Krise als Neustart - Jan Kalbitzer - E-Book
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Krise als Neustart E-Book

Jan Kalbitzer

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Beschreibung

Unsere Beziehungen untereinander, zur Familie, zur Arbeit, zu den Medien, zum Staat und unsere Fragen nach dem, was wirklich wichtig ist im Leben, werden sich nach der Corona-Krise völlig verändert haben. Bei allem Leid stecken in diesem Prozess - wie in jeder Krise - große Chancen. Um diese Chancen nutzen zu können, müssen wir uns unserer Wünsche und Ängste bewusst sein.

Mit »Krise als Neustart« hilft Jan Kalbitzer, diesen Prozess der Krisenbewältigung zu steuern. Was können wir anders in den Blick nehmen? Welche Werte können wir uns bewusst machen? Welche Geschichte erzählen wir uns von uns selbst - und wie könnten wir sie auf dem Weg in eine positive Zukunft neu schreiben? Eine Anleitung, wie man Krisen einen Sinn, der Zeit danach ein Ziel geben kann und daraus Mut für unser weiteres Leben schöpft.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 83

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Jan Kalbitzer

Krise als Neustart

Eine Anleitung

Blessing

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Copyright © 2020 by Karl Blessing Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH,

Neumarkter Str. 28, 81673 München

Covergestaltung: geviert.com, Nastassja Abel

ISBN: 978-3-641-27130-5V002

www.blessing-verlag.de

Vorwort: Krise und Corona-Zeiten

Dieser Text war schon länger in Arbeit, nachdem ich 2018 in meinem Buch Das Geschenk der Sterblichkeit von einer eigenen Krise und der daraus folgenden positiven persönlichen Entwicklungen berichtet hatte. Damals erhielt ich durchaus gemischte Rückmeldungen: Manche konnten sich sehr gut mit den persönlichen Beschreibungen identifizieren und erlebten es als erleichternd und ermutigend, dass auch ein Arzt und Therapeut so offen über eine Krise und sowohl erfolgreiche als auch weniger erfolgreiche Lösungsversuche schreibt. Und dabei auch seine eigene Zunft kritisch hinterfragt. Andere hätten sich mehr praktische Anleitungen gewünscht, Erfahrungen, die ich jenseits von meinem eigenen Weg vor allem als Arzt und Therapeut in der alltäglichen Arbeit mit meinen Patienten mache. Krise als Neustart soll diesem Wunsch Rechnung tragen. In einfachen Schritten und mit klaren Anweisungen soll es dabei helfen, eine Krise nicht nur zu meistern, sondern auch das darin liegende Veränderungspotential zu erkennen und zu ergreifen.

Mitten in den Prozess des Schreibens fällt nun eine globale Krise, die das Leben fast aller Menschen radikal verändert. Eine Pandemie, die durch ein neuartiges Coronavirus ausgelöst wurde, führte in fast allen Ländern der Welt zu Maßnahmen, die den Alltag massiv einschränken. Für viele Menschen bedeuten diese einschränkenden Maßnahmen eine Bedrohung. Wirtschaftlich, durch die Gefährdung der Erwerbstätigkeit und damit des finanziellen Auskommens. Physisch, durch einen Rückgang an körperlicher Aktivität durch Home Office und Begrenzungen des öffentlichen Lebens. Und psychisch. Durch die Verminderung von Kontakten, die Einsamkeit von Menschen, die alleine Leben. Das häufig enge Miteinander von Familie.

Eine Bedrohung aber auch aufgrund der Tatsache, dass die Krise nicht nur das Gute in den Menschen hervorbringt, sondern ebenso sichtbar macht, wer von der eigenen Familie bereit ist, zum Wohl der Gemeinschaft auf persönliche Freiheiten zu verzichten. Wer die Krise nutzt, um sich zu bereichern. Wer sofort, ohne vorher das persönliche Gespräch gesucht zu haben, zum Denunzianten wird, wenn mehrere Familien ihre sozial ausgehungerten Kinder widerrechtlich miteinander spielen lassen. Innerfamiliäre Beziehungen und Freundschaften werden dadurch auf den Prüfstand gestellt.

Gleichzeitig steckt auch in dieser Krise eine außergewöhnliche Chance. Erstens erleben wir sie alle gemeinsam. Das kann zu einem starken Gefühl der Solidarität führen, zu einer Offenheit untereinander, zu einem Austausch. Das gemeinsame Sprechen über Gefühle und Lösungsversuche, das Verständnis dafür, dass andere es gerade nicht leicht haben, weil es einem selbst genauso geht.

Zweitens unterbrechen die Maßnahmen zur Pandemieeindämmung radikal viele Alltagsgewohnheiten. Normalerweise sind Menschen nicht sehr gut darin, ihre alten Gewohnheiten zugunsten neuerer, besserer aufzugeben, mit denen sie gesünder oder glücklicher werden. Jetzt sind die meisten von uns dazu gezwungen. Wir sollten diese Gelegenheit allerdings auch schnellstmöglich ergreifen, damit sich nicht der innere Schweinehund durchsetzt und sich die ganz faule Variante dessen, was möglich ist, einschleift. Denn im Einschleifen steckt das größte Potential dieser Krise: Je länger die Maßnahmen dauern, desto besser können sich die neuen Gewohnheiten etablieren. Und das ist eine sehr wichtige Voraussetzung für neue Gewohnheiten: dass man sie zunächst einmal eine ausreichende Weile durchhält.

Drittens erinnert uns die Krise radikal an sehr basale Werte. Gesundheit, sozialer Kontakt und Zusammenhalt, die Bedeutung und auch die Herausforderungen der Kernfamilie. Sich jetzt darauf einzulassen, diese Werte zu erkennen und im eigenen Leben besser zu verankern, kann nicht nur das Individuum stärken, sondern bietet auch der Gesellschaft die Möglichkeit, nach der Krise die Herausforderungen jenseits der Pandemie anzugehen.

Diese Chancen zu sehen darf nicht mit Beschönigung verwechselt werden. Auch wenn Deutschland es schaffen sollte, die Krise zu meistern, hat die Erkrankung Covid-19 doch bereits jetzt schon massives Leid verursacht. Nicht nur für die Erkrankten und ihre Angehörigen, sondern auch für all jene, die durch die einschneidenden Maßnahmen in ihrer Gesundheit und Existenz bedroht sind. Darin besteht jedoch kein Widerspruch. Im Gegenteil: Gerade weil die Krise viel Leid verursacht, sollten wir doch zumindest die Chancen ergreifen, die sie bietet. Dazu gehört auch, immer wieder neu zu lernen. Ich möchte Sie mit den hier enthaltenden Methoden dabei unterstützen, dies zu tun. Genauso freue ich mich auch, ebenso wie bei früheren Projekten, über Ihre Rückmeldungen.

Ich hoffe, dass es mir gelungen ist, die vorliegende Anleitung in diesem Geiste zu schreiben: Sie soll denen, die sie lesen, dienen. Ein guter Therapeut muss dabei einräumen, dass seine Methoden keine Allheilmittel sind, und niemand, auch nicht der beste Arzt, verfügt über die letzten Wahrheiten. Was Sie hier finden, sind wirksame Methoden, von denen Ihnen einige möglicherweise sehr gut helfen können – mit anderen können Sie hingegen zum jetzigen Zeitpunkt vielleicht nichts anfangen.

Vertrauen Sie dabei auf Ihren zweiten Eindruck! Lesen Sie die Übungsanweisungen, und unabhängig davon, ob Sie begeistert sind oder nichts damit anfangen können: Lassen Sie den ersten Eindruck einen Moment sacken und warten Sie auf den zweiten. Denn genau darin besteht die Grundhaltung, die sich sehr erfolgreich durch meine Arbeit zieht: Natürlich ist es völlig in Ordnung, auch mal temperamentvoll zu reagieren. Aber um ein zufriedenes Leben zu führen, brauchen Menschen die Fähigkeit, die Impulse, die als Reaktion auf Eindrücke entstehen, auch mal sacken zu lassen. Auch die leiseren und langsameren Gefühle wahrzunehmen und dann auf der Grundlage eines komplexeren Eindrucks zu entscheiden und nicht einfach immer wieder in die alten Muster zu fallen, dem stärksten und schnellsten Impuls zu folgen. Diese Fähigkeit zum »Containment«, der Fähigkeit, Gefühle wie ein Container auch mal in sich zu halten und gegeneinander abzuwägen, ist meiner Erfahrung als Therapeut nach grundlegend, um langfristig ein zufriedenes und erfülltes Leben zu führen.

Schließlich muss diesem Buch noch eine Anerkennung vorangestellt werden: Zu einigen Spezialthemen habe ich Kollegen von mir befragt, die einfach gerade nebenan saßen oder aufgrund persönlicher Bekanntschaft gut erreichbar waren. Sie werden in den jeweiligen Kapiteln eingeführt. Sie alle haben mir ihre ganz persönlichen Tipps und geheimen Kniffe zur Verfügung gestellt, die sie aufgrund ihrer langjährigen Erfahrung und Spezialisierung anwenden. Das ist gerade in diesen Zeiten ein Akt der Großzügigkeit, für den ich sehr dankbar bin.

Einleitung: Wichtige Anmerkungen zur Nutzung des Buches

Jede Krise kann durch die Beschäftigung mit den Problemen schlimmer werden. In der Psychotherapie gibt es den Begriff der »Anfangsverschlechterung«: Vielleicht gehen Sie aufgrund von Schlafstörungen zu einem Psychotherapeuten und geraten dann plötzlich in eine tiefe Krise, weil hinter den Schlafstörungen etwas ganz anderes steckt. Ein verdrängtes Beziehungsproblem beispielsweise.

Ziel dieses Buches ist genau das: hinter die vordergründigen Probleme zu schauen. Aber genau deshalb kann es auch während der Arbeit mit diesem Buch zu einer zeitweiligen Verschlechterung der Probleme kommen, die Sie dazu bewegt haben, etwas ändern zu wollen. Eine der Übungen wird sogar darin bestehen, kurz gesagt: sich so sehr mit dem Problem zu konfrontieren, dass genug Leidensdruck in Ihnen entsteht, um es auch wirklich nachhaltig anzugehen. Damit es aber nicht nur zu einer Verschlechterung kommt oder sich der Leidensdruck nicht permanent in Ihnen festsetzt, ohne dass sich etwas zum Positiven ändert, folgen hier einige Hinweise, worauf Sie achten sollten und wann es Zeit ist, sich professionelle Hilfe zu suchen.

Achten Sie auf (Früh)Warnzeichen. Vielleicht kennen Sie Ihre persönlichen schon. Bei manchen Menschen ist das der Verlust von Humor, zunehmender Sarkasmus oder Verbitterung. Es können aber auch Appetitlosigkeit, Schlafstörungen oder ein fehlendes sexuelles Verlangen sein. Zu den allgemeinen Signalen, auf die Sie achten sollten, gehören:

Ein Verlust der »Schwingungsfähigkeit« – wenn Ihre Gefühle also nicht mehr durch äußere oder innere Reize zum Schwingen gebracht werden können. Wenn es Sie nicht mehr richtig amüsiert, wenn etwas passiert, das Sie sonst lustig finden würden. Aber auch andersrum – wenn Sie von traurigen Dingen nicht mehr richtig berührt werden oder sich einfach nur davon überfordert fühlen.

Wenn Sie aus Gefühlen gar nicht mehr heraus kommen. Aus Ihrer Trauer etwa. Genauso gilt das auch für Wut und Stress: Wenn Sie gar nicht mehr aus dem Gefühl heraus kommen, dann sollten Sie sich Unterstützung suchen.

Länger anhaltender und ausgeprägter Verlust an Lebensfreude oder Antrieb gehören auch zu den wichtigen Signalen. Wobei Antriebslosigkeit gerade zu Beginn einer Krise dazu führen kann, dass es überhaupt erst zu einer Unterbrechung kommt und Sie anfangen, über Ihr Leben nachzudenken. Das funktioniert aber nur, wenn Sie die Antriebslosigkeit und die erzwungene Pause akzeptieren können. Wenn Sie immer wieder mit dem mangelnden Antrieb ringen und die Frustration dadurch zunimmt, dann ist auch das ein Grund, sich professionelle Hilfe zu holen.

Ein wichtiges Signal dafür, dass eine Krise außer Kontrolle gerät, sind Lebensüberdrussgedanken. Diese entstehen häufig als Symptom einer gefühlten unerträglichen Ausweglosigkeit. Dabei handelt es sich nur in sehr seltenen Ausnahmen um eine reale Ausweglosigkeit. Fast immer steckt dahinter eine durch Depressionen oder Ängste verzerrte Weltsicht, die sich durch psychotherapeutische Interventionen behandeln lässt, die dabei helfen, neue Perspektiven zu entdecken. In manchen Fällen auch mit medikamentöser Unterstützung. In jedem Fall sind Lebensüberdrussgedanken eine wichtige Indikation, sofort mit jemandem über Ihre Situation zu sprechen. Fangen Sie bei der Person an, bei der die Hemmschwelle am niedrigsten und das Vertrauen am größten ist. Sei es innerhalb der Familie, in der Schule, auf der Arbeit, in der Gemeinde, Ihr Hausarzt oder die Telefonseelsorge: Sprechen Sie über Ihren Lebensüberdruss, es gibt Alternativen zu dieser vermeintlich letzten Alternative. Solange wir leben, ist immer Hoffnung und das Leben nie ausweglos.

1 Ankunft in der Krise