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Der Feuerteufel von Nebraska
Ein übler Bandit, dessen richtigen Namen niemand kennt, überfällt Trecks am Mormon Trail und fackelt alles ab. Auch die Familie der schönen Flame Hardees fällt ihm eines Tages zum Opfer.
Zusammen mit Sheriff Cole Youngster heftet sich Flame an die Fersen von Burning Death und seiner brutalen Bande. Dass sie zu zweit gegen die skrupellosen Killer nicht mehr Chancen haben als eine flackernde Kerze im Sturm, ignorieren sie ...
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Seitenzahl: 153
Veröffentlichungsjahr: 2019
Cover
Impressum
Der Feuerteufel von Nebraska
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelfoto: Maren/S.I.-Europe
Datenkonvertierung eBook: César Satz & Grafik GmbH, Köln
ISBN 978-3-7325-8743-8
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
www.bastei.de
Der Feuerteufel von Nebraska
»Mach die Beine breit«, sagte der Rancher zu seiner jungen, bildhübschen rothaarigen Frau. »Mir ist schon wieder so.«
Flame schüttelte sich innerlich. Auf ihre Bedürfnisse nahm Eben keinerlei Rücksicht. Er wollte nur immer rammeln, mehrmals am Tag, nachts auch noch. Er war ein Sexmonster, völlig vom Sex besessen, das hatte sie inzwischen erkannt.
Am Morgen vorm Frühstück hatte er sie schon rangenommen, nachdem er sie in der Nacht zuvor zwei Mal »beglückt« hatte. Er dachte sich immer neue Arten aus, Flame zu gebrauchen. Sex war sein Ein und Alles. Zuerst, als sie ihn kennenlernte, am Viehmarkt in Council Bluffs, Iowa, hatte ihr das gefallen und sie sich geschmeichelt gefühlt.
Außerdem hatte sie angenommen, seine Sexgier würde sich mit der Zeit legen. Dass es junge Paare und Ehepaare öfter trieben als ältere oder alte, war bekannt. Da war auch der Reiz des Neuen, den Körper und die Eigenheiten des anderen zu entdecken, Lust zu empfinden und zu spenden, der Rausch der Sexualität, der, erst entfacht, lichterloh brannte.
Doch das würde sich legen, hatte Flame gedacht, und ihr athletischer, bulliger Mann und sie würden zu einem geruhsameren Sexleben finden. Doch jetzt waren sie ein Jahr verheiratet, und es wurde immer mehr und immer wüster.
Eben Holtzner nahm Flame brutal und so, wie er es wollte. Zudem hatte sie den Verdacht, dass er seiner Mannschaft genau schilderte, was er mit ihr alles anstellte. Und dass sich der Vormann und die Cowboys daran ergötzten.
Solche Männer gab es, die ihr Sexleben unbedingt anderen auf die Nase binden mussten. Flame, rothaarig, mit einer fantastischen Figur, wehrte ab.
»Warte bis heute Abend, Eben. Du wolltest doch auf die Westweide?«
»Da war ich schon. Jetzt bin ich geil.«
Das war er immer. Flame verdrehte die Augen. Es war bullenheiß an diesem Tag.
»Was glotzt du denn so? Ich bin dein Mann, ich habe meine ehelichen Rechte.«
»Aber nicht andauernd und ständig. Ich bin schon ganz wund.«
»Was schert mich das. Schmier dir Salbe in deine Pussy. Den Fraß lass verkochen.« Es war knapp vor Mittag. »Ich kann später was bei den Cowboys essen.«
Er griff ihr unter den Rock zwischen die Beine ans Höschen.
»Was ist das denn? Ich habe dir doch gesagt, du sollst unten ohne gehen, du Nutte.«
»Eben, kannst du nicht etwas zärtlicher sein?«
»Das mache ich, wie ich will. Ich bin dein Herr und Meister. Runter mit dem Fetzen, rauf auf den Tisch.«
Eben zerriss Flames Höschen. Er legte sie rücklings auf den Küchentisch, spreizte ihre Beine und zerriss ihre Bluse. Die vollen Brüste sprangen hervor. Eben packte sie, dass es wehtat. Er zog Flame derb an den Nippeln und drückte ihr fest die Brüste. Sein Gesicht war verzerrt. In seinen Augen irrlichterte es.
Er war voll im Sexrausch und kannte keine Hemmungen mehr. Brutal griff er Flame zwischen die Beine, trieb die Finger in ihre Spalte. Der Sex mit ihm machte Flame keine Freude mehr. Sie wurde nicht feucht bei der Behandlung, die er ihr widerfahren ließ.
Am Anfang hatte er sich zu ihr anders verhalten. Doch nach einiger Zeit hatte er sein wahres Gesicht gezeigt. Flame verzog schmerzlich das Gesicht. Eben schimpfte.
»Wieso bist du nicht nass? Macht’s dir keinen Spaß mehr mit mir? Ich bin ein großer und reicher Rancher, viele andere wären froh, wenn sie einen so starken, potenten Mann hätten.«
Er gebrauchte wüste Worte, aufgeputscht, wie er war. Flame ekelte sich. Sie verkrampfte sich. Eben spuckte auf seine Finger und befeuchtete sie damit. Flame zwang sich, locker zu werden, zumindest wollte sie das.
Trotzdem tat es weh, als Eben massiv und rücksichtslos in sie eindrang. Er nahm keinerlei Rücksicht, rammelte wild, quetschte Flames Brüste und bedachte sie mit Ausdrücken wie eine Hure. Flame war kein Kind von Traurigkeit, Blümchensex nie ihr Ding gewesen.
Doch was zu weit ging, ging zu weit.
Sie schaute zur Decke, verbiss sich den Schmerz und wartete, dass es vorbeiging. Ihre Mutter hatte sie vor dem Rancher gewarnt, er sei brutal und ein Wüstling. Flame hatte nicht auf sie gehört. Bei ihr würde Eben sich anders verhalten, hatte sie, verliebt wie sie war, fest angenommen.
Eben rammelte so fest, wie er konnte. Er war wie von Sinnen und schrie und grunzte vor Lust. Flame entspannte sich, so gut wie es ging, um den Schmerz zu minimieren. Doch es war schlimm genug.
Eben benahm sich wie ein brünstiger Hengst.
Als er den Höhepunkt erreichte, glaubte Flame, dass er sie zerreißen würde. Er ergoss sich in ihren Schoß. Dann hörte er endlich auf, sank über sie und keuchte. Er löste sich von ihr, wischte sich an ihrem Rock ab und zog seine Hose hoch.
»Das war verdammt gut. Es geht nichts über eine gute Nummer in der Mittagspause. Jetzt stell mir das Essen auf den Tisch. – Pronto, ich habe Hunger.«
Flame kickte den zerrissenen Slip in die Ecke und holte die Kartoffeln, Steaks und den Salat. Eben saß schon am Tisch. Flame zog eine andere Bluse an. Die, die sie angehabt hatte, war zerrissen. Ihr Schoß brannte. Sex mit ihrem Mann war mittlerweile ein Horror für sie.
Als sie sich an den Tisch setzte, meckerte Eben über das Essen.
»Die Kartoffeln sind ja verkocht, das Steak angebrannt. Was soll das denn? Willst du nicht mal ordentlich kochen lernen? Hat deine Mutter dir nichts beigebracht?«
»Ich hab’s dir gesagt, das Essen brennt an. Aber du wolltest ja unbedingt …«
Zack, hatte sie eine Ohrfeige weg. Flame hielt sich die Wange. Sie schwoll an und färbte sich so rot wie ihr üppiges Haar.
»Widersprich mir nicht. Werde nicht frech, sonst jage ich dich von der Ranch. So was wie dich finde ich alle Tage drei Stück. Dann kannst du betteln gehen. Oder zu deiner Familie auf euer Dreckloch von Farm zurück. Diese schäbige Klitsche. Aber die ist ja verkauft, deine Leute sind fortgezogen. – Du bist ganz allein hier und hast zu gehorchen.«
Eben aß noch ein paar Bissen. Ein Stück Fleisch spie er aus.
»Das kann ja kein Mensch fressen. Ich esse was bei den Cowboys. Warum hast du nichts gegessen?«
»Hab keinen Hunger.«
Eben stand auf. Flame saß vor ihrer unberührten Portion. Lüstern schaute ihr Mann sie an. Er hatte schon wieder Lust auf Sex. Tränen waren Flame übers Gesicht gelaufen.
»Was flennst du? Ist dir nicht gut?«
»Eben, du willst auf die Weide.«
»Ja, aber vorher will ich noch was anderes.« Der Rancher lachte dreckig. »Dreh dich um, bück dich.«
»Eben, treibe es nicht zu weit.«
Der Rancher packte Flame bei den Schultern und drückte sie nach vorn. Er hob ihren Rock und entblößte den Po. Schaute auf Flames Hintern und auf die Spalte.
»Ja, ich geh jetzt von hinten dran. Das wird ein Fest.«
In Flame zerbarst etwas. Bisher hatte sie sich ihrem Mann immer unterworfen, in der Hoffnung, dass er sich ändern würde. Jetzt konnte sie es nicht mehr aushalten. Selbst der Wurm krümmte sich, wenn er getreten wurde. Und Flame Holtzner, geborene Hardee, einundzwanzig Jahre alt, war alles andere als ein Wurm.
Sie hatte besser reiten und schießen gelernt als ihre beiden Brüder. Und konnte sich durchaus ihrer Haut wehren. Ihrem Mann hatte sie sich unterworfen, weil sie ihn einmal geliebt hatte.
Jetzt wirbelte sie herum, fauchend wie eine Wildkatze, und zog ihm die Fingernägel durchs Gesicht. Blutige Furchen entstanden.
Eben schaute sie an wie eine Geistererscheinung. Das war nicht die unterwürfige Flame, die er kannte. Wie eine Furie funkelte sie ihn mit ihren grünen Augen an. Er ballte die Fäuste und wollte sie schlagen.
»Das machst du nicht noch mal. Das wirst du bereuen. Ich schlage dich windelweich, und dann nehme ich dich ran, dass die Hören und Sehen vergeht.«
»Du wirst ihn nicht noch mal bei mir reinstecken, du Bastard. Nie wieder. Eher bringe ich dich um.«
»Ach ja?«
Eben sprang vor und wollte Flame packen. Sie trat ihn mit aller Kraft zwischen die Beine, packte das Messer, mit dem er sein Fleisch geschnitten hatte, und bedrohte ihn damit.
»Rühr mich nicht an! Ich verlasse dich auf der Stelle. Wenn du mich aufhalten willst, steche ich dich ab.«
Rasender Hass loderte in Flame auf. Sie hatte zu viel erduldet und hingenommen. Jetzt brach ein Damm bei ihr. Er würde nie wieder aufgebaut werden können.
»Du Schwein!«
Eben war hart. Er presste eine Hand zwischen die Beine, taumelte dann auf sie zu und wollte ihr an die Gurgel. Flame stach zu. Im letzten Moment lenkte sie den Stich ab. Statt ins Herz jagte sie ihm die Klinge bis zum Heft in die Schulter. Das Messer blieb darin stecken.
Eben schrie auf. Er setzte sich nieder.
»Bist du verrückt geworden?«, fragte er fassungslos. »Was tust du denn da?«
Flame ging zu dem Stuhl, über dessen Lehne sein Revolvergurt hing, und nahm den 44er aus dem Holster. Er lag ihr gut in der Hand. Sie konnte damit umgehen. Im Schießen war sie ein Naturtalent. Die Berührung des Griffs mit den Walholzgriffschalen gab ihr Kraft und Stärke. Jetzt war sie entschlossen.
Hier wollte sie nicht länger bleiben.
Sie richtete den Remington auf ihren Mann. Er saß da und hatte die Hand um den Messergriff geschlossen. Das Messer verschloss die Wunde, deshalb zog er es nicht heraus. Eben war blass geworden. Die Stichwunde schmerzte. Er fasste es nicht, was ihm widerfuhr.
»Ich packe das Nötigste und reite fort«, sagte Flame. »Versuch nicht, mich aufzuhalten oder mir zu folgen – oder ich bringe dich um. Lieber wäre ich mit einem räudigen Bettler verheiratet anstatt mit dir. Ich will dich in diesem Leben nie wieder sehen. Und wenn doch, nur über den Lauf einer Waffe hinweg – und dann Gnade dir Gott.«
Eben schluckte. Er war verletzt. Ihre Entschlossenheit schüchterte ihn ein. Im Grund seines Wesens war er ein Feigling.
Als er zum Sprechen ansetzte, verbot Flame ihm den Mund.
»Halt ja dein dreckiges Maul. Mir hast du genug gesagt und getan. Reize mich nicht, oder ich verliere vollkommen die Beherrschung. – Bleib hier sitzen, rühre dich nicht. – Du bist Abschaum vom Abschaum und Dreck vom Dreck. – Dass ich dich heiratete, war der Fehler meines Lebens. Krepieren sollst du. – Ich hasse dich.«
Eben schluckte.
»Schatz«, stöhnte er. »Können wir nicht noch mal darüber reden?«
Flame spannte den Hammer.
»Ein Wort noch, und ich verspritze dein Gehirn an der Wand.«
☆
Flame war in nicht mal zehn Minuten mit Packen fertig. Umziehen, Reitrock, Weste und Bluse, ein paar persönliche Dinge ohne viel zu überlegen in die Deckenrolle gepackt. Dann hörte sie Hufschlag am Hof. Als sie aus dem Fenster im ersten Stock schaute, sah sie den Vormann Bad Gun Will Nevill und zwei Cowboys vors Haus reiten.
Nevill, ein hochgewachsener, schnurrbärtiger Mann mit Reiterkleidung und zwei tiefgeschnallten Revolvern, rief nach dem Rancher.
»Eben, wo steckst du? Wieder in deiner Frau?«
In Flame verkrampfte sich alles. Sie nahm ihr Gepäck, Ebens Waffengurt hatte sie umgeschnallt, und stieg die Treppe hinunter. Aus dem Gewehrschrank nahm sie eine Winchester 66.
Eben saß nicht mehr in der Küche. Er war hinausgewankt und beklagte sich bei seinen Männern, dass seine Frau mit dem Messer auf ihn losgegangen sei.
☆
Nevill und ein Cowboy waren abgesessen. Der dritte Mann saß noch im Sattel. Old Ben war das, der Einzige von der Mannschaft, zu dem Flame ein besseres Verhältnis hatte. Sie nahm an, dass er sie bemitleidete. Sein Blick und seine Körpersprache sagten ihr das.
Gesagt hatte der Graubart diesbezüglich nie etwas. Jetzt wirkte er überrascht.
»Wie?«, fragte Nevill den Rancher. »Sie ist einfach auf dich los und hat dir das Messer hineingejagt? Aus heiterem Himmel?«
Flame kam auf die Veranda, die Winchester einhändig im Anschlag.
»Hier war kein heiterer Himmel«, sagte sie. »Ich verlasse die Ranch und meinen Mann. Euch alle will ich nie wiedersehen. Vergewaltigungen, Schläge und Misshandlungen. Brutale Schikane. Der Putzlumpen und das Sexobjekt bin ich für Eben gewesen. Das Ventil für seine Triebe, durch das er sich entladen konnte. – Damit ist es vorbei. Ich gehe, für immer. Ich nehme nichts mit, außer dem, was ich bei mir trage. Und ein Pferd. – Dann will ich fort. Euch alle und Eben zuallererst soll der Teufel holen.«
Old Ben war nicht eingeschlossen, doch große Erklärungen zu ihm konnte Flame nicht abgeben. Eben lehnte sich an die Wand.
»Geh nur, du Biest«, rief er. »Mit nichts bist du gekommen, und mit nichts wirst du gehen. – Verschwinde, hau ab, schleich dich.«
»Aber sofort!«, sagte Flame.
Sie wollte von der Veranda. Doch Nevill hob die Hand.
»Halt, Flame, so einfach geht das denn doch nicht. Du hast unseren Rancher verwundet. Dafür wirst du festgenommen. Das wird der Sheriff untersuchen. Du kannst nicht einfach hergehen und deinen Ehemann abstechen und dann fortreiten. – Vergewaltigung, dass ich nicht lache. Das gibt es nicht in der Ehe.«
»Gibt es wohl, Bad Gun Nevill. Geh mir aus dem Weg, oder ich schieße ihn mir frei.«
»Oho. Du willst es darauf ankommen lassen? Du meinst wohl, weil du mit der Winchester auf mich zielst hätte ich Angst vor dir? Ich weiß ja, was du für eine bist. Der Rancher hat uns erzählt, dass du ihm ständig an der Hose hängst, nicht genug kriegen kannst von seinem Lustkolben. Was er alles mit dir treibt und wie er dich stopft.«
Nevill glotzte Flame geil an. Für ihn war sie, weil es ihr Mann ihm so dargestellt hatte, ein Sexobjekt und ein Schlampe. Er trat ihre Selbstachtung mit Füßen.
»Wirf die Flinte weg!«, rief er höhnisch. »Vielleicht sollten wir dich auch einmal vornehmen, um festzustellen, ob du wirklich so ein geiles Stück bist, wie Eben uns immer sagt.«
Flame wurde feuerrot. Nevill legte das falsch aus.
»Weg mit der Winchester!«, rief er. »Dann kriegst du den Hintern versohlt, und wir zeigen dir was.«
Flame ließ Winchester und Deckenrolle fallen. Der Vormann grinste.
»Na also.«
Die Rothaarige stellte sich ihm gegenüber breitbeinig in Positur. Ihre Hand hing über dem Revolvergriff.
»Nevill, du bist ein Schwein, genauso wie mein Mann. Ich verachte euch beide. Du denkst doch, dass du ein Revolverheld bist. – Zieh, füll deine Hand, damit ich dein unverschämtes schmieriges Halunkenmaul stopfen kann. Und jedem anderen, der es wagt, mit mir so zu reden.«
Nevill staunte. »He. Du willst dich doch nicht tatsächlich mit mir schießen, du Flittchen? Das wäre dein Tod.«
Flame fackelte nicht. Sie zog und schoss. Haarscharf an Nevills Kopf pfiff die Kugel vorbei. Dann halfterte sie den Revolver wieder.
»He, was soll das? Bist du vom Affen gebissen? Fast hättest du mich getroffen. Schnall ab, und dann setzt es was.«
Nevill war jetzt echt zornig. Er hielt sich für einen großen Gunman und gefährlichen Beidhandschützen und versäumte keine Gelegenheit, es zu betonen. Noch meinte er, Flame könnte ihn aus Versehen verfehlt haben.
»Zieh endlich, du Quassler. Oder schnall ab, zieh deine Hosen aus und reite mit nacktem Hintern davon. – Du Bastard, Hundesohn und Halunke. Feiger gelbbäuchiger Kojote.«
»Das reicht!«
Nevill stieß einen Schrei aus und zog beide Waffen. Flame war viel schneller als er. Sie zog schneller als beim ersten Mal. Der Remington sprang ihr förmlich in die Hand, so sah es aus.
Flame feuerte. Auf Nevills Stirn erschien ein roter Punkt, die Kugel fuhr ihm durchs Hirn.
Mit einem Kopfschuss haute es ihn um, ohne dass er einen Schuss hatte abgeben können. Die Cowboys und auch der Rancher staunten. Dass Flame schießen konnte, hatten sie gewusst. Dass sie so schießen konnte nicht.
Sie blies den Rauch von der Revolvermündung. Schmaläugig schaute sie ihren Mann an.
»Dich sollte ich erschießen. Aber du bist den Schuss Pulver nicht wert. Wage es nicht, mir Verfolger hinterherzuschicken. Sonst komme ich wieder. Dann bringe ich dich um und fackele deine Ranch ab. – Komm mir nie wieder unter die Augen.«
Eben konnte ihr nicht in die Augen schauen. Flame nahm Winchester und Deckenrolle auf und ging zur Koppel. Sie forderte Old Ben auf, ihr beim Satteln zu helfen. Der andere Cowboy führte den verletzten und stöhnenden Rancher ins Haus.
Old Ben fing ein gutes Pferd, einen Braunen. Schnell, ausdauernd, trittsicher und zäh. Flame holte ihren Sattel aus der Kammer beim Stall. Der alte Cowboy sattelte ihr Pferd. Sie saß auf. Old Ben schaute zu ihr hoch. Beim Haus ließ sich niemand blicken, obwohl Flame ein deutliches Ziel bot.
Nevill lag tot vorm Haus im Staub. Er hatte seine Schandschnauze mit dem Leben bezahlt.
»Wohin willst du, Flame?«, fragte der alte Cowboy.
»Nach Westen. Zu meiner Familie.«
»Sie ist mit einem Treck unterwegs, hörte ich. Du holst sie rasch ein. Ich wünsche dir alles Gute auf deinen Wegen, Flame Hardee. Den Namen deines Mannes willst du nicht mehr tragen.«
»Niemals. Der Bastard ist nicht mehr mein Mann, Old Ben. Ich war verblendet, dass ich ihn heiratete.«
»Ja. Eben ist ein Vieh. Das wusste die ganze Mannschaft.«
»Warum hat mich keiner gewarnt?«
»Hättest du denn gehört? Liebe macht blind, und du liebtest ihn. Wenn einer was gegen ihn gesagt hätte, wärst du ihm ins Gesicht gesprungen. – Die Mannschaft der Flying H taugt nicht viel. Wie der Boss, so die Mannschaft. Ich finde nirgendwo anders mehr Arbeit, krumm und lahm, wie ich bin. Hier muss ich noch ein paar Jahre aushalten. Dann verschwinde ich und ziehe nach Kansas zu meiner Tochter. Ein paar Dollar muss ich noch zusammenkratzen, denn ich will meiner Tochter und ihrer Familie nicht zur Last fallen. Hier bin ich schon lange, ich war schon unter Ebens Vater da. Eben schont mich nicht grade, doch ich bekomme leichtere Arbeit, allerdings auch die Dreckarbeit. – Naja, einer wie ich kann es sich nicht aussuchen. – Du tust gut daran, dass du gehst, Flame. Ich bedaure, dass ich dir nicht helfen konnte. Das tut mir wirklich sehr leid.«
»Mach dir darüber keinen Kopf, Old Ben. Ich hätte Eben schon viel länger seine Grenzen aufzeigen sollen. Ich habe zu lange gewartet. Doch jetzt habe ich es geschnallt. Ich schüttle den Staub des Pottawatamie Countys von meinen Füßen. – Mich seht ihr nie wieder. Nirgendwo kann mir Schlimmeres passieren, als Eben Holtzners Frau zu sein.«