Kick-off Nachhaltigkeit - Robert Simon - E-Book

Kick-off Nachhaltigkeit E-Book

Robert Simon

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Beschreibung

Nachhaltigkeit ist die Herausforderung des Jahrzehntes. Kunden, Investoren, der Gesetzgeber und nicht zuletzt die eigenen Mitarbeiter verlangen dies oder setzen Nachhaltigkeitsinitiativen mittlerweile als Standard voraus. Viele Unternehmen wollen auch aktiv werden, wissen aber nicht, wie und wo sie starten sollen. Gerade der Mittelstand ist davon betroffen. Mit diesem Buch wollen wir einen Beitrag leisten, Unternehmen Wege zu zeigen, wie sie erfolgreich Nachhaltigkeitsinitiativen starten können. Dabei beleuchten wir die Felder der Strategieentwicklung, der ISO 26000 und das Berichtsformat des DNK. Operativ zeigen wir, welche Rolle Nachhaltigkeit bei Themen wie Verpackungen, Kunststoffen und in der HR spielen.

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Seitenzahl: 138

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Über Expense Reduction Analysts

Expense Reduction Analysts wurde 1992 gegründet und ist auf die dauerhafte Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit von mittelständischen Unternehmen, Einrichtungen der öffentlichen Hand und Non Profit Organisationen (NPO) spezialisiert. Mit mehr als 700 Partnern in über 40 Ländern unterstützt Expense Reduction Analysts seine Kunden mit einer umsetzungsorientierten Beratungsdienstleistung in den Feldern Sachkostenoptimierung, IT & Digitalisierung, Rohstoffeinkauf & Global Sourcing, Abgabenoptimierung (EEG, Berufsgenossenschaftsbeiträge), Personal & Zeitarbeit, Marketing, Mobility Management, Supply Chain Management, Produktions- und Prozesskosten, Fördermittelberatung sowie Unternehmensfinanzierung. Zudem betreibt Expense Reduction Analysts die eProcurement-Plattform iValue Solutions. In Deutschland, Österreich und der Schweiz hat Expense Reduction Analysts über 3.000 Kunden in produzierenden Unternehmen, Handel, Dienstleistung und Öffentlicher Hand. Weitere Informationen unter www.expensereduction.com

Inhalt

Über dieses Buch

Nachhaltigkeit ist die Herausforderung des Jahrzehntes. Nur so können wir sicherstellen, dass auch zukünftige Generationen auf unserem Planeten sicher leben können. Jeder Einzelne von uns ist gefragt, seinen Anteil beizusteuern. Für Unternehmen trifft dies in einem besonderen Maße zu. Und Unternehmen spüren auch den Handlungsdruck, in diesem Bereich aktiv zu werden. Wenn nicht aus intrinsischen Motiven und ihrer gesellschaftlichen Verantwortung wegen – dann aus schlichtem Eigennutz. Schon heute ist Nachhaltigkeit ein Wettbewerbsfaktor. Kunden, Geldgeber, der Gesetzgeber wie auch die eigenen Mitarbeiter verlangen von Unternehmen ein nachhaltiges Wirtschaften.

Allerdings – viele Unternehmen haben noch einen weiten Weg vor sich. Eine Studie, die Expense Reduction Analysts zusammen mit dem Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik unter über 200 Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz 2022 durchgeführt hat zeigt, dass viele noch am Anfang stehen. So haben nur 37 Prozent der Unternehmen die ESG- (Environmental Social Governance) -Kriterien in ihrer Unternehmensstrategie verankert. Viele wollen dies demnächst tun. Gleichzeitig haben die aktuellen Rahmenbedingungen des Jahres 2022 die Prioritäten verändert. Momentan gilt für Unternehmen „das Dringende vor dem Wichtigen“. Steigende Energie- und Rohstoffpreise wie auch Lieferengpässe haben Priorität vor dem Thema Nachhaltigkeit.

Nichtsdestotrotz ist und bleibt Nachhaltigkeit über die kommenden Jahre hinaus das Thema, mit dem sich alle Unternehmen beschäftigen müssen – ganz gleich, ob die Rahmenbedingungen gerade günstig sind oder nicht. Tun sie das, müssen sie sich mit weiteren Fragestellungen befassen. Zum einen – was heißt Nachhaltigkeit für mein Unternehmen? Wie will ich Nachhaltigkeit umsetzen? Welche Ansatzpunkte gibt es und wie können die ersten Schritte aussehen? Die oben angesprochene Studie hat dazu ganz klare Aussagen. Gerade mittelständische Unternehmen suchen hier nach Orientierung. Bei Standards, Auditierungen und Prozessen fehlt es an Transparenz.

Mit diesem Buch richten wir uns vor allem an den Mittelstand. In den folgenden Beiträgen wollen wir Guidence schaffen, damit Unternehmen die ersten Schritte zu einem nachhaltigen Wirtschaften gehen können. Dabei gehen wir auf die Erstellung einer Nachhaltigkeitsstrategie ein, zeigen die Vorteile des Berichtsformates des Deutschen Nachhaltigkeitskodex und erläutern, wie Unternehmen ihren CO2-Fußabdruck als Element der Nachhaltigkeitsstrategie ermitteln können. Ganz pragmatisch verdeutlichen wir in diesem Buch auch, wieso Nachhaltigkeit gerade in dem „War of Talents“ essenziell wichtig ist und wie durch einen effizienteren Materialeinsatz in der Produktion Nachhaltigkeitssteigerungen erzielt werden. In diese Richtung geht es auch beim Bereich der Verpackung. Nicht alles, was nachhaltig aussieht, ist es auch.

Wir hoffen, dass wir Ihnen mit unseren Beiträgen einen wichtigen Input geben können, um Ihre Nachhaltigkeitsinitiativen erfolgreich voranzutreiben. Ganz herzlich bedanken möchten wir uns bei den Autoren des Buches. Ohne Eure Mithilfe wäre dieses nicht zustande gekommen.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr Team von Expense Reduction Analysts

1. Kick-off Nachhaltigkeit – der Startschuss für die Entwicklung einer ganzheitlichen Nachhaltigkeitsstrategie

Thomas Brunner

Nachhaltigkeit – Was heißt das eigentlich?

Das Thema Nachhaltigkeit ist seit einigen Jahren ein großes Thema in der öffentlichen Diskussion und wird auch im Kontext der Wirtschaft ausführlich adressiert. Große Unternehmen stehen dabei schon lange im Fokus, aber auch mittelständische Unternehmen beschäftigen sich aus unterschiedlichen Gründen damit. Klimaschutzabkommen, Greta Thunberg, CO2-Emissionen sind nur einige Stichworte, die in diesem Zusammenhang immer wieder präsent sind. So entsteht ein diffuses Begriffsverständnis, eine grobe Ahnung – aber Hand aufs Herz: Ist eigentlich jedem klar, was Nachhaltigkeit wirklich bedeutet? Ist es diese Klima- und Umweltdiskussion oder steckt mehr dahinter? Und was bedeutet es eigentlich für mein Unternehmen? Ist es eine Gefahr? Oder vielleicht eine Chance? Kostet es mich im Zweifel nur Geld?

Damit werden eine Menge Fragen aufgeworfen, mit denen natürlich auch viel Ungewissheit verbunden ist. In diesem Beitrag wollen wir ein wenig „Licht ins Dunkel“ bringen und vor allem mittelständische Unternehmen dazu ermutigen, sich mit dem Thema der Nachhaltigkeit zu beschäftigen – zumindest einen ersten Schritt zu tun, um Unternehmen, Führungskräfte und Mitarbeiter zu sensibilisieren und informieren sowie eine Grundlage für eine nachhaltige Ausrichtung des Unternehmens zu schaffen. Denn eines steht fest – kein Unternehmen wird mittelfristig darum herumkommen sich mit Nachhaltigkeit zu beschäftigen und nichts kann schlimmer sein, als unter Handlungsdruck zu geraten und dann Geschäftsbeziehungen und Wettbewerbsfähigkeit zu riskieren.

In einem ersten Schritt ist es wichtig, den Begriff der Nachhaltigkeit und sein Spektrum zu kennen und daraus den Transfer zum Begriff der nachhaltigen Unternehmensführung herzustellen. Vielfach kann man immer feststellen, dass Nachhaltigkeit mit Klima- und Umweltschutz bzw. mit Fragen zu CO2-Emissionen bzw. der Ermittlung und Reduzierung des CO2-Footprints gleichgesetzt wird. Es ist wahrscheinlich nicht überraschend zu erkennen, dass dies eine dramatische Verkürzung und Einschränkung des Themenfeldes Nachhaltigkeit darstellt. Nachhaltigkeit ist deutlich mehr als nur die Fokussierung auf ökologische Themen!

Für die seriöse und angemessene Auseinandersetzung mit dem Begriff der Nachhaltigkeit ist es zielführend ein paar Jahrzehnte in die Vergangenheit zu reisen und zwei zentrale Definitionen kennenzulernen, aus denen die Kernidee des Begriffs sehr anschaulich abgeleitet wird.

Im Jahr 1987 hat die 1983 gegründete Weltkommission für Umwelt und Entwicklung der Vereinten Nationen unter Vorsitz des ehemaligen norwegischen Ministerpräsidenten Gro Harlem Brundtland den sogenannten Brundtland-Bericht „Our Common Future“ veröffentlicht. Darin wird Folgendes definiert:

„Nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, die den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen.“

Eine wertvolle Konkretisierung des in der Definition des Brundtland-Berichts enthaltenen Grundgedankens findet sich im Abschlussbericht der Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages „Schutz des Menschen und der Umwelt – Ziele und Rahmenbedingungen einer nachhaltig zukunftsverträglichen Entwicklung“ vom 26.06.1998:

„Nachhaltigkeit ist die Konzeption einer dauerhaft zukunftsfähigen Entwicklung der ökonomischen, ökologischen und sozialen Dimension menschlicher Existenz. Diese drei Säulen der Nachhaltigkeit stehen miteinander in Wechselwirkung und bedürfen langfristig einer ausgewogenen Koordination.“

Diese Definition zeigt nun eindeutig die Mehrdimensionalität des Nachhaltigkeitsbegriffs, wobei Ökologie lediglich eine (wenn auch sehr wichtige) Dimension darstellt. Eine sehr populäre und anschauliche Visualisierung dieser Definition gelingt über das sogenannte 3-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit.

Abbildung 1: Das 3-Säulen-Modell

Ausgehend von diesem allgemeinen Nachhaltigkeitsbegriff kann man nun sehr leicht ableiten, was unternehmerische Nachhaltigkeit bedeutet und auf welche Themenfelder sich diese im Kontext eines ganzheitlichen Nachhaltigkeitsverständnisses erstreckt. In diesem Sinne impliziert unternehmerische Nachhaltigkeit …

… eine bewusste strategische Ausrichtung des Unternehmens am Konzept der Nachhaltigkeit

… eine Integration der Säulen der Nachhaltigkeit in jegliche Facetten des unternehmerischen Handelns

…, dass Erfolg nicht nur in ökonomischer Hinsicht, sondern auch in ökologischer und sozialer Hinsicht gemessen wird.

Die bewusste Reflexion dieses Begriffsverständnisses zeigt, dass es sich bei der nachhaltigen Ausrichtung eines Unternehmens und bei der Integration der Nachhaltigkeit in die Unternehmensstrategie um einen tiefgreifenden Transformationsprozess handelt, der nicht „eben mal so aus dem Ärmel geschüttelt werden kann“. Genau deshalb ist es so wichtig, schnell damit zu beginnen und sich zumindest wichtige Grundlagen zu erarbeiten. Im Folgenden stellen wir wichtige Schritte vor, die es auch mittelständischen Unternehmen erlauben, ressourcenschonend wichtige Grundlagen für eine nachhaltige Unternehmensführung zu erarbeiten.

Die Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen als ein international anerkannter Bezugsrahmen für einen ganzheitlichen Ansatz der Nachhaltigkeit

Nachdem jetzt das Spektrum des Nachhaltigkeitsbegriffs aufgespannt ist, stellt sich natürlich die Frage nach dessen Operationalisierung bzw. der Ableitung von konkreten Zielen der Nachhaltigkeit. Auch hier gibt es unterschiedliche Ansätze aus sehr unterschiedlichen Perspektiven. Insgesamt scheint sich jedoch ein auch international anerkannter Bezugsrahmen so durchzusetzen, dass er Eingang in die verschiedensten Konzepte, Berichtsformate und auch Rating-Schemen findet. Im Jahr 2015 hat die Vollversammlung die 17 Sustainable Development Goals (SDG) verabschiedet, die sich wiederum in weiteren Subzielen konkretisieren.

Abbildung 2: 17 SDGs1

Die vorstehende Abbildung zeigt die auch visuell sehr bekannte und verbreitete Darstellung der 17 Ziele. Hier ist noch keine Clusterung in die im vorhergehenden Kapitel drei Säulen der Nachhaltigkeit vorgenommen, aber es ist deutlich erkennbar, dass sich die 17 Ziele jeweils einer der drei Säulen zuordnen lässt. Nachfolgend ist dies beispielhaft für einige Ziele vorgenommen:

Ökonomische Ziele: z. B. SDG 8 „Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum“ und SDG 9 „Industrie, Innovation und Infrastruktur“

Ökologische Ziele: z. B. SDG 7 „Bezahlbare und saubere Energie“ und SDG 13 „Maßnahmen zum Klimaschutz“

Soziale Ziele: SDG 5 „Geschlechtergleichstellung“ und SDG 10 „Weniger Ungleichheiten“

Aus diesen Ausführungen wird sichtbar, dass sich die 17 SDG als hervorragender und anerkannter Bezugsrahmen für die Erarbeitung und Reflexion von individuellen Zielen unternehmerischer Nachhaltigkeit eignet. Sie finden auch in zahlreichen Leitfäden zur Berichterstattung über Nachhaltigkeit, wie z. B. im Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK) oder der Win-Charta, Berücksichtigung.

„Begriffsdschungel“ Nachhaltigkeit

Ein großes Problem des Themas Nachhaltigkeit ist, dass es eine Vielzahl an konkurrierenden, ähnlichen, aber doch nicht gleichen Begrifflichkeiten gibt, die oft mehr Verwirrung als Klarheit liefern. Eine umfassende Systematik würde den Umfang dieses Beitrages sprengen, aber eine grundlegende Orientierung wollen wir doch liefern.

Synonym verwendete Begriffe:

CSR – Corporate Social Responsibility

ESG – Environmental Social Governance

Gesetzlicher Rahmen:

CSR-RUG: Bereits im HGB (seit 2017) umgesetzte Verpflichtung zur nicht-finanziellen Berichterstattung für Unternehmen ab einer bestimmten Größe und für kapitalmarktorientierte Unternehmen sowie Banken und Versicherungen. Aktuell sind von dieser Verpflichtung ca. 550 Unternehmen betroffen.

CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive): Aktuell angestrebte Verschärfung der Verpflichtung zur Berichterstattung, wodurch dann ab dem 01.01.2024 ca. 15.000 Unternehmen unmittelbar betroffen sind.

Leitfäden zur Berichterstattung:

ISO 26000: Leitfaden zur gesellschaftlichen Verantwortung von Organisationen, der das Spektrum der nachhaltigen Unternehmensführung sehr ausführlich aufzeigt.

DNK: Deutscher Nachhaltigkeitskodex, Leitfaden zur Erstellung eines Nachhaltigkeitsberichts.

GRI: Global Reporting Initiative, international anerkannter Leitfaden zur Berichterstattung, der auch z. B. im DNK Berücksichtigung findet.

Ratingformate:

ECOVADIS: Privatwirtschaftlicher, kostenpflichtiger Fragebogen zum Rating der Nachhaltigkeitsaktivitäten eines Unternehmens. Häufig werden für Lieferanten Mindestscores als Voraussetzung für eine Geschäftsbeziehung definiert.

SAQ (Self-Assessment-Questionnaire) der Automobilindustrie: branchenspezifischer Fragebogen zum Rating.

Wie bereits erwähnt, ist diese Systematisierung nicht annähernd vollständig, zeigt jedoch, dass es dringend nötig ist, den „Begriffsdschungel“ zu sortieren und zu erarbeiten, welche Bezugsrahmen man sich als Unternehmen auswählt. Aufgrund der noch spärlichen gesetzlichen Regelung gibt es kein absolutes richtig oder falsch, gewisse Tendenzen sind jedoch erkennbar.

Warum müssen sich Unternehmen mit Nachhaltigkeit beschäftigen?

Nach der ersten Auseinandersetzung mit der Begriffswelt und -vielfalt stellt sich natürlich die Frage, warum sich Unternehmen mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigen müssen (wir wählen hier bewusst diese eindeutige Formulierung, da wir der festen Überzeugung sind, dass dies für das Fortbestehen und Überleben von Unternehmen zumindest mittelfristig verpflichtend sein wird). Ohne Anspruch auf Vollständigkeit sehen wir mindestens neun wichtige Gründe, warum sich Unternehmen mit Nachhaltigkeit beschäftigen und diese in ihre Unternehmensstrategie integrieren müssen:

Unmittelbare gesetzliche Verpflichtung: Wie bereits erwähnt, besteht für größere Unternehmen bereits eine gesetzliche Verpflichtung zur Berichterstattung über ihre Aktivitäten im Kontext der Nachhaltigkeit (siehe HGB).

Mittelbare gesetzliche Verpflichtung: Die Unternehmen, die Lieferanten von Unternehmen mit unmittelbarer gesetzlicher Verpflichtung sind, werden von diesen auch diesbezüglich in die Pflicht genommen, sodass sich auch kleinere Unternehmen einer Berichterstattung oder einem Rating nicht entziehen können.

Nachhaltigkeit als Wettbewerbsvorteil bzw. Differenzierungskriterium: Zunehmend nutzen Unternehmen Nachhaltigkeit, um auch ihr Geschäftsmodell darüber zu definieren und ggfs. ein Alleinstellungsmerkmal zu etablieren (z. B. memo AG als nachhaltiger Büromateriallieferant).

Überzeugung und Idealismus: Es gibt eine ganze Reihe von Unternehmern, die aus Idealismus und ihrer wahrgenommenen Verantwortung gegenüber künftigen Generationen ihr Unternehmen nachhaltig ausrichten möchten.

Zugang zu Finanzierung: Zunehmend machen Banken und Investoren ihr Finanzierungsengagement von der nachhaltigen Ausrichtung des Antragstellers abhängig (s. a. ESG-Kriterien, EU-Taxonomie).

Marketing: Nachhaltigkeit ist zunehmend ein hervorragendes Marketing-Tool und wird immer mehr auch zum Entscheidungskriterium der Abnehmer. Es ist jedoch Vorsicht geboten, nicht einem Greenwashing zu unterliegen.

Nutzung von Fördermitteln: Die nachhaltige Ausrichtung (z. B. Erhöhung der Energieeffizienz) eröffnet Zugang zu teils attraktiven Fördermitteln von Bund und Ländern.

Kostenoptimierung: Die Verfolgung nachhaltiger Ziele kann durchaus auch zu signifikanten Kostenreduzierungen führen. Allein die durch die aktuellen geopolitischen Rahmenbedingungen geprägten Energie- und auch Preisentwicklungen machen deutlich, dass z. B. energetische Sanierungen oder Umstellung auf Elektromobilität erhebliche Kostenreduzierungen mit sich bringen können.

Attraktivität für Fachkräfte: Aktuell sind die Arbeitsmärkte durch einen nie da gewesenen Fachkräftemangel geprägt. Im Konkurrieren um diese knappen Ressourcen werden sich Fachkräfte und vor allem auch jüngere Generationen eher nachhaltig ausgerichteten Unternehmen anschließen.

Die nachfolgende Darstellung fasst die kurz umrissenen Gründe noch mal grafisch zusammen.

Abbildung 3: Gründe für Nachhaltigkeit

Der aktuelle Handlungsbedarf wird auch mit einem Blick auf die im Jahr 2022 vom Bundesverband Materialwirtschaft , Einkauf und Logistik und Expense Reduction Analysts durchgeführten Studie „Nachhaltigkeit im Einkauf“ deutlich. Demnach haben 63 % der befragten Unternehmen Nachhaltigkeit noch nicht in ihre Unternehmensstrategie integriert, wobei sogar 31 % der befragten Unternehmen dafür noch gar kein Commitment zur Auseinandersetzung mit Nachhaltigkeit entwickelt haben.

Abbildung 4: Nachhaltigkeit in der Unternehmensstrategie

Robuste Schritte auf dem Weg zum nachhaltigen Unternehmen

Die vorstehenden Ausführungen zeigen deutlich, dass auch mittelständische Unternehmen auf Sicht Nachhaltigkeit in ihre Unternehmensstrategie integrieren müssen, wenn sie ihre Wettbewerbsfähigkeit und sogar ihr Überleben sicherstellen möchten. Da eine Umsetzung einen nicht unerheblichen Aufwand darstellt und für manche Unternehmen sehr schnell Handlungsdruck entstehen kann, empfehlen wir dringend ein proaktives Vorgehen. Wir vertreten die Auffassung, dass das Abarbeiten einer Sequenz von „robusten Schritten“ auf dem Weg zu einer Nachhaltigkeitsstrategie äußerst lohnend und zielführend ist und relativ ressourcenschonend bewältigt werden kann. Robuste Schritte sind dabei solche Aktivitäten, die in jedem Fall, also unabhängig davon auf welchen Weg zur Nachhaltigkeit das Unternehmen sich letztlich begibt, Bestandteil einer „guten Lösung“ und insofern niemals umsonst sind. Damit ist eine grundlegende Sensibilisierung von Führungskräften und Mitarbeitern gewährleistet und die ersten Leitplanken der Nachhaltigkeit sind definiert. Somit sind dann auch im Falle einer kurzfristigen Rating-Anfrage eines wichtigen Lieferanten grundlegende Basisaktivitäten und Dokumente nachweisbar, die zu einem akzeptablen Rating führen können.

„Jede große Reise, auch der weite Weg von 1.000 Meilen, beginnt mit dem ersten Schritt.“ (Laotse)