Lassiter 2769 - Pete Hackett - E-Book

Lassiter 2769 E-Book

Pete Hackett

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Beschreibung

Die Schlinge, die vom Querbalken des Galgens baumelte und leicht im Morgenwind schaukelte, besaß dreizehn Windungen. Vor dem Gefängnis in Colorado Springs hatte sich eine riesige Menschenmenge angesammelt. Niemand wollte sich das Schauspiel entgehen lassen. Es wurde still, als der Delinquent durch das Tor des Gefängnisses geführt wurde. Drei Wärter in blauen Uniformen begleiteten ihn. Seine Hände waren auf den Rücken gefesselt. Er ging mit gesenktem Kopf und schleppenden Schritten. Sie stiegen die dreizehn Stufen zur Plattform hinauf. Oben wartete ein dicklicher Mann, der mit einem schwarzen Anzug bekleidet war und auf dessen Kopf eine schwarze Melone saß. Er dirigierte Bill Shannon - so hieß der Mann, der gehängt werden sollte - auf die Mitte der Klappe, durch die er fallen sollte.

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Seitenzahl: 129

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Cover

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Jack Shannons Todesschwur

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Impressum

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Inhaltsverzeichnis

Inhaltsbeginn

Impressum

Jack Shannons Todesschwur

von Pete Hackett

Die Schlinge, die vom Querbalken des Galgens baumelte, schaukelte leicht im Morgenwind. Über den Hügeln im Osten blitzten die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne. Vor dem Gefängnis in Colorado Springs hatte sich eine riesige Menschenmenge angesammelt. Niemand wollte sich das Schauspiel entgehen lassen.

Es wurde still, als der Delinquent durch das Tor des Gefängnisses geführt wurde. Drei Wärter in blauen Uniformen begleiteten ihn. Seine Hände waren auf den Rücken gefesselt. Er ging mit gesenktem Kopf und schleppenden Schritten.

Sie stiegen die dreizehn Stufen zur Plattform hinauf. Oben wartete ein dicklicher Mann in einem schwarzen Anzug, auf dessen Kopf eine schwarze Melone saß. Er dirigierte Bill Shannon auf die Mitte der Klappe, durch die er fallen sollte.

Einer der Gefängniswärter verlas, weswegen Bill Shannon zum Tode durch Erhängen verurteilt worden war, dann schaute er den Henker an und nickte. Der trat vor den Verurteilten hin. »Haben Sie uns noch etwas zu sagen, Mr. Shannon?«

»Ja«, antwortete der Delinquent mit fester, klarer Stimme. »Mein Bruder Jack wird erfahren, was hier mit mir geschehen ist. Er wird sich den Ankläger, den Richter und die zwölf Geschworenen holen. Einen nach dem anderen. Am Ende werden sie alle genauso tot sein, wie ich es bin, wenn das hier erledigt ist.«

Es hatte wie eine höllische Verheißung geklungen.

»War das alles?«, fragte der Henker ohne die Spur einer Gemütsregung. Er war offenbar an Drohungen solcher Art gewöhnt.

»Nein. Wahrscheinlich holt er sich auch dich, Fettwanst.«

Der Henker blieb auch jetzt unbeeindruckt. Er nahm den schwarzen Sack, der über das Geländer der Galgenplattform hing, trat von hinten an Bill Shannon heran, stülpte ihm den Sack über den Kopf, legte ihm die Schlinge um den Hals und zog sie zusammen. Der Knoten befand sich hinter dem linken Ohr des Verurteilten. Dann ging der Henker zu dem Hebel, mit dem sich die Klappe öffnen ließ.

Seine rechte Hand umfasste den Griff, und er schaute wieder den Wärter an. Dieser nickte erneut.

Der Scharfrichter riss am Hebel. Die Falltür klappte auf, und Bill Shannon sauste durch sie hindurch. Das Seil spannte sich mit einem harten Ruck, und ein Raunen ging durch die Menschenrotte.

Der Körper des Gehängten hing schlaff am Ende des soliden Hanfstricks.

Lassiter befand sich in Santa Fé. Er suchte das Sheriff's Office auf und erhielt eine Depesche ausgehändigt mit dem Befehl aus Washington, sich nach Colorado Springs zu begeben und bei Bundesrichter Zane F. Morningside vorzusprechen.

Lassiter hatte in New Mexico eine Bande von Comancheros zerschlagen, die die Mescaleros im Reservat mit billigem Fusel und Waffen beliefert hatten und dafür mit Gold bezahlt worden waren. Mit ihren verbotenen Geschäften hatte sie dafür gesorgt, dass immer wieder Gruppen von Apachen aus dem Reservat geflohen waren und blutige Überfälle auf Farmen und Postkutschen verübt hatten.

Jetzt hatte Lassiter seinen nächsten Auftrag in der Tasche. Er verkaufte sein Pferd samt Sattel und Zaumzeug und setzte sich in die Stagecoach, die die Strecke von mehr als dreihundert Meilen in vier Tagen zurücklegte. Entlang der Poststraße gab es etwa alle dreißig Meilen eine Pferdewechselstation, in der Fahrgäste zu essen bekamen und übernachten konnten. Die Tiere im Gespann mussten sich also nicht verausgaben.

Als er in Colorado Springs aus der Concord stieg, war der Agent der Brigade Sieben durchgeschüttelt, und er glaubte, jeden einzelnen Knochen in seinem Körper zu spüren. Doch Lassiter war hart im Nehmen. Er schwang sich die Satteltaschen über die Schulter und marschierte, die Winchester in der linken Hand, stadteinwärts, um sich in einem Hotel einzumieten.

Sobald das geschehen war, wollte er ein Bad nehmen, sich rasieren lassen und anständig essen, um dann bei Richter Morningside vorstellig zu werden.

Er fand ein Hotel, in dem er ein Zimmer bekam, deponierte dort seine Satteltaschen und das Gewehr, dann begab er sich in einen Barber Shop, der auch heiße Bäder anbot. Frisch gebadet und rasiert aß er in einem Restaurant ein delikates Steak mit Bratkartoffeln, dann erkundigte er sich nach dem Weg zum Gericht.

Bundesrichter Zane F. Morningside war ein Mann von ungefähr fünfzig Jahren, dessen dunkles Haar eine graue Färbung angenommen hatte, der Autorität verströmte und der den Ruf hatte, das Gesetz kompromisslos und mit aller Härte zu vertreten.

Der Richter maß Lassiter mit einem interessierten Blick, schien ihn einzuschätzen, nickte und bot ihm einen Platz zum Sitzen an. Als sich Lassiter niedergelassen hatte, schob ihm der Richter eine Kiste mit Zigarren zu. »Bedienen Sie sich, Mr. Lassiter«, forderte er den großen Mann mit dem sandfarbenen Haar auf.

Lassiter ließ sich nicht zweimal bitten. Auch der Richter nahm sich eine der langen dünnen Zigarren. Lassiter gab ihm Feuer, und als beide Zigarren brannten und die ersten Tabakwolken in der Luft hingen, begann der Richter zu sprechen.

»Es ist drei Wochen her, dass hier in Colorado Springs ein Bursche namens Bill Shannon gehängt wurde. Ein Mann hat ihn am Spieltisch des Falschspiels bezichtigt. Es kam zum Streit, und Shannon griff zum Revolver. Nun, die Jury erkannte auf Mord, denn der Getötete war unbewaffnet, und schließlich hat man Shannon dem Gesetz entsprechend am Hals aufgehängt.«

»Die Sache hat doch einen Haken, Richter«, mutmaßte Lassiter.

»Unter dem Galgen hat Shannon prophezeit, dass ihn sein Bruder rächen werde. Sein Bruder werde sich jeden, der für seinen, Bill Shannons, Tod verantwortlich ist, vornehmen: den Ankläger, den Richter, die Geschworenen. Sogar Mr. Pott, dem Henker, hat Bill Shannon in der letzten Minute seines Lebens noch gedroht. Der Bruder des Gehängten heißt Jack Shannon. Er bewirtschaftet in der Nähe von Gunnison am Tomichi Creek eine Rinderranch.«

»Ah«, machte Lassiter. »Ich soll verhindern, dass Jack Shannon seinen Bruder rächt.«

»Wie es aussieht, hat er bereits damit begonnen«, erwiderte der Richter. »Vor einer Woche hat man Rich Parker – er betrieb eine Farm am Fountain Creek – tot am Flussufer aufgefunden. Er wurde erschossen. Rich Parker war der Obmann der Jury, die Shannon schuldig gesprochen hat.«

Lassiter stieß einen Piff zwischen den Zähnen hervor. »Gibt es Beweise, dass Jack Shannon sein Mörder ist?«

»Er ist es, und zwar mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit. Der Sheriff bearbeitet den Fall. Aber Gene Saddler – das ist unser Gesetzeshüter – ist über fünfzig und wird vom Rheuma geplagt. Seine beiden Gehilfen sind junge, unerfahrene Burschen. Daher hat er Hilfe angefordert. Verhindern Sie weitere Morde, Mr. Lassiter, und legen Sie Jack Shannon das blutige Handwerk.«

»In welchem Saloon fand das Spiel statt, an dessen Ende Bill Shannon den Mord beging?«

»Im Bluebird-Saloon.« Der Richter zog den Schub seines Schreibtisches auf und holte ein Blatt Papier heraus, das er Lassiter reichte. »Das ist eine Liste mit den Namen der Männer, die gefährdet sind. An vorderster Stelle steht Richter Wayne D. Hollister. Hinter dem Namen Rich Parker habe ich ein Kreuz gemalt. Ich hoffe, Mr. Lassiter, es bleibt bei diesem einen Kreuz.«

»Eine Garantie kann ich leider nicht übernehmen, Richter«, versetzte Lassiter, während er den Zettel zusammenfaltete und danach in der Westentasche verstaute. Dann erhob er sich. »Sonst noch etwas, Richter?«

»Das war's. Nur eines noch, Mr. Lassiter: Sie werden ziemlich auf sich allein gestellt sein. Die US-Marshals des Bundesgerichts sind irgendwo im Land unterwegs, und der Sheriff wird Ihnen eher ein Klotz am Bein denn eine Hilfe sein. Man gewährt ihm gewissermaßen das Gnadenbrot, nachdem er sein Leben im Dienst für das Gesetz verbracht hat.«

Lassiter verbrachte die Stunden bis zum Einbruch der Dunkelheit im Hotelzimmer. Dann begab er sich in den Bluebird-Saloon. Es handelte sich um ein nobles Etablissement, in dem wahrscheinlich ein entsprechendes Publikum verkehrte.

Im Hintergrund des Schankraums standen drei Spieltische. Es gab eine Bühne, vor der der schwere, rote Vorhang allerdings zugezogen war. Hinter der Bar waren zwei Keeper tätig. Drei junge Burschen waren als Kellner unterwegs. Einige Tische waren noch nicht besetzt, und auch am Tresen gab es noch Stehplätze.

An einen der Tische setzte sich Lassiter.

Bei den Männern an den Tischen und an der Theke handelte es sich allem Anschein nach um Geschäftsleute der Stadt sowie um wohlhabende Rancher und Farmer. Sie waren durchweg gut gekleidet und zeigten entsprechende Umgangsformen. Für halb wilde Cowboys, Satteltramps und zwielichtiges Gesindel, von dem eine Stadt wie Colorado Springs gewiss ausreichend zu bieten hatte, war dieser Saloon tabu.

Ein Kellner erschien und fragte Lassiter nach seinem Wunsch. Er bestellte sich ein Bier. Der Kellner eilte davon, und Lassiter zündete sich einen Zigarillo an, bekam gleich darauf das Bier und sagte zum Kellner: »Ich würde Ihnen gern ein paar Fragen stellen, Sir.«

»Was für Fragen?« Der Kellner maß Lassiter mit einem forschenden Blick.

»Wie war das, als Bill Shannon an einem der Spieltische in diesem Betrieb einen Unbewaffneten erschoss?«

»Das ist erst ein paar Wochen her«, erklärte der Kellner. »Der Mörder hat seine gerechte Strafe erhalten. Warum wollen Sie das wissen?« Plötzlich stutzte der Mann. »Schickt Sie etwa Jack Shannon, der Bruder des Gehängten? Er soll bereits begonnen haben, seinen Bruder zu rächen.« Die Stimme des Kellners sank herab. »Sollten Sie in seinem Auftrag die Männer auszukundschaften, die auf seiner Todesliste stehen, dann rate ich Ihnen, höllisch auf der Hut zu sein. Die Leute, die ihn fürchten müssen, sind ausgesprochen nervös. Sollte ihnen jemand zu nahe kommen, der ihnen gefährlich werden könnte, werden sie nicht lange fragen ...«

»Nein«, sagte Lassiter, »ich bin nicht in Shannons Auftrag hier, um jemanden auszuspionieren. Dennoch interessiert mich die Geschichte. Was können Sie mir über den Mord erzählen?«

»Es war der Sohn des Vieh- und Futtermittelhändlers Warren Wilder, den Bill Shannon erschoss. Er hat viel Geld an Shannon verloren und ihn schließlich als Falschspieler beschimpft. Die Sache ist schließlich eskaliert. Es hat einen lauten Knall gegeben, und dann hat Vince Wilder tot am Boden gelegen. Mehr kann ich Ihnen dazu nicht erzählen, Sir.«

»Danke.«

Der Kellner entfernte sich.

Immer mehr Männer strömten in den Saloon, in dem die Lampen angezündet worden waren. Ein Durcheinander von Stimmen und lautem Gelächter erfüllte den Schankraum, in dem bald der letzte freie Platz besetzt war und sich an der Theke die Gäste drängten.

Gegen acht Uhr nahm ein Mann am Klavier Platz, das am Rand der Bühne stand, spielte ein paar Töne, und im nächsten Moment ging der Vorhang auf.

Lassiter sah eine Göttin auf der Bühne stehen und hielt den Atem an. Sie trug ein dunkelgrünes Kleid, das ihr bis zu den Knöcheln reichte. Ihre langen roten Haare standen in einem auffälligen Kontrast zum Grün des Kleides. Ein strahlendes Lächeln verzauberte ihr gleichmäßiges, rassiges Gesicht mit den dezent geschminkten, sinnlich geschnittenen Lippen.

Sie war ungefähr eins fünfundsechzig groß und schlank, aber dennoch an den richtigen Stellen wohlproportioniert.

Obwohl sie gekleidet war wie eine richtige Lady, haftete ihr der Hauch von Sünde und Verruchtheit an.

Im Saloon war es still geworden.

»Guten Abend, Gentlemen!«, rief die Lady mit rauchiger Stimme in die eingetretene Stille hinein. »Ich singe für Sie jetzt ein mexikanisches Liebeslied. Es erzählt von einem einsamen Reiter, einem Glücksritter, der auf der Jagd nach Reichtum ist und am Lagerfeuer von dem Mädchen träumt, das er zu Hause zurückgelassen hat.« Sie richtete den Blick auf den Mann am Piano. »Fang an, Toby!«

Einige Rufe wurden laut, die aber sogleich verstummten, als der Mann am Klavier in die Tasten griff. Und dann begann die Schönheit auf der Bühne zu singen.

Lassiter war begeistert.

Das Lied endete schließlich, die Gäste grölten und johlten, klatschten in die Hände und trampelten mit den Füßen, brüllten nach Zugabe und brachten den Saloon regelrecht zum Beben.

Die schöne Lady hatte sich mehrere Male verneigt. Nun gab sie dem Klavierspieler ein Zeichen, und der bearbeitete wieder die Tasten.

Im Schankraum wurde es still. Die Sängerin gab den nächsten Song zum Besten. Als sie endete, brach wieder ein Sturm des Beifalls los.

Lassiter wurde der Lärm zu viel. Er nahm seinen Bierkrug, verließ den Saloon und setzte sich auf dem Vorbau in den Schaukelstuhl, der dort stand. Hier war der Lärm erträglicher.

Vor Lassiters Blick lag wie ausgestorben die breite, staubige Straße. An ihr entlang reihten sich zu beiden Seiten die Wohn- und Geschäftshäuser. Aus vielen Fenstern fiel Licht. An einigen Vorbaupfosten blakten Laternen. Vor den Saloons standen Reihen von Pferden an den Haltebalken.

Wolkenschatten wanderten über die Straße und die Dächer der Häuser. Hell funkelten die Sterne und streuten bleiches Licht in die Stadt. In den Schlagschatten zwischen den Gebäuden war es jedoch finster wie im Schlund der Hölle.

Lassiter zündete sich einen Zigarillo an. Der Lärm im Saloon war abgeebbt, man hörte wieder das Klavier und die dunkle Stimme der Sängerin. Und wieder brachen die Zuhörer in wilde Raserei aus, nachdem der letzte Ton verklungen war.

Nach drei Songs schien die rothaarige Schönheit eine Pause eingelegt zu haben, denn aus dem Saloon trieb wieder der verworrene Lärm aus Stimmen, Lachen, Husten, Johlen und Grölen.

Wenige Minuten waren seit dem letzten Lied vergangen, als die schöne Sängerin auf den Vorbau kam. Ihre Gestalt wurde einen Moment vom Licht, das aus der Tür fiel, umrissen und warf einen langen Schatten bis in die Straße.

Sie wandte sich Lassiter zu, ging an dem großen, hell erleuchteten Frontfenster vorbei, wurde erneut in Licht getaucht und hielt schließlich vor Lassiter an.

Der erhob sich und nahm seinen Hut ab. »Ma'am«, murmelte er. »Sie haben eine wunderbare Stimme.«

»Danke. Mein Name ist Mandy – Mandy McAllister«, sagte sie. »Mir gehört der Saloon.«

»Sehr erfreut. Ich heiße Lassiter. Ein nobler Laden, den Sie Ihr Eigen nennen.«

»Nun ja, Spelunken haben wir genug in der Stadt. Ich wollte etwas Nichtalltägliches schaffen.«

»Das ist Ihnen gelungen, Ma'am.«

»Was führt Sie nach Colorado Springs, Lassiter?«, fragte Mandy. »Arbeiten Sie für das Gesetz? Oder bezahlt Sie Jack Shannon?«

»Der Kellner hat Sie auf mich aufmerksam gemacht, Ma'am, nicht wahr? Ich habe ihn gefragt, wie die Sache vor einigen Wochen abgelaufen ist, als Bill Shannon einen Unbewaffneten erschoss.«

»Bill hat den Sohn eines der angesehensten Männer der Stadt erschossen, nachdem dieser ihn beleidigt hat. Die Zeugenaussagen waren einhellig. Hätte Richter Hollister Bill nicht an den Galgen geschickt, hätten ihn Warren Wilders Höllenhunde erledigt.«

»Sie sagen das mit einem seltsamen Unterton, Ma'am«, fand Lassiter. »Es hat sich angehört, als wären Sie nicht davon überzeugt, dass Bill Shannon sein Schicksal verdient hat. Ihr Kellner ließ mir eine Warnung zukommen. Wollen Sie mich nicht aufklären, Ma'am, was hier gespielt wird?«

»Kommen Sie mit in meine Wohnung, Lassiter. Ich will Ihnen meine Version der Geschichte erzählen. Vor Gericht drang ich damit leider nicht durch. Bill war mein Geliebter, und man hat mir unterstellt, dass ich, um seinen Hals zu retten, sogar einen Meineid leisten würde.«

»Sie wollen mich einfach so mit in Ihre Wohnung nehmen, Ma'am?«

»Nennen Sie mich Mandy. Ja, warum nicht? Egal, ob Sie ein Gesetzesmann sind oder ob Sie von Jack Shannon geschickt wurden, ich habe von Ihnen nichts zu befürchten. Wir nehmen die Außentreppe zu meiner Wohnung. Sie liegt in der ersten Etage.«

Lassiter folgte ihr. Sie geleitete ihn um das Gebäude herum in den Hof, wo eine Außentreppe nach oben führte. Die Stufen knarrten leise. Die Treppe endete auf einem Balkon, von dem aus eine Tür ins Gebäudeinnere führte.

Mandy zauberte aus ihrem grünen Kleid einen Schlüssel hervor, mit dem sie die Tür öffnete. In der Wohnung zündete sie eine Lampe an, und Lichtschein breitete sich aus. Sie befanden sich in einer gemütlich eingerichteten Wohnstube.

»Schließen Sie bitte die Tür, Lassiter, und schieben Sie den Riegel vor«, bat die schöne Frau, von deren Reizen Lassiter geradezu fasziniert war.

»Müssen Sie denn nicht mehr auftreten?«