Laras Jahreschronik 2019 - Thomas Joachim - E-Book

Laras Jahreschronik 2019 E-Book

Thomas Joachim

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Beschreibung

"Lara" ist die Hauskatze der Familie Thomas. Sie lebt mit ihren Menscheneltern gemeinsam in einem Reihenhaus in der Nähe von Dresden oder aber in der Zweitwohnung auf Rügen. Es geht ihr gut und sie fühlt sich sehr wohl. Meistens jedenfalls. Es sei denn, sie ist gefordert und muss die Jahreschronik ihrer Familie schreiben. Das war schon in den vergangenen Jahren so. Und auch für 2019 ist sie verpflichtet worden, all das niederzuschreiben, was sich in diesem Jahr bei ihr und ihren zweibeinigen Mitbewohnern Dagmar und Joachim ereignet hat. Und das ist nicht gerade wenig, weil sie es mit umtriebigen Hausgenossen zu tun hat. Viel Spass also mit Lara, der schönsten und klügsten Katze des Grundbachtals.

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Liebe Leser,

ich gehe davon aus, dass ich mich nicht erneut vorstellen muss. Mein Name ist Lara. Und durch meine bisherigen Veröffentlichungen dürfte ich hinreichend bekannt sein. Nicht nur im Grundbachtal, meinem eigentlichen Revier. Ich bin eine Katze. Daran ist eigentlich nichts Ungewöhnliches. Ich lebe bei meinen Menscheneltern Dagmar und Joachim Thomas im Grundbachtal 21 im schönen Kurort Hartha, wenn ich mich nicht gerade in meinem „Zweitwohnsitz“ in Sellin auf der Insel Rügen aufzuhalten pflege. Der Kurort Hartha liegt in Sachsen und mitten im Tharandter Wald. Also eine Idylle für mich und meine Menscheneltern. Und alles könnte so schön und harmonisch sein, wenn die beiden mich nicht ständig bitten würden – was heißt bitten? – „nötigen“ ist der richtige Ausdruck, wieder einmal eine Chronologie zu erstellen. Und zwar für das Jahr 2019, nachdem ich bereits für 2017 und 2018 meine Tatzen auf dem Computer strapaziert habe. Und da hört das „Gewöhnliche“ auf. Warum machen sie das nicht selbst? Warum drücken sie mir diese Arbeit auf, wo ich doch ohnehin die meiste Zeit schlafe und nicht mitbekomme, was so alles passiert? Sie seien zu beschäftigt – meinen meine Futterlieferanten. Und ich hätte doch ohnehin viel Zeit, könnte mich also auch mal erkenntlich zeigen. Wenn`s denn sein soll. Ich will mich ja nicht streiten – und überhaupt: der Klügere schreibt die Chronik. So bleibt die folgende Aufgabe also meinen Tatzen überlassen. Und ich werde schon die richtigen Worte finden. Natürlich haben meine Menscheneltern viele Dinge erlebt, bei denen ich nicht dabei war. Sie verfrachten mich sogar während ihrer ausgedehnten Reisen in eine Tierpension. Doch immerhin – später erzählen sie mir dann doch, was sie erlebt und gesehen haben. Oder sie zeigen mir ihre mannigfachen Urlaubsfotos und Filme. Aber wohl nur, damit ich aufschreiben und wiedergeben kann, was so alles geschehen ist auf ihren Reisen. Und das tue ich nun, das Niederschreiben der Ereignisse bei der Familie Thomas im Jahre 2019. Aus eigener Anschauung oder eben nach den Erzählungen und Berichten meiner Futterlieferanten. Ich fühle mich dabei schon fast wie die Gebrüder Grimm, nur dass ich eben am Computer sitze und nicht Tinte und Feder strapazieren mussdem Fortschritt sei Dank.

Also 2019: das Grundbachtal 21 mit seinen Bewohnern Lara, Dagmar und Joachim. Der Jahresüber- und Rückblick.

Das Jahr 2019 beginnt nass und feucht. Eigentlich viel zu nass für eine kleine, auf Harmonie und Ruhe ausgerichtete Katze, die es liebt, bei angenehmen Temperaturen im Garten unter den Büschen und Bäumen zu sitzen und derart getarnt aus dem verborgenen heraus die Menschen (und Hunde) zu beobachten.

Die Jahreswende verbringen meine Menscheneltern in Dresden, im Ballhaus Watzke. Aber das wissen Sie ja schon, wenn Sie meine Vorjahreschronik gelesen haben. Ich muss mich nicht wiederholen. Aber etwas muss ich an dieser Stelle doch loswerden: ich habe ja nichts dagegen, wenn Dagi und Jochi sich irgendwo rumtreiben und amüsieren. Aber bitte künftig nicht mehr zur Jahreswende, wenn überall rumgeballert und geknallt wird. Während also meine Menscheneltern ihre Tanzbeine schwingen und ausgelassen ins neue Jahr hineinfeiern, sitze ich in verborgender Ecke im Keller und halte mir die Ohren zu. Auch das geht vorüber- wie alles im Leben. Und bald schon hat uns die Normalität wieder eingeholt.

Für mich bedeutet das Stress; denn ich muss meine Jahreschronik für das vergangene Jahr fertigstellen. Und das ist gar nicht so einfach, weil der Computer nicht so will wie ich. Aber irgendwie bekomme ich das dann doch gebacken. Eine Lara gibt eben nie auf.

Und was machen Dagi und Jochi derweil? Sie sind schon wieder unterwegs und genießen den Jahresbeginn beim Glühweintrinken im Dresdner Stallhof.

Dass es dort auch recht skurril zugehen kann, hatte ich bisher nicht gewusst. Jedenfalls möchte ich es mit diesen zwielichtigen Zeitgenossen nicht zu tun haben. Oder sehen Sie das anders?

Ein wenig angeheitert und mit roten Glühweinbäckchen kehren die beiden von ihrem Stallhofbesuch zurück. Während sie meinen Futternapf füllen-immerhin, daran denken sie dann doch- versprechen sie mir „hoch und heilig“,dass sie es in diesem Jahr ein wenig ruhiger angehen lassen wollen. „Sie seien schließlich auch nicht mehr die Jüngsten“, so ihr Originalwortlaut. Und das halten sie auch durch- einen Tag lang wenigstens. Den verbringen sie zu Hause, machen Budenschwung, klopfen die Teppiche und basteln an ihren Fotobüchern herum. Bereits am Sonnabend allerdings schwingen sie abends schon wieder ihre Beine auf einer Tanzparty. Es sei ihnen ziemlich schwer gefallen, behaupten sie hinterher, ein paar Wochen ohne Training, und schon hätten sie ihre Tanzschritte vergessen. Die beiden haben Sorgen, kann ich da nur sagen. Ich habe vier Beine und habe diese jederzeit unter Kontrolle.

Kaum ins Bett gegangen, stehen sie schon wieder auf und fahren zu ihren Freunden Nicole und Wolfram zum Brunch. Nette Gespräche und gutes Essen- das hätte mir auch gefallen. Aber irgendjemand muss ja das Haus hüten. Im Zweifel bin ICH das.

Das Ende der Weihnachtszeit ist nicht mehr zu verleugnen. Jochen baut die Lichterketten und Schwibbbögen ab und Dagi verstaut derweil gründlichst ihre Räuchermännchen und Weihnachtsengel in der Vitrine, wo sie nun ein ganzes Jahr lang darüber nachsinnen können, warum sie nur ein paar Wochen im Jahr Beachtung finden dürfen. Ich habe es da deutlich besser. Ich lege nämlich sehr viel Wert darauf, dass ich das ganze Jahr über gebührende Beachtung erhalte.

Und dann passiert etwas, das ich schon gar nicht mehr für möglich gehalten hätte: es schneit. Aber nicht etwa nur ein paar Flöckchen. Nein, es schneit richtig, fast durchweg, ein paar Tage lang. Herrlich, diese weiße Pracht.

Ich muss nicht raus und kann von meinem warmen Heizungsplatz aus das Schneetreiben beobachten und auch meinen Menschenpapa, der sich mit dem Schneeschieber abmüht, den Zugang zum Haus freizuhalten und mir Wege bahnt, damit ich jedenfalls meine Beobachtungsplätze unter den Koniferen erreichen kann, ohne im Schnee zu versinken. Offenbar mutet sich der alte Knochen- Entschuldigung- der alte Jochen, meine ich natürlich- etwas viel zu, denn er klagt nach getaner Arbeit über heftige Rückenschmerzen. Ausruhen ist angesagt; „Hufe schwingen“ kann er erst einmal vergessen.

Wohl aber Weggehen. Trotz der widrigen Verhältnisse fahren die Beiden am 11. Januar in die Stadt um bei Globetrotter eine Reiseabend über Armenien und Georgien zu sehen. Klingt verdammt verdächtig nach neuen Reiseplanungen. Ich versuche das einfach mal zu verdrängen. Am nächsten Tag kommen ein paar Nachbarn zu uns zu einem Plausch- und Filmabend. Nett, aber nichts für mich. Ich habe die Filme alle schon rauf und runter gesehen, kann mich also in aller Ruhe in meine Höhle verziehen, die ich mir letztens gebaut habe.

Mal etwas ganz anderes, liebe Leser. Sind sie schon einmal mit einem Elektro-Automobil gefahren? Also, ich nicht. Aber Dagi und Jochen mit so einem Gefährt nach Hause. Da die Frontscheibe von Dagi`s Auto gewechselt werden muss, haben sie einen solchen Ersatzwagen erhalten. Gehört habe ich das Auto nicht, als sie nach Hause kamen. Das mögen die Menschen ja als toll empfinden. Ich nicht, ich verlasse mich ja bei Autos in erster Linie auf mein Gehör. Riechen tut es nicht anders als andere Autos auch. Also weitgehend jedenfalls. Am Auspuff riecht man nichts, rein gar nichts. Schade, ich liebe rußige Auspüffe und reibe mich gerne daran. Und fahren kann man mit solch einem Auto auch. Phänomenalfast 200 Kilometer am Stück. Ich habe mal nachgerechnet: für eine Fahrt nach Sellin müsste die Batterie zweimal nachgeladen werden. Ich müsste also für die einfache Hinfahrt drei Tage in der Katzenbox verbringen. Schönen Schrank aber auch, kann ich da nur sagen.

Aber lassen wir dieses Thema. Was die „Unterirdischen Welten“ sind, habe ich ja schon einmal erläutert: also, Gänge und Höhlen unterhalb der Erdoberfläche in Dresden-Lockwitz. Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass sich Dagi und Jochen in diesem Höhlengewirr wohl fühlen. Denn während ich mich in meiner selbstgebauten Stoffhöhle vom Nichtstun ausruhe, verbringen die Beiden den Abend des 19. Januar in eben diesen „Unterirdischen Welten“ bei einem Geburtstagskonzert von Thomas Stelzer. Blues und Boogie-Woogie auf höchstem Niveau, berichten sie mir später. Ein sehr entspannter und lockerer Abend in toller Atmosphäre. Und dabei hüpfen sie durchs Zimmer, schwingen ihre Beine und trällern irgendwelche Songs von Fats Domino wie „Blueberry Hill“ oder „All night long“. Hoffentlich nicht, kann ich da nur sagen, während ich mich in meine Höhle zurückziehe. Hier geht es jedenfalls deutlich ruhiger und gesitteter zu.