Königin Caroline Mathilde von Dänemark - Carolin Philipps - E-Book

Königin Caroline Mathilde von Dänemark E-Book

Carolin Philipps

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Beschreibung

Gegen ihren Willen wird Caroline Mathilde als 15-Jährige mit dem geisteskranken König Christian von Dänemark verheiratet - und ihr Leben zur Hölle. Als er aus Deutschland den Leibarzt Johann Friedrich Struensee mitbringt, verliebt sich Caroline Mathilde unsterblich in ihn. Schon bald kommt es zwischen den beiden zu einem verbotenen Liebesverhältnis, doch das Glück ist nicht von Dauer: Es bahnt sich eine Verschwörung an, deren Ziel es ist, den immer mächtiger werdenden Struensee zu stürzen. Packend und anhand von bisher unzugänglichem Quellenmaterial erzählt Carolin Philipps vom Leben der Königin Caroline Mathilde (1737-1775) in einer Zeit, als es nicht vorgesehen war, dass sich eine Prinzessin verliebte.

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»Was aus Liebe getan wird, ist immer jenseits von Gut und Böse.«

Friedrich Nietzsche

Vollständige E-Book-Ausgabe der im Piper Verlag erschienenen Buchausgabe

1. Auflage 2005

ISBN 978-3-492-96452-4

© Verlag Carl Ueberreuter, Wien 2003 © Piper Verlag GmbH, München 2005 Covergestaltung: Büro Hamburg Bildredaktion: Heike Dehning, Charlotte Wippermann, Alke Bücking, Kathrin Hilse Covermotiv: Francis Cotes (»Caroline Mathilde«, 1766, Det Nationalhistoriske Museum på Frederiksborg, Hillerød) Datenkonvertierung: CPI – Clausen & Bosse, Leck

Alle Rechte vorbehalten. Unbefugte Nutzungen, wie etwa Vervielfältigung, Verbreitung, Speicherung oder Übertragung können zivil- oder strafrechtlich verfolgt werden.

Prolog

»Niemand spricht mehr von dieser unglücklichen Prinzessin.

Es ist, als hätte sie nie existiert.«

Dies schrieb aus Kopenhagen im April 1775 der Graf von Bernstorff, Mitglied einer der einflussreichsten Familien am dänischen Hof, an den Grafen Reventlou1 und freute sich einen Monat später, als die Nachricht kam, dass Caroline Mathilde, englische Prinzessin und dänische Königin im Exil, tatsächlich aufgehört hatte zu existieren, weil sie an einem Fieber gestorben war.

In Kopenhagen war man froh, dass man dieses skandalreiche Kapitel der dänischen Geschichte endlich zu den Akten legen konnte: Das Schicksal einer Königin, die ihren Mann betrügt und deshalb in die Verbannung geschickt wird, wo sie einsam und von allen vergessen stirbt.

Nur schade, dass der Graf ihren Sarg in der Gruft unter der Pfarrkirche in Celle niemals zu Gesicht bekommen hat, denn dann würde er an den frischen Blumen sehen, dass Caroline Mathilde bis ins 21.Jahrhundert nicht in Vergessenheit geraten ist.

»Totgesagte leben länger!«, heißt es in einem Sprichwort, und das trifft auf Caroline Mathilde in besonderem Maße zu. Als sie starb, war sie erst 23Jahre alt, und doch hat ihr Leben Spuren hinterlassen, die auch über 200Jahre nach ihrem Tod noch zu erkennen sind.

Gedichte, Romane, Theaterstücke und Filme in großer Zahl und in verschiedenen Sprachen sind über ihr Schicksal in den letzten 225Jahren entstanden. Wahrheit und Fantasie in einem kaum zu entwirrenden Geflecht vermischt.

In ihrem letzten Brief, den der Prediger Lehzen auf ihren Wunsch hin Stunden vor ihrem Tod an ihren Bruder Georg III. von England geschrieben haben soll, wünschte sie sich, dass kommende Generationen ihr Schicksal anders sehen würden als ihre Zeitgenossen und in einer anderen Zeit die Frage nach ihrer Schuld neu bewertet werden würde.

Die dunkle Gruft mit den Blumen und dieser Brief ließen mich auf die Suche nach der Wahrheit gehen. Der Wahrheit über eine Frau, die von der Gesellschaft schuldig gesprochen wurde, weil sie sich über Konventionen hinweggesetzt hatte und weil sie die Regeln des beliebtesten Gesellschaftsspiels der damaligen Zeit nicht beherrschte: des Liebesspiels. Denn dabei ging es weniger um Gefühle als darum, sich durch Vergnügen und Lustgewinn die Langeweile zu vertreiben. Sich wirklich zu verlieben war dabei nicht vorgesehen und bedeutete darum am Ende für Caroline Mathilde Verurteilung, Verbannung und Tod.

LONDON

[1]

Königliche Heiraten

»Eure Exzellenz ist, wie mir gesagt wurde, bereits über den

Verdacht informiert, dass Ihre Majestät, die Königin, schwanger ist.

Ich denke, dass sie sich im dritten Monat befindet. Es geht ihr

gut und bis jetzt hat ihr das Reiten noch nicht geschadet …

Es gibt viele Zeugen, die bestätigen, dass der König seit dem

Monat Mai nicht mehr mit der Königin geschlafen hat.«

Dies schrieb am 23.November 1770 in Kopenhagen Professor Berger, der Leibarzt der dänischen Königin Caroline Mathilde, an den Minister Johann Hartwig Ernst Bernstorff.2

Unausgesprochen blieb, was beide genau wussten und woran sie sicher dachten: Falls die Königin ihren Mann betrogen hatte, wäre das nach dänischem Gesetz Majestätsbeleidigung und darauf stand die Todesstrafe. Der Staat Dänemark vor dem Chaos.

Aber hatte sie es wirklich getan? Der Leibarzt Berger gehörte nicht zu den Hofleuten, die solche Gerüchte leichtsinnig in die Welt setzten. Er hatte nur seine Beobachtungen gemacht und entsprechende Schlüsse gezogen, genau wie so viele andere am Hofe.

Die Schwangerschaft der Königin war auch in anderen Briefen aus jenen Tagen trotz des Bemühens um Geheimhaltung das wichtigste Thema.

Andreas von Bernstorff bezeichnete in einem Brief an seinen Onkel, den Minister, die Situation sogar als so »kriminell« und für alle, die »unschuldig mitleiden müssten, so angefüllt mit Angst und einer grausamen Erwartung, selbst für die heutige Zeit; ich weiß wirklich nicht, wie man sich (da noch) aus der Affäre ziehen kann«.

Neben der möglichen Freude am Hofklatsch schwingt zwischen den Zeilen die große Sorge mit, welche Folgen die Geburt eines Kindes haben würde, das für die Kenner der Situation am dänischen Hof offensichtlich nicht den dänischen König Christian VII. zum Erzeuger hatte.

Vaterschaftstests gab es noch keine, sodass es keinen zweifelsfreien Beweis gibt, dass Caroline Mathilde ihren Mann betrogen hat, aber es liegen jede Menge Indizien und Zeugenaussagen vor, die es sehr wahrscheinlich erscheinen lassen.

Offiziell hat Christian die Vaterschaft nie angezweifelt, es interessierte ihn auch nur am Rande, was seine Frau machte. Außerdem beschäftigte er sich lieber mit seinen Pagen und Frauen aus den Rotlichtvierteln Kopenhagens.

Leibarzt Berger schrieb weiter, dass er mit der Königin noch nicht über die Schwangerschaft geredet habe, aber »ich habe es Str. gesagt, in dem Moment, wo ich es vermutet habe. Er hat es gut aufgenommen, er wird das Geheimnis bewahren und ist mit mir der Meinung, dass man die öffentliche Bekanntmachung so lange hinausschieben sollte, bis die Schwangerschaft sichtbar ist.«

Mit »Str.« bezeichnete Berger in seinem Brief den damals mächtigsten Mann im dänischen Staat: Johann Friedrich Struensee, engster Vertrauter des Königspaares und vermutlicher Vater des ungeborenen Kindes. Dass Berger noch vor der Königin mit ihm redete – der König wird nicht einmal erwähnt –, zeigt schon, wie ungewöhnlich die Schwangerschaft war.

Üblich war es auch, das Volk sehr früh zu informieren. Eine Schwangerschaft der Königin war normalerweise ein Anlass zu kollektiver Freude. In diesem Fall sollte sie so lange wie möglich ein Geheimnis bleiben, um unvermeidliches Gerede zu verhindern. Als dann im Mai 1771 die öffentlichen Gebete in den Kirchen für die Königin begannen, hielt sich die Freude in Grenzen. Vereinzelt kam es zu Protesten, Menschen verließen die Kirchen. Ein Skandal!

»La petite Struensee« hieß die Prinzessin Louise Augusta von ihrer Geburt an hinter vorgehaltener Hand, wenn auch ihre königliche Abstammung nie öffentlich bestritten wurde. Eine heutige dänische Biografie bezeichnet die Prinzessin Louise Augusta als »Frucht der fatalen Romanze« zwischen der Königin und Struensee.

Dass Prinzessinnen nicht heirateten, weil sie sich unsterblich verliebt hatten, sondern weil sie als Teil eines politischen Spiels benutzt wurden, war Caroline Mathilde als Schwester des englischen Königs Georg III. schon seit frühester Jugend bekannt. Ihr Bruder selber hatte seine Frau erst am Hochzeitstag kennen gelernt und auch ihre ältere Schwester und Patin Augusta war am Arm eines ihr völlig unbekannten Mannes in dessen Heimat, das Herzogtum Braunschweig-Wolfenbüttel, entschwunden.

Wenn also fürstliche Heiraten aus Staatsräson geschahen, so durfte man sich nicht wundern, wenn sich Könige und Fürsten für die Gefühle ihre Geliebten hielten. Und das wurde, solange es einigermaßen unauffällig geschah, auch toleriert. Vor allem natürlich bei Männern. Bei Frauen hingegen wurde mit anderem Maß gemessen, aber es gab durchaus Beispiele in der Geschichte, wo sich Königinnen einen Liebhaber nahmen – zum Beispiel die Zarin Katharina II. von Russland –, ohne dass dies gleich katastrophale Folgen hatte.

War es eine Verkettung unglücklicher Vorfälle oder aber Naivität und Unkenntnis, die Caroline Mathilde nicht erkennen ließen, dass ihre Feinde am Hofe ihr Verhältnis benutzen würden, um sie und den mächtigen Minister zu vernichten?

Auf das Leben am Hofe war sie in keiner Weise vorbereitet, denn sie verbrachte ihre Kindheit fernab vom Hofleben in einem kleinen Schloss außerhalb Londons inmitten der Gärten von Kew, die ihre Mutter anlegte und die heute noch zu den bekanntesten botanischen Gärten der Welt zählen.

Ihr Vater war der Kronprinz Friedrich, Prinz von Wales, Sohn Georgs II., des Königs von England und Kurfürsten von Hannover.

Wenn es nach seinem Vater gegangen wäre, hätte Friedrich niemals englischen Boden betreten. Er verbrachte die ersten 22Jahre seines Lebens fernab von seiner Familie im Kurfürstentum Hannover, von wo seine Eltern 1714 aufgebrochen waren, um die englische Thronfolge anzutreten.

Englischer König sollte nach dem Willen seiner Eltern sein jüngerer Bruder William sein, den vor allem die Mutter in jeder Hinsicht vorzog. Die englischen Minister konnten Georg II. dann doch überzeugen, dass die rechtmäßige Thronfolge nicht aus persönlichen Gefühlen außer Kraft gesetzt werden könnte, und so durfte Friedrich 1728 nach England kommen.

Ein harmonisches Leben mit der Familie gab es für Friedrich aber auch dann nicht. Sein Vater fürchtete die Konkurrenz des Sohnes, der ziemlich rasch die Sympathien der Londoner gewann. Seine Mutter lehnte ihn mit einem schon krankhaften Hass ab. Sie sagte zu Lord Hervey, einem ihrer engsten Vertrauten, ihr erstgeborener Sohn sei »der größte Esel, der größte Lügner, der größte Schuft und das größte Biest in der ganzen Welt … Ich wünschte von ganzem Herzen, er lebte nicht mehr.« Sie wollte ihn nicht einmal am Sterbebett sehen. Seine drei Schwestern folgten in ihrer Abneigung dem Vorbild der Mutter. Vielleicht war er gerade deshalb selber ein so vorbildlicher Familienvater, der sehr viel Zeit beim Spiel mit seinen Kindern verbrachte.

Je populärer Friedrich beim Volk wurde, desto größer die Abneigung seiner Eltern. Das Carlton-House an der Pall Mall, der zweite Londoner Wohnsitz Friedrichs, den er sich von geliehenem Geld gekauft hatte, wurde zum Treffpunkt der politischen Opposition, die die Spannungen in der Königsfamilie für ihre Zwecke nutzte.

Selbst nach der Hochzeit mit Augusta von Sachsen-Gotha 1736 verbesserte sich das Verhältnis zu seinen Eltern nicht. Wenn Georg II. in seinem Kurfürstentum in Hannover weilte, was er häufig tat, vertrat die Queen ihn. Friedrich und seine Frau hatten dann Anweisung, sich immer im gleichen Palast aufzuhalten um zu verhindern, dass er in einem der zahlreichen Schlösser einen eigenen Hof aufbaute und die Gegner seines Vaters um sich scharte.

Es gab viele Engländer, die es Georg II. sehr übel nahmen, dass er sich lieber in seinem hannoverschen Kurfürstentum aufhielt. Friedrich dagegen betonte ganz bewusst alles Britische und machte sich damit viele Freunde.

Politisch hatte er keine großen Visionen, zumal er starb, bevor er als König etwas bewegen konnte. Die Feindschaft seines Vaters, der Hass seiner Mutter und die bösartigen Kommentare Lord Harveys haben seinen Ruf als »nutzlosen Schwächling« aufgebaut. Seine Freunde, Politiker der Opposition, Künstler und Schriftsteller, betonten eher seinen Charme, seinen Witz und seine Großzügigkeit.

Seinen Tod wirklich bedauert haben vor allem die Experten der damaligen Pflanzenwelt: »Die Welt der Botanik in England wird durch seinen Tod wesentlich ärmer«, bemerkte Dr.John Mitchell, denn seine Gartenanlagen, die er rund um seine Häuser in London und Kew anlegen ließ, waren berühmt.

Ein Verlust war sein Tod auch für seine Familie. Im Gegensatz zu seinem eigenen Vater nahm er sich Zeit für seine Kinder, spielte mit ihnen Kricket und Tennis und machte Familienausflüge.

Zu seiner Frau, Carolines Mutter Augusta von Sachsen-Gotha, verhielt er sich den Gepflogenheiten der Zeit entsprechend. Auf der einen Seite schrieb er ihr Liebesgedichte, auf der anderen Seite waren seine vielen Affären mit anderen Frauen Stadtgespräch.

Carolines Mutter war 1736 16-jährig nach England gekommen, ohne ein Wort Englisch zu sprechen, um Friedrich, den Prinzen von Wales, zu heiraten. Georg II. hatte sie 1735 in seinem hannoverschen Kurfürstentum kennen gelernt. Sie wurde als »einfältig« beschrieben, hatte in Folge einer Pockenerkrankung einen unreinen Teint, sprach nur Deutsch und schien äußerst bescheiden zu sein. Genau die richtige Frau für seinen Sohn, entschied Georg. Was ihn vor allem an dieser Verbindung reizte, war, dass die Heirat die britischen Bande zum lutherischen Mitteldeutschland stärken und damit die dynastischen Bestrebungen Preußens eindämmen würde.

Friedrich war einverstanden. Er erhoffte sich von seiner Heirat eine Erhöhung seines Einkommens. Augusta von Sachsen-Coburg lernte sehr schnell die Sprache des Landes und gewann dadurch und durch ihr bescheidenes Auftreten die Sympathien der Engländer.

»Prinzessin Klugheit« wurde sie von Horace Walpole genannt. Lady Sarah, Herzogin von Marlborough, beschrieb sie so: »Die Prinzessin spricht Englisch viel besser als die übrigen Mitglieder der [königlichen] Familie, die schon viel länger hier sind. Sie ist gutmütig und höflich zu jedermann.«

Als Friedrich 1751 starb, war sie mit Caroline schwanger und verlor mit ihm auch die Hoffnung, jemals selber Königin zu werden. Als Witwe des verstorbenen Kronprinzen stand ihr ein Leben am Rande der Hofgesellschaft bevor. Da ihr Interesse am Hofleben nie sehr groß gewesen war, zog sie sich zurück und lebte mit ihren Kindern in ihren Häusern in London und Kew. Auch als ihr Sohn Georg König wurde, nahm sie nur ungern an den offiziellen Veranstaltungen teil.

Viel lieber widmete sie sich dem Aufbau ihres Gartens, ihres »Weltlichen Paradieses«, der unter ihrer Leitung zu einem der artenreichsten Gärten der Welt wurde.

Unterstützt wurde sie dabei unter anderem von Lord Bute, der gleichzeitig Erzieher ihres Sohnes Georg und später Minister unter dessen Regentschaft wurde. Lord Bute war sicher auch für Caroline Mathilde eine Ersatzvaterfigur, denn er hielt sich sehr oft im White House auf. Augusta machte ihn zu ihrem »Groom of the Stole« und beriet sich mit ihm in allen Haushaltsfragen.

Lord Bute war schon vor dem Tod Friedrichs ein enger Mitarbeiter (Lord of the Bedchamber) und Freund der Familie gewesen. Immer, wenn Friedrich mit einer Frau allein sein wollte, hatte er seiner Frau einen Spaziergang mit Lord Bute nahe gelegt. Horace Walpole bemerkte später ironisch, dass, sobald der Prinz tot war, »sie immer häufiger zu seiner Erinnerung spazierten.«

Ob Lord Bute und Carolines Mutter wirklich ein Verhältnis hatten, lässt sich mit letzter Sicherheit nicht sagen. Das Volk glaubte es jedenfalls und nahm es der Mutter von Caroline Mathilde von Dänemark sehr übel. Als sie 1772 starb, folgten Spottgesänge ihrem Beerdigungszug.

Ihre letzten Worte vor ihrem Tod im Februar 1772 galten ihrer Tochter Caroline Mathilde, die zu dieser Zeit auf der Festung Kronenburg gefangen saß und auf ihren Prozess wartete. In dem Brief, in dem ihr Bruder Georg ihr die Nachricht vom Tod der Mutter mitteilte, schrieb er leicht vorwurfsvoll, dass das ungewisse Schicksal ihrer Tochter ihr Leben mit Sicherheit um einige Tage verkürzt habe.

Dies ist nach den vorliegenden Quellen der einzige Vorwurf, den er Caroline Mathilde jemals wegen ihres Verhaltens gemacht hat. Ansonsten sind seine Briefe geprägt von Sorge und Fürsorge für seine jüngste Schwester, für die er sich von Anfang an besonders verantwortlich fühlte.

Und das ist sicherlich das Verdienst ihrer Eltern, die in Kew ein Stück heile Welt für ihre Kinder schaffen konnten, das auch nach dem frühen Tod des Vaters erhalten blieb und das Caroline Mathilde nachhaltig geprägt hat.

Kindheit in Kew Garden

»Ihre königliche Hoheit hat mir mit der ihr eigenen Bescheidenheit …

aufgetragen, ihre besten Wünsche in angemessener Sprache an den Hof weiterzugeben, denn sie selber sei der Sprache des Hofes nicht mächtig.

Sie kenne sich besser mit den Pflanzen als mit den Menschen aus und sei vertrauter mit den Blüten, die die Natur hervorbringe als mit denen,

die die Höflinge in ihre Worte einflechten.«3

Es gibt wohl kaum eine treffendere Beschreibung der Situation der 15-jährigen Caroline Mathilde als diese ihre eigenen Worte, die der dänische Gesandte Caspar von Bothmer begeistert an seinen dänischen Außenminister Bernstorff im August 1766 schrieb. Von Bothmer war auf Einladung der Prinzessin Augusta gekommen, um bei einem geselligen Abend mit Konzert die zukünftige dänische Königin in Augenschein zu nehmen.

Er ging an jenem Abend mit einem guten Gefühl nach Hause. Caroline Mathilde würde dem dänischen Volk eine würdige Königin sein.

Für Caroline Mathilde dagegen begann eine Zeit des Lernens. Sie musste nicht nur Deutsch lernen, neben Französisch eine der Hauptsprachen am dänischen Hof, sondern sich auch mit Fragen der Etikette und des höfischen Lebens vertraut machen, alles Dinge, die bislang in ihrem Leben keine große Rolle gespielt hatten.

Geboren wurde sie am 22.Juli 1751, ein halbes Jahr nach dem Tod ihres Vaters. Nur eine Londoner Zeitung hielt dies Ereignis für erwähnenswert: Es passierte um 6Uhr morgens an einem Donnerstag.

In den kurfürstlichen Landen in Hannover dagegen wurden Dankgebete gesprochen: »Dem Herrn unserem Gott bringen wir einen demüthigen Dank dar, vor den abermaligen Segen, womit er das Königl. Haus angesehen, indem er der verwitweten Prinzessin von Wallis Königliche Hoheit, am 22ten dieses Monats Juli, …, einer gesunden und wohlgestalteten Prinzessin hat genesen lassen …«

White House, Kew Garden[2]

Für die nächsten Jahre verlor die Öffentlichkeit jedes Interesse an der Tochter des verstorbenen Kronprinzen, was nicht ungewöhnlich war, denn Prinzessinnen interessierten ohnehin erst dann wieder, wenn sie ins heiratsfähige Alter kamen und Teil des politischen Mächtespiels wurden.

Von Caroline Mathilde gibt es nur zwei dokumentierte öffentliche Auftritte während ihrer Kindheit: 1761 bei der Krönung ihres Bruders Georg und als Brautjungfer 1764 bei der Hochzeit ihrer Schwester Augusta. Allerdings interessierten sich die Zeitungen mehr für ihre Kleidung: In einem silberweißen Kleid mit langen herabhängenden Ärmeln schritt sie an der Hand ihres Bruders Frederik-William in der Prozession ihrer Mutter in die Westminster Abbey. »Rose of England« wurde sie genannt und man prophezeite ihr eine große Zukunft.

Von ihrer Kindheit wissen wir so gut wie nichts. Daher fangen auch die meisten Biografien erst mit dem Tag ihrer Hochzeit, dem 1.Oktober 1766, an. Trotzdem lassen sich aus diesen ersten Jahren Spuren auffinden, die sie geprägt haben und ohne die man vieles in ihrem Verhalten nicht verstehen kann.

Da war zunächst einmal das Haus, in dem sie aufwuchs. Obwohl Prinzessin Augusta mit Carlton und Leicester House auch zwei Londoner Häuser besaß, verbrachte sie nach dem Tod ihres Mannes mit ihren Kindern die meiste Zeit außerhalb von London im White House in Kew Garden.

Es war ein mittelgroßes Landhaus inmitten eines Parks mit großen Rasenflächen, einem See und Orangenbäumen hinter dem Haus. Die Kinder wurden angehalten, möglichst viel Zeit draußen zu verbringen; jedes hatte sein eigenes Stück Garten, das es zu versorgen hatte. Später sollte Caroline das mit ihrem Sohn genauso machen. Auch er bekam in Schloss Hirschholm ein Stück Garten. Auf den Bildern des Malers Peder Als ist er mit Schaufel und Gießkanne abgebildet, nicht gerade das übliche Spielzeug für einen Kronprinzen.

Caroline wuchs in einem Park auf, in dem eine Schafherde graste, um den Rasen kurz zu halten, mit sieben Kühen und jeder Menge exotischer Pflanzen. Da gab es Teebäume aus Indien, Zedern aus dem Libanon, Ginkobäume, Orchideen, Pflanzen aus Nordamerika, China, Südafrika, Italien, den Westindischen Inseln. In der Orangerie erhitzte ein riesiger Ofen den Raum auf 30Grad Celsius, damit die exotischen Pflanzen in der Kälte nicht starben.

Es gab einen »flower garden« mit einer Menagerie, wo ihre Mutter chinesische Fasane und andere einheimische und exotische Vögel hielt. Der übrige Park war ein Tummelplatz von griechischen Tempeln, chinesischen Pavillons und einer riesigen Pagode. Selbst eine Moschee wurde errichtet.

Diese Umgebung hat Caroline Mathilde geprägt. Sie fühlte sich in den Schlössern Kopenhagens, vor allem auf Christiansborg, sehr unwohl. Es gab dort keinen Park, nicht die Spur einer Grünfläche, nur eine staubige Reitbahn. Wann immer sie konnte, entfloh sie und suchte Orte auf, die sie ein wenig an ihr Zuhause in Kew Garden erinnerten. Ihr Lieblingsschloss war Hirschholm, 20Kilometer nördlich von Kopenhagen, wo sie ihren Traum vom einfachen Landleben zumindest ansatzweise verwirklichen konnte.

Auch ihre Abneigung gegen jede Form der Etikette lässt sich aus diesen Kindheitsjahren erklären. Der Freiheit, die sie in der Natur genoss, stand die ansonsten sehr strenge Erziehung der Mutter gegenüber. Ob sie wirklich so verbittert und hart gegenüber ihren Kindern war, wie oft behauptet wird, lässt sich mit letzter Sicherheit nicht sagen, denn es gibt kaum objektive Quellen über sie aus dieser Zeit. Sie hat ihre Kinder nach strengen religiösen Prinzipien und ohne großen Luxus aufgezogen. Wärme und echte Zuneigung hat Caroline wohl eher bei ihren Geschwistern, vor allem ihrer ältesten Schwester Augusta und ihrem Bruder Edward gefunden. Es war Edward, der sie als Erster in Kopenhagen besuchen wollte, auf der Fahrt dorthin aber starb. Auch die Briefe der Geschwister untereinander zeigen, wie sehr sie am Schicksal des jeweils anderen interessiert waren und Anteil nahmen.

Die Inventarliste ihrer Bücher, die nach ihrem Tod 1775 in Celle zusammengestellt wurde, beweist, wie vielseitig die Interessen Caroline Mathildes waren. Lesen war eine ihrer Leidenschaften. Sie bat ihren Bruder Georg immer wieder um neue Bücher, die er ihr auch kistenweise ins Exil nach Celle schickte. Abgesehen von historischen Werken über die Geschichte Europas finden sich viele Bücher über Pflanzen und Gartenpflege, die Werke Homers, Fabeln von Aesop bis Gellert, die Bücher der Aufklärer Voltaire und Rousseau, Schriften in Deutsch, Englisch, Französisch und Italienisch.

Ihre Erziehung dürfte sich zwischen zwei Polen abgespielt haben: Den Predigten eines Thomas Secker, Erzbischof von Canterbury, der sie und ihre Geschwister getauft und sie später getraut hat, sowie ähnlichen moralischen Schriften der Zeit auf der einen Seite und den Romanen Swifts, Fieldings und Defoes, die eben nicht zu den Titeln gehörten, die für Frauen als angemessen angesehen wurden, auf der anderen Seite. Während der Erzbischof von Canterbury predigte, dass man das Vergnügen nicht mehr als Gott lieben dürfe, und von den Pflichten sprach, die jeder gegenüber Gott, den Mitmenschen und sich selber habe, zog Caroline Werke vor, die weniger moralisierend waren und den Leser in eine Fantasiewelt entführten.

Die zweite Hälfte des 18.Jahrhunderts, in dem Caroline aufwuchs, war eine Zeit des Umbruchs. Aufklärung, Forderungen nach Freiheit und Gleichheit hatten allerdings das Frauenbild der Zeit unberührt gelassen. Ein Immanuel Kant erklärte 1764: »Tiefes Nachsinnen und eine lange fortgesetzte Betrachtung sind edel, aber schwer, und schicken sich nicht wohl für eine Person, bei der die ungezwungenen Reize nichts anderes als eine schöne Natur zeigen sollen …«

Und Adolph Freiherr von Knigge schrieb noch 1788: Eine Frau dürfe zwar »ihre Schreibart und ihre mündliche Unterredung durch einiges Studium und durch keusch gewählte Lectur« verfeinern, aber mehr auch nicht, denn sonst würde sie ihre eigentlichen Aufgaben vernachlässigen und »glaubt sich berechtigt, das Joch der männlichen Herrschaft abzuschütteln, verachtet alle anderen Weiber, erweckt sich und ihrem Gatten Feinde, träumt ohne Unterlass sich in idealistische Welten hinein; ihre Fantasie lebt in unzüchtiger Gemeinschaft mit der gesunden Vernunft …«

Erziehung der Frau diente nur einem Ziel: Sie sollte auf den Stand der Ehe vorbereitet werden. Ein Schmuckstück an der Seite ihres Mannes sein. »Die Natur wollte das Weib zu keinem selbstständigen Wesen schaffen. Das Weib soll sich nach dem Manne bilden, ihm nachgeben … Der Mann soll die hohe Ulme seyn …, um die sich der zarte Weinstock schlingt. Nur selten verlässt man ungestraft der Natur Bestimmung …«

Eine Frau definierte sich damals über das Verheiratet-Sein und brach nur selten aus dieser traditionellen Rolle aus. Auch Caroline Mathildes Erziehung war geprägt von diesem Rollenbild. Und doch hat sie im Rahmen ihrer Möglichkeiten Eigenständigkeit bewiesen. Sie bevorzugte später zum Beispiel Männerkleidung, nicht nur beim Reiten, was beim Volk und bei Hofe mit großer Missbilligung betrachtet wurde. Auch in vielen Briefen bewies sie, dass sie sich ihre eigenen Gedanken zu den politischen Problemen und auch zu den Männern machte und sehr geschickt argumentieren konnte, als es zum Beispiel darum ging, den ihr nicht sehr sympathischen englischen Botschafter von Gunning durch Georg III. abberufen zu lassen.

Caroline Mathilde erhielt natürlich die für weibliche Mitglieder der obersten Gesellschaftsschicht übliche Ausbildung. Sie lernte Italienisch und Französisch, Deutsch erst nach ihrer Verlobung mit dem dänischen König. Sie spielte Cembalo und bekam Gesangsunterricht, den sie auch in Dänemark fortsetzte. Ihre Liebe zur Musik half ihr auch nach ihrer Verbannung in Celle, wo sie ein Cembalo bekam und von Georg III. mit Noten versorgt wurde.

Es wurde alles getan, um Caroline Mathilde auf ihre Rolle als zukünftige dänische Königin vorzubereiten. Caspar von Bothmer, der sie im Auftrag der dänischen Regierung begutachtete, hatte jedenfalls nichts an ihr auszusetzen. »Diese glückliche Unschuld wird gefallen«, schrieb er im August 1766, zwei Monate vor der Hochzeit, »und das Vertrauen noch übertreffen, das die Monarchie, ihr Gemahl und ihre Untertanen in sie setzen.«

Ihr Bruder, Georg III., war da nicht so sicher. In einem Brief schrieb er vier Wochen vor der Hochzeit besorgt, dass er seine wirkliche Zuneigung Caroline gegenüber vor allem dadurch zeigen möchte, dass er ihr ein paar Tipps gäbe, die sie davor bewahren sollten, in den »Abgrund« zu fallen. Es folgt eine genaue Analyse der Zustände am dänischen Hof und er schließt mit der Hoffnung, dass sie jeden erst genau prüfen möge, bevor sie sich ihm anvertraute, weil sie nur so vor dem »unabwendbaren Ruin« bewahrt werden könnte.

Und wie der weitere Verlauf ihres Lebens zeigt, wurden die Befürchtungen ihres Bruders sogar noch übertroffen.

Ehevertrag

»Die Ehe, das feste Band, welches durch beyderseitige Liebe und eine harmonische Zuneigung geknüpft wird, belohnet uns mit 1000fachen Vergnügen, unser Herz gewinnet allemahl, und wir haben eine Person, die uns schätzbar ist, sie lebt und ist gantz für uns, da wir gantz für sie leben … Je mehr Glück und Unglück davon abhänget, desto fürsichtiger müssen wir in unserer Wahl seyn und um so strafbarer … sind diejenigen, die uns wider unsre Neigung, durch gutgemeynte oder tyrannische Bewegungsgründe, zur Ehe zwingen, oder von ihr zurückhalten.«4

Legt man diese Worte von Christian Fürchtegott Gellert, Caroline Mathildes Lieblingsautor, zugrunde, so stand ihre Ehe mit dem dänischen König von Anfang an unter einem ungünstigen Stern. Es gab keine beiderseitige Liebe und die Ehe war nicht durch gegenseitige Neigungen zustande gekommen, wie auch, wenn sich die Ehepartner noch nicht einmal gesehen hatten. Sie war das Werk zweier Regierungen.

Tu felix Austria nube! Das sprichwörtliche Glück der Habsburger Heiratspolitik war auch für die anderen Staaten des 18.Jahrhunderts Vorbild. Und Minister Bernstorff, der die dänische Außenpolitik seit 1751 beherrschte, handelte genau nach diesem Motto, als er im Namen Frederiks V., Christians Vater, 1765 um die Hand der Schwester des englischen Königs anhalten ließ.

Bernstorff wollte um jeden Preis den Frieden und die Neutralität Dänemarks erhalten. So spann er ein feines Netz von Bündnissen mit den großen Mächten. Eine Heirat des dänischen Kronprinzen Christian mit einer englischen Prinzessin war aus vielen Gründen von Vorteil. Sie würde eine der stärksten Groß- und Seemächte der Zeit mit Dänemark verbünden.

Mit englischen Prinzessinnen hatte man außerdem gute Erfahrungen gemacht. Die Mutter Christians, Louise, war auch eine englische Prinzessin gewesen, die Schwester Georgs II., Caroline Mathildes Tante. Sie war beim Volk sehr beliebt, nur leider zu früh gestorben.

Von Jugend an kannte Bernstorff den Prinzen von Wales und auch Carolines Mutter sehr gut. Bislang hatte das aber nur zu einem Freundschafts- und Handelsvertrag 1760 mit England geführt. Der Siebenjährige Krieg 1756 – 1763, der Europa in Flammen setzte und bis in die amerikanischen Kolonien fortgeführt wurde, verstärkte den Wunsch Dänemarks, nicht zwischen den Interessen der Großmächte zerrieben zu werden.

Minister Bernstorff war Realist und hatte durchaus Vorbehalte gegenüber der englischen Machtpolitik. Schon 1754 schrieb er an den dänischen Gesandten in London: »England ist nicht immer gerecht; es nennt seine eigene Sache die Sache Europas und will, dass man sie so ansieht, als wäre sie es … [So] darf man nur lieben, was England liebt, und den hassen, den England hasst. Sein Begehren nach dem ganzen Handel, sein gewaltsames Streben, ihn möglichst von allen Nationen an sich zu reißen, ist unerträglich.«

So förderte er die Heirat aus ganz pragmatischen Gründen. England würde Dänemark keinen Schaden zufügen, wenn die Schwester des englischen Königs mit dem dänischen König verheiratet war. Und das war um so wichtiger, als von Bernstorffs eigentliche Sympathien den Franzosen, den Feinden der Engländer galten, und auch mit den Russen musste er sich gut stellen, solange die südliche Grenze Dänemarks, wo sie im Herzogtum Gottorf herrschten, nur mit ihnen gesichert war.

Auch die Engländer verfolgten ihre eigenen Interessen mit der Heirat. Keine Macht in Europa sollte die Vorherrschaft haben, das war ihr Grundsatz. Europäisches Gleichgewicht nannten sie das. Dänemark als Tor zur Ostsee war wichtig, um die Macht der Russen, Franzosen und Preußen nicht zu groß werden zu lassen.

Ein Balanceakt, dem zwei junge Menschen, Caroline Mathilde und Christian, 15- und 17-jährig, geopfert wurden und der auch das Leben am Hof in Kopenhagen prägte. Der Hof war nämlich durchsetzt mit Vertrauensleuten der europäischen Mächte, die dort ihre Intrigen spannen. Caroline Mathilde wurde in diese verdeckten Machtspiele hineingezogen, ohne im Mindesten darauf vorbereitet zu sein.

Da eine Heirat also ein politischer Akt war, kam dem Heiratsvertrag eine besondere Bedeutung zu, regelte er doch Besitzverhältnisse und Machtverschiebungen. Außerdem musste die materielle Versorgung der Prinzessin gesichert werden. Mit äußerster Sorgfalt wurde für alle Eventualitäten Vorsorge getroffen. Nach langem Hin und Her verzichtete man auf einen so genannten deutschen Heiratsvertrag, eine Ehe-Beredung, wie sie noch für Carolines Schwester Augusta 1763 ausgearbeitet worden war. Dort wurde u.a. festgelegt, was passierte, wenn der Gemahl zwischen feierlicher Hochzeit und Vollzug der Ehe starb. Die Rechte und Ansprüche einer Prinzessin stiegen nach dem Vollzug der Ehe und natürlich erneut nach der Geburt eines Thronfolgers.

Schon Monate vor der Hochzeit Carolines wurden Akten, Urkunden und Briefe zwischen den Kanzleien in London, Hannover und Kopenhagen hin- und hergeschickt. Am 14.Juli 1766 war der Heiratsvertrag dann unterschriftsreif.

Er beginnt mit den Worten, dass Christian VII. und Georg III. es für »angebracht« halten, »zur Festigung der Freundschaft zwischen beiden Ländern und zum Nutzen der protestantischen Religion eine engere Allianz zwischen beiden Familien zu schließen«. Die Hochzeit sollte per procurationem, also ohne Anwesenheit des Ehemannes, in London vollzogen werden und dann in Dänemark ein zweites Mal »mit den richtigen Personen«.

Bis zur dänischen Grenze würde Caroline mit englischem Hofstaat und auf Kosten des englischen Königs gebracht, von da an war der dänische König und ein dänischer Hofstaat zuständig.

Diese Vereinbarung, die auf besonderen Wunsch der Dänen in den Vertrag kam, bereitete Caroline großen Kummer. Denn in Altona bei Hamburg an der Elbe, dort, wo das Staatsgebiet Christians VII. begann, würde sie auch die letzten Menschen, die ihr nahe standen, verlieren, unter anderem ihre Kammerfrau Lady Bowlby, mit der sie so vertraut war, dass sie mit ihr bis an ihr Lebensende Briefe austauschte.

Mindestens so wichtig wie der eigentliche Heiratsvertrag war Georg III. allerdings die Verzichtserklärung, die Caroline Mathilde unterschreiben und Christian VII. gegenzeichnen musste. So unterschrieb sie am 1.Oktober 1766, dass sie »auf ewig, so lange Manns-Stamm … übrig seyn wird« aus dem Hause Braunschweig-Lüneburg bzw. Nachkommen ihres Bruders existieren sich mit »deren Uns mitgegebenen Heyraths-Geldern ueberigen Aussteuern gäntzlich contentieren«.

Ende der Leseprobe