangen bin. Ich sehe in seinem Arbeitsraum nach, aber da ist er nicht.

Als ich Geräusche von der anderen Seite des Ladens höre, finde ich Ash in meinem Raum, wo er gerade alles genau so aufbaut, wie ich es zum Arbeiten am liebsten habe.

»Was wird das denn?«

Ohne mich anzuschauen, antwortet Ash: »Tattoo-Cover-up.«

Ich runzle die Stirn. »Dein Tattoo? Welches?«

Dabei weiß ich das schon. Kurz nachdem sie zusammengekommen waren, haben sich Ash und mein bescheuerter Bruder das gleiche Motiv stechen lassen. Mi Vida: »Mein Leben«.

Die zwei Idioten. Lasst euch nie etwas tätowieren, das euch an einen Ex-Freund oder eine Ex-Freundin erinnern wird! Sonst endet das nämlich so.

Ash sieht mich mit diesem Blick an, der sagt, dass ich mich nicht dümmer stellen soll, als ich bin. Auch wenn es schwerfällt. Seine Stimme in meinem Kopf bringt mich zum Grinsen, und er starrt mich noch finsterer an.

»Bist du dir ganz sicher?«, frage ich. »Ich weiß, dass ihr nicht mehr zusammen seid, aber …«

»Ich will nicht mehr ständig daran erinnert werden«, antwortet er. »Es muss sein.«

»Ist es wegen der Pressekonferenz?«

Ash hat mein volles Mitgefühl. Ganz ehrlich. Ollie und er waren vier Jahre zusammen, und die ganze Zeit über hat Ollie gesagt, dass er sich als Eishockeyspieler nicht outen kann. Jetzt, ein Jahr nach der Trennung, tritt mein Bruder im Fernsehen auf, um genau das zu tun, und einen neuen Freund hat er auch.

»Es liegt nicht an der Pressekonferenz. Auch wenn ich ihm möglicherweise eine etwas impulsive Nachricht geschrieben habe, als ich das gesehen habe. Und deswegen fühle ich mich noch mieser.«

Ich reibe mit den Händen an seinen Armen auf und ab, bis zu den Ellbogen, dann zu seinen Schultern und zurück. »Du darfst ruhig sauer sein.«

Ash schüttelt den Kopf. »Nein. Wir sind nicht mehr zusammen. Das geht mich nichts an.«

»Das stimmt doch nicht. Er …«

»Ich will nicht darüber reden. Ich will, dass es mir egal ist. Ollie und dieser Lennon …«

»Clark«, korrigiere ich. Als Ollie uns seinen neuen Freund Lennon präsentiert hat, kannten sich die beiden eigentlich gar nicht. Sie hatten sich allen Ernstes gerade auf dem Klo kennengelernt. Damit er wieder mit Ash zusammen sein konnte, haben wir ihn dazu gedrängt, sich zu outen, und er hat gelogen und uns erzählt, er hätte einen neuen Freund. Weil er Lennons richtigen Namen nicht wusste, hat er ihn uns als Clark vorgestellt. Es dauerte mehr als sechs Monate, bis die beiden uns die Wahrheit gesagt haben, doch da hatte sich der Name schon bei uns festgesetzt. Eine seltsame Strafe dafür, seine Familie anzulügen.

Ja, wir Strömbergs und unsere Macken sind manchmal schon sehr unterhaltsam.

Ash verdreht die Augen. »Ich will die beiden in der Zeitung oder den Nachrichten sehen können, ohne mich zu fragen, warum er und nicht ich. Ich will aufhören, mich verrückt zu machen.«

»Und du meinst, das erreichst du, indem du sein Tattoo verschwinden lässt?«

Das Tattoo, das er jetzt verdecken will, war immer der Grund, warum er sich keinen Sleeve hat stechen lassen. Damit es darin nicht untergeht.

Ash beißt die Zähne zusammen. »Keine Ahnung, aber es ist besser als nichts. Ich will mal eine Weile nicht an ihn denken.«

»Verdrängung. Super«, antworte ich trocken.

Auf meinen Kommentar hin fällt Ash einer der Behälter aus der Hand, und schwarze Tinte spritzt quer über das Linoleum. »Scheiße.« Er versucht, ihn aufzuheben, aber er zittert am ganzen Körper.

Seufzend packe ich ihn am Arm, um ihn an mich zu ziehen.

»Tinte«, krächzt er.

»Umarmen.« Ich halte ihn fest in meinen Armen, obwohl er sich ganz steif macht. Also verstärke ich meinen Griff, bis Ash schließlich nachgibt und seinen Kopf an meiner Brust vergräbt.

Mein Herz hämmert wie immer, wenn er in der Nähe ist, und ich bete, dass er es nicht merkt. Ich glaube kaum, dass meine übliche »Ich war joggen«-Ausrede in diesem Fall glaubhaft wäre.

»Warum ist dein Bruder so ein Arsch?«

»Er ist adoptiert«, antworte ich schnaubend.

Ash lacht. »Nein, ist er nicht. Du bist der von euch, der am ehesten adoptiert aussieht.«

Er fährt mir mit den Fingern durch die braunen Haare. Wir standen uns immer sehr nah, es ist also nichts Seltsames. Aber früher habe ich nie so darauf reagiert.

Ich bin der einzige Strömberg, der nicht blond ist. Bestimmt hatte Ma eine Affäre, oder ich bin bei der Geburt vertauscht worden – absolut legitime Annahmen, wenn ich nicht die Augen von meinem Dad und die typische Strömberg-Größe hätte. Ollie ist mit seinen eins zweiundneunzig tatsächlich der Kleinste von uns.

Seit Ash und mein Bruder nicht mehr zusammen sind, habe ich Probleme damit, Ash weiter nur als meinen besten Freund zu sehen.

»Bist du sicher, dass du das mit dem Cover-up machen willst?«, frage ich noch mal und weiche einen Schritt zurück.

»Ja.«

Ich schlucke. »Liebst du ihn noch?«

Keine Ahnung, welche Antwort ich mir erhoffe. Die Trennung der beiden ist ein Jahr her, und er behauptet immer, ich sei wie das Kind geschiedener Eltern, das sich sehnlichst wünscht, dass die beiden wieder zusammenkommen. Ganz unrecht hat er damit nicht. Es war so leicht, meine Sehnsucht nach Ash zu unterdrücken, als er noch mit meinem Bruder zusammen war.

Auf einmal ist da eine Möglichkeit und gleichzeitig auch nicht. Erstens ist er mit jemand Neuem verlobt, und zweitens leidet er noch unter der Trennung von Ollie, als wäre er noch nicht darüber weg. Ganz zu schweigen davon, dass allein solche Gedanken an ihn ein Verstoß gegen den Bro-Code sind. Ollie würde mir den Kopf abreißen.

»Natürlich nicht. Ich hab ja Taylor.« Ash schluckt so schwer, dass ich seinen Adamsapfel hüpfen sehen kann.

»Das heißt aber nicht, dass du nicht trotzdem noch Gefühle für Ollie haben kannst.«

Genau genommen bin ich mir sogar ziemlich sicher, dass die Beziehung mit Taylor eine Trotzreaktion auf Ollie und Clark war. Taylor und er haben nichts gemeinsam, und der Kerl ist ein Idiot. Überheblich, versnobt … und unbeschreiblich langweilig.

»Ich liebe Ollie nicht mehr. Ich bin immer noch verletzt und traurig, weil es nicht funktioniert hat, aber ich kann mich schließlich nicht rückwärtsbewegen, oder?«

»Du weißt, dass ich immer für dich da bin. Und dass ich dir jederzeit zuhöre, wenn du über das Chaos in deinem Kopf reden willst. Schon klar, dass du da eher zurückhaltend bist, weil er mein Bruder ist, aber ich hab dich genauso lieb wie ihn.« Nur auf vollkommen andere Weise. »Ich werde für euch beide immer da sein. Für immer und ewig.«

Ash lächelt. Als Kinder haben wir uns immer geschworen, für immer und ewig beste Freunde zu bleiben. Das ist zum Selbstläufer geworden und ergibt jetzt meistens gar keinen Sinn mehr. Wollen wir uns nächste Woche treffen? Für immer und ewig.

»Wir sollten die Tinte aufwischen, bevor sie Flecken auf dem Boden hinterlässt.« Er will sich bücken, doch ich lasse ihn nicht.

»Ash …«

»Was?«

»Ich werde nur ein Mal fragen, und dann verspreche ich, es nie wieder zu erwähnen, aber bist du glücklich mit Taylor? Wirklich, hundertprozentig glücklich? Denn jetzt ist es noch nicht zu spät. Es wird viel schwieriger werden, wenn ihr erst mal verheira…«

»Ja, bin ich.«

Das wäre zwar überzeugender, wenn er es nicht mit gesenktem Blick und leiser, rauer Stimme gesagt hätte, aber versprochen ist versprochen. »Okay. Dann lass uns das hier wegwischen, bevor ich mit Nadeln auf dich einsteche.«

»Sehr therapeutisch.«

»Hast du Zeichnungen für mich?«

»Noch besser. Ich hab schon ein Stencil gemacht.«

Ich mache Zeichnungen und Stencils zwar eigentlich lieber selbst, aber ich vertraue Ash und respektiere ihn als Künstler. Also gehe ich zum Arbeitstisch hinüber. »Wow. Das ist der Wahnsinn!«

Weil sie so groß ist, nimmt die Zeichnung zwei Bögen Papier ein. Darauf ist eine idyllische Landschaft mit Tannen und einem See zu sehen, dazu …

»Moment. Ist das Camp Frottage?«

Auf dem College waren Ash und ich während der Sommerferien Betreuer in einem Sommercamp. Hätten wir nicht dieses Studio eröffnet, wäre ich Kunstlehrer geworden.

»Weißt du noch, wie enttäuscht ich war, als ich herausgefunden habe, dass es ein Kunstcamp für Kinder ist?« Ash lacht. »Der Name hatte so viel Potenzial.«

Ich muss mit einstimmen. »Man sollte meinen, dass sie ihn geändert hätten, nachdem du so hilfreich erklärt hast, dass der Begriff außerhalb der Kunstwelt noch eine andere Bedeutung hat. Kann ich bitte, bitte auch den Camp-Namen auf deinen Arm tätowieren?«

Er grinst. »Nein. Nur den See.«

»Es war echt schön da.«

»Das waren die besten Sommer meines Lebens«, flüstert Ash. »Es bedeutet mir so viel, deshalb …«

»Du musst nichts erklären, ich verurteile niemanden für Tattoo-Entscheidungen.«

Ash grinst, denn zugegebenermaßen stimmt es nicht ganz, dass ich noch nie jemanden wegen seiner Tattoos verurteilt habe. Selbst wenn man sich betrunken die Sanskrit-Zeichen für »Idiot« auf die Rippen tätowieren lässt, steckt wenigstens eine Geschichte dahinter. Und eine Lektion. Es ist nicht so leicht zu vergessen und hat eine Bedeutung. Sich allerdings etwas stechen zu lassen, weil es »hübsch« ist, lässt Tattoo-Feen einen langsamen und qualvollen Tod sterben. Ganz ehrlich.

Ash und ich bereiten zusammen alles vor, aber als er sich auf den Stuhl setzt, zögere ich.

Sein linker Arm ist bis auf das eine Tattoo entlang des Unterarms vollkommen leer. Es repräsentiert sein Leben mit Ollie, und nur weil mein Bruder jetzt nicht mehr mit ihm zusammen ist, bedeutet das nicht, dass er nicht einmal sehr wichtig für Ash war.