Korrupte Medienmacht - Nicole Joens - E-Book

Korrupte Medienmacht E-Book

Nicole Joens

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Beschreibung

Höchste Zeit aktiv zu werden! Verschwendete Milliarden, zweifelhafte Programmgestaltung und gekaufter Journalismus sind untrügliche Zeichen einer korrupten Medienlandschaft, in der es schon längst nicht mehr nur um Profit und Popularität geht. Das beinharte Machtstreben einiger Weniger führt zu einer Manipulationshoheit und zunehmend sind wir mit den bedenklichen gesellschaftlichen Folgen konfrontiert. Anhand von gezielten Recherchebeispielen bei TV/ Film, Presse und im Buchmarkt wird gezeigt, warum wir endlich aufwachen müssen, wenn wir weiterhin in einer intakten Demokratie leben wollen.

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Seitenzahl: 276

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Korrupte Medienmacht

Medien-Sachbuch

Nicole Joens

1. Auflage 2015

Originalausgabe©CINDIGO, der Buchverlag derCINDIGOfilm GmbH, München & BerlinUmschlaggestaltung: Philip Joens

Autorenfoto: Susanne JellSatz & Gestaltung: Philip Joens

Druck: CPI books GmbH, Leck

Made in Germany978-3-944251-42-4

Mehr über unsere

Filme, Musik, Bücher:http://www.cindigo.de

facebook: CINDIGOverlag

Haben Medien eine Wirkung?

Medien zeigen ihre Wirkung!

Korrupte Medien erst recht.

Über dieses Buch 9

Einleitung 11

TV, Kino, Filmförderung 19

1. Kampfgebiet Medieneinfluss 31

2. Geliebtes Mörder-Lagerfeuer 35

3. Die 32 Professoren im wissenschaftlichen Beirat des Finanzministeriums treten auf die Bremse 39

4. Mediale Beruhigungs- und Entzündungsquellen 47

5. Verschwendete Gelder, korrupte Beamte? Trennung von Film und Fernsehen? 56

6. Warum die Kontrolle beim ÖRR an oberster Stelle nicht ausreicht 62

7. Nur die Harten kommen in den Garten – unsere deutsche iStory 72

8. Schauspielerwahn – der Rest der Gage kommt vom Amt 84

9. Hollywood-Oscar-Finanzen lassen grüßen – ein kleiner Abstecher 94

10. Die illustre Constantin Film 98

11. Wer verwertet hier wen? Das Chinesisch der Verwertungsgesellschaften 105

12. Die Sache mit der Tankstelle. Unlauterer Wettbewerb mit Folgen 127

13. Ein Schlag unter die Gürtellinie. Pro-Quote-Regie und die sturen Hengste 135

14. Vorbild USA und unsere umstrittene Filmförderung 140

15. Das schwarze Loch – Warum der öffentlich-rechtliche Rundfunk ausreichend finanziert ist und trotzdem kein Geld hat. Reformvorschläge. 164

16. Der Robert Redford vom BR und sein berühmter Schwiegervater 181

Buchmarkt 187

1. Vom Bertelsmann-Scherz-Korruptions-Ratgeber zu dem ernsthaften Versuch der Korruption Herr zu werden 192

2. Vom Fluch, ein Neulings-Autor zu sein. Von der Finanzkraft potenter Rubbel-Lektüre bis zum Öko-Buchhandel 201

3. Der Amazon-Steuerrabatt und Woody Allen als Amazon-Regisseur. 207

4. Bücher-Vielfalt auf INDIE-Vormarsch 216

5. Leseförderung leicht gemacht 221

Freier Journalismus 229

1. Damals, als es in Deutschland noch den freien,glaubwürdigen Journalismus gab 233

Dank 264

Glossar 265

Personen 269

Quellen 271

Erklärung des Verlages zur Sachlage 273

Erklärung Heinrich Schafmeister 278

Symbole für Antikorruptionsarbeit

Eine Couch fordert zum Dialog auf. Das Gatekeeper-Prinzip nach schwedischem Vorbild benennt für einen Bereich Schlüsselpersonen.

Das Fragezeichen steht für Recherchethemen, die wichtig wären, aber in diesem Buch nicht vertieft behandelt werden können.

Die Glühbirne steht für Reformierungsmöglichkeiten und neue Ideen. Die hiermit gekennzeichneten Gedanken sollen dazu anregen, nicht alles als unveränderlich hinzunehmen.

Die strukturellen Ideen für Medienreformen sind Vorschläge beziehungsweise Empfehlungen.

Über dieses Buch

Medien sind längst zu einem unserer Lebens- und vor allem Suchtmittel geworden. Aber wissen wir, was wir medial konsumieren? Wer dahintersteckt? Wie mediale Inhalte finanziert werden? Warum viele Künstler und Journalisten in Not geraten sind und lieber im Ausland arbeiten? Warum wir manipuliert werden? Wozu man diesen knallharten Machtkampf um jede Minute des medialen Einflusses bei Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, führt?

Ich habe über ein Jahr lang geforscht und nicht alles herausgefunden, jedoch viel, vor allem auch einiges über den gewaltigen finanziellen Missbrauch mit unseren Rundfunkgebühren-Milliarden. Und ich entdeckte Korruption – in vielen Schattierungen.

Der Antikorruptionsweg

Mein in diesem Buch präsentierter Antikorruptionsweg entstand nach schwedischem Gatekeeper-Vorbild. Die einflussreichen Weichensteller, die in ihrem medialen Umfeld über Gelder und Inhalte entscheiden, werden als Gatekeeper bezeichnet. Zur leichteren Orientierung markiere ich diese Verantwortlichen mit einer symbolische Dialog-Couch. Persönliche Interviews zu führen ist jedoch zwecklos, da jeder Mensch, der aus einem Korruptionsgeflecht heraus agiert, hilflos ist und versucht, sein Tun zu verschleiern. Hilfe muss von außen kommen, denn dieses Tun ist gefährlich für die Demokratie. Daher möchte ich Lösungsansätze anbieten, die unsere Demokratie stabilisieren.

Einleitung

Korruption hat viele Gesichter, einige sind für dieses Buch besonders relevant. Die drei Medienbereiche, die ich in diesem Buch behandle, werden auf Korruption und auf Korruptionsanfälligkeit abgeklopft. Zum einen geht es um moralische Korruption, also um die Zerstörung von Werten. Zum anderen geht es um die wirtschaftliche Korruption, die zum Teil erschreckende Formen angenommen hat.

In diesen drei Medienbereichen gelten sehr unterschiedliche Spielregeln für Korruption. So kann man zum Beispiel in unserem Buchmarkt mit einem Millionwerbebudget auch das schlechteste Buch an den ahnungslosen Leser bringen. Ein gekaufter Hype bricht aus, der anderen, besseren Inhalten keine Chance lässt.

Im sogenannten freien Journalismus geht es bei der Korruption um Ausgrenzung und das Unterdrücken von Meinungen. Das gezielte Aussieben und Aushungern von »Querulanten«, wie Menschen genannt werden, die sich nicht stromlinienförmig anpassen, zeugt von einem Sittenverfall und einer kollegialen Kälte, die es früher so nur selten unter den Journalisten gab. Jedoch betteten dicke Verlage im Hintergrund den lautesten Journalisten-Schreier nur solange in Glaubwürdigkeit, bis einer der milliardenschweren Konzerne, der unser Weltbild nach amerikanischem Vorbild prägen will, in einem Skandalbuch wie Udo Ulfkottes »Gekaufte Journalisten« seziert wird. Spätestens jetzt müssten andere Fragen beantwortet werden, zum Beispiel die nach der individuellen Käuflichkeit von Journalisten, die ihr Verhalten selbst als normal ansehen. Die Zeiten ändern sich – und damit auch die Gepflogenheiten eines ganzen Berufsstandes.

Die größte Korruptionsgefahr droht aus dem Bereich des öffentlich-rechtlichen Rundfunks (ÖRR), aus den Beamtenstuben und Intendantenburgen. Die Transparenz hat in den letzten Jahren durch Finanzexperimente immer mehr gelitten, während immer weniger Qualitätsprogramm geliefert wurde. Die ÖRR-Korruption haben wir leider alle mitzuverantworten, ebenso die moralisch-ethische Korruption. Solange wir Rundfunkgebühren bezahlen, ohne auf die längst überfällige Rundfunkreform zu pochen, kommen wir unserer Verantwortung nicht nach. Immerhin wurde im Dezember 2014 ein wissenschaftliches Gutachten zum Thema veröffentlicht. Es wurde höchste Zeit!

Indikatoren für eine mögliche Korruption sind mangelnde Transparenz, nicht vorhandene Dialogfähigkeit und eine nicht erkennbare Haltung. Weiterhin die Lüge. Korrupte Systeme triefen vor Unwahrheit.

Unsere Meinungsmaschine ÖRR hätte ohne uns nie eine derartige Macht entfalten können. Mit unseren circa 8 Milliarden Zwangsgebühren pro Jahr füttern wir inzwischen eine Hydra mit vielen Köpfen, ein wasserkopfartiges System, das seinerseits andere Mitspieler speist. Im Moment führt dies vor allem dazu, dass einige wenige ihre finanzielle Macht und ihren medialen Einfluss stärken. Auf Kosten der Allgemeinheit. Diese Entwicklung erscheint mir mehr als bedenklich.

Dieses Buch beschäftigt sich größtenteils mit dieser Hydra: mit ihren gierigen Mäulern, doch auch mit den guten, wichtigen und uns allen lieb gewordenen Teilen eines Systems, das uns einst kultivierte und die Fenster zur Welt öffnete. Ein Fernsehprogramm, das bilden wollte, zum differenzierten Denken anregte und uns behutsam leitete, wenn man das so sagen darf. Wäre es nicht großartig, wenn es im Selbstverständnis unseres ÖRR das Wort »Quotenrennen« nie gegeben hätte? Man stelle sich nur vor, in den oberen Etagen hätten Menschen gesessen, die klug genug gewesen wären zu verstehen, dass selbst der Wettlauf mit einem Privatsender immer nur zu einem gemeinsamen Ziel führen kann.

Die Suche nach neuen Wegen, um das Gute des ÖRR zu erhalten, der vor allem den Älteren in unserem Land viel bedeutet, muss in einem Dialog stattfinden. Es gäbe – im Prinzip – kein größeres Geschenk für uns als einen ÖRR, dem wir vertrauen können. Nur braucht es dazu die vollständige Transparenz, vor allem auch über die Verwendung unserer Gebührengelder.

Seltsame Geheimhaltungsklauseln in Fördergremien, dubiose Quersubventionierungen, Unterschlagungen und Skandale demonstrieren seit Jahren die moralisch-ethische Korruption innerhalb unserer Medien. Doch man spricht ganz einfach nicht darüber!

In meinem ersten Medienbuch »Tanz der Zitronen« begleitete ich dieses Schweigen auf höchster ZDF-Ebene in einem Korruptionsfall bis hin zum plötzlichen Tod der betroffenen Redakteurin. Beamte sind eben nicht bestechlich!

Noch ist der Werteverfall nicht flächendeckend, aber es breitet sich ein korruptes Denken aus, das bereits jede Menge Schaden angerichtet hat, vor allem unter den Freien, den Künstlern und Kulturschaffenden. Mit voller Absicht verteidigten wir unsere Unabhängigkeit gegenüber den Beamten und Festangestellten des ÖRR, manche von uns über Jahrzehnte hinweg. Warum wir das taten? Wir waren das Korrektiv.

Inzwischen werden bis zu 60 Prozent aller jährlichen TV-Film-Produktionen mehr oder weniger vom ÖRR selbst hergestellt. So als sei die Produktion beim ÖRR zu einem Hoheitsgebiet von Beamten und Politikern geworden. Aber vielleicht ist unser ÖRR längst ein Medienkonzern, der denkt, keine Rechenschaft mehr schuldig zu sein? Fast hat es den Anschein.

Finanziert wird der verdummende Wahnsinn inklusive astronomischer Gehälter für Talk-, Quiz- und sonstige Kasperleshows von unseren monatlichen Gebühren. Zudem wollen die Sender eigene große Filme produzieren, auch international, finanziert mit öffentlichen Geldern und ohne das Risiko, das jeder Produzent auf dem freien Markt tragen muss. Die damit einhergehende moralisch-ethische Korruption einiger wichtiger Gatekeeper beim ÖRR halte ich für sehr gefährlich, da sie jeden von uns ganz unmittelbar betrifft. Es ist der Größenwahn der Gierigen auf unsere Kosten, wie wir ihn auch bei anderen Konzernen erleben. Man denke nur an Amazon.

Es gibt weitere Geschäftsmodelle, die sich von selbst nicht tragen und vorrangig dem Ziel dienen, eine bestehende Medienkulturlandschaft zu zerstören. Das muss nicht sein. Das können wir als Konsumenten verhindern. Im Moment versucht der ÖRR unseren ohnehin schwächelnden deutschen Kinofilm zu zerstören. Und sie haben es schon fast geschafft. Und warum? Größenwahn!

Meiner Meinung nach wäre unser ÖRR mit einem kleinen Kernauftrag gut beraten. Die sich seit Jahren ausbreitende Größenwahn-Krake, korrupt bis ins Mark, beschädigt sonst noch das Vertrauen in all diejenigen Medien, die vertrauenswürdig sind. Darunter ein Großteil des ÖR-Hörfunks, der hervorragende Arbeit leistet. Natürlich unsere Deutsche Welle (DW), ebenfalls mehr als beeindruckend. Dazu einige Fernsehredaktionen, die nach wie vor ein qualitativ hochwertiges Programm bieten.

Die Quotenhörigkeit des ÖRR hat jedoch überall Schaden angerichtet. Fünfzig Jahre Grimme-Preis zeigten in dem Film »Es werde Stadt« von Dominik Graf, dass der Werteverfall in unseren Medien mehr als sichtbar ist, die Korruption über die Jahre immer absurdere Blüten trieb. Hunderte von Millionen für Schwachsinn.

Natürlich kämpfen einzelne engagierte Kollegen um jede Minute Qualitätsprogramm. Dafür sei gedankt. Jedoch haben diejenigen verloren, die für mehr Menschlichkeit plädierten, für weniger Mord & blöd und mehr Kultur. Ein ZDF-Hauptredakteur, den ich als besonders verantwortungslos empfinde, verantwortete im Laufe seines Lebens Programminhalte für mehr als 1 Milliarde Euro! Allein schon sein Frauenbild ist aus meiner Sicht eine Katastrophe.

Um den Erhalt einer stabilen Demokratie zu gewährleisten, müssten unsere Medien den Mut haben sich neu zu definieren. Dazu gehören Ehrlichkeit und ein klares Ziel. Eine andere Option wäre es, wenn sich der ÖRR im Bereich der TV-Unterhaltung ganz von seinem öffentlichen Auftrag zurückziehen würde. Dann müssten wir alle in Zukunft auch sehr viel weniger Gebühr zahlen.

Gerade in Zeiten wie diesen, in denen spannende kulturelle Veränderungen in Form von vermehrter Zuwanderung aus anderen Kulturen auf uns zukommen, brauchen wir eine gesunde mediale Vielfalt. Wir dürsten förmlich danach. Leider sind einige unserer ÖR-Medien krank. Vielleicht macht ein Beamtenleben seelisch krank? Vielleicht erzählt sich für viele Redakteure wirklich nur ein Mordszenario nachvollziehbar?

Im Programm gibt es aber immer wieder löbliche Ausnahmen. Einige davon wirken allerdings wie hybride Kinostoffe, die von Redakteuren zurechtgestutzt wurden. Viele hatten ein Kino-Kurzleben, eine Alibi-Premiere, sodass man Filmförderung beantragen konnte. Der Wunsch der Redakteure nach der großen Leinwand. Weil es ja ihr Film ist. Ohne finanzielles Risiko, ohne künsterisches Talent ganz vorne mit dabeizusitzen, nein, besser noch: bestimmen zu dürfen. Das ist es. Maßgeblich zu sein.

Viele etablierte freie Produzenten widersprechen ihren Redakteuren und kämpfen um ihre Vorstellung von Qualität. Doch seit von Jahr zu Jahr die Gesamtzahl an Aufträgen schrumpft, geht gerade bei den Jungen die Angst um. Gegen die Verwalter unserer 8 Milliarden Euro an jährlichen Gebühren wagt man nicht allzu viele Widerworte. Lieber reicht man den Honiglöffel.

Fragen mich Laien, was Redakteure eigentlich tun, so antworte ich stets: Macht ausüben. Das trifft es gut. Bei dem Dokumentarfilm, den wir gerade im Schneideraum nachbearbeiten, entschied sich unsere Produktionsfirma zunächst gegen eine Zusammenarbeit mit einer ÖR-Redaktion. Das bedeutete zwar einen finanziellen Nachteil, aber beschert uns eine zufriedene Regisseurin. Es ist ihr Hochschul-Abschlussfilm. Jetzt, da sie über ein Jahr eigenverantwortlich und lediglich mit fachlicher Beratung und nicht mit Bevormundung an ihrem Film arbeiten durfte, könnte eine Redaktion keinen großen Schaden mehr anrichten. Eine kreative Vision durfte sich erfüllen.

Leider sind viele gute deutsche Künstler mittelmäßigen Redakteuren geopfert worden. Auch diese ÖRR-Unart muss ein Ende haben. Es ist Zeit für ein neues Selbstbewusstsein der Kunst- und Medienschaffenden in unserem Land. Es gibt viele Begabte, spannende Köpfe und großartigen Nachwuchs.

Was das Thema Korruption betrifft, reagieren viele Menschen ängstlich oder verlogen. Allein das Wort scheint einen Nerv zu treffen. Und genau so soll es auch sein. Das ist die schwedische Absicht.

In Schweden, so habe ich mir sagen lassen, hat man sich acht Jahre lang gestritten, bis die korrupten Medien wieder gesund werden konnten. Und das Kino. Und die Filmförderung. Und eine ganze Kulturlandschaft, die von einigen wenigen weißen Männern dominiert wurde, die immer die gleichen Geschichten erzählen wollten. Geschichten von Verbrechen, Tod und Verderben. Frauen auf hohen Hacken rannten in Scharen vor geifernden Mördern davon. Inzwischen haben die Schweden es geschafft, die Menschen dort haben wieder allabendlich Freude an gesundeten Medien. Ob uns das in Deutschland auch gelingen kann? Es wäre wundervoll.

TV, Kino, Filmförderung

Erste Einblicke in ein Milliardengeschäft mit bedenklichen Spielregeln

Die erste Hälfte dieses Buches beleuchtet die fragliche Verwendung der Finanzen des ÖR-TV und der Kinoförderung. Weiterhin strukturelle Problemfelder, die nicht länger ignoriert werden dürfen, wie die kontinuierliche Zerstörung ganzer Geschäftsfelder. Die unabhängigen Filmdienstleister schlugen Alarm. Hier fand und findet unlauterer Wettbewerb durch Firmen statt, die durch ÖR-Gelder subventioniert werden. Und das ist nur eines der vielen Probleme, denen sich ARD und ZDF stellen müssen. Immer vorausgesetzt, dass die jeweiligen Intendanten dazu überhaupt in der Lage sind.

Dieser hoch subventionierte Mediensektor, vor allem getragen durch ÖRR-Gebühren, insgesamt circa 8 Milliarden Euro plus beachtliche Steuersubvention jährlich (dazu komme ich noch), befindet sich bereits mitten im Kreuzfeuer der Kritik. Der eisige Wind bläst von allen Seiten, nicht zuletzt von den täglich mehr werdenden Zwang-Zahlern, die sogar den Gerichtsweg in Kauf nehmen, um nicht weiterhin zur Kasse gebeten zu werden.

Seit vielen Jahren häufen sich die Korruptions- und Verflechtungsvorwürfe. Dennoch entstehen immer mehr Kooperationen. Durch den Einfluss des Medienkonzerns Bertelsmann, beziehungsweise der überaus erfolgreichen und traditionsreichen Filmfirma UFA, bildete sich eine starke wirtschaftliche Verbindung zu RTL.

Inmitten des Gerangels um den Milliardentrog entstanden vielfältige, zum Teil wenig risikoreiche Geschäftsfelder für Bertelsmann. Gebührengelder sind das zuverlässigste Mediengeld überhaupt.

Aber sollten wir, die Allgemeinheit, für diese inhaltlich zum Großteil längst überflüssig gewordenen Bertelsmann-Medienspektakel auch beim ÖRR bezahlen müssen? Unsere Privatsender haben ihre Sache gut gemacht. Der Wettbewerb um die Quote hat am Ende dazu geführt, dass man inhaltlich oft keine Unterschiede mehr feststellen kann.

Wofür zahlen wir? Wohin fließt unser Geld?

Unsere Gebührengelder finanzieren einen Beamten- und Angestelltenapparat, der zum Großteil längst überflüssig geworden ist. Weder technisch noch inhaltlich gesehen brauchen wir ihn, da wir wegen der Privatsender keinen dringenden Bedarf an weiterer Unterhaltung hätten, zumindest nicht durch eine Gebühr verordnet. Jedoch müsste dieser Moloch aus insgesamt fast dreißigtausend Menschen neu organisiert werden. Zudem sind die Pensionsansprüche der Mitarbeiter zum Teil so ungeheuerlich, dass sich unser Staat etwas einfallen lassen müsste. Die talentierten Mitarbeiter der ÖRR, die zufrieden und produktiv sind, gesegnet mit einem gesunden Sozialverhalten und nicht von Mordgelüsten getrieben oder durch Pilcher-Sahne weich geworden, verdienen ein spannendes neues Aufgabenfeld.

Weiterhin bezahlen wir mit unseren Gebühren die Intendanten, deren Funktion in der heutigen Zeit als umstritten gilt. So erhält Tom Buhrow, der ehemalige »Tagesthemen«-Moderator und neue Intendant der größten ARD-Anstalt, des WDR in Köln, inklusive Dienstwagen 367.232 Euro pro Jahr – was ihn zum neuen Spitzenverdiener unter den Senderbossen macht. So viel zur Größenordnung. Unsere Bundeskanzlerin verdient weniger.

Die Haushaltsabgabe (früher GEZ-Gebühr) finanziert den Erhalt des Senderapparats, sowie Investitionen, auch in Immobilien. Weiterhin Rücklagen in Milliardenhöhe, je nachdem, welchen Finanzbedarf die Sender angemeldet haben.

Weiterhin bezahlen wir für ein Programm, das in Anbetracht des vielen investierten Geldes längst nicht gut genug ist. Oft fließt prozentual auch nicht ausreichend Geld in das Programm ein, zum Teil erschreckend wenig. Dem ZDF gelingt es im Vergleich zur ARD, effizienter zu arbeiten, dennoch ist die Qualität sehr unterschiedlich. Mit dem neuen Dreiteiler »Tannbach« gelang ein schöner Erfolg, er hätte jedoch genauso gut von RTL produziert und ausgestrahlt werden können. In gewisser Hinsicht ähnelte »Tannbach« dem Bertelsmann-(Teamworx)-Vorläufer »Unsere Mütter, unsere Väter«.

»Tannbach« wurde jedoch immerhin von unabhängigen Produzenten produziert, was für uns Freie immer wieder eine Wohltat ist. Senderproduktionen haben einen unguten Nebengeschmack.

Der Größenwahn des ÖRR stellte sich leider auch als eine Katastrophe für die deutsche Kinokultur heraus, die seit Jahrzehnten um Eigenständigkeit kämpft. Manche Branchengrößen jedoch behaupten, dass das Fernsehen die Rettung unseres Kinos ist. Das halte ich persönlich für Unsinn. Solche Behauptungen kommen meistens von Beamten, die sich gar nicht vorstellen können, dass ohne einen Beamtenapparat, also der entsprechenden Aufsicht, auch in Deutschland qualitativ hochwertige filmische Werke entstehen können. Diese Meinung ist dem letzten Krieg geschuldet, unseren Besatzern und vielleicht noch der Illusion der eigenen Wichtigkeit. Das Internet wirkt jedoch heilend, ermöglicht es doch eine Demokratisierung der konsumierten Inhalte. Auch Beamte können belehrt und erzogen werden.

Am Ende eint uns Künstler mit den Zuschauern die große Liebe zum Medium Film. Nur lautet die Frage, warum für jahrzehntelange Beamtenaufsicht gar so viel Geld ausgegeben werden musste und bis heute ausgegeben werden muss? Kunst entsteht nicht in einem Beamtenapparat. Der künstlerische Raum bleibt auch im Film eine Welt für sich.

Inhaltliche Relevanz und Freiheitsgedanken

Die Gegenbewegungen zum ÖRR klar zu benennen und die Finanzierung dieses medialen Gesamtsegments unter dem Aspekt der Fairness zu überdenken erfordert Mut. Filme und mediale Inhalte, die uns berühren, verändern, begleiten und fördern sind im ÖRR zur Mangelware geworden. Es wäre gut, das Scheitern zu erkennen und nach neuen Wegen der Finanzierung zu suchen, die keine Gebühren beinhalten. Es könnte eine moderate Steuer sein, nach dem Einkommen bemessen, für ein kleines, seriöses, kulturelles und informelles Medienangebot, das unserer heutigen Zeit entspricht.

Weiterhin denkbar wäre ein freiwilliges Subskriptionsangebot, das unseren individuellen Medienwünschen entspricht, zu konsumieren nach dem eigenen Zeitplan. Solche Plattformen gibt es bereits. Die Ideen gelten vor allem für die Unterhaltung und den Sport; gezielte Vorschläge folgen hierzu später. Sehr viel wichtiger wäre es, dass die Filmbranche, in der man sich in den letzten Jahren insbesondere durch Gehorsam gegenüber den Beamten profilieren konnte – das ging bis hin zu Geldgeschenken, kleinen und größeren Gefälligkeiten und einem falschen Lächeln – sich wieder entspannen kann. Filmische Freiheit in Deutschland. Ein grandioser Gedanke, nicht wahr? Und vielleicht sind einige der fortschrittlicheren ARD-Sender, so wie der BR es zumindest einmal war, offen für ein anderes Konzept. Ihr sendet und die Künstler liefern den Film. Nein, der Sender mischt sich nicht ein. Kein bisschen Macht von seiner Seite. Nur ein wenig Geld, das ihm ohnehin nur anvertraut wurde, nicht wahr? Dem ÖRR gehören unsere Gebührengelder nicht, sondern er hat sie zu verwalten. Im Vertrauen, dass die Beamten ihre Grenzen wahren können.

Medienkönnen und Medienmilliarden

Bislang weigerten sich viele Politiker, aber auch die Gerichte einzusehen, dass die über viele Jahre zu einem Riesenapparat angewachsene ÖRR-Acht-Milliarden-Medienfinanzmacht ein kompetentes Kontrollsystem benötigt. Man stellte sich bei jedem neuen Skandal taub. Die Gremien waren allzu oft grundsätzlich ahnungslos.

Mit leichter Hand wurden jährlich hunderte von Millionen verschwendet. Die Intendanten waren oft keine Garantie für zeitgemäßes Können, vertieftes Kulturbewusstsein oder Seriosität. Stattdessen stehen Vorwürfe im Raum: Geldverschwendung, gezielte Verdummung, Propaganda, Gleichschaltung und sogar Verfälschung von Nachrichten. Neben den Fragen zu Rassismus und Frauenfeindlichkeit des ÖRR müssten die Intendanten alle diese begründeten Vorwürfe persönlich beantworten können. Oft jedoch herrscht Sprachlosigkeit vor oder die Beweihräucherung der neusten Programmpläne für die Zukunft. Man biedert sich an, bis das Verhalten an Angeberei grenzt, oder verstummt, wenn es um brisante Themen geht. Vor allem das Kommunikationsverhalten des ZDF passt in dieser Hinsicht so gar nicht zu dem Bild eines öffentlich-rechtlichen Senders in der heutigen Zeit, der dialogfähig sein sollte.

Die Ausbildung in den Redaktionen ist oft nicht ausreichend. Mediale Verantwortung beinhaltet inhaltliches Bewusstsein. Man muss sich artikulieren, Meinungen begründen können, egal wie absurd sie sein mögen. Vor allem aber muss ein Intendant Mensch sein.

Hoheitliches Gehabe ist in unserer heutigen Zeit kontraproduktiv, vor allem wenn man Geld von der Allgemeinheit möchte. Auch wenn es eine Zwangsgebühr ist, die nur gerichtlich abzuwenden ist, müssten ZDF und ARD sich anstrengen. Eine Ware, die – um es deutlich auszudrücken – ein Knöpfchen weiter bei RTL kostenfrei an den Zuseher verschenkt wird, rechtfertigt keine Gebühr.

Arroganz versus Zeitgeist

Der Zeitgeist verlangt eine andere Haltung als die der Arroganz, auch und vor allem von den Intendanten. Die staatlich entlohnten Medienchefs, die gerne maximal Mittelmäßiges als hochwertige Unterhaltung verkaufen – und das seit Jahren – müssten begründen, warum ihnen hier in Deutschland so wenig qualitativ Gutes gelingt. Optimal wäre ein gelungener Fernsehfilm für jeden Tag des Jahres, also 365 neue gute Filme im Jahr. Das wären bei Produktionskosten von 2 Millionen Euro pro Film noch nicht einmal eine ganze Milliarde von den 8 Milliarden Gebühren. Und den meisten Gebührenzahlern würde vermutlich bereits ein guter neuer Film pro Woche genügen. Also ein Siebtel der genannten Summe ausmachen. Jedoch bitte Filme von inhaltlicher Relevanz, intelligent erzählt. Das ging früher doch auch! Oder eine ansprechende Serie? Eine wirklich gut erzählte deutsche Fernsehserie? Nur leider bringt das angeblich nicht genug Quote.

Meine Vermutung ist, dass viele Intendanten das Sendergeld lieber in Krimis, Herzschmerz und technisch ausgefeilte Sportübertragungen investieren, weil es leichter ist. Leider sind das alles genau die Felder, in denen die Privatsender ebenfalls gut performen – und das ohne Zwangsgebühr.

In der obersten Riege des ÖRR hofft man jetzt vielleicht auf brillanten Nachwuchs, doch viele talentierte junge Filmemacher arbeiten inzwischen lieber im Ausland. Von den großartigen Dokumentarfilmern wechselten einige sogar den Beruf, bevor sie sich von fachfremden Möchtegern-Dramaturgen ihre Filme auf Quote trimmen lassen. Gut so!

Wahnsinnig schade für ein ÖRR-Publikum, das gerade den Dokumantarfilm über alles schätzt, da er, wenn gut gemacht, Information und Unterhaltung zu verbinden weiß. Und ja, wir haben ARTE, 3Sat und Phoenix. Saß man jedoch in den Berufsverbänden, wurde schnell klar, dass der ÖRR seinen Quotenblödsinn immer massiver durchzog. Die Qualität war unterirdisch.

Oft fehlt es in den Redaktionsstuben an dem notwendigen Mut – und schlicht am Können. In meinen zwanzig Jahren als Drehbuchautorin bei ARD und ZDF habe ich allzu oft Fachfremde in den Redaktionen angetroffen. Machtmenschen, die sich zurücklehnten und mich aufforderten, sie zu überzeugen. Grässliche Menschen. Um diese selbstgesteckten blödsinnigen Quotenziele zu erreichen, haben sie eine ganze Branche verärgert und jede Menge Schaden beim Kinofilm angerichtet.

Prämierte Filme – Kinoempfehlungen

Erzählt man mir dann etwas von beim Bayerischen oder Deutschen Filmpreis prämierten Filmen, die qualitativ ja gut sein müssen, einfach weil man sie auszeichnet, lächle ich nur müde. Es gibt immer mal wieder einen ganz guten Film, der einen Preis bekommt. Es kann jedoch auch sein, dass die besten Filme noch nicht einmal nominiert werden, weil sich die Förderer für irgendeine millionenschwere Fördersumme rechtfertigen wollen. Es gibt vor allem einen Grund, wenn ein bestimmter Filme prämiert wird: Man möchte der Obrigkeit signalisieren, dass sich eine Millioneninvestition bezahlt gemacht hat. Beamte können sich nicht irren. Die Ausgabe von Steuergeldern muss sich lohnen. Basta. Der einzig zuverlässige Indikator für die Qualität eines deutschen Films ist meiner Meinung nach das Prädikat »wertvoll« beziehungsweise »besonders wertvoll«, das von der »Filmbewertungsstelle Wiesbaden« (FBW) verliehen wird. Danach suche ich meine Kinofilme aus.

Der Weg aus dem Sumpf

Man könnte diesen intransparenten Moloch auch aus einer Steuer finanzieren, sodass wir unsere Einzelverantwortung, die immer auch eine politische Dimension hat, offiziell zurückgeben. Im Sinne einer selbstbestimmten Demokratie wäre ein freiwilliges Abo-System für die gesamte Unterhaltung sowie den Sport sinnvoll. Und zudem für Korruption das weniger anfällige Mediensystem.

Als einzigen Ausweg aus der Dauerschleife brancheninterner Rechtfertigungen sehe ich die klärenden Blicke von außen, immer auch im Hinblick auf die Finanzen. Dabei sollte man bitte immer im Auge behalten, dass jeder, aber auch jeder, der im öffentlichen Dienst mit derartig hohen Beträgen aus Mediengeldern hantiert, unter Rechtfertigungszwang stehen müsste. Das sollte nur natürlich sein.

Der Produzent, der Künster in seiner Eigenschaft als Urheber, ja selbst die berühmtesten Schauspieler sind Nebensache, wenn es um Filmfinanzangelegenheiten geht. Es ist ein hochsubventionierter Sektor und die Fragen zur Finazierbarkeit nehmen viel mehr Raum ein, als gut ist. Zudem verlangt die Filmförderung, dass immer auch der Standort wirtschaftlich gefördert wird, was bei vielen Filmproduktionen gewaltiges Geschick erfordert. Und dann krankt der Film an und für sich an absoluter Unberechenbarkeit. Es gibt kein Patentrezept für Filmerfolg.

Mit Beiträgen von Journalisten, Kollegen und anderen versuche ich, in den folgenden Kapiteln ein möglichst breites Bild zu vermitteln, eine selbstkritische Branchenreflektion.

Die politische Ebene der Medien

Frau Professor Monika Grütters MdB, Staatsministerin für Kultur und Medien gestaltet auf Bundesebene. Weiterhin hebe ich das Bundesland Bayern hervor. Mit Ilse Aigner, zuständig als Medienministerin, beginnt hier eine neue Ära, wie viele von uns hoffen.

Dr. Wolfgang Schäuble MdB, Finanzminister des Bundes und seine Tochter, die Juristin Christine Strobl, momentan als Geschäftsführerin für ÖR-Inhalte bei der Degeto (ARD) verantwortlich, spielen eine Rolle. Für die ÖR-TV-Unterhaltung ist die Degeto der überregionale wichtigste Gatekeeper für Inhalte – und mit der wichtigste Finanzier für Film.

Ein erstes Finanz- und Vertrauensfazit

Im Moment haben wir es bei unserem ÖRR mit bedenklichen Strukturen zu tun, da sie äußerst korruptionsanfällig sind und die Finanzen bisher nicht wirklich kontrolliert werden konnten. Man spricht von einem Selbstbedienungsladen. Die Anfälligkeit sowohl für wirtschaftliche Korruption als auch für inhaltliche Manipulation bedeutet, dass der ÖRR sich gänzlich neu überdenken muss.

Nach Gesprächen innerhalb der Branche glaube ich nicht, dass sich der Vertrauens- und Qualitätsverlust innerhalb des bestehenden Systems noch auffangen läßt. Das ist auch dem arroganten Verhalten der meisten ÖR-Sender geschuldet. Das Quotenwettrennen mit den Privaten hat die Basis geschwächt. Vor allem der durch interne Skandale stark beschädigte Name des ZDF rechtfertigt inzwischen in meinen Augen keinen jährlichen Zweimilliardenanteil öffentlich-rechtlicher Gebühren. Nun muss man fairerweise dazusagen, dass ich als Autorin meine ganz persönliche Fehde mit dem ZDF vor Gericht noch bis zum Bundesgerichtshof (BGH) durchfechten muss. Es war Korruption im Spiel.

Wie sieht die Medienlandschaft der Zukunft aus?

Vielfältig und umsonst, so lautet meine These. Es wird viel Schrott angeboten werden, unglaublich viel Werbung – kein intelligenter Mensch wird das auf die Dauer ertragen. Daher bekommen wir sicher, im Zuge der Abschaffung der Haushaltsabgabe, einen Bezahlkanal. Somit werden wir zu mündigen Medienbürgern, damit wird auch die Qualität besser werden. Vorstellbar wäre ein Kanal für deutsche Filmkultur, der auch den kleinen deutschen TV-Film, die Serie, den Dokumentar- und Kurzfilm enthält, sodass dort intelligente und gut gemachte Filme von gut ausgebildeten Filmschaffenden zu sehen sein werden. Und nein, es wird kein ÖR-Redakteur verantwortlich zeichnen. Warum? Man braucht diese Funktion nicht. Ein Redakteur hat keine Aufgabe, ebensowenig wie ein Intentant. Unter den Filmen werden die Namen derjenigen stehen, die sich Tag und Nacht abgearbeitet haben, oft mit erheblichem finanziellem Risiko, damit ein Werk entstehen konnte.

Kultur kann man nicht behaupten, sie lässt sich weder durch Preise zementieren, noch durch die angebliche Hoheit eines Beamtenstatus ausrufen. Kultur erfordert Talent und Klugheit. Vor allem aber braucht man eine intakte Künstlerszene – vom Drehbuch über die Regie, dem Schauspiel, der Kamera, Ausstattung und Kostüm, Musik und Vertonung. Dazu Kinos, die ihr Publikum mit ihrem Programm zufriedenstellen können.

In der Theorie wissen wir das in unserer Branche alle, jedoch haben wir vielleicht zu lange gewartet. Und genau das ist unser Anteil an dieser alles zersetzenden Korruption mit staatlichem Segen.

Unser deutscher freier Film ist im Moment so gut wie tot. Mal sehen, ob er sich nach all der Zeit der ÖRR-Bevormundung aus der Subventionsecke auf halbwegs gesunde Beine stellen kann. Das wäre zu wünschen, vor allem unserem enthusiastischen filmischen Nachwuchs.

1. Kampfgebiet Medieneinfluss

In diesem Kapitel geht es um Manipulation. Unsere iMedien, also das Ich und die jeweiligen Medien, sind auf der ganzen Welt ein heißumkämpftes Marktsegment. Je früher die Einflussnahme und je treffender die Botschaft, desto größer die mediale Macht. Medienmacher wissen das, hier herrscht Kalkül. Nur wenig bleibt dem Zufall überlassen. Das gilt für den global vermarkteten Multi-Millionen-Dollar-Film bis hin zu einem Badewannenbuch für Neugeborene.

Also: Augen auf bei der Medienwahl! Keiner von uns ist gefeit vor medialem Einfluss. Jeder muss sich auch als die Summe des im Leben medial Konsumierten begreifen, und zwar von der Wiege bis zur Bahre. Unsere kulturelle Prägung beginnt in der Kindheit. Das beliebteste Kinderbuch unserer fast neunzigjährigen Nachbarin? Im Alter weiß sie es immer noch und kann sogar ganze Passagen auswendig.

Über die Generationen haben die Medien immer weiter an Bedeutung gewonnen. Was heißt es heute, wenn man medial nicht mitreden kann? Nicht twittert? Kein Facebook-Gesicht vorzuweisen hat? Ja, keine der medialen Inhalte kennt, nicht einmal das viel gerühmte Tatort-Lagerfeuer? Meiner Meinung nach ist heutzutage eine mediale Abstinenz von Vorteil.

Wer jedoch medial draußen ist, wie viele der Arbeitenden, aber auch viele Politiker aus reiner Zeitnot, der hat letztendlich keine Ahnung. Und das ist vielleicht gut so. Es läuft unendlich viel Schrott, und zwar auf allen Kanälen. Und ja, man kann auch Glück haben, und ja, die Ausnahmen bestätigen die Regel. Doch darum geht es hier nicht. Es geht um die Macht der Medien, den medialen Einfluss, der niemals nur zufällig ist. Alles, was gesendet wird, hat eine Wirkung. Vieles davon ist beabsichtigt.

Warum werden wir medial zu bestimmter Zeit mit bestimmten Inhalten versorgt? Viel ist dem Zeitgeist geschuldet, viel unserer medialen US-Hörigkeit. Wozu die Brutalität und Kriegstreiberei in Kino- und Fernsehfilmen? Die heroische Entmenschlichung in Form von Superhelden? Zu später Stunde die stupide Pornodauerbeschallung statt schmackhaft aufbereitete Erotik oder intelligente Varianten zum Lieblingsthema Liebe? Sollen wir uns unter anderem an die subtile, naja, inzwischen nicht mehr so subtile Frauenverachtung im TV gewöhnen? Was sagt uns die zunehmende Grausamkeit im sogenannten Familienfilm über die jeweiligen Redaktionen? Und warum bezahlen wir mit Gebührengeld ein im TV suggeriertes Vertrauen in die Staatsmacht?

Ermittlersendungen, Gerichtsshows, Talkshows und an der Oberfläche dümpelnde Nachrichten füllen endlose und vor allem auch teure ÖRR-Sendeminuten. Immer geht es dabei um den Quotenwettbewerb mit den Privatsendern, ein Wettkampf, der nur als ein Privatvergnügen der ÖR-Intendanten bewertet werden kann – ein Spiel auf unsere Kosten. Gleichzeitig kommen wichtige Themen, die unser persönliches Wohlergehen betreffen, oder politische Weichenstellungen wie TTIP (Transatlantic Trade and Investment Partnership) kaum noch vor. Was steckt dahinter?

Seit fünf Jahren und auch aus persönlichen Gründen beschäftige ich mich als ehemalige Autorin für ARD & ZDF mit dem Thema der zunehmend absurden wirtschaftlichen und inhaltlichen Korruption unsrer ÖR-Medien. Wobei ich dem für mich im Jahr 2009 noch erschreckend und unlösbar erscheinenden Korruptionssachverhalt inzwischen gelassener gegenüberstehe. Ich weiß durch meine Familiengeschichte, wie schwer sich unsere Gerichte seit dem Krieg mit dem Thema Korruption tun. Die Schreckensjahre der nationalsozialistischen Herrschaft haben dazu geführt, dass unsere gesamte Justiz, mit nur wenigen Ausnahmen korrumpiert wurde, bis kein bisschen Ethos oder Rechtsempfinden übrig blieb. Korruption wirkt schnell, subtil und oft nicht durch Geld, sondern geldwerte Vorteile wie einen schnelleren beruflichen Aufstieg.

Die drei Richter, die mir bei meiner Verhandlung im Oberlandesgericht in Berlin die ÖR-Zensur in der ZDF-Redaktion von Heike Hempel genauso schmackhaft machen wollten wie den freundlichen Vergleich, wollten nicht, dass das ZDF in Ungnade fällt. »Ein so hoch angesehener öffentlich-rechtlicher Sender hat ja vielleicht auch Recht?«

Und das war nach Nikolaus Brender. Wohlwollen all überall. Die Richter wussten bereits vor meiner Aussage, wie sie urteilen würden. Bevor ich damals von München nach Berlin zu meiner Verhandlung aufbrach, sagte der vorsitzende Richter mir am Telefon mitfühlend, in der Absicht mich zu trösten, dass sich seine Ehefrau auch einmal als Autorin versucht hätte. Aber mein Fall hätte keine Chance, weil ich die Korruption ja schlussendlich nicht beweisen könne. Zumindest nicht ohne ein konkretes Untersuchungsergebnis der Polizei. Das ZDF würde am längeren Hebel sitzen. Ja, und da gibt es zudem noch den 8 Milliardenhebel, den wir jährlich über Zwangsgebühren finanzieren. Ohne Kontrolle. Ohne demokratisches Regulativ. Die Gremien, das wurde inzwischen mehrfach nachgewiesen, sind oft ahnungs- und hilflos. Nur einige wenige Menschen sind die Gatekeeper in diesem System, so auch beim ZDF.

Egal was beim ZDF geschieht, ob Bertelsmann-Firmen gefüttert werden, ein politisch nicht konform berichtender Chefredakteur geschasst wird, im großen Stil unsere Gebührengelder in eigene Filmfirmen investiert werden, Umfragen getürkt sind oder gelogen wird, dass sich die Balken biegen – wir bezahlen alles. Einige von uns wären nur allzu gerne von dieser Pflicht befreit. Auch ich gehöre dazu, obwohl das ZDF mich für meine Autorinnenarbeit gut entlohnt hat und ich weiß, dass auch beim ZDF gute Leute arbeiten. Nur empfinde ich das ZDF mit seiner austauschbaren Unterhaltung – nicht schlechter aber auch nicht besser als manches TV-Werk bei den Privatsendern – schon lange nicht mehr als kulturell relevant. Sehe ich mir sogenannte ZDF-Dokumentationen an, zum Beispiel »Deutschland-Saga« mit Christopher Clark, sehe ich bestes RTL. Das Ganze wird dann peinlich gelobt bei »Spiegel-Kultur online«, inzwischen inhaltlich ein Bertelsmann-Blatt, der lobende Journalist ist ein Redaktionsleiter bei Gruner & Jahr, gehört also wieder zur Bertelsmann-Familie.

Ja, die Marktmacht Bertelsmann lebt vor allem in der sogenannten ZDF-Unterhaltung, also der RTL-Unterhaltung ohne Werbung im Hauptabendprogramm. Nur frage ich mich, warum wir via ZDF-Gebühren für die wirklich eigenartigen Kulturideen von Liz Mohn bezahlen sollen? Geht das nicht auch ohne unser Geld? Oder mit einem freiwilligen Abo? Es ist ja nicht so, dass der Bertelsmann-Konzern nicht auch anderweitig genug Geld erwirtschaften könnte.

Hier also hätten wir einen Fall von korrupter Verflechtung gleich auf mehreren Ebenen, zum Teil großzügig mit unseren Gebührengeldern unterstützt. Illegal? Nein, leider nicht. Noch nicht.

2. Geliebtes Mörder-Lagerfeuer

Es ist vor allem den medial cooleren Schweden zu verdanken, dass ich persönlich meine Berührungsängste in Bezug auf korrupte mediale Machenschaften verloren habe. Und auch das Sprechen darüber habe ich gelernt. In Deutschland haben wir Nachholbedarf bei diesem Thema. Wir wissen nicht, wie man korrupte Strukturen bespricht oder bekämpft, sondern nur, wie man Korruption effektiv unter den Teppich kehrt. Das allerdings können wir fast genauso gut wie das Abwälzen von Verantwortung. So auch unser »Verband Deutscher Drehbuchautoren« (VDD), der sich durch organisierte Hilflosigkeit profilierte.