Trident Rescue: Feindlicher Kontakt - Alex Lidell - E-Book

Trident Rescue: Feindlicher Kontakt E-Book

Alex Lidell

0,0
5,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Ein mächtiger CEO. Eine Frau, die angeheuert wurde, um ihn zu Fall zu bringen. Eine Wahrheit, die alles in Gefahr bringt … Eli Mason ist viele Dinge. Mächtiger CEO. Ehemaliger SEAL. Beschützer. Anführer. Unheimlich sexy. Ein Mann, der auf die harte Tour gelernt hat, seine Wunden zu verbergen. Der Mann, den zu vernichten ich beauftragt wurde. Meine Aufgabe als kognitive Psychologin ist es, hochrangige Führungskräfte zu evaluieren. Zu helfen, Tyrannen in die Knie zu zwingen. Das ist genau das, worum mich der Vorstand von Mason Enterprises gebeten hat. Ganz einfach. Eli Mason ist genau das, was ich erwartet habe. Wohlhabend, egozentrisch und nicht im Geringsten zur Kooperation bereit. Darüber hinaus ist er so gutaussehend, dass mir schwindlig wird. Als jedoch ein Jäger es auf mich abgesehen hat, tritt Eli auf den Plan, um mich zu beschützen. Und er vertraut mir. Das sollte er nicht. Ich wurde angeheuert, um ihn zu Fall zu bringen, aber jetzt bin ich diejenige, die fällt …

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2025

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



FEINDLICHER KONTAKT

TRIDENT RESCUE BUCH 2

A.L LIDELL

Übersetzt vonEVA KELLY

Copyright © 2022 by Alex Lidell

Alle Rechte vorbehalten. Abgesehen von den im U. S. Copyright Act von 1976 vorgesehenen Ausnahmen darf diese Publikation weder als Ganzes noch in Auszügen in irgendeiner Form oder auf irgendeine Weise ohne vorherige schriftliche Genehmigung des Herausgebers vervielfältig, verbreitet, übertragen oder in einer Datenbank oder einem System zur Informationsrückgewinnung (Retrieval-System) gespeichert werden.

Bearbeitet von Linda Ingmanson

Aus dem Englischen von Eva Kelly

Lektoriert von Mona Schmidt

Umschlaggestaltung: Deranged Doctor Design

Dieses Buch ist ein fiktives Werk. Namen, Personen, Organisationen, Orte, Ereignisse und Begebenheiten entstammen der Fantasie der Autorin oder werden fiktiv verwendet. Jede Ähnlichkeit mit tatsächlichen lebenden oder verstorbenen Personen oder tatsächlichen Ereignissen ist rein zufällig.

Kein Teil dieses Werkes darf ohne schriftliche Genehmigung des Herausgebers in irgendeiner Form oder auf irgendeine Weise vervielfältigt oder in einem System zur Informationsrückgewinnung (Retrieval-System) gespeichert werden, sei es elektronisch, mechanisch, durch Fotokopie, Aufzeichnung oder auf andere Weise.

Alex Lidell

Massachusetts, United States of America

www.alexlidell.com

[email protected]

Bitte kaufen Sie nur autorisierte elektronische Exemplare und beteiligen Sie sich nicht an oder fördern Sie nicht die elektronische Piraterie urheberrechtlich geschützter Materialien.

Urheberrecht © 2025 von Alex Lidell

Alle Rechte vorbehalten.

Kein Teil dieses Buches darf in irgendeiner Form oder mit irgendwelchen elektronischen oder mechanischen Mitteln – einschließlich Informationsspeicherungs- und -abrufsystemen – ohne schriftliche Genehmigung der Autorin vervielfältigt oder weitergegeben werden, außer in Form kurzer Zitate in einer Buchrezension.

Dieses Buch ist ein Werk der Fiktion. Namen, Figuren, Schauplätze, Ereignisse und Begebenheiten (ob in gegenwärtigem oder historischem Kontext) entspringen der Vorstellungskraft der Autorin und dienen der fiktiven Darstellung. Ähnlichkeiten mit realen Personen, Orten oder Geschehnissen sind rein zufällig.

INHALT

1. Dani

2. Eli

3. Dani

4. Dani

5. Eli

6. Dani

7. Dani

8. Eli

9. Dani

10. Dani

11. Eli

12. Eli

13. Dani

14. Dani

15. Eli

16. Dani

17. Eli

18. Dani

19. Eli

20. Dani

21. Eli

22. Dani

23. Dani

24. Eli

25. Dani

26. Eli

27. Brock

28. Dani

29. Eli

30. Dani

31. Dani

32. Eli

33. Dani

34. Eli

35. Dani

36. Eli

37. Dani

38. Eli

39. Dani

40. Epilog

Other books NO Links

Über den Autor

DANI

„Kann ich Ihnen helfen?”, fragt mich der Rezeptionist hinter dem elfenbeinfarbenen Empfangstresen im Mason Tower, während er sich erhebt, um mich zu begrüßen. Er hat eindeutig mehr Produkte im Haar, als ich benutze.

„Ja, ich bin Danielle Nelson, die Gutachterin für Führungskräfte“, sage ich und lege meine Visitenkarte auf den Tresen. „Ich habe einen Termin mit Madison Mason.“

„Natürlich, ich werde Sie ankündigen.“

Während der junge Mann mich anmeldet, setze ich mich in einen der Ledersessel im Empfangsbereich. Ich schaue mich in der Lobby im neugriechischen Stil um und frage mich, ob ich einen großen Fehler mache, weil ich hier bin. Ich bin Expertin für die Beurteilung von Führungskräften und helfe meinen Kunden herauszufinden, wie geeignet ihre Führungskräfte tatsächlich für ihre Jobs sind. Ist der potenzielle neue CEO mental und emotional stabil genug, um dem Stress standzuhalten? Kann er den Anforderungen standhalten? Hat der aggressive Sicherheitschef tief sitzende Vorurteile? Wird sich der plötzliche Ruhm eines Schauspielers negativ auf seine Arbeitsmoral oder sein Engagement auswirken? Als Psychologin finde ich diese Arbeit faszinierend. Als jemand, der in der Highschool vergewaltigt und dann letzten Monat von jemanden angegriffen wurde, den ich bewerten sollte, bin ich mir nicht sicher, ob ich das noch länger machen kann. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob ich es noch tun sollte.

„Sie können direkt hochgehen, Miss Nelson“, erklärt der Rezeptionist fröhlich. „Das Büro von Miss Mason ist im einundzwanzigsten Stock. Fahren Sie einfach bis ganz nach oben.“

Ich greife nach meiner Umhängetasche und durchquere die Lobby. Mein Spiegelbild hält in den Glaswänden mit mir Schritt. Glücklicherweise ist der Aufzug, der sich mit einem Ping für mich öffnet, ebenfalls aus Glas. Vor einem Monat - das heißt, bevor Brock Talbot, ein CEO, mich angegriffen hat - hätte ich mir keine Gedanken über Aufzüge gemacht, aber jetzt ist es anders. Obwohl Talbots Übergriff nicht sexueller Natur war, hat die Gewalt an sich zu viele Dämonen in mir geweckt. Fakt ist, dass ich mich jetzt in engen Räumen so unwohl fühle, dass selbst dieser Fahrstuhl in mir Erinnerungen an den Schrank, in dem ich vor all den Jahren von dem High-School-Senior festgehalten wurde, hochkommen lässt.

Ich atme tief durch, um mein rasendes Herz zu beruhigen, drücke den Knopf für den einundzwanzigsten Stock und spüre, wie sich langsam eine Entscheidung in mir formt. Egal, was für einen Job Mason Enterprises mir auch anbietet, ich werde ihn ablehnen müssen. Ich brauche eine Pause. Vielleicht nicht für immer, aber zumindest für eine Weile. Ich möchte mich nie wieder in einen Aufzug zwingen müssen. Einundzwanzig Stockwerke sind nichts, was ich nicht zu Fuß bewältigen kann.

Ich versuche, tief und regelmäßig zu atmen und konzentriere ich mich auf das beeindruckende Gebäude. Das Herz dieses New Yorker Wolkenkratzers ist ein offener Lichthof mit echten Obstbäumen auf jeder Etage und blühenden Lianen, die die Etagen miteinander verbinden. Als der Aufzug mich in dem Penthouse herauslässt, das Tageslicht aus den Oberlichtern erhält, wartet eine Frau in einem makellosen, taubengrauen Donna-Karan-Hosenanzug auf mich.

„Miss Nelson?“ Die Frau streckt mir die Hand entgegen. Aus irgendeinem Grund wird jeder Laut von ihr warm und bestimmt. Ihre grauen Augen passen zu ihrem Anzug. „Ich bin Madison Mason. Es ist schön, Sie kennenzulernen.“

„Bitte, nennen Sie mich Dani.“ Ich schüttle Madisons Hand und folge ihr in ihr Büro. Die Geschäftsführerin von Mason Petroleum, einem Tochterunternehmen von Mason Enterprise, ist Anfang fünfzig. Sie ist so schlank und hübsch wie alles in diesem Gebäude. Anstatt hinter ihrem Ahornschreibtisch Platz zu nehmen, setzt sie sich auf einen Plüschsessel direkt neben dem, den sie mir anbietet und lehnt sich zu mir herüber.

„Die Bäume und das Grün im Haus sind wunderschön“, stelle ich fest, weil es stimmt, aber auch, weil es gut ist, um das Eis zu brechen. Alles hier ist schön. Selbst die seltsamen Arbeitsmaterialien, die auf Madisons Schreibtisch verteilt sind, wirken angefangen mit einem Brief auf goldgeprägtem Briefpapier von Garibaldi Leasing bis hin zu einem blumenförmigen Briefbeschwerer, der sich in Richtung der Sonnenstrahlen zu öffnen scheint, die durch das Fenster hereinströmen, hochwertig. „Der Architekt muss ganz besonders sein.“

„Ich bin ein großer Befürworter grüner Initiativen“, erklärt Madison und nimmt ein Glas Wasser von einer jungen Frau entgegen, die gerade mit einem Tablett mit Erfrischungen aufgetaucht ist. Sie fordert mich auf, dasselbe zu tun. „Wir haben viel Begrünung auf unserem Dach, aber wir haben dort oben auch einige Gemüsegärten und eine Solaranlage, um unseren CO2-Fußabdruck zu verringern. Das hat unsere Effizienz um das Fünffache gesteigert und unsere Energierechnungen gesenkt. Es ist also eine Win-Win-Situation. Sind Sie ein Naturmensch, Dani?“

„Tatsächlich ist meine Familie ein wenig naturbesessen“, entgegne ich, und es fällt mir sehr schwer, die Frau nicht zu mögen - was es noch schwieriger machen wird, den Job abzulehnen. „Ich habe quasi als ich gerade laufen konnte, angefangen zu wandern und zu klettern. Meine Familie hat Lebensmittel und Heilpflanzen angebaut. Meine Eltern hatten früher eine Apotheke mit Naturheilmitteln.“ Ich nehme einen Schluck Wasser, um nicht weiterreden zu müssen. Es war ein großes Unternehmen wie dieses, das dafür verantwortlich ist, dass sie schließen mussten. Ich will nicht, dass sich Bitterkeit in meine Stimme mischt. Madisons Unternehmen hat nichts mit Medizin zu tun und unternimmt offensichtlich einiges, um die Umwelt zu schützen.

„Wie schön.“ Madisons perfektes Lächeln ist unverändert. Entweder ist sie nicht sonderlich an meiner Antwort interessiert oder sie wusste das bereits über mich.

Ich rutsche unbehaglich hin und her und wünsche mir, dass wir zur Sache kommen. Auch wenn ich nicht länger zur Verfügung stehe, halte ich es für höflich, ihr zuzuhören. Manchmal erfordern Probleme keine vollständige Bewertung. Wenn meine Beratung nicht ausreicht, kann ich vielleicht jemand anderen für die Aufgabe empfehlen. „Warum haben Sie mich angerufen, Miss Mason?“

„Ich habe Sie nicht angerufen. Der Vorstand von Mason Enterprises hat Sie angerufen.“ Sie lächelt unbehaglich. „Ich möchte, dass das von Anfang an klar ist.“

„Ist es Ihnen nicht recht, dass ich hier bin?“

„Ganz und gar nicht. Es ist nur so, dass die Situation ziemlich heikel ist.“

Das ist sie immer. Ich nicke aufmunternd.

„Elijah, der Geschäftsführer einer unserer Außenstellen im Denton Valley - Mason Pharmaceuticals – zeigt ein Verhalten, das wir als problematisch erachten. Er scheint nicht zu verstehen, dass es nicht immer nur ums Geld gehen kann und dass es schlecht fürs Geschäft ist, wenn man seinen Mitarbeiter und die Gemeinschaft ausnutzt.“ Madison schlägt die Beine übereinander. Die Diamanten in ihren Ohren reflektieren das Licht.

„Er beutet die Mitarbeiter aus, lässt sie schuften und schmeißt sie dann raus. Das passiert so häufig, dass die Personalabteilung seine Zweigstelle als Drehtür bezeichnet. Ich bin genauso daran interessiert, dass wir Gewinne machen, wie die anderen Vorstandsmitglieder … Aber nicht, indem wir Wohngebiete niederwalzen, um zu wachsen oder Mitarbeiter schikanieren, als wären sie, nun ja Rekruten in einem Boot-Camp. Das bringt uns zu einem weiteren Problem. Er kauft gerne ganze Straßenzüge auf. Die Menschen verlieren ihre Häuser, was auch unsere Arbeitnehmer betrifft. Es ist fast, als sähe er es als unsere Aufgabe an, die Zahl der Arbeitslosen und Obdachlosen zu erhöhen. Es ist, als sei es sein Hobby. Ein Hobby, dem er ohne Rücksicht auf Verluste nachgeht.“

„Unterm Strich befürchte ich, dass Elijahs Werte nicht mit denen von Mason Enterprises übereinstimmen und er mit seinem Verhalten das Unternehmen in Gefahr bringen wird. Aber wie Sie sich vorstellen können, reicht ein Gefühl nicht aus. Der Vorstand braucht Fakten für Entscheidungen. Aber ...“

„Ein psychologisches Gutachten, das diese Führungskraft als Belastung bezeichnet würde ausreichen“, beendete ich für sie. Ich zucke mit den Schultern. Dieser Elijah klingt wie ein Mann, der entthront werden muss, aber ich bin keine Frau, bei der der Zweck die Mittel heiligt, selbst wenn ich bereit wäre, einen weiteren Fall zu übernehmen. „Ich will ehrlich sein, Miss Mason, ich bin keine Söldnerin, die nach Dreck sucht. Es gibt ein paar Privatdetektive, die ich Ihnen empfehlen könnte. Wenn Sie nur bereit sind, eine negative Bewertung zu akzeptieren, kann ich diesen Job keinesfalls übernehmen. Dem stimme ich in keiner Form zu.“

Madison ist durch meine Worte nicht entmutigt, sondern lächelt mich noch breiter an. „Sie sind genauso professionell, wie ihre Referenzen es mich haben erwarten lassen, Dani. Ich wünsche mir, dass ich mich irre. Es wäre mir lieber, dass das Ergebnis ist, dass Elijah ein vernünftiger Mann ist und es sich bei all diesem Chaos nur um ein Missverständnis handelt. Wissen Sie, das ist der heikle Teil – Elijah ist nicht nur der CEO eines Tochterunternehmens, der mir Bauchschmerzen bereitet, er ist auch mein Sohn. Und ich bin ...“ Zum ersten Mal, seit ich Madison kenne, weicht ihre perfekte Gelassenheit einem kleinen Zucken.

„Ich befürchte, dass er etwas tun wird, was wir alle bedauern werden. Nicht nur aus geschäftlicher Sicht. Schon als Kind hatte er einen Hang zur Gewalt und hat gemobbt. Ich hatte die Hoffnung, dass eine Militärschule ihm dabei helfen würde, zu lernen, gesunde Grenzen zu setzen und die Disziplin ihn auf den rechten Weg bringen würde, aber das ist nach hinten losgegangen. Er hat zwar beim Militär gedient, aber als er aus dem Einsatz zurückkehrte und die Leitung von Mason Pharmaceuticals übernahm, wurde er … Es ist mir unangenehm, das über mein eigenes Fleisch und Blut zu sagen … Er ist zu einem absoluten Tyrannen geworden. Ich glaube, dass die Mentalität des Militärs, die verlangt, dass man die Klappe hält und das Geld und die Macht, die er dank Mason Enterprises hat, für manche Menschen durchaus eine schlimme Kombination sein kann. Und Eli ist einer dieser Menschen.“

Eine vertraute Welle des Grauens überschwemmt mich. Es fühlt sich an wie ein Deja Vu. Ein herrschsüchtiger Mann, der glaubt, dass seine Position und sein Geld ihn dazu berechtigen, zu tun, was er will. Offen gesagt, Eli klingt wie ein weiterer Talbot - und dieser Bastard schickt mir bis heute Drohbriefe.

Ich räuspere mich. „Es tut mir sehr leid, dass Sie Schwierigkeiten mit Elijah haben, aber ...“

Bevor ich meinen Satz beenden kann, nimmt Madison einen Notizblock vom Tisch, schreibt eine Zahl auf das oberste Blatt und reicht es mir. „So viel ist es mir wert, dass Sie den Job übernehmen, Dani, wenn Sie ihn möchten.“

Die vielen Nullen hinter der Zahl bringen mich zum Blinzeln. Das ist mehr, als ich je zuvor mit einem Job verdient habe. Die Summe ist so hoch, dass der Betrag ausreichen würde, die Zwangsvollstreckung des Hauses meiner Eltern abzuwenden, meine Studienkredite abzubezahlen und dafür zu sorgen, dass meine kleine Schwester Ambers zum College gehen kann. Alles, was ich machen muss, ist meinen Job. Dafür muss ich allerdings irgendwie wieder auf die Beine komme. Das Rückgrat, das Talbot mir genommen hat, wiederfinden. Ich sehe Madison an. Es scheint, als würde sie zwischen zwei Stühlen sitzen. Wyrd. Ist durch das, was Talbot mir angetan hat, so viel in mir kaputtgegangen, dass ich diesen Job nicht übernehmen kann? „Wyrd“, murmle ich.

„Ist ‚wyrd‘ gut oder schlecht?“, erkundigt sich Madison höflich.

Ich blinzle sie an und kann mir ein reumütiges Lächeln nicht verkneifen. „Wyrd?“ Ich spreche es langsamer aus, damit es wie „Wort“ klingt. „Das ist eine Art Schimpfwort aus dem Altdeutschen, das ich irgendwo aufgeschnappt habe.“

„Ah.“ Sie lächelt wieder und die Stille um uns herum kehrt zurück.

Ich weiß immer noch nicht, was ich sagen soll.

„Ich verstehe, dass dies wie eine Einladung zu einem Familienstreit erscheinen mag“, sagt Madison entschuldigend. Es ist, als würde sie mein Unbehagen spüren. Nein, wir sollten es beim Namen nennen, wenn, dann spürt sie meine Feigheit. „Aber es betrifft nicht nur uns beide. Es betrifft viele Unschuldige, an die man denken muss und …“

„Das ist nicht das Problem, Ma'am.“ Das Problem ist, dass dort, wo eigentlich mein Rückgrat sein sollte, gegenwärtig nur schlimme Erinnerungen sind. Ich setze mich aufrechter hin und komme zu der Entscheidung, dass ich nicht zulassen werde, dass die Erinnerung an einen Mann aus meiner Vergangenheit zwischen mir, meiner Arbeitsmoral und dem Wohlergehen meiner Familie steht. „Ich befürchte nur, dass Elijah sich nicht von mir bewerten lassen wird. Ein psychologisches Gutachten ist nicht wie eine Blutabnahme, für die man den Patienten im Zweifel fixieren kann. Ich muss mit ihm in den Diskurs gehen. Ich muss ihn beobachten. Für mein Gutachten brauche ich viele Informationen und offengesagt ist das nicht immer angenehm. Wenn ich Elijah wäre, würde ich mich einfach weigern, mitzuarbeiten.“

Sie lacht. „Das würde ich auch. Glücklicherweise schreibt die Satzung von Mason Enterprise vor, dass sich alle leitenden Angestellten auf Verlangen des Vorstands einer psychologischen Eignungsbeurteilung unterziehen müssen, andernfalls riskieren sie ihre Entlassung. Ich habe natürlich mit dem Vorstand gesprochen, bevor ich Sie eingeladen habe und mir die Zustimmung geholt. Elijah ist alles, aber nicht dumm. Er wird kooperieren. Zumindest wird er so tun, als würde er das. Ich kann Ihnen nicht garantieren, dass er nicht nach Strich und Faden lügen wird.“

„Ich wäre schockiert, wenn er nicht lügen würde“, erwidere ich und bin stolz darauf, wie selbstbewusst ich klinge. Mein Herzschlag beschleunigt sich leicht, als mir klar wird, dass ich diesen Job annehmen und all meine Energie in ihn stecken werde. „Es ist Teil meines Jobs, genau damit umzugehen. Nun, es scheint, als würde ich nach Denton Valley reisen.“

Auf Madison Masons makellos geschminktem Gesicht breitet sich ein Lächeln aus. Ich stehe auf und mache einen Schritt zurück, während sie sich erhebt. Als ich einen Schritt zurücktrete, berührt sie meinen Unterarm. Ihre Finger drücken sich in meine Haut. „Sie sollten wissen, dass ich meinen Sohn liebe“, sagt sie sanft. „Aber er hat eine grausame Ader. Er nutzt seinen Titel und seine Position gerne aus, um seine Macht über andere zu legitimieren. Bei der Überwachung der Entwicklung von Medikamenten und Heilmitteln können wir jemanden allerdings nicht gebrauchen. Der Weg heiligt nicht immer die Mittel, manchmal braucht es ein wenig Mitgefühl.“

Ich halte ihre Hand und drücke sie sanft. „Ich werde tun, was ich kann.“

„Da ist noch etwas“, sagt Madison. „Das mag wie Haarspalterei erscheinen, aber es ist wichtig. Ich hätte gern Ihr Wort, dass niemand, vor allem nicht Elijah, jemals erfahren wird, dass wir uns getroffen haben.“

Ich runzle die Stirn. „Sie wollen, dass ich Elijah einen Evaluierungsauftrag des Vorstandes vorlege und gleichzeitig behaupte, dass ich nie jemanden von Mason Enterprises getroffen habe?“

„Nein, nein, natürlich nicht.“ Madison lacht. „Ich möchte einfach nicht, dass bekannt wird, dass ich das Vorstandsmitglied bin, mit dem Sie sich getroffen haben. Ich bin seine Chefin, aber ich bin auch seine Mutter. Wie ich schon sagte, das macht die Sache kompliziert.“

„Ich verstehe. Solange ich über die korrekte Dokumentation verfüge, gibt es keine praktische Notwendigkeit, die Details offenzulegen.“

„Ich kann mich also auf Sie verlassen?“, will Madison wissen.

„Ja“, versichere ich ihr. „Sie können sich auf mich verlassen.“

ELI

Die Knöchel übereinandergeschlagen lehnte sich Eli Mason mit einem Quietschen in seinem schwarzen Chefsessel zurück, während Liams Stimme über die Freisprechanlage ertönte und vom Junggesellenabschied am Vorabend berichtete. Die Freisprecheinrichtung war besonders praktisch, da Liam ohne die Videofunktion nicht sehen konnte, wie Eli den letzten Finanzbericht durchging, während sie miteinander sprachen. Es war nicht so, als wären Elis Kumpel lange Arbeitstage fremd, aber manchmal ging es mit ihm durch und wüsste er es, gäbe das sicherlich eine Standpauke.

„Die Jeans deiner brünetten Freundin sah aus, als sei sie ihr auf den Leib geschneidert worden“ Liams Stimme hatte einen bewundernden Unterton. „Ich war mir nicht sicher, ob du sie ihr ausziehen kannst oder sie herausschneiden musst.“

Wie wahr. Es war eine ziemliche Herausforderung gewesen. „Kein Kommentar.“

„Nicht nötig. Sie hatte ihre Zunge schon in deinem Hals, bevor ihr aus dem Vault gegangen seid.“ Liam kicherte, als er das sagte. Es war keine Lüge. Kiki … Oder war ihr Name CeeCee? Jedenfalls war sie gut drauf gewesen. Ziemlich gut sogar. North Vault, der Club, der Liam gehörte, war der perfekte Ort, um Frauen aufzureißen. Oder wie in Elis Fall gestern Abend, um von Frauen aufgerissen zu werden. Er hatte jede verfickte Minute davon genossen. Die Betonung lag auf „ficken“.

Leider hatte Kiki … oder CeeCee … nach ein paar schweißtreibenden Stunden in der Horizontalen die teuren Ledermöbel im Wohnzimmer und die dicke Kaschmirdecke, die der Innenarchitekt über die Lehne des Sofas geworfen hatte, bemerkt und angefangen, über das nächste Mal zu reden. Als ihr Finger über seine Rolex-Uhr geglitten wär, die er noch immer am Handgelenk hatte, hatte Eli sie gar nicht schnell genug loswerden können. Aber das musste er Liam ja nicht auf die Nase binden.

„Sie war eine willkommene Abwechslung.“ Und mehr würde aus ihr auch nicht werden. Das war alles, was jede Frau jemals sein würde. Eli blätterte in seinem Bericht - einem detaillierten Begleitdokument zum Bauplan für ein neues Gewerbe- und Wohngebiet, das er in Angriff nehmen wollte, wenn es ihm gelingen würde, Garibaldi, dem Slumbesitzer, dem die Fläche derzeit gehörte, den Block abzujagen. Es war ein persönliches Projekt und Eli freute sich darauf, dem Bastard alles abzuluchsen, bevor einer der Mieter der sogenannten „Wohnungen“ im Krankenhaus landete. Verdammt, in einigen dieser Wohnungen gab es offen stromführende Drähte und dort lebten Kinder ... „Hör zu, Arschloch, nur weil Cullen heiratet, musst du nicht wie ein Teenager in meinem Privatleben herumschnüffeln.“

„Das tue ich nicht. Ich denke nur, du brauchst eine gute Nummer oder auch fünf“, sagte Liam gerade, als sich jemand an Elis Tür räusperte.

Eli legte auf und drehte sich um. Dort stand eine rothaarige Fremde, die jetzt kühn und ohne Einladung in sein Büro schritt. Ihm war weder ihr herzförmiges Gesicht noch das blasse Jadegrün ihrer Augen bekannt. Er fand, dass sie in ihrer gebügelten hellbraunen Anzugjacke und ihrem Bleistiftrock und wie sie hochmütig in den Raum schritt einfach atemberaubend wirkte, aber das spielte keine Rolle. Was zählte, war, dass sie offenbar ohne jede Schwierigkeit an seiner verdammten nutzlosen Praktikantin vorbeigekommen war.

„Ich hoffe, dass Sie eine Stripperin sind“, informierte Eli die Frau und setzte sich aufrecht hin. „Denn das ist der einzige Umstand, bei dem ich mich freuen würde, Sie unangemeldet hier zu sehen.“

„Definitiv keine Stripperin.“ Die Frau griff in ihre Handtasche, zog einen Umschlag mit dem Siegel des Vorstands von Mason Enterprises heraus und reichte ihn ihm. „Ich bin Danielle Nelson.“

„Schade. Mir wäre es lieber, Sie wären eine Stripperin“, sagte Eli und ergriff den Umschlag.

Er wollte Zana, seine College-Praktikantin, umbringen. Sie hatte ihren Job nie gut gemacht. Er hatte versucht, ihr ihre Aufgaben zu erklären, woraufhin sie behauptet hatte, dass sie bereits alles Notwendige wusste. Nur dass sie tatsächlich keine ihrer Aufgaben wirklich erledigte. Dann hatte er versucht, ihr eine der besten Assistentinnen als Mentorin an die Seite zu stellen, doch Zana hatte sich geweigert, Anweisungen oder Ratschläge anzunehmen.

Inzwischen konnte er nichts anderes machen, als ihr mit Wut zu begegnen. Tief in seinem Inneren wusste er, dass er sie wahrscheinlich schon viel früher hätte feuern sollen, aber so wie er in diesem Alter hatte sie niemanden zu Hause, der sie zur Vernunft bringen konnte. Zana brauchte diesen Job und sie musste lernen, Verantwortung zu übernehmen. Er war noch nicht bereit, aufzugeben, egal wie sehr er sich danach sehnte, ihr den Hals umzudrehen. Nicht, dass er gegenwärtig die Zeit hatte, sich mit diesem Problem zu befassen.

Nicht solange der Rotschopf mit seiner umwerfenden Sanduhrfigur durch sein Büro schlenderte, als gehöre ihr der Laden. Sie beäugte die Weltkarte, die aus Steinen aus der Region hatte anfertigen lassen und die eine halbe Wand füllte, die Standuhr in der Ecke und nicht zuletzt die Pläne für sein Innenstadtprojekt, die auf seinem Schreibtisch lagen. Der aufmerksame Blick ihrer jadefarbenen Augen schien wie der eines Auktionators alles zu bewerten und er verspürte den plötzlichen Drang, sie augenblicklich von hier zu vertreiben.

„Werden Sie den Brief lesen?“, fragte sie schließlich.

Eli spielte mit dem Umschlag in seiner Hand und bemühte sich, seine aufsteigende Wut im Zaum zu halten. Die Grundregel war, dass niemand ohne seine ausdrückliche Erlaubnis sein Büro betreten durfte.

Wenn er nicht so wütend gewesen wäre, hätte er vielleicht über den Spruch lachen können, der ihm durch den Kopf ging. Verdammt, Zana, du hattest nur eine Aufgabe!

„Und?“, wollte die Frau erneut wissen.

„Sie sind diejenige, die in mein Büro geplatzt ist. Es wäre wohl das Mindeste, dass Sie mir sagen, warum.“

„Also gut.“ Red drehte sich zu ihm um und verschränkte die Arme unter ihren Brüsten. Ihre Finger waren lang und schlank. „Wie bereits gesagt, ist mein Name Danielle Nelson. Ich bin Psychologin und hier um Ihre Eignung im Namen von Mason Enterprises Geschäfte zu tätigen, zu beurteilen. In dem Schreiben, auf das ich Sie jetzt bereits mehrfach hingewiesen habe, finden Sie eine genaue Beschreibung meiner Befugnisse. Ich empfehle stets, dass die Person, über die ein psychologisches Gutachten angefertigt werden soll, sich mit den Richtlinien des Unternehmens vertraut macht. Viele denken zunächst, dass ein solches in ihre Privatsphäre einschneidet oder ich mir die Vorgaben einfach nur ausgedacht habe. Es wäre mir lieb, wenn Sie alle rechtlichen Fragen, die Ihrer Meinung nach in diesem Falle von Relevanz sind, mit dem Vorstand besprechen, bevor wir mit der Erstellung beginnen.“

Eli verenge die Augen zu schlitzen, öffnete den Umschlag und überflog den Inhalt es Schreibens, ohne ein Wort zu sagen. Seine Wut wurde mit jedem Wort, das er las, größer. Sie war nicht hier, um seine Geschäftspraktiken zu überprüfen. Nein, sie war hier, um ihn als Person zu beurteilen. Um eine Reihe von Tests durchzuführen, die feststellen sollten, ob er mental und emotional über die Kompetenzen verfügte, die er brauchte, um CEO von Mason Pharmaceuticals zu sein. Eine Position, die er bereits seit drei Jahren innehatte.

Was zum Teufel?

Er sah ungläubig auf und bemerkte, dass die Frau eine Augenbraue hochgezogen hatte, so als würde sie eine trotzige Antwort von ihm erwarten.

„Wir müssen keine Feinde sein, Elijah“, stellte sie unverfroren klar. „Tatsächlich wäre es anders schöner, denn wir werden in den nächsten Wochen viel Zeit miteinander verbringen. Vielleicht lernen Sie sogar etwas über sich selbst, das Ihnen in der Zukunft helfen kann, etwas, was Sie zu einer besseren Führungskraft macht. Habe ich etwas Lustiges gesagt?“

Eli schnaubte. „Ich freue mich nur bereits darauf, dass eine Seelenklempnerin mir dabei hilft, meine Führungsqualitäten zu verbessern. Wenn ich gewusst hätte, dass ich nichts weiter tun muss, als ein paar Wochen mit Ihnen zu verbringen, hätte ich die Jahre als Marineoffizier und SEAL überspringen können … Es hat sicher seinen Grund, dass man ein solches Geheimnis um Sie macht.“

Sie seufzte. „Elijah -“

„Mason.“

„Wie bitte?“ Zum ersten Mal, seit sie hereingekommen war, schien Red verblüfft zu sein.

„Meine Freunde nennen mich Eli. Sie können mich Mason nennen. Das ist mein Nachname. Ein Spickzettel, wie man ihn buchstabiert, hängt über dem Eingang des Gebäudes.“

„In Ordnung. Sie können mich Dani nennen.“ Sie warf einen Blick auf einen der Stühle und wartete offensichtlich auf eine Einladung, sich setzen zu dürfen. Er musste es wohl als Wunder werten, dass sie bisher noch nicht auf die Idee gekommen war, die Möbel nach ihrem Geschmack zu arrangieren.

Eli ignorierte ihren Blick. Ihm war ebenso wenig nach Höflichkeiten zumute wie nach einer Gehaltserhöhung für die Praktikantin Zana. Nachdem er das Schreiben des Vorstands überflogen hatte, wandte er sich mit seinem Stuhl dem Schreibtisch zu und las die Anweisung noch einmal genau durch. Unbewusst betätigte er dabei immer wieder den Drücker seines Kugelschreibers. Als er am Ende des Dokuments angelangt war und keine Schlupflöcher fand, verkrampfte sich sein Kiefer.

Eli schrie die Überbringerin der lächerlichen Nachricht nicht an, sondern drückte mit einer so kräftigen Daumenbewegung auf das Endes des Kugelschreibers, dass dieser in zwei Teile brach. Das knackende Plastik machte ein lauteres Geräusch, als er erwartet hatte und die Tinte spritzte über den Brief und die Manschette seines gestärkten weißen Oxford-Hemdes.

Danielle Nelson zuckte zusammen. Sie wurde blass.

Als Eli aufblickte und anstatt der Eiskönigin, die sich ihm bisher gezeigt hatte, eine verängstigte Frau wahrnahm, kühlte seine Wut augenblicklich ab. Er bedauerte, die Beherrschung verloren zu haben, dass allerdings ein zerstörtes Schreibgerät sie bereits so aus der Fassung bringen konnte, verhieß nichts Gutes für die kommenden Interaktionen zwischen den beiden.

Nicht, dass die beiden dank dieses unschönen Kennenlernens nicht sowieso schon auf dem falschen Fuß gestartet waren.

Es schien, als würde Dani sich innerlich vorbereiten und entschied sich schließlich ohne Einladung Platz zu nehmen. „A … Als Erstes…“, begann sie mit einem Zittern in der Stimme, bevor sie sich fing. „… werde ich Sie in den nächsten Wochen im Geschäftsalltag begleiten. Wir werden regelmäßig Gespräche führen und ich werde unangekündigt erscheinen, um sie zu beobachten. Den Mitarbeitern hier und der Öffentlichkeit gegenüber behaupten wir, dass ich als Stellvertreterin des Vorstands zugegen sein, so können sich alle sicher sein, dass der gute Ruf gewahrt wird. Haben Sie noch Fragen, Mister Mason?“

Dank seiner Zeit beim Militär gelang es Eli seine Gesichtszüge unter Kontrolle zu halten. All das hier war einfach nur falsch. Er war nicht nur der rechtmäßige Erbe von Mason Pharmaceuticals, schließlich hatte sein verstorbener Großvater ihm diesen Teil des Unternehmens in seinem Testament hinterlassen, sondern hatte sich nicht zuletzt im Militäreinsatz bewiesen und seinen Scharfsinn unter Beweis gestellt.

Unter seiner Führung hatte dieser Zweig mehr als fünfundzwanzig Prozent mehr Gewinn gemacht und seine Preisobergrenze für verschreibungspflichtige Medikamente hatte dazu geführt, dass ihre Händlermarke bei Ärzten und Patienten das größte Vertrauen genoss. Wenn all das nicht Legitimation und Beweis genug für seine Fähigkeiten war, dann wusste er auch nicht ...

Die eigentliche Frage war, ob es bei dieser Bewertung wirklich um Elis Leistung als CEO ging. Es hatten sich zwar die Unterschriften aller fünf Vorstandsmitglieder auf dem Schreiben befunden, doch Eli konnte klar die Handschrift seiner Mutter erkennen. Es war, als würde sie ihn noch immer für den Mord an seiner Zwillingsschwester bestrafen wollen. Einen Mord, den er bereits im Mutterleib begangen hatte, indem er offenbar zu viele Nährstoffe für sich beansprucht hatte.

Worum handelte es sich hier? War es ein abgekartetes Spiel von Madison oder ging es tatsächlich um eine objektive Einschätzung? Letzteres konnte er geschehen lassen, Ersteres nicht. Eli überflog das Schreiben erneut und betrachtete die Unterschriften eingehend. Wie auch immer die Sache ins Rollen gekommen war, es musste eine Mehrheit gegeben haben. Alfonso DeJesus, das einzige Vorstandsmitglied, zu dem Eli ein gutes Verhältnis hatte, hatte ihn nicht vorgewarnt. Bedeutete das, dass auch dieser Mann diese verabscheuungswürdige Wendung der Ereignisse unterstützte?

„Wer hat Sie angeheuert?“, fragte Eli.

„Der Vorstand von Mason Enterprise.“

„Und noch genauer?“

„Das war sehr spezifisch.“

„Hat Madison Mason Sie eingestellt?“

„Mein Gehaltsscheck wird von Mister Fettering, dem Vorstandsvorsitzenden, unterschrieben, falls es das ist, was Sie wissen möchten.“ Danielle Nelson stand auf und platzierte ihre Handflächen auf seinen Schreibtisch. Sie hatte zierliche Finger und die Spitzen ihrer Nägel waren in einer blassen Cremefarbe lackiert. Beides hätte er unter anderen Umständen wahrscheinlich anziehend gefunden. Er hatte schon immer eine Schwäche für schöne Hände gehabt, am liebsten sah er sie jedoch, wenn sie sich um seinen Schwanz legten. Er war jetzt allerdings ganz und gar nicht in der Stimmung für solche Gedanken. Er stand auf und spiegelte ihre Körperhaltung, nachdem er auf die Füße gesprungen war.

Sie wich sofort zurück, als er sie von seiner Seite des Schreibtisches aus überragte und schien das Bedürfnis zu haben, mehr Distanz zwischen sich und ihn zu bringen. Doch als sie sich wieder zu Wort meldete, sprach sie mit viel Stärke in ihrem Sopran.

„Ich denke, Sie schulden mir noch eine Antwort bezüglich der Regeln, Mister Mason?“

Es war Zeit, das hier zu beenden. Eli war durch mit der Sache.

„Sie können wegtreten“, bellte er sie im Tonfall eines Soldaten, wie er ihn lange Zeit gewohnt gewesen war. Er vermied es, auf ihre Frage zu antworten. Wenn sie oder der Vorstand ihn für einen Idioten hielten, dann hatten sie sich gewaltig getäuscht. Er wollte sie nicht mehr in seinem Büro haben. Er hatte sie schon nicht mehr in seinem Büro haben wollen, bevor sie hereingeschlüpft war. Erneut kochte in ihm die Wut auf seine Praktikantin hoch.

„Aber …“ begann Danielle, doch Eli war nicht in der Stimmung, einen Widerspruch zuzulassen.

„Welchen Teil von Wegtreten verstehen Sie nicht?“, schnauzte er noch schärfer, als er es eben noch gesagt hatte. „Wenn Sie meine Zeit in Anspruch nehmen wollen, können Sie sich mit meiner Praktikantin Zana in Verbindung setzen und einen Termin vereinbaren.“

Eli hatte keinerlei Bedürfnis, seine wertvolle Zeit länger mit dieser Frau zu verschwenden, die hier war, um seine Kompetenz infrage zu stellen und somit eine Bedrohung für seinen verdammten Lebensunterhalt darstellte. Er drehte sich um, sodass Danielle Nelson nichts weiter von ihm zu sehen kam als seinen Rücken. Die Arme hinter diesem verschränkt ließ er sie, das Schreiben vom Vorstand und seinen Schreibtisch hinter sich und ging hinüber zum bodentiefen Fenster, wo er die Aussicht genoss.

Es war Herbst im Denton Valley. Bäume umrahmten das Tal in Orange, grün und weit oben in schiefergrau. Noch fehlten die Mützen aus weißem Schnee, die die Aussicht perfekt machen würden.

Verdammt. Das wirklich schlimmste war, dass er das hier nicht hatte kommen sehen. Er war hier und da mit dem Vorstand aneinandergeraten, welcher Geschäftsführer tat das nicht, aber Elis Leute leisteten gute Arbeit. Sie machten die Art von Forschung, die neue Impfstoffe und Behandlungen für chronische Krankheiten hervorbringen würde. Er hatte viel Herzblut, Schweiß und harte Arbeit in dieses Unternehmen gesteckt. Und nun das hier? Warum gerade jetzt? Zum ersten Mal in seinem Leben wusste Eli nicht einmal, was er getan hatte, um den Vorstand zu verärgern.

Hinter ihm klackten Danielles Absätze auf dem Parkett, als sie verstummten, erblickte er ihr Spiegelbild im Fenster neben seinem. Er beobachtete, wie sich die Unruhestifterin des Vorstands zu ihrer vollen Größe aufrichtete. Ihr fehlte ein guter halber Meter zu seinen 1,90. Sie reckte das Kinn in die Luft und zum Ausgang selbstgerecht stürmte.

DANI

Ich warte, bis ich die Schwelle von Elis Büro überschritten habe und aus seinem Blickfeld verschwunden bin, bevor ich mir erlaube, tief durchzuatmen. Das war heftig. Oder vielleicht ist Eli Mason selbst einfach nur intensiv. Sein schlanker, muskulöser, 1,90 m großer Körper schien den gesamten Sauerstoff im Raum zu verbrauchen. Ich kann immer noch spüren, wie die Energie und Kraft, die von ihm ausgeht, auf meiner Haut kribbeln und mein Herz zum Schlagen bringen. Mit seinen breiten Schultern, die sein frisches weißes Hemd ausfüllen und dem Waschbrettbauch, der sich sogar unter dem maßgeschneiderten Anzug abzeichnet, ist der Mann zu schön, um wahr zu sein. Bis auf seine Augen. Der kalte, graue Stahl in ihnen ist hart genug, um Stein zu schneiden.

Trotz all seiner Kraft hat Eli Mason die gesamte Zeit unseres ersten Treffens damit verbracht, eine Mauer zwischen uns zu errichten. Das kommt nicht unerwartet. Meine Dankbarkeit für diese Tatsache ist es allerdings. Es ist meine Aufgabe, nahe genug heranzukommen, um herauszufinden, wer Eli ist … Ich habe Angst vor dem, was ich finden werde.

Ich reiße mich zusammen, lasse mich auf einer der blauen Bänke im Empfangsbereich nieder und schaue mich um. Diese Etage ist schlicht und modern gestaltet. Die Bürowände sind aus klarem Plexiglas. In ihnen befinden sich marineblauen Teppichläufer und ergonomische Bürostühle. An der Wand hängt eine riesige Abbildung einer DNA-Doppelhelix. Alles fein säuberlich. Es wirkt fast unnatürlich wie eine Militärpritsche, die so straff gemacht ist, dass Münzen an der Bettdecke abprallen.

Nichts im Vergleich zum organischen Dekor des Hauptbüros.

Ich versuche zu bestimmen, ob die Wahl des Dekors hier reiner Zufall oder ein absichtliches „Fuck You“ an die Zentrale ist, als Eli Masons tiefe Stimme über die Gegensprechanlage dröhnt.

„Zana Crusoe, bitte im Büro des CEO melden. Zana zum Büro des Geschäftsführers.“

Er klingt professionell und klar über die Lautsprecheranlage, wie ein Mann, der es gewohnt ist, im Radio zu sprechen. Ich glaube allerdings, eine gewisse Anspannung in seinen Worten zu erkennen. Du kennst den Mann gerade mal zehn Minuten und willst schon seine Lautsprecherdurchsagen analysieren? Ich schüttle den Kopf über mich selbst. Eli hat einen herzzerreißenden britischen Akzent. Das allein weckt in mir den Wunsch, seinen Tonfall zu analysieren, aber das hat eigentlich nichts zu bedeuten.

Aus dem Augenwinkel sehe ich eine junge Frau mit stacheligem schwarzem Haar und starkem Gothic-Make-up, die einen Schluck Limonade trinkt und ihr Telefon überprüft, bevor sie zu Elis Tür geht. Sie verschwindet in selben Raum, aus dem ich gerade geflohen bin, nur höre ich jetzt erhobene Stimmen, die auf den Flur hallen. Nun eigentlich nur eine Stimme, die von Eli Mason. Sein Büro muss fast schalldicht sein, denn ich kann nichts Genaues verstehen. Die schiere Kraft und Lautstärke des Gebrülls reichen jedoch aus, um mich blass werden zu lassen.

Als ein paar Minuten später die Tür auffliegt und eine schluchzende Zana heraus stürmt, kann ich mich nur mit Mühe davon abhalten, hineinzugehen und das Arschloch darüber aufzuklären, wie akzeptable menschliche Konversation aussieht. Aber Eli Mason zu korrigieren, ist im Moment nicht meine Aufgabe. Seinen Arsch zu entthronen, bevor er noch mehr Mitarbeiter missbraucht, schon.

Madisons Geständnis über die Neigungen ihres Sohnes zum Schikanieren dringt wieder in mein Bewusstsein. Bisher habe ich keinen Grund, zu einem anderen Schluss zu kommen. Die meisten Leute zeigen ihr wahres Gesicht dann, wenn man beobachtet, wie sie Leute behandeln, die ihnen weder helfen noch schaden können. Wie beispielsweise eine junge Empfangsdame … Die Angst brodelt in mir. Ich gehe die Treppe hinab, genau denselben Weg, wie ich nach oben genommen habe. Ich werde wiederkommen müssen, aber für heute habe ich genug gesehen.

Als ich ins Marriott zurückkehre, setze ich mich vor den Schreibtisch, klappe meinen Laptop auf. Ich protokolliere unser heutiges Gespräch und checke die E-Mails. In meinem Posteingang wartet nichts Überraschendes. Ich finde jedoch zwei Exemplare von Naturheilkunde heute, weil mein Vater den Newsletter immer wieder an mich weiterleitet, egal wie oft ich ihm sage, dass ich ihn bereits bekomme. Ich glaube, er hofft immer noch, dass Amber und ich eines Tages die kleine Naturheilkunde-Apotheke wiedereröffnen, die er früher führte, bevor Natural Products International ihn aus dem Geschäft drängte. Ich glaube nicht, dass dieses Geschäftsmodell je wieder profitabel sein wird, nicht solange es große Firmen wie die von Eli gibt, die kleine Konkurrenten platt machen, um den Massenmarkt mit Pharmazieprodukten zu versorgen.

Ich habe den Bauplan auf seinem Schreibtisch gesehen. Daneben lag eine Liste der kleinen Geschäfte, die für das Projekt geopfert werden sollten. Ein Blumenladen, eine unabhängige Buchhandlung, eine kleine Bodega und ein Hotdog-Laden. Auf den ersten Blick schien es, als habe es diese Geschäfte schon seit Jahrzehnten gegeben. Hatten die Inhaber die leiseste Ahnung, dass eines Tages ein übermütiger Milliardär auftauchen und sie vertreiben würde? Würden sie überleben oder wie die Apotheke meines Vaters in Konkurs gehen?

Ich schiebe das zusätzliche Exemplar von Naturheilkunde in den digitalen Papierkorb und lese eine Notiz von Amber, die sich über ihren Sportunterricht beschwert. Sie ist sechzehn und überzeugt, dass jeder es auf sie abgesehen hat. Schließlich öffne ich den Willkommensbrief von Ascenders Rising, der Frauenklettergruppe, die ich in Denton gefunden habe. Die Leiterin der Gruppe, ein zierliches, grinsendes Mädchen, das passenderweise Jaz heißt, klingt reizend, ist aber definitiv in besserer Form, was das Klettern angeht, als ich.

Ich will gerade mein Textverarbeitungsprogramm öffnen, als eine neue E-Mail am oberen Rand des Fensters aufblinkt. In der Absenderzeile steht M. M. Madison Masons persönlicher Account, vielleicht? Die Betreffzeile lautet: Nur eine kurze Nachricht.

Ich klicke die Nachricht an. Dann erstarre sich. Es sind nur zwei kurze Sätze.

Hör auf, mit mir Versteck zu spielen, Schlampe. Ich bin nicht in der Stimmung.

Meine Kehle schnürt sich zu. Mir läuft ein Schauer Wirbel für Wirbel die Wirbelsäule hinab. Die Nachricht hat keine Signatur, aber ich habe keinen Zweifel, dass sie von Brock Talbot ist. Es ist egal, was in der Absenderzeile steht. Verflucht. Wie zum Teufel ist Talbot an meine E-Mail-Adresse gekommen?

---ENDE DER LESEPROBE---