Lesbengeschichten einer Femme - Yuliya Sokalska - E-Book

Lesbengeschichten einer Femme E-Book

Yuliya Sokalska

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Beschreibung

"Was ist schon ein Leben ohne die Liebe und den Sex wert?" Diese Frage stellt sich eine junge Autorin zuerst, und auf der Suche nach einer passenden Antwort schreibt, gestaltet und illustriert sie das Buch "Lesbensgeschichten einer Femme". Dieses Buch ist zugleich eine Kunstgalerie und ein Schauplatz für Kurzgeschichten, worin umfangreiche Acrylmalereien der Schriftstellerin präsentiert werden.

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Seitenzahl: 91

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Lesbengeschichten einer FemmeYuliya Sokalska

Inhaltsverzeichnis

Anja

Die Hochzeit

Asexuell

Anja

Erzählung über Liebe und ihre Folge

Der Löwe befahl allen Tieren des Waldes, zwei Reihen zu bilden.

In eine Reihe kommen die Schönen, die andere Reihe bilden die Klugen. Das Äffchen springt von einer Reihe in die nächste.

„Na, Äffchen, was hast du?“, fragt der Löwe das Äffchen.

„Ach nichts, ich kann mich nicht entscheiden:

Ich bin klug und schön!“

Anekdote

„Liebes Tagebuch, mein Leben ist eine einzige Katastrophe…“, So fing ich täglich meinen Eintrag ins Tagebuch an. Das Schlimme an dem Ganzen war, dass diese Katastrophe nicht aufhören wollte und mein Lebensmut mich auch Tag für Tag mehr verließ. Ich fand mich nicht hübsch, und das war mein größtes Problem. Nicht dass ich eine kranke Frau wäre, die bildschön ist und sich für ein hässliches Mädchen hält. Über zwei Jahre lang blickte ich wegen meiner „Schönheit“ nicht in den Spiegel. Ich besaß ehrlich gesagt auch keinen Spiegel mehr. Warum sollte ich mir so was antun?! Was ich mir genau angetan hätte, weiß ich auch nicht mehr so genau. Manche Passanten auf der Straße bespotteten mich als „fettes Schwein“ oder nannten mich einfach „liebevoll“ die

„Dicke“. Ich bin nicht dick, es liegt einfach an meinen Knochen! Schon seit meiner Kindheit war ich für meinen schönen Körper einfach zu klein! Als ich mit zehn Jahren auf der Waage stand und genauso viel wog wie meine sechzehnjährige Schwester, machte meine Mutter sich zum ersten Mal Sorgen. Ich versuchte, Sport zu treiben, aber das fettige Essen danach machte mir einen Strich durch die Rechnung. Berliner, Cremetörtchen, fettiges Fleisch und Blutwurst – das waren meine wahren Freunde, die ich täglich sehen durfte. Chips mochte ich nicht, auch weil ich nicht zunehmen wollte. Mein Glaube an die Blut- und Bratwurst und dass man damit tatsächlich abnehmen könnte, formte meinen Astralkörper.

Mit zwölf Jahren wog ich genauso viel wie mein kleiner Bruder mit meiner großen Schwester zusammen... Dieses Gewicht kam auch vom zusätzlichen Stress in der Schule. Mein Äußeres mochte ich sehr, aber es schien so zu sein, dass keinem anderen mein Aussehen gut gefiel. Ich fand meine grünen Augen hübsch, mein Lächeln und meine hellen blonden Haare. Meine Haare waren tatsächlich nicht einfach blond, sondern weißblond. Mein Gesicht war viel hübscher als das meiner älteren Schwester, aber leider schaut selten jemand ins Gesicht eines Menschen. Ständige Kommentare meiner Klassenkameraden nervten mich sehr. Mein Leben war die Hölle auf Erden, und ich spreche gerade von einer Hölle ohne Unterbrechung, genauso wie Dante es in seinem großartigen Werk beschrieben hat. Meine Familie versuchte mich aus der Depression, deren Anzeichen sie sehr früh erkannten, herauszuziehen, aber leider erfolglos. Es war ein Kreis, der sich geschlossen hatte, wie in der Göttlichen Komödie. Da ich keine Freunde hatte, lernte ich fleißig für die Schule. Es lag in meinem Interesse, schneller die Schule abzuschließen, damit ich mit meinem Gewicht nicht zu sehr auffiel.

Mit sechzehn hatte ich mein Abitur. Ich war kein Genie, sondern musste es werden. Die spöttischen Mitschüler haben mich dazu getrieben. Ich musste besser und schneller sein als alle anderen. Mein Ziel war, nicht als eine hässliche Dicke abgestempelt zu werden, sondern als eine Dicke mit Hirn! Die ganze Welt konnte mich am A**** lecken, als ich mein Abschlusszeugnis in der Hand hatte. Ich fing an, auf Lehramt zu studieren. Selbstverständlich wollte ich nicht wieder an der Schule sein, aber es war eine gute Möglichkeit, etwas zu studieren, was mir Spaß machte. Chemie und Biologie waren seit Jahren meine Lieblingsfächer. Meine Eltern waren sehr froh darüber, dass ich im Vergleich zu meinen Geschwistern mit einem ausgezeichneten Abschluss glänzen konnte. Als ich noch klein war, wusste ich, dass ich sehr klug bin. Ich konnte schon mit drei Jahren sehr gut lesen und sogar im Kopf multiplizieren. In meiner Familie hat außer mir keiner das Abitur. Ich kam so zu sagen aus einer „Arbeiterfamilie“. Meine Mutter  hat meinen Vater mit achtzehn kennengelernt, als sie an der Kasse im Supermarkt stand und er die Post im Geschäft auslieferte. Nicht dass ich die Arbeit meiner Eltern unterschätzen würde, aber für mich käme so ein Job niemals in Frage. Dazu muss ich sagen, mein toller Körper passte auch hinter keine Kasse.

Mein Leben war eine Katastrophe, denn so klug ich war, genauso dick war ich leider auch ... Ich versuchte nicht, abzunehmen, nicht weil ich zu stolz dafür war, sondern weil ich mir vorstellte, wenn ich abgenommen hätte, würde ich dann keine Träume mehr haben und wer möchte schon ein Leben ohne Träume haben. Die Gedanken, die meine Figur mit sich gebracht hatten, beherrschten aber mein Leben, und mit der Gewichtsabnahme hätte mein ganzes Leben sich verändert. Auch, wenn es seltsam klingen mag, hatte ich Angst vor jeglicher Veränderung.

Dass ich auf Mädchen stehe, wusste ich schon als ein kleines Kind. Ich fand sie ganz toll, aber nicht als Freundinnen, sondern vielmehr als Liebesgeschöpfe. Ich wusste, dass ich auf Frauen stehe und sah mich eher in einer männlichen Rolle: Ich wollte Frauen beschützen und in ihrer Nähe sein. Doch mein Herz wurde mit fünf Jahren gebrochen. Als ich im Kindergarten war, verliebte ich mich in ein Mädchen namens Anja. Sie hatte goldene Locken, helle Augen und war einfach unglaublich witzig. Eine seltene Kombination aus Schönheit und Charme, die mich in meinen jungen Jahren sofort faszinierte. Anja hatte irgendwann einen süßen Rock angezogen mit kleinen roten Blümchen. Sie war so fasziniert von den Blumen auf dem Rock, dass sie diese jedem zeigen wollte. Sie zeigte den Rock einem Jungen aus unserer Kindergartengruppe, sie lachten. Ich wurde plötzlich extrem eifersüchtig, so sehr, dass ich den Jungen mit der Faust auf die Stirn schlug. Der Junge fiel auf den Boden und weinte. Anja schaute mich ganz böse an, zog ihren Rock zurecht. Sie fragte: „Was willst du?“

Ich wurde rot und bekam irgendwie kein Wort heraus. Ich blickte zur Seite, während meine große Liebe weiter verbittert sprach:

„Warum hast du ihn geschlagen? Ich wollte mit ihm spielen.“ Sie schaute mich ganz böse an, gab die Hand dem Jungen, der immer noch auf dem Boden lag, er stand auf und sie gingen weg.

„Es tut mir leid...“, sagte ich ganz leise, „Aber ich liebe dich...“

Sie bekam nichts mit. Ich weinte die ganze Nacht durch. Seit diesem Tag wusste ich, dass ich Anja mehr als eine Freundin liebe.

Nach Jahren hat der Name Anja mich immer noch fasziniert. Ich träumte nächtelang davon, dass sich Anja in ein paar Jahre sich in mich verliebt, wir würden ein schönes Haus mit einem kleinen Vorgarten kaufen und glücklich sein. Anja würde für mich kochen und ich würde als ihre Frau ein wunderschönes Foto von ihr bei der Arbeit zeigen. Ich hatte Anja seit meiner Kindergartenzeit nicht mehr gesehen, und sich zu sehen, wäre vielleicht eine gute Voraussetzung, um mit ihr eine Familie aufbauen zu können. Obwohl, bei manchen klappt es auch mit den Frauen aus dem Katalog. An der Uni war ich die Jüngste. Ich ging selten zu den Vorlesungen, sondern lernte sehr viel zu Hause. Das kleine Apartment an der Uni, konnte ich mit meinem Stipendium finanzieren, genauso wie die Bücher für mein Studium und das Essen. Meine Noten waren brillant, deswegen durfte ich mein Stipendium mehrere Jahre behalten. Mit achtzehn dachte ich zum ersten Mal nach, dass ich wahrscheinlich für den ersten Sex auch aus dem Geld meines Stipendiums zahlen müsste. Ich war schon immer sehr sparsam. Deswegen hatte ich vielleicht bis dahin noch keinen Sex gehabt, weil ich zu geizig war. Wahrscheinlich klingt es lächerlich, aber an einem Tag stand ich tatsächlich vor einer Escort-Agentur mit dreihundert Euro in der Hand. Es hätte wohl nur für einen Kuss gereicht, doch ich hatte nicht einmal den Mut, hineinzugehen

Monate später besuchte ich eine Bar mit einer Regenbogenflagge. Die Werbung dafür sah ich zufällig an der Uni: „Lesben treffen Lesben!“ stand in Großbuchstaben auf dem bunten Flyer mit den grellen Regenbogenfarben. Es passte zu mir – der Flyer war unattraktive, und ich fühlte mich genauso.

Als ich die Bar betrat, fiel mein Blick auf eine junge Frau mit kurzen Haaren, die mir freundlich zulächelte. Sie trug ein knappes, fast durchsichtiges Oberteil, unter dem sich ihre straffen, kleinen Brüste abzeichneten. Irgendetwas an ihrem Anblick faszinierte mich, obwohl ich sie auf eine merkwürdige Weise wahrnahm.

„Hey! Möchtest du zum Frauentreffen?“, fragte sie mich mit einem süßen Lächeln.

„Ja... glaube ich...“, antwortete ich nachdenklich und klammerte mich fest an meinen Rucksack, der an meiner rechten Schulter hing.

„Du bist heute die Erste! Wie heißt du?“, fragte die Barfrau gut gelaunt.

„Inga, und du?“, fragte ich zurück.

„Nadine, schön, dass du da bist,“ sagte sie – „such dir schon mal den besten Platz aus!“

Ich blickte mich um, und die Bar war genauso leer wie in meinem Magen (an diesem Tag aß ich gar nichts, damit ich ein wenig dünner ausschaute). Ich setzte mich aufs Sofa und bestellte einen Kaffee ohne Zucker. Nadine setzte sich zu mir und versuchte mit mir ein Gespräch anzufangen. Sie fragte, was ich so mache und wie ich auf dieses Treffen aufmerksam geworden sei und dann plötzlich öffnete sich die Eingangstür und ein Mädel mit einer Flasche Bier kam rein. Nadine blickte zur Tür und stand sofort auf. Sie ging auf die junge Frau zu und umarmte sie mit den Worten: „Schön, dass du doch gekommen bist!“

Das Mädel setzte ihre Brille ab und nahm den letzten Schluck aus der Bierflasche, die sie dabei hatte. Die Barfrau nahm ihr die Bierflasche ab und zog sie zu meinem Tisch.

„Inga, das ist meine gute Freundin – Rita!“, stellte Nadine mir die angetrunkene Frau vor.

Rita war Mitte zwanzig, sehr schlank und androgyn. Obwohl ihr Gesicht mit strahlend blauen Augen, einer kleinen, geraden Nase und vollen Lippen hübsch war, wirkte sie auf mich zu maskulin. Ich hatte zwar nie eine Freundin gehabt, aber wenn, dann hätte ich mir eher eine weiblichere Frau gewünscht. Trotzdem war Rita gut gelaunt, vielleicht, weil sie schon einiges getrunken hatte – oder wegen mir.

Sie setzte sich direkt neben mich und schaute mir tief in die Augen. Ich schaute kurz weg und hörte sie sagen: „Du bist so... hübsch!“, ohne die Augen von mir abzuwenden musterte sie mein Gesicht. Diese Rita hat doch eindeutig ein Alkoholproblem!, dachte ich, Doch anstatt das zu sagen, antwortete ich leise: „Danke.“ Es war kein selbstbewusstes „Danke“, eher schüchtern, aber freundlich. Ich hatte einmal in einer Studie gelesen, dass viele Frauen Komplimente falsch annehmen. Manche sagen arrogant „Ich weiß“, andere werden unsicher und lehnen das Kompliment ab. Aber am schlimmsten sei es, sich selbst schlecht zu machen.

„Warum habe ich dich noch nie hier gesehen?“, fragte Rita mit einem durchdringenden Blick. „Ich bin zum ersten Mal hier!“, antwortete ich, ohne ihr in die Augen zu sehen.

Es vergingen weitere Minuten und die Bar fing an sich langsam zu füllen. Viele Singles-Frauen kamen herein, doch Rita flirtete mit mir. Das war nicht, wie ich mir den Abend vorgestellt hatte, und so blieb mir keine Gelegenheit, andere Frauen kennenzulernen.