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James Steward Bumppo ist Marshal von Dodge City. In der Treibherdenstadt geht es hoch her, denn hier lassen die rauen ausgehungerten Treibherdencowboys die Puppen tanzen.
Myrna Stone und Corvin Fletsher kämpfen um die Vorherrschaft im Vergnügungsgewerbe. Revolverhelden geben sich in den Saloons ein Stelldichein - und der junge Marshal steht vor der aussichtslosen Aufgabe, die wilde Stadt zu bändigen ...
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Seitenzahl: 152
Veröffentlichungsjahr: 2021
Cover
Von Dodge City in die Hölle
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Impressum
Von Dodge Cityin die Hölle
Jim Bumppo ist Marshal von Dodge City. In der Treibherdenstadt geht es hoch her, denn hier lassen die rauen ausgehungerten Cowboys die Puppen tanzen.
Myrna Stone und Corvin Fletsher kämpfen um die Vorherrschaft im Vergnügungsgewerbe. Kaum ein Tag vergeht ohne Schießerei, wenn sich die Revolverhelden in den Saloons ein Stelldichein geben – und der junge Marshal steht vor der aussichtslosen Aufgabe, die wildeste Stadt des Westens zu bändigen ...
Dodge City in seiner Blütezeit.
Im »Jolly Joker Saloon« an der Wichita Street tobte der Bär. Der Saloon war gerammelt voll mit vergnügungssüchtigen Treibherdencowboys und anderen. Eine Sensation stand auf dem Programm.
Stella Worrison lieferte wieder auf offener Bühne ihre Top- and bottomless-Show. Sie war nur mit einem seidenen Hausmantel bekleidet auf die Bühne gekommen. Das Publikum johlte bereits.
»Ausziehen! Ausziehen! Zeig uns alles.«
Die kulleräugige Schönheit mit der vollendeten Figur gab sich züchtig. Dann jedoch streifte sie bei einem Tusch der Kapelle den Umhang ab und stieg in den mit Schaum bedeckten Badebottich.
Die Zuschauer pfiffen begeistert.
Nude Stella trällerte ein Liedlein, sobald es im Saloon ruhig geworden war. Dann fing sie an, sich mit dem Schwamm zu waschen. Sie saß nicht nur nackt im Badezuber, sondern sie stand auch auf, wusch sich gründlich an allen, auch intimen Stellen und ließ sich dabei Zeit.
Sie bückte sich und kehrte dem begeisterten Publikum Po und Rücken zu. Nur etwas Schaum bedeckte sie stellenweise. Die Zuschauer waren begeistert. Was die Schönheitstänzerin, wie sich sie nannte, hier bot, war auch in der keineswegs prüden Viehtriebstadt eine Ausnahme und Sensation.
Einige Zuschauer sprangen auf, um besser sehen zu können, stellten sich sogar auf Stühle und Tische. Das schaffte Probleme, weil sie anderen die Sicht versperrten.
Stella stand in der Wanne. Sie winkte, es wurde ruhiger.
Sie rief: »Setzt euch alle auf eure Plätze! Sonst muss ich die Show abbrechen.«
Das wies die Zuschauer in ihre Schranken. Sie nahmen Platz. Stühle wurden gerückt. Gaffer verrenkten sich die Hälse.
Stella bedeckte mit einer Hand ihre Scham und mit der anderen, die den Schwamm hielt, eine bildschöne nasse und etwas schaumige Brust.
Die Saloongirls am Tresen schauten mürrisch. Stella stahl ihnen die Schau.
»Was ist schon dabei, was macht sie denn groß?«, fragte eine, die besonders neidisch war, ihre Kolleginnen – alles Flittchen, die einem Geschäft in der Horizontalen nicht abgeneigt waren. »Was hat sie denn, was wir nicht haben? Mich nackt ausziehen und vor Publikum in die Wanne setzen und waschen kann ich auch.«
»Dann mach es doch«, sagte eine andere.
»Dafür hat mich Corvin Fletsher nicht engagiert.«
»Sicher deshalb, weil du Hängebrüste hast.«
»Was sagst du, du Luder? Das nimmst du zurück, oder ich reiße dir die wasserstoffblonden Haare bis auf die schwarzen Wurzeln aus!«
Der walrossbärtige Barkeeper gebot Einhalt.
»Ruhe, ihr Schnepfen! Wenn ihr Streit anfangt, fliegt ihr raus. Dann könnt ihr euch auf Straße stellen und euren Hintern an die Cowboys verkaufen.«
Die Kontrahentinnen verstummten. Auf der Bühne fuhr Stella mit ihrer Nacktshow fort.
»Wer von euch kommt hoch auf die Bühne und wäscht mir den Rücken?«, fragte sie ins Publikum.
Sie hob beide Hände. Das Publikum tobte.
»Ich! Ich! Ich!«
»Nein, ich, ich will das machen!«
Männer drängelten sich vor zur Bühne. Sie blockierten sich gegenseitig den Aufstieg. Stella verhinderte eine Keilerei.
Sie rief, im Zuber stehend: »Keinen Streit! Ich suche mir einen Mann aus!«
Stella lispelte ein wenig. Das fiel jedoch nicht weiter auf. Für ihre Stimmlage interessierte sich niemand.
Während sie die sich drängelnden Cowboys musterte, rief ein stark angetrunkener Texasrancher, der gerade eine große Herde nach Kansas getrieben hatte: »Was ist die Worrison doch für eine Sau. Was für eine Schlampe!«
Er meinte das mit seinem besoffenen Kopf nicht mal böse, fast als Kompliment. Der bullige Rancher schlug sich auf die Schenkel.
»So ein Luder!«
Stella hörte es, so wie alle. Ihre Augen funkelten. Sie drehte durch. Nackt stieg sie von der Bühne herunter, steuerte geradewegs aus dem Tisch zu, an dem der Rancher vor einem Kübel mit einer Flasche schlechten Champagners saß.
»Du texanischer Schweinehund! Dir werde ich das Maul stopfen!«
Mit diesen Worten ergriff sie die Flasche und haute sie Don Buckling, dem Rancher der Big B Ranch, voll über den Schädel. Es krachte. Die Flasche zerbrach. Blut und Champagner liefen dem Rancher übers Gesicht.
Er fiel jedoch nicht um, sondern verpasste der nackten Stella einen Faustschlag, dass sie zwischen die Tische flog.
»Dir werde ich es geben, du Flittchen!«
Im nächsten Moment brach eine wilde Keilerei los. Die erhitzte Gemütslage entlud sich. Die Cowboys waren bis auf sehr wenige Ausnahme Kavaliere, Ritter der Weide. Auch Frauen mit zweifelhaftem Ruf behandelten sie mit Respekt. Sie wollten nicht hinnehmen, dass Stella, ihr Idol und ein Star, vor aller Augen geschlagen wurde. Im Dutzend gingen sie auf den Rancher los.
Dem wiederum sprangen ein paar Männer seiner Mannschaft bei. Männer droschen aufeinander ein und brüllten wie brünstige Stiere. Stühle und anderes Inventar gingen zu Bruch.
Bei der Schlägerei kamen die Kontrahenten anderen in die Quere. Bald drosch wahllos jeder auf jeden ein. Bis auf Kämpfer, die Mannschaftskameraden waren und sich zusammenfanden. Es ging drunter und drüber.
Stella krabbelte am Boden zur Bühne. Ihr brummte der Schädel. Sie sah Sterne, eilte aber die Treppe hinauf, zu dem Badebottich, und bedeckte sich mit ihrem Seidenmäntelchen. Bedauernd sah sie auf den Saal und die brüllenden, kämpfenden Männer hinunter.
Ihre Show war zu Ende.
»Schade!«, sagte sie, was in dem Tumult keiner hörte. »Das habe ich nicht gewollt.«
Sie verschwand beleidigt von der Bühne und zickte. Sie war stocksauer. Normalerweise hätten die Zuschauer nach ihrer Show Dollarnoten, Münzen von nicht geringem Wert und Blumen zuhauf auf die Bühne geworfen. Damit konnte sie nun nicht rechnen.
Empört zog sie sich an, versteckte sich hinter dem Bühnenvorhang und sah sich die Keilerei an.
✰
Marshal James Steward Bumppo war gerade bei seiner Lieblingsbeschäftigung, dem Sex mit der strammen Witwe Mabel Armstrong. Die brünette Mabel war achtundzwanzig Jahre und hatte den Mietstallbesitzer Rance Armstrong beerbt. Er war viel älter als sie gewesen und einem Herzinfarkt erlegen.
Böse Zungen behaupteten, sie hätte ihn sexuell so strapaziert, dass ihn das umbrachte. Der Graubart Rance Armstrong war jedenfalls einen schönen Tod gestorben, full in action, beim Sex. Er hatte sogar noch einen Orgasmus gehabt, laut gestöhnt, sich dabei ans Herz gegriffen, war zusammengesackt und hatte dann tot und schwer auf seiner Frau gelegen.
Sie hatte er nicht mehr zum Orgasmus gebracht, was er sowieso wenig und selten geschafft hatte. Zunächst war Mabel entsetzt gewesen. Sie hatte den schlaffen Toten von sich und aus sich entfernt, auf der Bettkante gesessen, die Augen weit aufgerissen, die Hand entsetzt vor dem Mund.
Rance hatte den Mund offen und die Augen weit offen gehabt. Mabel rief ihre füllige schwarze Haushaltshilfe.
Diese war erschienen, hatte den auf dem Bauch liegenden Mann am Hals den Pulsschlag gefühlt und trocken gesagt: »Massa tot. Hole Doc und den Leichenbestatter. Missus zieht sich besser was an.«
Mabel hatte genickt und das getan. Ihr Mann kam unter die Erde. Ihm hatten drei Mietställe gehört sowie Anteile an den Verladecorrals der Cattle Town. Geschäftlich hatte er ein geschicktes Händchen gehabt. Privat und persönlich hatte er sich mit seiner lebenslustigen jungen Frau übernommen.
In Schwarz stand sie dann am Grab, schaute über die Trauergemeinde und malte sich schon mal ihr zukünftiges Leben aus. Von da an war sie eine lustige Witwe. Mit dem Marshal von Dodge, seit einem Jahr im Amt, unterhielt sie seit ein paar Monaten ein Verhältnis. Sie war nicht seine einzige Geliebte. Der Marshal, den man auch Wild Bill und noch anderes nannte, war ein großer Aufreißer bei den Frauen – also ein strammer Hengst.
Hochgewachsen, mit halblangem dunkelbraunem Haar, einem kecken Schnurrbart und blitzenden grauen Augen. Ein Bild von einem Mann, der seinen Job gut erledigte, was in Dodge City ein Kunststück war.
Jetzt rammelte er Mabel von hinten, stieß in sie hinein, dass sie Lustschreie ausstieß, und grabschte sie an den Po und die großen Brüste.
»Ah, ah, ja, mach weiter, du Bock. Ja, ja, ja!«
Da klopfte jemand in der Sommernacht hart an den Fensterladen. Wie es sich anhörte, mit einem Revolvergriff. Jim hielt inne.
Er blickte zum Fenster, das in den Hinterhof von Mabels Haus führte. Es war heiß, und er schwitzte.
»Jim, bist du drin?«, wurde gefragt.
Jim glaubte zuerst an eine obszöne Anspielung. Er erkannte die Stimme eines seiner Deputys, Mack Styner. Styner fragte aber, ob der Marshal im Zimmer und in der Wohnung war.
»Ich bin da«, antwortete der Marshal. »Was gibt es? Was steigst du über das Hoftor und haust an den Fensterladen?«
Nur die Läden waren geschlossen. Der Deputy musste die Lustlaute der Witwe gehört haben. Doch er würde das nicht erwähnen. Jim war kein Mann, den man dumm anredete oder anpflaumte. Er ersparte sich die Frage, woher sein Deputy wusste, wo er sich aufhielt.
»Im Jolly Joker ist eine Riesenkeilerei im Gang«, antwortete Styner draußen. »Du musst sofort kommen, sonst hauen die wilden Texas-Boys alles kurz und klein, und es gibt Tote und Schwerverletzte. Das ist deinem Ruf als Stadtmarshal abträglich. Du weißt, dass manche im Stadtrat lieber Wyatt Earp und seine Brüder geholt hätten.«
»Die Earps kochen auch nur mit Wasser. Packt ihr das nicht allein im Jolly Joker Saloon?«
»Leider nicht.« Jim hatte vier Deputys. »Hellfire Jackson und seine Mannschaft sind hinzugekommen und mischen mit. Einer zünftigen Keilerei sind sie nie abgeneigt.«
»Goddam!« Hellfire Jackson war nicht nur ein Herdenboss, sondern auch ein Raufbold und berüchtigter Schießer und Schläger. Jim vertrat die Meinung, die Texaner sollten ihn daheim lieber aufhängen, als ihm eine Herde anzuvertrauen. »Das hat gerade noch gefehlt. Okay, warte vor dem Haus. Ich komme gleich. Hast du die Shotgun mitgebracht?«
»Selbstverständlich.«
Jim nahm an, dass sich sein Deputy entfernte. Damit irrte er sich. Mack Styner blieb draußen im Hof, presste sich an die Hauswand und lauschte geil und gierig. Jim bewegte sich zuerst sacht in der Lustgrotte seiner Geliebten.
»Du solltest dir einen Wachhund zulegen, Süße«, riet er. »Sonst kann jeder über dein Hoftor steigen und einbrechen.«
»Geh nicht, Wild Jim! Ich habe eine Hundehaarallergie. Davon bekomme ich schlimme Atembeschwerden und einen Ausschlag. Stoß härter, gib's mir!«
Jim erfüllte ihr diesen Wunsch. Wieder stieß Mabel Lustschreie aus. Jim stöhnte. Grinsend lauschte der Deputy draußen und nickte.
Jim war abgelenkt, doch nicht aus dem Konzept gebracht. Er rammelte heftig und ergoss sich in Mabels Scheide. Dann stand er auf, wischte sich ab und zog sich in fliegender Eile an.
»Ich muss weg.«
»Schade.« Mabel saß da und schaute ihn beseligt an. »Ich hoffte, du könntest länger bleiben.«
»Die Pflicht ruft.«
Jim küsste sie flüchtig, war in Gedanken schon unterwegs und eilte dann los. Vor dem Haus wartete sein Deputy mit Unschuldsmiene. Er hatte eine Shotgun und ein Pferd für den Marshal dabei. Jim schwang sich in den Sattel. Sie ritten los.
Es war knapp vor zehn Uhr abends. Die Sterne leuchteten und die Straßenlaternen waren angezündet.
In raschem Galopp ging es aus dem ruhigeren Stadtteil zur Amüsiermeile der wilden Town, wo in der Saison der Viehtriebe und der wilden Cowboys der Teufel los war.
Schon von weitem hörten sie Lärm und Krachen und Splittern aus dem »Jolly Joker Saloon«. Draußen hatten sich Zuschauer angesammelt. Zwei weitere Deputys warteten gestiefelt, gespornt und kampfbereit vor dem Saloon.
Als sie den Marshal erblickten, atmeten sie auf. Sie hatten schon gefürchtet, dass Mack Styner ihn nicht finden würde und dass sie es allein mit den Raufbolden aufnehmen müssten. Das war nicht einfach. Schießen wollten sie nicht, wenn es nicht unbedingt sein musste. Also mussten sie sich durch die Meute durchhauen und sie irgendwie zur Räson bringen.
Jim Bumppo war eine Führernatur. Er hatte Übung in solchen Dingen und einen guten Überblick. Er genoss Respekt bei den wilden Cowboys, welche sich im »Jolly Joker« hauptsächlich prügelten.
Jim saß ab, warf einem Zuschauer die Zügel zu und schnappte sich die von Mack Styner gereichte Shotgun. Er atmete einmal durch, zog den ohnehin flachen Bauch ein und bereitete sich auf das Kommende vor.
»Los, Männer, mir nach!«
Noch bevor er losmarschierte und sich seine drei Deputys hinter ihm formierten, flog ein Cowboy mit heraushängendem Hemd und Blutflecken daran und blutigem Gesicht durch die Schwingtür. Er torkelte Jim direkt vor die Füße, setzte sich auf, wischte sich über den Mund und spuckte zwei Zähne aus.
Angeschlagen, doch voller Kampfbegier stand er auf.
»Dem gebe ich es, diesem Hundesohn!«, rief er. »So springt man mit Jack Reynolds aus dem Kent County nicht um.«
Jim packte den Mann am Kragen, als er wieder in den Saloon wollte, und hielt ihn zurück.
»Du gehst da nicht wieder rein. Schleich dich, oder du landest im Jail.«
Der Cowboy schluckte. Er wollte protestieren, besann sich jedoch, als er sah, wen er vor sich hatte. Jim stieß ihn weg. Ein paar Männer bei den Zuschauern nahmen ihn im Empfang.
»Geh nicht rein«, warnten sie ihn. »Da drin rumpelt es gleich.«
Der blutig geschlagene Cowboy gehorchte. Jim stürmte in den Saloon, von seinen drei Deputys gefolgt, alles handfeste Kerle. Er sah das Gewühl und die Trümmer, die raufende, in sich verbissene Meute. Diese Männer zu trennen, war genauso schwierig, wie zwei geifernde Wolfsrudel auseinanderzubringen.
Jim fackelte nicht. Er packte die Shotgun, eine mit grobem Schrot geladene doppelläufige Parker, und ballerte den vorderen Kronleuchter entzwei. Der Schuss donnerte.
Einen Moment hielten die Kämpfenden inne und sahen den Schützen an.
»Hier spricht der Marshal!«, brüllte Jim aus Leibeskräften. »Hört sofort auf, oder ihr bekommt allesamt Stadtverbot!«
Das war eine nachhaltige Drohung, denn die Cowboys wollten sich auf Teufel komm raus nach dem wochenlangen strapaziösen und entbehrungsreichen Herdentreiben amüsieren. Doch sie waren zu sehr in ihren Kampf verbissen. Wer gegen wen spielte kaum noch eine Rolle. Nur ein paar Kameraden hatten zueinandergefunden. Die anderen schlugen und hauten einfach drauflos – was hast du, was kannst du.
Stuhlbeine wurden geschwungen. Blutende Männer lagen am Boden. Aber das waren nur wenige. Die anderen rauften noch, erhitzt und aufgeputscht, wie sie waren.
Nach kurzer Pause, von dem Schuss und dem Ruf des Marshals verursacht, prügelten sie sich wieder wie die Kesselflicker.
»Die hören nicht auf!«, rief Mack Styner Jim in dem Tumult zu. Der Marshal verstand ihn kaum. »Das wird eine harte Sache.«
Jim nickte.
»Wo ist Hellfire Jackson?«, fragte er, denn das war der hauptsächliche Raufbold.
Ein Mann wie ein Bär, dem schon etliche Gebisse von Gegnern und ganze Saloons zum Opfer gefallen waren. Rothaarig war er und -bärtig, fast zwei Meter groß. Wo er hinhaute, wuchs kein Gras mehr, und er haute gern.
Ein uriges Gebrüll beantwortete Jims Frage. Ein Knäuel von Männern flog auseinander. Von einer Urgewalt geschleudert, flogen Körper durch die Luft. Wer glimpflicher wegkam, der taumelte nur.
Aus dem Knäuel von Leibern – über ein Dutzend Männer hatte sich auf ihn gestürzt – schälte sich Hellfire Jackson hervor. Zerrauft und zerzaust, aber mit blitzenden Augen und ganz in seinem Element.
»Was wollt ihr, ihr Zwerge?«, rief er. »Kommt her, ich zeige es euch.«
Es fehlte nur noch, dass er sich an die Brust trommelte wie ein Gorilla. Jim fasste ihn ins Auge.
»Erst mal schlagen wir uns zum Tresen durch!«, brüllte er seinen Deputys zu. Sie hatten Hickoryholzknüppel für den besonderen Einsatz. »Dann kommt Hellfire dran. Bleibt dicht hinter mir.«
Wer von der Meute niedergerissen wurde, konnte sich auf etwas gefasst machen. Gebrochene Rippen und ausgeschlagene Zähne waren ihm sicher.
älEin Deputy bekreuzigte sich. Das war Sid Cannagan, er wurde Preacher genannt – Prediger. Dann ging es los. Jim stürmte los und teilte nach rechts und links Schläge und Rammstöße mit dem schweren Doppellauf seiner Shotgun aus. Er keilte und trat zudem noch seitlich aus.
Er haute sich eine Gasse durch das Gewühl. Seine Deputies folgten ihm. Rechts und links zuckten die Hickory-Holzknüppel nieder. Es gab Wehgeschrei und derbe Verwünschungen und Flüche.
Doch keiner der Raufbolde zog seinen Colt oder ein Messer.
✰
Auf dem hufeisenförmigen Tresen stand ein barbusiges Saloongirl und warf mit Flaschen, die ihr eine Kollegin von den Flaschenregalen reichte. Die Barbusige war Mexican Mare, die mexikanische Stute. Sie hatte ein hitziges Temperament und genoss die Rauferei, zumal die Männer ihr nichts taten.
Dass Don Buckling, der Big B Rancher, zuvor mit Stella Worrison eine Frau geschlagen hatte, war eine Ausnahme und galt als verpönt.
Estrella Gonzales, die Mexican Mare, hatte sich das Oberteil heruntergerissen, weil es sie beengte und es heiß war in dem Saloon. Sie kreischte, fluchte, spuckte und gebärdete sich wie eine Furie.
Es freute sie sehr, wenn sie einen der Kämpfenden mit einem Flaschenwurf am Kopf traf. Und sie zielte gut, warf mit Wucht. Sie traf auch Hellfire Jackson, jedoch nur am Bart. Der rothaarige Urian lachte, packte die Flasche, schlug ihr an einer Tischkante den Hals ab und trank einen großen Schluck.
»Danke, Mare!«, brüllte er und warf die Flasche zurück, jedoch so, dass er die Schwarzhaarige auf dem Tresen verfehlte. »Wir treffen uns später zu einem Ritt im Bett.«
»Immer, Hellfire!«, rief die Mexican Mare zurück. »Aber wasche dich vorher gründlich. Und von dir nehme ich den doppelten Preis, so wie du gebaut bist.«
Die Sitten waren rau in Dodge City. Eigentlich nahm es keiner dem anderen übel, wenn sie sich prügelten. Der eine haute hin, der andere her. Zum Schluss tranken sie wieder miteinander. Nachtragend waren sie nicht, diese Jungs aus Texas. Eine zünftige Rauferei gehörte zu ihrem Lebensgefühl und zum Treiben nach einem Trail.
Wenn die wilden Jungs dann mit der Eisenbahn und der Postkutsche heim nach Texas fuhren, der eine oder andere mit einer Zahnlücke oder mit blauen Augen oder geprellten Rippen, störte das niemand. Darüber freute man sich, es galt als ein Zeichen von Männlichkeit und von Temperament.
Jim schlug sich zum Tresen durch. Einer seiner Deputys war im Gewühl untergegangen. Old Hickory war das, der Älteste der Deputys und ein stämmiger Graubart, aber nicht stämmig genug.
Er rief um Hilfe.
»Helft mir, Jungs! Sie haben mich in der Klemme.«
Jim machte am Tresen sofort kehrt, ohne die Mexican Mare zu ermahnen. Er drängte und schlug sich dorthin durch, wo er die Stimme des älteren Deputys vernommen hatte.
Zwei Cowboys hielten ihn an den Armen fest und aufrecht. Der Dritte prügelte mit den Fäusten auf ihn ein. Seinen Hickoryknüppel hatte der Graubart verloren. Blut rann ihm von der geplatzten Lippe in den Bart.