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Maria Banani ist Schriftstellerin und lebt in einem kleinen Kaff namens Bombs. Eigentlich ist dort nichts los, nur manchmal, da entflieht ein Bär aus dem Zoo und Onkel Eckart aus dem Seniorenheim, da treiben Maulwürfe ihr Unwesen in Marias Garten und im zehnten Stock eines Hochhauses, da schreibt Maria ein Buch über eine Butterkeksin …
Dieses Mal:
"Verliebt in einen Butterkeks" - Wie ein Steinpilz Maria besiegte
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Veröffentlichungsjahr: 2019
»Ihre Schrift zu entziffern, ist manchmal schon ein Abenteuer für sich«, schimpfte mein Verleger, als wir telefonierten. Im Hintergrund vernahm ich ein Gepolter, dass darauf schließen ließ, dass er in seinem Büro gerade ungehalten von einer Ecke in die andere wuselte. Er neigte zu übertriebener Nervosität.
»Meine Schrift?«, fragte ich. »Wieso? Ich habe Ihnen doch nichts Handschriftliches geschickt.«
»Schon«, erwiderte Herr Radetzki mit einem für ihn typischen gemein-spöttischen Unterton, »aber wahrscheinlich haben Sie mit verbundenen Augen getippt. Wäre es handschriftlich, dann wäre es die reinste Sauklaue.«
Ich wollte etwas erwidern, etwas wie: »Na, hören Sie mal, guter Mann, Ihre eigene Schrift lässt aus kalligrafischer Sicht ja nun auch zu wünschen übrig. Die unsauberen Notizen, die sie mir stets an meine Manuskripte heften …!« Und so weiter und so weiter und so weiter.
Doch bevor ich überhaupt einen Ton herausbekam, haute er mir schon den nächsten Vorwurf um die Ohren: »Und worüber Sie schreiben! Menschen! Junge Menschen, alte Menschen, kleine Menschen, große Menschen, dicke Menschen, dünne Menschen … So was will doch heute niemand mehr lesen!«
»Ja, aber … worüber soll ich denn sonst schreiben?«
»Ich schlage vor, Sie schauen sich einmal die Werke Ihrer Konkurrenz an. Gehen Sie mal raus!«
»Sie meinen, ich soll raus gehen, unter Menschen, darf aber nicht über Menschen schreiben? Was ist denn das für eine Logik?«
»Um Logik geht es hier nicht. Es geht um Profit. Nun tun Sie mir schon den Gefallen!«
Also schön, damit der Mann wieder ruhig schlafen konnte, verließ ich am Tag darauf meine trauten vier Wände, um einen Blick auf die literarischen Schöpfungen anderer Autoren zu werfen. Ich fuhr in die Stadt, um eines jener kolossalen Kaufhäuser aufzusuchen, in denen man für Geld alles bekam – alles, außer neongrünen Wattestäbchen – und begab mich auf direktem Wege in die Buchwarenabteilung.
Mit aufmerksam forschender Haltung schlich ich durch die Regalreihen, spähte mal nach links, mal nach rechts, betrachtete breite, schmale, bunte und schlicht gestaltete Einbände.
Ein großer Fotoband mit durch und durch schwarzem Cover trug den Titel: Atemberaubende Bilder eines sternlosen Nachthimmels. Neugierig geworden klappte ich ihn auf. – Prompt bekam ich Atemnot.
Ich schnappte nach Luft, ich hustete, keuchte, sank zu Boden und fiel mit der Nase fast auf ein Paar rote Damenschuhe, die zu einer plötzlich neben mir aufgetauchten Kundin gehörten. Nun erst wurde mir klar: Dass ich beinahe am Ersticken war, verdankte ich vielmehr ihrem aufdringlichen Parfüm als dem sternlosen Nachthimmel.
Eilig robbte ich davon, weg von der beißenden Giftwolke, immer weiter und weiter weg, bis ich mit dem Kopf gegen etwas Hartes stieß – das Bein eines Büchertisches.
»Autsch!«
Ich streckte meinen Arm hinauf, tastete zwischen Unmengen von Hardcovers nach einer geeigneten Stelle, um mich aufzustützen, wobei ich unter ihnen allerlei Chaos anrichtete, sie etwa versehentlich von ihren Schutzumschlägen trennte und schließlich sogar eines von ihnen zu Boden warf.
Es war ein Roman. Tante Tammys Bude hieß er. Noch immer neben dem Tischchen kauernd studierte ich den Klappentext und erfuhr, dass die Geschichte sich mit der Diskriminierung und Versklavung weißer Menschen beschäftigte.