Knocking on hell's door - Filia V. Temporis - E-Book

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Filia V. Temporis

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Beschreibung

Daniel arbeitet erst seit wenigen Wochen als Ermittler in der Abteilung gegen Internetkriminalität. Trotzdem wird ihm ein gefährlicher Undercoverjob angeboten, denn er ist der Einzige, der optisch für diese spezielle Aufgabe geeignet ist. Um einen Kinderschänderring zu sprengen, soll er sich als jugendlicher Sexsklave ausgeben. Um den Kindern zu helfen, die weltweit entführt, als Ware gehandelt, vergewaltigt, missbraucht, gefoltert und schlimmstenfalls auch getötet werden, ist er dazu bereit. Daniel weiß, welchen Preis er und sein Partner Todd, der sein Meister sein soll, zahlen müssen: Wer als Sklave überzeugen soll, muss lernen, einer zu sein. Und so schreitet er freiwillig durch das Höllentor, um sich zerbrechen zu lassen … Ca. 63.000 Wörter - Im Normalformat hätte dieser Roman ungefähr 310 Seiten Gay-Roman mit expliziten Szenen. Altersempfehlung ab 18 Jahre. Warnung: In dieser Geschichte wird keine Gewalt oder Pornographie verherrlicht. Doch es gibt Szenen und Darstellungen von physischer und psychischer Grausamkeit, die verstörend wirken können.

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Veröffentlichungsjahr: 2021

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Kurzbeschreibung:

Daniel arbeitet erst seit wenigen Wochen als Ermittler in der Abteilung gegen Internetkriminalität. Trotzdem wird ihm ein gefährlicher Undercoverjob angeboten, denn er ist der Einzige, der optisch für diese spezielle Aufgabe geeignet ist. Um einen Kinderschänderring zu sprengen, soll er sich als jugendlicher Sexsklave ausgeben. Um den Kindern zu helfen, die weltweit entführt, als Ware gehandelt, vergewaltigt, missbraucht, gefoltert und schlimmstenfalls auch getötet werden, ist er dazu bereit. Daniel weiß, welchen Preis er und sein Partner Todd, der sein Meister sein soll, zahlen müssen: Wer als Sklave überzeugen soll, muss lernen, einer zu sein. Und so schreitet er freiwillig durch das Höllentor, um sich zerbrechen zu lassen …

 

Gay-Roman mit expliziten Szenen. Altersempfehlung ab 18 Jahre.

 

Warnung:

In dieser Geschichte wird keine Gewalt oder Pornographie verherrlicht. Doch es gibt Szenen und Darstellungen von physischer und psychischer Grausamkeit, die verstörend wirken können.

 

 

 

von

Filia V. Temporis

 

 

 

 

1. Teil

Highway to hell

 

Kapitel 1 

„Daniel, kommen Sie bitte mal rein.“

Nervös stand er von seinem Schreibtisch auf. Hastig überdachte Daniel alle Sünden, die er möglicherweise begangen haben mochte. Es bedeutete für gewöhnlich nichts Gutes, von Murray ins Büro zitiert zu werden.

Er war erst seit wenigen Wochen hier, hatte sich vom Verkehrspolizisten zum Ermittler bei der Abteilung für Internetkriminalität hochgearbeitet. Mit seinen sechsundzwanzig Jahren war er der Jüngste unter den Kollegen. Leider sah er eher wie Anfang zwanzig aus und könnte sich auch als siebzehn ausgeben, darum wurde er bislang von den anderen nicht wirklich ernst genommen. Daniels ebenmäßiges Gesicht, die riesigen dunkelblauen Augen und die hellblonden Haare, die selbst kurz geschnitten und sorgsam gekämmt stets wuschelig wirkten, machten es nicht besser. Wie oft hatte man ihm schon nahe gelegt, es lieber als Model oder Schauspieler zu versuchen und die Polizeiarbeit den richtigen Männern zu überlassen …

Leider nutzte es nichts, sich den Schopf auf militärische Fingerbreite zu kürzen, dadurch schaute er noch mehr wie ein verlorenes Kind aus. Das hatte er in der Ausbildung getestet und war froh, als sein Haar nachgewachsen war. Daniel trug meistens Klamotten, die ein bisschen zu weit geschnitten waren, um seinen schlanken Körper zu kaschieren. Er hatte immer Polizist werden wollen, seit er vier Jahre alt gewesen war und seine gesamte Familie bei einem Autounfall verloren hatte. Ein Polizist hatte ihn damals aus dem Wrack geborgen und auf ihn eingeredet, bis Daniel aufgehört hatte zu weinen. Das hatte er nie vergessen und früh den Wunsch gefasst, ebenfalls Menschen zu retten. Seine Pflegeeltern hatten ihn ermutigt, diesen Weg zu gehen. Da er ein Händchen für Computer besaß, hatte es sich eines zum anderen gefügt und nun war er hier. Der Kontakt zu seiner Pflegefamilie war leider abgebrochen, als Caroline, die Pflegemutter, vor gut zwei Jahren an einem Herzinfarkt gestorben war.

Seinen Kollegen gegenüber verhielt sich Daniel zurückhaltend. Zum Clown taugte er nicht. Mit seiner freundlichen, bescheidenen Hilfsbereitschaft, die ihm im Blut lag, schaffte er es hingegen meist, nach einer Weile allgemein akzeptiert und nicht bloß für einen hohlköpfigen Schönling gehalten zu werden.

In Murrays Büro, der ihr Team leitete, saß bereits Todd Baker. Ausgerechnet der! Todd war Sonderermittler, der sich um Entführungen und vermisste Kinder kümmerte. An seinem zweiten Tag in dieser Abteilung war Daniel mit ihm sehr unangenehm zusammengestoßen, weil er eine Anfrage von Todd nach einem alten Fall nicht an die richtige Stelle weitergeleitet hatte. Vor der versammelten Mannschaft hatte der Spinner ihn zusammengebrüllt, bis Murray eingegriffen und erklärt hatte, dass man einem Neuling kleinere Fehler zugestehen müsse. Seitdem strafte Todd ihn mit Missachtung, wann immer sie sich über den Weg liefen und ließ keinen Zweifel daran, was er von dem dumpfbackigen Adonis hielt. Mit seinen zweiunddreißig Jahren hatte Todd, der vom Gesichtsschnitt und den dunkelblonden Haaren her entfernt an Daniel Craig erinnerte, dem aktuellsten James Bond-Darsteller, bereits einiges an Ermittlungserfolgen vorzuweisen. Er hatte einen Ruf als Bluthund weg: Hatte er sich einmal in einen Fall festgebissen, gab er ihn nicht mehr auf, bis man ihn mit Gewalt dazu zwang. Dementsprechend wenig Privatleben besaß er, soweit Daniel gehört hatte. Wer mit seinem Beruf verheiratet war, hatte keine Zeit für Frau und Kinder.

Todd musterte ihn scharf mit seinen blaugrauen Augen, als Daniel sich neben ihm niederließ. Hatte er schon wieder etwas falsch gemacht und damit eine von Todds Ermittlungen behindert?

„Ich werde Ihnen einige unschöne Bilder zeigen, Daniel“, sagte Murray in diesem Moment und nahm eine riesige Fallakte zur Hand. Er nickte erleichtert, wahrscheinlich sollte er lediglich dem Kollegen bei Recherchen helfen.

Ein halbes Dutzend Fotos wurden vor ihm aufgereiht. Sie zeigten Kinderleichen, allesamt nackt. Vier Mädchen und zwei Jungen, die offenkundig grausam gefoltert wurden. Ihre Namen waren mit auf den Fotos vermerkt. Die Jüngste hieß Melody und konnte kaum älter als sechs geworden sein. Den Ältesten, Tom, würde er auf vierzehn schätzen. Trotz aller Anstrengung gelang es Daniel nicht vollständig, seine Betroffenheit zu verbergen.

„Seit einigen Jahren verschwinden landesweit auffallend viele Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene“, sagte Todd. „Wir sind einer Verbrecherorganisation auf der Spur, die hinter vielen dieser Fälle zu stecken scheint. Ein Ring von Kinderschändern, die ihre Opfer entführen und zu Sexsklaven abrichten, um sie anschließend auf regelrechten Auktionen zu versteigern. Gelegentlich finden wir diejenigen, deren Besitzer die Kontrolle verloren haben.“ Er klang beherrscht, doch sein Wut, der Hass auf diese Verbrecher war deutlich zu spüren. „Wir bemühen uns seit Jahren vergeblich, diesen Ring zu sprengen. Wann immer wir ihnen auf die Pelle rücken, entziehen sie sich. Ihre Informanten müssen überall sein, mit absoluter Sicherheit auch in meiner eigenen Abteilung. Auch wenn alle bisherigen internen Fahndungen erfolglos waren.“

„Wie kann ich da helfen, Sir?“, fragte Daniel leise. Überrascht registrierte er, wie Murray und Todd unbehagliche Blicke tauschten.

„Möglicherweise gar nicht“, sagte sein Vorgesetzter schließlich.

„Die Sache ist die: In etwa dreieinhalb Monaten soll eine weitere Auktion stattfinden. Ich habe Kontaktdaten, mit denen ich mich dort als Kaufinteressent einschleusen könnte.“ Todd starrte finster auf die Fotos herab. „Das Problem ist: Die lassen nur Leute rein, die sich als vertrauenswürdig erwiesen haben. Also jene, die bereits einen Sexsklaven besitzen und beweisen können, ihn langfristig in Nutzung zu haben und die entsprechenden Neigungen zu teilen. Es ist leider ausgeschlossen, für diese Rolle einen Zivilisten anzuheuern, also einen Schauspieler oder jemanden, der freiwillig auf diese Weise lebt, denn es ist lebensgefährlich. Diese Leute kennen keine Skrupel und wie gesagt, sie haben zahllose Informanten und wissen sich zu schützen.“

„Daniel, ich würde Sie das nicht fragen, wenn es nicht eine einmalige Gelegenheit wäre, die Bande von innen heraus zu infiltrieren und handfeste Beweise zu sammeln. Sie sind der einzige Ermittler weit und breit, der jung und hübsch genug aussieht, den Job des Sklaven zu übernehmen. Außerdem haben Sie keine Familie und Ihre Testwerte sind aktuell, wir wissen also, dass Sie weder AIDS, Hepatitis noch sonst irgendeine problematische Krankheit haben. Ungeschützter Sex wäre in dieser Sache Pflicht. Von Todd haben wir ebenfalls aktuelle Werte.“

Wie erschlagen starrte Daniel seinen Vorgesetzten an, sobald durchsickerte, was der von ihm erfragte.

„Ich soll mich von einem Mann, der sich als mein Besitzer ausgibt, schlagen lassen und mit ihm Sex haben?“, fragte er entsetzt.

„Ein Job, der sehr viel Kraft und Mut erfordert, ja.“ Todds Tonfall ließ keinen Zweifel, dass er es ihm nicht zutraute.

„Das hier ist absolut vertraulich, Daniel, gleichgültig, wie Sie sich entscheiden, verstanden?“, rief Murray hastig. „Wir haben Sie damit jetzt überfahren, das ist mir klar. Lassen Sie mich ausführen, wie das Ganze ablaufen würde: Sie würden zunächst von einem Psychiater auf Ihre Einsatzfähigkeit in unserem besonderen Fall getestet werden. Dieser Mann würde Sie die gesamte Zeit über intensiv betreuen. Sie und Todd würden in einem gesonderten Haus untergebracht und aufwändige Tarnidentitäten erstellt werden. Niemand außer ihnen beiden, Dr. Phillips, Ian Holmes – der Leiter von Todds Abteilung – und mir wäre bekannt, wo genau Sie sich aufhalten. Ihre Kollegen, Daniel, würden lediglich erfahren, dass Sie das Sondereinsatzkommando unterstützen.

In diesem Haus, das sich über zweihundert Meilen von hier entfernt befindet, würden Sie mit Todd vierundzwanzig Stunden am Tag auf engstem Raum zusammenleben. Sie würden unter Betreuung erlernen, wie sich ein Sexsklave zu verhalten hat. Zu absolut jedem Zeitpunkt könnte dieses Experiment abgebrochen werden. Ein Wort von Ihnen oder Todd oder der geringste Zweifel von Dr. Phillips, und der Fall wäre erledigt. Vorwürfe würden dafür keinem von Ihnen gemacht werden. Es ist sehr schwierig und belastend, nicht nur für Sie als passiven Partner. Auch der aktive Teil ist nicht leicht für jemanden, der die entsprechende Neigung nicht besitzt.“

Fassungslos starrte Daniel auf die Fotos der toten Kinder. Die Vorstellung, dass in diesem Augenblick dutzende, vielleicht sogar hunderte weitere von ihnen unaussprechlich leiden mussten und er die Möglichkeit besaß, etwas dagegen zu tun …

„Daniel, überlegen Sie es sich gut. Niemand denkt schlecht von Ihnen, wenn Sie ehrlich sagen, dass es Ihre Kräfte übersteigt“, sagte Murray eindringlich. „Im Gegenteil, es wäre viel schädlicher, wenn Sie sich aus lobenswertem Edelmut dazu bereit erklären, obwohl Sie von vorneherein wissen, dass Anal- und Oralsex und diverse … Praktiken mit einem anderen Mann für Sie nicht in Frage kommen.“

Darüber hatte Daniel sich nie zuvor Gedanken gemacht. Er hatte gerne Sex, Mangel an interessierten Frauen gab es für ihn nicht. Der einzige Vorteil, wenn man wie eine Mischung aus Fotomodel und einer Statue von Michelangelo aussah. Sich einem Mann hingeben …

„Sir, ich weiß es nicht. Ich bin nicht homophob, der Gedanke an schwulen Sex löst bei mir keinen Brechreiz aus. Ob ich allerdings innerhalb von drei Monaten lernen könnte, mich wie der geborene Sklave zu verhalten, kann ich wirklich nicht sagen. Ich meine, solange ich es nicht versucht habe …“ Er blickte unbehaglich zu Todd hinüber, dessen Ausdruck sich verändert hatte – von einem verächtlichen „Ich verschwende sowieso nur meine Zeit“ zu einer Art nachdenklicher Hochachtung.

„Überlegen Sie es sich sorgsam, Daniel. Bedenken Sie, wenn Sie der Belastung nicht standhalten sollten, werden Sie möglicherweise anschließend nicht mehr diensttauglich sein. Dasselbe gilt für den Fall, dass Sie erfolgreich sind. Es wird Ihr Leben verändern, sich völlig dem Willen eines anderen Menschen zu unterwerfen und ihm die Kontrolle über Körper und Seele zu geben. Sie sind ein viel versprechender junger Mann. Was hier auf dem Spiel steht, ist Ihre Karriere, Ihre psychische und physische Gesundheit und letztendlich auch Ihr Leben. Denn von den Gefahren eines Undercoverjobs haben wir noch gar nicht angefangen. Sind Sie bereit, das alles zu riskieren für die vage Möglichkeit, fremde Kinder und Jugendliche zu retten? Es besteht die Gefahr, dass sie beide sich zwar erfolgreich einschmuggeln und lebendig wieder herauskommen, aber nichts oder zu wenig erfahren, um die Verbrecher dingfest zu machen. Das alles muss Ihnen bewusst sein.“

Ein letzter Blick auf die Fotos. Melody, Ashley, Tom, Dean, Rebecca, Kelly. Sie waren gezeichnet von unmenschlicher Grausamkeit. Niemand hatte sie retten können. Nichts würde sie wieder lebendig machen. Die anderen hingegen …

„Ich will wenigstens mit Dr. Phillips reden“, sagte er entschlossen. Murray wirkte, als könne er sich nicht zwischen Erleichterung, Stolz und Bedauern entscheiden, doch er nickte lediglich. „Ich rufe ihn an. Wenn er grünes Licht gibt und Sie die Entscheidung für den Job treffen, kann es sein, dass es sehr schnell gehen wird.“

 

Kapitel 2

 

Lediglich zwei Tage später wurden sie von Dr. Phillips vor einem Bungalow abgesetzt, der sich in einer ruhigen Straße einer noch ruhigeren Kleinstadt befand. Intensive Gespräche, psychologische Tests und Erläuterungen über die spezifischen Besonderheiten seiner Rolle hatten Daniel mit dem Gefühl zurückgelassen, dieser Aufgabe gewappnet zu sein. Todd hatte er heute Morgen zum ersten Mal wiedergesehen. Sein neuer Partner hatte außer einer gebrummten Begrüßung kein Wort mit ihm gewechselt, schien aber wenigstens seine Ablehnung ihm gegenüber aufgegeben zu haben.

„Ich bin jederzeit für Sie erreichbar und werde heute Abend vorbeikommen. Wenn ich das Gefühl habe, dass einer von Ihnen überfordert ist, wird das Experiment sofort beendet.“

Mit diesen Worten überreichte er Todd einen Schlüssel, wünschte ihnen viel Glück und fuhr davon. Nun waren sie einander auf Gedeih und Verderben ausgeliefert.

Zunächst besichtigten sie das Haus. Es war zweckmäßig eingerichtet, besaß eine Küche mit den wichtigsten Gerätschaften, einen hell möblierten Wohnbereich, ein überraschend großes Badezimmer mit Dusche und Wanne, und einen Schlafraum. Todd belegte ohne ihn zu fragen eine Hälfte des Doppelbettes und einen Teil des Kleiderschrankes. Schulterzuckend begnügte Daniel sich mit dem, was für ihn übrig gelassen wurde. Er war schon froh, dass jeder seine eigene Bettdecke besaß. Da er noch keine längeren Beziehungen gehabt hatte, war er es nicht gewohnt, das Schlafzimmer mit jemandem zu teilen. Sich unter den gegebenen Umständen nachts um die Decke streiten zu müssen wäre ein lästiges Übel gewesen. Gut gefiel ihm außerdem, dass alles in dezenten Tönen gehalten war. In diesem Bungalow könnte man auch eine Familie mit Kindern unterbringen, ohne in Erklärungsnöte zu geraten. In seinen Albträumen hatte er sich roten Plüsch und grellen Kitsch wie in einem Vergnügungstempel in Las Vegas vorgestellt.

Ein Teil des Kleiderschrankes war abgeschlossen, der zugehörige Schlüssel lag auf der Fensterbank. Neugierig probierte Daniel ihn aus und musste schlucken: Lack- und Ledergarnituren, Masken, Handschellen, ein Menge undefinierbares Zeug, Peitschen, Klammern, Dildos in allen denkbaren Größen, Farben und Formen, ein Jahresvorrat an Gleitgel … Alles Denkbare und Undenkbare war vorhanden.

„Angst?“, fragte Todd. Es klang ernst, nicht spöttisch, wofür Daniel ihm dankbar war. Er nickte beklommen. Sinnlos, es zu leugnen.

Sein Partner nahm sich eine der Gleitgeltuben und verschloss den Schrank wieder. Den Schlüssel steckte er ein. Wozu? Fürchtete er, Daniel könnte ihn im Schlaf mit den Handschellen fesseln?

Er spürte eine gewisse Hysterie in sich aufsteigen. Die Anspannung wuchs. Gleich würde er Sex haben. Nervös folgte er Todd ins Wohnzimmer zurück. Der vermied es offenkundig, ihn anzuschauen. Einen Grund, noch länger zu warten gab es nicht, darum zog Daniel sich langsam aus. Besser, sie brachten es einfach hinter sich. Das erste Mal würde schlimm werden, da machte er sich keine Illusionen. Nun, Schmerzen konnte er ertragen und es ging nicht um ihn.

Denk an Melody und die anderen!, ermahnte er sich. Der Anblick der Kinderleichen, der geschundenen, missbrauchten Körper, hatte sich tief in sein Bewusstsein eingebrannt. All die schuldlosen Opfer, die auf Befreiung hofften, daran musste er sich festhalten. Er tat es für sie. Ob ihm das hier gefiel oder nicht, wen kümmerte das?

Als er nackt im Raum stand, wusste er nicht mehr weiter. Verunsichert schlang er die Arme um seine Brust, wissend, dass ihn das nicht schützen würde. Sollte er ins Schlafzimmer zurück? Sich über den Tisch beugen? Auf alle Viere am Boden niedergehen? Fragen, die er sich zuvor nicht gestellt hatte.

„Knie dich auf das Sofa. Aufrecht. Die Lehne müsste die richtige Höhe für dich haben“, kommandierte Todd. Sein Kollege war mittlerweile auch nackt und hatte einen gewaltigen Ständer. Das alles sollte irgendwie in ihn hineinpassen … Daniel schluckte hart.

„Knie dich aufs Sofa“, wiederholte Todd mit geduldigem Tonfall. Er sah ihn noch immer nicht an. Anscheinend hatte Daniel sich geirrt, es hatte sich nichts zwischen ihnen geändert. Todd konnte ihn nicht ausstehen und kämpfte vermutlich gerade gegen den Ekel, ihn anfassen zu müssen.

Unsinn. Er ist auch nicht glücklich über das alles. Wäre er homophob, hätte er sich kaum für den Job gemeldet.

Daniel schluckte noch immer an seiner Angst und gehorchte der Anweisung. Es fühlte sich gut an, sich an der Couchlehne festhalten zu können, auch wenn es allen Instinkten widersprach, dem Feind – Todd – den Rücken zuzukehren.

„Entspann dich“, befahl sein Kollege mit emotionsloser Stimme.

Würd’ ich ja gerne!, dachte Daniel. Konzentrier dich. Denk an Melody. Ashley. Tom. Sie sind tot, weil niemand ihnen geholfen hat. Denk an diejenigen, die gerettet werden können. Denk an …

Kühle Finger spreizten seine Pobacken, erst zaghaft, dann beinahe grob. Er zuckte, als Gleitgel seinen Eingang berührte und klammerte sich hastig noch stärker an der Lehne fest. Eine Fingerkuppe drückte gegen den Muskel, immer wieder, bis sie durch den Widerstand brach, den er nicht aufgeben konnte. Es brannte, ließ sich aber ertragen.

Dr. Phillips hatte dazu geraten, auf Küsse und Streicheln zu verzichten. Sie waren nicht verliebt und planten nicht, sich gegenseitig zärtlich zum Höhepunkt zu bringen. Es würde nur die Anspannung steigern, sich krampfhaft umeinander zu bemühen, also sollten sie zielstrebig zum Punkt kommen. Im Prinzip stimmte Daniel ihm zu, es sollte vorbeigehen. Trotzdem hätte er gegen ein bisschen beruhigendes Streicheln oder wenigstens freundlichen Worten nichts einzuwenden gehabt.

Sei ein Mann, keine Memme. Entspann dich. Denk an die Kinder.

Daniel kämpfte um sein Mantra, doch da presste sich Todds Erektion gegen ihn und alle Gedanken zerstoben.

Das funktionierte nicht. Hölle, es tat weh! Dieser riesige Schwanz würde nie im Leben … Gerade noch unterdrückte er einen Schrei, als Todd durchbrach. Es fühlte sich an, als würde er gerade mit glühenden Kohlen vergewaltigt werden, das Reißen und Brennen war unerträglich. Daniel biss sich auf die Lippen, bis er Blut schmeckte, krallte sich stöhnend mit aller Kraft in das Polster unter seinen Händen. Das hatte mit Lust überhaupt gar nichts zu tun!

Todd packte ihn härter an den Hüften und stieß sich mit einem gewaltigen Ruck voran. Mit einem heiseren Schrei bäumte Daniel sich auf, wurde erbarmungslos zurückgedrückt und festgehalten. Ihm wurde schwarz vor Augen, da er die Luft anhielt, um nicht zu brüllen. Sein Kollege verharrte vielleicht zehn Sekunden, bevor er einen kräftigen Rhythmus aufnahm und sich mit raschen, tiefen Stößen in ihn hineintrieb.

Das war Folter! Mit etwas Glück wurde er schnell fertig, das war Daniels einzige Hoffnung. Er hörte Todds schwere Atemzüge, ansonsten blieb es hinter ihm still. Kein Stöhnen, kein lustvolles Seufzen. Eine reine Pflichtübung, die mit militärischer Präzision und Effektivität erfüllt wurde. Daniels Zähne knirschten, so hart presste er die Kiefer zusammen. Er wollte nicht schreien, wollte nicht darum betteln, dass abgebrochen werden sollte. Verdammt, musste der Kerl ihn dermaßen hart umklammern? Und sich wie ein wilder Stier in ihn rammen? Schweiß rann ihm über die Stirn und mischte sich mit den Tränen, die ihm unwillkürlich über die Wangen strömten. Bei jedem Atemzug, wenn sein Körper ihn zwang endlich Luft zu holen, entkam ihm ein unterdrücktes Ächzen. Lange würde er nicht mehr standhalten, es sollte aufhören, endlich aufhören!

Ohne erkennbares Zeichen eines Orgasmus’ ließ Todd plötzlich von ihm ab und gab ihn frei.

„Ich bin fertig“, sagte er.

Daniel verharrte in seiner Position. Die glühenden Schmerzen verebbten nur langsam. Er wollte aufstehen, ins Bad fliehen und konnte sich nicht rühren. Eigentlich war es ganz okay, das Gesicht in die Polster zu pressen, sich mit atmen beschäftigt zu halten, zu versuchen, nicht allzu auffällig zu zittern und um Himmels Willen nicht zu schluchzen …

 

 

Todd ließ sich Zeit mit dem Duschen und Anziehen, in der Hoffnung, dass Daniel sich inzwischen fangen würde. Als er allerdings ins Wohnzimmer zurückkehrte, hing der Kleine noch immer in derselben Haltung, wie er ihn verlassen hatte.

Eigentlich war er fest entschlossen gewesen, ihn in Ruhe zu lassen, aber es sah so aus, als würde Daniel Hilfe brauchen. Beschämt blickte er auf das Blut, das über die muskulösen, gut trainierten Schenkel rann, und die dunklen Flecke an Dannys Hüfte. Hatte er wirklich derart fest zugepackt? Todd hatte sich bestmöglich beherrscht, ganz auf seinen Partner konzentriert, wodurch er selbst auch nicht wirklich Spaß dabei gehabt hatte, viel Gleitgel verwendet und alle Ratschläge von Dr. Phillips beherzigt. Zum Beispiel, auf Hilfsmittel zu verzichten, um den Muskel vorzudehnen. Das war vernünftig in Liebesbeziehungen, Daniel hingegen musste in kurzer Zeit lernen, sich bedingungslos zu unterwerfen. Ohne ein gewisses Maß an Gewalt war das nicht möglich, der Widerstand des jungen Mannes musste überwunden werden. Das gefiel Todd zwar nicht, die Notwendigkeit akzeptierte er trotzdem.

Seinem Empfinden nach dürfte er ihm nicht allzu schlimm weh getan haben. Geschrien hatte er nur einmal kurz, danach hatte er sich tapfer gehalten. Daniel hätte es ihm gesagt, wenn es zu schlimm geworden wäre, oder? Er blutete weiterhin, zum Glück sah es nicht nach ernster Verletzung aus, und er rührte sich nicht … Ob er trotz der unbequemen Haltung eingeschlafen war?

„Daniel? Geht es?“, fragte er zögerlich.

Nicken und ein hauchleises Ja war die Antwort.

„Brauchst du Hilfe?“

Ein Nein, diesmal etwas kräftiger. Wahrscheinlich schämte er sich vor ihm und wollte sich nicht umdrehen, solange er hier herumstand. Todd konnte ihn gut verstehen. Wäre er gerade von einem Kerl in den Arsch gefickt worden, würde er genauso wenig ein Schwätzchen halten wollen. Am besten war es tatsächlich, wenn er ihm möglichst viel Abstand gewährte, bis sie sich aneinander gewöhnt hatten.

„Ich gehe ein bisschen joggen“, sagte er leise. „Du hast meine Handynummer, falls was ist.“

Kein Protest kam auf, darum zog sich Todd seine Laufschuhe an und verließ die Wohnung.

 

 

Langsam rutschte Daniel von der Lehne herab und blieb bäuchlings liegen. Joggen. Der Kerl hatte Nerven, ihn wie ein tollwütiger Eber zu rammeln und anschließend JOGGEN zu gehen! Wut trieb ihn in die Höhe, irgendwie schaffte er es, bis ins Badezimmer zu humpeln. Verflucht, es tat weh! Er würde frühestens Weihnachten wieder sitzen können.

Die Dusche tat gut, das Wasser spülte Schweiß, Blut und Tränen fort und die sinnlose Wut gleich mit. Todd hatte ihm Hilfe angeboten, so viel musste er sich eingestehen. Dr. Phillips hatte ihn vorgewarnt, dass er nicht mit Zärtlichkeiten oder übertrieben besorgtem Verhalten rechnen durfte. Er war ein Sklave, sein Körper diente dazu, benutzt zu werden. Das entsprach nicht dem, was in normalen S/M-Beziehungen ablief, wo Vertrauen und gegenseitiger Respekt an allererster Stelle standen und jeder Schmerz, jede Erniedrigung erwünscht und gewollt war, zur Befriedigung beider Partner.

Sie hingegen wollten sich unter Leute mischen, die ihre Sklaven wie ein Taschentuch behandelten – reinrotzen und wegwerfen. Was das wirklich für ihn bedeutete, musste er erst begreifen, das wurde ihm jetzt klar.

„Ich kann das“, sagte er zu seinem Spiegelbild. „Ich muss lernen, mich selbst aufzugeben. Ich kann das!“

Daniel trocknete sich ab, trank einen Becher kaltes Leitungswasser und quälte sich bis ins Schlafzimmer.

Das Bett lockte ihn mit dem Versprechen von Ruhe, Wärme und Vergessen. Schlaf, das war alles, was er wollte …

 

 

 

 

„Wie ist es gelaufen?“

„Erwartungsgemäß mittelprächtig.“

„Wie geht es Ihnen damit?“

„Gut, denke ich.“

„Und Ihrem Partner?“

„Er schläft. Ich weiß es ehrlich gesagt nicht.“

Daniel lauschte den Stimmen aus dem Wohnzimmer. Dr. Phillips war also gekommen, um sich vom Stand der Dinge zu überzeugen. Der war nach Todd so ziemlich der letzte Mensch, mit dem er gerade reden wollte, darum stellte er sich weiter schlafend, als die Tür aufging und Licht aus dem Wohnzimmer hereinflutete. Dr. Phillips setzte sich neben ihm auf die Bettkante und schüttelte ihn sanft. Innerlich seufzend spielte Daniel seine Rolle weiter, tat, als würde er gerade aus tiefstem Schlummer hochschrecken. Wenn der Psychoonkel partout mit ihm sprechen wollte, brachte er es am besten rasch hinter sich.

„Wie geht es Ihnen?“, fragte Dr. Phillips behutsam.

„Müde. Okay.“

„Sie hatten passiven, rohen Sex mit einem anderen Mann. Darum meine Frage: Wie geht es Ihnen?“

Welche Antwort wollte der Typ wohl hören, um ihn möglichst schnell wieder in Ruhe zu lassen?

„Mein Hintern tut weh. Spaß hatte ich keinen. Alles wie erwartet. Ich bin müde.“

Irgendeiner der Sätze war wohl der Richtige, denn Dr. Phillips verabschiedete sich und ging hinaus. Stille und Dunkelheit kehrten zurück. Himmlisch.

„Ich werde morgen Nachmittag noch einmal reinschauen, danach komme ich ausschließlich auf Verlangen. Wenn irgendetwas nicht in Ordnung ist, einer von Ihnen Probleme hat, ein offenes Ohr braucht, rufen Sie an. Egal ob Tag oder Nacht. Falls ihr Partner anhaltende Schmerzen oder Albträume erleidet, soll er sich auf jeden Fall melden.“

„Danke, Sir. Ich werde es Danny ausrichten.“

Das hätte der Typ ihm auch selbst sagen können …

Daniel versuchte wieder einzuschlafen, doch er war nach schätzungsweise sechs Stunden Schlaf zu munter. Sein misshandelter Körper meldete sich, was die Überlegung beendete, aufzustehen und sich mit Fernsehen die Zeit zu vertreiben. Ruhelos rollte er sich umher, bis die Tür erneut geöffnet wurde. Todd schaltete das Licht ein, sicherlich hatte er gehört, dass er wach war. Daniel rechnete damit, angesprochen zu werden, legte sich Sätze zurecht, wie er seinen Kollegen darum bitten könnte, beim nächsten Mal vorsichtiger zu sein, ohne sich als Schwächling zu präsentieren. Doch er wurde weder mit Worten noch Blicken bedacht. Als wäre er allein im Raum, machte Todd sich für die Nacht fertig, zog sich um, ging ins Bad. Das Licht ließ er eingeschaltet. Vielleicht wollte er lieber im Dunkeln reden? Angespannt wartete Daniel, bis sein Partner neben ihm lag. Nichts geschah, außer dass Todd sich auf seiner Seite des Bettes breit machte. Wartete er auf ein Signal von ihm?

„Todd?“, fragte er unsicher.

„Gute Nacht.“ Das klang abweisend und endgültig. Kein Gespräch. Keine Fragen. Nicht einmal die versprochene Info.

Daniel rollte sich herum, mit dem Gesicht zur Wand. Er versuchte sich davon zu überzeugen, dass er alles überdramatisierte. Dass der Sex Mittel zum Zweck war und sonst keine Bedeutung hatte. Dass Todd ihn zwar nicht leiden mochte und ein unsensibler Klotz war, ihn deshalb aber nicht als Werkzeug ohne Seele und Verstand betrachtete. Nicht wirklich. Todd war keiner dieser Perverslinge. Er spielte lediglich seine Rolle, das war richtig so. Vielleicht fühlte sein Partner sich schuldig, ihm weh getan zu haben und gab ihm darum kein Zeichen, dass trotzdem alles in Ordnung war.

Er schaffte es nicht, und Schlaf fand er ebenfalls keinen mehr. Wach lag er da, lauschte den tiefen Atemzügen seines Bettgenossen und wartete auf den neuen Tag.

 

Kapitel 3

„Ich hab Frühstück gemacht“, sagte Daniel, als Todd gegen sieben mit schlafzerknautschtem Gesicht in die Küche geschlurft kam. Gegen fünf Uhr morgens hatte er es nicht mehr im Bett ausgehalten. Sitzen war eine Qual, laufen ging hingegen einigermaßen. Darum war er ein wenig draußen herumgeirrt, hatte eingekauft und alles für ein schönes Frühstück bereitgestellt. Er liebte es, den Tag gemütlich zu beginnen.

Sein Partner betrachtete den Tisch, der mit Toast, Rührei, Schinken, Müsli, Kaffee, Orangensaft und allerlei anderen Lebensmitteln eingedeckt war, dazu Kaffee. Daniel hatte sich einen Stuhl mit Kissen ausgepolstert und ließ sich gerade niedersinken. Es schmerzte, aber sobald er einmal saß und es schaffte durchzuatmen, konnte er sich daran gewöhnen.

Todd nahm ohne ein Wort zu sagen Platz, schaufelte sich seinen Teller voll und tippte auf seinem Handy herum, während er aß. Kein „Guten Morgen“, kein „Danke fürs Frühstück“ oder „schmeckt gut“. Nichts.

„Was planst du heute Vormittag?“, fragte Daniel, bemüht, sich nicht zu ärgern.

„Arbeiten.“

„Und dann?“

„Hmpf.“

Todd stand einfach auf, räumte sein benutztes Geschirr weg und ging.

Fassungslos starrte Daniel auf seinen Teller, den er kaum angerührt hatte. Der Appetit war ihm endgültig vergangen.

Sollte das auf diese Weise jetzt drei Monate weiter gehen?

Auf keinen Fall. Vorher hab ich ihn erschlagen. Oder er mich.

 

 

Todd zwang sich, einen geschäftigen Eindruck zu machen, als Daniel ins Wohnzimmer kam und sich auf der gegenüberliegenden Couch niederließ. Auch er hatte sein Laptop dabei. Sie würden in ihrer Zeit hier nicht bloß durchs Bett rollen und faulenzen, es gab mehr als genug Schreibkram zu erledigen. Berichte mussten geschrieben, alte Akten vervollständigt werden. Sie würden per Email weitere Arbeit geschickt bekommen, Recherchen, Analysen, Auswertungen von Zeugenaussagen zu verschiedenen Fällen übernehmen. Daniel bekam dabei Aufgaben von ihm zugeteilt, da dessen Kollegen davon ausgingen, dass er Todd bei einer Sonderermittlung half. In Todds Abteilung glaubte man hingegen, dass er sich zur Weiterbildung auf einem Seminar in Kanada aufhielt, die Vormittage allerdings frei hatte.

Nebenher las er jeden Artikel, den er zum Thema „Versklavung“ finden konnte, wobei die schiere Masse es schwierig machte, Sinnvolles zu finden.

Todd zwang sich weiterhin, jeglichen Blickkontakt zu vermeiden. Er hatte Angst, dass sein Gesicht ihn verraten würde, wenn er Danny anstarrte. Der Anblick des nackten, geschundenen Körpers ging ihm nicht mehr aus dem Kopf, er hatte sogar von ihm geträumt. Außerdem machte er sich Sorgen um ihn, auch das durfte er nicht zeigen. Allein die bange Frage vorhin, was er für heute geplant habe … Dabei verstand es sich von selbst, dass er heute auf keinen Fall mit ihm schlafen würde. Es war ja kaum mitanzusehen, wie der arme Kerl sich quälte, um sitzen zu können! Diese Sorge wollte er nicht zeigen. Er durfte sich nicht an ihn binden, es durfte keine zu vertrauensvolle Beziehung zwischen ihnen bestehen. Seine Aufgabe war es, Daniel zu unterwerfen, ohne ihn tatsächlich zu zerbrechen. Der junge Mann musste seine Rolle perfekt spielen lernen und das würde für sie beide hart werden. Nein, er würde weitermachen wie bisher, ihm Freiraum geben, sich auf keinen Fall mit irgendwelchen Hilfsangeboten aufzwingen. Professionell bleiben, jeden Anschein von Verbrüderungsversuchen vermeiden. Er zwang ihm schon seinen Körper auf, das musste genügen. Auch wenn es ihm verdammt schwer fallen würde, sich nicht um ihn zu sorgen. Himmel, wie sollte er das drei volle Monate lang durchstehen?

 

 

„Welche Art von … Übung … hast du dir für heute vorgestellt?“, fragte Daniel, als sie drei Stunden lang schweigend gearbeitet hatten. Lediglich einige Gespräche mit Kollegen hatten die lastende Stille unterbrochen. Daniel besaß kein Handy, durfte nicht erreichbar sein. Sein Laptop hatte keinen Internetzugang, er konnte nur das tun, was Todd ihm zuwies.

Es half nichts, sie mussten das Thema Sex klären. Sie konnten es sich nicht erlauben, einen vollen Tag ungenutzt verstreichen zu lassen.

„Ficken fällt aus, du bist zu wund“, brummte Todd. Warum zum Geier konnte der Kerl ihn nicht ansehen? War er denn derart hässlich? Abstoßend?

„Es gibt andere Praktiken, die ich ebenfalls beherrschen sollte“, versuchte Daniel es weiter. Nicht, dass er scharf darauf wäre.

Eine Weile lang kam keine Reaktion von seinem Partner. Dann stand er auf, stellte sich dicht vor ihm hin und öffnete seine Jeans. Daniel unterdrückte einen Anfall von Panik und Fluchtinstinkt. Es war richtig so. Keine große Sache, er würde ihm einen blasen. Nicht mehr, nicht weniger. Er rutschte mühsam von der Couch herab, kniete nun demütig zu Todds Füßen. Dessen Erektion ragte vor ihm auf.

Nun mach endlich!, feuerte er sich selbst an. Ein fremder Schwanz. Na und? Mund auf, Augen zu, es ist nicht schwer!

Um das Gleichgewicht nicht zu verlieren, hielt er sich an Todds Beinen fest, betend, dass der es ihm nicht übel nahm. Hoffentlich dauerte das nicht zu lange!

Erstaunlicherweise empfand er den Geruch und Geschmack von Todds Erregung als gar nicht so unangenehm wie befürchtet. Ungewohnt, aber nicht abstoßend. Das Gefühl, einen fremden Penis in den Mund zu nehmen, war ebenfalls weniger erschreckend als gedacht. Warm, samtig. Er war groß, darum kam Daniel nicht allzu tief. Todd ließ ihm Zeit, beschwerte sich nicht über seine vermutlich dilettantischen Bemühungen, ihm Lust zu bereiten. Irgendwann fuhr er ihm mit beiden Händen durch die Haare, packte zu und schob ihn tiefer. Daniel würgte, versuchte zurückzuweichen. In diesem Moment stieß Todd zu. Unwillkürlich schluckte Daniel – und erstarrte. Er konnte kaum atmen, musste sich anstrengen, um nicht versehentlich zuzubeißen. Seine Kiefergelenke brannten, waren zu weit überdehnt. Todd zwang ihm seinen Rhythmus auf, nicht brutal, es schmerzte nicht wirklich, trotzdem war es beängstigend, ihn so tief in sich zu haben. Bei jedem sachten Stoß stöhnte und würgte er unwillkürlich. Schnell passte er sich an, hielt sich möglichst entspannt, leistete keinerlei Widerstand. Er klammerte sich an Todds Beinen fest, versuchte, jegliches Denken aufzugeben und wartete, dass es vorüberging. Mit jeder Sekunde wurde der Schmerz im Kiefer schlimmer. Kurz bevor er es nicht mehr ertragen konnte spürte er Todds Samen, der ihm heiß die Kehle herabrann. Daniel wurde losgelassen, sank zurück. Der salzige Geschmack auf seiner Zunge gefiel ihm nicht, seine Mundwinkel waren eingerissen, sein Gaumen schien  wund und taub zugleich zu sein. Doch er konnte noch nicht aufstehen, um sich etwas zum Trinken zu holen. Er fühlte sich wie erschlagen. Sein Partner richtete derweil seine Kleidung und setzte sich zurück an seinen Laptop, als wäre nichts geschehen.

Und es war ja auch nichts weiter geschehen. Wahrscheinlich hatte Todd schon hunderte Blowjobs genießen dürfen. Für ihn war es der erste als passiver Part gewesen. Na und?

Daniel ging langsam ins Bad mit dem Gedanken, sich den Mund auszuspülen. Plötzlich musste er sich beeilen, die Toilette zu erreichen, sein Frühstück kam rückwärts. Als die Krämpfe nachließen, fand er sich am Boden liegend wieder, das Gesicht tränenüberströmt. Ihm war schwindelig und unglaublich elend zumute. Offenbar taugte er nicht zum Sklaven, dabei wurde er doch vergleichsweise rücksichtsvoll behandelt.

Ich bin ein solcher Versager … Los, hoch mit dir! Mit der Nummer kannst du den Kindern nicht helfen!

 

 

Der Kleine war ziemlich lang im Bad geblieben. Todd hatte bereits überlegt, nach ihm zu sehen, als er endlich herauskam, in die Küche ging und etwas später mit einer Tasse Früchtetee zurückkehrte. Ohne ein Wort zu verlieren quälte er sich in eine sitzende Position und tippte bald wieder auf seinem Laptop herum. Erleichtert atmete Todd auf. Danny war in Ordnung, ihm ging es gut. Es war ein ziemlich geiles Gefühl gewesen, von ihm geblasen zu werden …

Als er mittags hungrig wurde, beschloss er, Essen zu bestellen. Er wollte nicht, dass Daniel für sie kochte, zumindest jetzt noch nicht. Schon das Frühstück hatte für Todd einen unangenehmen Beigeschmack gehabt. Später, wenn der junge Mann sich besser in seine Rolle hineingefunden hatte, konnte er solche Dienste übernehmen. Todd selbst konnte zwar anständig genug kochen, um nicht verhungern zu müssen, seine zweifelhaften Talente aber niemandem aufzwingen wollte, dem es sowieso nicht gut ging. Da war der Lieferservice die einzige echte Alternative. Sie hatten ein großzügiges Budget zur Verfügung, in dieser Hinsicht brauchte er sich keine Gedanken zu machen.

Todd ging auf Nummer sicher und bestellte Käsemakkaroni für sie beide, das mochte schließlich jeder, oder? Erst als Danny aus dem Bad kam – mal wieder, ob er einen Waschfimmel hatte? – fiel ihm auf, dass er ihn vielleicht nach seinen Wünschen hätte fragen sollen. Das kam davon, wenn man sich krampfhaft bemühte, den Typen zu ignorieren, mit dem man das Dach überm Kopf und Bett teilen musste.

Wenn er’s nicht mag, kann er sich ja was Eigenes zusammenbrutzeln oder liefern lassen. Ich sollte aufhören, mir so viele Gedanken zu machen. Danny geht es gut!

In dem Moment klingelte das Telefon. Es war Dr. Phillips, der Todd bedauernd mitteilte, dass er nicht, wie geplant, vorbeischauen könnte, da er sich um einen Notfall kümmern müsse.

„Wie kommen Sie zurecht?“, fragte er.

„Prima soweit. Wir arbeiten gemeinsam und wollen gleich was essen.“

„Das klingt gut … Darf ich bitte kurz mit Daniel sprechen?“

Danny bestätigte Todds Aussagen, berichtete knapp von dem Blowjob und dass es nicht weh getan hatte. Er klang ruhig, lachte sogar einmal über irgendeine Bemerkung.

Das Essen verlief ebenfalls friedlich. Todd gelangte allmählich zu der Überzeugung, dass das hier klappen könnte. Sie waren noch weit von ihrem Ziel entfernt, als Meister/Sklave-Gespann auftreten zu können, doch der erste Schritt war getan. In einigen Tagen würde sich alles entspannen, dann musste er nicht mehr krampfhaft einen Riesenbogen um Danny schlagen und alles vermeiden, um ihm in irgendeiner Weise zu nahe zu treten. Ja, auch wenn er nicht einmal davon zu träumen gewagt hätte, diese Mission war nicht aussichtslos.

 

 

Eine weitere Nacht ging endlich ihrem Ende entgegen. Daniel hatte kaum ein Auge zugetan, höchstens mal zwischendurch zwanzig Minuten gedöst. Immer wieder schreckte er hoch, wenn Todd sich neben ihm regte oder einen Schnarchlaut von sich gab. Schlimmer als die Schlaflosigkeit war die Tatsache, dass er kein Essen unten behalten konnte. Eine halbe bis Dreiviertelstunde nach jedem Happen musste er erbrechen, selbst Kaffee oder Tee spuckte er aus. Lediglich Leitungswasser in kleinen Mengen blieb drin. Er hatte zuerst befürchtet, sich einen fiesen Virus eingefangen zu haben, doch es fehlten jegliche andere Symptome. Mittlerweile war er sich sicher, dass er nicht körperlich krank war, sondern auf den Stress reagierte. Todd hatte glücklicherweise noch nichts davon mitbekommen und so sollte es bleiben. Daniel wollte auf gar keinen Fall, dass das Unternehmen deswegen abgebrochen werden würde. Mit Sicherheit würde es besser werden. Vielleicht konnte er Todd ja heute dazu bringen, ihn als menschliches Wesen wahrzunehmen? Ihm wenigstens ein kleines Zeichen zu geben, dass dies ein Rollenspiel war, sonst nichts?

Diese Hoffnung zerschlug sich bereits beim Frühstück. Daniel war gegen sechs Uhr überraschend eingeschlafen, als er eigentlich hatte aufstehen wollen, und erst eine Stunde später wieder aufgewacht. Todd hatte bereits gefrühstückt und saß bei der Arbeit, als er sich völlig zerschlagen aus dem Schlafzimmer quälte. Die Küche präsentierte sich in blitzsauberer Ordnung. Kein Kaffee wartete auf ihn, nichts war vorbereitet. Nun gut, es wäre sinnlos gewesen Kaffee zu kochen, Todd konnte ja nicht wissen, wann er aus den Federn kriechen wollte. Trotzdem war Daniel enttäuscht und zugleich wütend auf sich selbst, weil er diese dumme Enttäuschung nicht abstellen konnte. Was war bloß los mit ihm?

Der Tag kroch ähnlich dahin wie der vorherige. Diesmal war es sein Partner, der die Frage nach dem heutigen Übungsprogramm stellte. Daniel stand schweigend auf, zog sich nackt aus und kniete sich auf die Couch. Er war noch immer wund, empfand den Muskelkater in den Kiefergelenken allerdings als wesentlich schlimmer. Das Erbrechen wurde davon auch nicht angenehmer.

Todd ging diesmal etwas behutsamer mit ihm um. Er benutzte sicherlich eine halbe Tube Gleitgel, stieß langsamer und weniger tief in ihn und klammerte sich vor allem nicht an seinen Hüften fest. Stattdessen stützte er sich an der Couch ab. Daniel war dankbar darüber, bis ihm bewusst wurde, dass ihn sein Partner ausschließlich mit dem Schwanz berührte.

---ENDE DER LESEPROBE---