Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Katerina und der Bischof: Historischer Roman – Das Vermächtnis aus Bronze, Band 1 Mainz, um das Jahr 1000:Die junge Katerina wird als Sklavin an den Ufern des Rheins verkauft und findet sich in einer fremden, rauen Stadt wieder. Ihr Schicksal scheint besiegelt – bis sie dem mächtigen Erzbischof Willigis begegnet, der den Bau des gewaltigen Doms und seiner legendären Bronzetüren wagt. Zwischen Katerina und dem Bischof entwickelt sich eine verbotene, zarte Beziehung, die beide für immer verändern wird. Während Handwerker, Gießer und ihre Familien mit Mut, Geschick und Zusammenhalt gegen Armut, Vorurteile und die Gefahren der Zeit kämpfen, droht ein verheerender Brand das große Werk zu vernichten. Inmitten von Hoffnung, Verrat und Neubeginn muss Katerina ihren eigenen Weg finden – und entdeckt, dass nicht Gold, sondern Hände und Herz das Vermächtnis einer Stadt prägen. Atmosphärisch, bewegend und voller historischer Details:Erlebe das mittelalterliche Mainz aus der Sicht derer, die alles zusammenhalten.Für Leserinnen und Leser von authentischen Mittelalter-Romanen, starken Frauenfiguren und großen Gefühlen. Das Vermächtnis aus Bronze – eine neue große Saga über Liebe, Macht, Familie und die Kraft des Handwerks.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 150
Veröffentlichungsjahr: 2025
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Katerina und der Bischof: Historischer Roman: Das Vermächtnis aus Bronze 1
Copyright
Glossar
Personen
Orte
Begriffe
Erstes Kapitel: Die Türen, die singen
ERSTES ZWISCHEN-KAPITEL
ZWEITES ZWISCHEN-KAPITEL
DRITTES ZWISCHEN-KAPITEL
VIERTES ZWISCHEN-KAPITEL
Zweites Kapitel: Nacht der Namen
Drittes Kapitel: Feuerzeichen
Viertes Kapitel: Asche und Schwur
Fünftes Kapitel: Ritterschlag und Winterkorn
Titelseite
Cover
Inhaltsverzeichnis
Buchanfang
von HERBERT CARLSEN
Katerina und der Bischof: Historischer Roman – Das Vermächtnis aus Bronze, Band 1
Mainz, um das Jahr 1000:Die junge Katerina wird als Sklavin an den Ufern des Rheins verkauft und findet sich in einer fremden, rauen Stadt wieder. Ihr Schicksal scheint besiegelt – bis sie dem mächtigen Erzbischof Willigis begegnet, der den Bau des gewaltigen Doms und seiner legendären Bronzetüren wagt. Zwischen Katerina und dem Bischof entwickelt sich eine verbotene, zarte Beziehung, die beide für immer verändern wird.
Während Handwerker, Gießer und ihre Familien mit Mut, Geschick und Zusammenhalt gegen Armut, Vorurteile und die Gefahren der Zeit kämpfen, droht ein verheerender Brand das große Werk zu vernichten. Inmitten von Hoffnung, Verrat und Neubeginn muss Katerina ihren eigenen Weg finden – und entdeckt, dass nicht Gold, sondern Hände und Herz das Vermächtnis einer Stadt prägen.
Atmosphärisch, bewegend und voller historischer Details:Erlebe das mittelalterliche Mainz aus der Sicht derer, die alles zusammenhalten.Für Leserinnen und Leser von authentischen Mittelalter-Romanen, starken Frauenfiguren und großen Gefühlen.
Das Vermächtnis aus Bronze – eine neue große Saga über Liebe, Macht, Familie und die Kraft des Handwerks.
Keywords :historischer Roman, Mittelalter, Mainz, Dom, Bischof Willigis, starke Frauen, Liebe, Handwerk, Bronze, Brand, Familie, Gesellschaft, Aufstieg, Romanserie, Saga, authentisch, emotional
“Das Vermächtnis aus Bronze” ist ein großer historischer Roman über Mainz im Mittelalter – erzählt aus der Sicht derer, die alles zusammenhalten: der Handwerker. Als Erzbischof Willigis den Dom und seine Bronzetüren wagt, entstehen Schwelle und Schwur einer ganzen Stadt. Zwei Familien – die Gießer der Meister und die Hofleute von Brachtal – tragen Mainz durch Feuer (1009/1081), Hoftag (1184) und schließlich zur Krönung Friedrichs II. (1212).
Affra, Gudrun und ihre Männer formen Bronze, Riegel und Ketten; am Rhein, in der Halle und unter den Gewölben des Doms. Ein Kreuzzug reißt fort, Liebe und Arbeit holen heim. Ein Gelehrter macht Willigis’ Vermächtnis zur leisen Liturgie der Stadt. Immer wieder kehrt alles zurück zum Klang der Türen: Nicht mit Gold – mit Händen.
Für Leserinnen und Leser von atmosphärischem Mittelalter, Handwerkskunst und starken Figuren. Poetisch, sinnlich, präzise – ein Roman über Arbeit, Glaube, Familie und den Klang, der Städte zusammenhält.
Perfekt für alle, die Romane mit historischer Wucht lieben
Schlagworte: historischer Roman, Mainz, Mittelalter, Dom, Willigis, Bronzetüren, Handwerk, Familie, Rhein, Hoftag, Kreuzzug, Speyer, Friedrich II., Liebe, Glaube.
Perfekt für alle, die Romane mit historischer Wucht lieben.
Sehr gerne! Hier ist ein spoilerfreies Glossar für Teil 1 deines Romans „Katerina und der Bischof“ – mit den wichtigsten Personen, Orten und Begriffen, jeweils knapp und neutral erklärt, ohne spätere Entwicklungen oder Auflösungen zu verraten.
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Bathranor Books, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von
Alfred Bekker
© Roman by Author
© dieser Ausgabe 2025 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
Alle Rechte vorbehalten.
www.AlfredBekker.de
Folge auf Facebook:
https://www.facebook.com/alfred.bekker.758/
Folge auf Twitter:
https://twitter.com/BekkerAlfred
Zum Blog des Verlags!
Sei informiert über Neuerscheinungen und Hintergründe!
https://cassiopeia.press
Alles rund um Belletristik!
KaterinaEine junge Frau, die als Sklavin nach Mainz verschleppt wird. Mutig, klug und voller Überlebenswillen sucht sie ihren Platz in einer fremden Welt.
WilligisErzbischof von Mainz und Erzkanzler des Reiches. Ein machtbewusster, visionärer Kirchenmann, der den Bau des Doms und seiner Bronzetüren vorantreibt.
BerengerEin erfahrener Bronzegießer und Handwerksmeister. Er ist bekannt für sein Können und seine ruhige, bestimmte Art.
GerboldEin Straßenjunge, der sich als Gehilfe in Berengers Werkstatt bewährt und dort eine neue Heimat findet.
AffraEin Mädchen aus einer Handwerkerfamilie, neugierig und willensstark. Sie beobachtet die Welt der Erwachsenen mit wachen Augen.
AnnaAffras ältere Schwester, praktisch veranlagt und oft die Stimme der Vernunft.
HildegardBerengers Lebensgefährtin, eine Frau mit viel Herz und Geschick, die ihre Familie zusammenhält.
LudgerEin Frauenwirt in Mainz, der mit harter Hand über sein Haus herrscht und mit den Schattenseiten der Stadt vertraut ist.
MargretHebamme und Kräuterfrau, die vielen Frauen in der Stadt mit Rat und Tat zur Seite steht.
AntheniusEin wandernder Heiler mit geheimnisvoller Vergangenheit, der sich um die Kranken und Schwachen kümmert.
BardoEin Geistlicher und Vertrauter von Willigis, der den Dombau begleitet.
Der namenlose PredigerEin wortgewaltiger, kritischer Wanderprediger, der das Volk mit seinen Reden aufrüttelt.
Mainz (Moguntia)Eine bedeutende Stadt am Rhein, Handels- und Kirchenzentrum des Mittelalters. Ort großer Bauwerke, politischer Macht und sozialer Gegensätze.
Dom zu MainzDas monumentale Bauprojekt von Erzbischof Willigis – Symbol für Glauben, Macht und den Zusammenhalt der Stadt.
RheinDer große Strom, Lebensader und Handelsweg, der Mainz prägt und verbindet.
BischofshofDer Sitz des Erzbischofs, Zentrum von Macht, Verwaltung und Planung.
Werkhalle / GießereiDie Werkstatt von Berenger, in der die Bronzetüren entstehen – ein Ort harter Arbeit, Gemeinschaft und Kreativität.
Ludgers HausEin Haus am Rande der Stadt, in dem Katerina zunächst leben muss.
Haus am FlussKaterinas späterer Wohnort, ruhig gelegen, mit Blick auf den Rhein.
MarktplatzDreh- und Angelpunkt des städtischen Lebens – Ort für Handel, Nachrichten und Begegnungen.
BronzetürenPrächtige, kunstvoll gegossene Türen, die den Eingang des Doms schmücken sollen. Sie stehen für Fortschritt, Handwerkskunst und das Vermächtnis einer ganzen Stadt.
Gießer / GießereiHandwerker, die Metall – vor allem Bronze – schmelzen und in Formen gießen, um Kunstwerke und Gebrauchsgegenstände herzustellen.
SchwelleSymbol für Übergang, Neubeginn und Entscheidung; spielt im Roman eine zentrale Rolle als Bild für persönliche und gesellschaftliche Veränderungen.
RiegelEin Verschlussmechanismus an Türen, der im Roman mehrfach als Sinnbild für Sicherheit, Grenze und Entscheidung dient.
HandwerkDie Arbeit mit den Händen, Grundlage des städtischen Lebens und Identität vieler Figuren.
HoftagEin festlicher, politischer und gesellschaftlicher Höhepunkt im mittelalterlichen Reich, bei dem wichtige Entscheidungen getroffen werden.
KreuzzugReligiös motivierte Kriegszüge ins Heilige Land, die das Leben vieler Menschen beeinflussen.
TaufeDas christliche Sakrament der Aufnahme in die Gemeinschaft, spielt im Leben der Figuren eine wichtige Rolle.
InschriftEingravierte oder gegossene Schriftzüge auf den Bronzetüren, die für Nachwelt und Besucher eine Botschaft tragen.
Hinweis:Das Glossar kann für spätere Bände ergänzt werden.Wenn du möchtest, kann ich die Liste noch um weitere Nebenfiguren, Handwerksbegriffe oder regionale Besonderheiten erweitern! Sag einfach Bescheid.
Als der Nebel vom Fluss her einschlich und die Planken der Anlegeplätze mit kaltem Hauch benetzte, lag Mainz wie eine dunkle, atmende Kreatur am Wasser. Aus dem Osten trug der Rhein das Rufen der Nachtwächter, das Klirren von Eisen an Holz und das langsame Schmatzen nasser Taue. In den wenigen erleuchteten Fenstern über den Gassen flackerte der Schein kleiner Leuchtfeuer, und dort, wo die Uferrampe zum Markt hin anstieg, stauten sich Schatten.
Sie hieß Katerina und war siebzehn Jahre alt. Man hatte sie gebunden und in den Bauch eines flachen Flussbootes geworfen, zusammen mit anderen, deren Sprache sie kannte und die dennoch in den Wochen der Fahrt zu einer fahlen Menge stummer Gesichter verschwommen waren. Als sie die Rampe hinaufgeführt wurde, brannte der Tau wie Messer an ihren nackten Füßen. Männer in grobem Wolltuch, manche mit schlichten Helmen, andere mit Kapuzen aus Fell, standen herum und starrten sie an, als sei sie etwas, das von der Strömung angespült worden war und das man nun auf seine Brauchbarkeit prüfte.
Der Mann, der auf sie deutete, war dick und hatte ein Gesicht, das vor Wohlleben glänzte. Sein Name war Ludger, doch hier, in den Gassen, nannte man ihn Frauenwirt. Er trug einen Mantel aus dunkelgrünem Loden, die Kapuze hing ihm wie ein Tierfell im Nacken. An seinem Gürtel klapperten Münzen, und wenn er lachte, tat er dies ohne Zähne zu zeigen.
„Die da“, sagte er und strich mit einem Finger an Katerinas Wange entlang, „hat Augen wie Nachtwasser. Sie wird hohe Preise bringen.“
Katerina verstand nicht viel von dem, was die Männer sagten. Ihre Sprache war das Singen ihrer Mutter gewesen, das Plätschern von Kähnen auf dem Peenekanal, das Pfeifen des Windes durch hafener Pelzmäntel. Hier klang alles kantig, wie schlampig gehauene Steine. Doch sie begriff, dass Ludger den Mann bezahlte, der das Boot gebracht hatte, und dass dieser Mann nicht noch einmal zu ihr sah, als er die Münzen zählte. Später, als man genau das Lederband an ihren Handgelenken löste, das sie seit Wochen gescheuert hatte, spürte sie ein Kribbeln, als erwache der Teil in ihr, der vergessen wollte. Sie hob die Hände, sah die roten Striemen, und der Geruch von Fisch, Menschen und feuchter Wolle drehte ihr den Magen um.
Mainz, dachte sie, ohne das Wort zu kennen. Die Leute nannten es Moguntia. Es roch nach nasser Erde, nach Rauch, nach der nahen Gerberei, deren Schmutzwasser im Gras am Ufer stand und die Wölbungen des Himmels grau einfärbte. Auf der Höhe, über dem Gewirr der Gassen, stand ein Holzgerüst, das in den Himmel griff wie das Gerippe eines erlegten Riesen. Dort sollte der große Dom entstehen, sagten die Männer vom Boot. Dort, wo der Bischof den Himmel zu fassen suchte.
Sie führte Ludger in sein Haus, das sich an eine schmale Gasse schmiegte, in der die Luft nie ganz trocken wurde. Frauen standen im Halbdunkel, ihre Schultern mit Tüchern verhüllt. Einige hatten frische Striemen auf Armen und Hals. Eine Alte brachte Katerina einen Becher mit heißem, bitterem Aufguss, der nach Kräutern roch und Zunge und Kehle brannte. Als sie den Becher hob, sah sie sich in den dumpfen Spiegeln aus geschliffenem Metall, die an den Balken hingen, wie in Teichwasser. Ihr Gesicht war schmal, die hohe Stirn von einem Strauch hellen Haares umrahmt, den man ihr später zubinden würde. Sie sah fremd aus, fremd wie die Sprache, die sie nun lernen sollte. Ludger klopfte ihr die Schulter, als sei sie ein Tier, dessen Fell man prüfen musste. Was er später an ihr prüfte, tat er mit der Erfahrung eines Mannes, der seit Jahren verkaufte und benutzte, was er kaufen und benutzen konnte.
Während Katerina in Ludgers Haus den ersten Tag in Mainz verbrachte, stand ein Mann in der Kälte des Morgens auf dem Hügel, wo Pfosten in die Erde gerammt, Stricke geknotet und Schnüre gespannt waren. Willigis, Erzbischof und Erzkanzler, zog den Handschuh aus und legte die Handfläche auf die raue Struktur des Holzgerüstes, als wollte er prüfen, ob es atmete. In seinem Rücken standen zwei Geistliche, Bardo, der damals noch nicht wusste, dass er einmal den Bau vollenden würde, und ein Notarius mit roten, vom Wind entzündeten Fingern, die die langen Wachstafeln hielten.
„Sie werden sagen, ich sei vermessen“, sagte Willigis, und der Wind nahm ihm den Rest der Worte von den Lippen, trug sie über die provisorischen Ziegelhaufen, über die Handkarren voller Kalk und das Feld, wo man gebrannten Stein in Reihen gelegt hatte. „Sie werden sagen, ein Bischof soll beten und nicht bauen. Aber Gott braucht keine kleinen Häuser.“
Bardo schwieg, wie man schweigt, wenn man dem Höheren Gestade gibt, seine Gedanken auszusprechen. Willigis lächelte schmal. Er hatte tief liegende Augen, in denen sich entschiedene Wachsamkeit und Müdigkeit mischten. Seine Hände, obgleich sie liturgische Gefäße trugen und Segenszeichen ausführten, hatten im Laufe eines langen Lebens ebenso viele Papiere gerollt und Siegel gebrochen, wie sie Wangen gestreichelt hatten.
„Aachen verweigert mir die Kanzel“, fuhr er fort. „Sie sagen, der Papst habe die Messe für mich verboten. Sie fürchten sich vor einem Mann, der nicht in den Schatten tritt. Wenn sie mir Aachen verwehren, bauen wir Aachen hierher. Größer. Schwerer im Wurf, weiter im Klang. Eine Kirche, die Könige krönen kann. Unser Haus des Herrn wird das Haus der Reichskrone.“
Bardo senkte den Blick. Der Wind trug den Ruf eines Marktschreiers herauf, der Fluss roch nach Metall.
„Und die Türen?“ fragte der Notarius, der seinen Mantel fester um die Schultern zog. „Ihr hattet gesagt, die Türen sollen künden.“
Willigis nickte, streifte mit dem linken Daumen über die Linie der Gerüststange, als streiche er eine Idee glatt.
„Bronze“, sagte er. „Nicht Holz, das fault und splittert. Keine verzierten Riegel, die rissig werden. Bronze, wie sie Karl sah und begehrte. Etwas, das nicht der Wurm frisst. Etwas, das singt, wenn man es berührt. Ich will, dass der, der hereinkommt, hört, dass er in einen anderen Raum tritt. Ich will, dass die Tür selbst predigt.“
„Es gibt nicht viele, die so etwas gießen können“, murmelte Bardo. „Ihr kennt die Handwerker. Viele schmelzen Kessel, Glocken vielleicht. Aber eine Tür...“
„Ich kenne einen“, sagte Willigis. „Berenger. Man sprach seinen Namen im Norden, als ich durch die Diözesen ritt. Er hat Hände, die Metall zur Ruhe bringen. Holt ihn. Holt ihn her.“
Am Nachmittag desselben Tages, nachdem Katerinas Kopf schwer war von den Sätzen, die Ludger ihr beibrachte – du sagst, du lächelst, du schweigst, wenn er kommt –, schob ein Wagenrad Schlamm an die Seiten der Hauptstraße, und ein Mann stieg vom Bock. Er war nicht groß, doch trug er sich wie einer, der sein Gewicht kannte. Ein Bart, der in der Mitte hell war, dunkelte zum Kinn hin nach; in der linken Hand hielt er das Maß seiner Welt: ein Bündel aus Holzzirkeln, Schnüren, einem Griffel aus Knochen, der vom Greifen glatt und dunkel geworden war.
„Ich suche das Haus des Bischofs“, sagte er zu einem Knaben, der in zerrissener Kleidung an der Ecke stand und eine Speckschwarte knabberte, die er offenkundig irgendwo gestohlen hatte. Der Knabe nickte, wischte sich mit dem Handrücken den Mund, und seine Augen leuchteten, als er das Pferd sah.
„Für einen Groschen führe ich Euch“, sagte er.
„Für einen Halben“, antwortete der Mann, und weil der Knabe schnell begriff, dass ein halber Groschen besser war als gar keiner, lief er vor, die Gassen geübt durchmessend, den Blick immer wieder auf den Mann mit den schweren Schuhen und den breiten, über die Knie gehenden Mantel gerichtet.
Er hieß Berenger. Und als er durch das Tor des Bischofshofes trat – ein Tor aus Holz, das dennoch so fest gebunden war, dass es wenig nachgab –, spürte er das alte, vertraute Kribbeln in den Fingerspitzen. Dort drinnen, wusste er, würde einem Mann, der aus Erz Geschichten machte, nicht nur zugehört, sondern er würde begehrt. Der Hof roch nach Wachs, nach Tinte, nach angefeuchtetem Sand über Schrift und nach dem Fett aus den Küchen der Domherren.
Willigis empfing ihn nicht im großen Saal, sondern in einem Raum, dessen Fenster sich boten wie aufgerissene Augen zur Baustelle hin. Auf dem Tisch lag ein ausgebreiteter Plan aus Pergament, kaum mehr als Linien und Zeichen, deren Bedeutung einem, der Mauern nicht in der Sprache des Geistes sah, verschlossen blieb.
„Meister Berenger“, sagte Willigis, ergriff seine Hand, die schwer und warm war, und hielt sie einen Herzschlag lang fest. „Man erzählte mir von Euch. Man erzählte mir, Ihr hättet Glocken gegossen, die so klar seien, dass Fische im Fluss sich zu ihnen kehrten.“
Berenger lächelte. „Fische sind eitle Tiere, Herr. Sie wenden sich allem zu, was ihnen vorkommt wie Wasser.“
„Eine Tür ist ein anderes Wesen“, fuhr Willigis fort, ohne auf den Scherz einzugehen. „Sie hält und lädt. Sie sagt nein, und sie sagt ja. Ich will, dass meine Türen beides können, und das sauber, ohne prahlerische Handschrift. Ihr sollt sie gießen.“
Berenger trat zum Tisch. Sein Blick glitt über die Zeichnung, blieb an der Linie hängen, die die Westfront widerspiegelte. Er sah, wie weit der Bischof dachte. Nicht nur ein Haus Gottes, sondern ein Gesetz. Er stellte Fragen, nicht aus Höflichkeit, sondern weil seine Hand bereits die Rillen im Wachs spürte, die er ziehen würde. Maße, Legierung, Relief, Inschrift. Willigis sprach geduldig, seine Finger fuhren über die Linien, als seien sie eine Landkarte seines Willens. Er sprach von Karl und Aachen, von Rom, vom Klang der Reichskrone, als sei sie eine Glocke, die in Mainz gegossen und in der Pfalz geläutet werden sollte.
„Und die Inschrift?“ fragte Berenger schließlich.
Willigis sah ihn an, und ein hartes, fernes Lächeln zuckte um seinen Mund.
„Man soll lesen, dass es seit Karl solche Arbeit hier nicht mehr gab“, sagte er. „Man soll wissen, dass Mainz nicht nur hört, sondern spricht.“
Als Berenger den Hof verließ, schob sich der Abend in die Stadt, und zwischen den engen Häusern, die sich gegenseitig das Licht stahlen, standen Menschen auf Fässern und Kisten. Ein Mann mit schmaler Brust und den Augen eines, der zu lange gefastet hatte, predigte. Er war in dunklen Stoff gehüllt, der an Armen und Ellenbogen dünn geworden war, als hätte er die Stelle, an der er seinen Leib mit Worten erwärmte, bereits abgerieben. Seine Stimme schnitt die Luft in Scheiben.
„Weltliches Blendwerk“, rief er. „Ein Bau nur, um Kronen zu krönen, nicht, um Gott zu loben. Der Herr sieht eure Steine nicht, wenn eure Herzen aus Erz sind. Und wer sich dem Fleisch ergibt, dessen Werk wird verbrannt.“
Die Leute nickten, manche spuckten aus, manche kreuzten die Finger, und manche, die Ludgers Haus kannten, lachten in den Mantel. Katerina sah den Prediger nicht. Sie saß in einem kleinen Raum, in dem man das Licht sorgfältig vor der Gasse verborgen hielt, und hielt eine Feder in der Hand, die ihr wie ein lebendiges Tier vorkam. Der Tintenstrich geriet, wie er wollte, nicht wie sie wollte. Die Frau, die neben ihr saß, war eine von Ludgers älteren, mit einem Mund, der es müde war zu lächeln, und zwei Händen, die schrieben, ohne hinzusehen.
„Das ist ein A“, sagte die Frau. „Wie dein Atem, wenn du schläfst.“ Sie zeichnete einen Bauch und eine Stange. „Und dies ist ein N. Es steht für nein, aber man kann es für Namen nehmen.“
„Wozu?“ fragte Katerina leise, die Zunge zwischen den Zähnen, als könnte sie dadurch den Strich halten.
„Manchmal“, sagte die Frau, „schreiben die Leute auf, was sie nicht sagen können, ohne dass es jemand anders hört. Ein Mann, der nicht sprechen darf, weil er etwas ist, das er nicht sein darf, der schreibt vielleicht. Und eine, die er hält, ohne sie halten zu dürfen, die liest dann die Zeichen, die er setzt. Zu ihrem Schutz, zu seinem. Oder einfach, damit sie weiß, dass er es war.“
Die Tür öffnete sich, leise wie ein Segeln im Wind. Ludger trat ein, sein Gesicht rot vom Zorn oder vom Wein.
„Heute Nacht kommt einer, der dich sehen will“, sagte er zu Katerina. „Halt dich sauber, halt dich still, und halt den Mund. Wenn du lächelst, dann so, dass er sich erinnert. Wenn du weinst, dann so, dass er zahlen will.“
Katerina nickte, weil sie gelernt hatte, dass Nicken die Nacht verkürzt. Als Ludger gegangen war, sah die Frau sie an, mit einem Blick, der durch die Jahre ging wie durch dichte Stoffe.
„Manche Männer“, sagte sie, „tragen Schwarz und rote Schuhe. Sie glauben, es verberge sie. Aber die Farben schreien. Wenn einer kommt, der so schreit, dann atme leise.“
Der Mann, der in dieser Nacht ins Haus kam, war groß. Nicht mehr jung. Seine Hände waren gepflegt, nicht weich, und seine Augen hielten sie einen Moment fest, bevor sie zitternd den Blick senkte. Sein Mantel war dunkel, und das Wappen, das die Brosche an seiner Schulter verriet, sah sie nur als Glanz. Die Luft kippte einen Moment um in dem kleinen Raum. Er setzte sich nicht wie einer, der eilt, sondern wie einer, der sich erlaubt, nicht zu eilen. Als sie neben ihm kniete, hob er eine Hand und berührte ihr Haar, als sei es ein Text, dessen ersten Zeile er erprobte.