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"Sei mal still!" Griff Evans legte die Hand auf den Revolver in seinem Holster. Der Schein des Lagerfeuers reichte kaum drei Yards weit. Dahinter war die Dunkelheit undurchdringlich.
"Was'n los?", brummte sein Begleiter und stocherte in der Glut herum.
"Mir war, als hätte ich Schritte gehört. Meinst du, der alte Deverill treibt sich noch hier herum?"
"Nur, wenn die Hölle ihn wieder ausgespuckt hat."
"Und wenn er gar nicht tot ist? Seine Leiche wurde nie gefunden. Vielleicht passt es ihm nicht, dass wir hier sind. Das hier war immerhin mal seine Mine."
"Jetzt gehört sie uns." Josh Tigreen blickte hoch. "Hier ist niemand außer uns beiden. Schon gar kein Gespenst."
Griff Evans war sich da nicht so sicher. In dieser Finsternis konnte es einem schon unheimlich werden. Vor allem, wenn ... Da! Wieder raschelte es! Und diesmal ganz in ihrer Nähe!
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Seitenzahl: 131
Veröffentlichungsjahr: 2021
Cover
Das falsche Spiel der schönen Hure
Vorschau
Impressum
Das falscheSpiel derschönen Hure
»Sei mal still!« Griff Evans legte die Hand auf den Revolver in seinem Holster. Der Schein des Lagerfeuers reichte kaum drei Yards weit. Dahinter war die Dunkelheit undurchdringlich.
»Was'n los?«, brummte sein Begleiter und stocherte in der Glut herum.
»Mir war, als hätte ich Schritte gehört. Meinst du, der alte Deverill treibt sich noch hier herum?«
»Nur, wenn die Hölle ihn wieder ausgespuckt hat.«
»Und wenn er gar nicht tot ist? Seine Leiche wurde nie gefunden. Vielleicht passt es ihm nicht, dass wir hier sind. Das hier war immerhin mal seine Mine.«
»Jetzt gehört sie uns.« Josh Tigreen blickte hoch. »Hier ist niemand außer uns beiden. Schon gar kein Gespenst.«
Griff Evans war sich da nicht so sicher. In dieser Finsternis konnte es einem schon unheimlich werden. Vor allem, wenn... Da! Wieder raschelte es! Und diesmal ganz in ihrer Nähe!
»Holy shit! Da kommt wirklich jemand!« Die Stimme des jungen Miners war nur noch ein Flüstern. Er fuhr von dem flachen Findling hoch und lauschte angespannt in die Nacht hinein. Seine Rechte verharrte über dem Sechsschüsser – bereit, ihn aus dem Leder zu reißen und zu schießen.
»Lass mal stecken, bevor du einer Fledermaus den Flügel wegschießt«, brummte Josh. »Wir sind hier so allein, wie man nur sein kann.«
»Aber ich habe es ganz deutlich gehört.«
»Was denn?«
»Das Rascheln!« Griff kniff die Augen zusammen, aber es nutzte nichts. Bei aller Anstrengung konnte er nicht das Geringste erkennen. Genauso gut hätte er einem Schwarzbären in den Schlund starren können. Diese verdammte Dunkelheit! Hier draußen sah man einen Banditen erst, wenn er einem sein Schießeisen unter die Nase hielt. »Wie kannst du so ruhig bleiben«, grollte er, »wenn wir womöglich gleich eine Kugel in den Pelz bekommen?«
»Wird nicht so schlimm sein, sonst wären die Pferde längst nervös geworden.« Der alter Miner stopfte sich in aller Seelenruhe eine Pfeife und zündete sie an. Während er zwei-, dreimal paffte, huschte tatsächlich etwas an ihnen vorbei. Schnell genug, um mit dem nächsten Lidschlag bereits wieder verschwunden zu sein.
Griff schnaufte ungläubig. »Eine Maus?«
»Sieht ganz danach aus.« Im zuckenden Feuerschein breitete sich ein breites Grinsen auf dem Gesicht seines Partners aus. »Brandgefährlich, diese Biester. Vor allem, wenn man ein Stück Käse ist.«
»Lach ruhig«, brummte Griff. »Diesmal lag ich falsch, das gebe ich zu. Trotzdem kann man hier draußen nicht wachsam genug sein.«
»Das stimmt schon... Ganz besonders, wenn man von Kampfmäusen belagert wird.« Das Grinsen reichte nun von einem Ohr zum anderen.
Griff verzog das Gesicht, als hätte er sich die Spitzhacke in den Zeh geschlagen, und ließ sich wieder auf den flachen Stein sinken. Die Wildnis machte ihn nervös. Silbergrizzlys, Klapperschlangen, Apachen und Gesindel, die hart arbeitende Prospektoren um ihre Funde bringen wollten... All das hatte es in seinem früheren Leben nicht gegeben. Bis vor wenigen Monaten hatte er in New York gelebt, sich dann jedoch entschieden, sein Glück im Westen zu versuchen. Sein Geld hatte bis Tucson gereicht. Dort hatte er sich eine Goldgräberausrüstung besorgt und seinen Kauf im Saloon mit einem Whisky gefeiert. Hier war er Josh begegnet. Der alte Goldsucher suchte einen Partner für die Erschließung einer verlassenen Mine. Jemanden, der reichlich Kraft und noch mehr Enthusiasmus mitbrachte. Und so hatten sie sich zusammengetan.
Leider mit mäßigem Erfolg.
Das Leben hier draußen war staubig und heiß. Abends hing einem die halbe Wüste in den Kleidern, die Augen brannten und die Haut fühlte sich an, als wäre sie mit Sand geschliffen worden. Und was hatten sie bis jetzt ans Tageslicht befördert?
Nur Staub und Höhlenspinnen!
Und Wüstenflöhe. Die Biester gab es hier reichlich. Sie fanden einen Weg in die Stiefel und piesackten einen.
Und das alles nur für taubes Gestein.
Josh war davon überzeugt, dass es hier eine Goldader gab. Ergiebig genug, um die legendäre Lost Dutchmans Gold Mine in den Schatten zu stellen. Das behauptete er zumindest. Griff wäre schon froh gewesen, sie hätten genügend Nuggets ausgegraben, um ein paar Vorräte kaufen zu können. Allmählich konnte er keine Bohnen mehr sehen.
An diesem Abend saßen sie unterhalb des bizarr geformten Berges, der ihre Mine barg. Ein Einschnitt schützte das Camp vor allzu rauen Winden. Als die Wolken aufrissen und der Mond vorkam, zeichneten sich vor den beiden Männern die Umrisse der Saguaro-Kakteen ab, welche die Ebene sprenkelten.
Die Pferde standen in der Nähe. Vor einigen Wochen hatte eine Klapperschlange Griffs Stute in die Nase gebissen. Betsy hatte tagelang gelitten und floh seitdem schon, wenn sich vor ihr nur ein Schatten im Staub ringelte.
»Wir haben bis jetzt nicht einmal genug Gold gefunden, um uns neue Stiefel leisten zu können.« Griff wackelte mit den Zehen und stieß gegen das Loch, das er notdürftig mit einem Flicken seiner Hosen repariert hatte.
Sein Partner zog an seiner Pfeife und stieß den Rauch wieder aus. Sein Gesicht war von Wind und Wetter gegerbt wie Büffelleder. Durch seine dunklen Haare zogen sich etliche graue Strähnen, und seinen grauen Augen schien kein Detail zu entgehen. Ja, er wirkte wie ein Teil der Wildnis, die sie umgab.
»Das wird schon«, murmelte er und wirkte nicht im Mindesten beunruhigt.
Griff dagegen tastete nach seinem Sechsschüsser.
»Hab 'n mieses Gefühl im Bauch«, murmelte er. »Womöglich sollten wir es woanders versuchen. Diese Mine bringt uns kein Glück. Hat sie schon dem alten Deverill nicht gebracht.«
»Der hat sich zu Tode gesoffen. Das wird uns nicht passieren.«
»Weil wir nicht mal genug Geld für 'n anständigen Kaffee zusammenkratzen können. Geschweige denn für was Stärkeres.« Griff blies die Wangen auf und ließ die Luft entweichen. »Dabei wollte ich Daisy etwas bieten, wenn ich zu ihr zurückkehre.«
»Daisy?« Josh nahm die Pfeife aus seinem Mund.
»Daisy Bates. Ihr gehört ein kleines Hotel am Rand von Tucson. Eine Klassefrau, das kannst du mir glauben.«
»Ah, hab schon von ihr gehört. Sie hat 'n Kind, oder? Ihr Sohn soll ein merkwürdiger Bursche sein. Wie heißt er noch gleich? Nolan? Jedenfalls trägt er ständig einen Hut mit 'nem toten Vogel darauf. Nicht etwa nur mit den Federn wie die Ladys drüben im Osten, nee, einen ganzen verdammten Vogel!« Josh Stirn legte sich in Falten. »Diese Bates sind eine seltsame Familie.«
»Das finde ich nicht. Daisy arbeitet hart, damit es ihrem Kind an nichts fehlt, und ihr Sohn ist erst sechs Jahre alt. In dem Alter sind Kinder noch ziemlich verspielt.«
»In ihrem Hotel sollen schon Leute verschwunden sein. Wurden nie wieder gesehen.«
»Das ist doch nur das Gerede der Leute.«
»Wo Rauch ist, glimmt meistens auch ein Feuer.« Der Ältere beugte sich vor und blickte Griff über seine Pfeife hinweg an. »Du hast dein Herz an Daisy verloren, was?«
»Ich mag sie halt.« Griff rutschte auf seinem Platz herum. Er sprach nicht gern über seine Gefühle. Warum auch? Entweder sie waren da oder eben nicht. Weshalb also Atem daran verschwenden?
Josh nickte bedächtig. »Mit der Liebe ist es wie mit dem Furzen. Wenn es drängt, kann man es auf Dauer nicht ignorieren. Und wenn man es erzwingen will, kommt nur Scheiße dabei raus.«
Griff äugte zu seinem Partner. »Hast du das in einem Buch gelesen?«
»Hab ich vom Leben gelernt.«
»Du findest also auch, ich sollte zu Daisy heimkehren?«
»Sobald wir gefunden haben, was wir suchen.« Der Ältere stemmte sich hoch. »Jetzt werde ich mal die Kakteen wässern«, murmelte er und strebte davon.
Kurz darauf war er in der Dunkelheit nicht mehr zu sehen.
Griff lehnte sich zurück und dachte an Daisy und die Pläne, die er für sie beide hatte. Er wollte mit ihr leben, ihr Hotel vergrößern und vielleicht auch ein paar Kinder haben. Dafür brauchte er nur ein wenig Startkapital. Auf die Mine hatte er viele Hoffnungen gesetzt, aber die waren in den vergangenen Wochen ebenso geschrumpft wie ihre Vorräte. Mittlerweile hatten sie nur noch getrocknete Bohnen. An diesem Abend hatte Josh ihren Eintopf mit ein paar Fleischbrocken aufgebessert, die verdächtig nach Hühnchen geschmeckt hatten. Allerdings gab es im Umkreis von fünfzig Meilen nicht ein einziges Hühnchen. Dafür aber jede Menge Klapperschlangen.
Irgendwo in der Nähe erklang ein Plätschern.
Griff schloss die Augen und gestattete sich, zu träumen. Morgen war ein neuer Tag. Vielleicht stießen sie endlich auf die ersehnte Goldader. Dann könnte er in ein paar Wochen zu Daisy zurückkehren und sie zu der Seinen machen.
Ihm wurde ganz heiß, als er an sie dachte. Mit ihrer üppigen Figur und dem sinnlichen Lächeln war sie genau seine Kragenweite. Daisy war eine Frau, die wusste, was sie wollte, und sie hatte ihm zu verstehen gegeben, dass er das war. Er war ein Glückspilz. Allerdings wollte er nicht mit leeren Händen heimkehren...
Irgendwo in der Nähe war plötzlich ein dumpfes Geräusch zu hören. Es klang, als würde Holz einmal gegen einen morschen Stamm geschlagen. Das Traumgespinst von der reizenden Daisy zerriss. Griff fuhr in die Höhe und suchte mit den Augen die Umgebung ab, aber von der Quelle der Störung war nichts zu sehen.
Allerdings auch nichts von Josh.
Wo blieb der eigentlich?
»Josh?« Er sprang auf seine Füße und drehte den Kopf. »Sag mal, bist du beim Pinkeln eingeschlafen?«
Nur ein Kojote antwortete ihm mit einem langgezogenen Heulen. Nah genug, um Griff ein flaues Gefühl zu bescheren. Als wären die Bohnen verdorben gewesen.
»Josh?« Er fuhr hoch und drehte sich einmal um die eigene Achse. »Antworte doch! Josh!«
Nur das Säuseln des Windes war zu vernehmen.
Das war doch nicht richtig so! Josh würde sich niemals ohne ein Wort aus dem Staub machen. Dafür war er viel zu erfahren.
Griff setzte sich in Bewegung und stapfte in die Richtung, in der sein Partner verschwunden war. Der Ältere musste sich noch in der Nähe aufhalten. In dieser Dunkelheit kam man ja nicht weit. Schon gar nicht ohne ein Pferd.
Aber wo konnte er nur sein?
Nach einigen Yards zeichneten sich die Umrisse eines Mannes im Mondlicht vor dem jungen Miner ab. Allerdings gehörten sie nicht zu seinem kleinen, drahtigen Partner, sondern zu einem wesentlich kräftigeren Mann. Der hielt einen Stein in seiner rechten Faust, von dem eine dunkle Flüssigkeit tropfte.
Josh lag reglos vor dem Fremden im Staub. Die Arme ausgebreitet, als wollte er den Boden umarmen. Knochensplitter und Blut mischten sich in seinen zotteligen Haaren. Er lag mit dem Gesicht nach unten, aber angesichts der fürchterlichen Wunde an seinem Hinterkopf war es unwahrscheinlich, dass noch Leben in ihm war.
Der Unbekannte hatte ihm mit einem Stein den Schädel zertrümmert!
Und er schien nicht nur einmal zugeschlagen zu haben. O nein. Die Wunde war... Griff riss den Blick davon los, als sämtliche Alarmglocken in seinem Kopf schrillten. Der Fremde hatte seinen Partner umgebracht, und er würde nicht zögern, auch ihn zu töten, daran hegte Griff nicht den geringsten Zweifel. Und so handelte er.
Er riss seinen Revolver aus dem Holster, spannte den Hahn und schoss. In der Eile zielte er jedoch nicht sorgfältig genug. Die Kugel zischte an dem Fremden vorbei und zackte in einen mannshohen Kaktus.
Griff fluchte, wollte es ein weiteres Mal versuchen, aber dazu gab ihm der Fremde keine Gelegenheit, denn er hechtete plötzlich vor, warf sich mit seinem ganzen Gewicht auf Griff und riss ihn mit sich zu Boden.
Während sie fielen, erhellte das silbrige Mondlicht das Gesicht des Angreifers – und ein eisiger Schrecken fuhr dem jungen Goldsucher in alle Glieder.
Diese Visage kannte er! Aus der Zeitung! Und von zahllosen Steckbriefen! Ein gesuchter Mörder war das. Er hatte den Gouverneur aus seinem Amt hebeln und sich selber an die Spitze des Territoriums setzen wollen. Seine Banden hatten monatelang Angst und Terror im Land verbreitet und scheinbar mehr Menschen umgebracht als die verdammten Pocken. Hatte er nicht längst aufgehängt werden sollen? Wie zum Geier war er dem Galgen entkommen?
Die Fragen hackten wie hungrige Geierschnäbel auf den Schädel des jungen Miners ein. Der Name des anderen Mannes wollte ihm gerade nicht einfallen, aber eines wusste er genau: Das war einer von der ganz üblen Sorte. Einer, der über Leichen ging, wenn es seinen Zielen diente. Er musste aus dem Jail geflohen sein. Und nun brauchte er vermutlich Waffen, Pferde und Ausrüstung. All dies würde er in ihrem Camp finden – sobald er Josh und Griff aus dem Weg geräumt hatte...
Dieser Mistkerl will uns beide umbringen! Wie ein Giftpfeil schoss dieser Gedanke durch seinen Schädel. Griff wollte schießen, aber sein Widersacher nagelte seine rechte Hand mit dem Knie am Boden fest, deshalb blieb ihm nichts anderes übrig, als ihn bei den Schultern zu fassen und zu versuchen, ihn von sich herunterzuschieben. Das bewirkte jedoch nicht viel. Der Angreifer ragte wie ein Berg über ihm auf!
Plötzlich krachte ein weiterer Schuss!
Diesmal aus der uralten Steinschlosspistole, mit der Josh kleinere Tiere erlegt hatte. Er hing an dem Ding, mit dem sein Großvater schon bei Waterloo gekämpft hatte. Der Angreifer musste sie ihm abgenommen haben. Jäh raste eine ungeheure Wucht durch den jungen Goldsucher hindurch. Sekundenlang konnte er nicht atmen. Vor seinen Augen waberten plötzlich blutrote Schwaden. Er wollte sich aufrichten, aber sein Körper reagierte nicht mehr auf seinen Willen.
Eine warme, zähe Flüssigkeit rann über seinen Bauch und sicherte in den Staub.
Er tastete danach. Es tat nicht weh. Seltsamerweise tat es überhaupt nicht weh. Also konnte er auch nicht so schlimm verletzt worden sein, nicht wahr? Er musste sich nur aufrappeln und den Angreifer von sich schieben, dann war er gerettet. Allerdings ließ sich sein Arm nicht bewegen. Kein Stück!
Ein kehliges Stöhnen entwich ihm. Kaum mehr als ein Krächzen war es.
Griff krallte die freie Hand in den Staub, zu mehr langte seine Kraft nicht mehr.
Daisy, ich muss das hier überstehen. Dieser Bastard... der darf mit dem Mord an Josh nicht davonkommen. Ich muss ihn aufhalten und dann... dann komme ich zurück zu dir, Sweetheart. Wir werden ein gutes Leben haben... Aber es wird plötzlich alles schwarz. Ich darf... nicht aufgeben... Daisy, für dich... für uns...
✰
Es gab im Leben eine Zeit für den Krieg und eine Zeit für den Frieden. So stand es im Buch der Bücher geschrieben. Und da war durchaus etwas dran, wie Lassiter fand. Sein letzter Auftrag hatte ihm buchstäblich alles abverlangt. Nun war der Mann der Brigade Sieben entschlossen, sich vor seiner nächsten Mission eine Auszeit zu genehmigen. Die Zeit für den Frieden war gekommen – und für die Liebe.
Die reizende Bedienung im White Pony Saloon reckte sich gerade nach einer Flasche Whisky im Regal. Dabei zeichnete sich ein dralles Hinterteil unter ihren Röcken ab. Ein Anblick, wie geschaffen dafür, die Lebensgeister eines müden Mannes zu wecken. Sie machte sich lang. Mit den Fingerspitzen kam sie gerade an die Flasche heran, mühte und reckte sich, aber es reichte nicht ganz.
Plötzlich kippte die Flasche nach vorn...
Wie der Blitz war Lassiter hinter der Brünetten und fing die Flasche auf, bevor sie abstürzen konnte.
»Vorsicht«, raunte er. »Wär' doch schade um den guten Whisky.«
»Ohhh! Vielen Dank!« Sie wandte sich zu ihm um, stand nun so dicht vor ihm, dass sich ihr Busen gegen sein Hemd drückte. Zwei appetitliche Hügel wölbten sich über dem Ausschnitt ihres Kleides. Ihr Lächeln grub bezaubernde Grübchen in ihre Wangen und ließ zwei Reihen perlweißer Zähne sehen. Und in ihren braunen Augen funkelten ein wacher Geist und Sinn für Humor. Sie gefiel ihm. Sogar sehr.
Ihr schien es mit ihm ebenso zu gehen, denn sie musterte ihn neugierig, dann wurde ihr Lächeln noch eine Spur strahlender.
»Woher kommst du? Aus Tripple Creek schon mal nicht, oder?«
»Warum denn nicht?«
»Weil die Männer, die von dort nach Groom kommen, zurzeit alle blaue Flecken haben.«
»Blaue Flecken? Wird dort gekämpft?«
»Es gibt ein großes Boxturnier. Die, die nicht angemeldet sind, kämpfen. Wenn nicht im Ring, dann auf den Straßen.«