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Im Rasthaus am Badger Pass treffen sich die erfolgreichen Goldsucher, um sich aufzuwärmen und mit Whisky und schönen Frauen zu amüsieren. Doch von denen, die den Saloon mit reichlich Goldnuggets und Silber in den Taschen betreten, kommen nur sehr wenige wieder heraus ...
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Seitenzahl: 150
Veröffentlichungsjahr: 2021
Cover
Ava und die Schatten bande
Vorschau
Impressum
Avaund dieSchattenbande
Im Rasthaus am Badger Pass treffen sich die erfolgreichen Goldsucher, um sich aufzuwärmen und mit viel Whisky und schönen Frauen den neuen Reichtum zu feiern. Doch von denen, die den Saloon mit reichlich Goldnuggets und Silber in den Taschen betreten, kommen nur sehr wenige lebend wieder heraus ...
Splitternackt kam die Schöne in den Saloon. Die Blicke der sechs Banditen saugten sich an ihr fest. Blond war sie, mit üppigen großen Brüsten und blauen Unschuldsaugen, in denen dennoch die blanke Begierde und jede Menge Sexappeal zu erkennen waren.
Der Wind pfiff eiskalt durch die Straßen von Reno, Nevada. Schneeflocken wirbelten. Aus den Bergen schallte Wolfsgeheul herüber. Reb Jacklyn und seine Bande hatten sich im »Alhambra Saloon« verschanzt, wo das Aufgebot des Sheriffs sie festgenagelt hatte.
»Meinst du, dass wir hier lebend rauskommen?«, hatte Dog Harris, ein vierschrötiger Finsterling, seinen Boss gerade gefragt.
Jetzt vergaß er die Frage. Tatsächlich betrat die Frau, die zuvor draußen im Schneegestöber auf der Straße erschienen war, den Saloon. Harris stand mit der Shotgun hinter dem Tresen. Er hatte es für einen dummen Witz gehalten, als vorher einer seiner durchs Fenster spähenden Kumpane behauptet hatte, auf der Straße stehe ein nacktes Weib.
Harris hatte nur undeutlich durch das Heulen des Windes die Stimme von draußen gehört. Jetzt schluckte er so heftig, dass sein großer Adamsapfel hüpfte.
»Tatsächlich.«
Er starrte die an der zweiflügeligen Tür stehende Schöne an. Sie traf keine Anstalten, ihre Reize zu bedecken: die langen und festen Schenkel, das sorgfältig ausrasierte Dreieck der dunkelblonden Schamhaare, den Ansatz der Spalte.
Sie hielt die Beine zusammen und bewegte sich mit einem Hüftschwung, der den sechs Männern das Wasser im Mund zusammenlaufen und die Hose fast platzen ließ.
Reb Jacklyn stand an einem der Fenster. Auf der anderen Seite des Fensters stand Manuelito, ein Mexikaner, kurz gewachsen und fast so breit wie hoch. Mit Sombrero und zwei Revolvern.
Das Halbblut Jaco und Black Dingo, ein rabenschwarzer Farbiger, sicherten nach hinten. Der Yaqui hielt sich in der Küche bei den vier Geiseln auf, dem Barkeeper, der Köchin und zwei Saloongirls. Sie waren an Stühle gefesselt.
Jaco sollte ihnen die Kehle durchschneiden, wenn der Saloon gestürmt wurde. Die Beute der Jacklyn-Bande, mehrere Säcke mit Goldstaub, Goldnuggets und Silber, lag hinter dem Tresen.
Jacklyn war groß, dunkelhaarig, der Witterung entsprechend gekleidet. Er hielt einen langläufigen Buntline Colt in der Faust. Auf Jacklyn standen in der Comstock Lode und anderswo hohe Kopfgelder. Trotzdem war der Wolf der Sierra Nevada, wie man ihn nannte, bisher immer entkommen.
Reb Jacklyn hatte absolut keine Nerven. Er war so kaltblütig, dass er im Hochsommer Eiszapfen spucken konnte.
Jetzt beantwortete er Harris' Frage.
»Klar kommen wir raus. Wenn der Schneesturm seinen Höhepunkt erreicht hat, hauen wir ab. Jetzt haben wir noch eine Geisel mehr.«
»Pferde?«
»Die besorgen wir uns schon.« Er grinste die Nackte an. »Wer bist du denn, du hübscher Käfer?«
»Ava Sharp.«
»Und du kommst einfach nackt hier rein? Zu uns sechs Banditen?«
»Buh«, machte Ava und verzog das Gesicht mit dem Schmollmund. Auf diesen starrten die Männer allerdings nicht. Sie waren an einem anderen Mund interessiert. »Siehst du Kleider an mir?«
»Nein, Süße. Und was willst du hier?«
»Verhandeln, sagte ich dem Sheriff von Reno. Daraufhin ließ er mich gehen.« Sie leckte sich über die Lippen. »In Wirklichkeit bin ich mehr interessiert, euch näher kennenzulernen. Ganz nah und intim.« Sie stand mit dem Rücken zur Wand und ließ die Hüften kreisen. »Sechs stramme Kerle. Mit 'ner Menge Gold und Silber. Ich glaube schon, dass wir hier abhauen können.«
»Wir?« fragte Jacklyn und gebot mit einem Wink des Revolverlaufs den anderen zu schweigen. Jetzt redete er, der Boss. »Du willst dich uns anschließen? Da gehst du einfach so nackt auf die Straße und kommst hier rein?«
»Warum nicht? Anders hätte es ein Riesenpalaver gegeben, dass ich Waffen versteckt haben könnte und so. Im Evaskostüm ist die Sache klar.« Sie fuhr sich über die Brüste, hob sie an, berührte die prallen Nippel. Sie schwollen an. »Auf Kerle wie euch stehe ich. Mir hat es noch kein Mann hart und oft genug besorgt. Ihr seid ein anderes Kaliber als diese Weicheier draußen. Zeigt euch mal, Jungs.«
Das ließen die Banditen, welche Ava bisher noch nicht gesehen hatte, sich nicht zweimal sagen. Das Halbblut Jaco und der riesige Black Dingo kamen vom Hinterausgang des Saloons und aus dem Nebenzimmer herüber. Der Yaqui erschien aus der Küche.
Er war in schmieriges Leder gekleidet. Auf seinem Kopf gaben die Läuse sich ein Stelldichein. Er und die anderen begafften Ava.
Das Fenster der Küche, in der sich die Geiseln befanden, war wegen der Kälte geschlossen. Der Fensterladen genauso. Während vorn im Saloon Avas Auftritt stattfand, schob sich eine Messerklinge durch den Spalt zwischen den beiden Fensterladenflügeln.
Der Riegel wurde emporgehoben, ein Flügel langsam geöffnet. Ein schnauzbärtiger Mann spähte in die Küche. Der Yaqui stand mit dem Rücken zu ihm im Durchgang und glotzte die nackte Schönheit an. Die Geiseln saßen gefesselt auf zwei Stühlen und am Boden.
Der Schnauzbärtige legte mit dem Colt an. So einfach würde er es dem Yaqui nicht machen, im Fall eines Angriffs die Geiseln zu ermorden. Ein zweiter Mann stellte sich neben den Schnauzbart, auch er mit schussbereitem Revolver.
Ava leistete ganze Arbeit und lenkte die Jacklyn-Bande ab. Auch am Hinterausgang erschienen Männer des Sheriffs. Vorsichtig pirschten sie sich an die verschlossene Tür, bereit, sie einzutreten und rasch einzudringen. Auch das Fenster des Hinterzimmers, wo der Laden offen stand, kontrollierte ein Mann.
Sheriff Al Dexter hielt sich vor dem Saloon auf, auf der anderen Straßenseite, in der Einmündung einer Seitengasse. Er hatte vierzig Mann aufgeboten. Der Saloon war umstellt – keine Maus konnte entkommen, ob Schneetreiben oder nicht.
Mit Geiseln als Kugelfang sah es allerdings anders aus. Mit der lebenden Deckung vor sich hatte die Bande durchaus eine Chance.
Ava wollte verhindern, dass es ein Blutvergießen gab, außer was Jacklyn und seine Bande betraf. Die Digger von Reno hätten die Bande niemals einfach abziehen lassen. Sie hätten den Saloon gestürmt, was zahlreiche Tote gefordert hätte, nicht zuletzt die Geiseln, wenn es hart auf hart kam.
Oder es hätte vor dem Saloon geknallt, mit demselben Ergebnis. Doch da war Ava vor – die Kopfgeldjägerin und gelegentliche Pinkerton-Agentin. In der Comstock Lode war sie bisher noch nicht persönlich bekannt.
Der Engel des Todes oder die Tödliche Lady.
Der Stern des Gesetzes und die heißeste Nummer des Wilden Westens.
Doch wie sollte sie sich im »Alhambra Saloon« aus der Affäre ziehen und ihre nackte Haut retten? Wo sollte eine nackte Frau Waffen verbergen, mit denen sie gegen sechs gefährliche Gunmen und Killer anzutreten vermochte? Reb Jacklyn mochte Nerven wie Stahl haben, Avas waren noch stählerner.
Sie präsentierte sich den geil gaffenden Banditen auf lüsterne Weise.
»Wer will zuerst an mich ran? Das Aufgebot draußen wartet, bis ich mich melde. Es wird eine Weile dauern, bis sie uns abziehen lassen – mit fünf Geiseln, die ihr dann habt. Bis dahin können wir uns schön die Zeit vertreiben. Ich will eure Schwänze haben.«
Die Banditen dachten an nichts anderes Sex mit dieser heißen Frau. Wollten sie rannehmen, den Lustspeer in sie hineinstecken und es ihr gründlich besorgen, wobei sie jeweils mehr als nur einen Mann befriedigte.
Ava kniff die Pobacken zusammen. Zwischen diese, an ihrem Knackpopo, hatte sie einen Sharps Derringer eingeklemmt. Mit vier Läufen und somit vier Schuss Kaliber 32. Eine kleine und feine, schön gearbeitete Waffe.
Treffsicher nur auf nahe Distanz. Ohne die Mannstopwirkung eines Schießeisens ab Kaliber 40. Doch der Sharps Derringer stanzte hässliche kleine Löcher. Ein Schuss in die Stirn oder ins Herz war absolut tödlich, auch wenn es den Getroffenen nicht weghaute wie der Treffer aus einem schweren Colt.
»Wer will zuerst bei mir ran?«, fragte Ava.
Reb Jacklyn, der Wolf der Sierra Nevada, trat an sie heran. Er grabschte nach ihren Brüsten und öffnete seine Gürtelschnalle.
»Ich selbstverständlich. Ich bin der Boss. Mann, sind das Titten!«
»Leg dich da auf den Tisch. Beine breit. Das wird ein Fest.«
Die Nackte lächelte verführerisch. Die Banditen rechneten mit keiner Gefahr. Wo sollte eine nackte Frau eine Waffe verbergen? Von den sechs Halunken war einer geiler als der andere.
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Ava ergriff den Derringer, den sie mit den Pobacken hielt. Dazu brauchte man ein knackiges Hinterteil, und das hatte sie. Ava riss das Knie hoch und rammte es dem Banditenboss zwischen die Beine. Sie erwischte Reb Jacklyn mit aller Wucht dort, wo er am männlichsten war. Er stieß ein Röhren aus wie ein brünstiger Hirsch, allerdings aus anderen Gründen, und knickte zusammen wie ein Taschenmesser.
Ava wirbelte herum. In dem gutbeheizten Saloon traf sie Manuelito mit einem gezielten Schuss direkt unterm Sombrerorand in die Stirn.
»Man nimmt den Hut ab, wenn eine Frau im Raum ist, auch wenn sie nackt ist«, zischte sie, während sie bereits auf die übrige Bande schoss.
Die Banditen zuckten zusammen und gingen in Deckung. Der Yaqui nicht mehr. Ihn schossen die beiden Männer draußen vorm Fenster zusammen, als drinnen Schüsse fielen. Es ging um das Leben der Geiseln. Die Schüsse krachten in rasender Folge. Ava ließ sich fallen.
Die Banditen waren vollkommen überrascht. Nie hätten sie damit gerechnet, dass eine nackte Frau von einer Sekunde zur anderen plötzlich eine Waffe in der Hand halten und um sich schießen könnte.
Dog Harris Shotgun donnerte, dass man meinte, die Explosion würde die Saloonwände sprengen. Der Finsterling feuerte beide Läufe ab. Doch Ava lag schon flach am Boden.
Harris schoss in die Wand und ein Loch in die Tür. Reb Jacklyn, noch immer krumm stehend, die Hose auf halbmast, zog einen Revolver.
»Du Schlampe!«
Ava jagte ihm die letzte Kugel aus ihrem Derringer durchs linke Auge ins Gehirn. Plötzlich hatte der Wolf der Sierra nur noch ein Auge und eine blutige Höhle anstelle des anderen. Dennoch gab er noch Schüsse ab, er war knochenhart.
Sein Blei fuhr nur in die Dielen. Ava trat ihm die Beine weg und nahm ihm die Colts weg. Jacklyn kam hoch und taumelte umher. Mit der 32er Kugel im Kopf lebte er noch. Er verhedderte sich in seiner heruntergerutschten Hose, fiel hin und kroch wimmernd umher, von grässlichen Schmerzen geplagt.
Während der Kampf im Saloon weiterging, zog sich Jacklyn an einem Stuhl hoch. Sein Sprachzentrum war zerstört. Irgendwie wollte er doch noch kämpfen, doch er brachte nicht mehr zusammen, was genau da zu tun war.
Instinktiv zog er die Hose hoch und hielt sie mit einer Hand fest, taumelte, torkelte, tastete halb wahnsinnig vor Schmerz und mit gestörtem Sehvermögen nach einer Schusswaffe.
Ava lag oder kauerte am Boden und wechselte Schüsse mit Jaco, Black Dingo und Dog Harris. Es krachte schon an der Hintertür. Derbe Stiefel an kräftigen Beinen traten sie ein. Auf der anderen Straßenseite vor dem Saloon rief Sheriff Dexter zum Angriff.
»Auf! Stürmt den Saloon! Feuer frei, Männer!«
Dutzende Männer eröffneten das Feuer. Ava war gut beraten, am Boden zu bleiben. Sonst wäre sie am Ende noch vom heißen Blei der eigenen Leute getroffen worden.
Der Yaqui hatte im Durchgang Treffer in den Rücken erhalten. Blutspuckend drehte er sich um, in jeder Hand einen Colt, und wollte auf das Fenster schießen, das Kugellöcher aufwies.
Das schaffte er nicht. Er sah Mündungsfeuer. Schoss noch einmal vor sich in den Boden, traf mit einem letzten Zucken des Zeigefingers den Truthahn auf dem Anrichtetisch. Die Knie knickten ihm ein, und er fiel, mehrfach tödlich getroffen.
Revolverläufe schlugen das Fenster ein. Der Laden wurde aufgerissen. Schreckensstarr starrten die Geiseln auf die beiden Männer vorm Fenster.
»Werft euch hin!«, rief der Schnauzbart vorm Fenster. »Sucht Deckung, robbt an die Wand!«
Die beiden auf die Stühle Gefesselten warfen sich mit diesen um. Sie schoben sich weg. Der Schnauzbart und der andere passten vor dem Fenster auf. Wenn ein Bandit die Küche betrat oder versuchte, durch die Tür auf die Geiseln zu schießen, konnten sie ihn unter Feuer nehmen.
Die rundliche Köchin betete, während der Pulverdampf im Saloon und durch die Küche zog.
»Heilige Mutter Gottes, alle Heiligen und sieben Nothelfer, steht uns bei!«
»Sei still, Esther«, mahnte sie der Barkeeper. »Die Jungfrau Maria und irgendwelche Heiligen helfen dir bei einer Schießerei nicht. Das ist etwas für andere Kaliber.«
Im Saloon wurde weiter geschossen. Draußen rief der Sheriff, das Feuer einzustellen. Er wollte verhindern, dass Ava getroffen wurde. Zudem waren das Durcheinander und der Schock bei den Banditen groß genug.
Al Dexter ließ seine Männer sich links und rechts von der Eingangstür aufstellen. Das war keine halbhohe Schwingtür, sondern eine normale massive Tür. Jacklyn hatte sie wieder abgesperrt, nachdem Ava eintrat.
Jetzt donnerte ein massiver Balken, von mehreren Männern getragen, gegen die Tür. Sie gab nicht gleich nach. Man schlug von draußen die Fenster ein. Vom Hinterausgang drangen Männer in den Saloon vor. Es wurde heftig geschossen.
Jaco das Halbblut fiel. Auch durch die Fenster vorn krachten Schüsse. Black Dingo stürzte getroffen nieder. Der Angriff lief von allen Seiten. Nur der finstere Dog Harris hinter dem Tresen war noch voll kampffähig. Ihn nahmen Männer unter Feuer, die durch den Hintereingang eingedrungen waren.
Ava hatte ihren Teil beigetragen. Die Männer des Aufgebots schossen derart um sich und knallten auf alles, was sich bewegte oder was sie für verdächtig hielten, dass sie lieber in Deckung und am Boden blieb.
Das heiße Blei pfiff durch den Saloon. Es blitzte und krachte. Plötzlich wurde es still.
»Alles okay?«, fragte Ava. Sie blieb noch immer in Deckung. »Hörst du mich, Sheriff?«
»Klar. Du kannst aufstehen, Ava«, antwortete ihr Al Dexter. »Zeige uns deinen reizenden Körper.«
Ava stand auf. Sie ergriff ein Tischtuch und schlang es um sich.
Spröde sagte sie: »Die Show ist vorbei. Hier gibt es nichts mehr zu gaffen. Die Jacklyn-Bande ist hin?«
»Mausetot«, sagte ein bärtiger Klotz von Mann, ein Minenarbeiter. Er hielt eine rauchende Winchester in den Händen. Durch den Saloon zog der Pulverdampf in Schwaden. »Das war erstklassige Arbeit, Ava Sharp.«
Reb Jacklyn, Manuelito, den Halfcast Jaco, Black Dingo, den Yaqui und Dog Harris hatte es erwischt. Sie lagen in Blutlachen. Überall im Saloon waren Einschüsse zu sehen. Mit dem Pulver und Blei, das man hier verballert hatte, hätte man einen ganzen Indianerstamm ausrotten können.
Der umhertaumelnde Banditenboss war erschossen worden, als er, von Ava schwer verwundet, doch noch ein Schießeisen erwischt hatte. Er sah aus wie ein Sieb.
Dog Harris stöhnte hinter dem Tresen und strafte den Schwarzbart Lügen. Eine Menge Flaschen in den beiden Regalen waren zerschossen worden. Der Spiegel hinter der Bar wies Einschüsse und ein Spinnennetz davon auslaufender Risse auf.
Der Saloon war voller Männer. Vorher hatte sich keiner hereingetraut, nur die nackte Ava.
»Bringt mir meine Kleider«, verlangte sie.
Ein junger Bursche lief los, um sie zu holen. Der Sheriff und ein paar Digger sahen nach Dog Harris. Er war schwer verletzt. Ein Digger mit medizinischen Kenntnissen untersuchte ihn. Außer nach Pulverdampf stank es in dem Saloon nach dem ausgelaufenen Schnaps.
»Es lohnt nicht, den wieder zusammenzuflicken«, sagte der Digger, der Harris untersucht hatte. »Macht nur eine Menge Arbeit, und wenn er genesen ist, wird er doch aufgehängt. Ich würde ihn einfach verbluten lassen.«
»Das dürfen wir nicht, das erlaube ich nicht«, widersprach Al Dexter. Der Sheriff war ein großer, schlanker, geschmeidiger und attraktiver Mann. Er gefiel Ava, und sie ihm. »Verbindet ihn, stopft seine Wunden zu. Holt den Doc. Bei mir geht es nach Recht und Gesetz, und wir sehen nicht tatenlos zu, wenn hier jemand verblutet.«
»Okay, Al, war nur ein Vorschlag.«
»So etwas will ich nicht mehr hören.«
Während sich der in der Wundversorgung erfahrene Digger um den Schwerverletzen bemühte, wobei ihm der Sheriff auf die Finger sah, ging Ava hinter den Tresen. Sie passte auf, dass sie nicht in Blut oder Schnaps trat.
Sie ergriff eine heil gebliebene Flasche und zog mit den Zähnen den Korken heraus. Dann nahm sie ein Glas vom Bord und musterte es kritisch.
»Wem gehört dieser Saloon?«, fragte sie.
Ein korpulenter Mann mittleren Alters meldete sich. Er war als einer der Letzten in den Saloon gestürmt, als schon sicher war, dass keine Gefahr mehr drohte.
»Mir.«
»Das ist ein Dreckloch«, sagte ihm Ava ins Gesicht. »Nicht erst seit der Schießerei eben. Die Gläser sind schmutzig. Der Schnaps ...«
Sie trank aus der Flasche und spuckte den Mescal aus.
»Pfui, was für eine Pisse. Ich würde mich schämen, so etwas zu verkaufen.«
Der Dicke duckte sich und wagte kein Widerwort. Die Geiseln waren befreit worden. Auch der Barkeeper sagte nichts zu den von Ava beanstandeten schmutzigen Gläser und der Qualität des Getränks. Die Geiseln bedankten sich für ihre Rettung.
Ava stellte die Flasche auf den Tresen. Der junge Bursche brachte ihr die Kleider. Ava zog sich gleich hinterm Tresen um. Man hatte sie ohnehin nackt gesehen. Es kam nicht mehr darauf an. Immerhin kehrte sie den Männern den Rücken zu.
Einer sagte: »Was für ein Knackarsch. Zwischen die Pobacken kann man leicht einen Derringer klemmen. Damit haben die Banditen nicht gerechnet.«
»Kümmere du dich nicht um meinen Hintern. Hat es jemanden aus dem Aufgebot erwischt?«
Nur ein Mann hatte einen Schuss in den Arm abbekommen. Es grenzte schon an ein Wunder, dass es für die Männer aus Reno und Umgebung so ausgegangen war. Das war Avas Verdienst.
Sie war nun vollständig angezogen. Jeans, enge Bluse, Jacke, Halstuch. Auch ihre Stiefel hatte sie an und den Revolvergurt mit dem Peacemaker umgeschnallt. Das rote Halstuch kontrastierte mit der dunklen Kleidung.
Ava warf die blonde Lockenmähne zurück.
»Hier braucht mich keiner mehr. Sheriff, wir sprechen uns später. Auf Reb Jacklyn und seine Männer sind Kopfgelder ausgesetzt. So long, Gentlemen, die Show ist zu Ende.«
Hüftenschwingend ging sie hinaus. Der Sheriff und die Männer aus Reno und Umgebung blickten ihr nach.
»Was für ein Weib«, sagte einer. »Die würde ich gern mal flachlegen.«
»Pass auf, dass sie dich nicht mit einer Unze Blei flachlegt, wenn du unverschämt zu ihr bist«, knurrte der Sheriff. »Die Stadt hat Ava viel zu verdanken. Die gesamte Comstock Lode steht tief in ihrer Schuld. Es wäre viel Blut geflossen, wenn sie es nicht mit der Jacklyn-Bande aufgenommen hätte.«