Jäger - Eroberer der Galaxis 1 - Hendrik M. Bekker - E-Book
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Jäger - Eroberer der Galaxis 1 E-Book

Hendrik M. Bekker

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Beschreibung

ahrtausende in der Zukunft: Die Menschen haben große Teile der Galaxis besiedelt. Manche von ihnen haben sich über lange Zeiträume hinweg so sehr an ihre Umgebung angepasst, dass sie kaum noch als Angehörige derselben Spezies erkennbar sind. Galaktische Reiche rivalisieren um Macht, Einfluss und Vorherrschaft: Das Galaktische Kaiserreich, überzeugt davon, dass der Mensch nicht nur die bisher edelste Vollendung der Evolution ist, sondern dass er auch bereits vollkommen ist und deswegen nicht manipuliert werden darf. Die Terranische Allianz freier Völker, die sich einst bildete, weil die Traniatische Föderation in einem langsamen Zerfallsprozess den Mitgliedswelten zu schwach wurde. Das galaktische Reich mit der größten Ausdehnung. Wie der Name andeutet, gehört die Erde, Terra, zu den Gründungswelten. Trotz unzähliger Mitgliedsspezies stellen die Menschen und all ihre Abkömmlinge einen Großteil der Bevölkerung. Die Traniatische Föderation freier Welten, der klägliche Rest eines gigantischen Reiches, das lange vor den ersten raumfahrenden Menschen bereits existierte. Heute eher ein Schutz- und Trutz-Bündnissystem, als eine echte galaktische Größe. Das Kratische Konsortium, ein Bündnisgeflecht von Verbrecherlords, Unterweltbossen und Alleinherrschern. Manche sagen, nirgendwo in der Galaxis sei mehr Verkommenheit zu finden. Und für diejenigen, die sich keinem von ihnen unterordnen wollen, gibt es nur die Flucht in die Weite des Anarchistischen Raums. Niemand ahnt, dass im Hintergrund Entwicklungen in Gang gesetzt wurden, die möglicherweise das empfindliche Gleichgewicht der Machtverhältnisse im All für immer verändern werden. Ohne dass das Leben in der Galaxis es weiß, steht die momentane Phase der Ruhe und Ordnung in der Galaxie vor ihrem Ende ... Isaak Sanders sucht in den Tiefen von Chutala-City nach seinem Vater, um sich seiner Vergangenheit zu stellen. Jerel Rimasen ist als Deserteur und Dieb im Kaiserreich gesucht, weil er das Kaiserreich mehr bedroht als er ahnt. Zaren Daler versucht genau dieses Kaiserreich zu bewahren. Cover: Steve Mayer

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Hendrik M. Bekker

Jäger - Eroberer der Galaxis 1

BookRix GmbH & Co. KG80331 München

Eroberer der Galaxis Band 1: Jäger

von Hendrik M. Bekker

 

Ein CassiopeiaPress E-Book

© by Author

© der Digitalausgabe 2014 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

www.AlfredBekker.de

[email protected]

 

 

Jahrtausende in der Zukunft: Die Menschen haben große Teile der Galaxis besiedelt. Manche von ihnen haben sich über lange Zeiträume hinweg so sehr an ihre Umgebung angepasst, dass sie kaum noch als Angehörige derselben Spezies erkennbar sind. Galaktische Reiche rivalisieren um Macht, Einfluss und Vorherrschaft:

Das Galaktische Kaiserreich, überzeugt davon, dass der Mensch nicht nur die bisher edelste Vollendung der Evolution ist, sondern dass er auch bereits vollkommen ist und deswegen nicht manipuliert werden darf.

Die Terranische Allianz freier Völker, die sich einst bildete, weil die Traniatische Föderation in einem langsamen Zerfallsprozess den Mitgliedswelten zu schwach wurde. Das galaktische Reich mit der größten Ausdehnung. Wie der Name andeutet, gehört die Erde, Terra, zu den Gründungswelten. Trotz unzähliger Mitgliedsspezies stellen die Menschen und all ihre Abkömmlinge einen Großteil der Bevölkerung.

Die Traniatische Föderation freier Welten, der klägliche Rest eines gigantischen Reiches, das lange vor den ersten raumfahrenden Menschen bereits existierte. Heute eher ein Schutz- und Trutz-Bündnissystem, als eine echte galaktische Größe.

Das Kratische Konsortium, ein Bündnisgeflecht von Verbrecherlords, Unterweltbossen und Alleinherrschern. Manche sagen, nirgendwo in der Galaxis sei mehr Verkommenheit zu finden.

Und für diejenigen, die sich keinem von ihnen unterordnen wollen, gibt es nur die Flucht in die Weite des Anarchistischen Raums.

Niemand ahnt, dass im Hintergrund Entwicklungen in Gang gesetzt wurden, die möglicherweise das empfindliche Gleichgewicht der Machtverhältnisse im All für immer verändern werden.

Ohne dass das Leben in der Galaxis es weiß, steht die momentane Phase der Ruhe und Ordnung in der Galaxie vor ihrem Ende ...

 

Isaak Sanders sucht in den Tiefen von Chutala-City nach seinem Vater, um sich seiner Vergangenheit zu stellen.

Jerel Rimasen ist als Deserteur und Dieb im Kaiserreich gesucht, weil er das Kaiserreich mehr bedroht als er ahnt.

Zaren Daler versucht genau dieses Kaiserreich zu bewahren.

 

 

Prolog:

„Kaiserliche Wache Zaren Daler“, murmelte Zaren, als er begann die Transmission zu lesen, die ihm mit der persönlichen Kennung der Kaiserin des Galaktischen Kaiserreichs zugesandt worden war.

Während er die Nachricht las, weiteten sich seine Augen. Zwei Diebe hatten eine Information gestohlen, die dem Kaiserlichen Militär gehörte. Das Kaiserreich war ein galaktisches Reich, das neben der Terranischen Allianz Freier Völker einen Großteil des bekannten Weltraums umfasste. Diese zwei Diebe hatten nun eine banal wirkende Information gestohlen. Schlichte Informationsprotokolle. Doch ihm war klar, was damit getan werden konnte. Mit ihnen konnte man Flugrouten und Kontingentstärken erfahren. Es war eine sehr wertvolle Information, die die beiden Diebe gestohlen hatten. Jerel Rimasen und Narlie Tel‘kar. Zaren würde sie finden. Er musste, zum Schutze und Wohle des Kaiserreichs.

Kapitel 1: In die Tiefe

Ort: Zentralwelten der Terranischen Allianz Freier Völker, Megapolis-Planet Chutala, Chutala-City, untere Ebenen

Zeit: 4699,1 NSüdK (Nach Sieg über die Kilkarra)

Genormte Galaktische Zeitrechnung

„Verdammte Scheiße“, brüllte Isaak Sanders, als die Triebwerkanzeige des Gleiters auf Rot sprang. Das Brüllen der Triebwerke, die direkt hinter der Fahrerkabine waren, erstarb augenblicklich. Mit ihnen deaktivierten sich Sekunden später auch die Trägheitskompensatoren. Der Gleiter ging in den freien Fall und Isaaks Sicherheitsgurte spannten sich. Das Schiff begann zu trudeln. Die Welt drehte sich. Verzweifelt presste Isaak den Knopf für einen Kalt-Neustart der Triebwerke.

Mit einem Heulen sprangen sie wieder an. Isaak riss am Steuerknüppel und entging gerade noch der Wand des Schachtes, in dem er flog.

Er schaffte es den Gleiter zu stabilisieren und setzte den Kurs abwärts fort.

Erst jetzt sickerte eine Erkenntnis in Isaaks Verstand. Nicht nur die, dass er dem Verkäufer nicht hätte trauen sollen. Der Gleiter war wirklich genauso schrottreif wie er aussah.

Nein, auch etwas anderes.

Da war ein Schrei gewesen. Einer, der nicht von Isaak war.

Er landete den Gleiter ein gutes Stück weiter unten auf einer alten, müllbeladenen Plattform in der Wand. Er war mehrere hundert Stockwerke tief in den Schluchten von Chutala-Stadt, der Hauptstadt des Galaktischen Reiches der Allianz. Vor Jahrtausenden gegründet, war die Stadt immer mehr gewachsen, als immer mehr Lebewesen aus allen Teilen der Galaxis zuwanderten. Dabei hatte man alte Gebäude nicht abgerissen, sondern oft einfach nur darauf gebaut und bei Bedarf gigantische Stützpfeiler in die Tiefe getrieben. So war die Stadt unkontrolliert nicht nur in die Breite, sondern auch immer mehr in die Höhe gewachsen. Längst schon schien die Sonne nicht mehr in diese Tiefen. Denn Verbindungswege und Plattformen waren zwischen den gigantischen Hochhäusern gewachsen und so dicht geworden, dass viele der unten Lebenden nie die Sonne gesehen hatten. Zu den Verbindungswegen der Hochhäuser kamen dann auch noch große Plattformen und schließlich ganze Promenaden und Flaniermeilen, denn wer wollte schließlich den ganzen Weg nach unten oder zum Dach des Gebäudes immer auf sich nehmen? Diese gigantischen Türme waren so hoch gewachsen, dass man allgemein sagte, wenn man sich von einem der höchsten Gebäude stürzen würde, es wahrscheinlicher wäre an Altersschwäche auf dem Weg nach unten zu sterben als am Aufprall. Es war ein gigantisches Labyrinth und an der Spitze saßen die Reichen und Mächtigen. Doch Isaak wollte nicht zur Spitze, die sich an der Sonne erfreute. Er wollte zum Bodensatz, zu denen, die zu arm waren, um weiter oben zu leben. Und denen, die nicht gefunden werden wollten.

Er stieg aus dem alten Gleiter aus und ging zur Frachtluke. Bis auf die Kabine für eine Person war die einzige Möglichkeit für ein Lebewesen mitzureisen im kleinen, schrankgroßen Frachtraum.

Isaak Sanders zog seine zwei langläufigen Pistolen und trat dann auf den Auslöser neben der Frachtluke, die knarrend aufging.

Ein junger Mann sah ihn aus großen braunen Augen angsterfüllt an. Er trug Lumpen und wirkte wie einer der üblichen Bettler, die man auf den mittleren Ebenen fand.

„Wer bist du?“, knurrte Isaak. Er wusste, dass er eine bedrohliche Figur abgab, schlecht rasiert, mit dem kahlen Schädel und dem zerschlissenen Mantel. Wie der Fremde war er ein Mensch.

„Drew“, fiepte der Junge und schien zu versuchen noch kleiner zu wirken als er war. „Bitte, töten Sie mich nicht.“

„Wieso?“

Die Frage ließ Drew stutzen. „Weil ich ...“, er zögerte. „Weil ich nützlich sein kann“, sagte er dann. Er schien sichtlich froh über den Einfall.

„Warum versteckst du dich in meinem Frachtraum?“

„Ich wollte nur eine günstige Möglichkeit, um nach oben zu kommen. Jemand, der so einen Gleiter kauft, will nur weiter, nichts für Dauer. Ich ...“ Er stutzte. „Oh“, fügte er hinzu, als er begriff, dass sie mehrere hundert Stockwerke weiter unten waren.

„Hast auf die falschen Karten gesetzt“, konnte sich Isaak den Kommentar nicht verkneifen. Er zwang sich keine Miene zu verziehen. „Würdest du so freundlich sein und mir meine Tasche geben?“, fragte Isaak nun. Der Junge nickte und reichte den alten dunkelgrünen Rucksack heraus. Isaak steckte seine Pistolen weg und setzte den Rucksack auf.

„Raus und verschwinde. Wenn ich dich nochmal sehe, erschieße ich dich.“

Drew fiepte kurz und erschrocken und krabbelte aus dem Frachtraum. Dann lief er in einen der Gänge, die sich an die Plattform anschlossen.

Isaak schüttelte den Kopf, verschloss die Luke und verriegelte den Gleiter. Nicht, weil er Angst hatte, dass den jemand stehlen würde, sondern weil er Sorge hatte, dass jemand verwertbare Teile ausbaute.

Er besah sich die Korridore, die sich an die Plattform anschlossen.

Früher war das möglicherweise mal so etwas wie ein Krankenhaus gewesen. Zumindest sprach die Art der Wandverschalungen dafür. Medizinisch, klinisch kahl und sauber.

Jedenfalls insoweit sie noch erhalten waren. Immer wieder ragten Rohre und Kabelrollen aus den Wänden und der Decke.

Isaak entschied sich für den linken Gang und wanderte den Korridor entlang. Bald entdeckte er eine Leuchtreklame an einer Kreuzung.

Zum Schwarzen Tempel, wurde dort angepriesen.

Er folgte der Beschilderung. Sie führte ihn zu einem Tor mit zwei großen Flügeln, die zischend auseinandergingen, als er sich näherte. Dahinter lag die Kneipe Zum Schwarzen Tempel. Genau wie sein Informant gesagt hatte.

Am Eingang stand ein blasser breitschultriger Mensch, dem ein Ohr fehlte. Obwohl er seine Haare so kämmte, dass sie es verdecken sollten, sah Isaak das sofort.

„Name und Zweck des Besuchs“, knurrte der Einohrige. Er überragte Isaak um einen ganzen Kopf.

„Isaak, ich suche jemanden zwecks eines Kopfgelds“, log Isaak. Es war eine Version der Wahrheit.

Isaak wollte sich an dem Mann vorbeidrängeln, doch der hielt ihn fest.

„Wenn er hier ist, regle das draußen“, sagte er langsam und deutlich. „Sonst wird dir alles in Rechnung gesetzt, Kopfgeldjäger. Sowas kann teuer sein.“

Isaak nickte. „Ich mache keinen Ärger“, beruhigte er den Einohrigen.

Dieser schnaubte verächtlich und gab den Weg frei.

Der Schwarze Tempel war genau das, was Isaak gehofft hatte. Voller Personen, voller möglicher Informanten. Es war ein großer Raum, vielleicht einmal eine Eingangshalle. In der Mitte die runde Theke, an der allerlei Gesindel stand, und rundherum Steh- und Sitzgelegenheiten. Mattes Licht kam von Neonröhren an der Decke und tauchte alles in kaltes Weiß.

Isaak ging zur Theke. Einer der Barkeeper trat zu ihm.

„Was soll‘s sein?“, fragte er unfreundlich. Er runzelte die Stirn, als sich sein und Isaaks Blick trafen. Isaak kannte diesen Blick, den er nun bekam. Er hatte ein grünes und ein blaues Auge. Selbst in den Weiten des Alls und auf einer Milliardenwelt wie Chutala war das bei einem Menschen etwas Ungewöhnliches.

„Informationen“, erwiderte Isaak und reichte eine Chipkarte, auf der zehn Alizes gespeichert waren, zum Wirt. Alizes war die Währung, die überall im Reich der Terranischen Allianz Freier Völker galt. Der Wirt besah sich den Chip. Dann steckte er ihn in die Hosentasche. Er hatte das Hologramm geprüft, das die Echtheit garantierte.

„Ich suche einen Mann namens Julian Sanders. Ein Mensch, hat zwei verschiedenfarbige Augen“, erklärte Isaak.

„Kopfgeld?“

Isaak nickte. „Nichts um sich zur Ruhe zu setzen, aber es zahlt den Treibstoff.“

Der Barmann nickte und lachte dabei. Er besah sich das Bild, das Isaak ihm auf seinem Handcomputer zeigte. Das handtellergroße Bild war ein Profilfoto aus der Datenbank der TriakaCorp, für die Julian lange gearbeitet hatte.

„Er ist jetzt ein paar Jahre älter“, fügte Isaak hinzu.

„Sind sie immer“, erwiderte der Barkeeper. „Wann soll er hier gewesen sein?“

„Vor Monaten.“

„Monaten?“, fragte der Barkeeper skeptisch. „Junge, wissen Sie, wie viel Gesindel ich hier täglich allein sehe?“

„Brauchbare Informationen bekommen einen Bonus“, fügte Isaak hinzu und reichte einen weiteren 5-Alizes-Chip herüber.

Der Barmann kratzte sich nachdenklich am Kinn.

„War hier“, stellte er dann fest.

Isaak horchte auf. „Und?“

„War gehetzt. Das war so mein Bauchgefühl, entwickelt man mit den Jahren hier unten. Nicht nur, dass er es eilig hatte, schon eher so als wär jemand hinter ihm her. Solche Kerle sind mir immer unsympathisch. Bringen oft Ärger in den Schwarzen Tempel. Er hat mit Arig geredet.“

„Irgendwas Genaueres? Wo kann ich Arig finden?“

„Wollte jemand wissen, der ihn runterbringt. Jemand, der sichere Wege in die unteren Ebenen kennt, Sie verstehen?“, fragte der Barmann und zwinkerte. Isaak nickte. Er wusste, was der Mann meinte. Sichere Wege bedeutete Karten, die so aktuell wie möglich waren von der Welt hier unten. So tief unter Chutala-Stadt verirrte sich kein Ordnungshüter und keine Staatsgewalt.

Hier galt das Gesetz des Stärkeren, Banden und Gangs kontrollierten die Gebiete und machten die Gesetze.

In einem Block konntest du Sklaven kaufen, im anderen für Sklavenhaltung hingerichtet werden. Isaak hatte schon die wildesten Geschichten gehört.

Es hieß, dass es hier unten Menschen gab, die wahnsinnig geworden waren und andere intelligente Spezies fraßen. Inklusive ihrer eigenen Artgenossen.

„Wenn du Arig suchst, er ist da hinten“, erklärte nun der Barmann. „Der Kilto.“

Isaak sah sich im Raum um und entdeckte einen grauhäutigen Kilto an einem der Tische weiter hinten. Der Tisch stand leicht erhöht, wobei der Kilto das sicher nicht nötig gehabt hätte, um eine gute Übersicht zu haben. Für einen Kilto war Arig nur durchschnittlich groß, um die drei Meter. Seine graue schuppige Haut wirkte ungesund in dem weißen Neonlicht der Deckenlampen. Kilto erinnerten zwar an Menschen, weil sie humanoid waren, doch für Isaak wirkte es immer befremdlich, dass sie keine Nase hatten. Stattdessen verfügten sie über zwei schräge Schlitze im Gesicht. Er wusste nicht, ob sie als Riechorgan dienten.

„Der da?“, vergewisserte er sich. Der Barmann nickte.

„Danke.“ Bei diesem Wort steckte Isaak dem Barmann noch einen 5-Alizes-Chip zu.

Dann ging er zu Arig.

Als er nur noch einige Schritte von dem Kilto entfernt war, bemerkte Isaak, wie dessen Körperhaltung sich versteifte. Er trug eine dunkle Hose und ein beiges Hemd, darüber eine schwarze, weite Jacke.

Arig griff in seine Jackentasche.

Isaak vermutete, dass er die Hand um den Griff einer Waffe schloss.

Das würde er zumindest tun, wenn jemand wie er selbst auf ihn zukäme.

Isaak hob langsam und ruhig seine Hände etwas von seinen Holstern weg. Arig schien sich zu entspannen.

Isaak wusste, dass er hier einfach niedergeschossen werden konnte. Aber er vertraute darauf, dass der Kilto ungern aus der Bar fliegen wollte. Abgesehen davon, dass er sicher jeden Schaden in Rechnung gestellt bekäme.

„Arig? Sind Sie der Kilto, der sichere Wege kennt?“, fragte Isaak betont gleichgültig, als er sich zu dem Kilto an den Tisch setzte.

Der Hüne blickte auf ihn herab. Seine Stimme war tief und kratzig.

„Für Geld bekommt man hier unten alles“, erwiderte er ausweichend. Er zeigte die Parodie eines Lächelns.

„Das freut mich zu hören.“

„Wer sind Sie?“

„Ich suche Julian Sanders“, erwiderte Isaak. Er zog kurz seinen Handcomputer hervor und zeigte das Bild von Julian. Dabei sah Isaak dem Kilto direkt in die Augen und wich nicht seinem stechenden Blick aus.

„Wieso? Kopfgeld? Sind Sie Jäger?“

Isaak schmunzelte. Ihm gefiel es, dass die Leute immer den offensichtlichen Schluss zogen anstatt nachzudenken.

Irgendjemand hätte immerhin auf die Wahrheit kommen können, oder zumindest nahe daran, nur durch Nachdenken. Julian Sanders hatte immerhin auch verschiedenfarbige Augen. Die Leute glaubten immer, es ginge nur um ein Kopfgeld, um alte Rechnungen. Aber wie wahrscheinlich war es, dass ein Mensch mit einer seltenen, erblichen Veränderung der Augen einen anderen jagte? Das hier ging nicht um Kopfgeld, auch wenn auf Julian einiges ausgesetzt worden war. Hier ging es um etwas Privates. Hier ging es um Isaaks Vater.

„Ich will die Karte, die er bekommen hat. Ich weiß, Sie bekommen Geld dafür, dass Sie niemandem sagen, wo jemand hingeht. Ich vermute, dass Sie dieses Prinzip Ihrer Zunft ernst nehmen. Wäre sonst auch schlecht fürs Geschäft. Also will ich nur eine Karte. Die gleiche, die er gekauft hat. Zufälligerweise genau die.“

Der Kilto blickte ihn nachdenklich an. Isaak glaubte etwas in seinen Augen aufblitzen zu sehen, das man bei jeder Spezies irgendwann sehen konnte. Gier.

„Zweihundertundzwanzig Alizes“, sagte der Kilto dann. „Wissen Sie, ich verkaufe meine Klienten nicht. Das ist im Preis immer inbegriffen. Aber wenn jemand zufällig genau die Karte fordert, die jemand anderes kaufte ... Zufälle gibt es eben. Auch unglückliche.“

Isaak lächelte zufrieden, als er dem Kilto den Alizes-Chip hinhielt.

„Erst Ware zeigen“, forderte er dann, als Arig nach dem Chip greifen wollte.

Dieser nickte.

„Da scheint Julian Sanders keine schöne Zukunft zu haben“, bemerkte Arig, als er in seiner Jackentasche nach einem Handcomputer kramte. Isaak ging nicht darauf ein. Sollte der Kilto denken, was er wollte, von ihm würde er nichts erfahren.

Der Kilto zog eine kleine Speicherkarte aus dem Handcomputer und reichte sie Isaak.

Dieser gab ihm den Alizes-Chip.

Der Kilto steckte den Alizes-Chip in sein Computermodul, um mittels Software zu überprüfen, ob er wirklich echt war. Neuere Chips hatten eine kleine Anzeige, auf der der aufgeladene Wert angezeigt wurde. Ältere, die noch immer millionenfach in Umlauf waren, hatten das aber noch nicht. Isaak steckte die Speicherkarte in seinen eigenen Handcomputer und betrachtete die Karte.

Es war ein wirklich großes Gebiet.

„Wäre es möglich, dass Sie noch andere Dinge von Wert wissen?“, fragte er vorsichtig an Arig gewandt. Jede Information über Julian Sanders war ihm wichtig.

Der Kilto schüttelte den Kopf.

„Mehr kann ich nicht für Sie tun“, beendete er das Gespräch. Er sah Isaak nach, als dieser sich aufmachte die Kneipe zu verlassen.

Der Fremde würde Ärger bringen. Da war sich der Kilto sicher.

Isaak ging einen leeren, tristen Korridor entlang und betrat einen kleinen Nebenraum. Dieser war nur wenige Quadratmeter groß und hatte Zugang zum Lüftungssystem des Gebäudes. Er musterte den Raum zufrieden. Isaak hatte gelernt, sich immer einen Fluchtweg zu lassen. Der Raum selbst besaß keine Tür mehr, das Schott schien schon vor langer Zeit ausgebaut worden zu sein.

Vermutlich Plünderer. Was nicht niet- und nagelfest war, wurde irgendwann Teil des Warenkreislaufes der Stadt.

Er lehnte an der schmutzigen Wand und betrachtete die Karte, die er bekommen hatte.

Diverse Bandengebiete waren farbig eingezeichnet. Viele Territorien-Grenzen waren laut Zeitstempel nur wenige Wochen alt. Viele Wege waren schematisch sehr grob verzeichnet, manchmal mit Vermerken, ob einzelne Straßenzüge nur von Karten anderer übertragen worden waren. Überall konnte er sich kleine Zeitstempel anzeigen lassen, wie alt die Informationen waren. Der Kilto musste ein Netzwerk von Wegesuchern besitzen, überlegte Isaak.

„Also, was könnte dich interessieren? Wo taucht man gut unter?“, murmelte Isaak, während er die Karte studierte.

Es gab einige Orte, wo sich jemand verstecken konnte, entsprechende Vorräte vorausgesetzt. Isaak verwarf sie wieder. Es ging nicht nur ums Verstecken, auch darum Verfolger abzuhängen.

Julian würde erst durch schwieriges Gebiet und dann tiefer gehen. Wenn er tief genug ging, konnte er Verfolger in die Irre führen und irgendwo in einem ganz anderen Teil der Stadt wieder an die Oberfläche kommen. Mit neuer Identität und einer guten Ausgangsmöglichkeit, den Planeten möglicherweise sogar legal zu verlassen. Vielleicht irgendwo in Stobos Territorium? Das Gangland dort war eine Möglichkeit.

Schließlich fand Isaak eine Route, die seiner Meinung nach die Kriterien erfüllte.

Das Bandengebiet der Kenar grenzte für einige Kilometer an das einer Bande namens Rote Hachee. Wenn jemand zwischen ihren Territorien sprang, wäre es für Verfolger schwer ihn zu finden. Banden kontrollierten ihre Gebiete hier streng. Mehrere kleine Bandenterritorien grenzten an. Manche nahmen Wegzoll, aber vor allem Informationen wurden kontrolliert. Es war eine aufwendige Route, um jemanden zu verfolgen.

Isaak ging schnellen Schrittes zurück zu seinem Gleiter.

Es war nicht viel. Es war aber besser als nichts.

Der Gleiter heulte auf, als Isaak den Motor startete und von der Plattform abhob. Er musste mehrere Stockwerke tiefer hinab als er bereits war. Weiter nach unten in die lichtlose Tiefe der Häuserschluchten der Stadt. Natürlich war der Gleiter wegen seiner Auffälligkeit ein Risiko, aber Isaak hatte es eilig.

Er steuerte den Tunnel hinab, von dem bald immer wieder Verzweigungen abgingen. Manche waren einst Fußgänger-Korridore der Wohngebäude gewesen. Es gab aber auch noch Tunnel, die quer durch die Gebäude führten, die immer schon für den Gleiter-Flugverkehr gewesen waren. Damals hatte man für Gleiter Quertunnel eingebaut, damit man die Gebäude nicht umfliegen musste. Das tat man heute noch immer, viel weiter oben, wo noch gebaut wurde.

Der Tunnel, den Isaak durchflog, war mehr als dreimal so breit wie sein Gleiter und einmal eine mehrspurige Luftverkehrsstraße gewesen.

Plötzlich explodierte hinter ihm ein Stück der Wandverkleidung.

Schüsse. Jemand feuerte auf ihn!

Projektile schlugen erneut kurz hinter seinem Gleiter ein.

Scheinwerfer flammten auf, ein anderer Gleiter näherte sich ihm mit hoher Geschwindigkeit. Er hatte auf dem Boden des Durchgangs gewartet.

„Schalten Sie das Triebwerk ab und landen Sie“, ertönte eine Stimme. Der Pilot des anderen Gleiters sprach über einen Lautsprecher. Es klang seltsam verzerrt. „Wenn Sie sich weigern, hole ich Sie aus der Luft. Das wollen wir doch beide nicht.“

Isaak schnaubte. Vermutlich war der Angreifer allein. Ansonsten hätte er im Plural gesprochen. Gute Wegelagerer taten das immer, einfach um ihren Drohungen mehr Gewicht zu verleihen.

Er überdachte kurz seine Optionen. Sein Gleiter war unbewaffnet und streng genommen verfügte er auch nicht über so etwas wie eine Panzerung. Nicht einmal eine Flucht mit Ausweichmanövern war möglich, immerhin konnten die Triebwerke bei zu starker Belastung ausfallen.

Der Gleiter war nunmal preiswert gewesen.

Er setzte resigniert zum Landemanöver an.

Der andere Gleiter landete ein gutes Stück von ihm entfernt. Ein Humanoider in Schutzpanzerung stieg aus, die Waffe auf Isaaks Cockpit gerichtet.

„Aussteigen, Hände dabei so lassen, dass ich sie sehen kann“, rief der Humanoide. Sein Helm musste einen Stimmverzerrer eingebaut haben, denn die Stimme klang furchtbar knarzig und unnatürlich, selbst für die meisten Alienspezies, die Isaak kannte.