Lennox und der Finder: Das Zeitalter des Kometen #38 - Jo Zybell - E-Book

Lennox und der Finder: Das Zeitalter des Kometen #38 E-Book

Jo Zybell

0,0

Beschreibung

Der Umfang dieses Buchs entspricht 114 Taschenbuchseiten. Eine kosmische Katastrophe hat die Erde heimgesucht. Die Welt ist nicht mehr so, wie sie einmal war. Die Überlebenden müssen um ihre Existenz kämpfen, bizarre Geschöpfe sind durch die Launen der Evolution entstanden oder von den Sternen gekommen, und das dunkle Zeitalter hat begonnen. In dieser finsteren Zukunft bricht Timothy Lennox zu einer Odyssee auf … Tim Lennox kann es kaum fassen, er trifft in Australien auf Fanlur und die beiden Marsbewohner Vogler und Clarice Paxton; sie befinden sich bei Wesen, die von einem seltsamen Glauben beherrscht werden. Doch noch immer hat er Marrela nicht gefunden. Währenddessen versuchen die Yandamaaren ihr »Projekt Yandamaar« auf andere Weise zu verwirklichen.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 119

Veröffentlichungsjahr: 2021

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Jo Zybell

UUID: 30a7afe0-26ad-47d7-94d8-ba1780290f0b
Dieses eBook wurde mit StreetLib Write (https://writeapp.io) erstellt.

Inhaltsverzeichnis

Lennox und der Finder: Das Zeitalter des Kometen #38

Copyright

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

13

14

15

16

17

18

19

20

21

Lennox und der Finder: Das Zeitalter des Kometen #38

von Jo Zybell

Der Umfang dieses Buchs entspricht 114 Taschenbuchseiten.

Eine kosmische Katastrophe hat die Erde heimgesucht. Die Welt ist nicht mehr so, wie sie einmal war. Die Überlebenden müssen um ihre Existenz kämpfen, bizarre Geschöpfe sind durch die Launen der Evolution entstanden oder von den Sternen gekommen, und das dunkle Zeitalter hat begonnen.

In dieser finsteren Zukunft bricht Timothy Lennox zu einer Odyssee auf …

Tim Lennox kann es kaum fassen, er trifft in Australien auf Fanlur und die beiden Marsbewohner Vogler und Clarice Paxton; sie befinden sich bei Wesen, die von einem seltsamen Glauben beherrscht werden. Doch noch immer hat er Marrela nicht gefunden. Währenddessen versuchen die Yandamaaren ihr »Projekt Yandamaar« auf andere Weise zu verwirklichen.

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author / COVER LUDGER OTTEN

© dieser Ausgabe 2021 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Alle Rechte vorbehalten.

www.AlfredBekker.de

[email protected]

Folge auf Twitter

https://twitter.com/BekkerAlfred

Zum Blog des Verlags geht es hier

https://cassiopeia.press

Alles rund um Belletristik!

Sei informiert über Neuerscheinungen und Hintergründe!

1

Drei Gestalten hockten um das Feuer – uralte dürre Männchen mit weißen Locken und rotweißen Tätowierungen auf der schwarzen Haut. Sie summten, hielten die Augen geschlossen und wiegten ihre Oberkörper hin und her. Einer warf alten Warankot in die Flammen. Die Höhle war kreisrund und vielleicht zehn Schritte breit. Flammenschein tanzte an den Wänden und fiel an zwei Stellen in Nischen, die im roten Gestein klafften, sich in der Tiefe der Wand erweiterten und in Gänge mündeten.

»Ich sehe ihn«, sagte einer der Alten, ohne die Augen zu öffnen.

Sie nannten ihn Gauko‘on, sein Anangu-Name bedeutete: Den die Wolken tragen, wohin er will. »Da ist er!« Er deutete auf eine der Spalten in der Höhlenwand. »Sprich zu uns, Ahne!«

Was er mit geschlossenen Augen sah, war zunächst nur ein goldener Schimmer. Er glänzte in jener der beiden Spalten, durch die man den Gang in die untere Welt betreten konnte. Ein paar Atemzüge später jedoch sah der goldene Schimmer schon aus wie eine menschliche Gestalt: zwei Arme, zwei Beine, einen Kopf und an der Hüfte eine Art Stab.

»Sprich zu uns, Ahne!« Gauko‘on breitete beide Arme zur Höhlendecke aus. »Gebiete, was als Nächstes zu tun ist in diesem großen Kampf! Gebiete, und wir gehorchen!« Die anderen beiden wiegten ihre Oberkörper heftiger und summten lauter.

Die goldene Gestalt trat aus der Spalte in der roten Höhlenwand.

Der tanzende Flammenschein spiegelte sich auf ihrer Brust und auf dem Helm, der ihren Schädel bedeckte. Ein Schwert war es, was sie an der Hüfte trug, ein Schwert mit goldenem Knauf und in goldener Scheide. Gauko‘on streckte dem Goldenen beide Arme entgegen.

»Sprich, allmächtiger Ahne!« Der Singsang der Uralten erfüllte die Höhle.

Der Goldene trat zwischen zwei von ihnen hindurch ins Feuer. Die Flammen verschmolzen mit dem Schimmer seiner metallenen Gestalt, sie tanzten wilder und strahlten heller. Mal loderte die Gestalt wie tausend Flammen, mal leuchteten die Flammen wie goldenen Zungen.

»Neue Kämpfer treffen ein«, sagte die goldene Gestalt, und es war, als würde ihre Stimme hundertfach von den Wänden flüstern. »Es werden die letzten sein. Bringt sie in diese Höhle, ihr Wächter des Uluru, einen nach dem anderen, damit ich sie alle ergründen kann.«

2

Er lag flach auf dem Bauch, und sein Kinn steckte fast bis zur Unterlippe im Sand. Mit den Fingern trommelte er auf den Boden.

Sein ehemals weißes Stirntuch war rötlich von Sand, roter Sand auch in seinem schwarzen Haar – in seinem ausgefransten Zopf, in seinem langen Schnurrbart, in seinen Brauen. Durst pulsierte in seiner Kehle, Hunger in seinem Bauch, Fieber in seinen Gelenken.

Direkt vor seinen Augen bewegte sich die Sandfläche an einer Stelle. Es war, als würde jemand aus der Unterwelt heraufsteigen und seinen Finger von unten gegen die Oberfläche drücken. Zwei Fühler streckten sich aus dem Boden, ein Paar Kauscheren folgte, und dann ein samtener roter Körper, nicht größer als sein kleiner Finger und von ähnlicher Form.

Er griff zu.

Mit dem Daumen trennte er den Kopf samt Kauscheren und Fühlern von dem weichen Leib, den er in den Mund steckte. Der Wurm knirschte zwischen seinen Zähnen, denn er war voller Sand.

Er schmeckte süßlich und war saftig. Dennoch wollte er ihm kaum den trockenen Hals hinunter.

Wie man ein derartiges Tier in dieser Weltgegend nannte, das wusste er nicht. Es interessierte ihn auch nicht. Er wusste ja kaum noch, wie dieses unendliche Stück Erde hieß, durch das er nun schon seit vier Monden wanderte. Und schon gar nicht wusste er, was er hier zu suchen hatte. Nicht wirklich, jedenfalls.

Wenigstens wusste er noch, wie er hieß: Cahai.

Speichel sammelte sich in seinem ausgetrockneten Mund, mit ihm schluckte er die Reste des Rotwurms hinunter. Danach trommelte er weiter mit den Fingern auf den Boden; solange, bis der nächste Rotwurm aus dem Sand kroch.

Manchmal hatte er tagelang im Schatten eines Waldrandes gelegen, oder am Ufer eines Flusses. Nervöse Zuckungen seiner Finger hatten rote und sehr feuchte Würmer aus der Erde gelockt. Möglicherweise verdankte er den Zuckungen also sein Leben, denn inzwischen hatte er sie perfektioniert. Gewissermaßen aus Versehen also lebte er noch.

Jedes Mal, wenn er einigermaßen gesättigt aufgestanden war und sich auf den Rückweg gemacht hatte, brannte plötzlich wieder dieser ungeheure rote Felsen in seinem Kopf, und er machte kehrt und wanderte weiter. Immer weiter ins Zentrum dieses unendlichen Landes hinein.

Wie hieß es doch gleich? Ausala, richtig. Verfluchtes Land, verfluchtes Ausala!

Auch jetzt wäre er gern liegen geblieben. Wo ein Rotwurm aus der Erde kroch, konnten andere nicht weit sein, oder? Das jedenfalls hatte wochenlange Erfahrung ihn gelehrt. Und die Biester waren so herrlich saftig! Was sollte er denn die Mühsal des Aufstehens und des nächsten Schrittes auf sich nehmen, wo doch die Rotwürmer zu ihm kamen, wenn er nur fleißig genug mit den Fingern auf den Boden trommelte?

Also blieb er liegen, wartete, trommelte und beobachtete den Sand vor seinem Gesicht. So verharrte der kleine drahtige Bursche eine Zeitlang. Tatsächlich krochen drei weitere Rotwürmer aus der Erde, und er verschlang sie heißhungrig und durstig. Doch bald brannte wieder der rote Fels vor seinem inneren Auge. »Aufstehen, Cahai«, murmelte er. »Aufstehen und weitergehen, immer weiter.« Er stemmte sich vom Boden hoch auf die Knie.

Er blickte kurz zurück und sah seine Spuren von den Hügelkämmen am Horizont bis hierher durch den roten Sand verlaufen. Er wandte sich um und spähte nach Norden. Flimmernde Luft stand über dem rötlichen Horizont. Er klopfte auf das Krummschwert unter seinem schwarzen Pelzmantel. »Cahai, der Fuchs!«, zischte er. »Cahai, der Sieger! Vergiss nicht, wer du bist, Cahai! Vergiss es nicht, hast du gehört?«

Er packte den Knauf seines Säbels, sog scharf die Luft durch die Nase ein und fasste den flimmernden Horizont ins Auge wie einen Feind, vor dem es kein Zurückweichen gab. Er stapfte weiter, Schritt für Schritt, immer weiter.

Stunden später verdunkelte sich der Himmel. Cahai glaubte zunächst, die Nacht würde anbrechen. Eine weitere Nacht nach schon viel zu vielen, die er durch dieses unendliche Land wanderte. Er kümmerte sich nicht darum, und erst als Blitze zuckten, blieb er stehen und blickte erschrocken in den schwarzen Himmel.

Regentropfen klatschten in sein Gesicht.

Er schrie vor Freude.

Er riss sich den Pelzmantel und sein Lederhemd vom Leib, breitete die Arme zum Himmel aus und schrie und sang und betete und weinte. Irgendwann kniete er in rotem Matsch, bog den Kopf in den Nacken und riss den Mund weit auf. So verharrte er und quittierte jeden Regentropfen, der in seinen Rachen klatschte, mit einem tiefen Seufzer.

Bald umgaben ihn Schlammkuhlen und Tümpel jeder Größe. In den Schlammkuhlen wanden sich Rotwürmer; das Getrommel des Platzregens hatte sie aus der Erde gelockt. Cahai machte Jagd auf sie.

Mit Kampfgeschrei stürzte er sich auf jeden Wurm, den er entdeckte, knipste ihm Kopf mit Fühlern und Kauscheren ab, spülte ihn in einem Tümpel notdürftig ab und verschlang ihn dann.

Zwischendurch warf er sich an den Rand einer Pfütze, deren Wasser ihm nicht allzu trübe vorkam, und soff sich voll.

Als dann tatsächlich die Nacht kam, lag er mit prallem Bauch im Schlamm und starrte in den Himmel. Wolkenfetzen zogen vorbei, bald die ersten Sterne. Wie viel Wasser hatte er getrunken? Zehn Liter? Wie viele Rotwürmer hatte er verschlungen? Hundert?

Zweihundert? Ihm war übel.

Der brennende Fels erschien vor seinem inneren Auge. Doch Cahai war zu vollgefressen und zu vollgesoffen, um aufstehen zu können.

Sein Kopf schmerzte, Krämpfe durchpflügten sein Gedärm, und irgendwann übergab er sich. Danach schlief er ein.

Er wachte auf, weil der Boden vibrierte. Er schlug die Augen auf, und die Nacht war vorbei. Eine Sonne, so rot wie eine Tomate stand über dem Horizont. Ich träume, dachte Cahai. Er zitterte vor Kälte und merkte, dass er in einer kühlen Schlammkuhle lag. Wieso vibrierte der Boden? »Weil du träumst, Cahai, du Fuchs!«

Er richtete sich auf und sah sich nach seinem Hemd und seinem Mantel um. Sie lagen ein paar Dutzend Meter entfernt neben einem rötlichen Tümpel. Er stand auf, wankte hin, zerrte das nasse Lederhemd über seinen ausgemergelten Oberkörper und warf sich den von Regenwasser schweren Mantel über die knochigen Schultern. Der Boden vibrierte noch immer.

Verdammter Boden, verdammtes Land Ausala!

Sein Blick fiel auf Tiere, die zehn oder zwanzig Schritte hinter ihm durch Tümpel und Schlammkuhlen stapften. Tiere? Auch nur ein Traum? Er verharrte und beobachtete sie.

Seltsame Tiere. Cahai blinzelte ihnen entgegen. Waren es fünf?

Oder zehn? Sie verschwammen vor seinen Augen. Harmlos sahen sie aus mit ihrem Lockenpelz, ihren großen Augen und ihren stumpfen Schnauzen. Einige waren sandfarben, andere hellgrau, eines fast schwarz. »Shiips«, murmelte Cahai. »Wahrhaftig Shiips!«

Auch dort, wo er herkam, kannte man diese Tierrasse. Harmlose Geschöpfe, Milchspender, Fleisch- und Wolllieferanten. Allerdings waren die Tiere, die man im Mündungsbereich des Gelben Stromes züchtete, ein wenig kleiner. Und dann: Shiips inmitten dieser Ödnis?

Cahai blinzelte den Tieren entgegen. Nun gut, sie mochten sogar erheblich kleiner sein, die Shiips, die man zu Hause auf den Uferweiden des Gelben Stromes hielt. Diese hier kamen ihm ziemlich groß dagegen vor, extrem groß sogar …

Er blinzelte wieder und erschrak, als er sah, dass die Hufe der Shiips, die sich ihm da näherten, nicht einmal zur Hälfte in den roten Tümpeln versanken, ja, nicht einmal zu einem Viertel! Und dann der Boden, der bei jedem ihrer Schritte vibrierte …

Cahai spürte, wie das Blut zuerst in seinen Füßen gefror.

Widerwillig gestand er es sich ein: Diese Shiips dort waren gar nicht zwanzig oder gar nur zehn Schritte entfernt! Auch das Blut in seinen Schenkeln und seinem Bauch schien sich in Eis zu verwandeln. Die Shiips dort waren mindestens fünfhundert, wenn nicht tausend oder mehr Schritte entfernt! Seine Haarwurzeln gefroren. Jedes einzelne dieser Shiips war größer als das Schiff, mit dem er an der ausalatischen Küste gelandet war!

»Ein Traum …« Er zog seinen Säbel. »Nur ein verfluchter Traum …« Er stapfte den Mammutschafen entgegen, um das Traumbild zu verjagen.

3

Bäume. Erst einer, eine halbe Stunde später drei weitere, und noch einmal eine halbe Stunde später viele Bäume. Sie säumten das Ufer des Flusses. »Schön«, sagte Yandataan. »Siehst du die Bäume, Grao? Sind sie nicht wunderschön?«

Wenn er Bäume, Buschwerk oder Blumen sah, wurde ihm seltsam warm ums Herz. So warm und so leicht und so wehmütig, wie ihm sonst nur wurde, wenn er an seine unbekannte Mutter dachte.

»Wunderschön«, seufzte er.

( Ja doch.) Grao‘sil‘aana beäugte den Jungen von der Seite. Auf den ersten Blick ein junger Primärrassenvertreter vor der Schwelle zur Geschlechtsreife, weiter nichts. Dürr, dunkelhaarig und mit hellen grünbraunen Augen. Und zugleich alles andere als irgendein beliebiger Primärrassenvertreter, sondern zugleich das Ergebnis eines hochinteressanten Experimentes.

Zumindest genetisch hatte Yandataan zwei Väter. Einer davon war ein florides biotisches Protomodell erster Ordnung. Längst überholt und ohne Nutzen, und dennoch ein gelungener Organismus. Vermutlich von ihm hatte der Junge diese undurchdringliche Rätselhaftigkeit geerbt. Ja, dieser Knabe war ein Rätsel, wahrhaftig, und manchmal fürchtete Grao‘sil‘aana, er würde für immer ein Rätsel bleiben. ( Schöne Bäume, sicher doch.)

Während Grao‘sil‘aana weiterruderte, ließ Yandataan die Holme los und betrachtete die am Ufer vorbei gleitenden Bäume. »Magst du Bäume und Büsche auch so gern?«, wollte der Junge wissen. Er trug einen ehemals schwarzen, jetzt aber verdreckten Ganzkörperanzug.

( Es hält sich in Grenzen. Ich habe selten Verwendung für Holz oder Blattwerk. Allenfalls für Baumfrüchte hin und wieder.) Grao‘sil‘aana beschränkte sich auf den telepathischen Weg der Verständigung. Um Energie zu sparen, hatte er die Echsengestalt seines Wirtskörpers angenommen. Perfekte Körper waren das, nur die Stimmmodulation ließ zu wünschen übrig. Mit einem schwarzen Flaggentuch bedeckte der Yandamaare seine schuppige Blöße.

Mit dem Fuß stieß Yandataan den Ruderholm von sich. »Was bist du für ein eiskaltes Ekel!« Er fletschte die Zähne und machte eine grimmige Miene. »Musst du immer gleich an die Nützlichkeit der Dinge denken? Kannst du denn gar nicht sehen, wie schön diese Bäume sind?«

( Möglicherweise gibt es unterschiedliche Kategorien von Schönheit, und möglicherweise hast du andere als ich.) Grao‘sil‘aana dachte an einen brodelnden See aus Magma, und er dachte an rot leuchtende Dampfschwaden über flüssiger Glut. Nichts davon sprach er aus; es war besser so.

»Was für einen Quatsch du manchmal redest!«, zischte Yandataan.

Sehnsüchtig blickte er zu den Bäumen in der Uferböschung und griff wieder nach dem Ruderholm. Auch diese aufbrausende Art in letzter Zeit gehört zu den Dingen, die Grao‘sil‘aana rätselhaft an dem Jungen fand und an denen er sich rieb. Wenigstens kühlte Yandataan genauso schnell wieder ab, wie er sich erhitzte. Meistens jedenfalls.

Die Sonne berührte schon den westlichen Horizont. Zum zweiten Mal ging sie unter, seit Yandataan und Grao‘sil‘aana im Ruderboot Strom aufwärts ins Landesinnere ruderten. Die Besatzung des Piratenschiffes hatte sich geweigert, in die Strommündung hinein zu fahren.

Der Streit eskalierte, das Schiff ging in Flammen auf, die meisten Männer starben. Das Ruderboot, eine langstielige Axt und die schwarze Flagge mit dem goldfarbenen Totenschädel darauf waren das Einzige, was von dem Zweimaster übrig geblieben war.

»Weg da!« Yandataan sprang hoch, das Boot schaukelte. »Wollt ihr wohl den Baum in Ruhe lassen?« Der Junge fuchtelte in Richtung Uferböschung. Jetzt entdeckte auch Grao‘sil‘aana die Tiere, die dort im tief hängenden Geäst eines der Bäume weideten. »Aufhören!«, schrie Yandataan. »Hört sofort auf, ihr Mistviecher!« Seine ansonsten ziemlich bleiche Gesichtshaut war rot angelaufen. »Los, weg da! Weg, sag ich, weg!«

( Beruhige dich. Sie können nicht weglaufen, sie sind angebunden.) Die Tiere hatten rotbraunes Fell, große kräftige Hinterläufe und spitze Schnauzen. Sieben Exemplare zählte Grao‘sil‘aana, und jedes einzelne war um einiges größer als ein männlicher Primärrassenvertreter.

Yandataan bückte sich nach seinem Schwert, packte es mit beiden Händen und hob es über den Kopf. »Verschwindet, oder ich schlage euch tot!« Er torkelte, weil die schwere Waffe seinen schmächtigen Körper nach hinten zog. Grao‘sil‘aana sprang auf und hielt ihn fest.

( So beruhige dich doch, Yandataan!) Er versuchte dem Jungen die Klinge zu entwinden, doch der riss sich los. ( Sie sind im Geäst des Baumes festgebunden, siehst du das denn nicht?)

»Sie tun dem Baum weh! Sie fressen ihm die Blätter weg!«

Yandataan stampfte mit dem Fuß auf. »Er braucht seine Blätter, um Licht zu trinken! Sie verletzen ihn! Ich will ans Ufer, sofort!« Er schlug die Klinge in den Bootsrand, zwei Handbreiten tief fuhr sie ins Holz.

( Sie brauchen das Laub für ihren eigenen Stoffwechsel.