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Ein neues Regime an der Talonswood-Reformakademie. Es ist kalt und es ist grausam. Und es ist Ashers. Nach einem gewalttätigen Angriff, der die Akademie verwüstete, übernimmt Asher wieder das Kommando, um den Ort für die Inspektion auf Vordermann zu bringen. Und nach Meinung des knallharten Kommandanten ist alles, was hier schiefgelaufen ist, auf mich zurückzuführen. Meine Macht. Meine süchtig machenden Verbindungen zu Ellis und Reese. Und der kleine, feuerspeiende Drache, der mir nicht von der Seite weicht. Asher ist entschlossen, mich als seinen Feind zu betrachten, aber ich werde nicht klein beigeben. Ich bin noch nie vor machtbesessenen Männern in die Knie gegangen und werde es auch jetzt nicht tun – egal welche Strafe mich erwartet. Aber nicht einmal Asher selbst kann kontrollieren, was kommt. Ein Geheimnis, das ihn zerstören könnte. Eine sich anbahnende Kluft zwischen Fae und Vampiren. Eine jahrhundertealte Magie, die die Luft zwischen uns knistern lässt, egal wie sehr wir uns hassen. Und wenn ich etwas gelernt habe, dann ist es, dass die Magie immer gewinnt … LAST CHANCE WITCH ist ein paranormaler Reverse-Harem-Liebesroman in voller Länge. Dies ist das dritte von vier Büchern der UNSTERBLICHEN VON TALONSWOOD-Reihe, der neuen Serie von Amazons Top-100-Autor Alex Lidell. Mit heißen Wandler-Fae, atemberaubenden Vampiren und einer einsamen Hexe ist Talonswood alles andere als eine normale Verbesserungsanstalt.
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Veröffentlichungsjahr: 2025
DIE UNSTERBLICHEN VON TALONSWOOD
BUCH DREI
Copyright © 2025 by Alex Lidell
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Alex Lidell, Massachusetts, United States of America, www.alexlidell.com, [email protected]
Dieses Buch ist ein fiktives Werk. Namen, Personen, Organisationen, Orte, Ereignisse und Begebenheiten entstammen der Fantasie der Autorin oder werden fiktiv verwendet. Jede Ähnlichkeit mit tatsächlichen lebenden oder verstorbenen Personen oder tatsächlichen Ereignissen ist rein zufällig.
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1. Victor
2. Sam
3. Asher
4. Sam
5. Sam
6. Ellis
7. Sam
8. Sam
9. Asher
10. Sam
11. Sam
12. Sam
13. Sam
14. Sam
15. Cassis
16. Asher
17. Sam
18. Asher
19. Sam
20. Sam
21. Asher
22. Sam
23. Asher
24. Sam
25. Asher
26. Sam
27. Sam
28. Asher
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About the author
Am Fenster seines Büros in der Talonswood-Akademie stehend, überblickte Victor die Grünanlage, wo sich die Putzkolonnen darum kümmerte, die Schäden zu beseitigen, die die Schlacht hinterlassen hatte, welche erst vor einigen Stunden ein Ende gefunden hatte. Nun, im Grunde genommen, war die Schlacht von der Hexe Samantha Devinee im Alleingang beendet worden, indem sie eine Magie anzapfte, von der Victor gar nicht gewusst hatte, dass sie dazu überhaupt fähig war.
Ein Ping von seinem Computer signalisierte ihm, dass ihm eine weitere Videokonferenz bevorstand. Es war bereits die fünfte Konferenz dieser Art, nachdem eine Gruppe durchgedrehter Fae auf dem Gelände der Akademie Chaos veranstaltet hatte. Victor schüttelte den Kopf, als er daran dachte, dass ein kleiner Kampf wie dieser vor ein paar Jahrhunderten nicht einmal ein Gespräch beim Abendessen Wert gewesen wäre, aber jetzt, wo alle zivilisiert waren, war es ein riesiger Skandal.
Der Rat schwankte zwischen Wut über den Angriff und eifriger Planung des weiteren Vorgehens – keines von beidem entsprach Victors Vorstellungen. Sein Reformprojekt war einfach gewesen: die Akzeptanz vampirischer Normen fördern, während er die junge Hexe zu einem loyalen Werkzeug formte und sie auf den Tag vorbereitete, an dem sie über die nötigen Fähigkeiten verfügte, um das Tor nach Talon zu versiegeln. Schließlich würde er mit Samanthas Hilfe die sterbliche Welt ein für alle Mal von den Fae befreien und dafür sorgen, dass der Rat als überflüssig angesehen und eliminiert wurde. Und am Ende eine Führungslücke schaffen, die Victor mit Freuden ausfüllen würde.
Aber nun hatte er eine Granate in den Händen, deren Stift halb herausgezogen war. Oder vielleicht auch nicht.
Victor kehrte an seinen Schreibtisch zurück, lehnte den eingehenden Anruf ab und rief stattdessen eine andere Person an. In wenigen Augenblicken erschien das Gesicht seines leitenden Wissenschaftlers Anton auf dem Bildschirm, sein verkniffenes, blasses Gesicht und sein gestärkter Laborkittel hoben sich deutlich von der glänzenden, modernen Einrichtung des Forschungslabors ab. Das Beste, was man mit Victors Geld kaufen konnte.
„Wir müssen unseren Zeitplan beschleunigen“, sagte Victor und ignorierte den gequälten Ausdruck, der über Antons Züge flackerte. Mit einer unsterblichen Lebensspanne war Geduld eine vampirische Tugend, aber Forscher hoben das Ganze auf ein gänzlich anderes Niveau. Beschleunigen gehörtenicht zu ihrem Wortschatz. „Die Kraft der Hexe sind unerwartet schnell an die Oberfläche gekommen. Sie über mehrere Jahre hinweg zu formen, ist keine Option mehr, Anton.“
Anton seufzte und zog seine dünnen, silbernen Augenbrauen so stark zusammen, dass sie sich beinahe berührten. „Wir haben bereits darüber gesprochen, Euer Exzellenz. Damit das Verfahren funktioniert, ist Verlangen erforderlich. Damit die Magie der Hexe die Tor versiegeln kann, muss sie es auch wollen. Diese Art von Gefühlen heranzuziehen, benötigt Zeit. Es ist nicht nur eine Frage ihrer magischen Kraft.“
„Wir leben nicht alle in einem Labor, Anton“, schnauzte Victor. „Dann werden wir wohl die Dinge ein wenig beschleunigen müssen. Bitte überspring den Teil mit dem Vortrag über die Gefahren und teile mir den Status des CS3 mit.“
CS3 war ein Serum, um eine Person Dinge tun zu lassen, gegen die sie sich vielleicht sträubte, und es war Antons Forschungsschwerpunkt während der vergangenen zehn Jahren gewesen. Nach all den Jahren sollte er langsam etwas Konkretes vorweisen können.
„Es befindet sich noch in der klinischen Erprobung“, sagte Anton.
„Und?“, fragte Victor.
„CS3 verstärkt die manipulative Fähigkeit eines Vampirsauf eine Person und führt zu Amnesie. Die Versuchsperson behält den Wunsch, den Wunsch des Vampirs nachzukommen, mehrere Tage lang bei, ohne sich an den Moment zu erinnern, in dem CS3 zum ersten Mal eingenommen wurde“, erklärte Anton zögernd. „Der Höhepunkt der Wirkung tritt vierundzwanzig Stunden nach der Einnahme ein, im Gegensatz zum herkömmliche Vorgehen, bei dem die Wirkung sofort nachlässt.“
„Mit anderen Worten, wenn ich der Hexe einpflanze, das Tor zu schließen, am Tag bevor ich es brauche, wird sie den Wunsch, es zu tun, beibehalten, ohne sich daran zu erinnern, dass ich es ihr aufgetragen habe.“ Victor nickte. Das klang vielversprechend.
Anton hob warnend eine Hand. „Es gibt Grenzen, Sir. Das Timing ist alles. CS3 und das Einpflanzen des Wunsches müssen erfolgen, wenn die Zielperson mit dem Ziel einverstanden ist.“ Er wedelte mit der Hand umher. „Zuerst muss die Hexe selbst denken, dass es eine gute Idee ist, das Tor zu schließen, dann muss man den Wunsch mit starker Manipulation und klaren Anweisungen festigen. Es ist wichtig, den Zeitpunkt zu finden, an dem ihre mentalen Abwehrkräfte erschöpft sind und sie den Fae gegenüber ein feindliches Gefühl aufgebaut hat. Die Schließung sollte dann innerhalb von vierundzwanzig Stunden nach dieser Suggestion erfolgen.“
„Das ist nicht viel Zeit, um den Zugang ins Gebäude zu planen“, überlegte Victor.
„In ein paar Jahren werdet Ihr eine bessere …“
„Ich verstehe“, unterbrach Victor. „Was noch?“
„CS3 hat toxische Nebeneffekte. Ich kann nicht genau sagen, wie es sich langfristig auswirkt, aber es kann sicher nicht mehr als einmal verabreicht werden – selbst wenn ich mehrere Dosen hätte. Was ich nicht habe.“
„Dann werden wir mit dem arbeiten, was wir haben“, sagte Victor. „Lass die Dosis liefern und konzentriere dich auf die Vorbereitungen für die Schließung des Tores. Es sieht so aus, als wären wir Sklaven der Gelegenheit und hätten nur ein kurzes Zeitfenster, um alles vorzubereiten.“
„Verstanden, Sir.“ Anton zögerte. „Sir, alles, was ich gesagt habe, sind die Ergebnisse von Experimenten und …“
Victor legte einfach auf. Er musste sich wieder dem Zirkus zuwenden, den der Rat veranstaltete. Im Moment hatten diese Idioten noch immer genug Macht, um alles zu zerstören, wofür er gearbeitet hatte.
Wieder ertönte ein Ping, und diesmal akzeptierte Victor den eingehenden Anruf, wobei eine hübsche junge Brünette auf dem Bildschirm erschien. Sofia, ein Speichellecker des Rates. „Graf Victor, habt Ihr einen aktuellen Lagebericht für uns?“, fragte sie arrogant. Ihre großen blauen Augen und ihre lächelnden, blassrosa Lippen waren nichts weiter als eine hübsche Fassade – das Miststück war absolut unbarmherzig. „Es wäre hilfreich, wenn Ihr die Videoübertragung auf Eurer Seite einschalten würdet, Sir.“
Sie ließ wirklich nichts aus.
„Natürlich“, sagte Victor. Er straffte seine Miene und schlug lässig die Beine übereinander, bevor er seine Kamera einschaltete. „Das Gelände der Akademie ist nun nach dem Angriff der Fae vollständig gesichert. Was den Ursprung des Angriffs angeht …“ Victor tippte mit einem Finger auf seinen Schreibtisch und dachte über seine Antwort nach. Er war sich sicher, dass Bryant etwas mit dem Angriff zu tun hatte, aber wie auch immer er es angestellt hatte, der Fae-König hatte all seine Spuren perfekt verwischt. „Bevor er seinen Verletzungen erlag, gestand der eine Täter, den wir lebend erwischt haben, für eine Gruppe von Menschen zu arbeiten, die sich selbst Jäger nennen. Er und die anderen wurden dafür bezahlt, ‚die Herde‘ in der Talonswood-Akademie auszudünnen und die Hexe zu finden. Die Jäger wollten die Hexe verhören und sie anschließend auf dem Scheiterhaufen hinrichten.“
„Kreaturen, die für menschliche Jäger arbeiten. Was ist nur aus unserer Welt geworden?“ Sofia schnalzte missbilligend mit der Zunge, schüttelte den Kopf und lehnte sich vor. Die Viper ging zum Angriff über. „Ich will ganz offen sein, Graf Victor. Der Rat hat große Bedenken bezüglich der Sicherheit der Akademie. Ihr habt die Leitung von Talonswood übernommen, um die Sicherheitsmaßnahmen zu verbessern, doch das Gegenteil scheint der Fall zu sein.“
„Ich versichere Ihnen …“, begann Victor.
„Straft nicht den Überbringer der Nachrichten, Sir“, unterbrach Sofia, deren Selbstgefälligkeit ihre Worte wie Parfüm umhüllte. „Ich wurde angewiesen, Euch mitzuteilen, dass Ihr einen Monat Zeit habt, um Ordnung in der Akademie zu schaffen, bevor der Rat eine Reihe von Tests durchführt, einschließlich unangekündigter Inspektionen und Simulationen von Angriffen. Sollte die Talonswood-Akademie dabei versagen, werdet Ihr Eures Amtes enthoben. Der nächste Dekan der Akademie wäre dann natürlich ein Fae.“
„Das klingt vernünftig“, entgegnete Victor, dem das Blut in den Adern gefror. Sollte man ihn entlassen, könnte er nicht einmal auf der Insel bleiben, ohne Verdacht zu erregen, geschweige denn seine Arbeit mit der Hexe fortsetzen. „Bitte informieren Sie den Rat, dass wir jede Maßnahme begrüßen, die sie für angemessen halten, um die Sicherheit der Akademie auf die Probe zu stellen.“
Nachdem er den Videoanruf beendet hatte, zwang Victor seine zu Fäusten geballten Hände, sich zu lockern. Politiker, Meister, Stratege – all das war er. Was er nicht war, war ein verdammter Bootcamp-Leiter.
Glücklicherweise gab es unter seinem Kommando jemanden, der genau das war – und jetzt, da König Bryants Konflikt mit seinen Bastardsöhnen offen zu Tage trat, gab es keinen Grund mehr, sich nicht auf Ashers Fachwissen zu stützen. Die beiden hatten zwar nicht das gleiche Ziel, aber momentan gab es für Victor keine geeignetere Person, die ihn bei dieser Sache nützlich sein konnte.
Victor rief eine der Wache herein, die vor seiner Tür positioniert waren. „Bring mir Kommandant Asher“, befahl er. „Sofort.“
Sam! Sam! Sam! Eine vertraute Stimme streichelt meine Seele, während der kleine grüne Drache, der sich in meinem Schlafsaal eingenistet hat, mit den Flügeln schlägt. Mit seinen Flügeln. Ich bin mir sicher, dass er männlich ist, so wie ich mir sicher bin, dass er ein Drache ist. Dass er mir gehört.
Oder vielleicht gehöre ich ihm.
Ich bin immer noch nur mit Reese’ übergroßem Hemd bekleidet – nachdem meine eigene Kleidung von Wayne und seinen Kumpanen in Bleiche eingeweicht wurde – und reibe einen nackten Fuß an meinem Schienbein. Obwohl der Angriff auf die Talonswood-Akademie schon seit einigen Stunden vorüber ist, haftet der Geruch der Schlacht noch immer an mir. Neben mir stehen Ellis und Reese – die Hälfte der einst eng verbundenen Gruppe unsterblicher Freunde, die sich selbst den Spitznamen Reiter gaben –und verströmen den Geruch von Blut und Schweiß. Jenseits des Fensters legt sich die Nacht über die Akademie, der Platz ist in schwaches Mondlicht getaucht.
Und hier, in meinem Zimmer … befindet sich ein feuerspeiender Drache. Als sich meine Aufmerksamkeit auf ihn richtet, gurrt die kleine Kreatur und öffnet seine kurze grüne Schnauze mit winzigen, spitzen Zähnen, die mein bestes Paar Schuhe bereits in unbrauchbare Lederfetzen verwandelt haben. Er stößt eine winzige, weiße Rauchwolke aus und dreht sich zu mir um, als wolle er sich vergewissern, dass ich es gesehen habe. Seine gelben Augen funkeln vor Stolz, und die beiden Stummelhörner auf seinem Kopf verschieben sich, während sich sein Gesicht zu etwas verzieht, das man nur als ein selbstzufriedenes Grinsen bezeichnen kann. Die stachelige, spatenförmige Spitze seines Schwanzes fegt über den Boden und lässt Mikas Schreibtischstuhl erzittern.
„Scheiße“, murmle ich, während die Implikationen dessen, was das bedeuten könnte, meine Gedanken durchkreuzen. Ein Drache. Ich hatte noch nicht einmal einen Hund, und jetzt bin ich irgendwie an eine übergroße Echse gebunden, die fliegt und Möbel zerstört. Aus dem Augenwinkel sehe ich die Daunenfedern meiner Kissen in der Luft schweben. Auch meine hölzerne Kommode wurde bereits zerlegt, dessen Ränder noch immer schwelen. Scheiße. Scheiße. Scheiße.
„Was soll ich damit machen?“, frage ich Ellis, der am ehesten etwas über Drachen zu wissen scheint. „Sprich. Und zwar ausführlich. So schnell wie möglich.“
Ellis fährt sich mit der Hand durch sein blassblondes Haar. „Als ich dir diesen Auftrag gab, ging es darum ein Drachenei zu finden. Zu dem Zeitpunkt wusste ich nicht, dass es das war, sondern nur, dass es etwas gab, das mein Vater haben wollte, etwas, das in einer Kiste versteckt war und sich nur von einer Hexe öffnen ließ. Die Dinge liefen ein wenig aus dem Ruder, du berührtest das Ei und es prägte sich auf dich. Mein Vater hatte es seitdem in Talon. Ich hatte keine Ahnung, dass es geschlüpft ist, aber anscheinend ist es meinem Vater von Talon bis hierher zu dir gefolgt. Das ist alles, was ich dir dazu sagen kann.“
„Also ist es so etwas wie ein Vertrauter?“, fragt Mika. Nun, da sie ihren Laptop außer Reichweite des Drachens gebracht hat, ist meine Mitbewohnerin in ihren üblichen Modus zurückgekehrt, alle Probleme online lösen zu wollen. Das vertraute Klicken ihrer Nägel auf der Computertasten, während sie spricht, hat eine beruhigende Wirkung auf mich. „Ich dachte, das wären nur Überlieferungen, aber vielleicht ist doch etwas dran. Obwohl …“ Sie starrt stirnrunzelnd auf ihren Bildschirm und streicht sich eine Strähne ihres schwarzen Haares aus dem Gesicht. Hinter ihrer großen Brille verengen sich ihre Augen. „Eigentlich sollte dein Vertrauter eine Katze sein.“
„Sie hat hier nichts aus dem Tierheim adoptiert, Mika“, sagt Reese und räumt pragmatisch brennbares Material weg und außer Reichweite des Drachens. Sein schwarzes Haar ist zu einem tiefsitzenden, unordentlichen Dutt zusammengebunden, sein muskulöser, nackter Oberkörper ist mit Fae-Blut, Schmutz und weißen Schlieren von getrocknetem Schweiß bedeckt.
Mika ignoriert ihn und tippt noch hektischer auf der Tastatur herum – ihre typische Reaktion auf Stress. Einer ihrer Füße, welcher in einer rosa Einhornsocke steckt, wippt auf und ab. „Alles, was ich finden kann, deutet auf Katzen hin. Nicht auf Drachen. Du kannst keinen Drachen haben, Sam. Das ist einfach … nicht möglich!“
„Ich werde ihn Kitten nennen“, sage ich. „Das ist das Beste, was ich anbieten kann. Steht dort im Netz etwas darüber, was wir mit ihm machen sollen?“
„Ihn einsperren“, meint Reese mit tiefer, dunkler Stimme, und seine eisblauen Augen blitzen gefährlich auf. „Am besten, bevor Kitten die ganze Akademie niederbrennt.“
„Denkst du etwa, ich bewahre, nur für den Fall der Fälle, Käfige in meinem Zimmer auf?“ Ich drehe mich zu Reese um, und mein Kopf beginnt zu pochen. In den letzten vierundzwanzig Stunden wurde ich von einer Gruppe durchgeknallter Halbblut-Fae angegriffen, die mich in Bleiche getränkt und im Chemielabor eingesperrt haben. Danach war ich mit Reese im selben Chemielabor gefangen, während uns das Gebäude um die Ohren flog, ich bin in ein Massaker auf der Wiese gelaufen, habe Blitze beschworen, und jetzt … jetzt bin ich verdammt noch mal am Ende meiner Kräfte.
„In der Waffenkammer sollte es Käfige geben.“ Reese wendet sich direkt an Ellis, als wäre ich nicht länger ein Teilnehmer dieser Unterhaltung. „Wir fangen manchmal Kleinwild, um die Halbvampire zu trainieren, die richtiges Essen und Tischmanieren lernen müssen.“
Ich spüre, wie mir die Galle hochkommt. Nun gut. Vielleicht sollte ich froh sein, dass Reese sich an Ellis wendet und nicht an mich.
„Dann besorg einen“, entgegnet Ellis. „Ich glaube nicht, dass wir Kitten lange geheim halten können, aber es wäre das Beste, wenn wir seine Existenz unter unseren Bedingungen und nicht durch einen Kasernenbrand bekannt machen.“
Mit einem knappen Nicken verlässt Reese das Zimmer. Kitten watschelt ihm bis zur geschlossenen Tür hinterher und fährt mit seinen Krallen übers Holz. Als sich die Tür nicht öffnet, dreht sich der Drache um, verzieht das Gesicht und stößt einen ohrenbetäubenden Schrei der Unzufriedenheit aus.
„Hör auf“, schnauze ich ihn an.
Der kleine Stinker dreht sich zu mir um und stößt einen kleinen Feuerstrahl aus, wobei er aufstampft und mit seinen stachelbesetzten Flügeln schlägt, um den Effekt zu verstärken. Ich schwöre, dass seine schillernden grünen Schuppen für einen kurzen Moment blaugrün und dann violett werden, als ob sich seine Wut körperlich widerspiegeln würde. Da er die Größe einer sehr großen Katze hat, ist der Wutanfall eher gefährlich als beängstigend, aber so oder so problematisch.
„Mika, bitte sag mir, dass du etwas über die Ausbildung von Drachen gefunden hast, das nicht von Pixar oder Disney stammt.“
Die Luft um Ellis herum flimmert und er verwandelt sich in einen schneeweißen Wolf mit intensiven goldenen Augen. Der Wolf schüttelt sich, zieht seine Lefzen zurück und geht auf Kitten zu. Mir stockt der Atem, denn jeder von Ellis’ Schritten strotzt so sehr vor Kraft und Befehlsgewalt, dass ich spüre, wie sie die Luft um uns herum vibrieren lassen.
Als der Drache dies bemerkt, wendet er sich dem Raubtier zu und stößt einen weiteren Schrei aus, der Mika dazu bringt, sich die empfindlichen Vampirohren zuzuhalten.
Der Wolf senkt den Kopf auf Kittens Höhe und stößt ein leises, tiefes Knurren aus.
Kitten watschelt hektisch auf mich zu, und seine Laute verwandeln sich in ein ängstliches, klägliches Jaulen, während die kleinen Stacheln an seinem Kopf Schnauze leicht abzusinken scheinen. Große, gelbe Augen starren mich verzweifelt an, während der Drache an meinem Bein hochklettert und seinen Schwanz um meinen linken Knöchel wickelt.
„Ganz ruhig“, sage ich zu dem Wolf, und meine Brust wird eng. „Du machst ihm Angst.“
„Ich bin mir ziemlich sicher, dass das der Sinn der Sache ist“, meint Mika.
Kitten wimmert erneut kläglich auf und zittert an meinem Bein, während der Wolf weiter knurrt und seine Zähne zeigt.
Bevor ich über mein Handeln nachdenken kann, strecke ich meine Hände nach dem Drachen aus, der fröhlich in meine Arme hüpft, wobei sein kleiner Körper unter einem Schnurren vibriert, womit er seinem Namen alle Ehre macht. Ich lege meine Arme um ihn und ziehe den Drachen an meine Brust, sein kleiner, warmer Körper fühlt sich perfekt an meinem an. Wie ein fehlendes Puzzleteil, das in ein Loch passt, von dessen Existenz ich bisher nichts wusste.
Die Luft um Ellis herum flimmert ein zweites Mal, und ein irritierter Fae erscheint an der Stelle, wo eben noch der Wolf stand. „Was zum Teufel machst du da, Devinee?“, fordert Ellis, der sich vor Kitten und mir aufbaut. Die kleinen Rauchwölkchen, die aus den Nüstern des Drachens aufsteigen, kommen augenblicklich in einem schnelleren Rhythmus. „Der kleine Mistkerl könnte dich rösten!“
„Nun … Du hast ihn erschreckt!“
„Das hoffe ich doch sehr“, knurrt Ellis. „Willst du, dass er Amok läuft und die gesamte Akademie zerstört?“
„Natürlich nicht.“ Meine Arme schließen sich schützend um Kitten, dessen Schuppen überhaupt nicht so kalt sind, wie ich es von einer Echse erwartet hätte. „Aber du brauchst ihn auch nicht zu erschrecken. Er ist gerade in eine neue Welt gelangt, verdammt noch mal. Weißt du, wie beängstigend das sein kann?“
„Ja, ich glaube, ich habe eine verdammt gute Vorstellung.“
Nun ja, er hat nicht ganz unrecht. Ich beiße mir auf die Lippe, die Magie in mir wogt wie ein Schwarm summender Bienen. Kitten, der sich in meinem Arm anscheinend mutiger fühlt, hebt seinen Kopf und starrt Ellis triumphierend an, bevor er einen dünnen Flammenstrahl ausstößt, der die blonden Haarspitzen des Kriegers erfasst.
Ellis erstickt die Flamme mit seinem Daumen und Zeigefinger und richtet seinen Blick auf mich. Sein markanter Kiefer und seine Wangenknochen sind angespannt vor kaum kontrollierter Frustration. „Wie willst du ihn kontrollieren?“, fragt er.
„Ich weiß es nicht.“ Seufzend blicke ich auf den Drachen in meinen Armen hinunter, dessen grüne Schuppen einen blaugrünen Ton annehmen. „Was soll ich nur mit dir machen?“
Kitten blinzelt mich mit großen, zufriedenen Augen an und … und versenkt seine kleine, spitzen Zähne in meinem Unterarm.
Ellis zieht sofort sein Schwert und Stahl blitz auf. Ich drehe mich mit dem Rücken zu dem Mann, um Kitten zu schützen, während der Schmerz des Bisses zu etwas Seltsamen und Warmen wird. In mir schwirren die Bienen der Magie, die wild durch meinen Körper strömen, und nehmen nun Kurs auf den Drachen. Ein saugendes Gefühl erfasst meinen Unterarm und Kittens zufriedenes Schnurren erfüllt den Raum, während er meine Magie gierig in sich aufnimmt.
Asher wandte sein Gesicht dem reinigenden Regen zu. Der metallische Geruch von Blut hing noch immer in der Luft über dem von der Schlacht verwüsteten Platz. Selbst in der Dunkelheit der Nacht konnte sein Fae-Blick die Verwüstung bis ins kleinste Detail erkennen – zerstörte Grasflächen, dunkle Blutlachen und Fellbüschel, zerbrochene Lampen.
Er gab den Wachen Befehle, schickte einen zweiten Trupp zur Bewachung des Geländes, unterzeichnete die Berichte über die Anzahl der Opfer, ohne seinen Schritt zu verlangsamen, und forderte jemanden an, der am nächsten Morgen das beschädigte Gelände begutachten sollte. Neben anderen Schlachten die Asher geführt hatte, war das abendliche Scharmützel nicht weiter erwähnenswert.
Aber für den Frieden zwischen den Spezies, für alles, wofür Asher im letzten Jahrhundert gearbeitet hatte, war es eine Katastrophe. Nicht der Angriff selbst – die Akademie war immer ein Hauptziel, und Asher wusste, dass der eine oder andere Angriff unvermeidlich war –, sondern die Reaktion der Fae- und Vampirfraktionen an der Schule, sowohl der Ausbilder als auch der Kadetten … Ein schändliches, undiszipliniertes Chaos. Schlimmer noch, nachdem sie sich unter Beschuss nicht zusammenraufen konnten, kamen sie auch nicht zusammen, um alles wieder aufzubauen.
Mit Samanthas Ankunft und dann auch noch Victors wurde die Talonswood-Akademie, die Asher aufgebaut hatte, zerstört.
Das Heulen eines Wolfes erregte seine Aufmerksamkeit, ein Geräusch, das von einer erschütternden Mischung aus Schmerz und Angst erfüllt war. Asher änderte seinen Kurs und lief auf den riesigen Haufen moosbewachsener Stein- und Metalltrümmer zu, der zuvor das Chemielabor des Wissenschaftsgebäudes gewesen war, wobei das Geräusch lauter wurde, je näher er kam. Sein erster Gedanke war, dass ein Kadett von dem Einsturz erfasst und unter einem Stück der eingestürzten Wand eingeklemmt worden war. Keiner der Kadetten sollte sich zu dieser späten Stunde noch im Wissenschaftsgebäude aufhalten, aber dank Victors gnädiger Nachsicht konnte Asher nicht mehr vorhersagen, was von einem Tag auf den anderen erlaubt war und was nicht.
Das klägliche Heulen ertönte erneut, jetzt von Stimmen unterbrochen.
„Magst du den Geschmack deines eigenen Drecks, Köter?“, spuckte Christian, einer der Halbvampire und Victors Lieblingskadett, wobei sein französischer Akzent von den Steinen widerhallte.
Ein dumpfes Geräusch, das sich anhörte, als würde ein Stiefel gegen Rippen stoßen, gefolgt von einem weiteren schmerzerfüllten Aufheulen, erreichte Ashers Ohren.
„Auge um Auge, Christian“, sagte Leanne, ebenfalls eine Halbvampirin, gerade als Asher einen großen Schritt über einen Haufen Trümmer machte. „Das ist nur fair. So lautet unser Gesetz.“
Asher ging in die Hocke und drehte sich rechtzeitig um, um zu sehen, wie Leanne ein Messer auf einen verletzten Wolf aus dem ersten Jahr richtete, der unter einem der umgestürzten Tische kauerte. Asher sprang auf, schlang seine Arme um das Mädchen und warf sie zu Boden, während das Messer in seinen Oberarm schnitt.
Schmerz schoss durch seinen Arm, als er die wütende Vampirin von sich stieß und ihr das Messer aus der Hand riss. Hinter ihnen zeigte Christian seine verlängerten Eckzähne, und seine sonst so kühlen, hochmütigen Züge blitzten vor mörderischem Hunger, als er sich dem Wolf näherte.