Lassiter 2590 - Jack Slade - E-Book

Lassiter 2590 E-Book

Jack Slade

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Beschreibung

Josh Renshaw spürte einen beklemmenden Druck in der Magengrube. Er hätte sich gar nicht auf die Sache einlassen dürfen, doch nun hing er mittendrin.
Seine Kumpane - Männer, die er vor zwei Tagen erst kennengelernt hatte - gingen zielstrebig auf den Eingang der Union Bank zu. Einen Moment schienen sie zu zögern, dann traten sie die Tür auf.
Schlagartig wurde es hektisch. Schreie des Erschreckens klangen auf, dazwischen schneidende Kommandos.
Renshaw war dankbar, dass er nicht mit in die Bank gemusst hatte und stattdessen auf der Lauer nach Gesetzeshütern liegen sollte. Zu seinem Entsetzen merkte er jedoch bereits nach wenigen Minuten, sich in trügerischer Sicherheit gewiegt zu haben.


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Seitenzahl: 126

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Inhalt

Cover

Meine letzte Kugel für Kitty

Vorschau

Impressum

Meine letzte Kugel für Kitty

Josh Renshaw spürte einen beklemmenden Druck in der Magengrube. Er hätte sich gar nicht auf die Sache einlassen dürfen, doch nun hing er mittendrin.

Seine Kumpane – Männer, die er vor zwei Tagen erst kennengelernt hatte – gingen zielstrebig auf den Eingang der Union Bank zu. Einen Moment schienen sie zu zögern, dann traten sie die Tür auf.

Schlagartig wurde es hektisch. Schreie des Erschreckens klangen auf, dazwischen schneidende Kommandos.

Renshaw war dankbar, dass er nicht mit in die Bank gemusst hatte und stattdessen auf der Lauer nach Gesetzeshütern liegen sollte. Zu seinem Entsetzen merkte er jedoch bereits nach wenigen Minuten, sich in trügerischer Sicherheit gewiegt zu haben.

Lautes Poltern ertönte, Schüsse knallten. Renshaws Verbündete hetzten durch den Eingang der Bank ins Freie.

Einer wurde in den Rücken getroffen, zwei drehten sich herum und erwiderten das Feuer. »Josh!«, brüllte der Anführer. »Die haben auf uns gewartet! Knall jeden ab, der hinter uns durch die Tür kommt!«

Für mehrere Augenblicke wollte Renshaws Herzschlag aussetzen. Zwar hatte er zuvor kurz über möglichen Widerstand nachgedacht, aber letztlich nicht damit gerechnet. Daher fand er auch keine Zeit, sein weiteres Tun zu überdenken.

Er versuchte, sein Pferd, auf dem er am Ende des Sidewalks saß, ruhig zu halten, und zog reflexhaft seinen Revolver. Und als der erste Bewaffnete hinter den Banditen erschien, drückte Josh Renshaw.

Es war, als würde sich die Zeit vor seinem starren Blick dehnen, alles in gespenstischer Langsamkeit ablaufen lassen und jegliches Geräusch ersticken.

Renshaws Kugel traf, riss den Verfolger seiner Mittäter von den Beinen und schleuderte ihn gegen einen Hitchrack. Lautlos gellten Rufe, fielen zwei weitere Banditen, jedoch auch einige Bankkunden, die in heller Panik aus dem Gebäude gerannt waren.

Es versetzte Renshaw einen Stich ins Herz, als ein kleines Mädchen zusammensackte, vornüber auf die Bretter des Boardwalks fiel und sich nicht mehr rührte. Und plötzlich war Greg Ferguson, der Anführer, unmittelbar vor ihm und schrie. Sein Mund war zwar weit geöffnet, doch nichts war zu hören. Immer noch spielte sich für Renshaw alles lautlos und langgezogen ab.

Von einer Sekunde auf die nächste änderte sich dieser Zustand. Die Geräuschkulisse brach wie ein Orkan über Josh Renshaw herein. Und auch die Zeit lief wieder mit gewohnter Geschwindigkeit ab.

»Steh nicht da wie ein Ölgötze!«, schnauzte Ferguson. »Der Sheriff wird jede Minute mit seinen Deputies eintreffen!«

Es waren die letzten Worte, die der Banditenboss in diesem Leben von sich gab. Gleich drei Kugeln erwischten ihn gleichzeitig. Irgendetwas spritzte Renshaw entgegen und benetzte heiß sein Gesicht. Er riss sein Pferd herum, um die Flucht zu ergreifen, spürte aber zur selben Zeit einen schmerzhaften Einschlag in seiner Schulter. Gleich darauf einen weiteren zwischen den Rippen.

Gequält schrie er auf, drehte sich im Sattel nach hinten, um dem Schützen eine Kugel zu verpassen. Doch da war kein Schießer vor der Mündung seines Revolvers, sondern eine schwarzhaarige Frau, deren Augen entsetzt aufgerissen waren.

Wieder schien die Zeit stillzustehen. Schier endlos lange hafteten die Blicke von Renshaw und der Fremden aneinander. Erst der Einschlag einer dritten Kugel holte Renshaw in die Wirklichkeit zurück.

In verzweifeltem Galopp preschte er aus der Stadt und auf den Wald zu. Von seinen Verbündeten war vermutlich keiner mehr am Leben. Für Josh Renshaw sah es auch nicht gut aus, das spürte er.

Die Kraft verließ seinen Körper. Verschwommen zeichnete sich der Waldrand vor ihm ab, doch es war fraglich, ob er ihn noch erreichen würde. Mit jedem zurückgelegten Yard musste er mehr Kraft aufwenden, um sich im Sattel zu halten.

Und als er dann doch noch in Wald hineinritt, lösten sich seine Finger von den Zügeln. Haltlos fiel er vom Rücken seines Pferdes und klatschte in feuchtes Erdreich.

Rücklings lag er da und schaute durch das Geäst auf den strahlendblauen Himmel, der sich zunehmend verdunkelte und sein Bewusstsein in tiefdunkle Nacht hüllte.

»Alles in Ordnung, Ma'am?«, klang es hinter Kitty Hagen auf. »Sind Sie verletzt? Hat der Bursche Ihnen irgendetwas getan?«

Die Schwarzhaarige drehte sich langsam um ihre Achse und schaute in das besorgte Gesicht von Dillon Albright, dem Leiter der Union Bank in Littleborough. »Nein«, erwiderte Kitty zaghaft. »Mir... mir geht es gut.«

Ein freundliches Lächeln erschien auf Albrights Zügen. »Gott sei Dank! Ich hätte es mir niemals verzeihen können, wenn Ihnen etwas zugestoßen wäre. Immerhin habe ich die Aktion mit dem Sheriff geplant. Natürlich konnte ich nicht damit rechnen, dass der Überfall ausgerechnet dann stattfindet, wenn wir unser Gespräch halten.«

Kitty Hagen erwiderte das Lächeln, allerdings weniger ausdrucksstark. »Ich verstehe das schon«, sagte sie. »Sie können den Bankbetrieb ja nicht einstellen, dann würde die Falle wohl kaum nicht zuschnappen.«

Albright nickte knapp, nahm seinen Bowler vom Kopf und fragte: »Darf ich Sie zu einem Drink einladen? Es wäre mir eine große Freude. Und auch der kleine Versuch einer Wiedergutmachung...« Ein geradezu sehnsüchtiges Leuchten ging von seinen Augen aus.

»Wissen Sie«, meinte Kitty Hagen, »es wäre ein weitaus größerer Versuch, eine Wiedergutmachung anzustreben, würden Sie mir das Darlehen gewähren. Ein konkretes Angebot habe ich bisher nicht von Ihnen gehört.«

Der Eindruck entstand, als fühlte sich Dillon Albright ertappt. Fahrig nestelte er an seinem Bowler herum. Kitty konnte jedoch erkennen, dass er nicht nur wegen der offenen Kreditgewährung verlegen war. »Nun, Miss Hagen«, sagte der Banker, »Sie wissen, wie das so ist. Der Erwerb einer Ranch ist eine hohe Investition für meine Bank. Dazu brauche ich Sicherheiten, etwa ein geregeltes Einkommen. Wie Sie mir selbst sagten, wechseln Sie oft Ihre Tätigkeiten. Unter Umständen entstehen also Phasen, in denen Sie quasi mittellos sind und eventuell Ihre Beiträge nicht leisten können.«

»Ich war offen und ehrlich zu Ihnen«, entgegnete Kitty. »Ich bin keine Person, die ihren Verpflichtungen nicht nachkommt.« Sie schaute Albright in die Augen und erkannte seine offene Zuneigung. Dieser Mann würde ihr das Darlehen geben, es fehlte nur noch ein kleiner Anstoß.

Dillon Albright senkte seinen Kopf und biss sich auf die Unterlippe. Er rang mit sich, konnte seine Entscheidung aber nicht von den Geschäftsprinzipien seiner Bank lösen. Dennoch versuchte er, Hoffnung zu wecken. »Geben Sie mir nur den handfesten Beweis eines monatlichen Einkommens«, flüsterte er, »dann haben Sie mein Wort, dass ich Ihnen den Kredit gewähre.«

Kitty Hagen ließ die Aussage auf sich wirken. Schließlich meinte sie: »Das ist immerhin mal eine verbindliche Ansage, Mr. Albright...«

»Sie dürfen mich Dillon nennen«, warf der Bankinhaber rasch ein.

»Gerne.« Kitty reckte ihr Kinn in die Höhe, als wäre sie eine Monarchin, die ihrem Untergebenen gegenüberstand. »Ich werde alles in Bewegung setzen, Ihre Bedingungen zu erfüllen, Dillon. Es mag sein, dass Ihre Erwartungen sogar noch übertroffen werden.«

Albrights Augen funkelten glücklich. »Nichts würde mich mehr freuen, Miss Hagen! Glauben Sie mir, es ist mein innigster Wunsch, Ihnen behilflich sein zu können.«

»Nennen Sie mich Kitty, Dillon«, sagte die Schwarzhaarige. »Irgendwie bin ich davon überzeugt, dass wir gute Geschäfte miteinander machen werden...«

Lassiter war hungrig und durstig. Der verführerische Essensgeruch aus dem Saloon von Susanville hatte ihn angelockt. An der Theke bestellte er ein Bier, leerte das Glas, als wäre seine Kehle eine ausgedörrte Staubwüste und ließ sich im Anschluss einen doppelten Whiskey einschenken.

Ehe er ihn hinunterschütten konnte, wurde Lassiter angerempelt. Der Inhalt seines Glases schwappte über und benetzte den Tresen.

»Neu in der Stadt, was?«, höhnte eine Stimme in Lassiters Rücken. »Lass dir in aller Freundschaft gesagt sein, dass du genau auf meinem Platz stehst. Heute lasse ich es dir noch mal durchgehen, aber beim zweiten Mal hagelt es Schläge.«

Bedächtig drehte der Mann der Brigade Sieben seinen Kopf zur Seite. Neben ihm hatte sich ein Schmalspurheld aufgebaut, die Daumen in seinen Patronengurt eingehakt. Der zarte Flaum eines allmählich sprießenden Bartes verwandelte sein hageres Gesicht in eine wilde Gestrüpplandschaft. Sein breit grinsender Mund enthüllte schiefe, braungefärbte Zähne.

»Vielleicht sollten Sie ein Schild anbringen, damit Reisende nicht in die Irre geführt werden«, erwiderte Lassiter rau und warf auch einen Blick auf die Gestalten, die sich um seinen Gesprächspartner versammelt hatten. Ihren Blicken war zu entnehmen, dass sie nur allzu gerne einen Streit vom Zaun gebrochen hätten.

»Kommen Sie rüber!«, rief plötzlich eine Brünette mit breitem Akzent, der aus dem tiefen Süden stammen musste. »Mit mir werden Sie mehr Spaß haben als mit dem Gentleman, der Ihren Drink verschüttet hat.«

Der »Gentleman« wirkte mit einem Mal gereizt. »Hey, Shannon! Halt dich gefälligst aus meinen Angelegenheiten raus. Der Typ kann für sich selbst sprechen!«

»Spiel dich nicht auf, Rupert!«, versetzte Shannon ärgerlich. »Oder sollen wir zwei mal vor die Tür gehen?«

Lassiter schmunzelte. »Rupert?«, fragte er heiter. »Du solltest ein ernstes Wort mit deinen Eltern reden.« Er wandte sich vom Tresen ab und stiefelte Shannon entgegen.

»Da bist du ja schon, Großer«, flötete die Dirne. »Gehen wir nach oben?«

Lassiter war immer noch hungrig, aber seinen Magen konnte er auch später noch füllen. Dieses Angebot jedoch wollte er keinesfalls ausschlagen. »Das ist die beste Idee des Tages«, meinte er und reichte Shannon seinen Arm. Lachend hakte sie sich unter.

Auf dem Zimmer im ersten Stock ging alles recht schnell. Sofort begann Shannon, sich vollständig zu entkleiden. Und die Hure hatte einiges zu bieten. Ihre Brüste waren mittelgroß und straff. Auf ihrer Haut war nicht der geringste Makel zu erkennen. Fest wirkte auch ihr Hinterteil, das sie beim Ausziehen wirkungsvoll in Szene setzte. Wäre sie ein Dinner gewesen, würde Lassiter das Wasser im Munde zusammenlaufen.

»Hast du bestimmte Vorlieben?«, fragte Shannon. »Was gefällt dir beim Sex?«

Lassiters Antwort ließ auf sich warten. Gebannt schaute er auf den dunklen Haarbewuchs zwischen ihren Beinen. Shannon hatte ihn offenbar mit einer Klinge gestutzt und zu einem doppelt fingerbreiten Streifen getrimmt. »Gehen wir erst mal ins Bett«, ließ er sie wissen. »Der Rest ergibt sich.«

Hüftschwingend wanderte das Girl hinüber zum Bett, kniete sich auf die Kante und reckte Lassiter ihr Gesäß entgegen. »Macht dich das scharf?«, fragte sie und leckte mit der Zunge über ihre Lippen. »Du kannst tun und lassen, was immer du willst, Süßer.«

Das Angebot klang verlockend – und Lassiter machte davon Gebrauch. Seine Hände umspannten Shannons Pobacken und strichen darüber. Vorwitzig glitt er mit seiner Rechten zwischen ihre Beine und stellte fest, dass das brünette Luder bereits erregt war.

Rasch öffnete er Hemd und Hose. Seine Stiefel kickte er von den Füßen. Die Spitze seines pochenden Pints streifte Shannons Hintern und entlockte der Dirne ein wollüstiges Stöhnen.

»Da freut sich aber einer, mich zu sehen«, gurrte sie und reckte sich Lassiter entgegen. »Für den vorwitzigen Kameraden habe ich eine warme Behausung...«

Es war ein Anblick, dem nicht einmal ein Heiliger hätte widerstehen können. Fest packte Lassiter Shannons Hüften und drang in sie ein.

»Deine Rute ist eine Wucht!«, entfuhr es der Dunkelhaarigen. Sie beugte sich vor und presste ihr Gesicht auf die Matratze. Hart erwiderte sie Lassiters Stöße.

Die Lust kochte in dem großen Mann hoch, doch er wollte den Akt nicht vorschnell beenden. Sanft bremste er Shannons wildes Gehabe aus und gab den Takt vor.

»Oh, ist das gut«, keuchte die Frau und krallte ihre Finger in das Laken. »Gib's mir! Ich brauche es!«

Lassiter zerrte die willige Hure sanft mit sich auf die Matratze und nahm sie von der Seite. Weit spreizte die Frau ihr linkes Bein ab, um sich so weit wie möglich zu öffnen. Anscheinend wollte sie nicht nur geschäftstüchtig ihre Dienste zur Verfügung stellen, sondern gierte dem Orgasmus entgegen. Ihre Leidenschaft war unübersehbar. Sie legte bei sich selbst Hand an, um den Höhepunkt zu beschleunigen.

Der Anblick ihrer Finger, die wie wild um den kleinen Punkt ihres Schoßes kreisten, ließ Lassiter jegliche Kontrolle verlieren. Sein Pint bäumte sich auf und war kurz davor, zu explodieren.

»Ja! Ja! Ja! – Fester!«, stieß Shannon atemlos hervor. »Aber häng mir bloß kein Balg an!«

Lassiter löste sich sprunghaft von Shannon, bevor er sich ergoss. Shannon schrie ihre Verzückung hinaus, bebte vom Kopf bis zu den Zehenspitzen und umklammerte ihre Brüste, auf denen sich die Knospen hart und steil aufgerichtet hatten.

Sekunden waren wie Minuten für die Liebenden. Ihre nackten Leiber schmiegten sich aneinander, liebkosten sich und wollten erneut miteinander verschmelzen.

Lassiter war noch nicht erschlafft, und auch Shannon schien Runde zwei eröffnen zu wollen. Doch der Eindruck trog. Schlagartig rollte sie sich aus dem Bett, tappte hinüber zu ihren Kleidungsstücken und zog sich an. »Nicht schlecht«, meinte sie abwesend. »Einmal am Tag sollte man es mindestens treiben. Die Stecher vor dir waren leider eine Enttäuschung.«

Der Brigade-Agent war ein wenig verblüfft, sagte jedoch nichts. Auch er schlüpfte wieder in seine Kleidung, bezahlte und verließ mit einem knappen Gruß das Zimmer.

Der Hunger wütete mehr als noch zuvor in seinen Eingeweiden. Nach seiner Mahlzeit wollte er sich für einige Tage in einem Hotel einquartieren. Das Städtchen gefiel ihm. Und bis zur Übergabe seiner nächsten Auftragsdokumente in Tennessee hatte er noch jede Menge Zeit.

Das Erwachen wurde begleitet von hämmernden Kopfschmerzen und brennenden Körperstellen. Josh Renshaw wollte in die Höhe fahren, doch sein gepeinigter Leib gebot ihm rasch Einhalt.

»Sie müssen sich noch ausruhen!«, ertönte die vorwurfsvolle Stimme einer Frau. »Sie haben ein paar üble Verletzungen davongetragen. Markieren Sie jetzt bloß nicht den starken Mann!«

Die Schleier vor Renshaws Augen lichteten sich allmählich. Zum Greifen nahe erschien ein schwarzer Lockenkopf, dazu ein Gesicht, in dem sich die Brauen über den blauen Augen streng zusammengezogen hatten. »Wo bin ich?«, röchelte Renshaw laut und undeutlich, als würde er seine Stimme zum ersten Mal benutzen. »Und wer sind Sie?«

»Kitty Hagen«, sagte das bildhübsche Geschöpf. »Bitte mäßigen Sie Ihre Lautstärke. Wir sind nicht allein im Haus. Eine ältere Dame hat mir dieses Zimmer untervermietet. Sie sieht zwar nicht mehr gut, aber ihre Ohren sind die eines Luchses.«

»Wie... lange war ich weg?«, erkundigte sich Josh Renshaw. In seinem Geist erschienen noch einmal die Bilder des Bankraubs, die wüste Schießerei und all die Toten. Auch seine Flucht, die irgendwo im Wald geendet hatte. Und nun wachte er in weißen Laken bei einer fremden Lady auf.

»Mehrere Stunden«, teilte Kitty ihm mit. »Ich habe Ihre Wunden versorgt und Sie gepflegt.«

Für Renshaw ergab es immer noch keinen Sinn. Wie hatte die Lady ihn gefunden? Und warum hatte sie ihm geholfen?

»Ich lasse doch niemanden sterben, wenn ich die Möglichkeit habe, ihm zu helfen!«, antwortete Kitty auf die entsprechenden Fragen. »Außerdem...«, sie zögerte einige Momente, »... außerdem habe ich Ihnen direkt in die Augen geschaut. Da konnte ich einfach nicht anders und bin Ihnen gefolgt.«

Josh Renshaw erinnerte sich. Und nun erkannte er die Frau auch wieder. Fast war es wie Magie, die sie erneut zusammengeführt hatte. »Sie haben mich allein und ohne Hilfe in diese Wohnung geschleppt?«, fragte Renshaw ungläubig.

Hell lachte Kitty auf. »Einfach war es nicht, das kann ich Ihnen versichern. Ich besitze einen Einspänner und habe sie auf die Ladefläche verfrachtet. Und ich habe Sie auch unbemerkt von Mrs. Goldstein über die Treppe in dieses Zimmer gebracht.«

»Das ist Ihre Vermieterin?«

Kitty Hagen nickte. »Ihr ist nicht aufgefallen, dass Sie kein Mehlsack sind, wie ich es ihr verkauft habe.«

Jetzt musste auch Josh Renshaw lachen. »Die alten Augen, ich verstehe. Meine Großmutter war ein ebensolcher Maulwurf.«