Liebe, Wein und heiße Küsse - Eileen Wilks - E-Book

Liebe, Wein und heiße Küsse E-Book

Eileen Wilks

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Beschreibung

Kein Tag ist vergangen, an dem Cole nicht an seine große Liebe denken musste. Und dann kehrt Dixie zurück und erneut flammt Verlangen zwischen ihnen auf. Doch wird sich Coles größter Traum, eine gemeinsame Zukunft mit Dixie, diesmal erfüllen?

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Seitenzahl: 189

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IMPRESSUM

Liebe, Wein und heiße Küsse erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Ralf MarkmeierLeitung:Miran Bilic (v. i. S. d. P.)Produktion:Jennifer GalkaGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2005 by Eileen Wilks Originaltitel: „Entangled“ erschienen bei: Silhouette Books, Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe COLLECTION BACCARABand 260 - 2008 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg Übersetzung: Brigitte Marliani-Hörnlein

Umschlagsmotive: Harlequin Books S.A.

Veröffentlicht im ePub Format in 06/2019 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733747053

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

Alles über Roman-Neuheiten, Spar-Aktionen, Lesetipps und Gutscheine erhalten Sie in unserem CORA-Shop www.cora.de

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PROLOG

Niemand erwartete eine voll besetzte Kirche. Um halb zwölf an einem regnerischen Mittwochmittag waren die meisten Einwohner von Crawley, Nebraska, bei der Arbeit. Doch die Postfrau war gekommen, und auch das Apothekerehepaar und der Banker mit seiner Frau saßen auf ihren gewohnten Plätzen. Viele Farmerfamilien waren vertreten, da die Familien der Braut und des Bräutigams Farmer waren.

Und natürlich hatten auch die Mortimer-Zwillinge in der gewohnten Kirchenbank Platz genommen – sechste Reihe von vorn im Hauptschiff. Flora und Dora hatten seit fünfundfünfzig Jahren keine Hochzeit in dieser Kirche verpasst. Ein bisschen Regen konnte ihre Begeisterung nicht dämpfen.

„Sieht der junge Spencer nicht edel aus?“, flüsterte Flora.

Ihre Schwester schnaubte verächtlich. „Edel ist, wer edel handelt. Du kannst mir nicht erzählen, dass dieser Kerl dort auf seine Braut warten würde, wenn sie nicht …“

Die Postfrau drehte sich um und warf ihnen einen tadelnden Blick zu.

„Sieh mich nicht so an, Emmaline Bradley“, sagte Dora. „Francis spielt noch ‚Rock of Ages‘. Und solange dieses Lied gespielt wird, können wir auch reden.“

Flora zupfte Dora am Ärmel. „Sieh nur. Spencers Vater nimmt Platz“, flüsterte sie. „Er scheint nicht besonders glücklich über die Hochzeit zu sein.“

Dora rümpfte die Nase. „Frederick Ashton war nicht mehr glücklich, seit er abgestillt wurde. Der Mann ist schrecklich launisch. Ich weiß nicht, was Pastor Brown sich dabei gedacht hat, ihn zum Diakon zu machen.“

Lucy Johnson, die auf der anderen Seite von Flora saß, beugte sich näher. „Zumindest hat Frederick dafür gesorgt, dass sein Sohn die arme Sally heiratet.“

Flora nickte zustimmend. „Arme Sally. Ich kann verstehen, dass sie der Versuchung erlegen ist. Dieser junge Ashton ist so … so …“

„Attraktiv“, warf Dora ein. „Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass Frederick Sally damit einen Gefallen getan hat.“

„Oh, Spencer ist einfach jung“, sagte Lucy. „Er führt vielleicht ein etwas wildes Leben, aber das hat mein Charlie auch getan, bevor wir geheiratet haben. Und jetzt sind wir schon zweiundvierzig Jahre zusammen.“

Emmaline Bradley drehte sich erneut um. „Pst!“

Flora errötete, Lucy kniff die Lippen zusammen, und Dora bemerkte den Rüffel gar nicht. Mit gerunzelter Stirn blickte sie zu Frederick Ashton, der drei Reihen vor ihnen saß. Es hieß, der Mann habe seine Söhne sehr streng erzogen. Er war groß, korpulent und dominant – der Typ Mann, der gern sagte: „Wer an der Rute spart, verzieht das Kind.“ Dora war sicher, dass weder Spencer noch sein Bruder David verzogen worden waren.

Francis spielte die ersten Takte von Wagners Hochzeitsmarsch. Treulich geführt …

Am Eingang der Kirche presste Sally Barnett die Hand auf ihren leicht gewölbten Bauch. Das Hochzeitskleid aus Seide fühlte sich kühl auf der Haut an.

„Hast du Schmetterlinge im Bauch, Schatz?“, fragte ihr Vater.

Eher Übelkeit. Aber Daddy wirkte so besorgt … sicher hatte Mom recht. Spencer würde ein ruhigeres Leben führen, wenn das Baby erst einmal da war. Sie lächelte. „Ich bin nervös“, flüsterte sie.

Er tätschelte ihre Hand. „Das ist normal. Es geht los, Schatz.“

Zusammen traten sie vor und schritten im Takt der Musik langsam durch den Mittelgang zu Spencer, der vor dem Altar wartete. Sallys Kleid raschelte, und ihr Herz pochte heftig. Sie hielt den Brautstrauß fest umklammert. Ein Wunder, dass sie ihn nicht zerdrückte.

Spencer sah in seinem Smoking wundervoll aus. Wen interessierte es, dass das Kleidungsstück nur geliehen war? Immer wieder hatte Sally ihm versichert, dass es egal war … bloß ihm war es nicht egal. Er war scharf auf Besitz, auf die äußeren Zeichen des Erfolgs. Sie verstand, warum er dieser fixen Idee folgte. Sein Leben lang hatte er seine Mutter jammern hören, dass sie so wenig Geld hatten, und wie viel besser es ihnen ginge, wenn sein Vater die Farm schon vor Jahren verkauft hätte. So war er in dem Glauben aufgewachsen, Glück sei von Dingen abhängig und nicht von Menschen.

Ich werde ihm zeigen, dass es nicht so ist, schwor sie sich, als ihr Vater sie ihrem Bräutigam gab und zurücktrat. Sie würde ihm eine gute Frau sein und dafür sorgen, dass er diesen Tag niemals bereute.

Ihr Herz machte einen Satz, als Spencer ihre Hand ergriff, wie immer, wenn er sie berührte. Er liebte sie nicht. Jedenfalls nicht so tief, wie sie ihn liebte. Aber sie würde geduldig sein. Sie würde ihn lehren, sie zu lieben.

Sie vergaß ihre Übelkeit und lauschte strahlend den Worten des Priesters. Ihr attraktiver Bräutigam stand groß und aufrecht neben ihr.

Spencer sah Sally an. Wie albern sie lächelt, dachte er. Glaubt, ich sei ihr in die Falle gegangen. Die blöde Kuh war heulend zu ihrem Vater gerannt, als sie herausfand, dass sie schwanger war, und der wiederum war zu seinem alten Herrn gegangen … Kalter Schweiß lief Spencer den Rücken hinunter.

„Wollen Sie, Spencer Winston Ashton, diese Frau zu Ihrer rechtmäßig angetrauten Frau nehmen?“, fragte der Priester. „Sie lieben und ehren …“

Frederick Ashton war der einzige Mensch auf der Welt, den Spencer fürchtete. Und egal, wie viele Lippenbekenntnisse Frederick auf die Bibel abgab, sein wahrer Gott war seine Stellung in der Gemeinde. Und er hatte klar zu verstehen gegeben, dass er nicht zulassen würde, dass Spencer einen Schatten darauf warf.

„… in guten und in schlechten Tagen …“

Okay, dachte er, Sally hat gewonnen. Aber sie wird den Sieg nicht lange genießen können. Er war zu größeren Dingen bestimmt. Er hatte es immer gewusst.

„… bis der Tod euch scheidet?“

„Ja“, sagte Spencer feierlich. Irgendwie, irgendwann würde er einen Weg finden, aus dieser trostlosen Stadt zu verschwinden, hinaus in die weite Welt, die auf ihn wartete.

1. KAPITEL

Napa Valley, Kalifornien. Vierunddreißig Jahre später.

Dixie verließ den Highway. Ihre Nervosität wuchs mit jeder Minute, die sie ihrem Ziel näher kam. Aus dem Radio dröhnte „Cowboys from Hell“ von der Metal-Band Pantera.

Am meisten habe ich das Licht vermisst, dachte sie, als sie ihren Toyota auf die schmale Landstraße lenkte. In New York waren die Jahreszeiten klar voneinander abgegrenzt. Sie hatte ihre Freude daran gehabt, wie der Winter mit einem Schlag den Herbst vertrieb. In Kalifornien war das anders. Hier gingen die Jahreszeiten sanft ineinander über. Wie bei pastellfarbenen Wasserfarben, die ineinander verliefen, nicht schwarz-weiß wie bei Kohlezeichnungen.

Aber das Licht … das Januarlicht im Valley hatte nicht die Energie, die Lebenskraft wie das Licht im Sommer, und doch tauchte es Baumstämme und Häuser, Straßen und die Erde in weiche Farben.

Sie freute sich darauf, dieses Licht zu malen. Und nur deshalb bin ich hier, rief sie sich in Erinnerung. Sie hatte einen Auftrag zu erledigen. Wenn sie dabei noch einige böse Geister vertreiben konnte, dann war es schön und gut. Diese dummen Spukgestalten verfolgten sie, seit sie nach Kalifornien zurückgekehrt war. Es war an der Zeit, sich ihnen zu stellen. Das Leben ging weiter.

Der Bogen über dem Eingang war hoch und weit, ein elegantes schmiedeeisernes Kunstwerk mit Nachbildungen der nach dem Eigentümer benannten Weinreben.

Sie war da. Dixie holte tief Luft und bog in die Auffahrt ein, die zu dem Weingut The Vines führte.

Das Haus lag direkt vor ihr. Sie hielt sich links und steuerte die Weinkellerei an. Das große zweigeschossige Gebäude mit einem Dach, das aussah wie der Hut eines chinesischen Bauern, beherbergte außerdem die Büros und die Verkaufs- und Verkostungsräume. Sie fuhr auf den Parkplatz, stellte den Motor aus und blieb einen Moment sitzen, um die Veränderungen in sich aufzunehmen … und die Dinge, die gleich geblieben waren.

Dann nahm sie ihren Hut und ihre Tasche, sah nach Hulk und öffnete die Wagentür.

Die Luft roch nach Erde und Trauben. Diese Düfte weckten alte Erinnerungen in ihr.

Keine traurigen Erinnerungen. Laute, fröhliche, manchmal ärgerliche, aber keine traurigen. Deshalb war es auch so schwierig. Sie holte tief Luft und schritt voran.

„Dixie!“ Eine schlanke junge Frau in einem cremefarbenen Anzug trat auf die Veranda. Sie eilte die Treppe hinunter. Ihre Haare waren zweifelsohne zu Beginn des Tages zu einem eleganten Knoten im Nacken gesteckt worden. Doch im Laufe des Vormittags hatten sich die ersten Strähnen selbstständig gemacht. „Du kommst spät. Hattest du viel Verkehr? Was hast du vergessen? Wo ist deine Katze?“

Lachend umarmte Dixie ihre Freundin. „Der Verkehr war schrecklich, und was ich vergessen habe, weiß ich erst, wenn ich etwas nicht finde. Hulk schläft hinten im Wagen in seiner Box. Mensch, und du siehst klasse aus!“ Dixie trat einen Schritt zurück und betrachtete Mercedes von oben bis unten. „Schlank wie eh und je – die New Yorker wären begeistert – und dann deine Haare! Ich liebe diese wuscheligen Strähnen. Dein Outfit ist allerdings etwas langweilig.“

„Nicht jeder kann sich wie eine Künstlerin kleiden.“ Mercedes schüttelte den Kopf. „Ich käme überhaupt nicht auf die Idee, so etwas wie du anzuziehen.“

„Gefällt es dir? Ich nenne es Strand-Look.“ Dixie hatte sich heute Morgen mindestens fünfmal umgezogen und sich schließlich für eine gelbe Caprihose und ein passendes Top entschieden. Dazu trug sie ein buntes Hawaiihemd statt einer Jacke. Stil der Fünfzigerjahre, obwohl die überdimensionierte Sonnenbrille und der Strohhut besser in die Sechziger passten. Aber Dixie nahm das nicht so genau.

Mercedes lachte und ging auf das Haus zu. „Dir steht dieser Retrostil. Du siehst total schick aus.“

„Für dich ist das die falsche Ära“, sagte Dixie und lief neben Mercedes her. „Mein Körper passt zu den Vierziger- oder Fünfzigerjahren. Zu dir würde die avantgardistische Mode der Zwanzigerjahre passen. Du könntest der ‚Flapper-Generation‘ angehören. Die moderne junge Frau von damals, die einen neuen Modestil entwickelt hat.“

„Ganz bestimmt nicht.“

„Doch, du trägst ein Button-Down-Hemd zu diesem Anzug, Merry. Du brauchst Beratung.“

Mercedes hielt die Hand hoch. Halb lachend, halb alarmiert. „Oh nein, kommt überhaupt nicht infrage. Du wirst mich nicht beraten. Danach steht mir im Moment nicht der Sinn.“

„Hmm.“ Dixie trat auf die Veranda und schaute sich um. Vor elf Jahren war dies ein kleineres, weniger stilvolles Gebäude gewesen. „Hier hat jemand verdammt gute Arbeit geleistet. Der Anbau ist perfekt integriert. Und jetzt möchte ich deinen Bereich sehen.“

„Wenn du den Verkaufs- und Verkostungsraum meinst, dann hier entlang. Wir planen eine Neugestaltung. Es war Jillians Idee.“

Dixie legte den Kopf zur Seite, als sie eintrat. Seltsamerweise war Mercedes angespannt. Dabei hätte sie eigentlich nervös sein müssen. „Das gefällt mir außerordentlich gut.“ Sie nahm den Hut ab und schob die Brille auf den Kopf. Interessiert blickte sie sich um.

Viel Holz, dezente Beleuchtung, eine wundervolle Aussicht … ansprechend, ja, aber dem Raum fehlte ein charakteristisches Profil. Er war weder rustikal noch modern. „Wie habt ihr euch die Neugestaltung vorgestellt?“

„Noch ist nichts entschieden, aber wir wollen uns dem Stil unserer Werbekampagne anpassen.“ Die Anspannung in Mercedes ließ nicht nach. „Die Büros sind oben. Eli ist draußen in den Weinbergen, deshalb bringe ich dich zu Cole.“ Sie steuerte auf die Tür am anderen Ende des Raumes zu.

Dixie rührte sich nicht.

„Dixie?“ Mercedes blieb in der offenen Tür stehen und blickte stirnrunzelnd über die Schulter. „Kommst du?“

„Erst sagst du mir, warum du so nervös bist.“

„Ich weiß nicht, was du meinst.“

„Du bist plötzlich so höflich“, beobachtete Dixie. „Das ist immer ein schlechtes Zeichen. Was ist los? Ist Cole sauer, weil du mich engagiert hast, die Illustrationen zu machen?“ Als sie Mercedes’ schuldbewussten Gesichtsausdruck sah, rief sie aus: „Er weiß es doch, oder? Mercedes?“

„Nicht … direkt.“

Dixie schloss die Augen. Das durfte doch nicht wahr sein! „Werde ich gefeuert, bevor ich überhaupt angefangen habe?“

„Das kann er nicht machen“, versicherte Mercedes ihr. „Wir haben schließlich einen Vertrag. Er und Eli haben mir die Befugnis gegeben, dich zu engagieren. Okay, sie wussten nicht, dass du es bist, aber ich habe ihnen gesagt, wo deine Arbeiten überall erschienen sind, und das hat gereicht, dass sie dich unbedingt haben wollten.“

„Ganz schön riskant“, murmelte Dixie und öffnete die Augen. „Was hast du dir dabei gedacht?“

„Dass Louret Winery dich für die neue Kampagne braucht. Du bist die Beste.“

„Dem widerspreche ich nicht“, sagte Dixie. Sie gehörte nicht zu den Menschen, die ihr Licht unter den Scheffel stellten. „Aber das erklärt nicht dein Schweigen.“

„Hast du eine Ahnung, wie es ist, die beiden älteren Brüder als Chefs zu haben?“, fragte Mercedes. „Ich wollte keine Zeit mit Diskussionen mit Cole verschwenden. Komm schon, Dixie. Ich weiß, dass es eine blöde Situation ist, aber dich haut doch so schnell nichts um, oder?“

Nein, das nicht, aber sie hatte Angst. „Ich bin auf Coles Gesicht gespannt, wenn ich in sein Büro komme.“

Mercedes lachte erleichtert. „Darauf freue ich mich auch schon. Und dann tauche ich unter.“

„Na, klasse. Du kannst einem wirklich Mut machen.“

Hinter dem Verkostungsraum befanden sich ein Flur mit mehreren Türen, die zur eigentlichen Kellerei führten, und eine Treppe hinauf zu den Büros. Nicht gerade luxuriös, dachte Dixie, als sie hinter Mercedes die Stufen hinaufstieg, aber auch nicht nur funktionell. Es schien, als florierte das Weingut.

Elf Jahre waren schon eine lange Zeit. Wovor hatte sie eigentlich Angst?

Dass er sie hasste.

Sie legte eine Hand auf ihren Bauch. Cole war ein temperamentvoller Mann. Entweder heiß oder kalt, lauwarm gab es bei ihm nicht … obwohl die meisten Menschen das nicht erkannten. Sie wurden von seinem bestechenden Äußeren getäuscht.

Cole ist wirklich ein verdammt attraktiver Mann, dachte sie.

Zumindest war er es damals gewesen. Vielleicht war er inzwischen dick geworden. Mercedes hatte nichts gesagt, aber Dixie hatte sie auch nicht gerade ermuntert, über ihren Bruder zu sprechen. „He, Merry“, sagte sie, als sie die oberste Stufe erreichten. „Hat dein Bruder zugenommen?“

Mercedes sah sie verwirrt an. „Eigentlich nicht. Warum?“

„Ach, schon gut.“ Wie auch immer die Sache ausging, eines würde sie trösten: Cole hätte sie nicht vergessen. Sie griff in ihre Tasche. „Sobald du dich aus dem Staub gemacht hast, kannst du Hulk aus dem Wagen holen und in mein Zimmer bringen.“

Mercedes nahm die Schlüssel. Sie lächelte und umarmte Dixie impulsiv. „Ich freue mich, dass du wieder nach Kalifornien gezogen bist. Zwar ist der Anlass nicht schön, aber ich bin glücklich, dass du wieder in der Nähe bist.“

„Ich auch. So, und jetzt auf in die Höhle des Löwen.“

„Er wird dich schon nicht fressen.“ Mercedes öffnete die Tür. „Cole, unsere Künstlerin ist da. Da Shannon krank ist, muss ich sofort zurück in den Verkaufsraum. Ich dachte, du könntest sie herumführen.“

„Gern“, sagte er mit seiner sanften Baritonstimme. „Sobald ich …“ Er verstummte, als Dixie hinter Mercedes hervortrat.

Er hat sich nicht verändert, war ihr erster Gedanke. Nein – falsch.

Cole war immer noch schlank. Seine braunen Haare waren kurz geschnitten, um die Locken zu bändigen. Er hatte anliegende kleine Ohren, eine große Nase und markante Augenbrauen. Doch das Gesicht, das vor elf Jahren fast zu attraktiv gewesen war, hatte kleine Fältchen bekommen. Der erste Lack war ab.

Und die Art, wie er mit offenem Mund dastand. Das war völlig neu. Es gefiel ihr.

Dixie lächelte und bemerkte kaum, dass sich die Tür hinter Mercedes schloss. „Hallo, Cole.“

Cole setzte ein professionelles Lächeln auf. „Willkommen auf The Vines. Wie ich schon sagte, führe ich dich gern herum … sobald ich meine kleine Schwester umgebracht habe.“

Dixie lachte auf. „Und ich habe schon gedacht, du würdest kalt und geschäftsmäßig darüber hinweggehen.“

„Nein, ich weiß doch, was du von geschäftsmäßigem Benehmen hältst. Ich werde versuchen, es zu vermeiden.“ Er betrachtete sie abschätzend von oben bis unten, fast schon beleidigend. „Es lag schon immer in deiner Natur, zu spät zu kommen, aber elf Jahre sind ein bisschen übertrieben. Selbst für dich.“

Sie schüttelte den Kopf. „Du wirst mich nicht durcheinanderbringen.“

„Ich kann es zumindest versuchen.“

Zeit, das Thema zu ändern, entschied sie und blickte sich im Büro um, das penibel aufgeräumt war, bis auf den großen dunklen Schreibtisch. Ein gefleckter Hundekopf lugte um die Ecke dieses Schreibtisches und sah Dixie aus braunen Augen hoffnungsvoll an. „Oh!“ Sie bückte sich lächelnd. „Wer ist das?“

„Tilly. Sie lässt sich nicht von dir streicheln.“

„Nein?“ Sie streckte die Hand aus, damit der Hund daran schnüffeln konnte – und das Tier verzog sich wieder hinter dem Schreibtisch. „Sie ist ängstlich, oder?“

„Ja. Außerdem neurotisch und nicht besonders helle“, sagte er und kraulte das Tier, das Dixie nicht mehr sehen konnte. „Tilly hat Angst vor Stürmen, anderen Hunden, Vögeln, unbekannten Menschen, lauten Stimmen und so weiter.“

Dixie ging um den Schreibtisch herum, damit sie den Hund sehen konnte. „Ist sie ein Dalmatiner-Mischling?“

„Ein bisschen Dalmatiner, ein bisschen Windhund, meint der Tierarzt, und vielleicht hat sie noch Straßenköterblut. Ich habe sie vor einem Jahr am Rand des Highways gefunden.“

„Wie hast du es geschafft, sie mitzunehmen, wenn sie vor jedem Angst hat?“

Amüsiert lächelnd blickte er auf Tilly hinunter. „Sie schien auf mich gewartet zu haben. Ich habe angehalten, die Tür geöffnet, und sie ist in den Wagen gesprungen.“

Dixie schüttelte den Kopf. „Sie ist tatsächlich weiblich.“

„Aber eigentlich nicht mein Typ.“ Sein schiefes Lächeln hatte sich nicht geändert – der eine Mundwinkel heruntergezogen, der andere nach oben, als wollte Cole sich nicht festlegen. „Okay, Tilly, das reicht. Platz.“ Erstaunlicherweise legte der Hund sich hin. „Willst du dich nicht setzen?“

Dixie setzte sich auf den Stuhl vor dem unordentlichen Schreibtisch.

So weit, so gut. Das Ziehen in der Magengegend hängt mit der Vergangenheit zusammen, redete sie sich ein, eine Reaktion auf unvergessene Leidenschaft. Es hatte nichts mit dem Mann zu tun, dem sie jetzt gegenübersaß. „Du hast auf Louret Wines wahre Wunder vollbracht.“

„Für die Wunder ist Eli zuständig. Mein Ressort sind die Finanzen. Wie ist es dir in den letzten Jahren ergangen? Du siehst blendend aus.“

„In meinem Leben gab es die üblichen Höhen und Tiefen. Und bei dir?“

„Viel Arbeit. Du hast dir einen guten Namen gemacht. Gratuliere.“

Sie lachte. „Ehrlich gesagt hatte ich mir das Wiedersehen mit dir ganz anders vorgestellt. Du kannst dir nicht vorstellen, wie ich mir dieses Treffen ausgemalt habe! Und jetzt tauschen wir nach ein paar schnellen Spitzen höfliche Komplimente aus.“

Er zog eine Augenbraue hoch. „Du bist enttäuscht.“

„Nein. Ja, vielleicht ein bisschen.“ Sie verdrehte die Augen. „Ich möchte von dir nicht so kühl behandelt werden, wie du normalerweise die Menschen abfertigst, die du nicht magst. Du kannst kälter sein als ein eisiger Nordwind.“

Etwas blitzte in seinen Augen auf, doch sein Lächeln war ungezwungen. „Inzwischen habe ich mich zu einem warmherzigen, liebenswerten Mann entwickelt. Ich bin gereift.“

Sie musste lächeln. „Das glaube ich erst, wenn ich es sehe.“

„Warum nicht? Du wirst ja einige Tage hier sein.“

„Ja, und meine Nase in alles stecken. Das ist meine Art zu arbeiten.“

„Hmm.“ Er lehnte sich zurück. „Du bist mit Maxwell und Rockwell verglichen worden – zwar ein anderer Stil, aber genauso anerkannt. Ich frage mich, wie wir uns eine so bedeutende Künstlerin leisten können.“

Er hatte ihre Karriere verfolgt. Damit hatte Dixie nicht gerechnet. „Hast du den Vertrag nicht gelesen?“, fragte sie erstaunt.

„Aus irgendeinem Grund wollte Mercedes alles selbst machen“, erwiderte er trocken.

„Nun, ihr kauft die Reproduktionsrechte für meine Bilder, aber nicht die Bilder selbst. Sie würden euch wesentlich mehr kosten.“ Sie hatte vor, Mercedes eins aus Freundschaft zu schenken, aber nicht zu verkaufen.

„Du machst es also für Mercedes nicht umsonst?“

Sie zuckte mit den Schultern. „Nein.“

Schließlich stand er auf. „Soll ich dich jetzt herumführen?“

„Gern.“

Cole stieg hinter Dixie die Treppe hinab. Sein Blick fiel von oben auf ihren Kopf. Ihre Haare hatten ihn schon immer fasziniert. Schmutziges Blond, hatte sie es genannt. Oder straßenköterblond. Sandfarben, fand er. In vielen verschiedenen Schattierungen fiel es fein und glatt hinunter, wie Sand, der aus einer geöffneten Hand rieselte.

„Mercedes hat dir sicherlich schon einen allgemeinen Überblick über das gegeben, was wir suchen“, sagte er, als sie den kleinen Flur am Ende der Treppe erreichten. „Wir planen eine Serie von kunstvoll gestalteten Anzeigen in einigen gehobenen Magazinen, keine Hightech-Anzeigen oder Massenproduktion. Sie sollen das zeigen, was die Qualität unseres Weines ausmacht: traditionelle, handwerkliche Herstellung.

„Ja, das hat sie mir gesagt. Sie hat auch angedeutet, dass du es ihr bei einigen Aspekten des Konzepts nicht leicht gemacht hast.“

„Aber du siehst ja, wer gewonnen hat. Du bist hier, obwohl wir Winter haben – nicht gerade die beste Zeit für Bilder vom Weingut.“

„Aber ich male nicht das Weingut, sondern die Menschen.“

„Das hat sie erwähnt, aber ich weiß nicht, wie wir mit einem Bild von Eli, der die Trauben liebkost, Wein verkaufen können.“

„Mercedes hat außerdem gesagt, dass du ihr nicht zuhörst.“ Dixie schüttelte den Kopf. Ihre Haare schwangen bei der Bewegung leicht hin und her. „Es gibt Tausende von guten Weinen. Eurer ist möglicherweise sogar der Beste, aber wie zeigst du das in einem Bild?“

„Wein, Trauben, die Reben selbst – das alles sind starke Bilder. Ein guter Künstler könnte sie unvergesslich machen.“

Sie hob die Augenbrauen. „Ich könnte dir ein Bild von Trauben malen, das einem Abstinenzler die Tränen in die Augen treibt, weil er das verpasst. Aber fast jeder Mensch hat schon wunderschöne Bilder von Trauben gesehen. Ein weiteres, egal, wie gut es gemacht ist, würde nicht unbedingt zeigen, was an Louret so einzigartig ist. Die Anzeigen sollten nicht für Wein begeistern, sondern für das Weingut Louret.“

„Ich kenne mich im Marketing aus“, sagte er trocken. „Aber warum Bilder von Menschen?“ Er hatte Mercedes’ Gründe gehört – und sie waren gut, ansonsten wäre er auf die Idee nicht eingegangen. Jetzt wollte er Dixies Version hören.

„Bei einem kleinen Weingut geht es um die Menschen. Du hast dich mit einem Pinot Noir und Merlot etabliert. Dein Cabernet Sauvignon gewinnt regelmäßig Preise. Diese Rotweine entstehen aus deinen Trauben, sie wachsen auf deinem