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Der sechsjährige Leo findet in seinem Garten einen seltsam leuchtenden Samen. Als er ihn einpflanzt, wächst über Nacht ein riesiger, magischer Baum, dessen Rinde in sanften Farben schimmert. In seinem Stamm entdeckt Leo eine kleine Tür, die ihn in die zauberhafte Welt Luminia führt – ein Reich, das aus reinem Licht und Lachen besteht. Doch der Glanz von Luminia schwindet, denn ein griesgrämiger Gnom hat das Herz des Lichts gestohlen. Zusammen mit Pip, einem mutigen kleinen Lichtfunken-Wesen, begibt sich Leo auf eine abenteuerliche Reise durch leuchtende Wälder und über funkelnde Flüsse, um das Licht zu retten und zu lernen, dass wahre Magie in Freundschaft und Mut zu finden ist.
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Veröffentlichungsjahr: 2025
Inhaltsverzeichnis
Impressum
Es war ein ganz normaler Dienstagnachmittag im Leben des sechsjährigen Leo. Die Sonne malte goldene Flecken auf den grünen Rasen in seinem Garten, und die Bienen summten ein schläfriges Lied, während sie von einer Pusteblume zur nächsten tanzten. Leo liebte seinen Garten. Es war sein kleines Königreich, in dem er über moosbewachsene Steine herrschte, Ameisenvölker auf ihren Strassen begleitete und mit seinem roten Ball gegen den alten Apfelbaum Fussball spielte.
Heute jedoch war etwas anders. Während er in der hintersten Ecke des Gartens, direkt neben dem grossen Komposthaufen, nach besonders interessanten Käfern grub, stiess seine kleine Schaufel auf etwas Hartes. Es machte „Klonk“. Leo dachte zuerst, es sei nur ein weiterer Stein. Er hatte schon eine ganze Sammlung von Steinen, die aussahen wie kleine Kartoffeln oder platte Pfannkuchen. Aber als er die Erde beiseiteschob, kam etwas zum Vorschein, das er noch nie zuvor gesehen hatte.
Es war ein Samen, aber was für einer! Er war so gross wie sein Daumen, glatt und oval, und er schimmerte. Nicht so wie ein nasser Kieselstein in der Sonne schimmert, nein, dieser Samen leuchtete von innen heraus. Ein sanftes, pulsierendes Licht, das zwischen warmem Orange und zartem Violett wechselte, floss unter seiner perlmuttartigen Schale. Leo nahm den Samen vorsichtig in die Hand. Er fühlte sich warm an, fast lebendig. Er hielt ihn an sein Ohr und lauschte. Für einen winzigen Moment glaubte er, ein ganz leises, feines Klingen zu hören, wie von einem winzigen Glöckchen. Fasziniert steckte er den Samen in seine Hosentasche. Sein Herz klopfte ein bisschen schneller als sonst. Das war kein gewöhnlicher Samen, das war ein Geheimnis.
Als seine Mutter ihn zum Abendessen rief, hatte er den Samen beinahe vergessen. Doch als er seine Hose auszog, fiel er mit einem leisen „Pock“ auf den Holzboden seines Zimmers und rollte leuchtend unter sein Bett. Leo wusste sofort, was er tun musste. Ein solcher Samen gehörte nicht in eine Hosentasche oder eine Kiste. Er gehörte in die Erde.
Nach dem Zähneputzen, als seine Eltern dachten, er würde schon schlafen, schlich Leo leise die Treppe hinunter und huschte in den Garten. Der Mond war eine dünne Sichel am Nachthimmel und die Sterne funkelten wie Diamantenstaub. Er ging zu seinem Lieblingsbeet, in dem seine Mutter im Frühling immer die buntesten Tulpen pflanzte. Mit blossen Händen grub er ein kleines Loch in die kühle, weiche Erde. Er holte den Samen aus seiner Pyjamatasche. Das Leuchten schien im Dunkeln noch stärker zu sein, es warf einen winzigen, magischen Schein auf seine Hände und sein Gesicht. Er legte den Samen sanft in das Loch, flüsterte: „Wachs gut, kleines Geheimnis“, und schob die Erde wieder darüber. Dann schlich er zurück in sein Bett, die Gedanken voller bunter Lichter.
Am nächsten Morgen wurde Leo nicht von seinem Wecker, sondern von einem seltsamen Licht geweckt, das durch sein Fenster fiel. Es war ein sanftes, farbenfrohes Licht, das an den Wänden tanzte. Verschlafen rieb er sich die Augen und tapste zum Fenster. Was er sah, liess ihn die Luft anhalten. Dort, wo er gestern Abend den Samen vergraben hatte, stand jetzt ein Baum. Aber es war kein normaler Baum. Er war riesig, seine Äste reichten fast bis zu den Wolken. Die Rinde schimmerte in denselben Farben wie der Samen, in sanften Wellen aus Orange, Violett und einem leuchtenden Blau. Die Blätter waren nicht grün, sondern sahen aus wie aus dünnem, silbernem Glas, und wenn der Wind hindurchfuhr, klangen sie wie ein Windspiel aus tausend kleinen Glöckchen. Der ganze Baum strahlte eine Wärme und ein Licht aus, das den gesamten Garten in eine unwirkliche, magische Atmosphäre tauchte.
Leo rannte so schnell er konnte nach unten, vergas das Frühstück und stürmte barfuss auf den Rasen. Er blieb ehrfürchtig vor dem Baum stehen. Er war noch prächtiger als von seinem Fenster aus. Der Stamm war so dick, dass er ihn nicht einmal zur Hälfte hätte umarmen können. Als er näher trat, bemerkte er etwas Unglaubliches. Auf Augenhöhe, eingebettet in die leuchtende Rinde, war eine kleine, runde Tür, nicht grösser als die Klappe einer Katzenleiter. Sie hatte einen Griff aus gedrechseltem, golden schimmerndem Holz.