Leben im Geldüberfluss - Rob Kenius - E-Book

Leben im Geldüberfluss E-Book

Rob Kenius

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Beschreibung

Die Finanzwirtschaft fördert Kredite, Schulden, Zinsen, Gewinn und Wachstum und zerstört gleichzeitig Umwelt, Klima und Lebensgrundlagen. Dieser Zusammenhang wird in disem Buch Schritt für Schritt dargestellt. Geld beherrscht Wirtschaft und Politik. Doch die Geldmenge ist zu groß, im Finanzsektor herrscht Geldüberfluss. Das ist der Schlüssel zum Verständnis. Geld entsteht in ganz normalen Banken überall auf der Welt durch Giralgeldschöpfung. Diesen Vorgang hat niemand unter Kontrolle. Die Zerstörung der Umwelt und des Lebensraums hat fast immer das gleiche Ziel: Geldverdienen und noch mehr Geld verdienen. Doch Geld ist ein komplexes und abstraktes System. Es hat sich verselbständigt. Das Finanz- und Bankensystem ist schwer zu entwirren und schwer zu durchschauen. Wer System und Funktion des Geldes erkennen will, muss die Zahlen sehen und ihre einfachen Gesetze, denn Geld ist immer eine Zahl. Es lohnt sich, genau darüber nachzudenken, was Geld ist und was es nicht ist. Dann wird der Irrsinn des Systems deutlich. Die Finanzwirtschaft agiert außerhalb der Realität. Geld ist kein realer Wert mehr, sondern ein Stoff, der außer Kntrolle geraten ist und sich selbst vermehrt. Sieben konkrete Vorschläge für Leser, Staat und Parteien zeigen Wege in eine Zukunft, die den Geldüberfluss überwinden und vielleicht die Umwelt retten können. Das sind Steuern auf Transaktionen und große Erbschaften. Quellensteuern auf Einnahmen internationaler Konzerne. Eine Soziale Quellensteuer, die Sozialabgaben halbiert. Eine Degressive Digitale Zweitwährung und Bankenkontrolle, das Ende der ungebremsten Giralgeldschöpfung. Leben im Geldüberfluss ist Kampf gegen Dummheit und falsche Ideologie. Dieses Buch wird die Macht des Geldes entzaubern. Zunächst in den Köpfen, im alltäglichen Leben und hoffentlich auch in der Politik.

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Synopse

Die Finanzwirtschaft fördert Kredite, Schulden, Zinsen, Gewinn und Wachstum und zerstört gleichzeitig Umwelt, Klima und Lebensgrundlagen.
Geld beherrscht Wirtschaft und Politik. Doch die Geldmenge ist zu groß, im Finanzsektor herrscht Geldüberfluss. Das ist der Schlüssel zum Verständnis.
Wer System und Funktion des Geldes erkennen will, muss die Zahlen sehen und ihre einfachen Gesetze, denn Geld ist immer eine Zahl.
Sieben konkrete Vorschläge für Leser, Staat und Parteien zeigen Wege in eine Zukunft, die den Geldüberfluss überwindet.

Impressum       

Titel: Leben im Geldüberfluss

Untertitel: Umwelt und Politik im Griff der Finanzwelt    

Autor: Rob Kenius, Titelbild: Fritzi Ondra    

© Rob Kenius 2019, alle Rechte vorbehalten    

Lektorat: Dr. phil. Dipl.-Ing. Friederike Orendi    

Verlag:  R. Scheermann, Aachener Str. 1381,  

Einführung

Ein Eisberg erscheint sichtbar im Netz

Die Finanzwirtschaft fördert Kredite, Schulden, Zinsen, Gewinn und Wachstum und zerstört gleichzeitig Umwelt, Klima und Lebensgrundlagen. Geld beherrscht Wirtschaft und Politik. Doch die Geldmenge ist zu groß, im Finanzsektor herrscht Geldüberfluss. Das ist der Schlüssel zum Verständnis.

Als ein 26-jähriger Informatik-Student aus Aachen, der sich Rezo nennt, mit Erfolg in den Wahlkampf zum EU-Parlament eingreift, wird plötzlich klar: Hier ist ein neues Bewusstsein entstanden. Die Regierung, die Parteien und die Mainstream-Medien sind durch das Internet überholt worden. 

Rezo ist nur eine Spitze des Eisbergs, die von Youtube durch Algorithmen enorm zugespitzt wird und so weit nach oben ragt, dass man diese Spitze auch von den Spitzen des Staates irritiert wahrgenommen hat. Im Untergrund aber brodelt schon lange eine rasant wachsende Szene, die viel diskutiert, viel kritisiert und ganz allmählich die Fehler der Finanzwelt, der Politik und der Medien offenlegt.

Außer der Wirtschaft gibt es nichts Lebendiges, das immer nur wächst oder immer nur wachsen soll. Wieso fordern alle permanentes Wirtschaftswachstum?

 Die Wirtschaft ist ein Prozess der sich auf dem Planeten Erde abspielt. Dieser Planet ist nicht unendlich groß. Die Geldmenge kann gegen Unendlich wachsen, der Planet und seine Möglichkeiten aber nicht.

 Finanzfachleute sagen einen totalen Crash des Finanzsystems voraus. Klimaforscher warnen vor dem Hitzetod und vor der Überflutung von Millionenstädten am Meer. Meeresbiologen berechnen die Anreicherung von CO2 in den Weltmeeren und erforschen, wie dadurch ein großer Teil des Lebens im Meer vernichtet wird.

Wirtschaftsexperten sagen, dass eine Übertragung des europäischen Lebensstandards auf den Rest der Welt unmöglich ist, aber trotzdem wird er vorangetrieben. Alle nur denkbaren Märkte sollen erschlossen werden. Dazu wäre die Ausbeutung von drei Planeten wie der Erde erforderlich. Für den amerikanischen Standard müsste man fünf Planeten zur Verfügung haben.

Mediziner befürchten, dass durch natürliche Evolution oder durch Genmanipulation tödliche Viren und andere Mikroben entstehen können, gegen die es keine Mittel gibt. Biologen haben beobachtet, wie ein Pilz fast alle Froscharten vernichtet, und es steht fest, dass sich dieser Pilz durch Transportsysteme der Menschen ausbreitet.

Friedensforscher

Leben im Geldüberfluss

Der Überfluss an Informationen, Meinungen, Kontakten, Ratschlägen und Unterhaltungsangeboten im weltweiten Netz ist kaum zu fassen und doch gibt es erkennbare Strömungen. Unabhängig von den kommerziellen Kontaktmaschinen, die man soziale Medien nennt, hat sich im Netz eine Szene von Publikationen etabliert, welche die Fehler der Massenmedien für sich ausnutzt und deren Lücken schließt. Man würde gerne von alternativen Medien sprechen, wenn das Wort alternativ nicht so unangenehm kontaminiert wäre.

In dieser aufgeweckten und kritischen Szene gibt es einen Konsens über das Verhältnis von Geld und Politik: Die Macht der Finanzwelt ist zu groß geworden, sie hat unsere Staaten im Griff, es regiert uns, auf einen Punkt gebracht, das schiere, nackte, digital verfügbare Geld.

Das Versagen in der Umweltpolitik ist ein Ergebnis der Finanzwirtschaft und ihrer Ideologie, die von der realen Wirtschaft und von Politikern Wachstum verlangt. Die Zusammenhänge von Kredit, Schulden, Zinsen, Kalkulation, Gewinn und Wirtschaftswachstum werden in den folgenden Kapiteln als aufeinanderfolgende Kette von Entscheidungen erklärt. 

Die Schritte sind teils notwendig, teils fragwürdig und reine Ideologie. Daraus ergibt sich die Forderung nach prozentualem Wachstum der Wirtschaft und das resultiert in einer exponentiellen Steigerung aller positiven, aber auch aller negativen Begleiterscheinungen.

Das permanente Wachstum mündet in die Zerstörung von Umwelt und Klima zum Zweck des Geldverdienens. Politiker und Mainstream-Medien vermeiden die komplette Darstellung dieser komplexen Zusammenhänge, wo es um das Klima, die Umwelt, die Märkte, Finanzoasen, Bankenrettungen, Steuerflucht und das Wirtschaftswachstum geht.

Dieses Buch unterscheidet sich in seiner Konsequenz von zahlreichen anderen zum Thema Geld. Es konzentriert sich auf die jetzt bestehende Situation, wo die Geldmenge mehr als dreimal so groß ist wie alle global produzierten Güter und Dienstleistungen eines ganzen Jahres zusammengerechnet.

Es geht nicht um herausragende Akteure oder unbekannte Insidergruppen und geheime Verschwörungen. Die Macht des Geldes besteht aus seiner schieren Menge, seiner Vermehrung, seinen Funktionen und Bewertungen, die durch Zahlen und einfache Regeln erfasst werden. Diese Macht des Geldes aber beeinflusst und bedroht unser Leben auf diesem Planeten.

Der Geldüberfluss ist die wichtigste Ursache für das Entarten des Systems. Wie kommt er zustande? Was bewirkt er? Was können wir dagegen tun? Wo steht die Politik? An dieser Stelle müssen auch Namen von Ländern, Parteien und Personen genannt werden: USA, Russland, Deutschland, CDU, SPD, Helmut Kohl, Gerhard Schröder, Martin Schulz, aus aktuellem Anlass auch Andrea Nahles, und sogar Angela Merkel, die sonst von ernsthafter Kritik ausgenommen wird. Sie begann als Umweltministerin und Klimakanzlerin und endet als ungekrönte Königin des deutschen Automobilismus.

Leben im Geldüberfluss meint nicht Leben in Reichtum und Wohlstand, sondern Leben in dem Bewusstsein, dass etwas zu tun ist, und es wird klar gezeigt, was gegen die Übermacht der Finanzwirtschaft und deren Ideologie getan werden muss.

Der Autor und die Frau Frings

Der Autor ist Diplom-Physiker, hat aber den Beruf eines Physikers nie ausgeübt, sondern sich schon im Studium dem Journalismus zugewandt. Abgesehen von einem Jahr als wissenschaftlicher Journalist in einer Fernsehredaktion des WDR und einem Jahr als Sachverständiger bei einer Reaktor-Kontrollorganisation, hat er das harte Leben eines Selbständigen in der freien Wirtschaft gefunden und bereut es nicht. Er war und ist nicht nur Schreiber, sondern auch Medienkaufmann und gleichzeitig Kritiker von Medien und Ökonomie. Das führt in der heutigen Zeit automatisch hin zur Auseinandersetzung mit Politik.

Was hat Kritik mit Physik zu tun? Es ist die Nähe zur Realität. Die Physik fordert das realitätsnahe Denken, die freie Wirtschaft verlangt konkrete Entscheidungen und Einsicht in die Folgen. So entsteht ein unorthodoxer Blick aus der Distanz und genau das ist notwendig, um neue Impulse zu setzen, denn das ist das Ziel. Rob Kenius will etwas bewegen, um so mehr, je schneller sich die Lage der Welt und der Umwelt zuspitzt.

Artikel auf Telepolis, KenFM und Rubikon und das Interview auf NeoViso.tv zeigen Resonanz in den progressiven Internet-Medien, doch als Selbständiger verlässt man sich nicht ausschließlich auf andere. Die Webseite kritlit.de bringt umfangreiche Texte, die ständig ergänzt, bearbeitet, teilweise gelöscht und neu gestaltet werden. Darum erscheint kritlit.de auf dem Titel des Buches, es ist die Visitenkarte des Autors.

Die kluge Frau Frings, die im Buch ebenfalls zu Wort kommt, könnte genau so gut Brings oder Dingens heißen, sie ist eine Erfindung. Frau Frings ist eine kritische Leserin, die das Recht hat, in die Entstehung des Textes einzugreifen, teils, um das Schlimmste zu verhindern, teils, um weibliche Realitätsnähe einzubringen. Etwaige Ähnlichkeiten zu lebenden Personen sind nicht zufällig, sondern beabsichtigt.

1. Was ist Geld?

1.01 An der Kasse im Supermarkt

Wir bezahlen im Supermarkt mit Geldscheinen und bekommen Münzen zurück. Andere bezahlen mit Kreditkarte und lassen sich von der Kassiererin zusätzlich zweihundert Euro in Form großer Geldscheinen auszahlen. Ein Kind, das diesen Vorgang beobachtet, kann ihn unmöglich verstehen, wie sollen wir ihm das erklären?

Es wird hier mit Geld bezahlt. Geld sind einmal die Scheine, auf denen deutlich eine Zahl draufsteht, welche den Betrag angibt. Aber ein Schein, auf dem 50 steht, ist hundert mal soviel wert wie eine Münze, auf der ebenfalls 50 steht. Gut, das ist einfach, die Währung hat zwei Einheiten: Euro und Cent. Aber wieso zahlt die Kassiererin zweihundert Euro an eine Kundschaft mit Bankkarte, während sie bei anderen Geld kassiert? Wo und was ist da das Geld und wo kommt es her?

Beim Bezahlen mit Karte ist Geld weder Münze noch Schein, sondern eine Zahl auf dem Konto und diese Zahl ist flexibel. Es wird abgebucht. Der Kaufbetrag wird vom Konto abgezogen. Und wenn die Kassiererin im Supermarkt zweihundert Euro mehr abbucht, dann verhält sie sich wie eine Bankkassiererin. (Sie wird aber nicht so bezahlt.) Und es wird kompliziert mit der Frage, was Geld denn nun ist.

Die erste und einfachste Antwort auf diese Frage ist folgende: Geld ist immer eine Zahl. Egal, ob Münze, Schein oder Konto, es kommt auf die Zahl an, die den Betrag angibt.

An dieser Stelle meldet sich die schlaue Frau Frings zu Wort: Mal langsam, Rob, Geld ist doch eine ganz besondere Zahl! Wenn ich Geld habe, kann ich kaufen, was ich will: Kleider, Schmuck, Kosmetik, ich kann fein essen gehen, Urlaub machen, einfach alles. Aber Zahlen allein sind so öde wie Mathematik.

Antwort: Hallo Frau Frings, nett, dass du das jetzt erwähnt hast. Kaufen macht Freude, es gehört zum Geld dazu und macht es so beliebt. Du kannst mit Geld aber nicht nur kaufen, du kannst zur Bank gehen und ein Konto anlegen oder das Geld einem Bettler in den Hut schmeißen. Egal, was du damit machst, es kommt auf die Zahl an.

Frau Frings hat gut aufgepasst und wendet ein: Wenn ich es einem Bettler gebe, kommt es mir gar nicht darauf an, ob ein Euro oder zwei. Die Zahl ist mir schnuppe. Ich werfe eine Münze in den Plastikbecher und der Kerl nickt schläfrig mit dem Kopf oder er krault seinen Hund.

Antwort: Das mit dem Bettler ist doch ein Sonderfall und es gilt nur für dich. Der Bettler nämlich zählt nachher genau, wie viel er bekommen hat. Und du achtest auch auf die Preise beim Einkaufen. Das sind Zahlen. Es gibt Fälle wo für den einen ein Geldbetrag klein ist und für den anderen ist er groß. Stell dir vor du wärst Milliardärin, dann interessieren dich tausend Euro kaum.

Frau Frings nickt begeistert und meint: Aber immer, ich stelle mir das so vor, dass du mir ein Bündel mit tausend Euro zusteckst und ich nicke nur zerstreut mit dem Kopf wie 'ne Bettlerin kurz vor dem Eindösen.

Antwort: Oder du sagst, behalte dein Geld, es ist mir jetzt lästig, es einzustecken.

Zahlen können sehr groß und sehr klein sein; es kommt auf die Relationen an. Und solche Relationen kleiner und großer Geldbeträge teilen die Menschen sehr krass in Arm und Reich.

1.02 Polarisation zwischen Arm und Reich

An Geld ist kein Mangel, wenigstens für diejenigen, die in der obersten Klasse mitspielen. Und die Zahlen, die Geld beziffern, werden ständig länger. Millionen sind kaum noch interessant, es geht um Milliarden und auch schon um Billionen. Inzwischen haben drei Digital-Firmen einen Aktienwert von mehr als einer Billion Dollar: Apple, Microsoft und Amazon. Google kann im Ranking nicht weit dahinter liegen. In Ziffern sehen drei Billionen so aus:

3.000.000.000.000 $

Geld ist also genug da. Nur die Verteilung ist extrem. Es gibt einen wahnsinnigen Überschuss an finanziellen Mitteln in Form von Geld, Aktienbesitz und Immobilien in den Händen einer kleinen Schicht. Und die Mehrheit der Bevölkerung hat Probleme wegen der stagnierenden Einkommen, der steigenden Mieten und es gibt wenig Chancen, durch Eigeninitiative die Lage zu verbessern.

Die einen haben Probleme, ihren Geldüberfluss vernünftig zu disponieren, die anderen haben das Problem, dass sie wegen finanzieller und gesellschaftlicher Schranken nicht zum Zuge kommen und dass ihre Kinder und Enkel sich nicht voll entfalten können.

Der Geldüberfluss ist, grob gesagt, ein Ergebnis der Methode, wie Geld erzeugt und in Verkehr gebracht wird. Zusätzlich gibt es einen Mechanismus, der die Umverteilung von unten nach oben bewirkt. Am unteren Ende der Gesellschaft ist die Gefahr für einen Abstieg in den Billiglohn-Sektor enorm gestiegen und für Konzerne gibt es immer mehr Möglichkeiten, billigste Arbeitskräfte im In- und Ausland anzuheuern.

Man kann diesem Vorgang mit dem Begriff Polarisation beschreiben. Unsere Gesellschaft ist polarisiert. Das bedeutet, die beiden Extreme Arm und Reich werden nach Plus und nach Minus hin auseinandergezogen, also zu den Polen hin verstärkt, und das eine Extrem bedingt dabei das andere. Um die Polarisation zu beseitigen, genügt es nicht, an dem einen oder dem anderen Ende ein wenig abzumildern, sondern es muss an beiden Polen sehr viel geschehen. Man muss Armut und Reichtum gleichzeitig bekämpfen und in der Mitte der Gesellschaft die weitere Umverteilung von unten nach oben verhindern.

Das haben die Staaten und ihre Politiker seit mehr als zwanzig Jahren versäumt und bis heute haben sie kein Konzept, den Trend umzudrehen. Oder, wenn sie ein Konzept haben, sind sie nicht gewillt oder nicht in der Lage, es durchzusetzen. Dabei gibt es eine Reihe von Maßnahmen, die sofort einsetzbar sind:

Eine satte Erbschaftssteuer würde verhindern, dass Vermögen ohne Leistung auf Familienmitglieder übergehen, nur weil sie Verwandte sind. Ein Mindestlohn existiert bereits, sollte aber erhöht und differenziert werden. Es gibt andere, vergleichbare Stellschrauben, zum Beispiel eine Mindestgebühr für Paketsendungen, von der ein fester Betrag an diejenigen geht, die das Paket an die Haustür bringen.

Die schlaue Frau Frings hat hier einen Einwand: Mir scheint, du willst etwas über soziale Gerechtigkeit los werden. Aber die Schüler, die protestieren, reden von Klimawandel und Umweltschutz und richten sich damit direkt an die Politiker.Antwort: Sie sind nicht die einzigen, die protestieren. Die Gelbwesten in Frankreich aber kritisieren finanzielle Verhältnisse. Warum die Umweltpolitik stecken geblieben ist, das liegt daran dass die Finanzwirtschaft sich durchgesetzt hat und nicht die Wissenschaft mit ihren Warnungen.

Die schlaue Frau Frings will es genauer wissen: Willst du damit sagen, dass wir von der Wallstreet regiert werden?Antwort: Nicht ganz. Wie das im Einzelnen funktioniert, wissen wir nicht so genau. Ich bin kein Verschwörungstheoretiker.

Die schlaue Frau Frings wirft ein: Gottseidank, dass du das sagst, ich dachte schon du wärst einer.Antwort: Nein, Frau Frings, ich glaube nicht, dass irgendwo 'ne Clique sitzt, die alles dirigiert. Ich kritisiere das System. Wir sehen, dass Regierungen einfach die Forderungen der Finanzwelt  umsetzen. Warum, das ist erst mal egal, man kann es so sagen, die haben gemeinsam den Bodenkontakt verloren und...

Frau Frings unterbricht mich wieder: Auch das hat nichts mit dem Klima und mit der Umwelt zu tun.Antwort: Du hast mich unterbrochen. Die Finanzmacht bestimmt die Richtung der Wirtschaft, die kurbelt den Konsum an und das produziert den ganzen Müll, dadurch kommt Plastik ins Meer und der CO2-Ausstoß wird nicht gedrosselt, sondern beschleunigt. Das alles geschieht, um mehr Geld zu verdienen und gleichzeitig Kredite zu bedienen.

Die schlaue Frau Frings zieht daraus ihre Schlussfolgerung: Dann müssen die Regierungen eingreifen und die Richtung bestimmen, sonst gehe ich demnächst auch demonstrieren.Antwort: Sag mir Bescheid, ich geh mit.Frau Frings bemerkt gnädig: Schreib erst mal an deinem Buch weiter, je nachdem überlege ich mir, ob ich mit dir demonstrieren will.

Der Staat ist in der Schlüsselposition, denn er kann Gesetze machen und Steuern erheben, wie viel und von wem er will. Dazu gibt es im Folgenden eine Reihe von konkreten Vorschlägen: Zum Beispiel eine Umsatz-Quellensteuer, welche die internationalen Konzerne bei den Einnahmen im Inland, also an der Geldquelle, packt. Und zusätzlich eine deutliche Reduktion der Sozialabgaben für alle Normalverdiener durch Einführung einer sozialen Quellensteuer.

Die soziale Quellensteuer ist eine Steuer, die auf Einnahmen erhoben wird und dann gegen Sozialabgaben verrechnet werden kann. Damit wird gleichzeitig die Produktivität von Maschinen und Robotern in das System integriert. Es darf nicht sein, dass Menschen als Leistungsträger gegenüber Maschinen schlechter abschneiden, nur weil sie Menschen sind und keine Roboter, und als lebendige Menschen ein soziales Umfeld mit Altersversorgung und Gesundheitssystem brauchen. Menschen wollen eine gesunde Umwelt. Roboter und Maschinen brauchen das nicht.

Oben müssen mehr Steuern erhoben werden, unten müssen Mindesteinkommen garantiert sein. Und auch im Mittelfeld der Gesellschaft, wo der Konsum eine entscheidende Rolle spielt, soll der Staat stärker eingreifen nach dem Motto:

Steuern durch Steuern. 

Eine gestaffelte Mehrwertsteuer kann die Wirtschaft in vernünftigere Bahnen lenken. Das heißt, erhöhte Mehrwertsteuer auf übermotorisierte Fahrzeuge wie SUVs, Sportwagen und Motorräder. Diese Mehrwertsteuer würde nicht einmal den Export behindern, weil auf Exporte keine Mehrwert-steuer erhoben wird, aber bei uns würde man die Angeberei mit Motorkraft höher besteuern als Fußballschuhe oder Fahrräder. Biologische und gesunde Lebensmittel könnten von der Mehrwertsteuer völlig befreit sein

Zur Zeit gibt es drei Mehrwertsteuersätze: 0%, 7% und 19%. Diese Sätze stehen in keinem logischen Verhältnis zueinander, das System ist starr und nicht sehr intelligent. Der Satz von 0% gilt für Arzthonorare, Aktienkäufe und den Erwerb von Finanz-Derivaten. Aber gewerbliche Mieten und Anwaltsgebühren werden mit 19% MWSt belegt. Im Großhandel müssen verschiedene Mehrwertsteuersätze berücksichtigt werden.

Sinnvoller wäre eine gestaffelte Mehrwertsteuer, die technisch nicht komplizierter, aber viel flexibler ist. Sie arbeitet mit zwei Parametern, einem Mehrwertsteuersatz, für alle Artikel, bei 5% bis 8%, und einem Faktor von 0 bis 7, der in einem Rechenprogramm nur einen Speicherplatz von 3 Bit beansprucht. Will man die Mehrwertsteuern insgesamt herauf- oder heruntersetzen, wird der Satz variiert. Der Faktor von 0 bis 7 bestimmt die Staffelung.

Im Beispiel der übermotorisierten Fahrzeuge würde ich den Faktor 7 vorschlagen. Das ergibt bei einem Mehrwertsteuersatz von 5% die gestaffelte Mehrwertsteuer von 35%.

Die Idee einer CO2-Steuer ließe sich in die gestaffelte Mehrwertsteuer sehr elegant einbinden.

Dieses System bringt keine technischen Probleme, es ist nur schwer einzuführen, wenn über jede Einordnung einer Ware oder Dienstleistung Diskussionen stattfinden. Daher keine weiteren Vorschläge, außer dem, dass Gastronomie den Faktor 1 bekommen sollte, damit Studierende und Schüler aus einfachen Verhältnissen es sich wie früher leisten können, gelegentlich in einem Café zu sitzen, anstatt am Kiosk Flaschenbier zu kaufen und auf der Straße zu trinken. Die Gastronomie ist belastet durch hohe Mieten und hohe Personalkosten, aber sie leistet einen Beitrag zur Urbanität und Kultur.

Die Zeiten, wo man mit solchen Vorschlägen als Spinner, Marxist, Neidhammel oder sogar Ökofaschist abgestempelt wurde, sind vorbei. Das umwelt- und qualitätsbewusste Leben wird zum Mainstream, im Zeichen der neuen Aufklärung. Was noch fehlt, ist, dass der Staat regelnd eingreift und die Trends in der Wirtschaft mitbestimmt.

1.03 Kapital ist out, Geld ist in

Viele Jahre lang haben kritische Geister über das Kapital nachgedacht. Das Kapital bezeichnet nicht nur Geld, sondern auch Sachgüter, die zur Produktion verwendet werden. Das Kapital ist gleichzeitig der Titel des Hauptwerks von Karl Marx und somit ein Kampfbegriff geworden, genau wie Kapitalist und Kapitalismus. Will man mit marxistisch orientierten Leuten über Veränderungen in der Finanzwirtschaft reden, bekommt man die Standard-Antwort: Da musst du erst mal den Kapitalismus abschaffen. Das führt zu endlosen Debatten, die zur Voraussetzung haben, dass man das Kapital von Karl Marx studiert hat, sonst kann man nicht mitreden. 

Deshalb wollen wir nur vom Geld reden. Geld in seiner Form als Münze oder Geldschein kennt jedes Kind. Es ist fast überall greifbar und, was oft verkannt wird, es befolgt einfache Regeln der Mathematik. Dabei ist Geld eine der genialsten Erfindungen des Menschen. Ähnlich vielseitig wie das Rad. Geld ist wie das Rad universell einsetzbar und niemand weiß, wer es erfunden hat. 

Mit dem Rad hat das Geld außerdem gemeinsam, dass es mit wenigen markanten Eigenschaften zu beschreiben ist. Schauen wir uns das Rad an einem Fahrrad an. Wir können, abgesehen von den Speichen, der Felge und der Bereifung drei Eigenschaften des Rades erkennen:

Das Rad ist rund,

es sitzt auf einer Achse und

es ist beweglich, genauer gesagt, es kann sich um die Achse drehen.

Das ist schon alles. Dann kann das Rad, wenn es stabil genug ist, Lasten tragen. Es kann auch andere Räder und die Zeiger einer Uhr bewegen oder die Kräfte von Wind und Wasser aufnehmen und weitergeben. Räder sind das wichtigste Element der klassischen Technik.