Kellerseelen - Alfred J. Schindler - E-Book

Kellerseelen E-Book

Alfred J. Schindler

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Beschreibung

Die Geschichte spielt im Jahr 1970. Das Renterehepaar Emma und Karl Horn leben in einer neuen Reihenhaussiedlung in Regensburg. Eines Tages zieht nebenan eine junge, hübsche, alleinstehende Frau namens Bettina ein. Sie entpuppt sich als eine selbstbewusste Dame, die mit beiden Beinen im Leben steht. Emma und Karl haben den lieben, langen Tag nichts Anderes zu tun, als hinter ihr herzuschnüffeln. Sie lebt ihr Leben, und sie empfängt in ihrem Häuschen diverse Männer, die wie Geschäftsleute aussehen. Das alte Ehepaar belauscht verschiedene, merkwürdige Gespräche von der Terrasse aus, vorausgesetzt, Bettina sitzt mit ihren Besuchern auf der Terrasse. Die Alten spüren, dass mit Bettina irgendetwas nicht stimmt. Emma lauert auch am Küchenfenster, das gegenüber liegt. Das alte Ehepaar versucht mit allen Mitteln, herauszufinden, was Bettina beruflich macht. Sie fragen sie direkt, die fragen sie indirekt, aber Bettina ist nicht gewillt, es ihnen zu sagen. Sie sagt ihnen lediglich, dass sie für die Industrie arbeite. Ein unglaubliches Katz- und Mausspiel beginnt, das Ungeheuerliches aufdeckt und zudem... ... kein Ende nehmen will.

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Alfred J. Schindler

Kellerseelen

Mysterythriller

BookRix GmbH & Co. KG80331 München

Alfred J. Schindler

 

 

Kellerseelen

 

Psychothriller

 

von

 

Alfred J. Schindler

 

 

 

WARNUNG! Dieser Thriller könnte Sie unter Umständen wahnsinnig machen! Emma und ich wissen, dass wir etwas nervig sind...

 

 

VORWORT

 

 

Es kam in unserer Reihenhaussiedlung bisher noch nicht vor, dass jemand sein mühevoll erworbenes Eigentum verkauft hätte. Die Anlage wurde erst vor drei Jahren, also im Jahr 1967, erbaut. Aber dann geschah es doch: Die Familie, die neben uns lebte, musste ihre Wohnung hergeben, weil der Ehemann beruflich versetzt wurde. Wir bedauerten dies sehr. Mit gemischten Gefühlen warteten wir darauf, wer wohl das frei gewordene Reihenhaus kaufen würde. Und dann kam sie: Bettina Fröhlich klingelte an unserer Haustür, um sich bei uns persönlich vorzustellen. Emma war von ihr sofort begeistert. Und ich war es auch. Was für eine schöne, gepflegte Frau!

 

Sie sollte unsere neue Nachbarin werden...

 

 

01

 

 

Gut gelaunt stehe ich in unserem Gärtchen, das di­rekt an die Terrasse angrenzt. Ich zünde mir eine Zigarette an und blicke mich zufrieden um. Wie schön, dass wir dieses Reihenhäuschen kaufen konn­ten! Wie viele Jahrzehnte hatten wir jeden Pfennig zur Seite gelegt!

 

Von nebenan höre ich laute Musik von den Rolling Stones. Bettina liebt diese Art von Musik, wie sie mir erst kürzlich erklärte. Mick Jagger sei doch ein geiler Knabe, sagte sie, und grinste mich dabei von der Sei­te an. Nun gut. Sie ist eine junge, temperamentvolle Frau, der dieses Gejaule gefällt. Emma bevorzugt ja Operettenmusik. Ich bin mir oft nicht mehr sicher, was ich lieber mag: Beethoven oder Jagger.

 

Wie gesagt: Bettina war uns allen von Anfang an sympathisch: unkompliziert, freundlich und sehr, sehr hübsch. Und intelligent ist sie obendrein. Ja, das kann man wohl behaupten. Als ich sie fragte, was sie denn beruflich mache, antwortete sie lächelnd:

 

„Karl, ich mache mal dies, und mal das.

Gerade so, wie es mir gefällt.“

 

Ihre gleichmäßigen, weißen Zähne blitzten. Sie woll­te es mir wohl nicht sagen, überlegte ich. Emma hat­te mich schon tagelang gedrängt, sie danach zu fra­gen. Und jetzt hatte ich meine Antwort. Meine besse­re Hälfte ist ja so furchtbar neugierig! Und immer bin ich es, der diese für sie so wichtigen Neuigkeiten eruieren muss. Aber was soll‘s.

 

Ich mache es ja ger­ne.

Zumindest meistens.

 

Als wir unsere Nachbarin etwas später zu uns auf eine Tasse Kaffee einladen, hat Emma natürlich eini­ge Fragen auf den Lippen. Bettina antwortet offen. Wir haben den Eindruck, dass sie ehrlich zu uns ist. Sie erzählt uns, dass sie mit einem reichen Ge­schäftsmann verheiratet war, sie mit ihm einen klei­nen Sohn habe, der aber momentan bei seinem Vater sei, und sie sagt uns, wie wohl sie sich hier, in die­ser sauberen Gegend, fühle. Wir sind beruhigt: Eine bessere Nachbarin hätten wir uns gar nicht wünschen können! Auf Emmas Frage, was sie denn beruflich machen würde, sagt sie:

 

„Ich arbeite für die Industrie.“

 

Aha! Sie arbeitet also für die Industrie. Jetzt wissen wir mehr. Wir sind einen großen Schritt weiter ge­kommen. Dies war der nächste Anlauf. Sie bedankt sich für den guten Himbeerkuchen und den würzigen Kaffee. Als sie schließlich draußen ist, murmelt Em­ma:

 

„Ich muss unbedingt herausfinden, was sie macht, Karl!“

„Frage sie doch noch einmal!“

„Bist du des Wahnsinns? Sie würde am Ende noch denken, dass ich neugierig bin!“

„Dass heißt also, dass ich wieder nachbohren muss.“

„Ja, genau, Karl. Du machst das schon.“

 

Als ich zwei Tage später mit Emma auf unserer klei­nen Terrasse sitze, hören wir Bettina plötzlich spre­chen:

 

„Markus, möchtest du eine Limonade?“

Ruhe.

„Hast du mich nicht gehört?“

Ruhe.

 

Emma flüstert mir zu: „Sie hat ihren Jungen bei sich! Ich habe ihn gar nicht kommen sehen!“

„Sei still. Ich will wissen, was sie reden!“

 

Die Gärtchen (anders kann man sie beim besten Wil­len nicht bezeichnen) sind von zwei Meter hohen, und zehn Meter langen Holzgittern, die mit dichtem Efeu bewachsen sind, zumindest optisch voneinander ge­trennt. Dadurch entstand eine gewisse Anonymität, die wir sehr zu schätzen wissen. Aber die Gespräche, die dort drüben auf den Terrassen, oder auch auf dem Rasen, stattfinden, kann man, wenn man sich ein we­nig anstrengt, doch recht gut verstehen.

 

„Schau doch mal, ob du ihn sehen kannst!“, flüstert mir Emma zu.

„Ich soll aufstehen?“, antworte ich.

„Ja.“

„Aber man kann durch den Efeu nichts erkennen!“

„Versuche es trotzdem.“ Ihre Augen glitzern gierig.

 

Emmas Worte sind für mich Gesetz. Ich erhebe mich langsam, und gehe leise, wie eine kleine Kirchen­maus, an die Trennwand heran. Ich luge an verschie­denen Stellen hindurch, kann aber nichts sehen. Nicht das Geringste. Viel zu dicht ist der Efeu. Ich gebe Emma mit Handzeichen zu verstehen, dass ich nichts sehen kann.

 

„Du willst also keine Limonade?“

Stille.

„Warum sagst du denn nichts, Markus?“

„Höre endlich auf, mich zu löchern, Mutti.“

„Ich meine es gut mit dir, und du antwortest mir nicht!“

„Ich möchte ein Eis.“

„Ich habe nur Himbeereis!“

„Ich will aber Fruchteis.“

 

Ich setze mich und flüstere Emma zu: „Du musst im­mer deinen Kopf durchsetzen! Immer musst du mich in deine Machenschaften mit einbeziehen.“

„Du hast nicht richtig geschaut!“

„Schau doch selbst!“, flüstere ich verärgert.

„Ich will diesen Markus sehen!“

„Dann gehe hinüber und sag ihr, dass du deine un­bezähmbare Neugier nicht länger im Griff hast.“

„Du bist böse zu mir.“

„Was heißt hier böse? Es ist die Wahrheit!“

„Du und deine Wahrheit!“

 

Es wird schon Abend. Die Menschen in unserer klei­nen Siedlung haben die Angewohnheit, ihr Abendbrot, zumindest in den Sommermonaten, auf ihren Terras­sen einzunehmen. Reihe an Reihe sitzen sie hinter ihren mühselig ersparten Häuschen und überlegen, wie sie zu einem richtigen Haus kommen könnten...

 

Beethoven berieselt uns mit seiner herrlichen Musik.

Nebenan ist es still.

Verdächtig still!

 

„Sie wird Markus schon zu ihrem Ex-Ehemann ge­bracht haben, Emma!“

„Das kann nicht sein.“

„Und wieso nicht?“

„Weil ich den ganzen Nachmittag an der Haustür stand, und geschaut habe, ob sie mit ihm he­raus-kommt.“

„Du hast den ganzen Nachmittag... - Ich glaube es nicht.“

„Du hast ja geschlafen!“

„Na und?“

„Während du geschlafen hast, war ich aktiv!“

„Willst du damit sagen, dass ich inaktiv bin, Emma?“

„Du könntest schon etwas aktiver sein.“

„Ich brauche meinen Nachmittagsschlaf.“

„Du schläfst schon nachts genug, Karl.“

„Dann muss er also noch da sein.“

„Ja, hundertprozentig. Es gibt keinen anderen Aus­weg, wie du weißt!“

„Du meinst die Haustür?“

„Ja, was denn sonst? Den Kamin?“

„Sei doch nicht immer so angriffslustig, Emma.“

 

Wir sitzen gerade auf der Terrasse über unserem Wurstsalat mit Gürkchen, als wir Bettina husten hö­ren. Emma kann sich nicht länger zurückhalten und ruft unterdrückt hinüber:

 

„Ist dein Sohn schon weg, Bettina?“

 

Es musste ja passieren. Sie kann sich einfach nicht beherrschen. Die Neugier wird sie eines schönen Ta­ges noch umbringen...

 

„Ja, ich habe ihn zu seinem Vater gefahren!“

„Mit deinem Auto?“

„Ja.“

„Schade, dass wir ihn nicht gesehen haben!“

„Wen?“

„Deinen Sohn!“

„Vielleicht das nächste Mal, Emma.“

 

Sie schaut mich an und bedeutet mir, ihr ins Wohn­zimmer zu folgen. Sie schließt die große TerrassenTür und sagt:

 

„Karl, sie hat mich angelogen.“

„Ihr Sohn geht dich nichts an.“

„Sie hat das Haus den ganzen Nachmittag nicht ver­lassen! Ich sagte es dir doch schon!“

„Vielleicht hast du sie ja übersehen.“

„Du verteidigst sie?“

„Nein.“

„Ich habe sie nicht übersehen! Ihr Jeep stand keine Sekunde vor der Haustür!“

„Vielleicht ging sie mit ihm ja durch den Garten, hin­über zur Garage!“

„Das macht sie sonst nie.“

„Vielleicht wollte er es so haben! Du weißt doch, wie eigensinnig kleine Jungen sein können.“

„Sie hätte über den Zaun klettern müssen! Nein, Karl, diese Möglichkeit fällt wohl aus.“

„Wie du meinst.“

„Du gibst mir schon wieder recht, obwohl du anderer Meinung bist!“

„Mache ich nicht.“

„Machst du schon.“

„Ach, lass mir doch endlich meine Ruhe, Emma.“

„Der Junge redete so seltsam, Karl!“

„Wie - seltsam?“

„So erwachsen!“

„Wie alt, sagte sie, ist er?“

„Neun Jahre. Seine Stimme klang aber wie die von einem Sechzehnjährigen.“

„Ja, es fiel mir auch auf. Wahrscheinlich ist er schon im Stimmbruch.“

„Mit neun Jahren? Du nimmst mich wohl auf den Arm, was?“ Ihre Augen funkeln.

Ich drehe mich um und sage: „Mein Wurstsalat wird kalt.“

 

Kaum sitze ich, als Emma herauskommt und sagt: „Jetzt fährt ein Lieferwagen bei ihr vor. Das musst du sehen! Er parkt direkt vor ihrer Haustür!“

„Lass ihn doch. Iss endlich fertig!“

„Ich muss sehen, was er bringt.“

„Emma!“

„Was ist?“

„Komm her.“

„Du hältst mich nur auf!“

 

Eine Minute später kommt sie schon wieder auf die Terrasse. Sie wispert, während sie sich setzt:

 

„Stell dir nur vor, Karl! Die Männer haben eine dieser alten Badewannen gebracht!“

„Eine Badewanne?“

„Ja, es ist eine mit diesen verschnörkelten Füßchen! In dem Kultfilm „Tanz der Vampire“ von Roman Po­lanski sah man eine solche! Und in manchen Hitchcock-Filmen gibt es sie auch, soweit ich mich erinnern kann.“

„War es wirklich in Hitchcock-Filmen?“

„Ich bin mir nicht ganz sicher.“

„Waren es nicht Edgar Wallace-Filme?“

„Das tut doch jetzt nichts zur Sache!“

„Doch, es ist wichtig.“

„Du alter Bär.“

„Aber wir haben doch Badewannen im Haus, Emma!“

„Ja, ich finde das doch sehr seltsam. Findest du nicht auch?“

Bevor sie mich wieder in die Enge treibt, antworte ich: „Frage sie doch, was sie mit der Wanne macht! Vielleicht stellt sie sie ja in ihren Garten. Es könnte doch sein, dass sie kaltes Wasser einfüllt, um sich bei dieser Hitze, die wir gerade haben, hineinzule­gen!“

„Meinst du?“

„Ja.“

„Zur Abfrischung?“

„Ja.“

„Ich werde sie fragen.“

„Tu das, Emma.“

„Und du denkst wirklich...“

„Ja, frage sie.“

„Ich glaube nicht, dass sie sich im Garten in diese Wanne legt.“

„Ich könnte es mir schon vorstellen.“

„Wie sie splitternackt in die Wanne steigt?“

„Wieso splitternackt, Emma?“

„Ich kenne deine Phantasien!“

 

Die Aufregungen wollen nicht enden. Ich liege eine halbe Stunde später gerade bequem auf meiner Son­nenliege, als Emma schon wieder etwas von mir will:

 

„Du, hör mal. Gerade habe ich zufällig gesehen, wie Bettina mit einem wohl situierten Herrn gekommen ist. Er hatte eine schwarze Aktenmappe unterm Arm.“

„Sie kamen mit ihrem Jeep?“

„Ja.“

„Und sie hat ihn chauffiert?“

„Ja. Schließlich ist es ihr Wagen.“

„Emma! Wie das aussieht!“

„Wie soll es denn aussehen?“

„Der Mann muss die Dame chauffieren!“

„Vielleicht hat er ja keinen Führerschein!“

„Hat sie wieder vor der Haustür geparkt?“

„Ja.“

„Es könnte ihr geschiedener Mann sein!“

„Aber dann wäre doch Markus mit dabei.“ (Emma denkt logisch!)

„Es muss nicht sein. Vielleicht ist er ja bei seinen Großeltern!“

„Wer? Ihr geschiedener Mann?“

„Nein. Der Junge.“

„Du meinst wirklich?“

„Ja, wieso denn nicht?“

„Ich müsste sie mal fragen.“

„Lass sie endlich in Frieden, Emma! Du bist eine rich­tige Landplage geworden, seit wir in Rente sind. Stell dir vor, wenn es dir umgekehrt so erginge! Die Leute beobachten uns doch auch nicht! Was würdest du denn sagen, wenn irgendjemand in der Nachbarschaft andauernd hinter dir her wäre?“

„Ich würde ihm meine Meinung sagen.“

„Wirklich?“

„Da kannst du aber sicher sein, Karl!“

„Na siehst du. Höre endlich auf, hinter Bettina herzu­spionieren. Es wird ja langsam peinlich mit dir!“

„Peinlich?“

„Ja.“

„Wie redest du denn mit mir?“

„Ich hätte dir das schon längst sagen sollen, Emma! Immer, wenn du nicht weiter weißt, bin ich derjenige, der alles auskundschaften muss.“

„Außer dir ist ja niemand hier!“

„Was für ein Pech für mich.“

„Du bist mein kleiner Indianer!“

„Das denkst du!“, antworte ich patzig.

„Ich werde dich nie mehr um einen Gefallen bitten.“ Jetzt ist sie beleidigt.

„Dann lässt du es eben bleiben.“

„Du magst mich nicht mehr.“

„Wie alt ist er denn, dieser noble Herr?“

„Ich schätze ihn auf Fünfzig.“

„So, so. Fünfzig. Dann könnte er auch ihr Vater sein.“

 

In diesem Ton geht es zwischen uns weiter. Wir ha­ben leider nichts anderes zu tun, als hinter Bettina herzu-schnüffeln. Emma integriert mich in ihre Aktio­nen automatisch, und ich kann gar nichts dagegen tun. Ich selbst bin ja, im Grunde genommen, ein sehr zurückhaltender Mensch! Irgendwann wird Bettina es merken, und dann wird sie uns die Meinung sagen. Aber noch ist es nicht soweit.

 

Emma legt Händel auf.

Sie liebt Händel!

Sie erwartet von mir, dass ich ihn auch liebe.

Ihn, und seine Musik.

 

Bettina sitzt währenddessen mit dem uns leider unbe­kannten Besucher auf ihrer Terrasse. Sie unterhalten sich blendend, wie es scheint. Könnte er ihr Chef sein? Ich teile Emma meine Vermutung mit. Vielleicht hat Bettina ja einen Vorgesetzten! Wenn ich ihn nur sehen könnte! Nein, das Gespräch, das sie führen, ist etwas zu freundschaftlich. Man könnte es auch als intim bezeichnen, denn zwischendurch flüstern sie miteinander.

 

„Wenn ich nur wüsste, was sie mit dieser Wanne will!“

„Sie wird sich darin ersäufen, Emma.“

„Mit dir kann man nicht vernünftig reden.“, schnaubt sie verächtlich.

„Was soll sie denn damit tun?“

„Das frage ich dich doch!“

„Mich würde mehr interessieren, wer dieser Kerl ist! Ihr Bruder oder ihr Onkel kann es nicht sein, denn sie schäkern auf eine ganz bestimmte Art und Weise miteinander.“

„Meinst du wirklich, Karl, dass er ihr Chef ist?“

„Ich weiß es nicht. Ich gehe jetzt hinüber und frage sie.“

„Das kannst du doch nicht machen! Um Himmelswil­len!“

„Warum nicht, Emma?“

„Das wäre ja unmöglich!“

„Findest du?“

„Ja.“

„Weißt du, was? Ich schaue jetzt fern.“

„Ich auch.“

„Kannst du dich überhaupt konzentrieren, Emma?“

„Aufs Fernsehen?“

„Ja.“

 

Im Laufe des Abends hören wir von nebenan unge­wohnte Geräusche: Gläserklirren und lautes, ent­hemmtes Gelächter zeugen von einer regen Unterhal­tung.

 

„Jetzt weiß ich, wer er ist, Karl.“

„Wer denn?“

„Ihr Liebhaber.“

„Ja, genauso hört es sich auch an.“

„Sie feiert mit ihm!“

„Vielleicht hat er ja Geburtstag, Emma!“

„Oder sie.“

„Sie könnten aber schon etwas leiser sein.“

„Ich finde es amüsant.“

 

Da sämtliche Fenster, und auch die TerrassenTür offen stehen, hört man nachts fast jedes Geräusch. Wie es scheint, hat Bettina aber zumindest ihre Ter­rassenTür angelehnt. Wir hören die unterschied­lichsten Geräusche, die wir aber nicht deuten kön­nen. Morgens um vier Uhr wird es dann plötzlich ru­hig. Wir blieben extra so lange auf, um mitzukriegen, was von dort drüben noch alles zu hören war. Und wir hörten Einiges! Sie muss ja ein tolles Weib sein, überlege ich, vor mich hingähnend. Hatten wir uns geirrt, oder hörten wir auch Geräusche, die mich an irgendetwas Bestimmtes erinnerten? Nein, das kann doch wohl nicht sein! Oder? Wenn man stundenlang still sitzt, und man diverse Geräusche hört, die man nicht genau zuordnen kann, bildet man sich doch das Eine oder Andere ein.

 

Wir dürfen ihr nichts unterstellen!

Das wäre anmaßend!

Und vielleicht auch ungerecht.

 

„Karl, ich bin mir nicht sicher, ob das ein Geschäfts­gespräch oder ein Privatgespräch war!“

„Nun ja...“

„Was denkst du denn?“

„Ich weiß es nicht, Emma.“

„Wir waren immer sehr leise.“

„Besonders du, Emma!“

„Ich?“

„Ich hätte nichts dagegen gehabt, wenn du zwischen­durch mal so richtig laut gewesen wärst.“

„du meinst im Bett?“

„Ja.“ Ich grinse sie an.

„Was traust du mir denn zu?“ Sie schaut entrüstet.

„Ich meine ja nur.“

„Du meinst nur.“

„Ja.“

„Wenn ich so laut gewesen wäre, wie du es dir ge­wünscht hättest, hättest du mich als unanständige Frau gesehen.“

„Irrtum!“

„Doch, das hättest du.“

„Niemals!“

„Es hätte dir also gefallen.“

„Ja, mit Sicherheit!“

„Und warum hast du dir keine Frau gesucht, die an­dauernd herumtobt?“

„Weil ich dich gefunden habe.“

„Du bereust es wohl, mit mir fast ein halbes Jahr­hundert verbracht zu haben?“

„Höre endlich auf, zu stänkern.“

„Ich stänkere ja gar nicht, Karl! Ich sage nur die Wahrheit!“

 

Plötzlich: Ein Schrei.

 

„Karl! Das war sie!“

„Ja, es hörte sich danach an.“

„Was wird wohl passiert sein?“

„Lass uns abwarten. Wenn sie noch einmal schreit, rufen wir die Polizei.“

„Sie könnte gestürzt sein.“

„Ja, das vermute ich auch, Emma.“

„Oder, sie ist betrunken.“

„Was unterstellst du ihr denn schon wieder?“

„Sie haben doch zusammen gefeiert!“

„Na und?“

„Wenn gefeiert wird, wird auch getrunken.“

„Lass sie doch!“

 

Wir lauschen angestrengt, aber es ist kein weiterer Schrei zu vernehmen. Schade. Ein weiterer, kleiner Schrei hätte uns sicherlich gut gefallen. Wir gehen in der stockfinsteren Nacht aus unserer Haustür und schauen, ob bei ihr in der Küche oder im Flur noch Licht brennt. Und tatsächlich. Sie schlafen noch nicht, die beiden Turteltäubchen. Was geschieht da hinter dieser verschlossenen Tür? Meine Phantasie schlägt Kapriolen. Aber dann hole ich mich wieder zurück und sage mir:

 

„Man darf von den Leuten nicht so schlecht denken, Karl. Sicherlich liegen sie gerade zusammen in dieser alten Badewanne und machen ihre kleinen Späß­chen...“

 

 

02

 

 

Es ist schon später Vormittag. Ich bin hundemüde, aber Emma bestand darauf, mit ihr zu frühstücken. Wir sind doch sowieso Tag und Nacht zusammen, sage ich mir. Was würde sie wohl ohne mich tun? Alleine frühstücken? Ich bezweifle es. Was würde sie ma­chen, wenn ich sterben würde? Ich kann es mir ein­fach nicht vorstellen.

 

Emma ärgert sich grün und blau, weil sie nicht weiß, ob Bettinas Besucher noch da ist, oder nicht. Ihr Jeep steht wieder einmal - oder immer noch - vor der Haustür. Unsere junge Nachbarin ist wohl zu faul, ihren Wagen in die Garage zu fahren!

 

Aber uns stört das ja überhaupt nicht!

 

„Wir stellen unseren Wagen jetzt auch immer vor die Haustür, Karl. Dann kann sie nur noch rückwärts wegfahren.“

„Lass sie doch.“

„Du ergreifst schon wieder ihre Partei!“

„Tue ich das?“

„Meinst du, dass der Mann noch bei ihr ist?“

„Gehe hinüber Emma, und frage sie doch!“

„Du meinst, ich soll wirklich fragen?“

„Du traust dich ja sowieso nicht!“

 

Gesagt, getan. Ich glaube es nicht. Emma geht doch tatsächlich zu ihr hinüber. Ich stehe nervös in der nur angelehnten Haustür, ziehe nervös an meiner Zigarette, und höre sie reden:

 

„Hallo, Bettina!“

„Grüß dich, Emma. Was gibt es denn?“

„Hättest du zufällig zwei Eier für uns?“

„Zwei Eier? Da muss ich erst nachschauen.“

 

Emma blinzelt zu mir herüber, während Bettina in ihre Küche geht, die gleich um die Ecke liegt. Emma steht keine fünf Meter von mir entfernt, und sie gibt mir ein Zeichen, dass ich zuhören soll.

 

„Hier sind die Eier, Emma.“

„Herzlichen Dank. Ich bringe dir heute Abend drei Stück zurück.“

„Wieso drei?“

„Zinsen.“

Bettina lacht: „Es eilt nicht.“

„Doch. Ordnung muss sein.“

„Wenn du meinst...“

„Wer war denn der sympathische Mann, der gestern Abend bei dir war?“

„Er ist mein Chef. Also, indirekt gesehen.“

„So, so. Wir fanden, dass er sehr gut aussah.“

„Ihr habt ihn gesehen?“, fragt sie überrascht.

„Als du ihn mit deinem Auto brachtest, habe ich ganz zufällig aus dem Küchenfenster geschaut.“

„Aber du hast doch gerade gesagt, dass ihr ihn gese­hen habt!“

„Unsinn. Nur ich habe ihn gesehen.“

„Ja, es stimmt. Er sieht blendend aus. Ein toller Typ. Ich hoffe, wir haben euch nicht gestört!“

„Aber nein. Wir waren doch auch einmal jung.“

 

Verdammt. Das hätte sie sich besser ersparen kön­nen. Muss sie denn immer ihre zweifelhaften Andeu­tungen loslassen? Jetzt weiß Bettina natürlich, dass wir alles, fast alles, mitgekriegt haben. Wie peinlich die Sache doch ist!

 

Bettina lacht hellauf: „Wir waren doch nicht laut, oder?“

„Aber nein, Kindchen.“

 

Sie nennt sie Kindchen! Ich halte es nicht aus! Bricht ihr Mutterinstinkt schon wieder durch? Also, ich finde diese Bezeichnung ja mehr als anmaßend.

 

„Ich bin schon erwachsen, Emma.“

„Ja, ja, sicher. Entschuldige.“

„Macht nichts.“

„Ich sagte das nur, weil du noch so jung bist.“

„So jung bin ich ja nun auch wieder nicht!“

„Hast du ihn auch wieder nach Hause gefahren?“

„Wieso?“

„Ich meine ja nur.“

„Er hat momentan keinen Führerschein.“

„Wie ärgerlich für ihn.“

„Also, noch einen schönen Tag.“

„Danke, ebenfalls.“

 

Wenn man Bettina so reden hört, und sie dabei nicht sieht, fällt einem erst auf, was für eine sexy Stimme sie doch hat. Bei dem Gespräch mit ihrem Jungen war es mir gar nicht so aufgefallen. Aber jetzt... - Wenn ich jung wäre, würde ich mich an sie heranmachen...

 

Als Emma zurückkommt, schließt sie die Tür hinter sich und schlägt sich mit der flachen Hand an die Stirn:

 

„Jetzt habe ich völlig vergessen, sie zu fragen, was diese alte Badewanne zu bedeuten hat.“

„Ja, es würde mich auch sehr interessieren.“

„Eine alte Badewanne...“, sinniert sie.

 

Wir verbringen den Nachmittag an der schönen, blau­en Donau. Wir schwimmen zwar nicht mehr, wie in früheren Zeiten, aber wir legen uns gerne auf eine Decke, und beobachten die kleinen, und auch größe­ren Schiffe, die in den Regensburger Hafen einfah­ren, oder ihn gerade verlassen. Emma nimmt immer eine Thermos-kanne mit Kaffee mit, und ich rauche die eine oder andere Zigarette.

 

„Ich wüsste allzu gerne, Karl, warum sie letzte Nacht so geschrien hat.“

„Das hatte keine Bedeutung. Du hast doch gesehen, dass sie unversehrt ist.“

„Ja, du wirst schon recht haben.“

„Mache dir um sie nicht so viele Gedanken, Emma. Sie kommt mit ihrem Leben sicherlich gut zurecht.“

„Und trotzdem finde ich es komisch, dass sie uns ih­ren kleinen Sohn nicht vorgestellt hat.“

„Wir sind nur ihre Nachbarn! Sonst nichts!“

„Ich finde es nicht richtig.“, antwortet sie bockig.

„Du wirst ihn schon noch sehen. Und noch etwas, Em­ma: Nenne sie nicht mehr Kindchen.“

„Habe ich sie so genannt?“

„Ja.“

 

Als wir spätnachmittags zurückkommen, stellen wir unseren blauen Opel Kadett in die Garage, wie es sich gehört. Vielleicht nimmt sich Bettina ja ein Bei­spiel an unserem Verhalten! Irgendwann muss ich ihr sagen, dass nur sie ihren Wagen vor der Haustür parkt. Die Leute, die von links kommen, und den schmalen Weg entlanglaufen wollen, müssen immer um den Jeep immer herumgehen, weil der Weg so schmal ist. Wie gesagt: Es stört mich persönlich nicht, aber es muss ja nicht sein. All die anderen Leute, die her leben, stellen ihre Autos ja auch in ihre Garagen. Für diesen Zweck wurden sie schließ­lich gebaut!

 

Es ist nicht zu fassen: Ihr Jeep steht schon wieder vor der Haustür. Emma sagt:

 

„Ich möchte nicht, dass du sie darauf ansprichst, Karl.“

Überrascht schaue ich sie an: „Und wieso nicht?“

„Ich habe meine Gründe.“

„Wieso dieser plötzliche Sinneswandel?“

„Warte ab.“ Sie schaut hintergründig. Miss Marple-ähnlich.

 

Wir befinden uns gerade vor dem Eingang der Familie Himmel, die rechts von Bettina lebt, als sie, Mathil­de, herauskommt:

 

„Einen schönen guten Tag!“, jauchzt Emma.

„Ich grüße euch. Wart ihr wieder unten an der Do­nau?“

„Ja, aber man hält es in dieser Hitze kaum aus.“, ant­worte ich.

Es kommt, was kommen muss: Emma kann sich ein­fach nicht beherrschen: „Was sagst du denn zu unse­rer neuen Nachbarin?“

 

Unsere Unterhaltung ist natürlich sehr leise. Keiner von uns will, dass Bettina etwas mitkriegt, denn sie dürfte ja zu Hause sein.

 

„Sie ist sehr nett.“

„Ja, das finden wir auch, Mathilde. Hast du zufällig auch gesehen, dass sie eine dieser altmodischen Ba­dewannen bekam?“

„Du meinst diese Art von Wannen, die man auch in gewissen Filmen sieht? Zum Beispiel in alten Wes­tern?“

„Ja. Genau die meine ich.“

„Nein. Ich habe es nicht gesehen, Emma.“

„Sie hat einen kleinen Sohn! Markus ist sein Name. Aber er soll ja bei ihrem geschiedenen Mann leben! Hast du ihn schon gesehen, Mathilde?“

„Wen? Den Mann?“

„Nein. Diesen Markus!“

„Habe ich nicht. Sie ist geschieden?“

„Ja. Wir fragen uns ernsthaft, warum der Sohn bei seinem Vater lebt.“

 

Was für eine grandiose Unverschämtheit von Emma! Sie bezieht mich schon wieder in ihre persönliche Meinung mit ein. Wir hatten gar nicht darüber ge­sprochen, und außerdem spricht sie immer in der Wir-Form. Sie fragt sich, warum der Sohn bei seinem Va­ter lebt! Nicht ich! Und ich selbst finde es überhaupt nicht anrüchig, dass der Junge nicht bei ihr lebt. Es ist Emma offensichtlich völlig egal, was ich dabei denke oder fühle. Die Leute glauben natürlich immer, dass wir einer Meinung sind.

 

Wenn die wüssten!

 

„Ja, seltsam ist das schon, Emma.“

„Er war erst kürzlich hier! Wir hörten ihn auf der Terrasse mit seiner Mutter sprechen, aber leider sa­hen wir ihn nicht.“

„Gut, dass wir diese Zwischenwände haben!“, lacht Mathilde.

„Ich finde das gar nicht gut. Wir sahen ihn übrigens weder kommen, noch gehen.“

„Nun ja...“

„Irgendwann wird sie ihn uns schon vorstellen.“

„Wieso, Emma?“ Mathildes Gesicht wirkt sehr über­rascht.

„Nun, das ist doch so üblich, oder?“

„Eigentlich nicht. Warum sollte sie ihn euch vorstel­len?“

 

Endlich sagt ihr jemand, was Sache ist. Was bildet sie sich überhaupt ein? Denkt sie wirklich, dass ihr die ganze Siedlung gehört? Sie nimmt sich immer so furchtbar wichtig.

 

Wir verabschieden uns von Mathilde, und Emma schimpft, als sie weg ist:

 

„Verdammt. Ich habe ganz vergessen, sie zu fragen, ob sie der Jeep auch so sehr stört, wie uns.“

„Wie dich!“

„Nein, wie uns.“

„Du kannst die Menschen nicht verändern, Emma.“

„Doch. Das kann ich. Man muss sich nicht alles gefal­len lassen.“

 

Ich ziehe mich ein wenig von ihr zurück. Gut, ich ha­be mich im Laufe der Jahrzehnte an ihre Eigenarten gewöhnt, aber ab und zu geht sie mir doch gewaltig auf die Nerven. Kaum versuche ich, mich auf der Ter­rasse zu entspannen, als ich Bettina reden höre:

 

„Markus! Wie oft habe ich dir schon gesagt, dass ein Junge in deinem Alter nicht mehr in der Nase bohrt!“

Keine Antwort. Wahrscheinlich bohrt er gerade.

„Hörst du? Hast du Hunger?“

Keine Antwort.

 

Wenn er mein Sohn wäre, könnte er jetzt aber etwas erleben! Ich hasse es, wenn ich auf meine Fragen keine Antworten kriege. Aber es ist ja kein Wunder: Das Kind ist zwischen Muter und Vater hin- und her gerissen. Es weiß sicher nicht mehr, wie es sich ver­halten soll.

 

„Wenn du mir jetzt nicht sofort antwortest, du Ben­gel, dann gibt es kein Abendessen!“

„Ich habe sowieso keinen Hunger.“

„Was? Du hast keinen Hunger? Hat dich dein Vater mittags wieder so abgefüllt?“

„Er füllt mich nicht ab, Mutti.“

„So! Du hältst also zu ihm!“

„Ja.“

 

Der Junge hat Courage. Das muss man ihm schon las­sen. Er sagt ihr die volle Wahrheit ins Gesicht. Es ist für sie als Mutter sicherlich nicht angenehm, zu hö­ren, dass der einzige Sohn zum Vater tendiert.

 

Ja, ja, die lieben Kleinen...

 

Einige Minuten vergehen. Der Dialog zwischen den Beiden ist zum Stillstand gekommen. Vielleicht essen sie ja gerade, überlege ich. Emma kommt heraus und schaut mich erwartungsvoll an:

 

„Ist sie da?“, flüstert sie mir zu.

„Ja, ihr Wagen steht doch vor der Tür!“

„Sie könnte ja auch spazieren gegangen sein!“

„Du musst immer das letzte Wort haben.“

„Ist sie alleine, Karli?“

„Nenne mich nicht Karli!“

„Entschuldige.“

„Nein. Sie ist nicht alleine. Ihr Sohn ist noch da.“

„Wahrscheinlich ist er mit dem Fahrrad gekommen, weil sie ihren Wagen nicht benützt hat.“

„Es kann aber auch sein, Emma, dass sie ihn schon gebracht hat, bevor wir nach Hause gekommen sind.“

„Nein.“

„Und wieso nicht?“

„Weil der aktuelle Kilometerstand ihre Wagens mit dem vom Vormittag übereinstimmt.“

Mir bleibt die Spucke weg: „Du kontrollierst ihren Kilometerstand?“

„Ja.“

„Und wenn sie dich dabei beobachtet hat?“

„Du meinst, vom Küchenfenster aus?“

„Ja.“

„Ich habe ganz unauffällig in den Wagen geschaut. So im Vorbeigehen.“

„Du bist ja völlig daneben, Emma. Du bringst uns noch in Teufels Küche!“

Sie übergeht meine klare Aussage: „Wenn ich nach oben ins Schlafzimmer gehe, und aus dem Fenster schaue, könnte ich den Jungen eventuell sehen.“

„Aber nur, wenn er sich im Garten aufhält. Du weißt doch, dass der Überbau jegliche Sicht auf ihre Ter­rasse verhindert.“

„Ja, ja. Ich weiß es.“

„Es kommt mir fast so vor, Emma, als ob du einen dringenden Kinderwunsch hättest!“

„Was erzählst du denn da?“

 

Sie ärgert sich maßlos. Ich kenne sie! Wenn sie nicht erreicht, was sie sich vorgenommen hat, wird sie meist fuchsteufelswild. Sie will diesen Knaben sehen. Punkt.

 

Ich nehme sie etwas auf den Arm: „Du könntest ja wieder zu ihr hinüber gehen, und sie um... sagen wir mal... eine Zwiebel bitten!“

„Nein. Das wäre mir dann doch zu peinlich. Sie könn­te ja auch zu uns herüber kommen, und uns ihren Sohn zeigen.“

„Emma, du spinnst.“

„Was hast du gesagt?“ Ihr Gesicht ist rot angelaufen.

„Du spinnst!“

 

Sie verlässt mich wieder. Wahrscheinlich hängt sie nun erneut am Küchenfenster, um zu beobachten, wann Markus mit seiner Mutter aus der Haustür kommt. Irgendwann muss sie ihn ja heimfahren, sagt sie sich. Ich kenne sie!

 

Auf Bettinas Terrasse ist es plötzlich still. Sie hatte noch mit Markus, der ja wirklich ein Sturschädel ist, herum-diskutiert, aber dann war er wohl ins Haus ge­gangen. Ob sie noch draußen sitzt, kann ich nicht beurteilen. Und es ist mir auch egal.

 

Es ist genau acht Uhr abends (die Nachrichten im ARD beginnen gerade), als es an der Haustür klingelt:

 

„Emma! Mach doch mal auf!“

„Warum ich? Für dich ist es genauso weit!“

„Muss denn immer ich aufmachen?“

„Du kannst schließlich auch etwas tun!“

„Wie meinst du das?“

„Wie ich es gesagt habe!“

 

Ich stehe von der Couch auf, drücke meine Zigarette aus, schalte den Fernsehapparat leise, und gehe zur Haustür:

 

„Ha! Bettina! Was verschafft uns die Ehre?“

„Ich möchte euch zu einem Glas Wein einladen!“

„In deine Wohnung?“

„Ja, natürlich.“

„Wir haben aber noch keine Eier gekauft!“

„Das macht doch nichts.“

„Heute kommt zwar Aktenzeichen XY ungelöst im ZDF, aber du bist uns natürlich wichtiger.“

„Welch eine Ehre!“

Emma steht schon hinter mir. Ich spüre ihren heißen Atem im Genick: „Ist Markus auch noch hier?“

„Nein. Er ist schon weg.“

„Du hast ihn schon zurückgebracht?“

„Nein. Er ist zu Fuß nach Hause gegangen.“

„Wie schade. Ich hätte ihn so gerne gesehen.“

„Ich gehe schon mal rüber und öffne die Weinfla­sche. Wollt ihr auf der Terrasse sitzen, oder im Wohnzimmer?“

„Auf der Terrasse.“, antwortet Emma.

 

Ich hole aus unserer kleinen Hausbar eine Flasche Rotwein. Emma trabt hinter mir her:

 

„Karl! Sie hat mich angelogen!“

„Wieso?“

„Markus kam nicht aus der Haustür! Ich stand die ganze Zeit über am Küchenfenster!“

„Das kann doch nicht sein!“

„Doch. Sie lügt uns an.“

„Der Junge wird das Haus über den Garten verlassen haben.“

„Aber dazu hätte er doch über den Zaun steigen müs­sen!“

„Das ist für kleine Jungen kein Problem.“

„Verdammt. Das könnte sein.“

„Emma, du bräuchtest eigentlich vier Augen. Zwei für die Frontpartie das Hauses, uns zwei für die Garten­seite.“

„Werde ja nicht unverschämt!“

„Ich sage doch nur die Wahrheit!“

 

Ihr Blick sagt mir alles. Sie ärgert sich, weil ich sie durchschaut habe. Ich habe sie zwar schon seit fast einem halben Jahrhundert durchschaut, aber anschei­nend kann sie es noch immer nicht glauben. Sie denkt, dass sie mit mir ihre Spielchen treiben kann.

 

Was rede ich denn?

Sie tut es ja...

 

Gleich danach sitzen wir mit der Gastgeberin auf der Terrasse. Emma bewundert Bettinas Blumenbeet, während sie sich verstohlen umschaut.

 

„Ich zeige euch dann gleich die Wohnung. Sie ist, wie ihr ja wisst, vom Grundriss her gesehen, wie eure, aber die Einrichtung ist doch grundverschieden. Prost, Emma und Karl!“

„Auf gute Nachbarschaft!“, antwortet Emma.

„Auf eine gute Freundschaft!“, rufe ich.

 

Wir stoßen an. Der gut temperierte Weißwein ist köstlich. Es ist ein Wein, der nur in teuren Weinlä­den zu haben ist. Gerade will ich sie fragen, was sie für die Hütte bezahlt hat, als mein Blick zufällig Richtung Wohnzimmer wandert. Ich sehe in der Ecke, direkt neben einem der Sessel, eine schwarze Akten­tasche stehen. Sagte Emma nicht etwas von einer solchen Tasche? Sie muss ihm gehören! Ihm, ihrem Chef! Aber wieso hat er sie hier stehen lassen? Er braucht sie doch sicherlich für seine Geschäfte! Oder besitzt Bettina auch solch eine schwarze Tasche? Falls ja: Wofür braucht sie diese wohl? Zum Einkau­fen von Lebensmitteln?

 

„Mögt ihr Mick Jagger?“

„Ja, sehr!“, lügt Emma.

„Gut, dann lege ich eine LP auf.“

„Mach die Musik ruhig etwas laut!“, sage ich.

 

Emma schaut mich verärgert an. Sie hat die Ange­wohnheit, sich oft selbst ein Bein zu stellen. Außer­dem weiß sie, dass ich weiß, dass sie laute Musik nicht mag.

 

Als Bettina zurückkommt, sagt sie: „Markus ist ein richtiger Bengel. Er ist stur wie sein Vater, und was er nicht machen will, das macht er auch nicht. Ich muss ihm das unbedingt austreiben.“

„Gut, dass unsere Kinder schon erwachsen sind, nicht wahr, Karl?“

„Unsere Kinder?“

„Ja! Unsere Kinder!“

 

Verdammt. Sie hat mich erwischt.

Ich war wohl etwas geistesabwesend!

 

Bettina fährt glücklicherweise fort: „Mein Ex-Ehe­mann hat mir dieses Reihenhäuschen gekauft. Sozu­sagen als Abfindung.“

„Wie großzügig von ihm!“, antworte ich.

„Großzügig? Dass ich nicht lache! Der Kerl ist ver­mögend! Er besitzt in Regensburg mehrere Geschäfts­häuser, und außerdem ist er an der Brauerei betei­ligt.“

„An unserer Stadtbrauerei?“

„Ja, Karl.“

 

Irgendwann führt sie uns dann durch ihre Gemächer. Ihr Schlafzimmer ist unglaublich teuer eingerichtet. Dieses breite Bett! Dieses wunderbare Bärenfell! Und diese auserlesenen Tapeten! So etwas Phantastisches haben wir noch nie gesehen.

 

Emma ist total aus dem Häuschen: „Bettina, was für ein Wahnsinn. Woher hast du all diese schönen Dinge?“

„Heinz hat sie mir besorgt.“

 

Als wir wieder unten sind und durch den Flur laufen, habe ich plötzlich einen merkwürdigen Geruch in der Nase. Ich schaue Emma unauffällig an, aber sie riecht es offensichtlich nicht. Schade. Ich habe näm­lich die Nase eines Spürhundes!

 

Emma sagt ohne die geringste Vorwarnung: „Wo steht eigentlich deine schöne Badewanne?“

 

Ich sehe, wie Bettina leicht errötet. Was hat sie nur? Sie wirkt auf mich auf einmal so fahrig! Wieso ist sie wegen dieser komischen Badewanne so nervös?

 

„Sie steht im Keller. Ihr habt gesehen, wie sie ge­bracht wurde?“

„Ja, Bettina.“, antwortet Emma.

„Den Keller möchte ich euch nicht zeigen. Da unten sieht es aus, wie Kraut und Rüben.“

„Wirklich nicht?“, fragt Emma neugierig.

„Nein. Das wäre mir dann doch etwas unangenehm.“

„Aber es macht uns gar nichts aus, wenn Gerümpel herumsteht!“

„Lieber nicht.“

„Man wohnt schön hier, nicht wahr, Bettina?“

„Ja, Emma.“

„Du sagtest, du arbeitest für die Industrie?“

„Ja.“

Ich werfe ein: „Deswegen der schwarze Aktenkoffer!“

„Richtig.“

 

Sie will es uns nicht sagen.

Da kann man nichts machen.

Irgendwann finden wir es schon heraus.

So kommen wir jedenfalls nicht weiter!

 

Wir verabschieden uns, wie es sich gehört, nach zwei Stunden. Bettina sagt zwar, dass wir noch bleiben sollen, aber wir bedanken uns herzlichst für diesen hervorragenden Wein und gehen. Ihre restliche Woh­nungs-einrichtung, die sicherlich sündhaft teuer war, lobten wir in den höchsten Tönen. Und ganz tief in mir sagt eine Stimme, dass Emma darauf neidisch ist. Wenn ich ihr das nur austreiben könnte!

 

Wir Beide unterhalten uns noch (wie sollte es auch anders sein), als wir in unseren einfachen Betten liegen, über Bettina:

 

„Hast du diese Möbel gesehen, Karl?“

„Ja, sie sind vom Allerfeinsten.“

„Die Einrichtung hat ein Vermögen gekostet!“

„Ihr Ex-Ehemann hat ja das Geld.“

„Diese teueren Teppiche! Und dieser Wohnzimmer­schrank! Einfach phänomenal.“

„Hast du den Geruch von faulen Eiern nicht wahrge­nommen, Emma?“

„Nein.“

„War der Mann ihr Chef, oder ihr Liebhaber?“

„Vielleicht ist er beides!“ Emma grinst.

„Wahrscheinlich macht sie ihm jedes Mal, wenn er zu ihr kommt, ein Dutzend Eier, bevor sie mit ihm...“

„Du bist ein Ferkel, Karl.“

 

 

03

 

 

Ein Tag ist vergangen. Wir sitzen gerade abends vor unserem Schwarz-Weiß-Fernsehapparat, als wir Betti­nas Automotor hören. Das Geräusch kommt, wie soll­te es auch anders sein, von der Frontpartie der Häu­ser.

 

„Jetzt könntest du hinausgehen, Emma, und es ihr sagen. So kann es schließlich nicht weitergehen.“

„Was soll ich ihr sagen?“

„Dass es dich stört, wenn sie ihren Jeep andauernd vor den Haustür parkt!“

„Sag du es ihr doch!“

„Mich stört es ja nicht.“

 

Sie steht auf und marschiert Richtung Haustür. Sie wird sie doch hoffentlich nicht darauf ansprechen, überlege ich. Emma nimmt aber auch alles so wört­lich. Sie kann, obwohl sie mich schon so lange kennt, nicht unterscheiden, wann ich Spaß mache, und wann Ernst.

 

Gott sei Dank!

Sie kommt zurück.

 

„Karl!“

„Ja?“

„Sie ist mit einem Mann gekommen!“

„Mit einem anderen Mann?“

„Ja. Es ist nicht ihr Liebhaber.“

„Und woher willst du das wissen?“

„Ich spüre es.“

„Er könnte ihr zweiter Chef sein!“

„Nun ja...“

„Wie alt ist er denn?“

„Um die Fünfzig. Genau, wie der andere. Und er sieht blendend aus! Er trug einen dieser sündhaft teuren Nadelstreifenanzüge!“

„Vielleicht hat sie ja zwei Liebhaber?“ (Mal sehen, wie sie darauf reagiert!)

„Das ist nicht dein Ernst!“ Sie ist entrüstet.

„Warum nicht?“

„Und das in unserer Siedlung, Karl!“

„Ich mache doch nur Spaß, Emma.“

„Er hatte auch solch eine Aktentasche unter dem Arm!“

„Eine schwarze?“

„Nein. Eine hellbraune.“

„Tatsächlich?“

„Ja, Karl.“

„Haben nicht diese Herren von gewissen Beerdigungs­instituten solche Taschen?“

„Du wirst mir doch nicht erzählen wollen...“

„Ich habe nicht behauptet, dass Bettina bei solch einem Institut beschäftigt ist, Emma.“

„Das würde sie niemals machen.“

„Meinst du?“

„Außerdem haben solche Herren schwarze Taschen.“

„Genau, wie ihr Chef.“

Sie spitzt plötzlich die Ohren: „Sei mal ruhig. Ich höre sie lachen.“

„Vielleicht sind sie ja auf der Terrasse?“

„Komm, Karl, wir schauen.“

 

Wir traben hintereinander hinaus. Und wir setzen uns, ohne Licht zu machen (es genügt ja, wenn im Wohnzimmer Licht brennt) vorsichtig auf unsere Gar­tenstühle, damit sie ja nicht knarren. Ich zünde mir eine Zigarette an und sie flüstert mir zu:

 

„Huste bloß nicht!“

 

Wir hören zwar, dass sie sich unterhalten, aber wir können nicht verstehen, worum es dabei geht. Betti­na lacht laut, und er lacht noch lauter. Die Beiden befinden sich leider im Wohnzimmer, und nicht auf der Terrasse. Wir verstehen schon einige Wortfetzen, aber es ist unmöglich, den Sinn derer zu erkennen. Sie will wohl nicht, dass man sie verstehen kann! Aber wenn ich ganz ehrlich bin, würde auch ich mich ins Haus zurückziehen, wenn ich Besuch kriegen wür­de. Oder, wenn ich noch einmal jung wäre, und mit Bettina alleine wäre...

 

Vielleicht ist es ja ihr Cousin!

Oder ein früherer Schulfreund!

 

Emma steht plötzlich auf und geht hinein. Ich bleibe draußen sitzen, und versuche, doch ein paar Wörter aufzuschnappen.

 

... Rotwein?... Duschen... Bequem...

 

Emma kommt zurück. Sie flüstert mir zu:

 

„Der aktuelle Kilometerstand ist 45.444.“

„Du hast schon wieder...“

„Ja. Hast du etwas verstanden?“

„Nein. Nur ein paar unverfängliche Wörter ohne er­kennbaren Zusammenhang.“

„Scheiße.“

„Aber Emma!“

„Wieso darf ich nicht Scheiße sagen?“

„Das geziemt sich für eine reife Frau nicht.“

„Was redest du denn so geschwollen?“

„Du bist doch reif, oder?“

„Du denkst wohl, überreif, was?“

 

Die Nacht wird lang. Bettina legt Schallplatten von den Bee Gees und den Rolling Stones auf. Unsere lie­ben Nachbarn feiern offensichtlich. Es fragt sich nur, was sie feiern? Hat Bettina einen guten Geschäfts­abschluss getätigt? Verkauft sie vielleicht Versiche­rungen? Aber wieso bleibt dann dieser Mann so lange bei ihr? Ist er einer ihrer Klienten? Ist sie etwa eine Rechtsanwältin? Eine Pflichtverteidigerin für ge­strandete Existenzen? Nein, das glaube ich nicht. Warum kam er nicht mit seinem eigenen Auto? Eine Erscheinung wie er fährt doch mindestens einen Mer­cedes 220 SE! Ich sah ihn ja nicht, aber ich kann mich auf Emmas Aussagen hundertprozentig verlas­sen.

 

Sie empfängt also innerhalb kürzester Zeit zwei wohlsituierte Herren. In welchen Kreisen verkehrt sie eigentlich? Verteidigt sie vielleicht doch gewisse Verbrecher? Ganoven? Halsabschneider? Oder gar Mörder? Unsinn. Sie kämen sicherlich nicht in ihr Haus. Aber eigentlich ist es ja ganz logisch: Ihr Ex-Ehemann brachte sie in diese höhere Gesellschaft. Und genau dieser Gesellschaft ist es sicherlich völlig egal, ob sie mit ihm noch verheiratet ist, oder nicht.

 

Insbesondere den Herren dürfte es egal sein!

 

Wir müssen sie in Ruhe lassen. Es geht uns im Grunde genommen überhaupt nichts an, was sie macht, oder nicht macht. Man muss sich einmal in ihre Lage ver­setzen! Sie ist alleine, völlig auf sich gestellt! Sie ist jung und hübsch, und wer soll es ihr verdenken, wenn sie ab und zu ein wenig Ablenkung sucht? Gut, der Ruf ist schnell im Eimer, wenn sie es übertreiben sollte, aber trotzdem: Wir haben nicht das Recht, ihr nachzuspionieren. Schließlich können wir nicht be­weisen, dass es keine Geschäftspartner oder Vorge­setzte sind, die sie besuchen...

 

„Karl?“

„Ja?“

„Willst du noch fernsehen?“

„Nein.“

Sie steht auf und schaltet das Gerät ab. Dabei sagt sie: „Irgendetwas stimmt mit ihr nicht.“

„Wir denken viel zu schlecht.“

„Meinst du?“

„Ja.“

„Wir tun ihr also Unrecht?“

„Wahrscheinlich, Emma.“

„Aber sicher bist du dir nicht, oder?“

„Nein.“

„Und wieso nicht?“

„Keine Ahnung.“

 

Wir bleiben bis drei Uhr morgens auf. An Schlaf ist nicht zu denken, denn wir sind viel zu neugierig. Nein. Emma ist natürlich diejenige, die so wahnsinnig neugierig ist. Ich leiste ihr nur Gesellschaft.

 

„Das kann doch nicht sein, Karl!“

„Was kann nicht sein?“

„Dass wir uns so irren!“

„Vielleicht täuschen wir uns doch in ihr.“

„Aber es sind sehr seltsame Geräusche, die herüber dringen.“

„Woran denkst du?“

„Ich kann es nicht genau sagen.“

 

Plötzlich: Ein Schrei.

 

„Hast du das gehört, Karl?“

„Ja.“