Secret Places Venedig - Thomas Migge - E-Book

Secret Places Venedig E-Book

Thomas Migge

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Beschreibung

Markusplatz, Dogenpalast und Canal Grande haben Sie schon gesehen? Die Basilika San Marco, die Seufzerbrücke und den Lido sowieso. Und was jetzt? Besuchen Sie die mystische Isola San Servolo oder lernen Sie, wie man eine Gondel steuert. Spazieren Sie über den historischen Campo de Mori und entdecken Sie die Geschichten, die Venedigs Gassen flüstern. Tauchen Sie ein in Venedigs versteckte Geheimnisse. Worauf warten Sie noch?

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Seitenzahl: 189

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Thomas Migge · Udo Bernhart

SECRETPLACES

VENEDIG

Traumhafte Orte abseits des Trubels

INHALT

Übersichtskarte

Willkommen in Venedig

Vorwort

Unser Nachhaltigkeitskodex

NORDEN

1Ponte delle Tette – Die Brücke der Brüste

2Museo Wagner – Richard Wagners Venedig-Liebe

3Torre dell’Orologio – Löwenstarke Uhrzeit

4Campo dei Mori – Orientalisches Skulpturenglück

SPECIAL: Feste rund ums Jahr

5Corte Seconda del Milion – Daheim beim Weltreisenden

6Isola San Michele – Der Friedhof von Venedig

7Venezianisches Bacari – Im verlorenen Paradies

8Barovier e Toso – Zerbrechliche Schönheiten

9Die Merletti auf Burano – Filigrane Spitzenkunst

10Chiesa dei Gesuiti – Spektakuläre Kirchen

11Palazzo Ca’ Corner della Regina – Barock und modern

12Ospedale Civile SS. Giovanni e Paolo – Venezianische Heilkunst

SÜDEN

13Isola San Servolo – Die Insel der Geisteskranken

14Isola degli Armeni – Unantastbarer Ort des Wissens

15Artigianato Artistico Paolo Olbi – Feinste Buch- und Papierkunst

16Fondazione Vedova – Der unbekannte Bekannte

17Casa dei tre Oci – Haus des Geistes an der Inselspitze

18Isola San Giorgio – Bücherschätze und ein Labyrinth

19Teatro al Ridotto – Glücksritter und Frauenhelden

SPECIAL: Der perfekte Tag

20Fondazione Berengo/Palazzo Cavalli-Franchetti – Dialog aus Kunst und Glas

21Quartiere Sant’Elena – Verstecktes Kleinod

22Squero Di San Trovaso – Besuch einer Gondelwerft

23Gondeln lernen – Vergnüglicher Wasserspass

24Lido di Venezia – Mehr als nur ein mondänes Seebad

25Geheime Gärten – Das grüne und stille Venedig

26Campo Junghans – Urbanistisches Großprojekt

WESTEN

27Campo San Giacomo dall’Orio – Venezianer unter sich

SPECIAL: Top 10 des musikalischen Venedigs

28Galleria Palazzo Cini – Bemerkenswertes Museum

29Tessitura Luigi Bevilacqua – Handgemachte Stoffe

30Orsoni Mosaici – Im Reich der bunten Steinchen

31Fondamente Nuove – Kilometerweite Ruhe mit Meerblick

32Palazzo Mocenigo – Kristalllüster und Diamanten

33Fondation Valmont/Palazzo Bonvicini – Venedigs intimste Kunststiftung

34Chiesa San Pantalon – Größtes Kirchengemälde der Welt

35Museo Fortuny – Künstlerisches Multitalent

36Venedig with locals – Individueller Blick hinter die Kulissen

37Palazzo Cavanis – Galerie mit Garten

38Auf einen Espresso ins Luxushotel – Stilvolles Päuschen

39Campo del Ghetto Nuovo – Viel besucht, wenig bekannt

OSTEN

40Ponte di Rialto – Geburtsort der Stadt

41Palazzo Grimani – Ein römischer Palazzo in Venedig

42Cripta San Zaccaria – Unterirdisches Geheimnis

43Teatro San Cassiano – Das vergessene Opernhaus

44Önologische Entdeckungen – Weine aus der Lagune

45Legendäres Lagunenboot – Unterwegs mit der »Edipo Re«

46San Francesco del Deserto – Vier Hektar Einsamkeit

47Mazzorbo und Burano – Köstliches von den Inseln

48Museo Storico Navale – Von Galeeren und U-Booten

49Strandferien in der Lagune – Sonnen-Bade-Vergnügen

50Isola di San Giacomo/Fondazione Sandretto – Eine ganze Insel für die Kunst

Register

Bildnachweis

Impressum

Blick auf den Lido vorbei an der Giudecca und der Isola Giorgio Maggiore

Von links nach rechts: Markuskirche, ein kirchliches Wappen, der Dogenpalast im Sonnenuntergang, Canal Grande fast leer, das Essen ist fertig.

Auch in Venedig schmeckt die Pizza ausgezeichnet.

Von links nach rechts: Gewürzmarkt, das Stadtwappen an der Markusbasilika, privater Blumenschmuck, alternatives Venedig und natürlich Wandaltäre

THEMENVERZEICHNIS

IM GRÜNEN, AUF DEM WASSER UND AUF INSELN

6Isola San Michele

13Isola San Servolo

14Isola degli Armeni

23Gondeln lernen

24Lido di Venezia

25Geheime Gärten

45Legendäres Lagunenboot

46San Francesco del Deserto

47Mazzorbo und Burano

49Strandferien in der Lagune

50Isola di San Giacomo/Fondazione Sandretto

KUNST & KULTUR

1Ponte delle Tette

2Museo Wagner

3Torre dell’Orologio

4Campo dei Mori

5Corte Seconda del Milion

12Ospedale Civile SS. Giovanni e Paolo

16Fondazione Vedova

18Isola San Giorgio

20Fondazione Berengo/Palazzo Cavalli-Franchetti

22Squero Di San Trovaso

27Campo San Giacomo dall’Orio

34Chiesa San Pantalon

39Campo del Ghetto Nuovo

40Ponte di Rialto

48Museo Storico Navale

ARCHITEKTUR & DESIGN

10Chiesa dei Gesuiti

11Palazzo Ca’ Corner della Regina

17Casa dei tre Oci

19Teatro al Ridotto

26Campo Junghans

28Galleria Palazzo Cini

32Palazzo Mocenigo

33Fondation Valmont/Palazzo Bonvicini

35Museo Fortuny

37Palazzo Cavanis

41Palazzo Grimani

42Cripta San Zaccaria

EINKAUFEN & GENIESSEN

7Venezianisches Bacari

8Barovier e Toso

9Die Merletti auf Burano

15Artigianato Artistico Paolo Olbi

21Quartiere Sant’Elena

29Tessitura Luigi Bevilacqua

30Orsoni Mosaici

31Fondamente Nuove

36Venedig with locals

38Auf einen Espresso ins Luxushotel

43Teatro San Cassiano

44Önologische Entdeckungen

Von links nach rechts: Selbst einkaufen ist in Venedig ein echtes Vergnügen. Venedig und seine Gondeln sind unzertrennlich. Farbenfrohe Insel in der Lagune; und überall: der Löwe, das Stadtsymbol Venedigs.

Morgens früh, wenn sich der nächtliche Nebel aufklärt, präsentiert sich Burano wie ein Traum und noch ohne Menschenmassen.

WILLKOMMEN IN VENEDIG

JEDE MENGE WISSENSWERTES

Venedig ist an sich schon ein Unikum. Unbestritten und weltweit. Denn welche andere Stadt mit so viel Kunst, Schönheit und Charme steht mitten im Wasser und das auf Baumstämmen? Eine Stadt auch der Raritäten und der Rekorde. Hier einige bemerkenswerte Zahlen.

KLEIN, ABER OHO

Mit nur 5,2 Quadratkilometern Fläche ist das historische Zentrum von Venedig verschwindend klein – und doch beeindruckt die Wasserstadt mit zahlreichen Kuriositäten. Zu ihrer Glanzzeit im 18. Jahrhundert lebten rund 140 000 Menschen in der Lagunenstadt. Heute sind es nur noch knapp 27 500, denn immer mehr Einheimische suchen angesichts der hohen Lebenshaltungskosten und anderer negativer Folgen des Massentourismus das Weite.

 

PEST

Das Wasser der Lagune bewahrte Venedig nicht vor der Pest, die in den vergangenen rund 1600 Jahren gleich 69-mal zuschlug. Viele Kirchenfeste erinnern noch heute an diese dunklen Zeiten.

 

DOGEN

In Venedig regierten keine Könige und Kaiser, sondern Dogen – etwa 120 in rund 1100 Jahren. Sie waren die Ersten unter Gleichen und wurden vom Rat der Stadt gewählt, und zwar auf Lebenszeit, wie die ebenfalls gewählten Päpste. Der erste Doge regierte ab dem Jahr 697, der letzte musste 1797 zurücktreten – Napoleon machte dem Staat der Dogen ein Ende, und versetzte Venedig in einen Dornröschenschlaf.

 

FREUDENMÄDCHEN

Venedig war zwischen Renaissance und Rokoko eine der wichtigsten Vergnügungsmetropolen Europas. Auch in Sachen Prostitution: Etwa 12 000 käuflicher Damen mussten in einem eigens ihnen zugestandenen Viertel leben und arbeiten.

 

ERFINDUNGEN

Die gewieften Geschäftsleute Venedigs waren auch Erfinder praktischer Gegenstände, u. a. des modernen Spiegels und des Thermometers.

 

PONTI UND SCHIEFE CAMPANILI

In Venedig muss man gut zu Fuß sein – auch deshalb, weil 423 Brücken bewältigt werden müssen. Nahezu keine ist behindertengerecht ausgestattet. Venedig besitzt 170 Campanili (Glockentürme); drei davon stehen schief wie ihr Kollege in Pisa und drohen jeden Moment umzufallen.

 

BAUMSTÄMME

Wie viele Millionen Baumstämmen exakt in den Grund der Lagune gestemmt wurden, um die Stadt darauf zu errichten, ist unbekannt. Einige Historiker vermuten, dass es sich um mehr als 10 Millionen Baumstämme handeln könnte. Fest steht aber, dass dafür ganze Wälder an der östlichen Küste der Adria abgeholzt wurden und sich die Landschaft nie von diesem Raubbau erholt hat.

 

BRUNNEN

Das Trinkwasser Venedigs kam rund 1600 Jahre lang aus dem Lagunengrund, aus etwa 300 historischen Brunnen, die noch heute dank ihrer in der Regel sechseckigen und kunstvoll geformten Öffnungen auf den Campi leicht zu erkennen sind, mittlerweile aber fast alle mit Bronzeplatten zugedeckt sind. Sie bilden beliebte Treffpunkte vor allem der venezianischen Jugend.

 

CAMPI ET CALLI

In Venedig heißen Plätze auf Italienisch nicht Piazze, sondern Campi, und Straßen nicht Vie, sondern Calli. Es gibt 135 Campi und 1198 Calli. Die Stadt wurde mit den Jahrhunderten auf insgesamt 124 Inseln errichtet. Durchzogen ist sie von 179 Wasserstraßen, den kleinen Rii und den großen Canali. Die größte Wasserstraße ist mit 3,247 Kilometern Gesamtlänge der Canal Grande, der 30–70 Meter breit und bis zu 5 Meter tief ist. Diese Hauptstraße wird von vier Brücken überspannt. Die jüngste Brücke, der Ponte della Costituzione, wurde erst 2008 nach einem Entwurf des spanischen Stararchitekten Santiago Calatrava errichtet.

Sonnenaufgang an der Fondamenta di cao Mollecca am Rio San Mauro in Burano

VORWORT

GEHEIMES VENEDIG

In Venedig Neues entdecken? Verstecktes? Geheimnisvolles? Orte, die nur wenigen ein Begriff sind? Die die Venedig-Liebhaber gern für sich behalten? Keine leichte Sache. Dabei bietet Venedig auch für diejenigen, die schon x-mal dort waren, immer wieder Neues – man muss nur wissen, wo man suchen muss.

Bummel am späten Nachmittag auf Murano am Hauptkanal Canale di San Donato

Kirchenmosaik mit dem auferstandenen Christus in der Basilika di San Marco

Ein Kollege aus Deutschland, der jedes Jahr zur Musik-Biennale in die Lagune anreist, der ein passionierter Spaziergänger ist und sich als Venedig-Kenner ausgibt, schaute mich mit hochgezogenen Augenbrauen an, als ich ihm von dem Projekt zu diesem Buch berichtete. »Was gibt es denn in Venedig noch Neues, Unbekanntes, Geheimnisvolles zu entdecken?«, fragte er mich und lächelte leicht spöttisch.

Und dann berichtete ich ihm von Uhren mit nur einem einzigen Zeiger, von einer Krypta, die immer unter Wasser steht, von einem französischen Winzer, der ein uraltes Weinfeld wiederbelebt, und von Wein, der auf einem Friedhof gekeltert wird. Ich erzählte ihm von der Brücke der Huren und von gleich sechs historischen Synagogen, eine schöner als die andere, die allesamt besichtigt werden können. Ich erzählte ihm von einem verglasten Hausboot und Schlafmöglichkeiten bei Mönchen auf einigen Inseln in der Lagune, von ziemlich unbekannten und einsam gelegenen Sandstränden, die man mit dem Linienboot anfahren kann, von einem Palazzo voll mit Glaskunst, von Privatleuten, die Paläste aufkaufen und restaurieren, um dort ihre Kunst auszustellen, von dem Gespenst der Gattin Marco Polos, einer indischen Prinzessin, und dem Ort, an dem Richard Wagner starb.

Der deutsche Kollege schwieg leicht betreten, als ich ihn danach fragte, ob er schon die Museen im Krankenhaus von Venedig besucht habe, wo ein in Formalin aufbewahrter »Zwerg« zu sehen ist. Ob er das wohl größte Deckengemälde auf Stoff in der Kirche San Pantalon schon besichtigt habe. Ob er die ehemaligen Orte geheimer Vergnügungen des barocken Jetsets kenne, die sogenannten Ridotti, oder die zauberhaften kleinen und versteckt gelegenen Gärten Venedigs. Ob er wisse, dass man in den superschicken Luxushotels auch ohne dort zu nächtigen abhängen kann. Ob er wisse, wo man in Venedig schwimmen gehen könne. Ob er schon einmal durch das Viertel Sant’Elena gebummelt sei, wo man es noch erleben kann, das wirklich untouristische Venedig der Venezianer. Ob er schon einmal auf der Insel der Geistesgestörten gewesen sei, die heute ein Museum ist und wo man in herrlicher Ruhe übernachten kann. Ob er jenen neuen Teil der Friedhofsinsel San Michele kenne, der von einem britischen Stararchitekten entworfen wurde. Oder das Neubauviertel auf der Giudecca, wo einst Schweizer Uhren produziert wurden. Ob er wisse, dass Venedig-Besucher das Gondelfahren erlernen können, zusammen mit der ganzen Familie?

Wolken über der Isola Giorgio Maggiore

Nein, gab der deutsche Kollege schließlich zu, all das wisse er nicht, davon habe er noch nie etwas gehört.

Ja, touristenfrei ist zwar fast nichts in Venedig, einer Stadt, die jährlich von rund 14 Millionen Menschen besucht wird und wo man sich in vielen Gassen und auf Plätzen gegenseitig auf die Füße tritt. Aber man muss nur linker oder rechter Hand dieser Hauptgassen einmal die Seitenwege einschlagen – und schon landet man an stilleren und an wirklich ganz stillen Orten. Und: Auch an den am meisten frequentieren Orten gibt es Neues und Ungewöhnliches zu sehen – man muss nur eben wissen, wo.

UNSER NACHHALTIGKEITSKODEX

Die Welt birgt viele Wunder, Abenteuer und spektakuläre Aussichten, die wir gerne erkunden möchten. Doch sie ist auch leicht aus dem Gleichgewicht zu bringen. Hier ein paar Tipps, wie wir unsere Welt nachhaltig entdecken können:

Die Hauptsaison meiden: Wenn wir nicht gerade auf die Ferienzeiten angewiesen sind, können wir der Umwelt einen großen Gefallen tun, indem wir in der Nebensaison verreisen. Damit tragen wir zu einer gleichmäßigeren Auslastung der Umwelt und der Infrastruktur bei, und der Urlaub wird dazu auch noch wesentlich entspannter.

Die Aufenthaltsdauer dem Reiseziel anpassen: Je weiter das Reiseziel ist, desto länger sollte der Aufenthalt sein. Dadurch lernen wir die Region nicht nur intensiver kennen, sondern stärken sie ganz nebenbei noch durch unsere Ausgaben vor Ort. Anfahrtsintensive Tagesausflüge sollten besser vermieden werden, das bedeutet nur Stress, sowohl für die Umwelt als auch für uns selbst.

Auf umweltschonende Verkehrsmittel setzen: Wo es möglich ist, reisen wir mit öffentlichen Verkehrsmitteln an. Das reduziert nicht nur die Luftverschmutzung, sondern schont auch unsere Nerven. Falls das nicht geht, helfen verschiedenste Plattformen dabei, den CO2-Ausstoß auszugleichen, vor allem, wenn das gewünschte Reiseziel nur mit dem Flugzeug zu erreichen ist.

Nur dort parken und campen, wo es erlaubt ist: Selbst, wenn wir uns noch so vorbildlich verhalten und unseren Aufenthaltsort so hinterlassen, wie wir ihn vorgefunden haben, stören wir den Lebensraum von Wildtieren und hinterlassen Spuren und Gerüche. Auch Lagerfeuer entzünden wir ausschließlich an den dafür vorgesehenen Stellen und achten dabei auf Waldbrandstufen und Naturschutzgebiete.

Ressourcen gewissenhaft nutzen: Manche Umweltressourcen sind bereits knapp, endlich sind auf jeden Fall alle. Um sie zu schonen, sollten wir sparsam mit ihnen umgehen, gerade in Gegenden, in denen zum Beispiel Wasser oder Strom nicht im Überfluss vorhanden sind.

Ein guter Gast sein: Nachhaltig unsere Umgebung zu erkunden bedeutet auch, der hiesigen Flora und Fauna mit Respekt zu begegnen. Pflanzen sollten auf keinen Fall gepflückt werden, aber sie stehen uns bestimmt gerne Modell für das eine oder andere Foto. Das Gleiche gilt für wilde Tiere: Wir füttern sie nicht, halten Abstand und beobachten sie aus der Ferne.

Auf den Wegen bleiben: Wer die vorgegebenen Wege verlässt, dringt nicht nur in die Rückzugsräume heimischer Arten ein, sondern trägt auch dazu bei, dass sich neue Wege bilden, was zur Erosion des Bodens führt.

Abfall wieder mitnehmen: Plastikverpackungen jeglicher Art, Dosen, Flaschen und Papiertaschentücher (es dauert Jahre, bis sich ein einzelnes Taschentuch vollständig abgebaut hat!) gehören nicht in die Natur, sondern artgerecht entsorgt. Am besten gleich eine wiederverwendbare Brotdose oder Trinkflasche mitnehmen. Dazu zählen natürlich auch Toilettenpapier und der Inhalt von (Chemie-)Toiletten. Entsprechende Entsorgungsstationen finden sich überall.

Lokal kaufen: Dadurch lernen wir Land und Leute besser kennen und unterstützen die regionale Wirtschaft, außerdem sind regionale Produkte meist auch preisgünstiger und qualitativ hochwertiger.

So wie wir die Umwelt respektieren, wollen wir auch unseren Mitmenschen und deren Kultur Respekt entgegenbringen, gerade im Hinblick auf deren Traditionen, Religion oder typische Gebräuche. So können ein Lächeln oder ein paar Worte in der Landessprache Berge versetzen!

Der botanische Garten in Venedig

NORDEN

Von den Freudenmädchen an der Ponte delle Tette und Kuriositäten im historischen Krankenhaus, von klöppelnden Inselfrauen bis zu Richard Wagners ehemaligem Zuhause im heutigen Casino di Venezia.

Nicht nur Vasen, Gläser und Skulpturen: Auch Blumensträuße aus zauberhaftem Muranoglas gibt es!

Unterwegs im einstigen Viertel der venezianischen Prostituierten und Bordelle

1

PONTE DELLE TETTE

DIE BRÜCKE DER BRÜSTE

Venedig ist wohl die einzige Stadt weltweit, in der es eine Brücke gibt, die auf den Busen verweist, und zwar auf käufliche Brüste, also auf Prostitution, die in Venedig in früheren Jahrhunderten nicht verboten war. Im Gegenteil: Die Dogen verdienten gut an ihren Huren, die in einem zugewiesenen Stadtteil leben mussten.

Eine unscheinbare Brücke mit nur einem Bogen über den Kanal, mit einer mauerähnlichen Brüstung: Die Ponte delle Tette zwischen den venezianischen Stadtteilen (sestieri) San Polo und Santa Croce gleicht zahllosen anderen Brücken in Venedig. Und doch erinnert die Brücke an eine besonders kuriose und schlüpfrige Seite der venezianischen Geschichte.

Schon der Name lässt aufhorchen: Ponte delle Tette heißt wörtlich übersetzt »Brücke der Titten«. Der Name rührt daher, dass seit dem späten Mittelalter die käuflichen Damen Venedigs, le prostitute, ihre entblößten Brüste in geöffneten Fenstern zur Schau stellten. Und das wahrscheinlich auch an der besagten Brücke, denn diese befand sich im einst berühmt-berüchtigten Rotlichtviertel der Lagunenstadt. Hier reihte sich eine Casa di Tolleranza, ein Haus der Toleranz, wie im Italienischen Bordelle genannt werden, an das andere.

Um während der Renaissance die in Venedig ausufernde Prostitution halbwegs in den Griff zu bekommen, entschieden die Dogen, dass le prostitute im Gebiet bei der Ponte delle Tette wohnen und arbeiten mussten. So konnten sie dieses soziale Phänomen besser kontrollieren.

Von wegen verboten!

Auch wenn die katholische Kirche Prostitution entschieden ablehnte – vor allem im lebenslustigen Venedig –, so wurde diese doch nie offiziell verboten. Aus verschiedenen Gründen, die beweisen, wie clever die Dogen waren. Die offiziellen viae purgatoriae (die Sündenstraßen, wo sich die Bordelle befanden) garantierten zum einen eine Kontrolle der durch dieses Gewerbe verbreiteten Geschlechtskrankheiten, vor allem der in früheren Jahrhunderten unheilbaren Syphilis. Zum anderen war den Dogen und auch dem katholischen Patriarchen daran gelegen, die gerade in Venedig weitverbreitete Homosexualität in den Griff zu bekommen. Indem man den Prostituierten erlaubte, ganz offen in bestimmten Straßen ihr Gewerbe zu betreiben, hofften die Regierenden darauf, die Venezianer von der Sünde wider die Natur abzubringen, wie es in einem historischen Dokument heißt.

Ob das gelang, ist unklar. Ebenso unklar ist, inwiefern sich le prostitute kontrollieren ließen. Fakt ist, dass sie bei ihrem Gewerbe zwar bestimmte Auflagen erfüllen mussten, aber auch Rechte genossen. Sie durften tagsüber und nachts die Sündenstraßen nicht verlassen – zumindest nicht offiziell.

Ganz auf eigene Rechnung

Zuhälterei war in Venedig übrigens verboten – die käuflichen Damen arbeiteten auf eigene Rechnung. Trotz vieler Verbote und sicherlich auch dank gewisser staatlicher Rechte bliebt die Prostitution in Venedig nicht auf die Stadtviertel bei der Ponte delle Tette beschränkt. Historischen Quellen des 16. und 17. Jahrhunderts zufolge wurde Venedig zum Mekka der europäischen Prostitution. Anfang des 16. Jahrhunderts sollen in der Lagunenstadt rund 12 000 puttane (ein anderes Wort für Huren) ihren Dienst verrichtet haben. Nicht bei der Ponte delle Tette lebten bzw. residierten le cortegiane, die Kurtisanen. Diese zeichneten sich durch elegante Manieren, kostbare Roben, Wortgewandtheit und Intelligenz aus und konnten mit vielen ihrer wohlhabenden bürgerlichen und adligen Freier mithalten. Sie nutzen auch eigene Gondeln, was für Prostituierte eigentlich verboten war. So manche Kurtisane lebte in einer luxuriösen Wohnung oder in einem Palazzo.

Veronica Franco war so schön und berühmt, dass sie von Malern verewigt wurde.

Ganz schmucklos: die besagte Ponte delle Tette

Eine dieser Kurtisanen war Veronica Franco (1546–1591). Von ihrer Mutter in Literatur und Liebeskunst ausgebildet, schrieb Veronica auch Gedichte und machte sich so als Poetin einen Namen. Wahrscheinlich lebte sie nicht in der Nähe der Ponte delle Tette, sondern unabhängig von ihren Kolleginnen in einem besser beleumdeten sestiere. Darauf lassen ihre sozialen Verbindungen schließen. Veronica soll wohl auch mit dem französischen König Heinrich III. eine Liaison gehabt haben: Ihm widmete sie einige Gedichte. Veronicas Schönheit war ebenso berühmt wie ihre Poesie. So war es nur selbstverständlich, dass der Star-Maler Tintoretto die Signorina im Jahr 1575 malte, als sie in der Blüte ihrer Schönheit stand.

Hohe Schuhe gegen Hochwasser

Venedigs Huren kreierten auch einen ganz neue Schuhstil – diese Kreationen wurden zeppe genannt: Es handelte sich dabei um Schuhe mit besonders hohen Sohlen. Diese – nicht selten erstaunlich hohen – Schuhkreationen, zu sehen auf Gemälden aus der Renaissance, erfüllten einen praktischen Zweck: Bei Hochwasser (auch in der Vergangenheit in Venedig nicht selten) wurden die Füße der Damen nicht nass. Da nur die Huren die zeppe nutzten, wurde diese Schuhform als Zeichen ihres Berufsstandes bekannt. Die Geschichte um die Ponte delle Tette, die käuflichen Damen und die Bordelle endete 1797, als Napoleon die Lagunenstadt eroberte und die Macht der Dogen ein Ende fand. Heute erinnert im ehemaligen venezianischen Rotlichtviertel nichts mehr an diese Geschichte. Fast nichts mehr – nur die Brücke ist noch geblieben.

Ponte delle Tette: Der Name spricht Bände.

INFO

ERLEBNISTIPP

Um sich von der ungewohnten Geschichte der Prostituierten Venedigs zu erholen, empfiehlt sich ein Mittagoder Abendessen in der nahen Trattoria Antiche Carampane (zu Deutsch kurioserweise »Die alten Huren« – carampane waren jene Signorine, die sich einladend aus den Fenstern beugten), ein gutbürgerliches Restaurant mit ruhiger Atmosphäre, weißen Tischdecken, freundlichen Kellern und vielen Fotografien an den Wänden. Die Traditionsküche bietet frischen Fisch und Meerestiere des nahen Rialto-Markts, hervorragend schmecken auch die Tagliatelle-Nudeln mit dem zarten Fleisch der Granseola-Seespinne oder der Tintenfisch mit weißer, herzhafter Polenta. Original venezianisch ist die Leber mit gegrilltem Polentabrei und Zwiebeln, die fegato alla veneziana. Das Gemüse kommt von den hauseigenen Gärten auf der Insel Sant’Erasmo. Erstklassig ist auch die Weinliste mit edlen Tropfen nicht nur aus Venetien, sondern aus ganz Italien.

WEITERE INFORMATIONEN

antichecarampane.com

Jakobsmuscheln frisch aus der Lagune oder der Adria auf den Teller

2

MUSEO WAGNER

RICHARD WAGNERS VENEDIG-LIEBE

Nur die wenigsten Venedig-Besucher wissen, dass der berühmte Komponist nicht nur Venedig liebte, sondern dort auch lebte, komponierte, mit der Verführung junger Sängerinnen seine Frau Cosima zur Weißglut trieb und schließlich dort starb. Seine ehemalige Wohnung ist heute ein Museum.

Viel Pracht für ein Casino und das Museum von Richard Wagner direkt am Canal Grande

Ein prächtiger Renaissancepalast direkt am Canal Grande, errichtet Ende des 15., Anfang des 16. Jahrhunderts: Der Palazzo Ca’ Vendramin Calergi ist unter Geldverschwendern und Glücksspielern international bekannt, denn hier ist in prunkvollem Ambiente das Casinò di Venezia untergebracht. Weniger bekannt hingegen ist, dass in diesem immensen Bauwerk einst großer Adel lebte, darunter der deutsche Herzog Heinrich II. von Braunschweig-Calenberg (der allerdings 1584 im italienischen Pavia beigesetzt wurde).

Ein echter Geheimtipp für Musiklieber ist das Museum, das in diesem prächtigen Palazzo untergebracht ist: das Museo Wagner. Der Eingang liegt nicht zum Canal Grande hin, sondern in der eher unscheinbaren Calle Seconda del Cristo, 2040. Richard Wagner, dem dieses Museum gewidmet ist, liebte Italien und Venedig ganz besonders – gleich sechsmal weilte er in der Lagunenstadt. 1882, auf dem Rückweg von Palermo und nach der Vollendung seiner Oper »Parsifal« für die zweite Ausgabe seines Festivals in Bayreuth, mietete sich der Maestro eine große Wohnung im Palazzo Ca’ Vendramin Calergi. Mit Klavier natürlich, auf dem Wagner gern spielte.

Herztod nach Ehestreit

Hier starb er auch, und zwar am 13. Februar 1883, wahrscheinlich nach einem heftigen Streit mit Gattin Cosima. Diese war eifersüchtig, so heißt es, auf die junge und attraktive Nachwuchssängerin Caroline Mary Isabelle Pringle. Die 24-jährige Schottin, vom Komponisten »Carrie« genannt, gefiel Wagner, was hinwiederum Cosima wütend machte. Während einer Auseinandersetzung zwischen den beiden Ehegatten soll Richard Wagner einen Herzinfarkt erlitten haben – ein herbeigerufener Arzt konnte nur noch den Tod des Meisters feststellen. Der Leichnam wurde in einem schwarzen Sarg auf mit schwarzen Tüchern verhangenen Gondeln zum Bahnhof gebracht, von wo ihn ein Sonderzug nach Bayreuth überführte.