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Gestrandet. Gejagt. Verlockt. Als Jake und ich durch das Portal nach Talon sprangen, hatte ich eigentlich vor, sofort zurückzukehren. Aber das war, bevor ich erfuhr, was König Bryant mit den Menschen vorhatte, die in seinem Auftrag nach Talon entführt wurden – und dass ich selbst zur Beute werden muss, um ihn aufzuhalten. Nun müssen Cassis und ich verdeckt als menschliche Sklaven in die Minen gehen. Aber Talon verändert etwas an dem Vampir. Er wird dunkler, gewalttätiger … blutdürstiger. Und er will nichts mit mir zu tun haben. Nicht einmal, als wir in dieselbe unterirdische Zelle gesperrt werden. Nicht einmal, als die Hitze zwischen uns außer Kontrolle gerät und mich nach Dingen verlangen lässt, die ich mir bisher nicht einmal hätte vorstellen können. Doch was Cassis oder ich wollen, spielt möglicherweise keine Rolle. Wir sind nicht allein auf unserer Jagd. Bryant hat ein weiteres Portal zu einer Welt namens Lunos geöffnet und es könnte sein, dass uns die Zeit davonläuft, bevor wir es schaffen, herauszufinden, ob es sich um Freunde oder Feinde handelt, die dieses Portal benutzen. LAST CHANCE WORLD ist ein paranormaler Reverse-Harem-Liebesroman in voller Länge. Dies ist das dritte von vier Büchern der UNSTERBLICHEN VON TALONSWOOD-Reihe, der neuen Serie von Amazons Top-100-Autor Alex Lidell. Mit heißen Wandler-Fae, atemberaubenden Vampiren und einer einsamen Hexe ist Talonswood alles andere als eine normale Verbesserungsanstalt.
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Veröffentlichungsjahr: 2025
DIE UNSTERBLICHEN VON TALONSWOOD
BUCH VIER
Copyright © 2025 by Alex Lidell
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Alex Lidell, Massachusetts, United States of America, www.alexlidell.com, [email protected]
Dieses Buch ist ein fiktives Werk. Namen, Personen, Organisationen, Orte, Ereignisse und Begebenheiten entstammen der Fantasie der Autorin oder werden fiktiv verwendet. Jede Ähnlichkeit mit tatsächlichen lebenden oder verstorbenen Personen oder tatsächlichen Ereignissen ist rein zufällig.
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1. Sam
2. Cassis
3. Sam
4. Sam
5. Cassis
6. Sam
7. Cassis
8. Sam
9. Sam
10. Cassis
11. Sam
12. Sam
13. Cassis
14. Sam
15. Sam
16. Sam
17. Sam
18. Cassis
19. Sam
20. Cassis
21. Ellis
22. Sam
23. Sam
24. Sam
25. Sam
26. Sam
27. Sam
28. Cassis
29. Sam
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About the author
Jake und ich stürzen zusammen auf das nasse Gras. Mein Atem geht stoßweise und mein Herz rast, während ich bete, dass ich mit der Annahme falsch lag, dass die Sprengladungen an Jakes Weste trotz allem detonieren und uns beide töten könnte.
Nichts.
Ächzend stemme ich mich auf die Beine. Nach dem schummrigen Licht in der Torkammer in Talonswood brennt die helle Sonne hier in Talon – dem Reich der Fae – in meinen Augen. Ich wende mich Jake zu und helfe ihm, Victors Weste auszuziehen, in der der Sprengstoff wie Steine in den Taschen liegt. Wenigstens haben wir bewiesen, dass in Talon keine Gegenstände der modernen Welt funktionieren.
„Geht es dir gut?“, frage ich Jake, der mich mit großen, erschrockenen Augen anstarrt. Augen die genau den gleichen Braunton haben wie die von Asher. Wir sind nicht nur nicht mehr in dem Gebäude, in dem sich das Tor nach Talon befindet, sondern scheinen uns auch zu einer gänzlich anderen Tageszeit wiederzufinden. Dem Stand der Sonne nach zu urteilen ist es um die Mittagszeit. Riesige Mammutbäume umgeben die kleine Lichtung, auf der wir jetzt stehen. Dahinter kann ich einen dichten Wald ausmachen, der fast wie ein Dschungel aussieht, mit dichten, das Licht filternden Baumkronen und Lianen und Blättern, die so grün sind, dass sie neonfarben wirken. Oder radioaktiv, je nachdem, wie man es sehen will. Vogelgezwitscher und mysteriöses Kreischen dringt zwischen den Ästen hervor.
„Es geht dir gut“, sage ich und ändere meine Frage in eine Aussage, die mich zuversichtlicher klingen lässt, als ich mich fühle. „Es geht uns beiden gut.“
Etwas Hartes schlägt gegen meine Brust und ich keuche auf, als sich Kittens Klauen sich in meine Haut bohren. Der Zorn des kleinen Drachen strömt brennend heiß durch unser Band, bevor er sich in die Lüfte erhebt. Hinter mir schrumpft die fließende silberne Magie des Portals in sich zusammen und verschwindet innerhalb eines Wimpernschlags. Kein Wunder, dass Kitten wütend ist. Ich hätte ihn fast zurückgelassen. Scheiße.
„Wo ist es hin?“ Jake streckt seine Hand in Richtung der Stelle aus, wo sich bis eben noch das Portal befand. Unsere Gegenwart an diesem Ort lässt in anders aussehen, und ich brauche einen Moment, um zu bemerken, dass seine ohnehin schon schlanke Gestalt etwas länger geworden zu sein scheint, ebenso wie die Spitzen seiner Ohren. Wenn überhaupt, dann sieht er Asher jetzt nur noch ähnlicher, seine Fae-Gene sind deutlich in den schräg gestellten, gelbbraunen Augen und dem Goldton in seinem Haar zu erkennen. Jake zieht seine Hand zurück und holt leicht Luft. „Wie kommen wir zurück?“
„Ich habe keine Ahnung“, gestehe ich, stütze die Hände auf den Knien ab, während das Adrenalin weiterhin durch meinen Körper rauscht. Talon fühlt sich gänzlich anders an als die Welt der Sterblichen. Alles scheint intensiver, von den Farben und Gerüchen bis hin zu der Kraft, mit der mein Herz gegen meine Rippen hämmert. Es fühlt sich an, als würde ich meine Magie anzapfen, aber anders als in der Menschenwelt, ist das Gefühl hier konstant. „Aber zumindest können wir es als etwas Positives werten, dass nichts explodiert ist. Und was die Frage wie wir zurückkehren sollen anbetrifft … so müssen wir wohl oder übel auf Ellis und Asher warten. Sie sind schon mal nach Talon gereist und …“
„Das ist dein Plan?“ Jake rümpft angewidert die Nase. „Auf Asher warten? Ernsthaft? Denn glaub mir, das habe ich neun Jahre lang getan, und es hat nichts gebracht.“
Ich unterdrücke ein Zusammenzucken. Jedes Pflegekind weiß, dass es der sicherste Weg in die Katastrophe ist, wenn man sich darauf verlässt, dass jemand auftaucht und einen rettet, und es gibt keine Möglichkeit, Jake davon zu überzeugen, dass Asher anders ist. Dass alle meine Gefährten anders sind. „Ich bin offen für Vorschläge“, antworte ich und zeige auf die Baumgrenze. „Aber bis uns etwas eingefallen ist, sollten wir uns außer Sichtweite begeben. Es ist wirklich das Letzte, was wir gebrachen können, dass Graf Victor – der Vampir, der eine gewisse Person hier mit Sprengstoff versehen hat, um mich zu zwingen, das Tor zu versiegeln – hinter uns her ist, während wir uns hier quasi auf dem Präsentierteller befinden.“
Scheinbar bringen ihn meinen Worte zum Einsehen und er erlaubt mir, ihn zum Fuß eines Mammutbaums zu führen, dessen riesige rote Wurzeln weit genug aus dem Boden ragen, um ein wenig Schutz zu bieten. Ich glaube nicht, dass Victor hierherkommen würde. Selbst wenn Vampire sich durch das Portal begeben könnten – und ich bin mir nicht sicher, ob sie das können – werden die Männer ihn nicht hinter uns herkommen lassen. Aber ich brauche einen Moment, um meine Gedanken zu sammeln. Und ja, verdammt noch mal, ich brauche eine kurze Pause. Denn das ist eine Nummer zu groß für mich.
„Wo sind die Wächter?“, fragt Jake und blickt sich um.
„Wächter?“
„Torwächter. Begrüßungskomitee. Was auch immer. Auf der menschlichen Seite gab es ein ganzes Gebäude mit Menschen. Alles, was ich hier sehe, sind Eichhörnchen.“
Gutes Argument. Ein unangenehmer Schauer läuft mir über den Rücken, trotz geschenktem Gaul und Maul und so. „Ich weiß es nicht. Wir werden Asher und Ellis fragen.“
Jake verdreht die Augen.
Ich lehne mich mit dem Rücken gegen den Baum und zähle gedanklich die Sekunden – meine einzige Möglichkeit, die Zeit neben der Sonne zu bestimmen. Eine Minute. Fünf. Ich bewege mich unbehaglich. Die Männer würden Zeit brauchen, um Victor zu neutralisieren, bevor sie überhaupt in der Lage wären, uns zu folgen. Aber sie würden uns folgen. Das müssen sie. Eine Viertelstunde.
Wo zum Teufel bleiben sie?
Ich gebe das Zählen auf und beginne stattdessen, leise vor mich hin zu singen und wähle die längsten Lieder, die ich kenne, um die verstrichene Zeit einschätzen zu können. Während ein Lied nach dem anderen in der gleichgültigen Stille des Waldes endet, wächst eine nagende Angst in meinem Innern und jagt mir einen eisigen Schauer über den Rücken. Ich bin mir sicher, dass mindestens einer der Männer längst hätte kommen müssen. Es sei denn, mein Sprung durch das Portal hat es irgendwie beschädigt. Es sei denn, Victor hatte ein weiteres Ass im Ärmel.
„Glaubst du immer noch, dass Asher kommt?“, fragt Jake mit einem spöttischen Unterton in der Stimme.
Denk an deine entführten Menschen.
Samanthas letzte Worte, bevor sie zusammen mit Jake durch das Portal sprang, wiederholte sich immer wieder in Cassis’ Kopf. Für den Bruchteil einer Sekunde starrte er auf den silbernen Schein des übernatürlichen Tores, das in die von den Fae beherrschte Welt führte. Die Welt, die Vampire bei Todesstrafe nicht betreten durften. Dann spannte er seine Muskeln an und sprang.
Cassis war sich nicht ganz sicher, wie er sich den Gang durch das Tor vorgestellt hatte – aber dass er dabei von einem riesigen Wolf angesprungen wurde, gehörte sicherlich nicht dazu. Während die Wucht des Aufpralls in seinem Körper nachhallte, blickte der Vampir in Ellis’ große goldene Augen und auf seine entblößten Eckzähne.
„Runter. Weg“, knurrte Cassis, seine Fangzähne verlängerten sich, als er den Wolf von sich runter stieß. Es war ihm egal, dass Ellis einer von Samanthas Gefährten war, er würde ihm wenn nötig die Kehle herausreißen, sein Blut trinken und den Kadaver auf einen rattenverseuchten Müllhaufen schleifen.
„Du kannst da nicht durch“, rief Asher von irgendwoher im Raum, wobei sein befehlsgewohntes Brüllen den Unterton der Anspannung nicht verbergen konnte. Ohne Samantha und Jake war es ein Wunder, dass Asher überhaupt noch Worte formulieren konnte. Am Rande seines Blickfelds konnte Cassis sehen, wie Victor und seine Lieblingswissenschaftler die Ablenkung nutzten, um sich aus dem Staub zu machen, bevor man sie ins Jenseits beförderte. Asher rammte seine Faust gegen die nächstgelegene Wand. „Das wird dich an den falschen Ort bringen.“
Cassis machte einen seiner seltenen Atemzüge, sein Herz pochte hart gegen seine Rippen, wobei er das Bedürfnis verspürte, jemanden zu jagen und zu töten. „Erklär das.“
Ellis fletschte in einer letzten Drohung die Zähne, bevor er wieder seine Fae-Gestalt annahm. „Das Tor ist nur an diesem Ende stabil. Wenn du kopfüber hindurchspringst, weißt du nicht, wo du landest.“ Er trat zurück. „Wenn ich es mir recht überlege, solltest du es vielleicht doch einfach tun.“
Cassis stand auf und folgte Asher, der zusammen mit Reese bereits auf den Kontrollraum zusteuerte. Die Kerle, die Victor irgendwie außer Gefecht gesetzt hatte, lagen immer noch zusammengesunken da, während die Fackeln mit den ewig brennenden Flammen Schatten auf dem alten Stein warfen.
„Was hat sie mit ‚deine entführten Menschen‘ gemeint?“, fragt Ellis, als er an Cassis’ Seite erschien. Seine gelben Augen blitzten auf, sein blassblondes Haar war streng zurückgekämmt, sodass man jeden angespannten Muskel in seinem Gesicht sehen konnte.
Cassis’ Kiefer spannte sich an. „Die sechs menschlichen Blutspender, die ich eingeflogen habe, sind verschwunden“, antwortete er knapp. „Die beste Spur, die ich hatte, war, dass ein Verbrechersyndikat sie nach Talon entführt hat.“
„Und Samantha wusste das?“, fragte Ellis.
„Offensichtlich.“ Cassis beschleunigte seinen Schritt. Wieder einmal hatte er mit seinen Aktionen andere in Gefahr gebracht. Schließlich war er es gewesen, der Sienna den Reitern vorgestellt hatte, der darauf bestanden hatte, dass die Männer der Hexe vertrauten. Wenn Samantha wirklich versuchte, die Menschen aufzuspüren und dabei ums Leben kam … Cassis’ Hand ballte sich zur Faust.
Ellis schob den zusammengesunkenen Wachmann von seinem Platz im Kontrollraum und setzte sich mit der Selbstverständlichkeit, von jemanden, der wusste, was er tat, hinter die Konsole. Seine Hände flogen über die Schalter und Regler wie die eines Piloten, der die Instrumente im Cockpit überprüfte, während Asher sich auf einen Stuhl neben ihn setzte, wobei er wie ein Falke jede der Bewegungen seines Bruders verfolgte. Sein normalerweise ordentliches blondes Haar stand mittlerweile in unordentlichen Strähnen in sämtliche Richtungen ab.
„Wenn Reden und Arbeiten deine begrenzte Gehirnkapazität nicht zu sehr strapazieren, würde ich gern wissen, was du tust“, forderte Cassis.
Ellis’ Aufmerksamkeit wendete sich keinen Augenblick von der Konsole ab. „Samantha hat einen so genannten wilden Sprung gemacht. Ich versuche, ihre Ausgangskoordinaten herauszufinden.“ Er arbeitete weiter, die Stille wurde nur durch sein Tippen auf den Tasten unterbrochen. Zehn Minuten später, die quälend langsam verstrichen, wandte sich der Mann an seinen Bruder und zähle eine Reihe von Zahlen auf, die für Cassis keine Sinn ergaben.
„Nordwestliche Ecke des Räuberwaldes“, sagte Asher und scrollte an seinem eigenen Bildschirm herunter. „Das Tor wird erst in zwei Tagen erneut dort erscheinen.“
„Mag sein, aber in zwei Stunden wird es einen Durchgang geben, durch den ich fünf Meilen westlich landen würde.“ Ellis schob sich von der Konsole weg und stand auf. „Ich bereite mich vor.“
Cassis stellte sich Ellis in den Weg, und der andere Mann blieb gerade noch rechtzeitig stehen, damit sie nicht zusammenstießen. „Wir bereiten uns vor“, sagte Cassis und schnippte ein Staubkorn von Ellis’ schwarzem Hemd. Ellis hatte Jahrhunderte damit verbracht, die dunkle Arbeit seines Vaters in Talon zu verrichten, aber Cassis hatte gewiss nicht vor, einfach rumzusitzen und zu warten. Nicht, wenn es sowohl um Samantha als auch um die Menschen, für die Cassis verantwortlich war, ging. „Ich will nicht, dass du dich verirrst.“
Ellis schnaubte. „Es ist nicht nötig, dass du mir am Hacken klebst, Blutsauger. Das ist nicht der beste Zeitpunkt für einen Ausflug.“
„Genug.“ Asher stellte sich zwischen Cassis und Ellis und schob die beiden Männer auseinander. „Wir alle wollen, dass Samantha wohlbehalten zurückkommt, aber ich muss außerdem dafür sorgen, dass Jake zurückkommt. Und auch Cassis hat Verpflichtungen in Talon.“
„Sieht so aus, als müsstest du zuhause bleiben und hier auf alles aufpasst“, sagte Cassis zu Ellis und hielt sich zurück, als der Mann sich wieder auf ihn stürzen wollte. Es war wirklich zu einfach, ihn in Rage zu versetzen.
„Verdammt noch mal“, schnauzte Asher, der sich weiterhin darum bemühte, die beiden auseinander zu halten. „Wir brauchen eine Strategie. Wenn wir dort ankommen, sind Sam und Jake vielleicht schon weg – wir sollten also sowohl den Ein- als auch den Ausgang überwachen. Die einzige Möglichkeit, von Talon hierher zurückzukehren, ist durch das Haupttor in der Hauptstadt, Fusion. Ellis, ich weiß, du hast dich bei Bryant zur persona non grata gemacht, aber …“
„Ich kann das Tor nach Fusion nehmen.“ Ellis trat einen Schritt zurück, verschränkte die Arme vor der Brust und seufzte. „Wenn Bryant mich nicht selbst entdeckt, wird der Rest der Bevölkerung in Fusion mir aus dem Weg gehen. Also gut. Ihr beide nehmt den Räuberwald. Reesand …“
„Reesand wird hierbleiben und sich um Victor und seine Bagage kümmern“, unterbrach ihn Cassis.
„Den Teufel werde ich tun“, stieß Reese aus.
„Den Teufel wirst du tun.“ Cassis zeigte dem anderen Vampir seine verlängerten Eckzähne. Es war wichtig, dass Reese hierblieb. Es war genauso wichtig wie alles andere, was sie gerade taten, obwohl jetzt nicht der richtige Zeitpunkt war, den Grund dafür zu erklären, abgesehen von der Feststellung des Offensichtlichen. „Wir werden Sam ganz gewiss nicht zurückbringen, nur damit sie in eine weitere Falle stolpert.“
„Cassis hat recht“, sagte Ellis und hob eine Hand. „Jemand muss bleiben und uns den Rücken freihalten. Du bist der Einzige, der noch übrig ist.“
Eine Pause. Dann das verärgerte Knurren von Reesand und seine Zustimmung.
Cassis schob die Hände in die Hosentaschen, nickte und lehnte sich mit dem Rücken an die Wand, während Ellis sie über den Ort und seine Regeln informierte. Es war die Art von Missionsplanung, mit denen alle vier reichlich Erfahrung gemacht hatten, als sie sich noch die Reiter nannten. Damals, als sie dachten, sie könnten die Welt retten.
Ein unangenehmer Schauer lief Cassis über den Rücken, aber er rief sich ins Gedächtnis, dass er jetzt weiser war. Er hatte neue Prioritäten. Er musste Sam zurückbringen. Er musste die Menschen holen, für die er verantwortlich war. Was den Rest der Welt betraf, so konnte er zur Hölle fahren.
„Er kommt nicht, verdammt!“ Jake tritt gegen den Stamm des hohlen Baumes, in dem wir die letzten drei Stunden gesessen haben, und seine Stimme hallt durch den dschungelähnlichen Wald. Kitten – der seit einer halben Stunde in meinen Armen sitzt und gierig Magie in sich aufnimmt – schlägt bei dem plötzlich lauten Geräusch mit den Flügeln und ergreift die Flucht, wobei sich seine Silhouette dunkel gegen die Sonnenstrahl abhebt, die zwischen den Bäumen hindurchdringen. Jake wirft dem kleinen Drachen einen wehmütigen Blick zu, dann dreht er sich zu mir um und ballt die Hände zu Fäusten. „Niemand wird kommen. Du kannst dort rumsitzen, solange du willst, aber ich werde es nicht tun.“
Mit einem letzten Tritt gegen den Baum stürmt Jake in den Wald.
Ich verlasse ebenfalls rasch unseren Unterschlupf und renne ihm hinterher. Mir schwirrt der Kopf, denn die Fülle an Anblicken und Gerüchen ist ebenso überwältigend wie die neu entstandene Verbindung zu Kitten, der ganz wild darauf ist, kleine Nagetiere zu jagen. Unwillkürlich läuft mir das Wasser im Munde zusammen, als eine davonhuschende Maus vor meinem inneren Augen erscheint, und ich erschaudere angesichts der Verbindung zu dem Drachen. „Wohin genau willst du denn gehen?“, rufe ich Jake hinterher.
Er gibt mir keine Antwort.
Ich seufze. So sehr ich die Mentalität ‚Erst rennen, dann überlegen‘ auch nachempfinden kann, hätte ich doch lieber einen Plan. Außerdem würde ich gern etwas Schlaf bekommen. In Talon mag die Sonne noch hoch über uns stehen, aber zu Hause wäre es jetzt mitten in der Nacht, und mein Adrenalinspiegel beginnt zu sinken. Ich bin kein Scout, aber es scheint mir vernünftig, die Energiereserven, die wir noch haben, zu nutzen, um Wasser und eine sicheren Unterschlupf zu finden.
„Irgendwelche Ideen?“, frage ich Kitten und zeichne mit meiner Magie ein Bild von einem Bach und einem Lagerfeuer. Das magische Wörterbuch, mit dem der Drache und ich uns verständigen, lässt etwas zu wünschen übrig, aber er kann wahrscheinlich deutlich mehr sehen als ich. Alles, was ich ausmachen kann, sind baumelnde Ranken mit seltsamen roten Früchten, herzförmige Blätter in der Größe von Radkappen und absurd hohe, viel zu grüne Bäume, bei denen ich mir vorkomme wie ein Gnom in einem Kinderbilderbuch.
Ich spüre Kittens Freude, als er mein Bild aufnimmt und fröhlich davonfliegt – entweder um nach Trinkwasser zu suchen oder um Mäuse zu jagen, während er darüber nachdenkt, warum ich ein Bad möchte.
„Jake, warte!“, rufe ich und eile dem Jungen hinterher, als etwas, das verdächtig nach dem Brüllen eines Tieren klingt, zwischen den Bäumen widerhallt. Verdammt! Ich hatte nicht bedacht, was sonst noch hier leben könnte, und – der Geschwindigkeit nach zu urteilen, mit der Jake an meine Seite zurückkehrt – der Junge auch nicht.
Ich suche in mir nach jedem Fitzelchen Magie, das ich finden kann, und lasse die Kraft frei durch mein Blut fließen. Mein Körper wird plötzlich von einer Welle der Energie ergriffen, und meine ohnehin schon geschärften Sinne schärfen sich noch weiter, sodass ich stolpere und mich mit der Hand an einem Baum festhalten muss, um das Gleichgewicht zu halten. Die Rinde unter meinen Fingern ist rau, warm, nass und klebrig. Der Duft von taufeuchtem Gras steigt mir in die Nase, konkurriert mit dem moosigen Geruch der Erde und dem süßeren, der aus dem Blätterdach über meinem Kopf kommt. Mein Körper füllt sich mit Energie, und das Brennen der heilenden Wunden auf meinem Rücken, die Ashers Disziplinierung hinterlassen hat, kehrt zurück. Zusammen mit der Erinnerung an das, was nach der Bestrafung in den Kerkern der Akademie folgte. Wie Asher mich härter und tiefer nahm als irgendjemand zuvor, wie das Paarungsband zwischen uns mit brennender Intensität aufflammte.
„Sam?“
Ich blinzle Jake an, der plötzlich neben mir steht, wobei ich sehe, dass sich seine Züge vor Sorge verzogen haben.
„Mir geht es gut“, sage ich und halte mein Gesicht in den kühlen Wind, um die Wellen der Erregung, die mich durchströmen, zu beruhigen. Die kühle Luft streift meine Haut und trägt das Geflüster von raschelnden Blättern und noch etwas anderes mit sich. Irgendetwas – irgendjemand – ist hier. Ich werde von dem Gefühl, beobachtet zu werden, ergriffen. Ich drehe mich um und schiebe Jake hinter mich, während mein Herz zu rasen beginnt.
Kitten schießt zwischen den Bäumen hervor und fliegt direkt auf mich zu, seine Panik schießt durch die Verbindung zwischen uns. Der Jemand ist nicht hinter mir und Jake her, sondern hinter Kitten.
Nein. Flieg hoch, rufe ich Kitten über unsere Verbindung zu und benutze meine Magie, um das Bild eines Drachens zu zeichnen, der zu den Wolken aufsteigt.
Kitten zögert ein paar Meter von mir entfernt. Er reckt den Kopf hoch. Seine Flügel bewegen sich kraftvoll und befördern ihn in die Höhe, sodass er nur knapp den Zähnen eines Tigers entgeht, der zwischen den Bäumen hervorgesprungen ist. Das Tier springt, schnappt in die Luft, bevor es sich dreht und sauber auf allen Vieren landet. Der Tiger entblößt seine Zähne, während sich seine grünen Augen auf mich richten.
Instinktiv strecke ich meine Arme aus und versuche, den Tiger mit meiner Magie auf Abstand zu halten. Jetzt, wo ich das Tier besser sehen kann, erkenne ich, dass das Raubtier nicht ausgewachsen ist. Ein bisschen weicher Flaum um die Ohren und am Kopf lassen es wie ein Jungtier aussehen.
„Seine Mutter könnte in der Nähe sein“, warne ich Jake und halte meine Magie bereit, um alles und jeden zu verscheuchen, der auf die Idee kommen sollte, sich uns zu nähern. Wir sind nicht in der Lage zu fliehen, aber mit meiner Magie müssen wir das vielleicht auch gar nicht. „Bleib in der Nähe.“
Der Tiger schnaubt, dann scharrt er mit den Pfoten auf dem Boden und kauert sich hin. Er richtet seine Augen nach oben … wo mein Stinker von einem Drachen flattert und knapp außerhalb der Reichweite des Tigers vorbeifliegt. Kitten richtet sich auf und stößt einen Feuerstrahl in die Luft, dessen Flammen wie eine Siegesfahne wehen.
„Lass uns von hier verschwinden, bevor die Freunde und die Familie des Tigers auftauchen.“ Meine Hand schließt sich um Jakes Handgelenk, als der kleine Drache eine weitere Siegesrunde dreht und beinahe einen Waldbrand auslöst. „Ich werde Kitten umbringen.“
„Ich würde gerne sehen, wie du es versuchst“, verkündet plötzlich eine Stimme, die zwischen den Bäumen hervordringt, wo ein etwa sechzehnjähriger Junge ins Freie tritt. Mit seinen langen Ohren, den eisblauen Augen und den zerzausten blonden Haaren hat er etwas Wildes an sich – vor allem, wenn man bedenkt, dass er mit einer weichen schwarzen Lederhose und einer ärmellosen Tunika bekleidet ist, wo man seine Messer sehen kann. „Wenn du auch nur einen Finger an sie legst, reiße ich dich in Stücke.“ Er hat einen sanften, rollenden Akzent, der ihn leicht wie Cassis klingen lässt. Wie etwas, das ich noch nie gesprochen gehört habe.
„Sie?“, echauffiere ich mich, wobei sich mein Blick wieder auf den Tiger richtet und meine Magie wieder aufflammt. „Dieses Kätzchen meinte ich gar nicht. Ist sie dein Haustier?“
„Was?“ Der Junge schnaubt. „Nein. Das ist meine Schwester. Autumn. Du bist gerade durch das Portal nach Talon gekommen, nicht wahr? Du siehst aber nicht so aus, als wärst du von Lunos. Ich nehme also an, dass du von Terra bist?“
Lunos? Terra?
Kitten wählt genau diesen Moment, um wieder aufzutauchen, stürzt sich in den Tiefflug und schafft es, die Nase des Tigers mit der Spitze seines Flügels zu treffen, bevor er sich wieder in die Lüfte schwingt. Der Tiger heult auf, und Licht blitzt um das Tier herum auf, als es sich in eine junge Frau mit einer blutenden Nase verwandelt. Sie scheint etwa so alt zu sein wie ihr Bruder, doch damit enden die Ähnlichkeiten. Mit ihren funkelnden grünen Augen und dem feuerroten Haar trägt Autumn ihre Neugier so stark zur Schau, wie ihr Bruder einen Schal der Dunkelheit um sich trägt.
Der Junge stellt sich vor seine Schwester und starrt Jake und mich an. „Was starrt ihr zwei so?“
Jake reißt seine Hand aus meinem Griff und stellt sich vor mich. „Halt die Klappe, oder mein Drache röstet dich“, knurrt Jake. „Wo habt ihr Trottel eigentlich diese Klamotten her – aus dem verdammten Zirkus?“
„Was hast du gerade gesagt, Kleiner?“ Der fremde Junge richtet sich zu seiner vollen Größer auf und macht einen Schritt auf Jake zu.
„Bist du etwa taub?“ Ich kann sehen, wie der Puls an Jakes Hals heftig schlägt – obwohl sonst nichts an seinem Äußeren seine Angst verrät. Keine Schwäche zu zeigen ist ein Mantra für Kinder in Pflegefamilien.
Bevor ich reagieren kann, holt der Junge mit der Faust aus und zielt auf Jake. Autumn stürzt sich dazwischen und reißt ihren Bruder zurück und zu Boden, bevor dieser Jake treffen kann. „Hör auf, so ein Mistkerl zu sein, Kai. Er ist doch nur ein Junge.“
Der Junge spuckt Dreck aus. „Fahr zur Hölle“, knurrt er und mustert erst seine Schwester, dann uns alle, bevor er zwischen den Bäumen verschwindet.
Autumn wischt sich das Blut, das ununterbrochen aus ihrer Nase läuft, mit dem Handrücken weg, seufzt und bindet ihr rotes Haar zu einem Pferdeschwanz zurück. „Es tut mir leid. Kai ist … Nun, er ist Kai. Ich bin Autumn. Tut mir leid, wenn wir euch erschreckt haben und so. Ich habe noch nie einen echten Drachen gesehen“, sagt sie so schnell, dass ich kaum mithalten kann. Sie schnuppert an der Luft, und ich tue es ihr gleich, wobei ich plötzlich einen zunehmend schwefelartigen Geruch wahrnehme. „Wenn ich es mir recht überlege, sollten wir vielleicht woanders weiterreden.“
Als ich zu der Lichtung zurückblicke, auf der Jake und ich vor ein paar Stunden diese Welt betreten haben, sehe ich, wie die Luft zu flimmern beginnt und verdichtet, und ein leises, krächzendes Geräusch durch die Luft schallt.
„Kommt“, befiehlt Autumn in einer Art und Weise, die klar macht, dass sie erwartet, dass man ihr gehorcht. „Das Portal ist aktiv. Jemand kommt hindurch.“
Eine Welle der Erleichterung durchströmt mich, als sich die sich verändernde Luft auf der Lichtung zu einem blaugrünen Schimmer verdichtet, der die gleiche Struktur hat wie das silberne Tor, durch das Jake und ich gekommen sind. „Wir warten auf unsere Freunde“, sage ich Autumn und trete näher an das sich bildende Portal heran.
„Da würde ich nicht hingehen“, warnt Autumn. Bevor ich über ihre Worte nachdenken kann, blitzt ein Licht um sie herum auf, und ein mir nun vertrauter junger Tiger blinzelt mich mit seinen grünen Augen an.
„Ich muss sehen, ob sie das sind“, sage ich.
Die große Katze lässt ihren Schwanz zucken, bevor sie Jake und mich stehenlässt, wobei sie ihrem Bruder in den Wald folgt.
Ich ziehe Jake mit mir hinter eine Gruppe dicker Bäume und suche mir einen Platz, von dem aus ich die Lichtung im Blick behalten kann, wobei ich mich außer Sichtweite halte, bis wir sicher sein können, dass meine Männer allein durch das Portal kommen. Das krächzende Geräusch wird von Sekunde zu Sekunde lauter, bis es mit einem Knallverstummt und das schimmernde Portal wie eine große zweidimensionale Gelschicht Gestalt annimmt. Wenige Sekunden später treten drei männliche Personen hindurch.
Und es sind ganz sicher nicht meine Männer. Die drei Gestalten, die hindurchtreten, tragen schwarze Uniformen, haben spitze Ohren und tragen lange Schwertern an der Seite, der letzte der drei zieht an einem Seil. Immer mehr von dem Seil kommt durch das Portal und damit immer mehr Menschen, die daran festgebunden sind. Im Gegensatz zu den Fae-Männern sehen die Gefangenen deutlich menschlich aus, wenn auch wie aus einem historischen Film. Sie tragen lange, grob gearbeitete Tuniken in farblosen Tönen, mit ausgefransten Säumen, schwere Schatten liegen unter ihren leeren Augen.
Mein Mund wird trocken, meine Magie pulsiert in mir, während Jake und ich uns so lautlos wie möglich in das dichte Unterholz zurückziehen. Das Bedürfnis, Abstand zwischen uns und die Sklavenhändler zu bringen, legt sich wie eine Fessel um meine Brust. Sobald wir einige Dutzend Meter zurückgelegt haben, drehen wir um und rennen los, als wäre der Teufel hinter uns her.
„Hier entlang!“ Autumn taucht neben uns zwischen den Bäumen auf, und ich kann mich gerade nur knapp davon abhalten, meine Magie auf sie zu schleudern.
Ohne eine zweite Aufforderung zu benötigen, folgen wir dem Mädchen, das sich sofort wieder in einen Tiger verwandelt und sich mit deutlich mehr Leichtigkeit durch das Gebüsch bewegt als Jake und ich. Wir bleiben nicht stehen, bis mindestens drei Kilometer Wald zwischen uns und der Lichtung des Portals liegen, und meine Lungen so sehr brennen, dass ich kaum noch atmen kann. Neben mir hält Jake Schritt, obwohl ich mir sicher bin, dass nur die Angst ihn davor bewahrt, zusammenzubrechen. Als Autumn schließlich vor einem Höhleneingang stehenbleibt, sinken Jake und ich auf die Knie und ringen nach Luft.
„Du hättest sie nicht herbringen sollen“, brummt Kai, als er am Höhleneingang erscheint und seine Schwester ansieht. „Man hätte euch folgen können.“
„Wir wurden aber nicht verfolgt“, entgegnet Autumn. „Die Sklavenhändler waren zu sehr damit beschäftigt, ihre Ware zu bewachen, als dass sie uns bemerkt hätten.“
„Nun, man hätte euch trotzdem verfolgen können.“ Trotz seines finsteren Blicks tritt Kai zur Seite und lässt uns in ihren provisorischen Unterschlupf mit einer kleinen Feuerstelle in der Mitte und ein paar Schlafplätzen aus Gras. Kai holt einen Feuerstein heraus und unternimmt mehrere Versuche, ein Feuer zu entfachen, bevor Autumn ihre Hand in Richtung des Holzes ausstreckt und das Ding anzündet.
Mein Herz setzt einen Schlag aus. „Du bist eine Hexe?“, frage ich. Nach allem, was ich in Talonswood erfahren habe, sollte ich eigentlich die Einzige sein. Anscheinend hat jemand ein paar Dinge in meiner Ausbildung ausgelassen.
Autumn sieht mich stirnrunzelnd an. „Wie aus den Kindergeschichten? Ich habe schon vor fünf Jahren aufgehört, daran zu glauben. Ich habe nur eine Feueraffinität, das ist alles. Was macht ihr beide überhaupt im Räuberwald?“
„Wir sind eher zufällig hier gelandet. Wir sind sozusagen als letzten Ausweg durch das Tor gekommen, ohne zu wissen, wohin es uns in Talon führen würde“, sage ich. „Ich bin Samantha, und das ist Jake. Und wer seid ihr genau?“
Das Mädchen macht eine halbe Verbeugung vor mir. „Prinzessin Autumn von Lunos, Thronfolgerin von Slait, Tochter von Königin Lera. Der Trottel da drüben ist mein Zwilling, Kai. Und wir sind nach Talon gekommen, um einen unserer Väter zurückzuholen.“
Einen Moment lang kann ich nur staunen, mein Verstand scheint sich zu drehen. Ein Teil von mir ist immer noch damit beschäftigt, die Tatsache zu verarbeiten, dass es neben meiner Welt noch eine zweite Welt namens Talon gibt, und jetzt noch eine dritte: Lunos, die ebenfalls von unsterblichen, schwertschwingenden Fae bevölkert wird – aber offenbar mit einer ganzen Reihe von Komplikationen.
Selbst in groben Zügen dauert es länger als Kais und Jakes Geduld es mitmacht, unsere neuen Gefährten darüber aufzuklären, wie wir hierhergekommen sind. Da Autumns Bruder in der Gegend patrouilliert und Jake sich zum Schlafen in einer Ecke der Höhle zusammengerollt hat, unterhalte ich mich nur mit Autumn.
„Eure Welt – ähm, Lunos – hat also dasselbe Entführungsproblem wie wir?“, frage ich und versuche immer noch, die neuen Informationen zu verarbeiten, während Autumn das Feuer schürt. Ich denke über die Tatsache nach, dass Talon ein Knotenpunkt von mindestens zwei Welten ist, vielleicht sogar mehr.
Kitten, der sich auf meinem Schoß zusammengerollt hat, schnurrt leise.
Autumn nickt. „Es fing vor etwa einem Jahr an. Die Schutzwälle, die die Magie von der menschlichen Seite von Lunos fernhalten, sind schon seit einer Weile verfallen, aber wir haben nie bemerkt, dass dieser Ort existiert, bis die Menschen zu verschwinden begannen.
