Secret Places Toskana - Thomas Migge - E-Book

Secret Places Toskana E-Book

Thomas Migge

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Beschreibung

Die Uffizien in Florenz kennt jeder. Dementsprechend müssen Sie dieses Kunstmuseum bei Ihrem Besuch mit vielen anderen Touristen teilen. Beschaulicher geht es dagegen im Giardino del Boboli zu und eine Skulpturensammlung gibt es dort ebenso zu bestaunen. Auch in Pisa muss es nicht immer der schiefe Turm sein, sondern lieber mal das Museo delle Navi Antiche mit seinen antiken Schiffen. Mehr solcher Tipps? Finden Sie in diesem Reiseführer.

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SECRET PLACES

TOSKANA

Traumhafte Orte abseits des Trubels

Thomas Migge

INHALT

Willkommen in der Toskana

Vorwort

DER OSTEN

1Prato – Ein heiliger Gürtel

2Borgo San Lorenzo – Lob der Ruhe

3Museo Galileo, Florenz – Himmlische Geräte

4Rifugio Digitale, Florenz – Audiovisuelle Kunst

5Boboli-Garten, Florenz – Das grüne Florenz

6Cimitero degli Inglesi, Florenz – Insel der Stille

7Villa Romana, Florenz – Wo Zitronen blühen

8Museo Ferragamo, Florenz – Meisterstücke

9Certosa San Lorenzo – Wahre Perle

10Pieve di Romena – Reine Romanik

11Poppi – Schönheit im Osten

12La Verna – Heilige Stätte im Wald

13Vallombrosa – Schickes Kloster

14Treno di Dante – Literarische Zugfahrt

DER WESTEN

15Torre del Lago – Puccini lässt bitten

16San Piero a Grado – Petrus’ Platz

17Luccheser Villen – Feine Ferien

18Montecarlo – Verstecktes Wunder

19Montecatini Terme – Kuren mit Stil

20Chocolate Valley – La dolce Vita

21Pescia – Eine Entdeckung wert

22Pisa – Ein Schatz aus der Antike

23Virgo – Zurück in die Zukunft

24Riviera degli Etruschi – Traumküste

25Pomaia – Oase der Stille

26Capraia & Co. – 1a-Inselhüpfen

27Elba – Küste der Kristalle

DER SÜDEN

28Pievasciata – Kunst im Park

29Siena – Palast für die Päpstin

30Volterra – Stadt mit Macht

31Bolgheri – Bedrohte Wahrzeichen

32Lardarello – Geysire und heiße Luft

33Abbazia di Farneta – Schön schlicht

34Murlo – Das Erbe der Etrusker

35Monte Amiata – Der Allwetterberg

36Bagni San Filippo – Heißer Tipp

37Radicofani – Fantastischer Turm

38Vie Cave – Wehrhafte Wege

39Pitigliano – Privilegierte Lage

40Uccellina-Park – Maremma pur

41Monte Argentario – Perfekter Fels

DER NORDEN

42Pontremoli – Ein Hoch im Norden

43Garfagnana – Der grüne Bereich

44Verrucole – In luftiger Höhe

45Porrettana-Express – Ein feiner Zug

46Grotta del Vento – Guter Abstieg

47Eremo di Calomini – Felsen-Flucht

48Ronchi – Eine Sommerenklave

49Stazzema – Die Unscheinbare

50Orsigna – Absolut ursprünglich

Register

Bildnachweis

Impressum

Facetten einer abwechslungsreichen Region (von links nach rechts): malerische Szenerie in der Südtoskana bei den Vie Cave, bewehrte Dörfer an der etruskischen Küste und die unterirdische Toskana in der Grotta del Vento. Im Chocolate Valley gibt es nicht nur süße Sünden, sondern auch Gesundes vom Wochenmarkt. Niedliche Marmorengel auf dem Cimitero degli Inglesi in Florenz

WILLKOMMEN IN DER TOSKANA

EINE REGION VOLLER WUNDER

Sie ist Italiens landschaftlich vermutlich vielfältigste Region: mit waldigen Bergen, azurblauem Meer, feinsten Sandstränden, mit mehreren Inseln, romantischen Tälern und jeder Menge Kunst und Kultur. Kurz: Die Toskana steckt voller Überraschungen.

TOSKANA IN ZAHLEN

Fast 23 000 Quadratkilometer mit rund 3,7 Millionen Einwohnern, sieben Inseln und Millionen von Rebstöcken, an denen die Trauben für einige der weltberühmtesten Weine wachsen. Die größte Stadt ist Florenz mit zirka 380 000 Bürgerinnen und Bürgern – und vielleicht noch mehr Kunstwerken in Museen und Kirchen. Die mittelitalienische Region Toskana gilt als eine der am reichsten mit Kunstschätzen gesegneten Gegenden Italiens. Kostbarkeiten von den Etruskern bis zur Zeit des Rokoko finden sich selbst in kleinsten Ortschaften – und auch mitten in der Natur. Einige dieser ziemlich unbekannten, aber nicht weniger reizvollen Besichtigungsziele muss man deshalb erwandern.

44 PROZENT

des Territoriums sind mit Wäldern bedeckt. Angesichts einer Bevölkerungsdichte von rund 170 Einwohnern pro Quadratkilometer ist das erstaunlich viel. Die Toskana gilt damit im waldreichen Italien als eine der waldreichsten Gegenden.

3NATIONALPARKS

sowie drei Regional-, drei Provinzialparks und über 100 andere Naturschutzgebiete gibt es in der Toskana. Fast zehn Prozent der toskanischen Landesfläche sind landschaftlich geschützt. Das ist – vor allem auch wegen der vielen landwirtschaftlichen Anbauflächen, der Strand- und Küstenabschnitte – viel und macht das abwechslungsreiche Gebiet das ganze Jahr über zum Wanderparadies.

PRODUKTE

Die Toskana ist vielen im Ausland vor allem wegen ihrer Luxusmarken ein Begriff. Doch der Handel mit gastronomischen Produkten erreicht ähnliche Umsätze. Er umfasst nicht nur Wein, sondern auch Schinken, Käse, Olivenöl und Wurstwaren, Obst und Gemüse.

48 MILLIONEN

Touristen kamen vor 2020 pro Jahr in die Toskana. Damit war sie eine der am stärksten vom internationalen Tourismus frequentierten Gegenden ganz Europas und in den Sommermonaten heillos überfüllt. Die Pandemie sorgte für Ruhe, doch jetzt kommen die Besucher allmählich wieder zurück.

7 INSELN

Die Toskana ist nicht nur auf dem Festland attraktiv. Ganze sieben Inseln gibt es zu entdecken. Darunter stehen an erster Stelle Elba und Giglio. Vielleicht reizvoller, weil unbekannter und auch als Naturschutzparks geschützt, sind die kleinen Inseln des Toskanischen Archipels wie Giannutri, Pianosa und Montecristo.

7 WELTKULTURERBESTÄTTEN

befinden sich in der Toskana. Angesichts der ungemeinen Fülle an Kunst wirkt das erstaunlich wenig. Aber: Ganze historische Stadtzentren, wie etwa in Florenz und Siena, sind Weltkulturgüter der UNESCO. Hier finden sich zahllose Paläste und Kirchen so voll mit einmaligen Kunstwerken, dass sie anderswo schon für sich ein Weltkulturgut der UNESCO wären.

RUND 2,6 MILLIONEN HEKTOLITER WEIN

im Jahr werden in der Toskana abgefüllt, und so ist sie einer der wichtigsten Weinproduzenten Italiens. Berühmt sind vor allem die Roten aus dem Chianti. Die teuersten Tropfen erreichen Preise von mehr als 1000 Euro – pro Flasche.

15 MILLIARDEN EURO

für Lederschuhe und -taschen, elegante Damenkleidung und Schmuck – die Toskana ist Italiens Rekordhalter in puncto Mode-Unternehmen. Rund 130 000 Menschen arbeiten in diesem Sektor, der im Jahr durchschnittlich Luxuswaren im Wert von ca. 15 Milliarden Euro exportiert. International bekannt sind speziell die Brands Gucci und Roberto Cavalli, Emilio Pucci und Ferragamo. In Florenz findet jährlich die Pitti Uomo statt, Italiens wichtigste Modemesse für den gut und modisch gekleideten Mann. Ein Rundgang vor allem durch Florenz ist ein Muss für Modefreaks: Boutiquen über Boutiquen!

Hereinspaziert und alle Sinne geschärft: Die Toskana, hier Montecarlo, weiß zu überraschen.

VORWORT

ECHTE NEUENTDECKUNGEN

In Italien, dem nach Spanien beliebtesten Urlaubsland der Deutschen, gibt es eine Region, die besonders gern angesteuert wird: die Toskana. Von ihr und ihren unermesslichen Kunst- und Naturschätzen können wir einfach nicht genug bekommen.

Mit dem Zug durch Täler und Wälder auf den Spuren Dante Alighieris

Wilde Canyons in der direkten Umgebung von Pontremoli im Norden der Toskana

Zum Aperitif bei den vermeintlichen Etruskern in Murlo

Gehen Sie in eine Buchhandlung und schauen Sie in der Reiseabteilung unter dem Buchstaben »T« nach Literatur zur Toskana. Wahrscheinlich finden Sie eine stattliche Ansammlung von Guides und Bildbänden aller Art. Zur Kultur, zum Wandern, zum Essen und Trinken und zum Lifestyle. Die Toskana ist in und das zu Recht, denn zweifellos ist diese mittelitalienische Region wunderschön – ganz ohne Übertreibung. Die Toskana bietet für jeden etwas: ganz große Kunst und zauberhafte historische Ortschaften. Viel Natur. Feinste Sandstrände und Inseln, zypressenbestandene Hügellandschaften und Berge mit ausgedehnten Wäldern und Wanderwegen. Das alles millionenfach fotografiert.

Wenn Sie Toskana-Reisebücher durchblättern und genau hinsehen, werden Sie feststellen, dass in fast allen Guides immer die gleichen Ortschaften und anderen Locations auftauchen. Was ja verständlich ist, denn diese Orte sind wirklich fantastisch, und man sollte sie, sofern man noch nicht dort war, unbedingt besichtigen. So weit so gut.

Doch wenn Sie mehr als nur die Uffizien in Florenz, mehr als das zauberhafte historische Zentrum von Lucca, mehr als das Chianti mit seinen tollen Weingütern sehen wollen, dann brauchen Sie Informationen zur weniger bekannten und vor allem weniger frequentierten Toskana. Man könnte das Wort Geheimtipps wählen. Auch wenn es in der Toskana, um ehrlich zu sein, nur noch wenige solcher Tipps gibt, denn verständlicherweise ist diese Region, die jährlich Millionen von Touristen besuchen, ziemlich abgegrast auf der Suche nach dem letzten Besichtigungskick.

Ziele zwischen Himmel und Hölle

Doch es gibt sie noch, die eher geheimen und stillen und noch relativ untouristischen Orte in der Toskana. Und es gibt auch immer noch echte Geheimtipps, die selbst Italienern unbekannt sind. Wie etwa einen Eisenbahnzug von Florenz aus auf den Spuren des italienischen Dichterfürsten Dante Alighieri. Oder den romantischen »englischen« Friedhof mitten in Florenz. Oder das Tal der Chocolatiers bei Pistoia. Oder auch Italiens einziges Museum mit fast komplett erhaltenen antiken Schiffen in Pisa. Und wussten Sie, dass man in der Toskana Europas größtes buddhistisches Heiligtum besichtigen kann? Dass an Elbas Ostküste massenweise Mineralien in der Sonne glitzern? Dass sich in Siena ein Palast der Päpstinnen erhebt und in Murlo wahrscheinlich die letzten Etrusker leben? In der Toskana gibt es ein italienisches Jerusalem, und man kann über Straßen wandern, die von den Etruskern aus dem Felsen geschlagen wurden. Kennen Sie die Fortezza di Verrucole, die wie aus einem Fantasyfilm wirkt? Das Höllental, in dem Gase aus dem Erdreich aufsteigen, oder jenen Ort, an dem eine Schar von Astrophysikern der Materie auf der Spur ist, aus der unser All besteht?

Wollen Sie an wirklich einsamen Orten wandern? Oder in Naturwannen baden, die nur auf einer Wanderung zu erreichen sind und wo man garantiert ganz allein sein kann? Wollen Sie mehr über ausgefallene kulinarische Spezialitäten erfahren und eine traumhaft schöne Halbinsel kennenlernen? Wenn Sie das alles möchten und nun neugierig geworden sind, dann lesen Sie einfach weiter!

DER OSTEN

Selten besuchte Museen und jede Menge Entdeckungen in und um Florenz

Das Kloster La Verna wurde zu einem Teil auf schroffen Felsen errichtet.

Der Brunnen mit Bacchus, dem Gott des Weins, im Zentrum von Prato, ist ein Wahrzeichen der Stadt. Ferdinando Tacca fertigte ihn im 17. Jahrhundert aus Bronze.

1

PRATO – EIN HEILIGER GÜRTEL

STADT MIT VIELEN GESICHTERN

Florenz ist der Touristenmagnet der östlichen Toskana, und so wird Prato nur wenig beachtet. Es sind vor allem Kunstfreunde, die hier Halt machen und sich die historischen Bauwerke und bedeutenden Kunstwerke der 200 000-Einwohner-Stadt anschauen.

Die Geschichte Pratos ähnelt der ihrer großen und berühmten Nachbarin Florenz. Wahrscheinlich von den Etruskern gegründet, entwickelte sich die Kleinstadt bereits ab dem 10. Jahrhundert zu einem bedeutenden Wirtschaftszentrum. Wolle und Wollprodukte standen hier jahrhundertelang im Zentrum des Handels. Einer dieser Wollhändler war Francesco Datini, er starb im frühen 15. Jahrhundert, hinterließ das umfassendste Kaufmannsarchiv des gesamten europäischen Mittelalters. Im 19. Jahrhundert florierte die Stadt erneut. Viele Süditaliener verließen ihre armen Herkunftsregionen und kamen nach Prato, wo man sich zunehmend auf die Verarbeitung ausrangierter Kleidung spezialisiert hatte. Prato wurde damals das »Lumpenzentrum Europas« genannt. Noch heute steht die Stoffherstellung und -wiederverwertung im Zentrum des städtischen Wirtschaftslebens.

Fernöstliches Know-how

In den 1950er-Jahren schwappte erneut eine Einwanderungswelle aus dem Mezzogiorno, Italiens Süden, gen Norden. Ab den 1980er-Jahren gesellten sich zahlreiche Migranten aus China dazu. Sie stellen heute rund ein Viertel der Einwohner und dominieren einen Gutteil der Stoff- und Kleiderproduktion. Viele chinesische Einwanderer leben illegal in Prato und arbeiten in Fabriken, unter, so Ermittlungen der Polizei, nicht selten menschenunwürdigen Bedingungen. Davon bekommen Pratobesucher freilich nichts zu sehen.

Prato war lange politisch unabhängig. Doch die Nachbarstadt Florenz wollte expandieren und sich die ganze Toskana untertan machen. Um das zu verhindern, unterwarf sich Prato 1326 dem König von Neapel. Doch Königin Giovanna I. verkaufte die Stadt 25 Jahre später an Florenz. Fortan gehörte Prato zum Großherzogtum der Medici. Das historische Zentrum ist heute Fußgängerzone. Das macht einen Spaziergang durch die Altstadt zu einem sehr angenehmen Erlebnis. Was gleich auffällt: Wie in Florenz nutzten auch die Pratesi vor allem zwei lokale Marmorarten, den grünen Serpentino und den weißen Alberese. Die meisten historischen Bauwerke stammen aus der politisch wie wirtschaftlichen Blütezeit der Stadt, aus dem Mittelalter.

Ein Zeichen des Glaubens

Der dreischiffige Dom, dessen Gründung auf das 6. Jahrhundert zurückgeht, gilt als eines der eindrucksvollsten religiösen Bauwerke der gesamten Toskana. Errichtet zwischen dem 13. und 16. Jahrhundert, verführt er das Auge mit eleganten Bauelementen von der Romanik bis zur Renaissance. Die Kirche ist dem heiligen Stefan geweiht, aber der unbestrittene Star des Gotteshauses ist eine Art Gürtel. Denn die wertvollste Reliquie Pratos ist die sogenannte Sacra Cintola, der »heilige Gürtel« der Gottesmutter Maria. Dieser 87 Zentimeter lange Gürtel aus feinster Ziegenwolle ist zartgrün eingefärbt. Der frommen Tradition der mittelalterlichen Kirche zufolge wurde er von der Jungfrau Maria dem ungläubigen Apostel Thomas überreicht, als Nachweis ihrer Aufnahme in den Himmel. Der Gürtel wird in einer Schatzkiste aufbewahrt und zu feierlichen Anlässen ausgestellt. Um diesen Behälter zu öffnen, werden drei Schlüssel benötigt. Zwei Schlüssel verwahrt die Stadt Prato, einen die Diözese. Denn kurioserweise gehört Marias Gürtel zu zwei Dritteln den Bürgern und nur zu einem Drittel der Kirche. Der kostbare Reliquienschrein wird in der Cappella del Sacro Cingolo aufbewahrt. Sie wurde von Agnolo Gaddi im späten 14. Jahrhundert ausgemalt. Dargestellt wird, wie kann es anders sein, die Lebensgeschichte Marias.

Ein echter Blickfang ist die außen angebrachte Predigtkanzel am romanischen Dom.

Wie ein Ufo wirkt das 1988 eröffnete Museo Pecci für moderne und zeitgenössische Kunst.

An der Domfassade fällt ein architektonisches Unikum, eine externe Predigtkanzel, auf. Sie ist ein Werk des berühmten Renaissancemeisters Michelozzo mit Relief-Dekorationen von Donatello. Im Kircheninnern sind Meisterwerke von Renaissancemalern wie Paolo Uccello, Mino da Fiesole und Filippo Lippi zu bestaunen.

Kunst aus vielen Jahrhunderten

Alle historischen Kirchen in der Altstadt Pratos, und es sind eine Menge, verzaubern mit großer Kunst der Früh- und der Hochrenaissance sowie des Barocks, wie etwa die von Giuliano da Sangallo entworfene Basilica di Santa Maria delle Carceri mit Werken von Andrea della Robbia. Doch es gibt auch eine Burg. Das Castello dell’Imperatore aus dem 13. Jahrhundert ließ der italo-deutsche Stauferkaiser Friedrich II. errichten: eine mächtige quadratische Verteidigungsanlage mit acht Türmen, die sich mitten in der Altstadt erhebt. Unter den vielen historischen Palästen Pratos besticht vor allem der ungewöhnlich hohe Palazzo Pretorio aus dem 14. bis 15. Jahrhundert. Von hier aus wurde die Stadt im Mittelalter regiert. Heute ist in diesem Bauwerk das Museo Civico untergebracht – nicht irgendein städtisches Museum, sondern eine kleine und sehr feine Kunstsammlung mit Werken der bekanntesten Maler und Bildhauer der Renaissance wie Filippo Lippi, Fra Diamante, Bernardo Daddi, Andrea della Robbia und Donatello.

Zudem gilt Prato als Stadt der modernen und zeitgenössischen Kunst. 1988 entstand das Centro per l’Arte contemporanea Luigi Pecci. 2016 wurde das kreisrunde und ein wenig wie ein großes Ufo wirkende Gebäude nach Umbauten und Erweiterungen neu eröffnet und präsentiert seither seine Schätze auf rund 3000 Quadratmetern Ausstellungsfläche. Das Pecci ist eines der aktivsten Museen für zeitgenössische Kunst in Italien. Die Sammlung umfasst Werke von Lucio Fontana, Sol LeWitt, Anish Kapoor, Julian Schnabel und vielen anderen.

Die Altstadt lädt in ihrer Fußgängerzone zum entspannten Schaufensterbummeln ein.

INFO

MAN GÖNNT SICH JA SONST NICHTS

Wer einen Eindruck davon bekommen möchte, wie die Familie der Medici auf ihren Landsitzen untergebracht war, sollte einen Ausflug von Prato nach Poggio a Caiano unternehmen. Dort ließ sich die Fürstenfamilie vom damaligen Starbaumeister Giuliano da Sangallo Ende des 15. Jahrhunderts eine prächtige Landresidenz errichten, die Villa Medicea di Poggio a Caiano. Die Medici wollten, in Anlehnung an antike Vorbilder, standesgemäß die Natur genießen. Die Renaissance besann sich nicht nur in Fragen von Kunst, Philosophie und Literatur auf die römische und griechische Antike, sondern auch in Sachen Architektur und gehobenem Lebensstil. Weil sie wie die reichen und kunstsinnigen antiken Senatoren, Adligen und Kaiser über ausgedehnte Ländereien verfügten, ließen sich auch die Medici verschiedene Villen errichten, um sich vom stressigen Stadtleben zu erholen – alle stehen mehr oder weniger in der Nähe von Florenz. So entstanden zwischen dem 15. und 17. Jahrhundert insgesamt 56 sogenannte Ville Medicee. Einige davon sind zu besichtigen. Die Villa in Poggio a Caiano gilt als eine der schönsten ihrer Art.

WEITERE INFORMATIONEN

pratoturismo.it

Museo Pecci, centropecci.it/museo

Villen, villegiardinimedicei.it

Monstergesichter als Deko an der Villa Poggio a Caiano

2

BORGO SAN LORENZO – LOB DER RUHE

VERSTECKTE SCHÖNHEIT

Obwohl Florenz das Licht der Aufmerksamkeit auf sich zieht, locken in seinem Schatten reizvolle Ortschaften mit viel Charme, prächtiger Architektur und verträumten Winkeln, die mehr als nur einen Spaziergang lohnen und zugleich in eine ganz andere Welt entführen. Borgo San Lorenzo ist so ein Beispiel.

Renaissanceloggia von San Giovanni Maggiore in Borgo San Lorenzo

Was nach der Ankunft in Borgo San Lorenzo auffällt: die Stille. Keine Sightseeingbusse, keine Guides, keine Touristengruppen, die sich durch die malerischen Gassen schieben. In Borgo San Lorenzo, knapp 18 000 Einwohner groß, geht es gemächlich zu. Und das macht zu einem großen Teil den Zauber dieser Kleinstadt aus. Wie an den meisten Orten der Toskana ließen sich hier zunächst die Etrusker nieder. Auf sie folgten die Römer. Bis ins 10. Jahrhundert wurde das einst Anneianum genannte Dorf von einer adligen Familie regiert. Aber wie in anderen Dörfern des Mugellos bemächtigten sich die Bischöfe von Florenz auch dieses Marktfleckens – erpicht darauf, die Kreuzung wichtiger Handelsstraßen zu kontrollieren.

Im Mittelalter wurden in Borgo San Lorenzo so viele Waren umgesetzt, dass der Bischof einen Vikar ernannte, der als Podestà, eine Art Bürgermeister, den politischen Ton angab. Diese geistliche Dominanz gefiel den Bürgern gar nicht. Und so, eher selten in Italien, begehrten sie in den 1230er-Jahren auf. Daraufhin entschied der Bischof, dass in Borgo San Lorenzo künftig keine Häuser und Türme, die mehr als 27,5 Meter maßen, mit Blick auf die Straßen errichtet werden dürften. Das Verbot bewirkte, dass sich Borgos Bürger auf die Seite der Kaisertreuen schlugen. 1290 folgte dann eine epochale Entscheidung: Die Stadt Florenz erwarb das Mugello, jene Gegend im Norden, zu der auch Borgo San Lorenzo gehört.

Ein verwildertes Kloster

Im 14. Jahrhundert wurde die Stadtmauer errichtet, die in weiten Teilen noch steht. Erhalten blieb auch, trotz der Industrialisierung der Gegend im späten 19. Jahrhundert, der Reiz eines historischen Stadtzentrums mit zahlreichen Bauwerken aus dem Mittelalter und der Renaissance. Besonders interessant sind einige Sakralbauten in den peripheren Ortsteilen wie etwa das ehemalige Kloster San Pietro in Luco. Errichtet im 16. Jahrhundert und mehrfach umgebaut, besitzt diese Kirche ein herrliches Gemälde des auferstandenen Christus aus der Hand des Barockmeisters Lorenzo Lippi. Umgeben von Bäumen und Wiesen gibt sich das Kloster Santa Maria im Ortsteil Pulicciano dem malerischen Verfall hin. Die Abtei aus dem 11. Jahrhundert erhielt ihr heutiges Aussehen im frühen 18. Jahrhundert. Elegante Renaissance bietet die Kirche San Giovanni Maggiore, errichtet auf einem frühchristlichen Gotteshaus. Ihre Fassade und die Gestaltung des Innenraums stammen aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts.

Stilvoll und elegant eingerichtetes Wohnzimmer in der Villa Rucellai

INFO

FERIEN IN EINER RENAISSANCEVILLA

Wohnen in einer prächtigen Renaissancevilla bei einer Familie, die zu den berühmtesten der Toskana gehörte? Die Villa Rucellai in den Hügeln nördlich von Pistoia, im Ortsteil Canneto, bietet zwar keinen 5-Sterne-Luxus, dafür aber die selbst in der Toskana seltene Möglichkeit, im Haupthaus einer eleganten Landvilla zu übernachten. Die ersten Teile der Villa entstanden im 12. Jahrhundert. Ihr heutiges Aussehen erhielt sie im 16. Jahrhundert. Besonders reizvoll sind die beiden großen Doppelzimmer im Herrenhaus. Sie verfügen über ein eigenes Bad, hohe Decken und altes Mobiliar. Die Zimmer haben direkten Zugang zu einem weitläufigen Salon, von dem es in den barocken Garten mit Brunnen geht. Wein von den eigenen Weinbergen wird zur Verkostung gereicht.

WEITERE INFORMATIONEN

mugellotoscana.it, auch in englischer Sprache

villarucellai.it

Die Eigentümer der Villa Rucellai sind sehr hilfsbereit und verraten gern ihre persönlichen Geheimtipps für Restaurants in der direkten Umgebung.

3

MUSEO GALILEO, FLORENZ – HIMMLISCHE GERÄTE

MIT GALILEO INS ALL SCHAUEN

Das Florentiner Wissenschaftsmuseum birgt einen echten Schatz: die originalen Forschungsinstrumente eines Mannes, der das Weltbild der Renaissance gegen den Willen der Kirche komplett auf den Kopf stellte. Doch auch als Philosoph, Mathematiker und Erfinder war Galileo Galilei im wahrsten Sinne des Wortes visionär.

Globen über Globen, alle alt, im faszinierenden Wissenschaftsmuseum von Florenz

Es ist 1,36 Meter lang, nicht breiter als fünf Zentimeter und vollkommen schmucklos. Es ist ein Juwel des Museo Galileo, des leider nur wenig besuchten Wissenschaftsmuseums der Stadt Florenz. An seinen Enden wird dieses Gerät ein wenig breiter. Das erklärt sich durch die etwas größeren Gläser, die dort eingesetzt worden sind – von Galileo Galilei, der im Jahr 1610 dieses Teleskop, das ein aufrecht stehendes Bild lieferte, entwarf und bauen ließ. Es ist eines von zwei Teleskopen des berühmten Astronomen, die noch erhalten geblieben sind und heute im Nationalen Wissenschaftsmuseum in Florenz aufbewahrt werden. Als eine der an historischen Forschungsinstrumenten reichsten Institutionen Europas gilt sie dennoch als ein echter Geheimtipp. Das Museum, untergebracht im mittelalterlichen Palazzo Castellani, nicht weit entfernt von den Uffizien, macht mit seinen vielen interaktiven Installationen einen Besuch für die ganze Familie zum Erlebnis. Zu sehen sind rund 1000 historische Forschungsinstrumente, Globen und Messgeräte.

Von wegen platte Scheibe

Vor rund 400 Jahren, im Jahr 1608, begann der 1564 in Pisa geborene Galileo mit der wissenschaftlichen Beobachtung des Alls. Was sah er durch seine selbst gebauten Teleskopen? Wie verbesserte er die technischen Möglichkeiten der Himmelsbeobachtung? Antworten auf diese Fragen kommen aus Florenz von dem Wissenschaftshistoriker Giorgio Strano. Er hat am Nationalen Wissenschaftsmuseum die beiden einzigen noch erhaltenen Teleskope Galileis auseinandergenommen, um die einzelnen Teile einer genauen Untersuchung zu unterziehen. Das war zuvor noch niemals geschehen.

Das eine der beiden Galileischen Teleskope besteht aus einem Holzrohr, das außen mit Papier verkleidet ist. Galileo nutzte für seine Teleskope Zerstreuungslinsen. Er war der erste Astronom überhaupt, der konkave Okulare einbaute. Zwischen 1610 und 1640 konstruierte er eine Vielzahl von Teleskopen mit solchen Okularen. Das zweite im Museum ausgestellte Teleskop misst 98 Zentimeter und kann ferne Objekte 21-fach vergrößern. Mithilfe dieser uns heute simpel erscheinenden Geräte konnte der geniale Universalgelehrte die Oberflächenstrukturen des Mondes beobachten und die Milchstraße als Ansammlung zahlloser Sterne entlarven. Mit so einfachen Geräten versetzte er jenem damals offiziell gültigen Weltbild, wonach die Erde eine platte Scheibe sei, den Todesstoß.

INFO

PERLEN IM PRIVATPALAZZO

Stefano Bardini, geboren 1836, war Antiquar und Sammler. Mit seinem Tod 1922 vermachte er der Stadt Florenz seine Villa und seine gesamte Kunstsammlung. Dieser Palazzo Bardini aus dem 13. bis 18. Jahrhundert, keine zehn Minuten Fußweg vom Museo Galileo entfernt, ist ein echter Kunstgeheimtipp in Florenz. Bardini sammelte, was sein Privatvermögen hergab: Meister geistlicher und weltlicher Kunst aus dem späten Mittelalter, der Renaissance und des Barocks. Kunst von den ganz großen Meistern ihrer Zeit, wie etwa von der Keramikmeisterfamilie Della Robbia, von Tintoretto, Il Guercino und Tiepolo. Besonders reizvoll in diesem Museum: Man kann die Kunst genießen, ohne ständig von anderen Besuchern weitergeschoben zu werden.

WEITERE INFORMATIONEN

Museo Galileo, museogalileo.it

Museo Bardini, musefirenze.it

Für beide Museen sollte man sich etwas Zeit lassen und jeweils mindestens drei Stunden für die Besichtigung einplanen.

Palast aus verschiedenen Epochen: das Museo Bardini im Herzen der Arno-Stadt

4

RIFUGIO DIGITALE, FLORENZ – AUDIOVISUELLE KUNST

VISION IM BUNKERTUNNEL

Ein 40 Meter langer und zehn Meter breiter Bunker erstreckt sich unter dem bekannten Florentiner Aussichtspunkt Piazzale Michelangelo. Wer sich hineinwagt, wird mit einer echten Überraschung belohnt: Wo einst Soldaten stationiert waren, werden heute zeitgenössische Videos und digitale Kunst präsentiert.

Ex-Kriegsbunker ganz modern: ein genialer Präsentationsort zeitgenössischer Kunst

Das Geräusch von schnell fließendem Wasser. Große rechteckige Bildschirme zeigen einen goldfarbenen Strom einer undefinierbaren leuchtenden Flüssigkeit. Nur das Video, auf allen Bildschirmen gleich, erhellt den langgestreckten Raum unter einer Gewölbedecke. Der kuriose Ort heißt Rifugio Digitale, »digitaler Fluchtort«. Marco Casamonti, Florentiner Architekt, und die Mitarbeiter seines Studios Archea Associati nutzen die einstige Verteidigungsanlage als Kunstgalerie. Diese verwegene und kostspielige Idee entstand 2021 aus der Überzeugung heraus, dass wir »in einer Zeit großer Veränderungen leben, auch in der zeitgenössischen Kunst«, so erklärt es der Architekt Casamonti. Deshalb wird im Stollen nur digitale Kunst ausgestellt, der »zeitgenössischsten Form der heutigen Kunst«. Der fensterlose Raum erlaubt einen intensiven Kontakt zu den audiovisuellen Werken.

Die erste Ausstellung des Rifugio Digitale war ganz einem Werk des italienischen Künstlers Fabrizio Plessi gewidmet. Sein Titel lautet »ORO« (GOLD). Zu sehen war ein goldener Flüssigkeitsstrom auf gleich 16 Bildschirmen, was in dem dunklen langen Raum ungemein faszinierend wirkte. Die digitalen Kunstwerke können auch erworben werden. Jedes Mal, wenn eine neue Ausstellung organisiert wird, entstehen NFT, Non-Fungible Token, kryptografisch unteilbare Token, die als digitale Wertgegenstände ein bestimmtes Werk repräsentieren.

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