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Blind vor Rache
Der Richter zitterte vor Lust. Breitbeinig saß er auf dem Bett. Seine Augen waren fest auf die rassige Schöne gerichtet, die sich soeben vor ihm auszog. Lange Beine und ein wogender Busen, der ihm alles versprach, was sich ein Mann nur erträumen konnte. Sein Blutdruck stieg. Und nicht nur der!
Raschelnd fiel ihr Kleid zu Boden. Nun stand sie vor ihm, nackt bis auf ihre hauchzarten schwarzen Seidenstrümpfe und den Strumpfgürtel. Henry McMullen wurde ganz anders. Was für ein Klassegirl!
Vor dem Fenster des Hotelzimmers fegte ein Sturm über das Hügelland, aber davon sah und hörte der Richter nichts, denn sie kam mit schwingenden Hüften näher. Er grinste breit. Ja, verdammt, es war die richtige Entscheidung gewesen, noch nicht nach Hause zu fahren ...
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Seitenzahl: 137
Veröffentlichungsjahr: 2019
Cover
Impressum
Blind vor Rache
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelfoto: Boada/Norma
Datenkonvertierung eBook: César Satz & Grafik GmbH, Köln
ISBN 978-3-7325-8735-3
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
www.bastei.de
Blind vor Rache
Der Richter zitterte vor Lust. Breitbeinig saß er auf dem Bett, die Augen fest auf die rassige Schöne gerichtet, die sich soeben vor ihm auszog. Lange Beine und ein wogender Busen, der ihm alles versprach, was sich ein Mann nur erträumen konnte. Sein Blutdruck stieg. Und nicht nur der!
Raschelnd fiel ihr Kleid zu Boden. Nun stand sie vor ihm, nackt bis auf ihre hauchzarten schwarzen Seidenstrümpfe und den Strumpfgürtel. Henry McMullen wurde es ganz anders. Was für ein Klassegirl!
Vor dem Fenster des Hotelzimmers fegte ein Sturm über das Hügelland, aber davon sah und hörte der Richter nichts, denn sie kam mit schwingenden Hüften näher. Er grinste breit. Ja, verdammt, es war die richtige Entscheidung gewesen, noch nicht nach Hause zu fahren …
Sie beugte sich vor und lächelte ihn an. Ihr draller Busen wogte hin und her. Die Spitzen hart und dunkel wie Kirschen.
Der Richter leckte sich über die Lippen.
»Sag mir«, hauchte sie. »Was soll ich für dich machen?« Ihre Stimme war rauchig und warm wie ein guter schottischer Whiskey mit einem Schuss Honig.
»Tanz für mich«, raunte er.
Von der anderen Seite der Mainstreet drang Musik herüber. Der Pianospieler hielt sich nun schon seit fast sechs Wochen und klimperte jeden Abend, ohne erschossen zu werden. Ein Rekord für Abbott Creek, schätzte der Richter.
Maddie begann sich im Rhythmus zu bewegen. Unter halb gesenkten Lidern schaute sie ihn an, während sie sich in den Hüften wiegte. Als das Tempo der Musik anzog, tanzte sie näher und legte unversehens ein Bein auf seine Schulter. Der Einblick, den sie ihm dabei gewährte, ließ ihm das Beinkleid gewaltig eng werden. Sein Pint pulsierte hart und drängend.
Maddie nahm das Bein wieder herunter, wiegte sich in den Hüften und warf ihre langen schwarzen Locken über die Schultern zurück. Näher rückte sie an ihn heran, strich sich über die Seite und warf ihm sinnliche Blicke zu.
Dem Richter wurde heiß und kalt zugleich.
Daheim machte seine Frau sogleich das Licht aus, wenn sie im Schlafzimmer zusammen waren. Und wenn er sich ihr näherte, lag sie da wie eine drei Tage tote Ringelnatter. Maddie dagegen enthüllte ihm einfach alles. Ihr schweres blumiges Parfum betörte seine Sinne, und sein zuckender Schwanz wollte nur noch eines: in ihr sein! Doch als er an seiner Hose nestelte, bestimmte sie: »Noch nicht!«
Breitbeinig setzte sie sich auf ihn. Ihr rundes Hinterteil fuhr vor und zurück. Quälend langsam und so lustvoll, dass ihm sein Freudenspender beinahe die Hose sprengte. Dieses Frauenzimmer hatte einen prachtvollen Hintern! Er wollte tief in sie stoßen, bis sie ihre Lust laut herausschrie.
»Komm schon, Maddie.« Seine Stimme klang atemlos. Wenn er zu Gericht saß, dröhnte sein Bass wie Gewittergrollen. Jetzt klang er heiser und kurzatmig. Schweiß trat ihm auf die Stirn, als sie fortfuhr, sich an ihm zu reiben. Gerade als er glaubte, jeden Augenblick zu explodieren, erhob sie sich von ihm, angelte ihren hellblauen Schal vom Stuhl und band ihm die Hände zusammen. So flink, dass er kaum wusste, wie ihm geschah. Anschließend fesselte sie ihn an den Bettpfosten.
»Darauf stehst du also?«, fragte er aufgekratzt. »Du kleines Luder. Na schön, ich habe nichts dagegen, dir die Arbeit zu überlassen. Nur zu, Süße. Mach mit mir, was du willst.«
»Oh, das habe ich vor.« Sie strich über seine Brust, versetzte ihm jäh einen Schlag auf die Wange und streichelte ihn sogleich wieder. Der unerwartete Schmerz und die folgende zärtliche Berührung sandten einen Schauer der Lust durch seinen Körper. Er keuchte: »Mehr, Maddie. Komm schon. Zeig mir alles.«
»Das willst du also?«, schnurrte sie. »Du willst alles sehen?«
»Ja, verdammt. Ja.«
»Also schön.« Sie lehnte sich lasziv gegen die Wand, stellte ein Bein auf und fuhr mit einer Hand zwischen ihre Schenkel. Mit der anderen wog und kniff sie ihren drallen Busen. Sie leckte sich über die Lippen, während ihr Atem schneller kam und sich ihre Finger flinker und flinker bewegten.
Verdammt, war sie heiß!
Sein Verlangen pulsierte wie kochende Lava durch seine Adern. Er ruckte an der Fessel, aber Maddie hatte den Schal fest verknotet. Er ließ sich nicht lösen.
Maddie war ganz versunken in ihr Tun. Sie wimmerte, zitterte und warf den Kopf zurück. Kein Zweifel, wie viel Lust es ihr bereitete, sich selbst zu berühren.
Der Richter bockte mit den Hüften und spürte, wie sich sein Verlangen in einem heißen, pulsierenden Strom entlud.
Ein träges Wohlbehagen breitete sich in ihm aus.
Maddie stieß ein lustvolles Wimmern aus, dann lief ein Beben durch ihren herrlichen Körper.
Der Richter grinste breit. Wenn es ihr schon so viel Spaß machte, wenn er nur zuschaute, dann konnte sie sich auf eine Überraschung gefasst machen, wenn er erst seine Hände wieder frei hatte. Das hier, das war nur Runde eins gewesen …
Maddie ging zur Kommode, drehte sich um und beugte sich zu ihrem Kleid. Nun zeigte sie sich ihm zum ersten Mal von ihrer Kehrseite – und der Anblick der armlangen wulstigen Narbe, die sich quer über die weiße Haut auf ihrem Rücken zog, ließ den Richter bestürzt den Atem einziehen.
Bevor er sich von dem Schrecken erholen konnte, wandte sie sich wieder zu ihm um. Diesmal blitzte nicht Lust, sondern Kälte in ihren Augen. Und in ihrer Hand schimmerte etwas Silbriges.
War das etwa … ein Dolch?
Der Stich in seine Brust kam schnell und unerwartet. Zuerst spürte er ihn nicht einmal, nahm nur die Kälte wahr, die sich mit einem Mal in ihm ausbreitete.
Du verdammte Schlampe, was hast du mit mir gemacht?, wollte er brüllen, aber es kam nur undeutliches Nuscheln über seine Lippen. Speichel lief über sein Kinn.
Maddie betrachtete ihn wie ein Falke seine Beute, nachdem er seine Krallen hineingeschlagen hatte. Er wollte sich an die Brust fassen, die tödliche Klinge herausziehen, aber seine Hände waren noch immer gefesselt. Er wollte nach der Frau treten, aber seine Beine versagten ihm den Dienst. Nur sein rechter Fuß zuckte in die Höhe und warf ihre Tasche von der Kommode, sodass sie polternd zu Boden fiel.
Etwas klirrte darin. Eine Flasche?
Maddies Blick verdunkelte sich.
Kälte breitete sich in seinem Körper aus wie zähe schwarze Tinte. Seine Glieder wurden so schwer, als würde er in einem morastigen Schlammloch versinken.
Es fiel ihm immer schwerer, die Augen offen zu halten.
Ich sterbe, fuhr es ihm fassungslos durch den Kopf. Er konnte nicht glauben, dass das wirklich geschah. Dass er in diesem dreckigen Hotelzimmer sein Leben aushauchte. Ich sterbe hier. Das ist doch nicht richtig so!
Maddie beugte sich über ihn und legte drei Federn auf seine Brust. Schwarz und glänzend wie von einem Adler.
»Wer zum Teufel …«, krächzte er. Sein Kopf sackte zur Seite. Ein letzter wütender Atemzug, dann verließ der Richter diese Welt für immer.
Ohne zu erfahren, warum er sterben musste.
☆
Maddie trat an die Waschschüssel, die vor dem Fenster stand, und wusch sich sorgfältig. Das Wasser war bereits kalt, aber das störte sie nicht. Sorgsam trocknete sie sich ab. Sie ließ sich Zeit, denn eine Entdeckung musste sie nicht befürchten.
Niemand würde es wagen, Richter McMullen und seine Gespielin zu stören.
Ein bitteres Lächeln huschte über ihr Gesicht.
Er hatte noch einen letzten Höhepunkt erlebt. Das war nicht geplant gewesen, aber sei es drum. Er würde nie wieder eine Frau anfassen, also machte sie sich deswegen keine Gedanken. Sie war auf ihre Kosten gekommen. Die Erregung, kurz bevor sie ihm das Leben nahm, war intensiver gewesen, als sie erwartet hatte.
Maddie bürstete ihre schwarzen Locken und steckte sie mit mehreren Kämmen zu einer kunstvollen Hochsteckfrisur auf. Dann streifte sie das Mieder und das elegante schwarze Reisekleid über. Handschuhe, ein Mantel und ihre Stiefel – und sie war fertig.
Ein letzter Blick auf den Richter. Ein kurzes Tasten nach seiner Halsbeuge.
Ja, es war tatsächlich kein Leben mehr in ihm.
Sein Blick war gebrochen und zur Decke gerichtet wie in einem letzten, verzweifelten Flehen auf Rettung. Sein Bauch schwappte über die Hose. Und seine Finger färbten sich allmählich blau.
Maddie zog die Nase kraus.
Henry McMullen hatte bekommen, was er verdiente.
Der Erste auf ihrer Liste.
Aber nicht der Letzte.
Bevor sie weitermachte, musste sie sich neu ausstatten. Der Richter hatte ihre Tasche heruntergeworfen. Sie schüttelte sie aus. Scherben rieselten auf die Kommode. Und der stechende Geruch von Whiskey breitete sich im Zimmer aus.
Sie brauchte Nachschub!
Maddie verließ das Zimmer und schloss sorgfältig die Tür hinter sich.
Ohne Eile stieg sie die Stufen hinunter und trat vor das Hotel. Hier kehrte ein schlaksiger Bursche den Gehweg. Er lief dunkelrot an und grinste, als sie ihm lächelnd zunickte.
Der Abendwind wirbelte ihr Staub vom Bürgersteig entgegen, dass es zwischen ihren Zähnen knirschte. Maddie lenkte ihre Schritte zum Generalstore zwei Häuser weiter und kaufte eine Flasche Whiskey.
Ein Cowboy mit wettergegerbtem Gesicht stand unschlüssig vor einem der Regale und beäugte einen länglichen Gegenstand aus Holz, an dem Borsten festgemacht waren. »Möchte wissen, was zum Geier das ist?«, brummte er.
Der Storekeeper wickelte gerade die Einkäufe einer Kundin in braunes Papier, deshalb sprang Maddie ein und antwortete.
»Das, Sir, ist eine Zahnbürste.«
»Tatsächlich, Miss? Und wozu ist die gut?«
»Damit können Sie Ihre Zähne saubermachen. Damit sie länger halten.«
»Bei meinem Pferd?«
»Aber nein, bei Ihnen. Sehen Sie? Man nimmt das weiße Pulver aus dieser Dose dafür und putzt die Zähne ordentlich sauber.« Maddie deutete darauf.
»Das verstehe ich nicht.« Der Cowboy kratzte sich am Schopf. Es gab ein schabendes Geräusch.
Maddie beugte sich vor. »Damit riechen Sie gut aus dem Mund. Die Girls werden es lieben.«
»Ehrlich?« Nun grinste er so breit wie ein Opossum, das gerade einen halben Ochsen verspeiste. »Gekauft, Miss!«
»Gute Entscheidung.« Sie zwinkerte ihm zu, bezahlte ihren Einkauf und trat vor das Geschäft. Wolken legten sich vor die Abendsonne, und die Dämmerung senkte sich über das Hügelland wie ein dunkles Tuch. Allmählich wich die Hitze des Tages angenehmeren Temperaturen. Die Luft roch nach Staub und Pferdemist.
Abbott Creek lag am Fuß einer Hügelkette. Türkisblau schlängelte sich der Bach von hier aus in Richtung Norden. Vor der Stadt fanden sich zahlreiche Farmen. Weiter im Osten gab es etliche Ölbrunnen.
Früher hatte man Lampen mit Walöl betrieben, aber inzwischen waren die Wale seltener und Walrat teuer geworden. Petroleum wurde als guter und billiger Brennstoff für Lampen immer beliebter. Bis nach Europa wurde es exportiert. Die Ölbrunnen brachten Wohlstand in die Region. Maddie mochte den üppigen Laubwald jedoch lieber als die abgeholzten Kargflächen mit Brunnen und Förderpumpen.
Ein kräftiger Sturm fegte über die Hügel heran. Weiter westlich wetterleuchtete es. Maddie störte das nicht. Sie hatte noch etwas vor an diesem Tag, und davon würde sie sich von einer Brise Wind nicht abbringen lassen!
Sie ging zum Mietstall und bat den Stallknecht, ihren Hengst zu satteln. Es war ein sanftmütiger Appaloosa, der sich durch das Donnergrollen nicht aus der Ruhe bringen ließ. Genau das richtige Tier für ihre Pläne.
Sie holte eine kleine braune Flasche aus ihrer Rocktasche und schüttete den Inhalt unauffällig in die Whiskeyflasche. Kurz schwenkte sie die Flasche und stöpselte sie wieder zu. Anschließend verstaute sie alles in ihrer Satteltasche.
Nun war sie bereit!
Maddie schwang sich in den Sattel und griff nach dem Zügel. Dann presste sie ihrem Reittier die Schenkel in die Flanken. Der Hengst verstand sofort und machte sich lang. Maddie beugte sich tief über den Rücken des Tieres, während ihr der Sturm um die Ohren brauste wie ein lebendiges Wesen.
Auch sie selbst fühlte sich lebendig, nun, wo sie endlich handeln konnte.
Während der vergangenen sechs Monate war das anders gewesen, aber sie verbot sich jeden Gedanken daran. Nach vorn sehen, nur nach vorn, das war ihre Devise.
Der Richter hatte die Narbe auf ihrem Rücken gesehen. Sie hatte das Grauen in seinen Augen gesehen. Ob er sich zusammengereimt hatte, wer sie war? Nun, falls dem so war, dann würde er niemandem mehr davon erzählen können. Und falls nicht, änderte das nichts daran, dass er tot war.
Endlich!
Sie hatte so lange darauf gewartet, aber sie hatte noch lange nicht genug. Als nächstes würde sie seine Handlanger zur Verantwortung ziehen. Vielleicht würde sie danach endlich wieder Frieden finden und schlafen können. Vielleicht.
Jetzt war ihr das nicht vergönnt.
Sobald sie die Augen schloss, sah sie die Bilder des blutigen Gemetzels vor sich. Abgeschlachtet. Alle. Ihre ganze Familie. Ihr Mann, ihre beiden Kinder. Und auch sie selbst. Dass sie überlebt hatte, war nicht geplant gewesen, das war ihr klar.
Nun, sie würde sich den Banditen kein zweites Mal schwach und hilflos überlassen. Bei der nächsten Begegnung war sie vorbereitet.
Maddie ritt an einer Farm vorbei. Drei Schweine wühlten grunzend im Staub. Auf den Feldern wuchsen nicht viel mehr als Staub und Steine. Der Sommer war der trockenste, an den sie sich erinnern konnte.
Sie kannte ihren Weg. Am Bach entlang, durch das Hügelland, das so einsam war, dass man tagelang reiten konnte, ohne einer Menschenseele zu begegnen.
Maddie war in den vergangenen Wochen öfter hier geritten. Sie hatte den Richter ebenso wie seine Handlanger genau beobachtet. Aufgefallen war sie ihnen nie.
Nun wusste sie, wo sie hinreiten musste.
Unwillkürlich streifte ihre Hand die Tasche mit der Whiskeyflasche. Das Gift sollte schnell wirken, aber der Tod kam nicht sanft, sondern mit qualvollen Schmerzen, hatte die alte Indianerin gesagt, die Maddie gesund gepflegt hatte.
Ein zufriedenes Lächeln umspielte ihre Lippen.
Sie lenkte ihr Pferd einen Pfad hinauf, der höher auf den grauen, steinigen Hügel führte. Nur wenige Bäume wuchsen hier, und die paar Kiefern, die es gab, klammerten sich mit ihren Wurzeln an den steinigen Untergrund wie ein zum Tode Verurteilter an seine letzte Mahlzeit.
Der Sturm wurde heftiger und machte ihr das Atmen schwer. Fast bereute sie, nicht gewartet zu haben, aber sie hatte nicht riskieren können, dass der Tod des Richters entdeckt und seine Männer gewarnt wurden.
Weiter, trieb sie sich in Gedanken selbst an. Weiter.
Der Wind wirbelte Blätter auf wie aufgeschreckte Vögel.
Plötzlich stutzte Maddie.
Irgendwo vor ihr kreischten Aasfresser!
Ein Schauder rieselte ihr über den Rücken.
Sie kannte das Geräusch, kannte es nur zu gut.
Und dann roch sie es. Ein Gestank, als wäre er der Hölle selbst entstiegen.
Maddie ließ ihr Pferd langsamer gehen und hielt alle Sinne geschärft.
Sie ritt über eine Anhöhe und saß das Lager der Banditen vor sich oder vielmehr das, was davon übrig war! Vor der kümmerlichen Hütte lagen drei Männer im Staub. Keiner von ihnen rührte sich. Ein schauderhafter Geruch ging von ihnen aus. Eine Mischung aus Kot, Schweiß und Verwesung.
Maddie schüttelte ungläubig den Kopf.
Die Männer waren tot? Allesamt? Das war doch nicht möglich!
Rasch stieg sie von ihrem Pferd, band es an und betrat die Hütte.
Hier lag der Rest der Mannschaft verteilt auf dem mit Unrat übersäten Bretterboden. Mausetot. Allesamt.
Maddie musste nicht lange rätseln, um herauszufinden, was die Männer umgebracht hatte: Die Cholera hatte sie eingeholt! Vermutlich war das Wasser schmutzig, das sie getrunken hatten.
Plötzlich regte sich einer der Revolverschwinger. Ein junger Mann war es, noch keine zwanzig vermutlich. Er lag in seinem eigenen Unrat, das Gesicht so bleich wie der Mond in einer sternenklaren Nacht.
Stöhnend hob er eine Hand. »Hilf mir!«, krächzte er.
Maddie wich zurück.
Bevor sie dazu kam, ihm zu antworten, lief ein Zucken durch seinen Körper.
Dann lag er reglos da.
Der letzte der Bande. So tot, wie man nur sein kann.
Sie würde keine Vergeltung üben können! An keinem der Männer!
Maddie starrte ihn fassungslos an. Dann legte sie den Kopf in den Nacken und brüllte: »Nein! Nein! Neeein!«
Ihr Schrei schien endlos – und er hatte nichts Menschliches mehr an sich.
☆
Dreizehn Monate später
Jack Emerson hauchte auf den Stern an seiner Brust und rieb mit dem Ärmel darüber, bis er glänzte. Deputy, stand darauf. Eines Tages würde er den Sheriff-Stern tragen. Es war nur noch eine Frage der Zeit.
Er polierte noch eine Weile darauf herum.
»Du liebst deinen Stern wirklich, oder?«, neckte ihn Dwayne Larkin. »Hältst du ihn nachts im Arm?«
»Hör bloß auf«, grollte er.