Karl Marx für jedermann - Bernd Ziesemer - E-Book

Karl Marx für jedermann E-Book

Bernd Ziesemer

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Beschreibung

Karl Marx - Aktueller denn je. Spätestens seit dem Beginn der Finanzkrise 2008 sind Marx' Thesen wieder in der Diskussion. Und das ist nicht verwunderlich: Denn Marx kann als einer der ersten wirklichen Denker der Globalisierung gesehen werden. Früher als alle anderen Zeitgenossen beschrieb der deutsche Revolutionär die weltverändernde Rolle des Kapitalismus: seine unglaubliche wirtschaftliche Produktivität, aber auch sein globales Zerstörungspotential für Menschen und Natur. Bernd Ziesemer schildert im ersten Teil die großen Widersprüche seiner Entwicklung zwischen der wohlbürgerlichen Geburt 1818 und dem Tod im Londoner Exil 1883. Der zweite Teil versucht sich an einer neuen Sichtweise seines ökonomischen Werks. Der dritte Teil befasst sich mit der Wirkungsgeschichte – sowohl in der ökonomischen Wissenschaft als auch in den wirtschaftlichen Debatten der Arbeiterbewegung. • Der neueste Band der beliebten Reihe "Ökonomen für jedermann". • Wirtschaftliche Theorien und Zusammenhänge für jeden verständlich gemacht. • Für alle, die Marx wirklich verstehen wollen.

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Bernd Ziesemer

KARL MARX

FÜR JEDERMANN

BERND ZIESEMER

KARL MARX

FÜR JEDERMANN

Der erste Denker der Globalisierung

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet unter http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Bernd Ziesemer

Karl Marx für jedermann

Der erste Denker der Globalisierung

F.A.Z.-Institut für Management-,

Markt- und Medieninformationen GmbH

Mainzer Landstraße 199

60326 Frankfurt am Main

Geschäftsführung: Volker Sach und Dr. André Hülsbömer

Frankfurt am Main 2012

ISBN 978-3-89981-514-6

Bookshop und weitere Leseproben unter:

www.fazbuch.de

Copyright

F.A.Z.-Institut für Management-,

Markt- und Medieninformationen GmbH

60326 Frankfurt am Main

Umschlag/Satz

Anja Desch

Titelbild

© thinkstock

Alle Rechte, auch des auszugsweisen Nachdrucks, vorbehalten.

eBook-Herstellung und Auslieferung: readbox publishing, Dortmundwww.readbox.net

Für Carl

INHALT

Einführung

I     Das Leben eines Revolutionärs

1 Drei Leben in einem

2 Das Elend der Emigration

3 Das kurze Jahr der Revolte

4 Opus magnum, Opus malum

5 Die großen Alten

II    Das ökonomische Werk

1 Globaler Kapitalismus

2 Die Ware Arbeitskraft

3 Theorie des Niedergangs

4 Utopie des Sozialismus

5 Exkurs: Engels Anteil

III   Wirkung und Wahn

1 Ökonom ohne Erben

2 Reformer und Revolutionäre

IV   Was bleibt von Marx?

Literatur

Der Autor

EINFÜHRUNG

„Es wird immer ein Fehler sein, Marx

nicht zu lesen, ihn nicht wiederzulesen …“

Der französische Philosoph Jacques Derrida in seinem Buch „Marx’ Gespenster“

Am 18. Oktober 2008, auf dem Höhepunkt der globalen Finanzkrise, erschien die britische Zeitschrift „The Economist“ mit dem Titelbild eines waidwunden Raubtiers, durchbohrt von drei Pfeilen und offenbar dem schnellen Tode geweiht. Auch die dazugehörige Schlagzeile „Capitalism at Bay“ (auf Deutsch ungefähr: Kapitalismus in der Klemme) ließ keinen Zweifel über den Inhalt des Hefts aufkommen: Ausgerechnet das liberale Zentralorgan des angelsächsischen Kapitalismus, das seit 1843 unverdrossen für freie Märkte gekämpft hatte, verkündete das baldige Ende der erfolgreichsten Wirtschaftsordnung aller Zeiten.

Über diese Ausgabe des „Economist“ hätte sich ein treuer Leser der Vergangenheit besonders gefreut: Karl Marx. Ganze Jahrgänge der Zeitschrift hatte der deutsche Exilant seit 1850 im Lesesaal des Britischen Museums in London durchpflügt. Marx arbeitete sich am Manchesterliberalismus des „Economist“ ab, um seine eigene ökonomische Lehre zu begründen. Keine andere Publikation wird in seinem 1867 erschienenen Hauptwerk „Das Kapital“ so häufig zitiert. Und nun ausgerechnet in dieser Zeitschrift dieser Artikel: Welch ein nachträglicher Triumph für den Propheten des kapitalistischen Untergangs, genau 125 Jahre nach seinem Tod!

Und welch eine abermalige, aberwitzige Wende der Geistesgeschichte: Lange Zeit schien es so, als ob das wissenschaftliche Werk des großen Dialektikers tot und begraben wäre wie sein Erfinder selbst. Seit 1883 ruht Marx auf dem Londoner Friedhof Highgate (ironischerweise nur sechs Meilen entfernt vom Redaktionsgebäude des „Economist“ in 25 St. James’s Street). Und spätestens seit dem Untergang des europäischen Kommunismus gut hundert Jahre später blieb so gut wie nichts von dem großen Denker: Seine gesellschaftlichen Prophezeiungen widerlegt durch die Wirklichkeit, seine ökonomischen Theoreme hundertfach falsifiziert, seine politischen Schriften diskreditiert durch die Horrorgeschichte des Realsozialismus, sein gesamtes geistiges Erbe bis zur Unkenntlichkeit dogmatisiert durch eine ebenso selbstgefällige wie sektiererische Linke, seine Gedanken fast völlig aus dem öffentlichen Diskurs verschwunden. „Marx – ein toter Hund?“ – das war (frei nach Marx selbst) im Februar 2009 das Motto eines Kongresses an der Universität Kassel. Krise des Kapitalismus hin oder her: Niemand redet mehr ernsthaft, wie noch 1968, über einen „Siegeszug des Marxismus“ durch die Welt.

Aber vielleicht ist es gerade deshalb vernünftig, sich Karl Marx wieder zu nähern – was ganz im Sinne des dialektischen Denkers selbst nur heißen kann: sich ihm neu zu nähern. Der junge Philosoph wollte sein großes Vorbild Georg Friedrich Wilhelm Hegel „vom Kopf auf die Füße“ stellen. Vielleicht kann man auch Karl Marx erst jetzt – nach dem Ende der Ideologien, nach seinem finalen Sturz vom Sockel – produktiv lesen. Solange ihn die einen kanonisierten und die anderen dämonisierten, war eine produktive Auseinandersetzung mit seinen ökonomischen Gedanken nahezu unmöglich. Jetzt kann man in seinem labyrinthischen Werk ungehemmt auf Kaperfahrt gehen. Wer sich nicht an das Ufer alter Glaubenssätze klammert, kann frei nach Carl Schmitt einen ganzen Ozean aufregender Gedanken entdecken.

Für mich persönlich war diese Abenteuerreise auch ein Stück „Sentimental Journey“: Als Jugendlicher hatte ich mich nach 1968, angesteckt vom rebellischen Wahn dieser Zeit, schon einmal durch die „blauen Bände“ der Marx-Engels-Gesamtausgabe gequält – immer auf der kurzatmigen Suche nach praktisch verwertbaren Ideen für das, was wir damals für revolutionäre Praxis hielten. Zu gern würde ich die Bücher, die ich damals mit zahlreichen Unterstreichungen und Randbemerkungen verzierte, noch einmal durchblättern. Doch leider wurden sie allesamt in den neunziger Jahren bei einer großen Rheinflut im Keller meines Kölner Hauses vernichtet.

Nach meinem ganz persönlichen Abschied vom Marxismus entdeckte ich Ende der siebziger Jahre die Welt der modernen Ökonomie und der großen Theoretiker der Marktwirtschaft von Adam Smith bis Joseph A. Schumpeter. Aus dem jugendlichen Revolutionär wurde ein liberaler Konservativer. Den „realen Sozialismus“, der sich auf Marx beruft, konnte ich als Auslandskorrespondent in China und der untergehenden Sowjetunion besichtigen. Und als Wirtschaftspublizist und später als Chefredakteur des Handelsblatts kam ich mit faszinierenden Pionierunternehmern im Sinne Schumpeters zusammen, die so gar nichts mit den „kapitalistischen Charaktermasken“ zu tun hatten, die das Werk Marx’ und mehr noch die Schriften seiner Epigonen bevölkern. Diese Erfahrungen machten mich mehr als alles andere zum überzeugten Marktwirtschaftler. Im Zweifel vertraue ich heute auf den Markt, im Zweifel auf die Freiheit.

Mit dieser Lebensgeschichte Marx noch einmal zu lesen, war eine faszinierende Erfahrung. Vieles, was mich in seiner Wortmächtigkeit als Jugendlicher begeisterte, erscheint mir heute als hohle Phrase. Anderes, was ich damals völlig überlas, beeindruckt mich nun umso mehr. Zu meiner großen Überraschung entdeckte ich einen Karl Marx, der uns immer noch viel zu sagen hat. Nicht den Propheten des großen Kladderadatsches, in dem angeblich der ganze Kapitalismus enden sollte. Und schon gar nicht den Erfinder der „Diktatur des Proletariats“, die so viel Unheil über Abermillionen von Menschen gebracht hat. Sondern den Ökonomen der weltumspannenden kapitalistischen Revolution, den ersten wirklichen Denker der Globalisierung. Unter dem Müll des Marxismus kann man Karl Marx neu entdecken.

Hamburg, im Sommer 2012

Bernd Ziesemer

TEIL I

DAS LEBEN EINES REVOLUTIONÄRS

1DREI LEBEN IN EINEM

„Das bestätigt leider nur sehr die Meinung,

welche ich trotz Deiner mancher guten Eigenschaften hege,

dass der Egoismus in Deinem Herzen vorherrschend ist.“

Heinrich Marx am 8.11.1835 an seinen Sohn Karl

Dialektik einer Persönlichkeit

Karl Marx wollte vor allem anderen eines: die sozialen und politischen Verhältnisse seiner Zeit umstürzen. Sein ganzes Selbstbewusstsein wurzelte in seiner Geschichtsphilosophie, lange bevor er nach den Gesetzen der Ökonomie suchte. Revolutionär, Philosoph, Ökonom – Karl Marx lebte mindestens drei Leben in einem. Doch diese drei Stränge seines Lebens entwickelten sich weder gleichzeitig, noch waren sie für ihn selbst gleich zu gewichten.

Karl Marx war Revolutionär, bevor er Geschichtsphilosoph wurde – und Geschichtsphilosoph, bevor er sich in einen Ökonomen verwandelte. Und sein engster, ja sein einziger wirklicher Freund, Friedrich Engels, schrieb unmittelbar nach seinem Tode 1883 völlig zu Recht über ihn: „Denn Marx war vor allem Revolutionär. Mitzuwirken, in dieser oder jener Weise, am Sturz der kapitalistischen Gesellschaft und der durch sie geschaffenen Staatseinrichtungen, mitzuwirken an der Befreiung des modernen Proletariats, dem er zuerst das Bewusstsein seiner eigenen Lage und seiner Bedürfnisse, das Bewusstsein der Bedingungen seiner Emanzipation gegeben hatte – das war sein wirklicher Lebensberuf. Der Kampf war sein Element.“

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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