Kaylee - Jasmin Timm - E-Book

Kaylee E-Book

Jasmin Timm

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Beschreibung

Kaylee Dies ist die Geschichte von Kaylee Moretti. Als Escort Girl zu arbeiten war sicherlich nicht ihr Lebenstraum, aber sie muss das Beste daraus machen, um ihr eigenes Leben und vor allem das ihrer beiden Kinder zu sichern. Nach dem Tod ihres Mannes steht sie ohne einen Cent da und hat zudem dessen Familie, einen der berüchtigten Mafia-Klans in Denvers, im Nacken, die ihr die Kinder wegnehmen möchten. Doch solange sie unter dem Schutz ihres eigenen Klans steht, sind sie sicher. Denn auch ihr Klan – die Morettis – sind Mafia. Doch Schutz ist relativ, er wird nur gewährt, solange sie in Tony Morettis Agentur für Escort Girls arbeitet – der Black Moon. Und so findet sie sich an einem verhängnisvollen Samstagabend bei einem Kunden ein, der sie voller negativer Emotionen empfängt, Wut und Zorn brodeln in ihm, obwohl sie ihn doch noch gar nicht kennt. Denn solch einen tollen Mann hätte sie nie vergessen. Dexter Murdoch verkörpert ab dem ersten Moment alles, wovor sie sich fürchtete, als sie mit dem Escort Service anfing: zu viel Geld, zu viel Macht, zu viel schlecht gelaunter, gutaussehender Macho. Kann sie ihn milde stimmen, gnädig und freundlich? Kommt sie unbeschadet aus der Sache raus? Und damit ist nicht nur ihr Körper gemeint, denn der sexy, reiche Fremde, der da vor ihr sitzt, schafft es im Handumdrehen all ihre neue Professionalität wegzuwischen und ihr Herz zu berühren. Und das kann nicht gut sein, wenn man als Escort Lady arbeitet… Dexter Dexter Murdoch, ein angesehener Geologe, der sich auf die Glaziologie – die Erforschung der Gletscher weltweit – spezialisiert hat, wird von seiner Mutter aufgefordert, ein Escort Girl zu überprüfen, das eine seltsame, extrem teure Beziehung zu seinem Großvater Theodor hat. Ein kleines Luxusweibchen soll sich ausgerechnet seinen gebildeten, zurückhaltenden, gemütlichen Grandpa als ‚Sugar Daddy‘ ausgesucht haben? Nun, seit seiner Trennung von seiner Ex sucht er ein Ventil für sexuellen Frust und den Zorn auf die oberflächlichen, materiell gierigen Frauen dieser Welt. Da kommt ihm dieser Auftrag, diese genaue Untersuchung des Escort Girls gerade recht. Doch schon der erste Eindruck der jungen Frau bringt ihn aus dem Konzept, denn sie passt so gar nicht zu dem Bild der geldhungrigen, oberflächlichen billigen Schlampe, das seine Mutter ihm vorgezeichnet hat. Doch wenn sie wirklich so natürlich und ‚unschuldig‘ ist, wie sie sich gibt – wohin verschwindet dann Theodors Geld?

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Veröffentlichungsjahr: 2020

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Inhaltsverzeichnis

Über das Buch

Über die Autorin

Impressum

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Epilog

Impressum

Jasmin Timm

Black Moon Agentur

Band 1

Kaylee

Über das Buch

Kaylee

Dies ist die Geschichte von Kaylee Moretti. Als Escort Girl zu arbeiten war sicherlich nicht ihr Lebenstraum, aber sie muss das Beste daraus machen, um ihr eigenes Leben und vor allem das ihrer beiden Kinder zu sichern. Nach dem Tod ihres Mannes steht sie ohne einen Cent da und hat zudem dessen Familie, einen der berüchtigten Mafia-Klans in Denvers, im Nacken, die ihr die Kinder wegnehmen möchten. Doch solange sie unter dem Schutz ihres eigenen Klans steht, sind sie sicher. Denn auch ihr Klan – die Morettis – sind Mafia. Doch Schutz ist relativ, er wird nur gewährt, solange sie in Tony Morettis Agentur für Escort Girls arbeitet – der Black Moon.

Und so findet sie sich an einem verhängnisvollen Samstagabend bei einem Kunden ein, der sie voller negativer Emotionen empfängt, Wut und Zorn brodeln in ihm, obwohl sie ihn doch noch gar nicht kennt. Denn solch einen tollen Mann hätte sie nie vergessen.

Dexter Murdoch verkörpert ab dem ersten Moment alles, wovor sie sich fürchtete, als sie mit dem Escort Service anfing: zu viel Geld, zu viel Macht, zu viel schlecht gelaunter, gutaussehender Macho.

Kann sie ihn milde stimmen, gnädig und freundlich? Kommt sie unbeschadet aus der Sache raus? Und damit ist nicht nur ihr Körper gemeint, denn der sexy, reiche Fremde, der da vor ihr sitzt, schafft es im Handumdrehen all ihre neue Professionalität wegzuwischen und ihr Herz zu berühren. Und das kann nicht gut sein, wenn man als Escort Lady arbeitet…

Dexter

Dexter Murdoch, ein angesehener Geologe, der sich auf die Glaziologie – die Erforschung der Gletscher weltweit – spezialisiert hat, wird von seiner Mutter aufgefordert, ein Escort Girl zu überprüfen, das eine seltsame, extrem teure Beziehung zu seinem Großvater Theodor hat. Ein kleines Luxusweibchen soll sich ausgerechnet seinen gebildeten, zurückhaltenden, gemütlichen Grandpa als ‚Sugar Daddy‘ ausgesucht haben? Nun, seit seiner Trennung von seiner Ex sucht er ein Ventil für sexuellen Frust und den Zorn auf die oberflächlichen, materiell gierigen Frauen dieser Welt. Da kommt ihm dieser Auftrag, diese genaue Untersuchung des Escort Girls gerade recht. Doch schon der erste Eindruck der jungen Frau bringt ihn aus dem Konzept, denn sie passt so gar nicht zu dem Bild der geldhungrigen, oberflächlichen billigen Schlampe, das seine Mutter ihm vorgezeichnet hat. Doch wenn sie wirklich so natürlich und ‚unschuldig‘ ist, wie sie sich gibt – wohin verschwindet dann Theodors Geld?

Je näher er sich mit Kaylee beschäftigt, je genauer er sie kennen lernt, desto tiefer verstrickt sich sein Herz in eine Angelegenheit, die doch nur eine kurzweilige Untersuchung im Auftrag seiner Mutter hätte bleiben sollen.

Über die Autorin

Mein Name ist Jasmin Timm und ich lebe im wunderschönen Harz inmitten der Natur zusammen mit meinem Mann und zwei Hunden. Seit die Kinder aus dem Haus sind und in alle Teile Deutschlands verstreut leben, bleibt viel freie Zeit für Hobbys. Ich liebe es, mit dem E-Bike durch den wilden Nationalpark Harz zu fahren, Pilze zu sammeln oder Geocaching. Aber auch Handarbeiten wie Stricken gehört dazu, am liebsten mit selbst auf dem Spinnrad hergestellter Wolle. Und es bleibt noch genug Zeit für viele aufregende Geschichten aus meiner Fantasie.

Ich danke meinem Mann für seine Unterstützung, seine unendliche Geduld und humorvolle Nachsichtigkeit.

Ich danke unserer Tochter Aileen Timm für die Silhouette Kaylees und meiner Freundin Alex Giehler für das langwierige Basteln des Titelbildes.

Impressum

Impressum

Herausgegeben Januar 2020

Copyright by Jasmin Timm:

[email protected]

Tolino Selfpublisher

Text des Buches: Jasmin Timm

Cover von Alex Giehler und Aileen Timm

Prolog

Toni Morettis Black Moon Agentur – ein schöner Name für eine Escort Agentur. Und in der Tat: mein Name ist Tony und ich komme aus Denver. Okay, offiziell heiße ich Antonio Moretti und ja: ich bin italienischer Abstammung. Auch wenn meine Familie sich schon seit über 150 Jahren auf amerikanischem Boden aufhält, lassen sich die Wurzeln nicht verleugnen. Vor allem, da ich zur Mafia gehöre. Nein, ich habe nichts mit illegalen Drogen zu tun, Waffengeschäften oder Mord. Nein, das erledigen andere in der Familie. Meine älteren Brüder, allen voran Benedetto, haben die Leitung der Familiengeschäfte an sich gerissen und unter sich aufgeteilt. Zum Glück habe ich damit nichts zu tun, denn mein Geschäft ist sauber. Lukrativ, aber gesetzeskonform. Vielleicht – nun ja, ich gebe es ja zu – ein wenig neben der gesellschaftlichen Norm, aber…

Mir gehört die

Black Moon Agentur

Das Black Moon ist einer der besten, teuersten, luxuriösesten Escort-Services im mittleren Westen. Mit kleinen Dependancen in New York City und Los Angeles. Aber mein Hauptgeschäft ist hier in Denver, meiner heißgeliebten Heimatstadt. Hier spielen sich genug Geschichten und Dramen ab, um ganze Bücher zu füllen. Meine Ladys – und Jungs – sind erstklassig, schön, gebildet und auf aller höchstem Niveau.

Doch ich bin, wie gesagt, ein Mafioso. Und deshalb habe ich ein sehr spezielles Auge auf meine Ladys. Unser Haus steht für Sicherheit und Luxus. Keine meiner Damen wird hier je zu Schaden kommen. Dafür bürge ich mit meinem guten Namen.

Und seit ein paar der anderen Mafiosi hier in der Stadt verrücktspielen und alles auf einen Krieg der Klans hinausläuft, sind immer mehr junge Damen aus den verschiedenen Familien dazu gekommen, um in der Sicherheit meiner Agentur eine Arbeit zu finden.

Im Grunde ist es ja nichts Neues. Der Krieg, den die de Sanctis gegen uns Moretti führen, existiert seit der Gründung der Stadt Denver im Jahre 1861. Beide Klans Seite an Seite. Wir waren zusammen mit dem Goldrausch hier, haben die Stadt aufgebaut, und nach dem verheerenden Feuer 1863 erneut aufgebaut. Wir hatten die Stadt unter unseren beiden Klans aufgeteilt. Alle waren mehr oder minder zufrieden. Die Geschäfte liefen gut, an den großen anderen amerikanischen Familien vorbei, auf grauen Pfaden und erst seit mein Bruder Benedetto die Macht an sich gerissen hat, geht es bergab. Oder – wie einige Kriegstreiber meinen – bergauf.

Ich für meinen Teil habe nur den Schutz meiner Damen im Sinn. Die Ladys, die für mich arbeiten, gehören alle zum einen oder anderen Klan und sind damit praktisch Familie.

Jede meiner Ladys ist eine Schönheit, jede ist besonders, bezaubernd, voller Charme und Witz und jede eine Prinzessin für mich.

Hier sind ihre Geschichten.

Band 1

Kaylee

Kapitel 1

Nächtliche Schatten umhüllten das Hochhaus. Dunkelheit vor den riesigen Fenstern der Hotelsuite, Düsternis in seinem Herzen. Glitzernde Lichter der umtriebigen Stadt. Funkelnd voller Vorfreude auf diesen Samstagabend, schienen sie gute Laune verbreiten zu wollen. Doch nur wenig ihrer positiven Stimmung war hier oben zu spüren, die gemietete Hotelsuite verbreitete eine sterile Atmosphäre. Die spätsommerliche Wärme wich langsam einer nur wenig kühleren Abendluft. Perfektes Wetter zum Ausgehen und Tanzen. Überall dort unten machten sich hübsche Girls und feierlustige Männer allein und in Grüppchen auf den Weg, das Wochenende zu genießen. Hier oben, weit über den von Lachen erfüllten Straßen, saß ein einsamer Mann, allein mit seinen finsteren Gedanken.

Das Escort Girl wurde angemeldet und Dex ließ sich tiefer in seinen Drehstuhl hinter dem Schreibtisch sinken. Sein Hass schwoll an und er wollte nicht, dass das Mädchen sofort erkannte, dass etwas nicht stimmte. Ein zynisches Lächeln legte sich auf seine Lippen, gut versteckt hinter einem freundlichen Gesicht. Naja, das glaubte er zumindest. Doch als die junge Frau jetzt flott um die Ecke bog und in sein Arbeitszimmer hereinschneite, waren beide geschockt.

Sie war so ganz anders, als er es sich vorgestellt hatte. Sie entsprach in keinster Weise seinen Erwartungen. Und prompt wurde seine Miene grimmig. Die Wut gewann die Oberhand.

Atemlos stürmte sie in den Raum, ein glückliches Lachen im Gesicht. „Hi Theodor, entschuldige, dass ich zu spät…“ Sie erstarrte mitten im Schritt, taumelte, fing sich und ihre Klappe fiel herunter. Buchstäblich, ihr Mund stand offen, mitten im Satz eingefroren. Wow. Das war nicht Theodor. Niemals.

Atemlose Stille in ihrem Kopf.

Ein Traummann in dunklem Anzug, bildschön, sexy, voll angespannter Energie. Und der Typ saß da mit einem teuflischen Lächeln, als hätte er gerade seine Beute in die Falle gelockt.

Vorsichtig atmete sie aus, sammelte sich, sammelte gleichzeitig alle Informationen, derer sie habhaft werden konnte. Der Mann war über Dreißig, aber unter Vierzig, gut aussehend, reich, gepflegt. Muskeln, die auf regelmäßiges Training schließen ließen, Dreitagebart und die dunkelblonden Locken zu einem losen, langen Zopf gebunden. Eiskalte, blaugraue Augen starrten sie an. Wütend. Oh, extrem wütend. Okay. Also noch einmal von vorn. Ganz langsam. Sie atmete tief durch und – platzte mit dem Ersten heraus, was ihr einfiel.

„Sie sind nicht Theodor!“

Er grinste. Breit und arrogant. Siegessicher. Nickte dann. „Das ist wohl offensichtlich. Ich bin nicht Theodor. Ich habe Dich für heute Nacht gebucht. Die ganze Nacht. Für alles.“ Die letzten beiden Sätze hatten einen süffisanten, mehrdeutigen Unterton. Oh, oh, das klang gar nicht gut. Kaylee zückte ihr Handy. Da musste doch ein Irrtum vorliegen. Die Hoffnung starb innerhalb weniger Sekunden.

„Tony, hier ist Kaylee. Ich dachte, Theodor hätte mich heute gebucht. Aber da ist ein… straniero…“ „Ciao bella, tut mir Leid, Theodor kann heute nicht und dieser ‚Fremde‘ hat Dich an seiner statt gebucht. Das ist schon in Ordnung, das ist safe. Du hast mein Wort! Er hat doppelte Gage geboten und Dich für die ganze Nacht gebucht, für alles. Das geht doch klar, oder? Kriegst Du das doch hin, piccolina?“

Tonys drohender Unterton ließ sie hart schlucken, sie wurde blass und ihr Puls stieg. Verdammt, hätte er sie nicht vorwarnen können? Sie schaffte es nicht, ihre Miene zu beherrschen, sie wollte es so gerne, aber die plötzlich aufwallende Angst, ja Panik, blieb ihrem fremden Kunden wohl nicht verborgen. Er hatte sie auf dem falschen Fuß erwischt. Sie hatte sich zu sicher gefühlt.

Dex verstand nicht, warum sie nicht einfach ablehnte, wenn sie solche Bedenken hatte. Offenbar war sie auf diesen Job stärker angewiesen, als er es sich vorstellen konnte. Und genauso offensichtlich war sie nicht glücklich, so wie der Abend verlief. Nun, es war ja auch nicht geplant, sie heute Nacht glücklich zu machen. Auch wenn das nicht einmal Tony ahnte. Aber sie gab nach. Sie zögerte nicht lange. Einen Rückzieher zu machen hieße Tonys Schutz zu verlieren, den Schutz der Familie. Und das konnte sie sich nicht leisten. Das durfte sie nicht riskieren. Ihr blieb einfach keine andere Wahl. Oh, jetzt war Improvisation gefragt. Mit leisen Worten gab sie ihr Einverständnis, ihre Augen fixierten den grimmig blickenden Mann hinter dem Schreibtisch und in ihrem Kopf überschlugen sich die Möglichkeiten. Verdammt, alle waren suboptimal. Sie musste schon wieder einen Gefallen erbetteln und das widersprach ihrer Natur. Sie seufzte tief. Jetzt musste sie erst einmal die Fronten abklären.

„Sir, Sie haben mich für die ganze Nacht gebucht? Was heißt das denn in ihren Augen. Ich muss ein paar Dinge organisieren, wenn ich über Nacht fort bin. Theodor bucht mich immer nur für drei bis vier Stunden und dann lässt er mich gehen. Wann genau endet diese Nacht?“ „Oh, morgen früh irgendwann. Das werden wir dann sehen. Entspann Dich, ich hab teuer dafür gezahlt, dass Du mir in dieser Nacht gehörst. Was Du morgen machst, ist mir scheißegal.“

Seine groben Worte ließen sie zusammenzucken. Dex sah, wie die junge Frau noch blasser wurde und vor ihm zurück wich. Verdammt, er musste sich mehr zusammenreißen. Jetzt sofort mit der Tür ins Haus zu fallen war eine miese Taktik. Er sollte sie erst in Sicherheit wiegen, bevor er sie in die Ecke drängte. Bilder quollen in seinem Hirn hoch, solche, die ihm seine Mutter eingeflüstert hatte. Er sah die junge Frau in Jeans und T-Shirt vor sich, aber seine Fantasie malte Bilder vom Sex – in allen möglichen Stellungen und Graden der Nacktheit – Sex mit Theodor… oder einem anderen Kunden. Sein Zorn stieg ins Unermessliche. Und sie sah seine Wut, aber sie interpretierte sie falsch. Kaylee glaubte, er wäre unzufrieden mit ihr, da sie sicher gehen wollte, wie groß der Gefallen sein musste, den sie von Zoe erbat.

„Okay, Sir, das ist schon irgendwie… okay. Aber ich muss es genauer wissen, damit ich mein Leben darum herum organisieren kann. Bitte, es ist wichtig, Sir.“ Sie kaute auf ihrer sexy Unterlippe herum, das Handy in der Hand und sah ihn mit bettelndem Blick an. Er schnaubte. Was wollte die Frau? Zeit schinden? Das brachte doch nichts, diese Nacht gehörte sie ihm. Ohne Ausweg. Aber er warf ihr dennoch einen Brocken hin. Sie sollte ja schließlich nicht misstrauisch werden.

„Also gut, definieren wir ‚morgen früh‘ als 10:00 Uhr. Ich finde, das ist früh genug.“ Sie nickte eifrig, lächelte ihn kurz an. Ein glückliches Lächeln, das einen direkten Draht zu seinen Lenden hatte. Wow, wie sie strahlen konnte… so wie vorhin, als sie noch Theodor erwartet hatte. Das Lächeln war echt gewesen, glücklich und voller Zuneigung. Warum fühlte sich das so schrecklich an, zu wissen, dass sie sich auf Theodor gefreut hatte? Eifersucht konnte es ja nicht sein. Dann telefonierte sie schon wieder. Dieses Mal auf Italienisch, und so schnell, dass er mit seinem kleinen Wortschatz total aufgeschmissen war. Als sie die Antwort hörte, huschte kurz Erleichterung über ihr Gesicht. Ihr Körper nahm etwas mehr Haltung an und sie schien sich auf ihre Rolle zu besinnen. Ein Escort Girl der Luxusklasse.

Als sie auflegte, begann sie sich zu wandeln.

Dexter starrte sie immer noch ein wenig fassungslos an. Diese… Nutte war mit Theodor verabredet und tauchte hier im Hotel zehn Minuten zu spät auf.In Jeans und T-Shirt? Mit Turnschuhen an den Füssen und einem Rucksack auf dem Rücken? Die schulterlange dunkle Mähne war verwuschelt und sie war ungeschminkt. So hatte er sich die kleine Schlampe nicht vorgestellt, die seine Mutter prophezeit hatte. Hier stimmte doch etwas nicht. Ganz entschieden nicht.

Kapitel 2

Kaylee richtete sich auf. Sie war groß, hatte aber den leisen Verdacht, dass der Mann dort im Sessel sie um einiges überragen würde. Ihre körperlichen Vorzüge hatten ein bisschen gelitten in den letzten Jahren, aber mit knapp Mitte Zwanzig war sie noch jung genug, um als attraktiv zu gelten. Ihre kurvigen Formen hatten ihr schon manche Buchung eingebracht. Ihr Bild im Katalog der Black Moon Internet Seite war nicht geschönt, doch in ihrem lässigen Aufzug machte sie nicht viel her, das wusste sie. Verdammt, Tony hätte sie vorwarnen sollen. Es war lange her, dass sie die Samstag-Abende nicht mit Theodor verbrachte. Es hatte sie in trügerische Sicherheit gewiegt.

Doch sie war nicht ganz unvorbereitet, denn selbst der freundliche alte Mann hatte sie hin und wieder ausgeführt, zum Essen oder in eine Bar, um ein wenig auf andere Gedanken zu kommen. Also hatte sie alles dabei, um sich aufzubrezeln. Und das musste sie jetzt wohl auch. Schleunigst.

„Also, was haben Sie denn heute noch vor, Sir? Gehen wir weg, oder bleiben wir hier in der Suite? Theodor bleibt gerne im Hotel, aber ich habe andere Sachen dabei, falls Sie auszugehen wünschen, Sir.“

Soso, Theodor blieb also lieber hier. Na, das würden sie dann ganz sicher heute nicht tun. Er wollte dieses Escort-Girl so gestylt sehen, wie es sich für die Agentur gehörte, so wie sie auf den Bildern im Internet aussah. Die Black Moon Agentur hatte einen exzellenten Ruf.

„Wir gehen in eine Bar. Ich bin hier in der Stadt fremd, also wirst Du eine raussuchen. Klein, nicht so im Mittelpunkt, aber mit etwas leckerem zu Essen. Ich hab schon zu Abend gespeist, aber da ist noch Platz. Und zieh Dich verführerisch an. Du hast zehn Minuten. Da hinten ist das Bad.“ Er deutete vage in die passende Richtung und Kaylee beeilte sich, seinen Wünschen nachzukommen. Dieser Abend hatte eine katastrophale Wendung genommen. Sie musste vor den Augen des Mannes bestehen, sie musste den Job behalten und vor allem durchziehen, sonst war es mit Tony echt vorbei. Und er war ihre einzige Sicherheit, die letzte Leine vor dem freien Fall ins Nichts. Okay. Inzwischen eher ein Bindfaden, als eine Leine und sie sollte diesen Faden unter gar keinen Umständen mehr belasten, als unbedingt nötig. Sie würde ein hinreißendes Escort-Girl sein. Das konnte sie. Das hatte sie schon früher hingekriegt. Auch wenn es jetzt noch so überraschend kam.

Das enge, dunkelbraune Jersey-Kleid schmiegte sich wie eine zweite Haut an ihre Kurven. Die eingearbeiteten, unsichtbaren Körbchen hoben ihren Busen, fast so wie ein guter BH, den man unter dem trägerlosen Kleidchen eh nicht anziehen konnte. Der recht enge Rock war an jeder Seite mit Bändern so gerafft, dass sie die Länge anpassen konnte – von Supermini bis knapp unter das Knie. Sehr kurz bedeutete Falten, die ihren kurvigen Po betonten, länger bedeutete weniger Bein und etwas bequemeren Sitz. Dank der Stilettos in passendem Schokoladenbraun entschied sie sich für eine etwas längere Variante. Das Kleid war auch ohne minimale Kürze schon aufreizend genug. Winzige Glitzerfäden ließen es schimmern und edler wirken, als es war. Der Tanga zeichnete sich als schmale Linie ab, aber da sie schon auf den BH verzichten musste, wollte sie nicht auch noch unten herum nackt gehen. Bei Theodor hatte sie das noch nie gestört… aber das war eine andere Hausnummer. Schließlich bestand der gemütliche, ständig schmunzelnde Gentleman auf der wahren Bedeutung des Wortes ‚Escort‘: er buchte sie, um eine nette Zeit in angenehmer Begleitung zu genießen – Sex kam dabei nicht vor. Sein trockener Kommentar am ersten Abend: „Du bist jünger als meine Enkel, das fühlt sich ziemlich falsch an… nein, das lassen wir lieber…“ Das kurze cremefarbene gehäkelte Bolero-Jäckchen kaschierte in der Öffentlichkeit, wie nackt sie wirklich oben herum angezogen war. Sie mochte es nicht, wenn Fremde sie zu intensiv anstarrten. Hastig legte sie ein wenig Rouge auf, das ihre Blässe nicht wirklich überdecken konnte. Mist, sie hatte nicht genug dabei, um sich richtig zu schminken. Aber ein wenig Lidschatten, um das hellgoldene Braun ihrer Augen zu betonen und schwarzen Kayal, um sie ausdrucksstärker zu machen, nun und dann noch den dunklen, sexy Lippenstift. Mehr ging auf die Schnelle nicht. Sie legte ihre Goldkreolen an und ein enges schwarzes Spitzenhalsband, an dem ein kleines goldenes Kreuz befestigt war. Mehr Schmuck besaß sie nicht. Dafür hatte sie kein Geld übrig.

Acht Minuten hatte das Umziehen gedauert und sie war froh, dass sie seinen Zeitrahmen nicht gesprengt hatte. Der Mann war schon ungehalten gewesen, bevor sie die Suite überhaupt betreten hatte. Und das war von Minute zu Minute nicht besser geworden. Seine Wut und schlechte Laune waren beängstigend. Brauchte er ein Ventil? Würde sie irgendetwas büßen müssen, das heute in seinem Leben passiert war? Erschreckend, diese Vorstellung. Genauso wie die Worte, die auch Tony in den Raum gestellt hatte. Er hatte sie für alles gebucht.Alles? Das konnte in der Tat… alles sein. Der Schauder, der ihr die Arme hinauflief und ein ungutes Gefühl in ihrem Bauch hinterließ, machte es nicht besser. Sie trat aus dem Bad in den Wohnbereich der Suite. Dann traf es sie wie ein Schock. Der Zweite an diesem Abend. Himmel, sah der Mann gut aus. Groß, größer noch, als sie erwartete hatte. Breite Schultern in einem maßgeschneiderten Anzug, der seine schmale Taille betonte. Die arrogante Haltung, mit der er im Salon an der kleinen Bar lehnte und sein Whiskeyglas schwenkte, stand im krassen Gegensatz zum lockigen Zopf und dem Bartschatten. Das Eisgrau der Augen war kein Grad wärmer geworden, als er sie jetzt von unten bis oben musterte. Er kontrollierte jeden Zoll der Ware, die er für diese Nacht gebucht hatte. Und sie überraschte ihn, mit einem strahlenden, falschen Lächeln. Dass es ihre Augen nicht erreichte, erkannte er, aber trotzdem sandte es einen Schwall Hitze zu ihm. Provokativ drehte sie sich einmal um ihre Achse, hob die Arme sinnlich über den Kopf und ihr lockiges, ein wenig wildes Haar aus dem Nacken. Der Choker betonte die Blässe ihres schlanken Halses, er konnte sogar die kleine Ader pochen sehen. Oh, sie war wohl genauso nervös wie er selbst.

Dexter musste schlucken. Verdammt, damit hatte er nicht gerechnet. Hastig nahm er einen weiteren Schluck von seinem teuren Hochprozentigen. So langsam verstand er Theodors Faszination für diese Frau. Sie war ein wandelbares Chamäleon. Auch wenn er den Verdacht hatte, dass sie sich in der Tat in den lässigen Sachen wohler fühlte, in denen sie hergekommen war. Und sie hatte nicht gelogen, als sie sagte, dass sie auf den Abend vorbereitet gewesen sei. Das Kleid genügte für einen Klub oder eine Bar. Er hatte nicht so die Erfahrung mit Mädels aus dem Escort-Bereich, aber er vermutete mal, dass der Kunde schon vorher anmelden sollte, wenn er zu einer Operngala oder einer anderen hochkarätigen Veranstaltung gehen wollte, die elegante Abendgarderobe verlangte. Nun, mal sehen, was die nächsten Stunden so an Erkenntnissen brachten. Miss Kaylee Moretti war immer noch ein verdammt großes Rätsel, elegant und sexy. Und er gedachte es zu lösen.

Auch die Wahl der Bar, in die sie ihn lotste war eine Überraschung. Nicht nur die unmittelbare Nähe zum Hotel, auch die gemütliche, etwas schrullige Atmosphäre. Sie war klein, irisch und es gab leckere Fish and Chips. Nicht unbedingt sein Leibgericht, aber die junge Frau sprach dem fettigen, kalorienreichen Essen zu. Sie begann ein vorsichtiges Flirten, versuchte charmant zu sein und ihre humorige, witzige Art brachte ihn tatsächlich ein paar Mal zum Lächeln. Er vergaß in der nächsten Stunde einen Teil seiner Wut und genoss das Geplänkel. Kaylee erzählte nicht viel von sich selbst, aber von den Dingen, die sie so tat, von den verschiedenen Orten, an denen sie gelebt hatte.

„Wieso bist Du in so jungen Jahren schon so weit herum gekommen?“ „Oh, mein Vater war ein hoch dekorierter Diplomat. Leider hat er ein paar finanziell ungünstige Geschäfte getätigt, es dann auf krumme Tour gerade biegen wollen und wurde unehrenhaft entlassen. Mum blieb nicht viel nach der Scheidung….“ Sie zögerte, versunken in eigene Gedanken, offenbar weit weg. Dann fokussierte sich ihr Blick wieder auf den anstrengenden, weil so schlecht einschätzbaren Kunden vor ihr. Sein kalter Blick, intensiv, intelligent und neugierig, lag auf ihrem Gesicht. Er studierte akribisch jede ihrer Reaktionen. Einen Moment lang fühlte sie sich wie ein Insekt in einem hohen Glas – und die Lupe kam näher. Dexter beugte sich immer wieder näher zu ihr hin, atmete ihren feinen, femininen Duft und ließ sie seine Hitze und maskuline Dominanz spüren. Dass auch die junge Frau tiefer atmete, entging ihm nicht. Sie fühlte seine Anspannung, das Vibrieren seiner Nerven, die Neugier und die sich langsam steigernde Erregung. Sex lag in der Luft, die vor Spannung zwischen ihnen knisterte. Der Tisch war klein, die Nische, in die sie sich gesetzt hatten, eng und Kaylee hatte keine Chance, dem Raum und Atemluft fordernden Macho auszuweichen. Zu ihrer Verblüffung fühlte sie keine Angst, trotz der überwältigenden Nähe des fremden Kunden. Nein, wenn sie ehrlich war, dann fühlte es sich gut an, ihn so dicht vor sich zu haben. Trotz seines kaum verhohlenen Zornes zog er sie an. Und sein herber Sandelholzduft machte es nicht leichter. Mühsam entzog sie ihre Augen seinem durchdringenden, neugierigen Blick. Er schien sie damit auszuziehen, nur mit den eisblauen Augen, sie fühlte sich noch nackter und ohne jeden Schutzschild. Also versuchte sie sich auf das Gespräch zu konzentrieren. Auf ihre glückliche Kindheit, als alle Probleme profan und einfach waren. „Aber davor waren wir eigentlich überall auf der Welt mal stationiert. Hauptsächlich in Europa, aber auch einige Monate in Asien und auch im Vorderen Orient. Überall war es spannend. Jedes Mal fremd und neu und aufregend. Mum hat immer dafür gesorgt, dass wir die Länder kennen lernten, in denen wir lebten. Sie brachte uns die Kultur näher und die wichtigen Dinge. Auch von den Sprachen sollten wir einen gewissen Grundwortschatz haben, damit wir uns im Notfall verständigen konnten. Ich hatte es da leichter, als mein Bruder, Sprachen liegen mir irgendwie.“ „Und wo hat es Dir am besten gefallen?“ „Die Mittelmeerländer, allen voran natürlich Italien. Da haben wir noch Familie, die Sprache war vertraut. Aber auch Malta war schön, oder Griechenland.“ Ihr verträumter Blick glitt glatt durch ihn hindurch, durch die Wände der Bar, in weite Ferne. Erstaunlich, wie diese Frau es schaffte, ihn einfach auszublenden. Dexter war es nicht gewöhnt, dass jemand ihn ignorierte, der keine zwanzig Zentimeter von ihm entfernt saß. Sein Ego fasste das gar nicht gut auf. Er räusperte sich leise, als sie nicht sofort weitersprach. Doch er durchdrang ihre Vision der Vergangenheit nicht richtig. „Ich sehe immer noch das Azurblau des Meeres, die goldenen Farben der Sonne, die fantastischen Sonnenuntergänge. Die lässige, entspannte Art der Einheimischen, die Siesta am Mittag, wenn in der Mittagshitze das Leben still steht, und nur noch der Ventilator an der Zimmerdecke über dem Bett sich bewegt. Lange Tage voller Sonne und Wärme und glitzerndem Licht… Das Baden im Meer, ohne große Angst vor Haien… alle waren so glücklich und entspannt, auch wenn mein Bruder immer zu Streichen aufgelegt war… „ Sie lachte leise, als sie sich an seinen Schabernack erinnerte, so unschuldig und harmlos. Ihre fröhliche Kindheit war seit einer Unendlichkeit vorbei. Melancholie schlich sich ein. „Aber auch die asiatischen Länder waren cool, vor allem, wenn es dann nicht die Touristenhochburgen waren. Indonesien, Borneo, Sri Lanka.“ Sie machte eine kleine Pause, war in Gedanken in den exotischen Ländern. Er sah ihren sehnsüchtigen Blick. Musste eine schöne Kindheit gewesen sein. Bilder vom Dschungel und wilden Tieren, voller lebendigen Grün und lebhafter Farben tauchten vor seinem inneren Auge auf, als sie ihm die Länder beschrieb. Ihr heiterer Tonfall, ihre detailreichen Bilder machten es leicht, ihr in die exotische Welt zu folgen.

„Indien war besonders märchenhaft. Die Maharadscha-Paläste, so edel und luxuriös, ich fühlte mich fast wie eine Prinzessin, und die Wildnis im Dschungel, voller Tiere, würziger Gerüche und fremder Geräusche. Ich liebe die Hitze und das schwüle Klima, da lebe ich auf. Mum vertrug das gar nicht gut, Dad hatte immer viel zu tun und so hatten wir Kids oft freie Hand und konnten mit einer einheimischen Nanny im Schlepptau die Gegend erkunden. Oh, sicher, es war safe, ein Bodyguard war immer dabei. Aber je älter wir wurden, mein Bruder und ich, desto mehr Freiheiten haben wir uns erobert.“ „Gab es denn auch Länder, die Dir nicht gefallen haben? Wo Du nie wieder hin willst?“

Sie zögerte, nahm ein paar nachdenkliche Schlucke, ohne den Cocktail so richtig zu schmecken. Es war zu viel Hochprozentiges drin. Sie schwor sich, dass sie danach vorsichtiger sein würde. Betrunken zu sein machte keinen Sinn bei solch einem Kunden.

„Südamerika,… Argentinien war noch cool, aber in Mittelamerika… da wurde alles plötzlich streng und eng und kontrolliert und nach einem einzigen Ausflug wussten mein Bruder und ich plötzlich, dass es besser war, auf die Erwachsenen zu hören…“ Ein Schaudern lief durch ihren Körper, das sie nicht verbergen konnte – oder wollte. Sie wirkte so natürlich, dass Dex einen Moment versucht war zu vergessen, was für eine heimtückische Schlange er da vor sich hatte. Also war in Kolumbien oder einem ähnlichen Land etwas passiert, das ihr die kindliche Unschuld genommen hatte. Oder gar wirklich ihre ‚Unschuld‘? Umso verwunderter war er über den nächsten Satz. „England war schon schlimm genug, das Wetter permanent scheußlich, die Stimmung trübe. Aber auch Frankreich war nasskalt – einfach ekelhaft. Dahin will ich auf keinen Fall noch einmal, auch nicht nach Paris. Scheußlich. Der Tiefpunkt war die Schweiz. Teuer, eng, kleinkariert. Hohe, schroffe Berge voller misstrauischer Leute. Das war das Ende.“ „Wie meinst Du das: das Ende? Seid Ihr danach nicht mehr gereist?“ „Nein, mein Vater hatte Mist gebaut. Richtig großen, dicken Mist und wir Kinder waren zu jung, um es zu verstehen. Um die ganze Tragweite zu kapieren. Wir kehrten nach Amerika zurück, aber es war anders. Schwierig und kalt und in Armut. Mum kam damit gar nicht zurecht.“ Dexter bohrte nach. Er wollte wissen, warum sie in der Prostitution gelandet war, sollte sie es ihm doch ganz genau erklären. Doch sie machte dicht. Mit einem höflichen, oberflächlichen Lächeln, einer aufgesetzten Maske, die die Kälte, die sie fühlte recht geschickt verbarg. Es ging ihn nichts an. Und sie wich seinen weiteren Fragen aus. Die hohlen Floskeln, die sie ihm hinwarf, sagten gar nichts aus.

Er begann ihre Mauer mit seinen Fragen zu umkreisen, die sie um sich selbst gezogen hatte. Je tiefer seine Fragen drangen, desto kühler und kürzer wurden ihre Antworten. Sehr, sehr leise fragte sie ihn dann irgendwann, ob es denn nötig war, dass er für eine Nacht alles von ihr erfuhr. Jedes kleine Detail? Mit einem falschen Lachend versuchte er abzuwiegeln. Natürlich ginge es ihn nichts an, sie hatte ja Recht, aber neugierig war er schon. Nach zwei Stunden und vier Drinks hatte er die Schnauze voll.

Kapitel 3

Kaylee folgte ihrem Kunden in seine Suite zurück. Der Abend verlief nicht so, wie es ein normaler Escort-Service sonst so mit sich brachte. Nie hatte sie von einem der anderen Mädchen gehört, dass sie einen solchen Seelenstriptease hinlegen mussten. Im Normalfall hatte man einen angenehmen Abend in luxuriösem Ambiente. War entweder wirklich nur die ‚Begleitung‘, die das Wort ‚Escort‘ ja signalisierte, oder hatte auch Sex, was mit einem zusätzlichen Bonus belohnt wurde. Heute war es anders. Heute erwartete der Kunde viel mehr. Und seine Stimmung machte ihr immer noch Angst. Tony sagte, er sei safe, er sei überprüft und noch nie negativ brutal aufgefallen. Na, hoffentlich war sie nicht die Erste, die körperlich zu Schaden kam. Doch sie ahnte es schon, nicht einmal das konnte sie aus Tonys Agentur frei kaufen. Es gab keinen Ausweg. Nicht für sie. Sie verschwand hastig im Bad, saß auf der Toilette, als er die Tür aufstieß und auch dieses Stück Privatsphäre einfach ignorierte. Als er es unmissverständlich unter ihr plätschern hörte, sie knallrot anlief und ihn völlig entgeistert anstarrte, fluchte er tonlos und starrte zurück. Was sollte sein Verhalten? Sie verstand ihn nicht. Die Aggression war immer noch da, sie sah die angespannten Wangenmuskeln, die knirschenden Zähne. Er versuchte es zu verbergen, aber es misslang ihm. Gründlich. Vielleicht sah sie es so deutlich, weil er ihrem Bruder so ähnlich war. Endlich gab er nach, verließ das Bad. Hastig beendete sie ihr Geschäft, wusch sich die Hände und folgte ihm ins Schlafzimmer.

Lässig fletzte er im Sessel, die Schuhe unordentlich in den Raum geworfen, das Jackett auf dem Boden, die Krawatte herunter gerissen, die obersten offenen Knöpfe seines weißen Hemdes entblößten eine gebräunte Brust voller goldblonder Haare, die zu den wirren Locken seines Zopfes passten. Sie musste überrascht lächeln, als sie erkannte, dass ihr Kunde längere Haare hatte, als sie selbst. Das war ihr noch nie unter gekommen. Wie ein maskulines Model saß er da, dominant, finster, Männlichkeit pur. Und sie fühlte leicht überrascht, wie ihr Puls stieg und ihre Atmung flacher wurde. Er machte sie an. Er war ein sexy Anblick, wie er da in seiner Arroganz im Sessel lümmelte, verboten zerwühlt aussah, ohne dass sie auch nur einen Finger bisher an ihm dran gehabt hatte. Sie seufzte, kaute nachdenklich auf ihrer Unterlippe herum. Eine Angewohnheit, von der sie wusste, dass sie Theodor damit in den Wahnsinn treiben konnte. Es raube ihm seine Konzentration, sagte er, und so setzte sie es bewusst immer dann ein, wenn sie ihn ablenken wollte. Vor allem beim Schach, sie gewann das Spiel sonst nie. Und so was Ähnliches machten sie ja auch gerade. Spielen. Nur, warum und was der Einsatz war, war ihr unklar. Ob das bei diesem Mann auch half? Sie leckte über die Stelle, in die sie gerade gebissen hatte. Nun, versuchen konnte sie es ja…

„Zieh Dich aus, leg Dich auf das Bett. Es ist an der Zeit, dass ich Dich ficke!“ Sie erschrak ein wenig vor seinem herrischen Ton, aber damit hatte sie eigentlich schon gerechnet. Tony hatte ihr ein paar sehr wichtige Lektionen erteilt, als sie in das Gewerbe einstieg: Gib Dich selbstsicher und gelassen. Tue so, als würde Dir der Kunde mit jedem Befehl eine Freude machen. Gehorche, dann wird es nicht schlimmer.

Und für sich selbst hatte sie eigene Leitlinien aufgestellt: Zieh Dich in Dein Innerstes zurück, der Kunde kann Deine Seele nicht verletzen. Und Deinen Körper darf er nicht verletzen. Setz eine sexy Maske der Liebenswürdigkeit auf, zeig nie Deine wahren Gefühle, verbirg Dich. Sei eine gute Schauspielerin, eine verführerische Konkubine. Je mehr Du einen Kunden heiß machst, desto schneller geht es… vorbei…

Also lächelte sie, professionell, und genauso kalt wie er. Drehte sich zum Bett um und hob lasziv die Hände in den Nacken. Gelenkig, mit sinnlichen Bewegungen zog sie den Reißverschluss hinunter, machte das Kleid so weit auf, dass es mit jedem Schritt, den sie zum Bett machte, ein Stück tiefer rutschte und etwas mehr Haut preis gab. Ihre sich langsam entblößende Kehrseite ließ ihn etwas tiefer in den Sessel sinken, aber davon bekam sie nichts mit, denn sie versuchte den Mann hinter sich auszublenden. Seine Lenden füllten sich mit Erregung, er sog scharf den Atem ein, so sinnlich erschien sie ihm auf einmal. Sein Schaft war hart, noch bevor sie am Bett angelangt war. Als das Kleidchen raschelnd zu Boden glitt, trug sie nur noch den dunkelbraunen Tanga, die hauchfeinen, halterlosen glitzernden Seidenstrümpfe, die in Spitzenbändern auf ihrem Oberschenkel endeten und ihre Stilettos. Mit aufreizenden Zeitlupenbewegungen setzte sie einen Fuß auf die Bettkante und beugte sich nach vorn über, um die feinen Riemen der hochhackigen Sandale zu lösen, was sie möglichst kompliziert gestaltete. Dass sie ihm dabei eine perfekte, pralle Kehrseite präsentierte, war durchaus geplant. Rollte dann vorsichtig den Seidenstrumpf herunter, um das kostbare Material zu schonen. Sie wollte nicht schon wieder neue kaufen müssen.

Und schließlich kam der Moment, in dem auch der Slip zu Boden glitt und sie sich nackt auf das Bett schlängelte. Sie krabbelte langsam nach oben, bis zum Kopfende und drehte sich dann um, gespannt, was denn ihr Kunde dazu sagte.

Dexter sparte sich die Worte. Er hatte genug gesehen. Jetzt entsprach sie voll und ganz seinem Bild von der Prostituierten, das die ganze Zeit durch seinen Kopf geschwirrt war. Verdammt, seine Mutter hatte Recht gehabt. Das gab er nur ungern zu. Die ganze Wut, die sich in den letzten Tages gesammelt und vor sich hin gärend angestaut hatte, holte ihn schlagartig ein. Sein Penis war steinhart, aber sein Gesicht auch. Blank wie eine Wand. Nur einen Teil seiner Gefühle ließ er sichtbar, die Gier. Die reine sexuelle Gier, die in ihm loderte.

Er riss sich die Anzughose und den Slip herunter, nahm sich nicht einmal die Zeit, den Rest seiner Klamotten abzulegen. Mit effizienten Bewegungen riss er das Kondompäckchen vom Nachttisch auf und streifte sich den willkommenen Schutz über. Kaylee stockte der Atem. Sie sah, welch ein prachtvolles Objekt da auf sie zukam. Der Schwanz war riesig, dick, steinhart und gnadenlos. Sie schluckte. Alle Verführungskünste waren vergessen, es war verdammt lange her, dass sie Sex mit einem Fremden gehabt hatte. Ihre eigene leichte Erregung floh, verkroch sich in eine kleine, dunkle Ecke ihres Hirns. Verdammt, sie hatte kein Gleitgel zur Hand, es steckte tief unten in ihrem Rucksack und da kam sie jetzt nicht dran. Wieder verfluchte sie insgeheim Tony, der mit einer kleinen Vorwarnung ihr Leben heut Abend echt hätte leichter machen können. Idiot. Dexter sah ihre Unsicherheit, ihre Blässe. Und selbst sein von Gier vernebelter Verstand registrierte, dass das alles andere als professionell wirkte, was sie ihm jetzt darbot. Verängstigt drückte sie sich gegen das Kopfteil und machte keine Bewegung auf ihn zu. Eine erfahrene Edelnutte sollte den Kunden doch antörnen, ihn motivieren und ihm nicht die ganze Arbeit überlassen… oder?

Es war ihm schlicht und ergreifend egal. Dieser weibliche Körper gehörte ihm heute Nacht und so warf er sich ohne große Finesse auf sie, zwang mit seinen Beinen ihre Schenkel auseinander und versuchte seinen Schwanz in Position zu bringen. Er knurrte. „Komm schon, Mädchen, Du bist ja völlig trocken, entspann Dich, mach Dich locker, ich will Dir nicht wehtun…“ Sie keuchte und wand sich unter ihm ein wenig. Eine große Hand schob sich zwischen ihre Körper, er spielte sanft mit ihrer Klit, massierte sie, umspielte sie, während die andere eine ihrer Brüste grob umschloss. Seine nächsten Worte überraschten sie. Und ihn auch.

„Deine Brüste machen mich schon den ganzen Abend an. Immer denk ich: jetzt hüpft einer gleich aus dem Dekolleté, dann schiebt sich der andere wieder vor, verdammt, das war ein so heißes Spiel… ich hab teilweise Deine Geschichten gar nicht mitbekommen, so hübsch sind diese beiden Kugeln….“ Er stöhnte, gab der Versuchung nach und beugte sich hinab, um an einem Nippel heftig zu saugen. Sie schmeckte süß, ein wenig nach Deo und ganz weiblich. Er konnte nicht genug davon bekommen. Verdammt, er musste sich zusammenreißen, um nicht mit einem harten Stoß in sie zu rammen. Sie war nicht soweit, das fühlte er. Mühsam löste er seine Lippen von ihrer Brust und hob den Blick. Und was er sah, überraschte ihn schon wieder. Sie starrte ihn an, aus nächster Nähe wirkten ihre erstaunlichen hellbraunen Augen wie goldener Bernstein mit schokoladenbraunen Tupfen, mit riesigen Pupillen, die jede seiner Bewegungen verfolgten. Schon wieder kaute sie mit diesen sexy weißen Zähnchen auf der Unterlippe herum und mit einem Knurren gab er der Verlockung nach und stürzte sich auf ihren Mund. Ihr leises Quietschen erstarb sofort wieder, als er sich mit etwas Gewalt einen Weg zwischen ihre Lippen bahnte, zu einem alles versengenden Kuss.

Kaylee gab auf, gab sich hin. Sie gab nach und öffnete sich dem Ansturm durch diesen herrischen Mann. Er wollte sie, jetzt, dringlich, und sie gab ihm nach, wurde weich, feucht und bereiter, als sie es für möglich gehalten hätte. Der Kuss war feurig, sinnlich und überraschend erregend und als seine Fingerspitzen spürten, wie nass sie für ihn wurde, stöhnte er zustimmend. Ohne den Kuss zu unterbrechen, ohne eine Vorwarnung stieß er zu, versenkte sich in ihre enge, heiße Vagina, auf der Suche nach schneller Erfüllung. Er riss den Kopf hoch, riss sich von ihren Lippen los, stemmte sich auf die Unterarme und begann sie hart und tief zu ficken. Jeder tiefe Stoß brachte ihn einem schnellen, gewaltigen Höhepunkt entgegen. Er jagte mit aller Kraft seinem Orgasmus entgegen und unterdrückte mühsam einen Schrei, als er sich in das behütende Kondom ergoss. Er erstarrte hoch über ihr, als sein Sperma aus ihm schoss, seine Wirbelsäule durchgebogen, alle Muskeln zum Zerreißen gespannt. Schauer liefen durch seinen Körper, er verdrehte die Augen, schloss sie und… entspannte sich. Senkte seinen schweißgebadeten Körper auf den ihren und schmiegte sich für einen Moment an sie. Sie fühlte sein kräftiges, hastig pochendes Herz, seine keuchende Atmung und lag ganz still.

Er war schwer. Das kam ihm nach einer Weile in den Sinn, und so wälzte er sich mit einem ungnädigen Laut auf den Rücken, von ihr fort. Sein harter Penis stand senkrecht hoch, verhöhnte ein wenig die eben genossene Erleichterung. Mit diesem einen Mal war es heute Abend wirklich nicht getan, er würde noch zwei, drei Wiederholungen benötigen, um wirklich entspannt und befriedigt zu sein. Schnaubend zog er das Kondom herunter, verknotete es und erhob sich, um sich im Bad zu säubern. Ein Blick auf die junge Frau ließ ihn zusammenzucken. Sie lag immer noch mit gespreizten Beinen auf dem Bett, beobachtete jede seiner Bewegungen, argwöhnisch, wie ihm schien. Er knurrte, schon wieder wütend. „Bedeck Dich, Herrgott noch mal!“ Hastig zog sie die Decke hoch und machte sich ganz klein.

Minuten später kam er aus dem Bad, nackt, und warf sich ohne Umschweife auf das Bett neben sie. Sie hielt den Atem an und wartete auf… nun, was er wohl noch vorhatte, nach dieser ersten Runde. Sie ahnte schon, dass es dabei nicht bleiben würde.

Seine Berührungen waren überraschend zärtlich, als er sich ihre zuwandte. Auf der Seite liegend hatte er eine Hand frei, die in nachdenklichen Bewegungen über ihre Haare, Stirn, Schläfe und Wange strich, vom Kinn über die Kehle bis zu der Decke, die sie hochgezogen hatte. Er schob seine Hand darunter, massierte sanft eine ihrer Brüste und murmelte seltsame Worte, in einer Sprache, die sie nicht gleich verstand. Ihr immer noch panischer Verstand versuchte es zu analysieren, aber mehr als ein vages Schottisch oder Irisch kam ihr nicht in den Sinn. Dex ließ sich Zeit. Sein Schaft begann schon wieder zu pulsieren, aber er war sich bewusst, dass er noch Stunden hatte, bis er das Mädchen wieder gehen lassen musste. Obwohl – Mädchen war der falsche Ausdruck.

---ENDE DER LESEPROBE---