0,99 €
Maria Banani ist Schriftstellerin und lebt in einem kleinen Kaff namens Bombs. Eigentlich ist dort nichts los, nur manchmal, da entflieht ein Bär aus dem Zoo und Onkel Eckart aus dem Seniorenheim, da treiben Maulwürfe ihr Unwesen in Marias Garten und im zehnten Stock eines Hochhauses, da schreibt Maria ein Buch über eine Butterkeksin …
Dieses Mal:
"Babys baden - Tanten taufen" - Warum Maria den Heiratsantrag eines Fremden in Flammen aufgehen ließ und wie ein Baby endlich doch zu seinem Namen kam
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2017
Früh am Morgen machte ich mich auf den mühsamen Weg zu meinem Gartenzaun. Ich hatte schlecht geschlafen, da ein paar Katzen die halbe Nacht lang unter meinem Fenster miaut hatten und war deshalb nun hundemüde. Die singenden Vögel fielen mir nicht auf; die duftenden Blumen nahm ich nicht wahr; den Postboten, der vor der Pforte stand und mir die Zeitung und den restlichen Klimbim entgegenstreckte, bemerkte ich nicht. Erst nachdem ich den Briefkasten in aller Gemächlichkeit auf- und wieder zugeschlossen hatte, erregte er durch ein äußerst unfreundliches »Sie pennen wohl noch!« meine Aufmerksamkeit.
Langsam drehte ich mich zu ihm um – langsam vor Müdigkeit – und sah ihn mit nur halb geöffneten Augen an – nur halb geöffnet vor Schläfrigkeit. Er jedoch schien meine bedächtigen Bewegungen und meine verkniffene Miene für die grimmige Antwort auf seine Barschheit zu halten.
»I-ich mein ja nur«, stotterte er kleinlaut, überreichte mir eilig die Post und verschwand.
Beim Frühstück warf ich zunächst einen Blick in die Zeitung. – Außer einem Artikel über zwei Taschendiebe, die auf der Flucht vor der Polizei zuerst ihre Beute und dann ihre Hosen verloren hatten, stand nichts Außergewöhnliches drin. – Dann nahm ich mir die Briefe vor.
Das erste Schreiben, eine Rechnung, beförderte ich auf meinen knapp zehn Zentimeter hohen »Umgehend erledigen!«-Stapel.
Der zweite Brief, es war eigentlich eine Postkarte, kam von einem gewissen Freddy aus Schottland, der – wenn ich den Kontext seiner Botschaft richtig verstand – die Absicht hatte, mich zu …
»… heiraten?!«
Ich las ein zweites Mal, um sicher zu gehen. Ja, da stand »heiraten«; nicht »be-raten« oder »ver-raten«, sondern »hei-raten«.
Hastig drehte ich die Karte herum. Das Foto auf der Vorderseite zeigte einen Rothaarigen im Kilt, der in einen Dudelsack blies. »Na, das ist er hoffentlich nicht, dieser Freddy«, murmelte ich und aß auf den Schreck hin erst mal einen Butterkeks.
Der dritte und letzte Brief enthielt ein hellblaues, in der Mitte gefaltetes Kärtchen, mit dem Julian und Lara, die in irgendeiner – ich wusste nicht genau, in welcher – Weise mit mir verwandt waren, zur Taufe ihres Sohnes einluden. Über der linken Seite der Karte prangte ein Storch, der ein weißes Beutelchen im Schnabel trug, auf der rechten Seite fand ich die Informationen, wann und wo dem Kleinen das kirchliche Badevergnügen zuteilwerden sollte.
»Am Freitag in zwei Wochen? Aber da feiert Tante Euphrosyne doch ihren 75. Da kann ich unmöglich fehlen.«
Na gut, insgeheim hatte ich schon einen Grund gesucht, zu fehlen; Tantengeburtstage waren nicht unbedingt die Ereignisse, die man unter keinen Umständen verpassen wollte. Aber wie das eben war mit den Tanten: Kam man nicht zu ihrem Geburtstag, kamen sie auch nicht zum eigenen. Doch Moment, war das wirklich so schlimm …?
Ich legte die Karte zur Seite, gähnte genüsslich, streckte mich ausgiebig und wollte dann meine immer noch müden Augen reiben, hielt jedoch inne – meine Finger waren übersät von Glitzerstaub. Die Worte »Einladung zur Kindertaufe«, die Lara mit einem bläulich schimmernden Klebestift niedergeschnörkelt und mit silberglänzendem Puder berieselt hatte, hatten sich vom Papier gelöst und über meine Handflächen verteilt. Ich musste an den Säugling denken. Der arme kleine Kerl! Das erste, was er auf seine jungen Tage hatte einatmen müssen, waren Glitzerstaub und der Geruch von Bastelkleber.