Italien mit dem Zug entdecken - Thomas Migge - E-Book
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Italien mit dem Zug entdecken E-Book

Thomas Migge

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Beschreibung

Den Brenner ohne Stau überqueren? Nicht alles Urlaubsgeld in die italienische Autobahnmaut investieren? Italien dennoch in seiner ganzen Schönheit kennenlernen und bereisen? Wenn Sie dreimal mit »Ja« geantwortet haben, kommt hier das ultimative Reisebuch für Sie. Entdecken Sie Bella Italia beispielsweise mit dem legendären Arlecchino. Umrunden Sie den Ätna per Schmalspurbahn. Oder genießen Sie die einmalige Bahnstrecke entlang der Cinque Terre.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 213

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Marina di Maratea ist ein hübsches Fleckchen im Südwesten Italiens auf der Apenninhalbinsel.

Inhalt

Kreuz und quer durch Italien

1Durch halb Italien

Vorbeifliegende Landschaften und tolle Bahnhöfe

2Von der Mitte in den Stiefelabsatz

Weites Land mit Olivenplantagen, Kathedralen und Stränden

3Zu Besuch im italienischen Versailles

Nördlich von Neapel erhebt sich Italiens größtes und prächtigstes Schloss

4Die kunsthistorische Dreifaltigkeit

Kunstmarathon zwischen Rom und Venedig

5Durch Kampanien, Kalabrien und Sizilien

Viel zu entdecken zwischen den beiden süditalienischen Metropolen

Unterwegs auf Gleisen

Der Norden

6Von der Lagune ins Kaffeehaus

Gemächliche Zugfahrt immer an der Küste entlang von Venedig nach Triest

7Eine nordwestliche Städtetour

Vom quirligen Mailand durch die ungemein reizvolle Provinz nach Turin

8Von Genua aus immer an der Küste entlang nach Osten

Barocke Paläste, malerische Fischerorte und ein zauberhaftes Kloster mit eigenem Strand

9Was für ein Unterschied!

Von Mailand nach Venedig: Mehr Gegensatz geht nicht

10Der zauberhafte Trenino del Reno

Zugfahrt durch die schönsten Täler Südtirols

11Über die Grenze ins Tessin

Eine der überraschendsten und schönsten Zugstrecken Italiens

12Mit dem Zug immer Richtung Frankreich

Unbegreiflicherweise immer noch ein Geheimtipp für Zugfahrer!

13Mit dem Zug durchs Pustertal

Auf den Schienen einer historischen Eisenbahn

14Von Piemont ins Aostatal

Wenn die Bahnlinie in einem Tal direkt vor mächtigen Alpengipfeln endet

15Die Feinschmeckerstrecke

Mit dem Zug zum Käse, zum Essig, zu Pasta und Schinken

16Von den Bergen in den Süden

Mit dem Zug von Südtirol nach Verona

17Immer ostwärts von Bologna

Bahnfahrt von der Feinschmeckerhochburg ans adriatische Meer

Eleganter geht’s nicht

Die Mitte

18Mit dem Bummelzug durch die östliche Toskana

Von Florenz aus gemächlich Richtung Lucca und weiter ans tyrrhenische Meer

19Von Rom aus durch Umbrien

Entspannende Bahnfahrt von der Hauptstadt aus nach Assisi und Perugia

20Vom schiefen Turmnach Rom

Bahnfahrt immer an der malerischen Küste entlang

21Die transiberische Eisenbahn

Mit der Bahn durch eine der schönsten Landschaften Italiens

22Der Poretta-Express

Mit dem historischen Zug in die nordtoskanischen Berge

23Bahnfahrt durch die malerischen Marken

Mit der Regionalbahn von Ancona nach Fabriano

24Von Rom aus in die Berge

Bahnfahrt ins Ferienreich der Päpste nach Castel Gandolfo

25Von Rom aus in die antike Hafenstadt

Bequem mit einer Regionalbahn ins »römische Pompeji« und ans Meer

26Der wenig frequentierte Norden Latiums

Von der Hauptstadt der Römer ins Land der Etrusker

Ganz bequem zum Baden

Der Süden

27Durch den sonnigen Süden Siziliens

Fahrt von Caltanissetta über Gela ans Meer nach Siracusa

28An der Ostküste Siziliens entlang, von Norden nach Süden

Von Messina aus mit dem Regionalzug vorbei am Vulkan bis ins barocke Catania

29Rund um den Ätna

Die historische Bahnstrecke Ferrovia Circumetnea

30Bahnfahren beim Vesuv

Die Circumvesuviana und der Archeotreno

31Quer durch Sardinien

Von der Hafenstadt Cagliari an den traumhaften Golfo Aranci

32Sizilianische Bummelzug-Rundfahrt

Von Palermo nach Trapani, Marsala Castelvetrano und zurück

33Durch das wilde Apulien

Romanische Kirchen, die Stadt der Grotten und ein tolles Museum

Unterwegs auf Schienen

Register

Bildnachweis

Impressum

Unser Nachhaltigkeitskodex

Die Welt birgt viele Wunder, Abenteuer und spektakuläre Aussichten, die wir gerne erkunden möchten. Doch sie ist auch leicht aus dem Gleichgewicht zu bringen. Hier ein paar Tipps, wie wir unsere Welt nachhaltig entdecken können:

Die Hauptsaison meiden: Wenn wir nicht gerade auf die Ferienzeiten angewiesen sind, können wir der Umwelt einen großen Gefallen tun, indem wir in der Nebensaison verreisen. Damit tragen wir zu einer gleichmäßigeren Auslastung der Umwelt und der Infrastruktur bei und der Urlaub wird dazu auch noch wesentlich entspannter.

Die Aufenthaltsdauer dem Reiseziel anpassen: Je weiter das Reiseziel ist, desto länger sollte der Aufenthalt sein. Dadurch lernen wir die Region nicht nur intensiver kennen, sondern stärken sie ganz nebenbei noch durch unsere Ausgaben vor Ort. Anfahrtsintensive Tagesausflüge sollten besser vermieden werden, das bedeutet nur Stress, sowohl für die Umwelt als auch für uns selbst.

Auf umweltschonende Verkehrsmittel setzen: Wo es möglich ist, reisen wir mit öffentlichen Verkehrsmitteln an. Das reduziert nicht nur die Luftverschmutzung, sondern schont auch unsere Nerven. Falls das nicht geht, helfen verschiedenste Plattformen dabei, den CO2-Austoß auszugleichen, vor allem, wenn das gewünschte Reiseziel nur mit dem Flugzeug zu erreichen ist.

Nur dort parken und campen, wo es erlaubt ist: Selbst, wenn wir uns noch so vorbildlich verhalten und unseren Aufenthaltsort so hinterlassen, wie wir ihn vorgefunden haben, stören wir den Lebensraum von Wildtieren und hinterlassen Spuren und Gerüche. Auch Lagerfeuer entzünden wir ausschließlich an den dafür vorgesehenen Stellen und achten dabei auf Waldbrandstufen und Naturschutzgebiete.

Ressourcen gewissenhaft nutzen: Manche Umweltressourcen sind bereits knapp, endlich sind auf jeden Fall alle. Um sie zu schonen, sollten wir sparsam mit ihnen umgehen, gerade in Gegenden, in denen zum Beispiel Wasser oder Strom nicht im Überfluss vorhanden sind.

Ein guter Gast sein: Nachhaltig unsere Umgebung zu erkunden bedeutet auch, der hiesigen Flora und Fauna mit Respekt zu begegnen. Pflanzen sollten auf keinen Fall gepflückt werden, aber sie stehen uns bestimmt gerne Modell für das eine oder andere Foto. Das gleiche gilt für wilde Tiere: wir füttern sie nicht, halten Abstand und beobachten sie aus der Ferne.

Auf den Wegen bleiben: Wer die vorgegebenen Wege verlässt, dringt nicht nur in die Rückzugsräume heimischer Arten ein, sondern trägt auch dazu bei, dass sich neue Wege bilden, was zur Erosion des Bodens führt.

Abfall wieder mitnehmen: Plastikverpackungen jeglicher Art, Dosen, Flaschen und Papiertaschentücher (es dauert Jahre, bis sich ein einzelnes Taschentuch vollständig abgebaut hat!) gehören nicht in die Natur, sondern artgerecht entsorgt. Am besten gleich eine wiederverwendbare Brotdose oder Trinkflasche mitnehmen. Dazu zählen natürlich auch Toilettenpapier und der Inhalt von (Chemie-) Toiletten. Entsprechende Entsorgungsstationen finden sich überall.

Lokal kaufen: Dadurch lernen wir Land und Leute besser kennen und unterstützen die regionale Wirtschaft, außerdem sind regionale Produkte meist auch preisgünstiger und qualitativ hochwertiger.

Nachhaltig draußen unterwegs zu sein, bedeutet auch ein respektvolles Miteinander – das sollte stets ein Motto in der Natur sein. Es tut nicht weh, sich gegenseitig zu grüßen und sich entgegenkommend zu verhalten. So haben Wanderer auf schmalen Wegen stets Vorrang, bei Gegenverkehr gilt in steilem Gelände immer: Wer absteigt, hält an. So lässt sich die Schönheit und Vielfalt der Natur gemeinsam genießen.

Wer mit dem Zug in Miramare ankommt, hat es nicht weit zum gleichnamigen Schloss direkt am Wasser.

Die Littorina, die letzte noch fahrende Schmalspurbahn auf Sizilien, fährt bei ihrer Umrundung des Ätnas mitten durch die Felder der erkalteten Lava.

Das wird eine längere Zugreise: Von uns aus quasi am anderen Ende Italiens liegt das beschauliche Lecce.

Vorwort

Die erste Reise nach Italien ganz allein und ohne Eltern machte ich mit dem Zug. Als Student, in den 1980er-Jahren, von Köln aus und natürlich mit dem preiswerten Interrail-Ticket. In Zügen mit Sechserabteilen und ohne Klimaanlage. Die Bahnfahrt bis nach Lecce in Apulien schien unendlich.

Heute sind Bahnfahrten in bella Italia sehr angenehm. Vollklimatisiert mit bequemen Sitzen, Wi-Fi und kostenlosen Tageszeitungen online auch in deutscher Sprache. Zwar ist das Streckennetz nicht so ausgereift wie in Deutschland, aber wo die großen Zuganbieter fehlen, bringen lokale Bahnen und historische Züge den Reisenden an sein Ziel.

Aber mal ganz ehrlich: Wer denkt heute bei Italien schon an eine Bahnreise? Flüge und Mietwagen, ja, diese Worte kommen einem gleich in den Sinn. Dabei passen Italien und Bahnreisen zusammen wie Italien und Pizza oder Italien und Sonne. Man muss nur wissen, ab wo und wie man welche Orte mit der Bahn erreichen kann. Dieses Buch liefert zahllose Anregungen für Bahnfahrten durch Italien – vom hohen Norden bis in den tiefen Süden.

Alle kunsthistorisch wichtigen und schönen Städte Italiens, und das sind eine Menge, sind schnell mit dem Zug zu erreichen, oft im Stundentakt. Historische Züge und Kleinbahnen verführen auch zu Reisen in einsame Berglandschaften, auf Vulkane, in den tiefen und immer noch zauberhaft untouristischen Süden und an einladende feine Sandstrände.

Ich selbst habe bei der Recherche zu diesem Reisebuch einiges gelernt über die vielen Möglichkeiten des Bahnreisens in Italien. Also los mit dem Zug. Ohne Autofahrstress, ohne Staus und ohne Dauerärger über teures Benzin. Buon viaggio col treno, schönes Zugfahren!

Der heutige Bau der Basilika in Aquileia stammt aus dem 11. Jahrhundert.

Kreuz und quer durch Italien

Von Macchiavegetation umgeben und gespickt mit atemberaubenden Ausblicken führt ein wunderschöner Küstenweg im Nordosten Siziliens zum Leuchtturm am Capo Milazzo.

1. Durch halb Italien

Vorbeifliegende Landschaften und tolle Bahnhöfe

Von Rom nach Mailand und retour. Im schnellen Takt durch halb Italien, von Stadtmitte zu Stadtmitte, und viel bequemer als mit einem Flugzeug.

Historistische, Jugendstil- und Art-déco-Elemente vereinen sich im Mailänder Bahnhof.

Um von Rom nach Mailand zu gelangen, oder auch umgekehrt, nahmen die meisten Italiener und Italienreisenden bis noch vor Kurzem den Flieger. Dafür musste man aus der jeweiligen Innenstadt den Flughafen außerhalb der Stadt erreichen. Das dauert in der Regel eine Stunde. Dann das Flughafenprozedere. Eine weitere halbe Stunde, mindestens. Dann das Warten auf das Einchecken. Der Flug. Das Auschecken und erneut mit einem öffentlichen Verkehrsmittel, einem Taxi oder einem Mietwagen, in die Innenstadt.

Klar, ein Flug zwischen den beiden in Sachen Kultur, Politik und Wirtschaft bedeutendsten Metropolen Italiens dauert nur etwas mehr als 60 Minuten. Aber mit allem logistischem Drumherum kommt man schnell auf über drei Stunden. Von Verspätungen ganz zu schweigen.

Schneller von Zentrum zu Zentrum

Daher nehmen immer mehr Reisende den Zug. Auch Geschäftsleute, die früher Züge verschmähten, nehmen diese Züge, reisen morgens früh los und kommen abends wieder nach Hause, nach Mailand oder Rom.

Die schnellste Verbindung, unschlagbar, es sei denn, man fliegt mit dem eigenen Jet und kann so auf die normale Flughafenlogistik verzichten, dauert keine drei Stunden. Von Rom nach Mailand oder umgekehrt geht es pünktlich zu, 2.45 Stunden. Ohne Halt rasen zauberhafte Landschaften und Kunststädte an den großen Sichtfenstern vorbei. Man döst, liest, schaut sich einen Film auf dem Handy oder dem Laptop an und ehe man sich versieht, verkündet eine Lautsprecherstimme: »In wenigen Minuten kommen wir in Milano Stazione Centrale an«. Oder in »Roma Termini«.

Italiens Staatsbahnen Trenitalia nutzen für diesen Superschnellzug ohne Stopp den Frecciarossa 1000. Zu Deutsch: der rote Pfeil. Schaut man sich die stromlinienförmige rot-graue Lok an, erkennt man gleich, warum der Zug so heißt. Der Frecciarossa ist seit 2015 in Betrieb und gehört zu den schnellsten Zügen Europas. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 400 km/h. Ein Frecciarossa-Zug ist rund 202 Meter lang und fast drei Meter breit, mit einer Höhe von etwas mehr als vier Metern. Insgesamt 457 Fahrgäste finden in jedem dieser Schnellzüge Platz. Ein Zug, der Italiens wichtigste Städte miteinander verbindet, aber auch ein Zug, der es erlaubt, von Rom aus, mit einem Umsteigestopp in Mailand, Paris zu erreichen. Das private Bahnunternehmen Italo bietet die gleichen Schnellzüge an. Während die lange Strecke zwischen Mailand und Rom ziemlich kurzweilig ist, sollte man sich für die beiden Endbahnhöfe etwas Zeit nehmen. Sie sind Highlights für Architekturfreunde.

Im Römischen Nationalmuseum taucht man tief in die Antike ein.

Nicht nur Museen: auch Bahnhöfe zu besichtigen!

Der römische Hauptbahnhof Stazione Termini präsentiert sich mit einer riesigen frei schwebenden Dachkonstruktion, die beim oftmals schier endlosen Warten auf ein freies Taxi vor Sonne und Regen schützt. Die Wellenform der Dachkonstruktion macht das gesamte Gebäude aus. Ein Gebäude übrigens, neben dem sich, nicht weit von den Taxen entfernt, eindrucksvolle Reste der »mure serviane«, der ersten römischen Stadtmauer aus dem 6. Jahrhundert v. Chr., erheben. 1862 wurde Roms erster wichtiger Bahnhof auf antiken Ruinen von Thermen und Villen errichtet. Vieles wurde aus dem Erdreich geholt und in Museen untergebracht. Aber vieles wurde bei den Bauarbeiten für den Bahnhof auch zerstört. Damals regierten in Rom übrigens noch die Päpste.

Tipp

Museo Nazionale Romano. Direkt beim Hauptbahnhof Termini präsentiert das nationale Antikenmuseum Schätze des Römischen Reiches in gleich zwei prächtigen Niederlassungen: in einem Palazzo und in den ehemaligen Thermen von Kaiser Diokletian. Für einen Besuch sollte man mindestens einen halben Tag einplanen. www.museonazionaleromano.beniculturali.it

Das heutige Gebäude wurde 1950 eingeweiht. Ganz im Stil des italienischen Rationalismus arbeiteten an diesem riesigen Projekt mit 32 Gleistrassen Architekten, die sich bereits während des faschistischen Regimes einen Namen gemacht hatten. Im Unterschied zum klassizistisch ausgerichteten Baustil während des »Dritten Reichs« bevorzugte das Duce-Regime eine moderne, schmucklose Bauweise, die nicht selten funktionale Elemente des Weimarer Bauhauses aufgriff. So verwundert es nicht, dass Architekten, die bereits unter Mussolini gedient hatten, auch nach dem Ende des Regimes mit Neubauten beauftragt wurden – wenn sie sich faschistisch nicht zu sehr aus dem Fenster gelehnt hatten.

»Rom ist die Stadt der Träume, des Purpurs und der Götter.«

Heinrich Heine

Der Arkadengang an der Mailänder Piazza del Duomo.

Ungemein elegant

Ein Rundgang durch die Stazione Termini offenbart die moderne Eleganz des Bauwerks. Das stromlinienförmige Hauptgebäude mit dem geschwungenen Dach zeigt einen grandiosen schmucklosen Baukörper, der leider durch später hinzugefügte Räumlichkeiten in seiner Leere und Größe reduziert wurde. Aus den frühen 1930er-Jahren stammt die Ala Mazzoniana, ein riesiger Gebäudeflügel, der sich über einen Kilometer lang an den Gleisen entlangzieht. Die Architektur, entworfen von Angiolo Mazzoni im klassischen Stil des italienischen Rationalismus, wird von zahlreichen Malern bis heute als Motiv genutzt.

Die Räumlichkeiten der Ala Mazzoniana sind mit ihren über zehn Meter hohen Gewölbedecken riesengroß, erinnern an das antike Rom und beeindrucken immer wieder Reisende. Hier sind heute ein Shoppingcenter, Autovermieter und der Mercato Centrale di Roma untergebracht, eine verlockende Konzentration gastronomischer Lokale und Geschäfte für Zugreisende und andere Liebhaber italienischer Leckereien.

Ganz anders die Stazione Centrale in Mailand. Auch für die Besichtigung dieses Bauwerks, einzigartig in Italien, sollte man sich Zeit nehmen.

Blick am Ponte Vittorio Emanuele II vorbei Richtung Vatikan und Petersdom.

Nicht unbedingt schön, aber ein Bahnhof der Superlative

Rund drei Kilometer Luftlinie vom Dom entfernt erhebt sich dieses steinerne Gebirge beziehungsweise dieser Felsen. Anders kann man das Bauwerk, das 1931 eingeweiht wurde, nicht bezeichnen. Die gewaltige Fassade ist 200 Meter lang. Der eher abweisende Eindruck der Architektur liegt an dem nur schwer zu definierenden Baustil. Sehr eklektisch, sehr monströs und auch ein wenig furchteinflößend, vor allem nach Einbruch der Dunkelheit. Ein alles andere als eleganter Mix aus neoklassizistischen, Jugendstil- und Art-déco-Elementen. Nicht schön, aber ziemlich gewaltig.

Auch die Innenräume beeindrucken durch ihre Größe, die monumentalen Dekorationselemente und die vielen Mosaiken. Beim Gleis 21 kann die restaurierte Sala Reale besichtigt werden, der Wartesaal, der einst nur der königlichen Familie vorbehalten war.

Das Bahnhofsgebäude wurde auf einem unterbauten Erdgeschoss errichtet. Dieses Erdgeschoss mit einer Fläche von rund 40 000 Quadratmetern umfasst etwa 100 Räumlichkeiten, allesamt dekoriert im Stil des Art déco. Von hier aus geht es auch zu den Gleisen für bestimmte Zuglinien, auch zum Gleis 21.

Ein Gleis zum Gedenken an eine böse Geschichte

Das Gleis 21 ist heute eine über 7000 Quadratmeter große Gedenkstätte für die Shoah. Nach der deutschen Machtübernahme infolge des Sturzes von Benito Mussolini 1943 deportierten die Deutschen fast alle Juden aus Italien in Vernichtungslager. Die Züge dorthin fuhren auch vom Gleis 21 ab.

Wie bei der Stazione Termini in Rom sollten Zugreisende auch in Mailand etwa eine Stunde Zeit einplanen, um sich diesen Bahnhof anzuschauen.

Und sie sollten aufpassen. Beide Bahnhöfe sind alles andere als diebstahlsicher. Seit Jahren versuchen Stadtverwaltungen und Polizeidienststellen, die Kleinkriminalität in und vor den Bahnhofsgebäuden in den Griff zu bekommen. Nicht ungefährlich kann es nach Einbruch der Dunkelheit in beiden Metropolen sein. In der Nähe der Stazione Termini wie auch bei Milano Centrale lungern zwielichtige Gestalten herum, die leider immer wieder übergriffig werden.

Die Servianische Mauer erstreckt sich an der Stazione Termini in Rom.

Shoppen in edlem Ambiente bietet die Galleria Vittorio Emanuele II in Mailand.

Info

Verkehrsverbindungen: Die beiden Bahnhöfe in Rom und Mailand sind mit dem jeweils städtischen U-Bahn- und Busnetz verbunden. Und an beiden Bahnhöfen befinden sich natürlich Taxiposten. Das Problem mit den Taxen: Zu Stoßzeiten oder abends sind sie rar und es präsentieren sich auch illegale Taxifahrer. Die sollte man nie nehmen, auch wenn sie niedrige Preise versprechen. Nicht selten wurden Fahrgäste von solchen Fahrern ausgeraubt.

Bummeln & schlemmen: Beide Bahnhöfe beinhalten Einkaufszentren und Gaststätten. Der Mercato Centrale in der Stazione Termini ist ein gastronomisches Mekka geworden: Diese Konzentration von Lokalen und gut sortierten Lebensmittelgeschäften wird inzwischen auch von römischen Einheimischen genutzt, die gar nicht per Zug unterwegs sind.

2. Von der Mitte in den Stiefelabsatz

Weites Land mit Olivenplantagen, Kathedralen und Stränden

Viele nehmen den Flieger, aber eine Zugfahrt von der Hauptstadt ins südliche Apulien bietet eine Reise durch eine ungemein reizvolle landschaftliche Vielfalt.

Die Langobarden erbauten im 8. Jh. die Santa Sofia in Benevento.

Knappe fünfeinhalb Stunden ohne Umsteigen dauert die Zugfahrt mit dem Zug der Trenitalia oder der privaten Bahngesellschaft Italo von der Hauptstadt ins südliche Apulien, in den Salento, Inbegriff einer viel besuchten Ferienlandschaft mit sandigen Stränden, malerisch weißen Ortschaften, runden trulli und immer mehr ausländischen VIPs, die sich in dieser Landschaft eine masseria, ein traditionelles Farmhaus, kaufen und restaurieren.

Doch diese Zugstrecke sollte man nicht durchrasen. Haltmachen ist angesagt, um nicht gerade überlaufene und ungemein reizvolle Orte zu besichtigen.

Stopp zum Spaziergang durch die Geschichte

Wie etwa Italiens größtes und eindrucksvollstes Königsschloss (siehe Kapitel 3) oder die Stadt Benevento. Hinter Caserta wird es immer hügeliger. Wälder, Täler und eine oftmals unwegsam wirkende Landschaft, so präsentiert sich die Region Kampanien im Landesinnern. Benevento mit seinen rund 60 000 Einwohnern ist eine gemächliche Kleinstadt mit einer großen Geschichte.

Die kleine Hafenstadt Barletta verströmt mittelalterliches Flair.

Die Römer besiegten in legendären Schlachten hier das Volk der Samniten und machten aus dem Ort einen wichtigen Stützpunkt ihrer Herrschaft in Süditalien. Eine blühende antike Stadt, von der, trotz übler Erdbeben in den letzten 2000 Jahren, einige erhaltene Bauwerke und Baureste zeugen. Wie etwa ein Triumphbogen für Kaiser Trajan aus dem frühen 2. Jahrhundert, Reste eines Theaters, von Brücken und Thermen. Eindrucksvoll ist die von den Langobarden im 8. Jahrhundert errichtete Chiesa di Santa Sofia, seit 2011 Weltkulturgut der UNESCO.

Die nächste Station ist Foggia. Und hier sind wir in Apulien. Weites Land mit zahllosen Olivenbäumen links und rechts der Zuggleise. Genannt wird diese ausgedehnteste flache Landschaft Italiens Tavoliere, flach wie ein Brett.

Foggia ist seit dem Neolithikum bewohnt und erhielt sein heutiges Aussehen seit dem Mittelalter. Die Altstadt ist reich an barocken Palazzi und einladenden Cafés an pittoresken Plätzen. Ein Kunstgenuss ist die romanische Kathedrale, dem Heiligen Thomas geweiht, aus dem 13. Jahrhundert.

Apuliens eindrucksvolle romanische und gotische Kirchen

Barletta liegt nur knapp 30 Zugminuten entfernt. Ein urbanistisches Schmuckstück! Der Dom ist eines der schönsten Bauwerke der gesamten apulischen Romanik. Gut zu erkennen sind spätere Hinzufügungen der Gotik. Santo Sepolcro ist ein ziemlich großes Bauwerk im Stil der französischen Gotik mit Hinzufügungen der Renaissance. Der Innenraum ist faszinierend schmucklos und strahlt eine intensive Strenge aus. Colosso, also der Koloss, wird eine etwa fünf Meter hohe Bronzeskulptur genannt, die einen spätantiken Kaiser zeigt und wie durch ein Wunder alle Zeitläufte heil überdauert hat.

Tipp

Von Bari Centrale mit dem Linienbus ins Tal Valle d’Itria. Aus einem Meer von Olivenbäumen erheben sich zahllose grauweiße Kegelbauten, die trulli, sowie zauberhafte weiß gestrichene Orte wie Martina Franca mit dem jährlichen Opernfestival.

www.festivaldellavalleditria.it

Im Museo Civico, reich an Kunstwerken aus rund 3000 Jahren Geschichte, findet sich die wahrscheinlich einzige erhaltene Büste, die den Stauferkaiser Friedrich II. zeigt.

Bari ist die Hauptstadt der Region Apulien. Eine Großstadt mit rund 350 000 Bürgern und einer malerischen Altstadt, die als Halbinsel ins Meer ragt. Absoluter architektonischer Höhepunkt der weißen Altstadt mit ihren Gebäuden, von denen viele bis ins Mittelalter zurückreichen, sind die Kathedrale aus dem 11. und San Nicola aus dem 12. Jahrhundert. Hier ruhen die Gebeine des Heiligen Nikolaus, den baresische Kaufleute im Mittelalter aus der heutigen Türkei »gestohlen« hatten.

Weiße Mauern prägen das Ortsbild von Martina Franca.

»Der Zug der Zeit ist ein Zug, der seine Schienen vor sich her rollt.«

Robert Musil

Immer am Meer entlang führt die Zugstrecke weiter nach Brindisi. Auch hier gibt es eine weiße mittelalterliche Altstadt zu besichtigen. Glanzpunkt ist die Kirche San Giovanni al Sepolcro, ein weiteres Meisterwerk der Romanik, errichtet von Tempelrittern nach ihrer Rückkehr aus dem Heiligen Land. Ein Ort besinnlicher Stille ist der Klosterhof mit den schlanken Säulen.

Dekorationen, so weit das Auge reicht

Keine halbe Stunde weiter südlich endet die Zugfahrt im Salento in Lecce, der barocken Hauptstadt ganz Apuliens.

Die gesamte Altstadt zieren Paläste, Klöster und Kirchen im typischen Lecceser Barockstil mit seinen überaus reich dekorierten Fassaden, von denen die wohl atemberaubendste die der Basilica di Santa Croce ist, ein Gotteshaus aus dem 17. Jahrhundert. Sie ist so bedeckt mit Dekorationselementen, dass man gar nicht weiß, wohin man zuerst schauen soll. Ein absoluter Leckerbissen für Fans der Kunstgeschichte. Auch für Lecce gilt: mindestens eine Nacht in diesem schmucken Städtchen einplanen.

Unweit von Brindisi in Apulien liegt der Ort Ostuni.

Info

Das Streckennetz der Züge ist in Italiens Süden nicht besonders ausgebaut. Sicherlich, es gibt Linienbusse, aber die fahren auch in der touristischen Hochsaison nicht so häufig. Deshalb gilt für ganz Süditalien: Bahnreisen immer auch mit dem Führerschein, denn Mietwagen kann man fast überall buchen.

Leckerbissen: Apulien ist für seine Küche in ganz Italien berühmt. Egal was Sie probieren, Focacce, Scagliozze, Panzarotti etc., alles schmeckt herzhaft, ist aber leider nichts für Diätfreunde.

Umgebung: Apulien war eine Lieblingsregion von Stauferkaiser Friedrich II. Und so findet sich hier auch sein schönstes und geheimnisvollstes Schloss. Das berühmte Castel del Monte erhebt sich auf einer Anhöhe bei Andria und kann nur mit dem Wagen erreicht werden.

museipuglia.cultura.gov.it

3. Zu Besuch im italienischen Versailles

Nördlich von Neapel erhebt sich Italiens größtes und prächtigstes Schloss

Im einstigen Niemandsland zwischen Hügeln und kleinen Ortschaften versuchten die italienischen Bourbonen, ihre französischen Verwandten mit einem gigantischen Bauwerk auszustechen.

Ungeheure Dimensionen und barocker Prunk im Schlosspark.

Sechzig Minuten. Das ist die schnellste und direkteste Zugverbindung zwischen Rom und Neapel. Doch man sollte unbedingt einen Stopp einlegen. Von dort aus, nach der Besichtigung der Reggia di Caserta, ist es nicht mehr weit bis nach Neapel.

Ein Riesenschloss, wo sich die italienischen Bourbonen nur im Frühling und Herbst aufhielten, wo rauschende Feste gefeiert und im Hoftheater die schönsten Opern der neapolitanischen Schule aufgeführt wurden. Ein Schloss, mit dem man dem Versailles des französischen Sonnenkönigs Konkurrenz machen wollte.

Italiens unbestritten eindrucksvollstes Königsschloss

1200 Räume, 1742 Fenster – die längste Seite des fast quadratischen Bauwerks misst ganze 249 Meter. Der Palazzo ist fast 38 Meter hoch. Es gibt 1026 Schornsteine und 34 Treppen. Die Haupttreppe ist 18,5 Meter breit, 14,5 Meter hoch und verfügt über 117 Stufen. Das Schloss besitzt über vier große Innenhöfe, von denen jeder 3800 Quadratmeter misst. Einige der Mauern sind ganze fünfeinhalb Meter dick. Die Gesamtfläche des Bauwerks nimmt unglaubliche 47 000 Quadratmeter ein.

Die Fassade des Doms von Caserta ist aufwendig verziert.

Die Reggia di Caserta ist das größte Königsschloss Italiens. 1997 wurde die Anlage nebst prächtigem Park, der dank eines gigantischen Aquädukts aus der Mitte des 18. Jahrhunderts mit viel Wasser für die Brunnen versorgt wird, zum Weltkulturgut der UNESCO.

Größer, schöner, bombastischer

Es war Carlo di Borbone, König Neapels und beider Sizilien und Repräsentant der italienischen Bourbonenlinie, der seinen französischen Verwandten beweisen wollte, dass er ein noch größeres Schloss als Versailles bauen lassen konnte.

Viel mehr als nur eine »Großkaserne«!

Der Bau des Megaschlosses wurde 1752 begonnen. 1774 wurde es teilweise eingeweiht, aber die Arbeiten endeten erst 1845. Ein neoklassizistisches Bauwerk, also mit einer kühlen Eleganz und wenig Verzierungsdekorationen an den Außenwänden. Böse Stimmen sprachen schon zu Zeiten von Carlo di Borbone im Fall des Schlosses von Caserta von der »italienischen Großkaserne«.

»Bau dir dein Traumschloss, aber lebe nie darin.«

Mary H. Rubin, Schriftstellerin

Vom Boden bis zur Decke prächtig ausgestattetes Schlafgemach.

Die Reggia di Caserta ist ein Werk der beiden unbestrittenen Meister der italienischen Neoklassik, Luigi und sein Sohn Carlo Vanvitelli. Die Vanvitellis sollten nicht nur ein Königsschloss entwerfen und bauen, sondern, so der ausdrückliche Befehl des Königs, das prächtigste Schloss überhaupt. Klotzen statt kleckern war angesagt.

Ein Triumph des kühl-eleganten Neoklassizismus

Obwohl einige der Innenräume in den vergangenen zwei Jahrhunderten umgebaut und verändert wurden, sind viele der Originalmöbel erhalten geblieben und werden ausgestellt. Überall dominiert das genaue Gegenteil des üppigen Barocks und des reich dekorierten Rokokos. Damit ist dieses Schloss das genaue Gegenteil von Versailles. Es ist ein Realität gewordener Traum des kühl-eleganten Neoklassizismus.

Um zum monumentalen Haupttreppenhaus zu gelangen, muss man ein mit 20 dicken dorischen Säulen geschmücktes achteckiges Vestibül durchschreiten.

Wenn sich dann vor dem Besucher dieses gigantische Treppenhaus auftut, kann dieser nur sprachlos staunen. Von hier aus geht es direkt in die Schlosskapelle und in die Paradezimmer, in denen sich der König und seine Familie dem Hofstaat präsentierten.

Durch eine Theorie von ziemlich großen Sälen gelangt man in die königlichen Apartments. Das Alte Apartment besteht aus elf Sälen, die gut den Geschmack der königlichen Hausherren wiedergeben. Das Arbeitszimmer des Königs ist orientalisch gestaltet, das Badezimmer verfügt über den modernsten Komfort des späten 18. Jahrhunderts. Die Bibliothek von Königin Maria Carolina, der Gattin von König Ferdinand, ist mit ihren rund 12 000 Bänden komplett erhalten geblieben. Die Gemäldesammlung in diesen Räumen besteht aus Werken italienischer und niederländischer Meister.

Das Neue Apartment, das erst nach fast 40 Jahren Bautätigkeit 1845 fertig wurde, umfasst auch den Thronsaal. Der 13,5 mal 36 Meter große Saal ist gewaltig, viel gewaltiger als der tatsächliche politische Einfluss der süditalienischen Könige im damaligen Europa.

Besonders reizvoll ist das ebenfalls komplett erhalten gebliebene Hoftheater. Es bietet 450 Zuschauern Platz und besitzt eine fantastische Akustik. Hier wurden Ende des 18. Jahrhunderts viele Opern der beiden musikalischen Stars der neapolitanischen Schule, Paisiello und Cimarosa, aufgeführt.

Eine der größten und schönsten Krippen der Welt