Secret Places Italien mit dem Wohnmobil - Thomas Migge - E-Book

Secret Places Italien mit dem Wohnmobil E-Book

Thomas Migge

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Beschreibung

Campen, dort wo es passt! Und zwar traumhaft passt! Über 50 kuratierte Stellplätze für Ihr Wohnmobil, an denen Sie abseits des Trubels campieren können. Zum Beispiel in den Waldensertälern, an der Riviera del Brenta oder am Lago d'Iseo bei Bergamo – allesamt in Norditalien gelegen. Wen es weiter in den Süden zieht, der ist in Pitigliano, auf der Isola Asinara oder in Modica gut beraten. Wo genau? Verrät Ihnen dieser Wohnmobilführer.

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EPUB

Seitenzahl: 218

Veröffentlichungsjahr: 2023

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SECRETPLACES

ITALIEN

MIT DEM WOHNMOBIL

Traumhafte Orteabseits des Trubels

Thomas Migge • Lisa Bahnmüller

INHALT

Willkommen in Italien

Vorwort

DER NORDEN

STELLPLÄTZE IM NORDEN

1Sacra di San Michele – Ein Traum von einem Kloster

2Valli Valdesi – Täler der Häretiker

3Oropa – Heilig seit Jahrhunderten

4Turin – Lust auf Schlösser

5Sacri Monti – Heilige Berge

6Santuario di San Romedio – Reine Glaubenssache

7Villen-Tour – Adel auf dem Land

8Brentakanal – Von der Brenta-Riviera bis Venedig

9Käse-Routen – Immer der Nase nach

10Villa Borromeo – Renaissance, ganz verspielt

11Bergamo – Perle der Lombardei

12Venedigs Lagune – Inseln voller Charme

13Cremona – Musikalische Legende

14Colorno – Megapalast in der Provinz

15Sabbioneta – Kleinstadt mit Konzept

16Bussana Vecchia – Künstlerort in den Bergen

17San Fruttuoso – Malerische Enklave

18Canossa – Ein echter Leidensweg

19Comacchio – Zwischen See und Meer

DIE MITTE

STELLPLÄTZE IN DER MITTE ITALIENS

20Rosignano Marittimo – Bei Buddha zu Besuch

21Valnerina – Durchs schwarze Tal

22Vie Cave – Straßen, die durch Felsen führen

23Pitigliano – Italiens Klein-Jerusalem

24Scarzuola – Grüne Inspirationsquelle

25Saturnia – Wo schon die Römer kurten

26Parco della Majella – Wildnis pur

27Calcata – Idylle auf dem Felsen

28Rom – Die uralte Stadt, echt zeitgemäß

29Vatikan – Nekropole unterm Parkplatz

30Sacro Speco – Ein Kloster-Kleinod

31Castel Gandolfo – Die Villen der Päpste

32Rocca Calascio – Spektakuläre Kulisse

33Navelli – Teure Leckerei

34Santo Stefano de Sessanio – Ein Fall von Liebe

35Maremma – Die reine Natur

36Montecassino – Der Klostergigant

37Tempio di Giove Anxur – Legendäre Ruine

38Isola di Palmarola – Einfach nur ein Traum

DER SÜDEN

STELLPLÄTZE IM SÜDEN

39Baia – Wo die antiken VIPs Ferien machten

40Nekropole Neapel – Knochenberge und Kultstätte

41Mercogliano – Pilgerstätte der besonderen Art

42Capri – Auf romantischen Pfaden

43Sentiero degli Dei – Götterweg über dem Meer

44Cilento – Eine Küste zum Küssen

45Gargano – Halbinsel voller Reize

46Troia – Großer Name, große Funde

47Polignano a Mare – Hoch über dem Meer

48Pollino Global Geopark – Kalabrien ganz anders

49Rossano Calabro – Süße Verführung

50Asinara – Ein Paradies für Esel

51Hotel Le Dune – Ein Hauch von Sahara

52Riserva dello Zingaro – Ein Stück Freiheit

53Palermo – Ein Blick hinter fürstliche Kulissen

54Corleone – Zu Besuch bei den Paten

55Bagheria – Sizilianische Sommerfrische

56Modica – Barocke Genüsse

Register

Bildnachweis

Impressum

Italien in all seinen Facetten (von links nach rechts): die würzigen Produkte der Käsestraße im hohen Norden, die farbenfrohen Häuser von Burano in der Lagune von Venedig, ein Strand bei Maratea in der Region Basilikata, Gewölbe der Kirche Santa Maria Maggiore in Bergamo und ein sommerliches Camping-Idyll

WILLKOMMEN IN ITALIEN

ERSTAUNLICHE EINBLICKE

Die Schönheit des Landes lässt sich nicht in Zahlen fassen – und doch erstaunen manche Fakten über unser Lieblingsziel im Süden: Stichwort Wald, Wein, Welterbe und Espresso.

ITALIEN QUERBEET

Die Republik Italien ist gut 300 000 Quadratkilometer groß und steht damit auf Platz 7 der größten Staaten der Europäischen Union. Von Ost nach West misst das Stiefelland 700 und von Nord nach Süd 1200 Kilometer. Wer es durchfährt, kommt an den enormen wirtschaftlichen Unterschieden nicht vorbei – und sieht jede Menge Kulturschätze, von etruskischen Gräbern über die Kunst der Renaissance bis zu modernster Architektur. Die Tempel, Kirchen, Klöster, Burgen und Orte liegen eingebettet in Landschaften, wie sie abwechslungsreicher kaum sein könnten, zwischen Bergen und Strand, waldreichen Tälern und wilden Hochebenen.

11,5 LITER OLIVENÖL

verbrauchten die Italienerinnen und Italiener 2020 pro Kopf (Quelle: Assitol). Dabei spielte zunehmend die Qualität eine Rolle: Vor allem jüngere Konsumenten achten auf »natives Olivenöl extra vergine«.

24NATIONALPARKS

schützen 1,5 Millionen Hektar Landesfläche. Der kleinste, der Parco Nazionale delle Cinque Terre an der ligurischen Küste, umfasst nur 3680 Hektar; der größte, der Nationalpark Pollino, erstreckt sich auf mehr als 192 000 Hektar über Teile von Kalabrien und der Basilikata in Süditalien. Der älteste Nationalpark Gran Paradiso feierte 2022 seinen 100. Geburtstag.

600 PASTASORTEN

gibt es angeblich landesweit, andere Quellen sprechen von 300. Pasta bedeutet schlicht »Teigware«, die Sorten unterscheiden sich in der Länge, der Form, ob sie hohl, gefüllt, glatt, rau oder geriffelt sind. Der Teig besteht zumeist aus Hartweizengrieß.

65 MILLIONEN

Besucherinnen und Besucher kamen 2019 nach Italien, damit steht das Land auf Rang 5 der beliebtesten Reiseländer weltweit (UNWTO, 2020). Vermutlich gehören auch jede Menge italienischstämmige Ausländer dazu – ihre Zahl übersteigt sogar die 60 Millionen Einwohner des Landes.

14 MILLIARDEN TASSEN

Espresso werden im Jahr zwischen Alpen und Apulien ausgeschenkt. Zumeist dürfte er italienische Kehlen hinunterrinnen – der Konsum beläuft sich auf 3,7 Kilogramm Kaffee pro Kopf. Noch ausgiebiger lassen sich die Einheimischen ihren Wein schmecken: 43 Liter pro Nase und Jahr weist die Statistik aus.

58 WELTERBESTÄTTEN

verteilen sich über den Stiefel und Sardinien, das ist Weltrekord! 53 Weltkultur- und fünf Weltnaturstätten werden gelistet, die höchste Dichte findet sich in der Region Lombardei. Die Felsbilder im Valcamonica waren 1979 der erste italienische Beitrag, die Bauten der Nuraghen auf Sardinien und die historischen Theater der Region Marken kamen 2021 hinzu.

38,6 PROZENT DER LANDESFLÄCHE

ist von Wald bedeckt. Vor 85 Jahren war es nur halb so viel. Insgesamt 11,9 Millionen Hektar Wald erstrecken sich heute über Italien, das ist eine größere Fläche als für den landwirtschaftlichen Anbau und als Weideland genutzt werden.

26 ITALIENISCHE UNTERNEHMEN

stehen auf der Liste Forbes Global 2000 für das Geschäftsjahr 2021. Darin versammelt das Forbes Magazine die 2000 erfolgreichsten Firmen weltweit. Auf Rang 73 führt der Energiekonzern Enel mit 86 Milliarden US-Dollar Umsatz die nationale Wertung an, Ferrari kommt an 1149. Stelle, der Reifenhersteller Pirelli liegt auf Rang 1891. Der Mischkonzern Exor gilt als wichtigstes Unternehmen des Landes, bis heute familiengeführt. Allerdings liegt der Hauptsitz in den Niederlanden. Über 95 Prozent der italienischen Betriebe haben weniger als zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Ein idealer Standort im Schatten – doch über Nacht sollte man nur auf ausgewiesenen Plätzen stehen.

VORWORT

NEUER BLICK AUF DAS SEHNSUCHTSLAND

Wer glaubt, Italien gut zu kennen, darf sich auf den nächsten knapp 200 Seiten überraschen lassen: Dieses Buch zeigt weniger bekannte, aber sehenswerte Orte von den Alpen bis Sizilien. Nah gelegene Camping- und Wohnmobilstellplätze empfiehlt es gleich mit.

Genießen den stimmungsvollen Abend im Süden: Restaurantgäste in der Thermenstadt Saturnia

Der Name ist Programm: das riesige Museum der Kunst des 21. Jahrhunderts, kurz MAXXI, in Rom

Die Anziehungskraft des Reiselands Italien ist ungebrochen, das gilt natürlich auch für die ewigen Dauerbrenner Rom, Florenz und Venedig. Wer diese Highlights schon kennt oder sich auf die Suche nach dem echten, untouristischen Italien begeben will, ist hier richtig. Und so viel darf verraten werden: Abseits der üblichen Routen steckt unser Sehnsuchtsland voller Überraschungen! Die atemberaubende italienische Landschaft ist geprägt durch den Wechsel. Von den mächtigen Bergen im Norden, in den Regionen Piemont und Südtirol mit dem Trentino, geht es über die lombardische Seenlandschaft bis zu den grünen Hügeln der Toskana und Umbriens und einer gedachten Linie von Rom bis zu den wilden Abruzzen. Unterhalb von Neapel beginnt der faszinierende Süden. Er präsentiert sich mal rau und mal lieblich zwischen wunderschönen Küsten in Kampanien, Apulien, Kalabrien oder Sizilien, traditionell der Kornkammer Italiens. On top kommen die unbekannten italienischen Inselwelten, wie die Halbinsel Asinara oder die Isola di Palmarola – noch nie gehört? Dann ist es Zeit, das unbekannte Italien zu entdecken.

Wer unabhängig sein möchte, wählt für seine Reise das Wohnmobil. Egal ob in einem VW-Bus, einem ausgebauten Kleintransporter, einem Camper, Wohnmobil oder Luxusliner – Reisen mit dem eigenen Bett erspart die lästige Zimmersuche und verspricht Spontaneität und Freiheit. Auf »grenzenlose Freiheit« zu hoffen, wäre allerdings vermessen. Da auch die Italiener begeisterte Wohnmobilfahrer sind, haben viele Gemeinden längst begonnen, den Ansturm zu kanalisieren. »Wildparker« und »Wildcamper« sind nicht gern gesehen, zudem ist es verboten, sich einfach irgendwo hinzustellen. Vor allem in Nationalparks kann das hohe Geldbußen nach sich ziehen. Viele Gemeinden untersagen das wilde Campieren grundsätzlich, andererseits ist es erlaubt, für eine Nacht auf einem Parkplatz zu bleiben, um die Fahrtüchtigkeit wieder herzustellen. Zum »Camping-ähnlichen Verhalten« gehört aber schon, die Markise herunterzuklappen und die Stühle aufzustellen. Um diese Gratwanderung zu umgehen, ist es sicherer, gleich feste Camping- und Stellplätze anzusteuern. Glücklicherweise wimmelt es in Italien nur so von Campingplätzen. Vor allem an den Küsten gibt es unzählige Möglichkeiten. Dort kann man sicher und legal übernachten und mit dem schönsten Blick aufs Mittelmeer aufwachen. Dazu kommen die vielen Stellplätze, bei denen man Strom, Wasser oder Entsorgungsmöglichkeiten nutzen kann. Das Gros dieser Plätze ist mittlerweile an moderne, bargeldlose digitale Parksysteme, wie z. B. EasyPark oder ParkNow, angeschlossen. Es lohnt sich, vorher die Apps herunterzuladen und zu installieren, das erspart die mühsame Kleingeldsuche.

Und dann – kann es losgehen! Über die Alpen und immer Richtung Süden, um die schönsten Secret Places Italiens bestens informiert und immer entspannt mit dem Wohnmobil zu erkunden. Lisa Bahnmüller

Tür auf, Surfbrett raus, und fertig sind die Ferien mit dem eigenen Camper.

DER NORDEN

Von den Alpen bis zur Adria warten wahre Kunst- und Architekturschätze

Auf gut ausgebauten Dolomitenstraßen erreichen auch Wohnmobile höher gelegene Parkplätze.

STELLPLÄTZE

IM NORDEN

Susa

Campingplatz Serre Marie, S. S. 23/Km 71, 10060 Fenestrelle, campeggioserremarie.it. Der ganzjährig geöffnete Campingplatz liegt am Fluss Cisone unweit der Festung Fenestrelle. Keine 500 Meter entfernt gibt es auch einen Wohnmobilstellplatz.

Oropa

Wohnmobilstellplatz Oropa, Piazzale Funivie, 13900 Oropa, santuariodioropa.it. In unmittelbarer Nähe zur großen Wallfahrtskirche und der Gondelbahn auf den Mucrone gelegener Stellplatz über zwei Ebenen mit Strom sowie Ab- und Frischwasserservice.

Turin

Camping- und Wohnmobilstellplatz Grinto, Corso Trieste, 94, 10024 Moncalieri/Turin, grinto.it. Gepflegte Anlage, ideal für einen Besuch von Piemonts Hauptstadt Turin, die mit dem ÖPNV oder per Rad (es gibt Leihräder) in 20–25 Minuten über einen schönen Radweg zu erreichen ist.

Häuslich eingerichtet – gemütlicher Freisitz auf dem Campingplatz

Biella

Campingplatz Future is Nature Playground, Via per Zubiena, 42, 13884 Sala Biellese, futureisnature.com. Der unter jüngeren Campern beliebteste Platz im Piemont mit vielen Events – mitten im Grünen gelegen, aber immerhin 16 Kilometer von Biella entfernt.

Paesana

Campingplatz Valle Po, Via S. Croce, 2, 12034 Paesana/ Cuneo, campeggiovallepo.it. Ein guter Campingplatz am Fuße des 3841 Meter hohen Monvisos und dem Eingang zum Valle di Po gelegen. Ideal, um die Täler im Westalpenbogen zu erkunden.

Sarnonico/Val di Non

Campingpark Baita Dolomiti, Via Cesare Battisti, 18c, 38011 Sarnonico, baita-dolomiti.it. Nahe der Grenze zu Südtirol, unweit des Mendelpasses, liegt der Campingplatz im sonnigen Talkessel des Val di Non. Zur Wallfahrt des heiligen Romedius sind es nur wenige Kilometer.

Vicenza

Wohnmobilstellplatz Park Bassano, Via Bassano, 21, 36100 Vicenza. Einfacher Stellplatz auf einem großen geteerten Parkplatz. Ideal, um sich die in Fußentfernung liegende Altstadt von Vicenza anzusehen.

Arcugnano

Campingplatz Agriturismo Il Lago, Via Monticello, 47, 36057 Arcugnano, agriturismoallago.it. Mini-Campingplatz samt zwei kleinen Bädern mitten in den Colli Berici gelegen. Optimal, um Palladios Villen zu besuchen oder einen Fahrradausflug an den im Durchschnitt nur zwei Meter tiefen Lago di Fimon zu unternehmen.

Die Oberitalienischen Seen schaffen den Spagat zwischen nebligem Norden und sonnigem Süden.

Chioggia

Campingplatz Miramare, Via Agostino Barbarigo, 103, 30015 Chioggia, miramarecamping.com. Sottomarina nennt sich der wie mit dem Lineal gezogene Sandstrand Chioggias an der Adria. Dort gibt es mehrere größere Campingplätze, Miramare Village liegt etwas ruhiger im südlichen Bereich.

Fassatal

Campingplatz Vidor Family & Wellness Resort, Via Ruf De Ruacia, 15, 38036 Pozza di Fassa, campingvidor.it. Ein Campingparadies mitten in den Dolomiten, das verspricht ein Aufwachen mit Bergblick. Dank der großen Poolanlage (gegen Eintritt) eher Glamping als Camping.

Bergamo

Wohnmobilstellplatz Bergamo Centro, Via dello Statuto, 33, 24128 Bergamo, parkinginbergamo.com. Es gibt idyllischere Stellplätze, aber keiner ist so nah am Fuße des Altstadthügels gelegen. Auch die Standseilbahn hinauf nach Bergamo Vecchia ist rasch erreicht.

Rapallo

Campingplatz Rapallo, Via S. Lazzaro, 4, 16035 Rapallo, campingrapallo.it. Der Bus hält fast direkt vor dem Platz, die einfachste Möglichkeit, um stressfrei Rapallo und Portofino sowie die ligurische Riviera di Levante zu besuchen.

1

SACRA DI SAN MICHELE – EIN TRAUM VON EINEM KLOSTER

EINSAME SPITZE

Wie aus einem Harry-Potter-Film erscheint aus der Ferne diese mächtige und von Alpengipfeln gerahmte Kloster- und Kirchenanlage, die unbestritten zu den eindrucksvollsten von ganz Italien gehört.

Die Klosterburg in luftiger Höhe wirkt wie aus einem Märchenfilm.

Kein Wunder, dass sich der italienische Schriftsteller und Semiotiker Umberto Eco hier von dem auf einen Besucher abweisend wirkenden Wehrkloster inspiriert fühlte für seinen Weltbestseller »Der Name der Rose«. Auf die Spitze des fast 1000 Meter hohen Monte Pirchiriano im Osten des Susatals in der norditalienischen Region Piemont zog sich im späten 10. Jahrhundert der Erzbischof von Ravenna, Giovanni Vincenzo, als Eremit zurück. Doch schon vor seiner Ankunft war dieser Ort, keine 35 Kilometer westlich von Turin gelegen, bekannt.

Bevor der Berg zum Klosterberg wurde, errichteten die alten Römer Mitte des ersten Jahrhunderts n. Chr. in luftiger Höhe ein Militärlager. Wahrscheinlich hatten vor ihnen schon Ligurer und Kelten die strategisch günstige Lage des Bergs erkannt, von dem aus sich das Susatal, der Südrand der Alpen und der Montgenèvre-Pass perfekt kontrollieren ließen. Der frommen Legende nach gründete der Erzbischof aus Ravenna das Kloster. Historisch vermutlich korrekter ist die Geschichte um eine adlige Stiftung aus dem späten 9. Jahrhundert, die zu einer Klerikergemeinschaft führte. Unter einem benediktinischen Abt entstand ein erstes Kloster im romanischen Stil. Gewerkelt wurde an der Anlage bis ins 13. Jahrhundert hinein, was auch die Aufnahme von Bauelementen im damals modischen gotischen Stil erklärt. 1255 konnte dann endlich die Klosterkirche eingeweiht werden. Reich wurde die Mönchsgemeinschaft durch den Umstand, dass Wallfahrer Richtung Rom über die Pilgerstraße Via Francigena hier vorbeikamen.

Entmachtung der Mönche

Im 14. Jahrhundert ging es mit dem Einfluss und Wohlstand der Benediktiner vom Klostergipfel bergab: Der Abt hatte sich in einem politischen Streit unter zwei Mitgliedern des Hauses Savoyen – die Herrscher über das Piemont – auf die falsche Seite geschlagen. Das Kloster verlor seine politische und wirtschaftliche Souveränität. Die Folge: Reichtum und Einfluss schwanden zusehends. 1622 wurde das Kloster aufgehoben. Damit begann der Zerfall der mächtigen Anlage. Erst im 19. Jahrhundert besann sich die Savoyer-Dynastie eines Besseren. Fortan nutzte sie den riesigen Komplex als Grabstätte für ihre Familie. In der Hauptkirche stammt nahezu alles aus dem gotischen 14. Jahrhundert. Die Apsis zeigt spätromanische Elemente. Doch vielleicht am schönsten ist das Panorama. Es ist von allen Fenstern und dem Vorplatz des Klosters aus einfach umwerfend!

Die Altstadt von Susa bietet ein fast komplett erhaltenes römisches Stadttor.

INFO

BESICHTIGEN UND GENIESSEN

Nicht weit vom Klosterberg entfernt lockt die Kleinstadt Susa. Eine römische Gründung, in deren Mitte sich der immer noch stattliche Triumphbogen für Kaiser Augustus erhebt. Sehenswert ist auch die romanische Kathedrale aus dem 12. Jahrhundert mit ihrem prächtigen Kirchenschatz. Direkt neben der Kirche steht die Porta Savoia aus der Römerzeit. In historischem Ambiente, einfach und ordentlich, dient das ehemalige Kloster Convento San Francesco in 500 Metern Höhe im Herzen des Susatals heute als Unterkunft. Errichtet im 12. Jahrhundert, bietet dieses Kloster ein stimmungsvolles Ambiente mitten in der Natur. Unbedingt ausprobieren: die Weine des Susatals! Eine echte Rarität ist der Eiswein Vino del Ghiaccio di Chiomonte, dessen Trauben erst nach dem ersten Frost gekeltert werden.

WEITERE INFORMATIONEN

Sacra di San Michele: sacradisanmichele.com

(auch in deutscher Sprache)

Casa per ferie San Francesco: sanfrancescosusa.it

2

VALLI VALDESI – TÄLER DER HÄRETIKER

AUF DEN SPUREN DER WALDENSER

Tief in den Bergen Piemonts liegt das Tal der Waldenser, die viele Gedanken der späteren Protestanten vorwegnahmen und brutal von der katholischen Kirche verfolgt wurden. Die Valli Valdesi sind romantische Berglandschaften mit uralten Bauernhäusern – von Waldensern, die noch heute hier leben.

Am Anfang der Geschichte steht ein Mann namens Petrus Valdes. Wann er geboren wurde, ist unbekannt. Er starb 1218. Einst verdiente er viel Geld als Kaufmann in Lyon. Nach einem religiösen Erweckungserlebnis gab er sein Hab und Gut ab, wurde Wanderprediger und kümmerte sich um die Armen. Doch er predigte nicht auf Latein, sondern nutzte Übersetzungen des Evangeliums in die Volkssprache. Allein das machte ihn der mächtigen katholischen Kirche verdächtig. Nicht geheuer war er der Kirche auch, weil er die Vita apostolica predigte, das einfache Leben in Besitzlosigkeit. Valdes lehnte zudem die Verehrung der Heiligen ab und dass Klöster und Kirchen dank frommer Gaben von Pilgern immer reicher und mächtiger wurden. Er bezog gegen das Fegefeuer und die in der Kirche üblichen Ablasszahlungen Position. Und er war gegen die Todesstrafe und für Güterteilung. Petrus Valdes predigte eine Art frühzeitlichen Sozialismus.

Exodus in die Wälder

1182 platzte der Amtskirche der Kragen. Valdes wurde exkommuniziert und zusammen mit seinen Anhängern vertrieben. Das war der Beginn des Exodus der Waldenser. Sie ließen sich in Südfrankreich, in Norditalien, im süddeutschen Raum, in Böhmen und sogar im süditalienischen Kalabrien nieder. Und eben auch in den Waldensertälern im Norden Italiens, einst schwer zugängliche Alpentäler mit atemberaubenden Landschaft. Das Val Chisone, das Valle Germanasca und das Val Pellice sind auch heute noch ziemlich einsame Orte. In früheren Jahrhunderten boten sie den Waldensern relativen Schutz. Hier konnten sie lange Zeit, mit einigen blutigen Ausnahmen, in Frieden ihren Glauben leben.

Im Zuge der Reformation im Deutschen Reich und in der Schweiz nahmen die norditalienischen Waldenser Kontakt zu der neuen europäischen Bewegung auf. So entstand ihre eigene protestantische Kirche. Interessanterweise wurde sie vom katholischen Herrscherhaus Savoyen zunächst toleriert. Die Herrscher in Turin sahen in den Waldensern ein Bollwerk gegen den französischen Einfluss.

Erst toleriert, dann unterdrückt

Doch immer dann, wenn Frankreich und Savoyen der politische Schulterschluss gelang, war es mit der Toleranz gegen Andersgläubige vorbei. So wurden 1655 und 1686 die Waldenser blutig unterdrückt und in die Schweiz vertrieben. 1689 kehrten sie in ihre Täler zurück. Mit der Staatseinigung 1870 war es in ganz Italien endlich vorbei mit der Diskriminierung nichtkatholischer Religionsgemeinschaften. Seitdem wanderten viele Waldenser aus ihren Tälern ab und ließen sich im ganzen Land nieder.

Die Wehranlage von Fenestrelle ist eine der größten ihrer Art in Europa.

Torre Pellice ist der Hauptort der bis heute bestehenden Glaubensgemeinschaft. Hier finden die alljährlichen Treffen und Synoden der Kirchenleiterinnen und -leiter statt. In den Waldensertälern verteilen sich noch immer kleine und kleinste Ortschaften. Massello etwa wird von nur knapp 60 Menschen bewohnt. Sie leben inmitten einer herrlichen Kulisse: Die Täler liegen in einer wilden Berglandschaft mit grandiosen Aussichtspunkten und Panoramastraßen. In vielen Ortschaften stehen zum Teil große Bauerngüter aus vergangenen Jahrhunderten. Oftmals sind sie Ferienhäuser von Waldensern, die inzwischen hauptsächlich in Turin, Mailand und Rom leben. Doch in den Tälern gibt es nicht nur Natur zum Staunen. In Torre Pellice sollte man das Museo Valdese besuchen. Hier wird die wechselhafte und dramatische Geschichte der Glaubensgemeinschaft nacherzählt.

Waldenserkirchen sind modern: Erst seit Ende des 19. Jahrhunderts dürfen die Waldenser sich eigene Kirchen errichten.

Einer der vielen einsamen Plätze im Piemont

Zur Mega-Burg

Im Val Chisone erhebt sich das Forte di Fenestrelle, die größte Festung der gesamten Alpen. Das kolossale Bauwerk, das zweitgrößte der Welt nach der chinesischen Mauer, erstreckt sich über ein Gebiet von drei Kilometern auf dem Monte Orsiera. Die Militäranlage bietet einen Höhenunterschied vom unteren Eingang bis zu den höchstgelegenen Wehranlagen von stolzen 600 Metern! Mit dem Bau dieser nicht schönen, aber dafür eindrucksvollen Anlage begann das Haus Savoyen im 18. Jahrhundert. Nordwestlich von Pinerolo befindet sich eines der malerischsten Dörfer des Piemont. Usseaux liegt mitten in einer alpinen Postkartenlandschaft, umgeben von herrlichen Bergen. Viele alte Gebäude wurden in den vergangenen Jahren mit Wandbildern, Murales, verziert. Reizvoll für Ausflüge sind der Parco Naturale Regionale Orsiera Rocciavrè und der Parco Naturale del Gran Bosco di Salbertrand; sie eignen sich ideal für kürzere und längere Wanderungen.

Der Ring der Täler

In die Täler gelangt man am besten mit dem Auto. Das ist einfach und sicherlich beschaulich. Aber es bedeutet ein unvergessliches Erlebnis, sich das Gebiet zu Fuß zu erschließen: über den sogenannten Anello delle Valli Valdesi, den Ring der Waldensertäler. Es handelt sich um einen mittelschweren Wanderweg vom Feinsten. Geboten wird nahezu unberührte Berglandschaft, garantiert ohne Rummel. Der Ring, der Name besagt es, führt von Torre Pellice mehr oder weniger in einem Kreis durch Täler und über Berge. Für die rund 120 Wanderkilometer werden etwa 40 Stunden und acht Etappen benötigt, also etwas mehr als eine Woche. Bei Bedarf übernachten und essen kann man in kleinen und kleinsten Ortschaften und Berghütten.

Fantastische Natur mit Bergen und Wanderwegen kennzeichnen die Waldensertäler.

INFO

ROMANISCHER TRIUMPH

In der tiefsten piemontesischen Provinz erhebt sich eine der schönsten romanischen und gotischen Klosteranlagen Italiens: Die Abtei von Staffarda bei Revello war ein mächtiges Zisterzienserkloster. Die Gründung der Anlage geht auf eine Landschenkung des Herzogs von Saluzzo im Jahr 1135 zurück. Die Abtei gilt als eines der bedeutendsten historischen Monumente der Region, und doch wird sie von ausländischen Touristen nur selten besucht. Und so entgeht vielen Kunstinteressierten eine eindrucksvolle Klosteranlage, die in späteren Jahrhunderten dem barocken Geschmack angepasst wurde. Das Innere der außen romanischen Abteikirche präsentiert sich im burgundisch-gotischen Stil des 15. Jahrhunderts. Zu besichtigen gibt es einen Klosterinnenhof, den Kapitularsaal, ein Pilgerhospiz und die gotische Loggia, in der Geschäftsleute einst ihre Waren anpriesen. Die gesamte Anlage ist erstaunlich gut erhalten geblieben.

WEITERE INFORMATIONEN

turismotorino.org

(zu Pinerolo und den Waldensertälern)

piemonteoutdoor.it

(Infos zum Rundwanderweg)

Die komplexe Geschichte der Waldenser wird im Museo Valdese nacherzählt, in Torre Pellice:

museovaldese.org

Elegante Romanik gibt es in der Abtei von Staffarda zu sehen.

Nicht einfach nur eine Kirche, sondern eines der größten italienischen Heiligtümer kann in Oropa besichtigt werden, umgeben von viel Natur.

3

OROPA – HEILIG SEIT JAHRHUNDERTEN

STADT DES GLAUBENS

Eine schwarze Madonna, ein katholisches Heiligtum, das eher an ein gigantisches Schloss erinnert, und eine wildromantische Umgebung inmitten der Berge von Biella – so präsentiert sich der Wallfahrtsort am Fuß der Alpen.

Die Anlage ist riesig, und das ist keine Übertreibung. Die Bauten erinnern lassen vielmehr an ein weiteres Schloss des Königshauses Savoyen denken als an einen frommen Ort gläubiger Einkehr. Das Heiligtum von Oropa empfängt Besucherinnen und Besucher mit einem an drei Seiten umbauten riesigen Platz, gesäumt von Haupttrakt und Nebengebäuden. Wie bei einem Schloss eben. Von dort aus geht es in einen noch größeren Innenhof mit einer Kirche. Erst dahinter, und nicht von Mauerwerk oder anderen Gebäuden umgeben, erhebt sich die eigentliche Kirche mit der schwarzen Madonna. Der gesamte Komplex ist an einem sanft in die Höhe steigenden Hang erbaut. Frommen Legenden zufolge ließ sich hier, in den einstmals dichten Wäldern, der Heilige Eusebius nieder. Er war Bischof von Vercelli im 4. Jahrhundert. Für diese Geschichte liegen allerdings keine historischen Dokumente vor. Klar scheint aber zu sein, dass Eusebius für die Verbreitung des christlichen Glaubens und der Marienverehrung in den Tälern von Biella verantwortlich gewesen sein soll.

Fakt ist auch, dass in einem päpstlichen Dokument aus dem Jahr 1207 zum ersten Mal von zwei Kirchen in Oropa die Rede ist. Archäologische Forschungen ergaben, dass die Gotteshäuser zwischen dem 8. und 9. Jahrhundert errichtet wurden. Die berühmte schwarze Madonna von Oropa, in ganz Piemont verehrt, ist eine wahrscheinlich durch Kerzenrauch komplett dunkel gewordene gotische Statue. Kunsthistorikern zufolge ist sie ein Werk des Maestro della Madonna di Oropa, eines berühmten Holzschnitzers aus dem Aostatal, der auch im Piemont wirkte. Die schwarze Madonna gilt als sein bedeutendstes Werk. Experten schätzen ihre Entstehung auf das Jahr 1295, ein Auftragswerk für den damaligen Bischof von Vercelli.

Familie im Bau-Fieber

Im 17. Jahrhundert entstand die heute so grandios wirkende Anlage, zu der das Haus Savoyen enge persönliche Beziehungen pflegte. Zwei weibliche Mitglieder der Dynastie, Maria Apollonia und Francesca Caterina, gründeten in Oropa die »Töchter Marias«. Diese Gruppe von Frauen, die nicht das Ordensgelübde ablegten, also keine Nonnen waren, hatten sich dazu entschieden, ihr Leben den vielen Pilgern und dem Heiligtum zu weihen. Die beiden Gründerinnen der »Töchter Marias« liegen in der Kirche begraben. Berühmte Architekten wie Filippo Juvarra und Guarino Guarini, die für die Familie Savoyen ein Schloss nach dem anderen im Stil der Zeit umbauten oder neu errichteten, waren natürlich auch in Oropa tätig. Der monumentale Eingangsbereich, die Porta Regia, die direkt ins Heiligtum führt, gilt etwa als ein Werk von Juvarra.

Von Wundern und Wirkungen

Weit über die Region hinaus berühmt wurde die schwarze Madonna im 16. Jahrhundert. Ihrem Einfluss hatte man es zu verdanken, so sahen es die Gläubigen, dass Biella und Umgebung samt dem Heiligtum von der Pest verschont blieben. Als sicher widerlegt muss eine andere Legende gelten, nach der der Heilige Eusebius die schwarze Madonna einst unter einem großen Felsen, der von einem eiszeitlichen Gletscher an diese Stelle bewegt worden war, verborgen haben soll. So wollte er verhindern, dass das Marienstandbild in die Hände Ungläubiger gelangte. Dieser Gesteinsbrocken wurde im 17. Jahrhundert in eine erste Kapelle integriert, in der sogenannten Alten Kirche. Der Fels der Alten Kirche diente einst angeblich paganischen Riten. Bis ins 18. Jahrhundert hinein sollen Frauen, die schwanger werden wollten, hier ihren Körper am Stein gerieben haben. Und noch im 19. Jahrhundert, so belegen es historische Dokumente, haben Frauen in derselben Hoffnung mit ihrem Allerwertesten den Felsen berührt. Der ehemals hochverehrte Gesteinsblock von Oropa ist der bekannteste unter allen Steinen, die in Piemont für paganische Kulte genutzt wurden.

Die schwarze Madonna von Oropa wird seit dem Mittelalter verehrt.

Zur Anlage von Oropa gehört auch ein Cimitero monumentale, ein bedeutender Friedhof. Hier liegen Adlige und die Mitglieder reicher Familien begraben, die viel Geld für den Ausbau des Heiligtums gespendet hatten. Kurios ist, dass auf nicht wenigen Grabsteinen ganz und gar nicht christliche Symbole zu erkennen sind. Symbole, die auf esoterische Kulte deuten und der Freimaurerei zuzuordnen sind. Dazu muss man wissen, dass die piemontesische Hauptstadt Turin seit Jahrhunderten als einer der wichtigsten kultischen Orte für esoterische Lehren gilt – für Freimaurerlogen wie für esoterische Sekten.

Eine Madonna legt zu