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Maria Banani ist Schriftstellerin und lebt in einem kleinen Kaff namens Bombs. Eigentlich ist dort nichts los, nur manchmal, da entflieht ein Bär aus dem Zoo und Onkel Eckart aus dem Seniorenheim, da treiben Maulwürfe ihr Unwesen in Marias Garten und im zehnten Stock eines Hochhauses, da schreibt Maria ein Buch über eine Butterkeksin …
Dieses Mal:
"Mit ’m Besen nichts gewesen" - Weshalb Andrea ihr Haar mit Perwoll wusch und wie Li Maria mit Rotwein rächte
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Veröffentlichungsjahr: 2019
»Mark muss fegen«, erzählte Andrea.
»In drei Wochen«, fügte Kiki hinzu.
Ich sah von einer zur anderen. »Wie? … Wo?«
»Na, mit ’nem Besen«, sagte Andrea. »Bei sich zuhause.«
»Ist es da so dreckig?«
»Oh«, ereiferte sich Kiki. »Bis jetzt noch nicht. Aber das machen wir ihm schon zurecht.«
»Wieso?«
Andrea fuchtelte ungeduldig mit den Händen. »Na, weil er dreißig wird …«
Kiki nickte. »… und nicht verheiratet ist.«
Ich dachte eine Weile nach. Mark war ein Freund der Familie. Ich wusste nicht mehr, woher er gekommen war, aber soweit ich zurückdenken konnte, gehörte er zu uns wie vier Räder ans Auto. Er war im Allgemeinen sehr beliebt, war äußerst abenteuerlustig und für jeden Spaß zu haben. Bungee-Jumping, Gleitschirmfliegen, Wandertouren über steile Berghänge – das alles hatte er schon mitgemacht. Deshalb wollte mir nicht recht einleuchten, weshalb nun gerade eine alltägliche Tätigkeit wie die, einen Besen zur Hand zu nehmen, etwas so Besonderes sein sollte, dass man in kindlichem Übermut darüber aus dem Häuschen geraten müsste. Und was sein Alter und sein Nicht-verheiratet-Sein damit zu tun hatten, das alles …
»… das verstehe ich nicht«, sagte ich.
Kiki erklärte: »Das hat nun mal Tradition in Bombs – und in sämtlichen anderen Kuhkaffs. Wenn ein Mann dreißig wird und es nicht geschafft hat, bis dahin zu heiraten, dann muss er eben einen riesigen Haufen Dreck wegfegen. Als Strafe sozusagen. Ich finde es nur zu gerecht.«
»Aber Mark kann doch nichts dafür, dass er noch nicht verheiratet …«
»Tja, Pech gehabt!«
»Er muss trotzdem …?«
»… fegen. Genau.«
»Gibt es da keine Ausnahmen?«
»Nein, ohne Ehefrau müssen sie in jedem Fall fegen.«
»Und ohne Arme?«
»Hm?«
»Na, wenn einer keine Arme hat …«
»Ach, du stellst wieder Fragen! Mark hat doch Arme!«
Andrea nickte. »Ja, sogar zwei Stück.«
»Es gibt nur eine einzige Möglichkeit, wie er es verhindern könnte: indem er innerhalb der nächsten drei Wochen vor den Traualtar tritt. Aber das dürfte er wohl kaum schaffen. Er hat ja noch nicht mal ’ne Freundin! Also muss er fegen.« Kiki machte einen schadenfreudigen Hüpfer in die Höhe. »Du kommst doch auch, um dir das Spektakel anzusehen?«
»Ja, also, ich weiß nicht …«
»Hey«, rief sie und wechselte das Thema, »ich habe einen Riesen-Appetit auf Eis! Kommt, wir gehen zu Mario!« Und schon hatte sie sich bei Andrea und mir eingehakt und uns auf halbem Wege zu dem kleinen Eisstand mit der rot-weiß gestreiften Markise geschleift.
Gerade wurde ein extragroßes Schokoladeneis bestellt – von einem langhaarigen Kerl mit Stachelhalsband. Mario geriet sichtlich in Bedrängnis; immer wieder wich er zurück, duckte sich oder machte einen Satz zur Seite, damit die vom Halse seines Kunden ausgehenden tödlichen Spitzen sich nicht in sein Fleisch bohrten – gleichzeitig versuchte er, die Eiskugeln in eine marktgängige Form zu bringen.
Wir warteten, bis der Typ gegangen war. Dann erst wagten wir es, uns zu nähern.
»Ah, buongiorno, Signorine!« Mario hatte uns entdeckt und lächelte uns breit entgegen. Wir trugen keine Halsbänder, nur Ketten, und die stellten keine Gefahr für ihn dar.