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Was macht einen guten Witz aus? Warum und worüber lachen wir? Haben Pointen ein Verfallsdatum? Jim Holt lädt ein zu einem höchst amüsanten und geistreichen Streifzug durch die Geschichte des Humors: von den Spaßvögeln aus dem antiken Griechenland über die Witzesammler der Renaissance bis zu den Sprücheklopfern von heute. (Fragt der geschwätzige Friseur: «Wie soll ich Ihnen die Haare schneiden?» Erwidert der Kunde: «Schweigend!» Hätten Sie gedacht, dass dieser Zweizeiler schon seit der Antike die Runde macht?) Zugleich spürt Holt den Rätseln hinter den Witzen nach: Was macht einen guten Scherz aus? Sind Pointen nur innerhalb einer bestimmten Zeit und Kultur verständlich, oder gibt es wiederkehrende Motive, Themen, Schemata? Und was sagt überhaupt Freud dazu? Die Philosophie hat sich mit dem Unernsten immer eher schwergetan. Holt liefert dagegen einen stilistisch glänzenden Beweis dafür, dass Vergnügen und Erkenntnis sich nicht ausschließen müssen. Sein Buch ist selbst wie ein gelungener Witz – klar und pointiert. Und er zeigt mit leichtfüßiger Eleganz, wie vielstimmig die Philosophie die einzige Währung bestimmt hat, die in der Welt der Witze gilt: das Lachen.
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Seitenzahl: 115
Veröffentlichungsjahr: 2015
Jim Holt
Kennen Sie den schon?
Geschichte und Philosophie des Witzes
Aus dem Englischen von Martin Hielscher
Ihr Verlagsname
Was macht einen guten Witz aus? Warum und worüber lachen wir? Haben Pointen ein Verfallsdatum?
Jim Holt lädt ein zu einem höchst amüsanten und geistreichen Streifzug durch die Geschichte des Humors: von den Spaßvögeln aus dem antiken Griechenland über die Witzesammler der Renaissance bis zu den Sprücheklopfern von heute. (Fragt der geschwätzige Friseur: «Wie soll ich Ihnen die Haare schneiden?» Erwidert der Kunde: «Schweigend!» Hätten Sie gedacht, dass dieser Zweizeiler schon seit der Antike die Runde macht?)
Zugleich spürt Holt den Rätseln hinter den Witzen nach: Was macht einen guten Scherz aus? Sind Pointen nur innerhalb einer bestimmten Zeit und Kultur verständlich, oder gibt es wiederkehrende Motive, Themen, Schemata? Und was sagt überhaupt Freud dazu?Die Philosophie hat sich mit dem Unernsten immer eher schwergetan. Holt liefert dagegen einen stilistisch glänzenden Beweis dafür, dass Vergnügen und Erkenntnis sich nicht ausschließen müssen. Sein Buch ist selbst wie ein gelungener Witz – klar und pointiert. Und er zeigt mit leichtfüßiger Eleganz, wie vielstimmig die Philosophie die einzige Währung bestimmt hat, die in der Welt der Witze gilt: das Lachen.
Jim Holt ist Autor und Essayist. Eigentlich kam er aus seinem Heimatstaat Virginia nach New York, um an der Columbia University Philosophie zu studieren und das Studio 54 unsicher zu machen. Irgendwann glitt er dann in den Journalismus ab und schreibt seitdem über Philosophie, Mathematik und Naturwissenschaften, hauptsächlich für die «New York Times Book Review», die «New York Review of Books» und «The New Yorker». 2014 erschien im Rowohlt Verlag sein Bestseller «Gibt es alles oder nichts? Eine philosophische Detektivgeschichte».
«Kennen Sie den schon?»
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Für Inigo Thomas,den Meister des Unsinns und einen manchmal zuverlässigen Freund
Haec enim ridentur vel sola vel maxime quae notant et designant turpitudinem aliquam non turpiter
Denn man lacht am meisten über diese Äußerungen, welche irgendetwas Schimpfliches auf nicht schimpfliche Art an den Pranger stellen und ans Licht bringen
Cicero
Vor einigen Jahren bat mich der New Yorker, für eine Sonderausgabe der Zeitschrift zum Thema «Humor» eine Geschichte des Witzes und der Witz-Sammlungen zu schreiben. Ich nahm den Auftrag dankend an in der Hoffnung, den Text ganz der edlen Tradition des pseudogelehrten Journalismus gemäß aus einer bereits vorhandenen Darstellung zusammenklauben zu können, die ich ganz sicher in den Katakomben irgendeiner Bibliothek finden würde. Zu meinem Schrecken stellte ich fest, dass ein solches Werk überhaupt nicht existierte; die Wissenschaft hatte diesen zentralen Bereich der Kultur unerklärlicherweise vernachlässigt. Also musste ich die Geschichte des Witzes wohl oder übel selbst schreiben. Tatsächlich gelang es mir, mich dieser lästigen Pflicht, die sich in etwa so anfühlte, wie auf Knopfdruck eine Doktorarbeit zu verfassen, erfolgreich zu entledigen, und der Beitrag – der den Anstoß zu dem vorliegenden Buch gab – erschien wie vorgesehen im New Yorker. Ich häufte in diesem Zusammenhang Unmengen von literarischen, psychologischen und philosophischen Abhandlungen über Witze an, darunter viele äußerst fragwürdige Exemplare. (Einige von ihnen sind dermaßen widerlich und geschmacklos, dass man sich zu Recht fragen kann, ob sie überhaupt gedruckt werden sollten; ich habe sie nur ihrer anthropologischen Bedeutung wegen einbezogen und hege in keiner Weise die Erwartung – geschweige denn die Absicht –, dass sie als witzig daherkommen.) Hier ist sie also, die Summe meiner Bemühungen. Manche Leser werden das Ergebnis dürftig finden, aber für mich ist es schon viel von noch viel mehr, und das ist mehr als genug.
Ich möchte mich bedanken bei Susan Davis, Larissa MacFarquhar, Tim Farrington, Leo Carey, Henry Finder, Robert Silvers (der so gütig war, das Manuskript zu lesen, obwohl ihm der Stoff vollkommen gegen den Strich geht), Jared Hohlt, Christopher Turner, Richard Wilbur, Chris Calhoun, Jimmy O’Higgins, Bob Weil, Hélène Dantoine, Christopher Hitchens, Lucas Wittmann, Carol Blue, Jon McMillan und Leon Wieseltier, die alle auf die eine oder andere Weise eine Hilfe waren. Und bei Ted Cohen stehe ich tief in der Schuld für seine Taxifahrer- und Eretz-Gimel-Witze.
Als ich vor ein paar Jahren in einem verstaubten Antiquariat in Maine herumstöberte, stieß ich auf ein merkwürdiges Buch. Es war ein voluminöses, zerfleddertes Taschenbuch mit dem Titel Der unanständige Witz. Theorie und Praxis. Sein Autor, wie ich auf dem futuristischen Sechziger-Jahre-Cover lesen konnte, hieß G. Legman. Als ich es vom Regal nahm und die ziemlich vergilbten Seiten durchblätterte, sah ich, dass es offenbar Tausende erotische und skatologische Witze enthielt, in Rubriken wie «Beischlafstellungen», «Phallische Prahlerei» und «Zoophilie» geordnet. Die Witze waren mit freudianisch anmutenden Kommentaren versehen, und hier und da wurden kritische Bemerkungen über Aspekte des gesellschaftlichen Lebens in den Sechzigern eingestreut, wie etwa Postleitzahlen, Hippies, fluchende Frauen und Marshall McLuhan. Der verblüffendste Aspekt an diesem umfangreichen Werk war jedoch der obskure Wissensschatz des Autors, wie man diesen Sätzen aus der Einleitung entnehmen kann:
«Besondere Aufmerksamkeit verdienen vier seltene Werke, die neugriechische, arabische und andere erotische Erzählungen und Narrenschwänke aus dem Nahen Osten bringen: ‹La Fleur Lascive Orientale› (‹Oxford› [Brüssel: Gay & Mlle. Doucé], 1882), anonym übersetzt aus den Originalen von J.-A. Decourdemanche – ‹Contes Licencieux de Constantinople et de l’Asie Mineure› (von dem es eine noch seltenere englische Rückübersetzung gibt (‹Athen› [Sheffield: Leonard Smithers], 1893), vor 1893 von Prof. Jean Nicolaidès gesammelt und nach seinem plötzlichen, geheimnisvollen Ableben als erster Band einer die ‹Kryptádia› nachahmenden Serie veröffentlicht: ‹Contributions au Folklore Erotique› (Kleinbronn & Paris: G. Ficker [!], 1906–09, 4 Bände) – und vor allem zwei moderne französische Volksbücher, das eine mit dem Titel ‹Histoires Arabes› (Paris: A. Quignon, 1927), zugeschrieben dem unverhohlenen Pseudonym ‹Khati Cheghlou›, das andere die Fortsetzung oder Ergänzung: ‹Les Meilleurs Histories Coloniales› (um 1935).»
Die abstrusen Namen (G. Ficker, Khati Cheghlou) und der schrullige, gelehrsame Ton waren auffällig, und ich fragte mich allmählich, ob es sich hier vielleicht um einen wüsten Nabokov’schen Scherz handelte. Zweifellos war «G. Legman» ebenfalls ein Pseudonym – sowohl die Initiale (G-Punkt?) als auch der Nachname (das Gegenteil von Tit-Man?) klangen verdächtig. Aber einige Monate später, am Ende des Winters 1999, las ich in den Traueranzeigen der New York Times, dass Gershon Legman, ein «autodidaktischer Gelehrter des unanständigen Witzes», im Alter von einundachtzig Jahren in Südfrankreich gestorben war, wo der gebürtige US-Amerikaner in einer Art freiwilligem Exil gelebt hatte.
Der Bezeichnung «autodidaktischer Gelehrter unanständiger Witze» mag womöglich auch etwas Scherzhaftes anhaften. Ist dies wirklich ein Wissensgebiet, auf dem Forschung angemessen oder nützlich ist? Gut, Witze gehören in den Bereich der Folklore, zusammen mit Mythen, Sprichwörtern, Legenden, Kinderreimen, Rätseln und Aberglauben. Und ein ganz erheblicher Prozentsatz der Witze, die man sich so erzählt, hat mit Sex und den körperlichen Ausscheidungen zu tun. (Eine Analyse von 13804 Witzen, die 1963 in New York zirkulierten, brachte an den Tag, dass 17 % von Sex und 11 % von «Negern» handelten.) Wenn die Geschichte der Folklore den Anspruch erhebt, eine Geschichte der menschlichen Vorstellungen zu sein, wie einige ihrer Vertreter behaupten, dann muss sich jemand die Mühe machen und obszöne, eklige und blasphemische Witze sammeln, aufzeichnen und in den Druck befördern.
Wir neigen dazu, den Witz als eine kulturelle Konstante zu betrachten, doch er ist eine Spielart des Humors, die mit dem Aufstieg und Fall von Zivilisationen einhergeht. Was den Witz von einer bloß humoristischen Erzählung unterscheidet, ist, dass er in einer Pointe gipfelt – einem kleinen verbalen Feuerwerk, das von einem plötzlichen Bedeutungswandel in Gang gesetzt wird.
Anders als eine Erzählung will ein Witz kurz sein. Wie es bei Freud heißt, sagt der Witz, was er sagt, nicht immer in wenig, aber immer in zu wenig Worten. Natürlich gibt es auch längere Witzformate wie den sogenannten «langatmigen» oder «surrealistischen Witz», bei dem Abschweifungen und Ausschmückungen die Pointe geradezu qualvoll hinauszögern. Aber der klassische Witz schreitet pfeilschnell voran und löst seine Aufgabe in Form eines Zweizeilers (Habt ihr von dem bulimischen Junggesellenabschied gehört? Die Torte sprang aus dem Mädchen) oder gar eines Einzeilers (Als ich geboren wurde, war ich so hässlich, dass der Arzt meiner Mutter eine gelangt hat). Oft wird er schon durch den formalisierten Auftakt angekündigt, der dann sogar selbst zum Gegenstand eines Meta-Witzes werden kann (Ein katholischer Priester, ein Rabbi und ein evangelischer Pfarrer kommen in eine Bar. Sagt der Barkeeper: «Was soll das werden? Ein Witz?»).
Palamedes.
Einer der griechischen Helden des Trojanischen Krieges, dem nachgesagt wird, er habe den Witz erfunden – außerdem die Zahlen, Schach, das Alphabet und den Leuchtturm, zusammen mit Frühstück, Mittagessen und Abendbrot. Er wurde schließlich gesteinigt.
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Manchmal wird behauptet, der Witz sei von Palamedes erfunden worden, dem Helden aus der griechischen Mythologie, der Odysseus am Vorabend des Trojanischen Krieges überlistet haben soll. Aber da dieser geradezu geniale Geselle auch die Zahlen, das Alphabet, Leuchttürme, das Brettspiel und die Einhaltung täglicher Mahlzeiten erfunden haben soll, sollte man diese Behauptung vielleicht mit einer gewissen Vorsicht genießen. Im Athen des Demosthenes gab es einen Club der Komödianten, die Gruppe der Sechzig, die sich im Tempel des Herakles traf, um humorvolle Sprüche auszutauschen, und es heißt, Philipp von Makedonien habe eine ordentliche Summe dafür bereitgestellt, diese Witze aufschreiben zu lassen; doch sollte dieser Band je existiert haben, so ist er inzwischen verlorengegangen. Auf römischer Seite verweist Plautus in einer Reihe seiner Stücke auf Witzsammlungen, während uns Sueton berichtet, dass Melissos, ein Lieblingslehrer von Kaiser Augustus, nicht weniger als 150 solcher Sammlungen kompiliert haben soll. Dennoch ist nur eine einzige Witzsammlung aus der Antike erhalten geblieben: der Philogelos oder «Lachfreund», eine Sammlung in griechischer Sprache, die wahrscheinlich im vierten oder fünften Jahrhundert n. Chr. zusammengestellt worden ist. Sie enthält 265 Witze, von denen einige in leicht abgewandelter Form zweimal auftauchen. Dies legt nahe, dass das Werk nicht aus einer, sondern aus zwei kombinierten Witzsammlungen besteht, eine Einschätzung, die noch dadurch bekräftigt wird, dass die Sammlung zwei Autoren zugeschrieben wird, Hierokles und Philagrios, auch wenn geteilte Autorschaft zu jener Zeit selten war. Es ist praktisch nichts über die beiden bekannt. Unter den Gelehrten gibt es Spekulationen, dass besagter Hierokles identisch mit einem Philosophen gleichen Namens aus Alexandria sei, der in der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts lebte. Er wurde einst in Konstantinopel wegen Heidentums öffentlich ausgepeitscht, was ihn, wie es ein Althistoriker ausdrückte, «in puncto Galgenhumor auf den Geschmack gebracht haben könnte».
Philipp II. von Makedonien (382–336 v. Chr.).
Er zahlte kräftig, um die erste Witzsammlung kompilieren zu lassen, aber, ach, sie ist verloren.
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Die Witze im Philogelos sind sparsam und pointiert. («Wie soll ich dich scheren?», fragt ein geschwätziger Barbier einen Witzbold. «Schweigend!») Sie behandeln eine ganze Palette von Stereotypen: den Trunksüchtigen, den Geizhals, den Feigling, die sexuell ausgehungerte Frau, «Stinker» sowie den in antiken Zeiten bekannten Scholastikos, was wahlweise als «Pedant», «zerstreuter Professor», «Eierkopf» oder «Kalmäuser» (Stubenhocker) übersetzt wird. («Ein Kalmäuser geriet auf einer Seefahrt in einen starken Sturm. Als seine Sklaven jammerten, sagte er: ‹Weint nicht! Ich lasse euch nämlich alle in meinem Testament frei.›»)
Lekythos.
Ein griechischer Krug, in dem Olivenöl aufbewahrt wird; er war unerklärlicherweise für das Publikum der Antike ein Gegenstand größter Komik, ebenso wie Salat.
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Einige der Witze aus dem Philogelos wirken inzwischen eher rätselhaft als komisch, vielleicht weil der Subtext verlorengegangen ist. Eine Reihe von Witzen über Salat zum Beispiel war für das römische Publikum womöglich zum Schreien komisch, weil es glaubte, dass Salatblätter die Potenz entweder stärkten oder schwächten, je nachdem. Ähnlich mag Folgendes einem antiken Publikum zweideutig erschienen sein: «Ein Kalmäuser fragte seinen Vater: Wie viel fasst ein Fünfliterkrug?» Einige Gelehrte meinen nämlich, dass das griechische Wort für «Krug» – Lekythos – bei Aristophanes ein salopper Ausdruck für «Penis» sei.
Andere Witze hingegen, wie etwa die Nr. 263 (aus Plutarch entnommen), wären auch an einem Abend im Friars Club nicht fehl am Platz: «‹Ich habe deine Frau umsonst gehabt›, zischte jemand einem Witzbold zu. ‹Ich bin freilich gezwungen, dieses große Übel zu ertragen. Du aber – wer zwingt dich?›, antwortete dieser.» Der Witz aus dem Philogelos, der einem allerdings am meisten nachgeht, ist die Nr. 114, über einen Einwohner von Abdera, einer griechischen Stadt, deren Bewohner für ihre Dummheit bekannt waren: «Als er einen Eunuchen sah, fragte ihn ein Abderit, wie viele Kinder er hätte. Der Eunuch antwortete, er habe keine, da er keine Hoden habe. Darauf antwortete der Abderit …» Der Rest fehlt im überlieferten Text, was uns die seltsame Wirkmacht fehlender Pointen demonstriert.
Während des dunklen Zeitalters geriet der Philogelos in Vergessenheit und mit ihm, so schien es, auch die Kunst des Witzes. Raffinierter Humor wurde weiterhin in der arabischen Welt gepflegt, wo man die etwas gemächlichere Volkserzählung kultivierte. Während der Jahrhunderte der arabischen Eroberungen fanden Märchen und Legenden aus der Levante, viele davon Satiren oder erotische Geschichten, ihren Weg nach Spanien und Italien. Die arabische Geschichte über eine Frau, die sich mit ihrem Liebhaber vergnügt, während ihr gehörnter Ehemann verständnislos von einem Baum aus zusieht, taucht zum Beispiel später in Boccaccios Decamerone wieder auf. Als das Volksmärchen einmal in Europa angelangt war, spaltete es sich in zwei Gattungen auf. Auf der einen Seite wurde es durch die Erfindung des Buchdrucks und die zunehmende Alphabetisierung länger, dehnte sich zur Rittersage und schließlich zum Roman aus. Auf der anderen Seite wurde es, während sich der Rhythmus des städtischen Lebens beschleunigte, in seiner mündlichen Gestalt kürzer, sparsamer in den Details und zunehmend formalisiert, bis es schließlich zur humoristischen Anekdote verdichtet wurde. In der Frührenaissance wurde die Kunst des Witzes dann wiedergeboren, und die Hebamme war ein Mann namens Poggio.
Poggio Bracciolini.
Päpstlicher Sekretär und Humanist der Renaissance, er betrieb die «Lügenschmiede» im Vatikan, wenn er nicht gerade Kinder mit einer seiner zahllosen Geliebten zeugte.
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