Konjunkturpolitik als Rüstungspolitik - Eine Betrachtung der deutschen Wirtschaftspolitik in den Jahren 1929 - 1939 - Jürgen Schäfer - E-Book

Konjunkturpolitik als Rüstungspolitik - Eine Betrachtung der deutschen Wirtschaftspolitik in den Jahren 1929 - 1939 E-Book

Jürgen Schäfer

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Beschreibung

Studienarbeit aus dem Jahr 2001 im Fachbereich Geschichte Deutschlands - Nationalsozialismus, Zweiter Weltkrieg, Note: 1,3, Universität Duisburg-Essen (Fachbereich Geschichte), Veranstaltung: Theorieseminar: Nationalsozialismus und Modernisierung, Sprache: Deutsch, Abstract: Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Wirtschafts- und Konjunkturpolitik Deutschlands in den Jahren von 1929 bis 1939, die nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahre 1933 mehr und mehr als Werkzeug der Aufrüstung zur Kriegsvorbereitung missbraucht wurde. Ausgehend von der Situation in der Weltwirtschaftskrise von 1929-1932 werden in Kapitel 2 die Folgen des „schwarzen Freitags“ für die deutsche Wirtschaft und der Einfluss von John Maynard Keynes auf die ökonomische Theoriebildung auch in Deutschland beleuchtet. Im Anschluss an eine Betrachtung wirtschaftspolitischer Maßnahmen am Ende der Weimarer Republik folgt in Kapitel 3 die Aufarbeitung der wirtschaftspolitischen Konzeption der Nationalsozialisten und eine Reflexion des 25 Punkte Programms von 1920. Die historischen Wurzeln einer nationalpolitisch orientierten Raumwirtschaft und Autarkiepolitik finden sich in theoretischen Vorstellungen der romantischen Epoche und korrespondierten fatalerweise mit der Ideologie der Nationalsozialisten. Diskutiert werden dann der Einfluss von Reichsbankpräsident und Reichswirtschaftsminister Hjalmar Schacht und die Eigenheiten der Finanzierung des Aufschwungs. Nachdem die Merkmale nationalsozialistischer Wirtschaftspolitik herausgearbeitet werden, beschäftigt sich Kapitel 4 mit dem Umbau der deutschen Wirtschaft zur Kriegswirtschaft. Dabei wird die These diskutiert, ob die Vollbeschäftigung und die Hochkonjunktur, die ab Mitte der 1930er Jahre in Deutschland einsetzte, die Folge der Aufrüstung waren. Die Konsequenzen der Aufrüstung, die nicht nur die Mangelwirtschaft der 1940er Jahre zur Folge hatten, sondern auch eine immense verdeckte Verschuldung durch die aufgestaute Inflation der Kommandowirtschaft mit sich brachte, werden am Ende von Kapitel 4 betrachtet. Ergebnis dieser nationalsozialistischen Kriegswirtschaft war schließlich, dass die Schuldverpflichtungen des Deutschen Reiches den Ruin der Volkswirtschaft und durch spätestens ab 1939 nicht mehr gedeckter Rüstungsfinanzierung auch die Verschuldung zukünftiger Generationen bedeutete. Der Preis dafür musste durch die Währungsreform 1948 bezahlt werden. Kapitel 5 schließt mit einem Fazit, dass neben der Beurteilung der historischen Entwicklung die These von Ralf Dahrendorf (1965) von der „nationalsozialistischen Revolution der Modernität“ über die Modernisierungsleistung des Nationalsozialismus aufgreift, deren lebhafte Diskussion Anfang der 1990er Jahre ein Comeback erlebte.

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Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2.1. Der „schwarze Freitag“ und die Folgen
2.2. Geschichte der Konjunkturpolitik
2.3. Wirtschaftspolitik am Ende der Weimarer Republik
3. Die wirtschaftspolitischen Konzeptionen der Nationalsozialisten
3.1. Ideologie
3.2. Machtübernahme und Sofortprogramme
3.3. Die „Ära Schacht“ (1933 - 1939)
3.4. Die Finanzierung des Aufschwungs
3.5. Merkmale nationalsozialistischer Wirtschaftspolitik
4. Der Umbau der deutschen Wirtschaft zur Kriegswirtschaft
4.1. Der Weg zur Kriegswirtschaft
5. Fazit
I. Abbildungen
II. Literaturverzeichnis

Page 1

Theorieseminar:Nationalsozialismus und Modernisierung

Seminararbeit:

Konjunkturpolitik als Rüstungspolitik

Eine Betrachtung der Deutschen Wirtschaftspolitik in den Jahren 1929 - 1939

Page 2

1. Einleitung

Modernität bezeichnet ganz allgemein formuliert bestimmte charakteristische Merkmale neuzeitlicher Gesellschaftsentwicklung in Abgrenzung zum Tradierten als Überkommenen. Durch diese Definition entzieht sich der Begriff jedoch systematisch einer endgültigen Fixierung.1Die Greifbarkeit und Feststellbarkeit von Modernität bedarf der Ausgestaltung durch weitere Begriffe, über deren Plausibilität zur Darstellung von Modernität Konsens herrschen muss. Modernität und Modernisierung sind zunächst hochproblematische Begriffe.

Ausgehend von der These Ralf Dahrendorfs (1965) von der „nationa lsozialistischen Revolution der Modernität“2entfachte sich die Diskussion über die Modernisierungsleistung des Nationalsozialismus. Der von Dahrendorf verwendete Modernisierungsbegriff bleibe jedoch „recht vage“, soALBER(1989).3Er stellt wie auch David Schoenbaum (1968) die sozialen Folgen der nationalsozialistischen Herrschaft in den Vordergrund. Beide erklären die „soziale Revolution“4zum Mittelpunkt vermeintlicher Modernisierungstendenzen. Seit Anfang der 1990er Jahre erlebte die „Frage nach der >>Modernität<< des Nationalsozialismus [...] ein Comeback.“5

Ob der Nationalsozialismus als eine Erscheinung der Moderne zu bewerten ist, kann aufgrund der ambivalenten Entwicklung in der deutschen Gesellschaft nicht ohne weiteres mit Ja oder Nein beantworte t werden. Modernisierungstendenzen im Sinne einer Weiterentwicklung auf organisationaler und technischer Ebene stehen in krassem Gegensatz zu den Entwicklungen auf politischem und kulturellem Gebietdie technokratisch möglich gemachte Regression in Kriegstreiberei und Genozid.

1Koch, Volker; Milles, Joachim: Art. „Modernität“, in: Fuchs-Heinritz, Werner; Lautmann, Rüdiger; Rammstedt, Otthein; Wienold, Hans (Hg.): „Lexikon zur Soziologie.“ 3., völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage, Opladen, 1994, S. 447 - 448.

2Dahrendorf, Ralf: „Das nationalsozialistische Deutschland und die soziale Revolution“, in: ders.: „Gesellschaft und Demokratie in Deutschland.“ 2. Auflage, München 1972, S. 425.

3Zur Kritik an Dahrendorf/Schoenbaum siehe u. a.: Alber, Jens: „Nationalsozialismus und Modernisierung“, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie Nr. 41, 1989, S. 346 - 365.

4Zur unterschiedlichen Bedeutung des Begriffes siehe u. a.: Ebda..

5Frei, Norbert: „Wie modern war der Nationalsozialismus?“, in: Geschichte und Gesellschaft Nr. 19, 1993, S. 367.

Page 3

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Wirtschafts- und Konjunkturpolitik Deutschlands in den Jahren von 1929 bis 1939, die nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahre 1933 mehr und mehr als Werkzeug der Aufrüstung zur Kriegsvorbereitung missbraucht wurde. Die Darstellung versucht neben der historischen Entwicklung Impulse der Modernisierung aufzuzeigen und herauszuarbeiten, ob diese genuin von nationalsozialistischer Politik initiiert, gewollt und umgesetzt wurden. Aufgrund des Umfangs und der Komplexität dieses Themas würde eine erschöpfende Darstellung den Rahmen dieser Arbeit sprengen, die daher keinen Anspruch auf Vollständigkeit haben kann.

2. Situation in der Weltwirtschaftskrise 1929 - 1933

2.1. Der „schwarze Freitag“ und die Folgen

Die katastrophalen Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise, die mit dem symbolhaften „schwarzen Freitag“ am 25. Oktober 1929 an der New Yorker Wall Street ihren Lauf nehmen sollten, hatten auch für Deutschland schwerwiegende Folgen. Ökonomisch wie sozial waren die Auswirkungen verheerend. Der Crash führte zu einer massiven Entwertung des Geldes, zum Zusammenbruch von Banken und zur Deflation. Die Deflation bezeichnet einen Überschuss des gesamtwirtschaftlichen Angebots bei kostendeckenden Preisen über die gesamtwirtschaftliche kaufkräftige Nachfrage. Die Ursache ist eine massive Geldentwertung und der Zusammenbruch von Banken. Beide Faktoren setzten eine den Zustand weiter verschlechternde Abwärtsspirale in Gang. Das Vertaue n in das Tauschmittel Geld wurde zerstört. Die Nationen wollten ihre produzierten Güter zwar verkaufen, niemand jedoch wollte kaufen. Der Außenhandel geriet ins Stocken und die auf Arbeitsteilung ausgerichtete Weltwirtschaft wurde ihrer Märkte beraubt. Die Umlaufgeschwindigkeit des noch vorhandenen Geldes verlangsamte sich drastisch und konnte nur kaum produktiv wirksam werden.6Folgen waren Inflation und Arbeitslosigkeit. Das Geld war nichts mehr wert und aufgrund der ausbleibenden Nachfrage wurde auch nichts mehr produziert. Die daraus resultierende massive Arbeitslosigkeit lähmte wiederum die private Nachfrage und ruinierte den Staatshaushalt.

6Einzelheiten zu wirtschaftstheoretischen Fachbegriffen in: Sellien, Reinhold; Sellien, Helmut (Hg.): „Gabler Wirtschafts-Lexikon.“ 12., vollst. neu bearb. u. erw. Aufl., Wiesbaden 1988.